Spielsucht Soforthilfe Forum (SSF)

Spieler & Angehörige => Allgemeines => Thema gestartet von: Tina am 18.02.2017 16:34:25

Titel: Die richtige SHG?
Beitrag von: Tina am 18.02.2017 16:34:25
Hallo ,
ich hoffe ich bin im richtigen Thread. Ich möchte die Frage stellen wie es bei euch mit der SHG aussieht?
Ich war vor einem Jahr bei einer Suchtberatungsstelle, hatte auch ein ganz gutes Gespräch mit einer Therapeutin, war dann aber enttäuscht über die Gruppentherapie. Als erstes : ich war die einzige Spielsüchtige. Alle anderen waren entweder alkoholsüchtig oder drogensüchtig. Okay ,man sagte mir Sucht ist Sucht. Aber zweitens: viele von den Betroffenen waren schon einige Zeit trocken und die Themen waren oft weit von meinen " akuten" Problemen entfernt. Dann hatte ich keine Möglichkeit mehr da hinzukommen und  ich hoffe jetzt das ich sobald ich eine Wohnung gefunden habe eine bessere SHG finde. Gibt es Selbsthilfegruppen nur für Spieler? Wie sind da eure Erfahrungen?
Titel: Re: Die richtige SHG?
Beitrag von: Jacky1 am 18.02.2017 17:33:25
Hallo Tina,

in "meiner" Shg bin ich auch der einzigste Spieler,alle anderen sind Alkoholkrank.
Sie sind auch schon viel länger dabei und keiner von ihnen hatte seit den letzten 5 Jahren einen Rückfall.
So gesehen bin ich ja noch grün hinter den Ohren.

Doch gerade diese Präsenz der "alten Hasen" dort,zeigt mir auf wohin ich möchte.
Ein Erfahrungsaustausch mit "akuten Gleichgesinnten " ist sicherlich auch förderlich,aber schon über Erfahrungen der nächsten Schritte berichten zu bekommen...unbezahlbar.

Selbsthilfegruppen nur mit Spielern gibt es sicherlich auch.
Ich wünsche Dir eine gute Gruppe zu finden,in der Du Dich wohl fühlst.

Liebe Grüße     
       
Titel: Re: Die richtige SHG?
Beitrag von: amTiefpunkt am 20.02.2017 07:57:41
Zitat
Okay ,man sagte mir Sucht ist Sucht
Das ist nur bedingt richtig. Sicherlich haben Süchte an sich einiges gemeinsam, aber generalisieren kann man das nicht. Sebstverständlich gibt es SHGs, die auf das Thema Spielsucht fokusiert sind. Ich würde dir auch genau eine solche Gruppe empfehlen. Wenn dir die Leute in einer SHG überhaupt nicht zusagen, suche dir eine andere Gruppe, aber probiere es nicht nur ein, zweimal aus, sondern gib der Gruppe eine Chance. Dass oftmals Spieler dabei sind, die schon über 20 Jahre trocken sind, zeigt doch erst, wie effektiv die SHGs sind. Von den Erfahrungen ebenjenen habe ich unheimlich viel gelernt über das Spielen und mich selbst. Wenn du länger in der Gruppe bist, wirst du merken, dass alle paar Wochen ein Neuling dazukommt, der ähnliche Problem wie du hat, bzw hattest. Gerade die Mischung aus alten Hasen, soliden nicht-Spielrn und nassen Spielern, die trocken werden wollen, ist die SHG eine immens wichtige und mächtige Instanz auf dem Weg in die spielfreie Zeit! Nutze sie, sie wird dich festigen und anderen Spielern helfen, aus deinen Erfahrungen zu lernen! Aus meiner Sicht, ist eine gemischte SHG besser als keine, aber ich würde definitiv zu einer Spieler-SHG tendieren...
aT
Titel: Re: Die richtige SHG?
Beitrag von: Tina am 20.02.2017 12:20:00
Hallo,

