Warum wollen wir eigentlich immer alleine aufhören.
Beim Lesen der vielen Beiträge hier, stosse ich immer darauf,
dass man "es alleine schaffen will".
Ich war selber so ... ich wollte es unbedingt alleine schaffen.
Ich schaffe das, ich bin stark, ich kann das.
Hat leider nie so wirklich geklappt. Selbst in meiner Therapie
vor langer Zeit war ich überzeugt, dass ich "es alleine schaffe".
Die Therapie war nur zur Beruhigung meiner damaligen Frau.
Heute versuche ich den Grund dafür zu finden.
Je "jünger" die Spielerkarrieren sind, desto vehementer will
man es offenbar "alleine schaffen".
Warum ist das so ?
Wie habe ich mich verhalten und warum ?
Für mich gab es früher einen Grund es "alleine schaffen" zu wollen.
Ich wollte einfach nicht "dazugehören", nicht zu den "Kranken",
nicht so offensichtlich.
Ich wusste, dass ich Spielkrank bin, ich konnte das auch jedem sagen
und mir damit Trost und Zuspruch holen. Teils auch Entsetzen.
Ich war lange nicht auf "deren" Level angelangt. Ich war jung und
wollte die Welt erobern. Ich war doch kein "Kranker" der eine Therapie benötigt.
Natürlich wusste ich innerlich, dass ich genau so ein "Kranker" war.
Aber irgend etwas in mir hat dies verdrängt, nicht zugelassen, ignoriert.
Ich glaube ich war damals der Meinung, es gäbe Stufen ... so wie Fieber.
Ich hatte vielleicht 38 Grad ... erhöhte Temperatur, die "anderen" hatten 40 oder gar 41 Grad.
Natürlich, bei 41 oder mehr sollte man SOFORT ins Krankenhaus.
Das erschien mir logisch, verständlich. So schwer krank, muss man sich helfen lassen.
Aber mit 38 Grad erhöhter Temperatur ? Ins Krankenhaus ? Lächerlich ...
Einen Tag ins Bett legen ... dann geht es wieder ... in eine Decke rollen, Tee trinken.
Heute sehe ich das anders.
Ich habe die Spielsucht - oder ich habe sie nicht.
Der blöde Spruch "ein bisschen schwanger ..." passt auch hier.
Ich kann auch nicht sagen, dass es mit der Sucht stetig bergab geht.
Bei mir war es anders ... ich hatte eher früher Totalabstürze
und alle Phänomene, die hier von jedem beschrieben werden.
"Heute" bin ich da eher ruhiger, gefasster. Habe mir einen Funken Verstand zurückerobert.
Trotzdem wwusste ich natürlich, dass mich jede schwere Lebenssituation vermutlich
wieder in die Eskalation treiben würden. Ich hatte halt immer Glück, dass es
nie so schwere (persönliche) Situationen gab, dass ich verzweifeln musste.
Also, warum will ich "es alleine schaffen" ?
Weil ich in meinem tiefsten Inneren nie "dazugehören" wollte.
Der Edel-Weintrinker wird sich nie mit dem Penner am Bahnhof vergleichen.
Der Casinogänger würde sich eher selten an eine Kiste in der Kneipe setzen.
Heute weiß ich: Ich bin der Penner am Bahnhof
Ich sehe nur nicht so aus und rieche nicht so.
Ich hatte einfach mehr Glück.
Aber im Herzen bin ich der "Penner", ich gehöre dazu.
Ich bin der, der ich nie sein wollte.
Ich bin der am Einarmigen Bandinten auf der Fähre, der sich in
die Hose pisst, weil er seine Maschine nicht freimachen will/kann.
( Mit 18 sah ich das mal auf der Überfahrt nach England )
Gott sei dank - und diesmal im wahrsten Sinne des Wortes,
Gott sei dank habe ich das verstanden. Und aus diesem Standpunkt ist
es sehr leicht, jegliche verfügbare Hilfe anzunehmen.
Wir ein Brötchen in der Bahnhofsmission, einen warmen Kaffee.
Ich muss das nicht alleine schaffen. Mich können meine Dorfleute
in der SHG sehen. Mein Auto darf dort stehen und gesehen werden.
Es macht mir nichts aus.
Die "Wissenden" denken, "der hat hohes Fieber, der geht grad zum Arzt". Gut so.
Die "Unwissenden" bemerken mich nicht.
Ich will es nicht mehr "alleine schaffen".
Ich habe das Glück, mir helfen lassen zu dürfen :-)