Hallo zusammen,
ich freue mich, dieses Forum mit den vielen hilfreichen Beiträgen gefunden zu haben! Mein Partner ist seit 6 Jahren spielsüchtig. Wir sind beide Anfang 30 und seit 4 Jahren zusammen, kennen uns aber schon länger. Ich liebe ihn abgöttisch!!! Will keinen anderen Mann, oder ihn aufgeben! Wir sind schon in einem Fortgeschrittenen Stadium. Er hatte die Idee sich in eine Klinik einweisen zu lassen. Sein Vater mit dem ich in Kontakt stehe, hat ihn zu jedem Termin begleitet. Die Genehmigung mit den ganzen Formalitäten ist schon sehr weit fortgeschritten. Ich habe mich von allem persönlich überzeugt und alles schwarz auf weiß gesehen. Montag wissen wir wann er in die Klinik kann.
Ich habe mich über die Krankheit und die Begleiterscheinungen z.B. dieses SCHRECKLICHE Lügen, was mir am allermeisten in der Seele weh tut und mein Herz bluten lässt, mich etliche Kraft, Energie und etliche Tränen gekostet hat, sehr gut informiert. Ich hoffe nun auf eine Art Handlungsempfehlung, soll ich mich nun in der ganzen Zeit bis zum Klinikaufenthalt und während dessen distanzieren, damit er merkt was er verloren hat und mal richtig auf die Fr.... fliegt. Oder kann ich normalen Kontakt halten. Was wäre denn förderlicher?
Ich weiß klipp und klar, er muss es von SICH aus wollen, das ist mir bewusst. Wenn er nicht diese tiefe Einsicht hat bringt es eh nichts. Aber ich möchte gerne wissen, wie ich vielleicht positiv dazu beitragen kann.
Ich beschreibe zunächst mal die Situation, damit ihr einen Überblick bekommt
Er ist extrem charmant, eloquent, intelligent, wortgewandt und so unheimlich lustig. Er kann mich immer auf andere/gute Gedanken bringen, sodass ich alles negative aus meinem Leben ausblenden kann. Er gibt mir so unheimlich viel als Mensch, trotz allem. Er ist ohne das so ein guter fürsorglicher und liebevoller Partner. Ich schätze ihn sehr und bewundere ihn dennoch als Mensch. Seit Jahren nehme ich Antidepressiva, war aber erfolgreich bei Therapeuten. Ich bin für mich als Mensch sehr stark geworden, was mir Vertrauen und Selbstwertgefühl gibt. Manchmal kommt aber meine emotionale Abhängigkeit sehr stark durch! Ich bin aber sehr selbstreflektiert und weiß genau, dies ist falsch! Ich arbeite stets an mir selbst und es ist jeden Tag aufs neue ein Kampf mit meinen inneren Dämonen, aber ich habe für mich einen Weg gefunden. Nicht zuletzt durch meinen Glauben begründet.
Er als Mensch wirkt immer komplett selbstbewusst und ist immer für seine Freunde da. Nach außen hin und bei anderen ist er ganz anders. Der tolle lustige, perfekte, dennoch süß chaotische und liebenswerte... Ich finde aber und weiß, er hat keinerlei Selbstwertgefühl! Er ist sich nie genug. Immer rastlos. Kann sich nie entspannen. Wie in einem Hamsterrad. Wirkt oft verloren und versucht sich immer von irgendwas abzulenken. Wir leben dann oft in unserer kleinen Scheinwelt, um uns vom negativen abzuschotten. Er hat ein ganz komisches Verhältnis zu seinen Gefühlen.
Ich glaube ihm gar nichts mehr, weil ich um das Ausmaß/die Tragweite der Krankheit bescheid weiß. Erst waren es die kleinen Lügen, dann kamen allmählich die Knaller. Immer dieses typische bla bla bla... Reden schwingen kann er ja perfekt. Er sagte es wurde bei ihm der Lohn manchmal nicht überwiesen, wegen irgendwelcher Fehler. Ich verwalte unser Geld. Bankberater haben falsche Überweisungen getätigt. Umstellungen seines Arbeitsvertrages... bla bla bla... gefälschte Quittungen... Er schenkte mir einen Urlaub auf den "wir" uns ein halbes Jahr freuten. Urlaub habe ich lange im voraus eingereicht, Koffer waren gepackt. Upps, plötzlich war er an dem Tag so krank dass er ins Krankenhaus musste. (Ich muss nicht erwähnen, dass er diesen Urlaub nie gebucht hat!).
Ich wende mich an euch, weil ich nun ein absolut einschneidendes Erlebnis hatte. Ca. jedes halbe Jahr wird er rückfällig und dies mit immer schlimmeren Lügen. Ein Suchttherapeut und Gruppentreffen haben bei ihm in der Vergangenheit noch nicht diese wirkliche EINSICHT bewirken können, dass ER für sein Leben so nicht weiter machen kann. Ging ja immer irgendwie so... Ich habe erkannt jetzt ist Schluss damit! So geht es für mich nicht weiter, egal was er schlussendlich aus seinem Leben macht.
Meinen schlimmsten mentalen Zusammenbruch hatte ich vor ca. 3 Wochen. Mal wieder ging es ums Geld. Finanziell bin ich absolut nicht abhängig von ihm.Er hat noch nie Geld vom Konto fürs Spielen benutzt, oder meinen teuren Goldschmuck verkauft. Oft hat er hohe Boni oder Zahlungen in bar erhalten von denen ich nichts wusste und diese verspielt. Sowie seine Sparverträge und Bausparverträge verspielt die er in der Jugend anlegte. Verspielt hat er ca. im mittleren 5-stelligen Bereich. Unterm Strich habe ich aber keinen persönlichen finanziellen Schaden durch ihn genommen. Darauf achte ich sehr. Seine Eltern haben immer alles finanziell wieder gerade gestellt und er war wieder fein raus. Ironischerweise arbeite ich in einem Inkassounternehmen und kann so gut mit Geld umgehen wie kein Zweiter.