ich hätte kein Problem mit einer gemischten Gruppe. Und wenn Spieler dabei wären die einige Jahre nicht mehr spielen wäre es auch sehr gut. Ich fühle mich nur als Spielerin in einer Gruppe die nur aus Alkoholikern und Drogen kranken besteht nicht richtig aufgehoben.Ich hatte einfach das Gefühl nicht zur Gruppe zu gehören. Tina
Titel: Re: Die richtige SHG?
Beitrag von: amTiefpunkt am 20.02.2017 12:31:25
Hi Tina,
das wäre für mich sicherlich auch nicht die richtige Gruppe. Ich versteh schon was du meinst, gibt es keine Alternativen bei dir in der Ecke?
aT
Titel: Re: Die richtige SHG?
Beitrag von: Fred am 20.02.2017 15:17:09
Zum Thema SHG,

meine SHG befand sich hier im Dorf. Ich hätte diese nie finden können, wenn meine Frau nicht einen Flyer in der Arztpraxis entdeckt hätte. Jedes Dorf hat eine Kirche, und nicht selten finden genau dort die SHGs statt. Einfach weil dort meist Räumlichkeiten verfügbar sind.

Die meisten SHGs bestehen aus 5-10 Leutchens .. d.h. die wenigsten sind in Google auffindbar.
Daher einfach mal im Kirchenbüro anrufen und fragen. Oder vielleihcht auch eine Arztpraxis in Reichweite ?

Die Menschen in "meiner" SHG sind alle Alkoholiker. Sie waren sehr dankbar dass ich zu ihnen kam,
einfach weil ich mal frischen Wind und andere Sichtweisen in die RUnde brachte.
Meine Runde ist genial, die Menschen sind genial, mehr Hilfe kann ich nicht bekommen.
Es muss nicht direkt ums Spielen gehen ... es geht eigentlich darum wie man sein Leben richtig strukturiert.
Man lernt Alternativen und neue Lebenswege und Lebensweisen kennen.
Einfach mal die Sorgen abschütteln.
Das Hilft .. das ist Selbsthilfe.

Wenn "Hein" von seinen Partnerproblemem berichtet ist es egal, ob er trinkt oder spielt oder Drogen nimmt.

Die meisten in meiner Gruppe gehen in eine x-beliebige Gruppe, wenn sie unterwegs oder im Urlaub sind.
Niemand würde dort auch nur eine einzige Woche auslassen.

Es geht nicht primär darum gleiche Leute zu finden, sondern Menschen die mir zuhören und mich verstehen.

Daher Tina, du bist in JEDER SHG gut aufgehoben, und ich bin mir absolut sicher, dass es ganz in deiner Nähe eine Alk-Gruppe gibt. Und auch dir kann diese gut tun und helfen. So wie mir. Du musst es nur zulassen.

Im alten Forum schrieb ich einen längeren Beitrag dazu.
Eine Gruppe Heckenpenner die ich auch der Strasse nie ansprechen würde ... aber vorbehaltlos mich diesen Menschen anvertraut, liebe ich sie alle. Jeden einzelnen von Ihnen. Jeder ist ein wertvoller Mensch.

Ich durfte viel dazulernen .. nicht zuletzt auf rein menschlicher Ebene.


Titel: Re: Die richtige SHG?
Beitrag von: sstteeffaann am 20.02.2017 15:53:47
Hallo miteinander,

ich komme aus dem Ruhrgebiet und auf Grund der Bevölkerungsdichte haben wir hier auch ein gutes Angebot, was Selbsthilfegruppen, Suchtberatungsstellen, Angehörigenberatung- und -gruppen angeht.

Allein bei der Caritas, wo ich zur Motivationsgruppe gehe, gibt es wöchentlich zwei Motivationsgruppen, eine Rehagruppe und eine Nachsorgegruppe sowie eine Angehörigengruppe - und einzig die letzte ist gemeinsam mit den Angehörigen von Alkoholikern. Die anderen sind ausschließlich für Spieler! Die Anzahl der Alkohol- und andere Drogengruppen kann ich nicht beziffern.

Ich persönlich - und das ist meine private Meinung und aus der o.g. Komfortsituation vielleicht auch ein wenig blauäugig betrachtet, würde mich in einer "gemischten" Gruppe, in der ich vielleicht der einzige Spieler bin, definitiv nicht wohlfühlen. Wenn ich allein an die vielen speziellen Fragen denke, die wir in der Motivationsgruppe durchgegangen sind und die ausschließlich für Spieler zutreffen, kann ich für mich persönlich nicht festlegen, ob ich mich in einer gemischten Gruppe genau so wohl fühlen würde.

Wie gesagt, Gott sei Dank befinde ich mich bei all meiner allgemeinen Scheiß-Situation in einer Komfortsituation was das Thema der Gruppenwahl angeht.

Titel: Re: Die richtige SHG?
Beitrag von: Tina am 20.02.2017 20:16:48
Hallo,
Fred: ich habe mich hier vor Ort und Umkreis erkundigt, aber es ist so wie oben beschrieben. Die nächste Selbsthilfegruppe ist gut 30 km entfernt und hier im Harz sind die Verkehrsverbindungen sehr umständlich.Wie bereits beschrieben bekomme ich wenn der Kurs vorbei ist den ersten Bus zum Bahnhof, der Zug fährt auch noch aber dann ist es vorbei und ich müsste 6 km zu Fuß laufen. Und das kann ich zur Zeit aus gesundheitlichen Gründen nicht. Ich denke es kommt auch auf jede Gruppe im einzelnen an. Ich jedenfalls fühlte mich in der Gruppe unverstanden. Es wurde nur über Alkohol und Drogen geredet und als ich zum Ausdruck brachte das es da Parallelen zu meiner Sucht gibt stieß ich nur auf Unverständnis.Deshalb stimme ich da sstteeffaann zu, aber ich denke das ist eine Entscheidung die jeder für sich treffen musst. Liebe Grüße Tina
Titel: Re: Die richtige SHG?
Beitrag von: Jacky1 am 21.02.2017 01:19:45
Hallo,

dazu schreibe ich nun noch:
Ich ging von Anfang an nie mit einer Erwartung in die Shg,ich kannte doch eh schon die ganzen Dinge rund um die Sucht.
Ich habe dort niemals gefragt was ich tun sollte um nicht mehr zu spielen.
Es war mir schon klar dass ich dieses immer mit mir tragen würde.
Von den ganzen furchtbaren Erlebnissen konnte mich auch kaum noch etwas wirklich schocken.
All diese Dinge sind und waren nie relevant für mich.
Da bräuchte ich nur etwas im Internet zu lesen und wüsste eigentlich was zu tun wäre.

Es ging immer nur um eines,warum verfalle ich meiner Sucht und welche Dinge bringen mich dazu wieder zu spielen.
Und in diesen Gesprächen ist die Namensgebung der jeweiligen Sucht absolut irrelevant.
Sie steht sogar außen vor und muss nicht erörtert werden.

Und genau darin,wurden "keine Erwartungen" weit übertroffen.  :)

Das Symptom ist ja nur die Folge der eigentlichen Sucht.
Zumindest bei mir war/ist es,unter anderem die Überheblichkeit,gerade sie könnte mich noch zum spielen bringen.
Kein Trigger,keine Langeweile und keine Verzweiflung.
Bei jedem ist dies anders,keine Frage.

So wäre ich dann ja auch am besten aufgehoben,in einer Shg für Überhebliche.  :)
Das Schönste ist immer das Gefühl sich nicht erklären zu müssen,sondern zu dürfen.
Dies ist etwas wunderbares,auch hier im Forum.
Ich schreibe hier weil ich es darf und mit jedem Wort komme ich etwas näher.
Näher an mich selbst und genau dies ist der Punkt!
Denn: Ich mache es ja nicht alleine,sondern mit Euch! 
 
Aber ich kann Tina auch gut verstehen,man spürt selbst am besten,was einem gut tut.