Bei dem einschneidenden Erlebnis ging es darum, dass sein ganzes Lügenkonstrukt (Fakeleben) nun endgültig zusammen gebrochen ist. Seine Doktorarbeit wurde leider nicht anerkannt. Er hat mich aber seinen bestanden Doktorabschluss mit all seinen Freunden feiern lassen!! Er arbeitet als Dozent an einer Uni. Es kam gar kein Geld, da die Stelle an das Bestehen des Doktors geknüpft war. Alle höchst verzwickten und durchdachten Lügen warum mal wieder kein Geld kam sind aufgeflogen. Er hat sich als sein Professor bei mir ausgegeben und mit mir E-Mail Kontakt geführt, bei dem er mich besänftigte!! Ich habe seinen Fahrschullehrer unter einem Vorwand angerufen, ich will seine Rechnung bezahlen. Bei ihm ist er ja angeblich mehrmals durchgefallen. Natürlich kannte der Fahrlehrer ihn gar nicht!! Irgendwann konnte er alles nicht mehr leugnen und hat alles zugegeben.
Er sagte er wollte nicht sein Gesicht verlieren, weil er sich so schlecht vorkam und sich so geschämt hat. Aber schämen soll er sich für diese Abartigen Lügen bei seinem ganzen Umfeld! Er sagte er braucht so sehr diesen Kick und dann hatte er dies sogar in der Beziehung mit dem Lügen so empfunden, je krasser die Lügen umso mehr der Nervenkitzel. So ähnlich erklärte er es mir.
Nein, jetzt ist es mir zu viel! Ich habe ihn aus meiner Wohnung raus geworfen, er ist seit ca. 3 Wochen bei seinen Eltern. Ich hatte bisher keinen Kontakt, habe dies aber nicht ausgehalten und habe mich dann nach 2 Wochen zu einem Gespräch beim spazieren gehen getroffen, um weitere Fragen zu klären und Klarheit zu erhalten und mich über den weiteren Ablauf zu erkundigen.
Aber das Gespräch verlief über 4 Stunden auf einer Bank und anders als alle Gespräche zuvor. Weil zum ersten mal kam es mir vor, dass ich wirklich mit IHM als Mensch spreche, nicht sein konstruiertes aufgebautes Ich. D.h. es gab keine Lippenbekenntnisse, Schönreden, Geschichten erzählen. Er hat von seinen tiefsten, aufrichtigen Gefühlen, Problemen, Entzugserscheinungen und Zukunftsängsten gesprochen. Die Angst er ruiniert sich sein ganzes Leben, steht ohne Freunde, Familie, Partner, Wohnung, Job und Wohnung da. Er kam mir reflektierter und nachdenklicher vor. Als freue er sich über die Chance und Hilfe durch eine Klinik. Mittlerweile habe ich sehr feine Antennen und bin eh ein höchst sensibler und sehr feinfühliger Mensch. Zum ersten Mal hatte ich wirklich das Gefühl, er sagt mir nicht nur was ich hören will.
Vor Freude habe ich dann einen wunderschönen Tag im Park mit ihm verbracht, alle Sorgen vergessen und die Zeit einfach mit ihm genossen, weil er mir so schrecklich als Mensch gefehlt hat.
Allerdings habe ich Angst dass er jetzt denkt, oh cool so ein wunderschöner Tag, ein ganz tolles, offenes und ehrliches Gespräch, dann ist ja wieder alles beim alten. Sie hat mich wieder lieb und steht bedingungslos hinter mir...
Für mich müssen aber erstmal Taten folgen. Er soll einen Arbeitsvertrag vorweisen, einen Führerschein, etc. vorweisen. Zum Glück hat er meinen Rauswurf ja bisher diesbezüglich schon positiv genutzt. Das mache ich an Nachweisen fest, keinen mündlichen Zusagen mehr. Er sagte von sich aus es ist für ihn besser, nicht nach Hause und in das alte Umfeld zurück zu kehren, bis er mit der Therapie fertig ist. Ich weiß trotzdem, er liebt mich wie keine Frau bisher.
So viel zum status quo. Nun meine Frage an euch. Klar, er muss sich ändern wollen. Aber wie gehe ich in der Zeit bis zur Klinik/während der Klinik vor?
- halte ich Kontakt?
- breche ich den Kotakt komplett ab?
- lassen ich ihn völlig auf die Schn.... fallen?
- kann ich ihn vielleicht trotzdem bis zur Klinik einmal die Woche sehen und lediglich spazieren gehen (das würde ich mir so wünschen)
- können wir uns liebe viele nette SMS schreiben, oder besser unterkühlt bleiben?
Was hätte euch damals in so einer Situation mehr geholfen um den richtigen Weg zu finden? Welches Verhalten der Partnerin hätte euch mehr unterstützt um die Sucht gut zu bekämpfen?
Ich will mich nicht nach ihm richten, sondern auf mich schauen. Er muss es für sich erkennen. Aber vielleicht könnt ihr mir Tipps geben, was euch mehr geholfen hätte? Ich möchte dass er es schafft mit der Sucht dauerhaft umzugehen, auch wenn dies bedeutet ich muss mich schweren Herzens erstmal von ihm abwenden und gar keinen Kontakt haben bis oder während der Klinik?
Ich hoffe auf eure Hilfe, denn bisher habe ich hier viele hilfreiche Erklärungen gefunden, ganz klasse! Immer positiv in die Zukunft blicken
Ganz viele liebe Grüße
Victoria