Liebe Grüße 

               
Titel: Re: Die richtige SHG?
Beitrag von: Tina am 21.02.2017 06:52:58
Hallo,
 so wie du es schreibst Jacky1 hört es sich für dich sehr gut und richtig an. Um es auf den Punkt zu bringen: Es kommt auf die Erwartung von jedem einzelnen an in welcher Gruppe er sich wohl fühlt.Einem reicht es in eine Gruppe ohne weitere Spielsüchtige zu kommen, einen anderen eine gemischte und dann wieder  die eine Gruppe brauchen die nur aus Spielsüchtigen besteht .Damit ist meine Frage beantwortet. ich danke euch ;)
Titel: Re: Die richtige SHG?
Beitrag von: Anni am 21.02.2017 07:26:30
Hallo Tina,

du bist ja auch schon früh hier unterwegs ;)

leider kann ich dir zu Frage der richtigen SHG nichts schreiben, da ich keine Erfahrung darin habe. Aber ich finde, du hast viele wertvolle Hinweise und Meinungen bekommen, die natürlich genauso unterschiedlich sind, wie wir Menschlein nun mal auch sind.

Hast du mal bei der örtlichen Kirche nachgefragt, ich fand Freds Hinweis erstaunlich, dass man viele SHGs gar nicht im Internet findet.
Vielleicht ist ein Besuch bei der nächsten Caritas-Einrichtung gut, um einige deiner Sorgen mal anzusprechen. So schön das WWW ist, persönliche Gespräche bringen doch oft mehr Informationen. Auch im Hinblick auf deine Wohnungssuche....

Liebe Grüße
Anni
Titel: Re: Die richtige SHG?
Beitrag von: Olli am 21.02.2017 08:10:53
Hi Tina!

Hier mal eine Adressdatenbank:
http://forum-spielsucht.de/forumalt/index.php?c=3&sid=f4262a43442fe5be09047029aa2d8b8b
(mein altes Forum, Achtung! Adressen können veraltet sein!)

Desweiteren haben wir im Forum die Datenbank von fags und den GA verlinkt.
Titel: Re: Die richtige SHG?
Beitrag von: Tina am 21.02.2017 16:55:55
Hallo,
und nochmals danke....für mich war das Thema eigentlich abgeschlossen,lach.
Anni: ja , ich bin Frühaufsteherin und zur Zeit lassen mich Rückenschmerzen nicht schlafen.
Bei der Caritas hatte ich mich erkundigt, davon habe ich meine jetzige Adresse erhalten....aber wegen Wohnungssuche werde ich mich nochmal an Sie wenden. Kirche? sorry mit denen will ich nichts zu tun haben,...ich hoffe ich werde jetzt hier nicht dafür zerrissen.
Oli, danke habe ich mir angesehen ,aber die sind alle noch viel weiter weg. Ich mach mir da jetzt auch nicht den Kopf, das wichtigste Anliegen ist erst einmal eine neue Wohnung ...endlich allein, ohne Ex!!!
Titel: Re: Die richtige SHG?
Beitrag von: Anni am 21.02.2017 19:04:08
Ne...kann deine Aversion verstehen, aber letztlich ist die Kirche nicht gleich Kirche und gerade im Kleinen leisten sie tolles und haben mit dem Großen Wust nicht so viel am Hut.

Die Caritas ist m.E auch ein katholischer Club, zumindest mit katholischen Wurzeln, aber das macht doch nix.

Titel: Re: Die richtige SHG?
Beitrag von: Olli am 21.02.2017 22:16:39
Hi Tina!

Es geht um die Räumlichkeiten der Kirche, die gerne SHGs zur Verfügung gestellt werden.
Das heißt nicht, dass eine SHG der Kirche wohl gesonnen ist und dies von den Mitgliedern einer SHG verlangt wird.

Dies nur als kleine Anmerkung ...

Viel wichtiger ist ... ich drücke Dir die Daumen bei der Wohnungssuche ...  ;)
Titel: Re: Die richtige SHG?
Beitrag von: Tina am 22.02.2017 14:36:16
Daaaaaaaaaaaanke,

es tut gut euch hier zu haben. :-* :-* :-*
Titel: Re: Die richtige SHG?
Beitrag von: Tina am 22.02.2017 14:39:12
Ups vergessen morgen Nachmittag habe ich einen Termin bei der AWO.

Bin total gespannt, wäre schön wenn sie was für mich machen könnten.

Alles Liebe,Tina
Titel: Re: Die richtige SHG?
Beitrag von: Anni am 22.02.2017 16:48:40
Super, ich drück dir ganz fest die Daumen!!!!

Titel: Re: Die richtige SHG?
Beitrag von: Cosmos1988 am 27.02.2017 02:30:54
Hallo Zusammen
also wollte meine Meinung zum Thema noch sagen, Tina du sagtest dass du dich nicht richtig aufgehoben fühlst in einer gemischten Gruppe. Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich war zwar noch nie in einer SHG, aber wenn ich mir vorstelle eine SHG mit Alkoholikern, Drogensüchtigen und Spielsüchtigen...das kanns nicht sein. Das sind so verschiedene Dinge..Drogen und Alkohol ist ja ähnlich da Alk auch eine Art Droge ist aber die Spielsucht ist ja keine stoffgebundene Sucht...es sind doch verschiedene Prozesse die da zur Sucht führen und der Weg um davon wegzukommen ein anderer...wenn die eine Therpeutin sagt das spielt keine Rolle wenn man da die Gruppe mischt hat sie keine Ahnung....
die Spielsucht ist viel viel komplexer als Alk-Sucht...ich gehe davon aus dass es noch viel schwieriger ist langfristig vom Spielen wegzukommen als vom Alkohol...Ich denke einfach, eine gemischte SHG bringts nicht um von der Sucht loszukommen, das funktioniert nicht...man muss sich mit Gleichgesinnten austauschen...
Titel: Re: Die richtige SHG?
Beitrag von: Olli am 27.02.2017 07:49:44
Hi Cosmos!

Ich war noch nie auf einem Ärztekongress.
Lassen wir einmal außen vor, dass ich gar kein Arzt bin.

Doch wie können all die Ärzte sich auf einen Konsens einigen?
Da gibt es die Internisten, die Kardiologen, die Chirurgen ...

Ist ein gebrochenes Bein nicht viel schmerzhafter, als eine defekte Herzklappe?
Ist die Herzklappe nicht viel lebensbedroglicher, als das gebrochene Bein?

Wenn es ums Lebensbedrohliche geht, was macht dann ein Urologe dort?
Und geht es beim Hautarzt nicht eher um die äußerlichen Dinge? Ein kleines zu entfernendes Muttermal hier und ein Melanom dort?

Fakt ist - ich war noch nie auf einem Ärztekongress. Ich weiss nicht, was da abgeht.
Vorstellen kann ich mir aber sehr gut, dass es dort um die menschliche Gesundheit geht!
Wenn ich mehr wissen möchte, dann muss ich einfach mal hin gehen.
Ich werde es schwer haben den Inhalten zu folgen - vielleicht muss ich auch mehrere aufsuchen, um mir ein Bild zu verschaffen.

Ganz ehrlich? Dein Beitrag ist gespickt mit Vorurteilen.
Es gibt keine Sucht, die "schlimmer" ist als eine Andere.
Jede Sucht ist auf ihre Art schlimm.
Jede Suchtausübung ist nur ein Symptom eines tiefer liegenden mentalen Defizites - oder mehreren.
Wer sich in einer SHG jedoch nur um die Art der Suchtausübung kümmert, der hat den Sinn eben noch nicht verstanden.
Das ist aber kein Beinbruch - dieser Irrglaube ist weit verbreitet.
Er lässt sich beheben, indem man eine solche Gruppe kennenlernt.
Wenn der Erfahrungsaustausch über die Suchtausübung die Oberfläche ist, dann ist die Psychologie die Tiefe, an der gekratzt oder intensiv gearbeitet werden kann.

Und ja - jede Gruppe ist nur so gut, wie es die Mitglieder sind, die daran teilnehmen.
Und ja - auch alte Hasen können noch mit ihren Scheuklappen herumlaufen.
Dann liegt es aber an mir, es in der Gruppe einmal zu thematisieren.
Denn auch ich - egal, ob ich Alkoholiker, Spieler, Heroinsüchtiger bin - bin ein wertvoller Bestandteil dieser Gruppe.

Was die stoffgebundenen von den stoffungebundenen Süchten unterscheidet, ist "lediglich" die Überwindung des körperlichen Entzuges.
Danach geht es um die Überwindung/der Arbeit an der psychischen Abhängigkeit.

Um nun einmal einen Bogen zu spannen zwischen meiner Einleitung und dem gerade genannten Mittelteil, möchte ich Dir eine Frage stellen:

Was machen ein Robert, ein Rainer und ein Olaf - allesamt Spieler - auf den Jahrestagungen von fags?
Wir sind keine Psychologen, Therapeuten - kurz Ärzte  :D - wir sind keine Sozialarbeiter, Suchtberater oder Pädagogen.
Da fallen permanent Begriffe, wie Prävalent, Anamnese und was weiss ich für scheußliches Fachvokabular ...
Was treibt uns doch immer wieder dort hin?

Na? Hast Du eine Antwort?
OK. ich verrate es:  :D

Wir nehmen das mit, was wir verstehen und gebrauchen können - Wir strengen uns an, so viel wie möglich zu verstehen - den Rest lassen wir liegen für die anderen Teilnehmer, die vielleicht mehr verstehen als wir.

Wir müssen nämlich nicht "alles" verstehen - wir erfahren aber trotzdem einen Vorteil von dem "was" wir verstehen.

Diese Haltung lernst Du in der SHG!
Da reicht nicht ein Besuch für aus. Da heißt es den Hintern zusammen zu kneifen und die eigenen Vorurteile Vorurteile sein zu lassen.
Da heisst es konsequent dran zu bleiben.

Wenn die anderen Teilnehmer genau mit dieser Grundeinstellung in die SHG kommen, dann ist es vollkommen schnuppe, ob Du Alkoholiker bist, Spieler oder sonst ein Abhängiger - Du erlebst dann erst eine Win-Win-Situation unter den Teilnehmern.
Titel: Re: Die richtige SHG?
Beitrag von: Crazy Chris am 27.02.2017 09:03:44
Hey Cosmos,

schön, dass du auch vom alten Forum hierhin gefunden hast!!

Hab ich gar nicht mitbekommen  :)

Lg

Crazy
Titel: Re: Die richtige SHG?
Beitrag von: Tina am 27.02.2017 17:33:06
Halo Olli

puh vielleicht musst man Moderator sein um so schreiben zu können :D,

"Es gibt keine Sucht, die "schlimmer" ist als eine Andere.
Jede Sucht ist auf ihre Art schlimm."

da stimme ich mit dir überein.
Mein Ex-Mann ist trockener Alkoholiker ,und außer meiner Spielsucht kämpfe ich seit meinem 16.Lebensjahr mit der Esssucht.
Obwohl man mit der letzteren auch mit vielen Vorurteilen zu kämpfen hat. Magersucht und Bulimie werden als Erkrankung gesehen. Aber die Gegenrichtung, Adipositas ( und da meine ich nicht Menschen die 10 oder 15 kg zu viel haben) wird außer von Ärzten kaum als krank angesehen. Ich könnte da über mein Leiden ein Buch schreiben.
 Ich hatte dieses Thema hier für mich schon abgeschlossen mit dem Kommentar" das ist von jedem einzelnen eine persönliche Geschmacksfrage"

Und man geht nur da hin wo man sich auch wohlfühlt. Welche Faktoren dafür im einzelnen wichtig erscheinen ist wohl Personen bezogen.

Natürlich sind die Umstände die zur Sucht führen oft gleich ,und die Arbeit in der Gruppe ...zb.Wege um aus der Sucht zu kommen kommt auch in allen Suchbereichen vor.

Aber ich persönlich fühle mich wohler , wenn ich mich mit anderen Spielsüchtigen unterhalten kann , habe einfach das Gefühl besser verstanden zu werden.

Für einen Alkoholiker oder Drogenabhängigen ist die Spielsucht teilweise nicht nach vollzuziehen.
Jedenfalls ist das meine persönliche Erfahrung.

Und zwar völlig Vorurteilsfrei. Und man " ich hab den Hintern sooooowas von zu gekniffen, war nicht nur 1 oder 2mal beim Treffen,lach 8)

Tina
Titel: Re: Die richtige SHG?
Beitrag von: Olli am 27.02.2017 18:12:53
Hi Tina!

Dankeschön!  :D

Seit Jahren begleitet mich in mehreren Foren eine mir wichtige Person.
Er hat eine Gabe die Welt zu sehen und sie in Worte zu fassen.
Hier und da steigt in mir bei einigen Beiträgen von Neulingen der Blutdruck.
Dann lese ich seinen Kommentar und meine Verärgerung verschwindet schlagartig.
Er ist spielsüchtig und er leidet unter Adipositas.

Nun, mein Beitrag war an Cosmos gerichtet - und ja, ich habe auch ein paar Bezüge zu Deinem Thema hier eingebaut.  :D

Deine Erfahrungen und Deine Schlüsse daraus wollte ich damit aber gar nicht in Frage stellen.
Für mich sind sie vollkommen legitim.
Wie ich schrieb, ist eine Gruppe nur so gut, wie ihre einzelnen Mitglieder.
In Deinem Falle ist es dann leider so, dass "die Chemie" nicht wirklich passt - sehr schade ...

Also wollen wir mal hoffen, dass Deine Wohnungssuche bald Früchte trägt.
Dafür drücke ich Dir weiterhin beide Daumen.

 
Titel: Re: Die richtige SHG?
Beitrag von: Cosmos1988 am 03.03.2017 16:42:17
ja schon es gibt wohl nicht eine Sucht die absolut als die schlimmste Sucht bezeichnet werden kann aber wenn man selber mal durch die Spielhölle gegangen ist oder noch darin gefangen ist, wenn man weiss zu was man fähig ist, ist es schwer vorstellbar dass es etwas schlimmeres geben kann...ein Spielsüchtiger ist in der Lage in einer Nacht ein Vermögen zu vernichten. Was ist schlimmer als das? Alk-Süchtige ruinieren zwar ihren Körper aber sie verschwenden dabei nicht soviel Geld...aber auch die Spielsucht belastet die Gesundheit massiv....vllt ist eine gemischte SHG schon auch gut aber ich finde nur wenn man sich wohl fühlt bringt's auch was und ich würde mich in einer SHG mit Drogensüchtigen und Alkoholikern definitv nicht wohl fühlen weil ich fast nie trinke nie rauche aber mit der verdammten Spielsucht zu kämpfen habe...ich glaube einfach es ist nicht derselbe Weg und dieselben Hürden aber kenne mich zuwenig aus und weiss nicht wie es ist wenn man Alkoholiker ist...ich bin aber ziemlich sicher dass die Spielsucht fast überall komplett unterschätzt wird und deshalb auch zuwenig dagegen unternommen wird...
Titel: Re: Die richtige SHG?
Beitrag von: Fred am 03.03.2017 17:27:14
Ein Stück Erfahrung .. meine Erfahrung ...

ca. 1992 ... Besuche einer SHG wegen Scheidungs-Androhung Seitens meiner Frau
1. SHG: nä.... alles kaputte Typen, da gehe ich nicht hin
2. SHG: boah, nur alte Leute, da gehe ich nicht hin
3. SHG: oh Gott .. die nehmen das Wort "Gott" in den Mund ... da gehe ich nicht hin
4. SHG: war erträglich ... hörte nie zu... ging nach der SHG immer schön spielen

ca. 1993 ... stationäre Therapie wegen Scheidungs-Androhung Seitens meiner Frau
Boah lassen sich die "Therapeuten" alle geil einlullen von mir ... die sind ja echt zu dumm für mich
Tatsächlich vorzeitige, dokumentiere Entlassung wegen "alles verstanden/gerlernt der Typ spielt nie wieder"
Boah sind die Therapeuten beknackt .. die habe ich geil reingelegt.

ca. 2-3 Monate später ... Besuche einer SHG wegen Scheidungs-Androhung Seitens meiner Frau
5. SHG: nä.... alles kaputte Typen, da gehe ich nicht hin
6. SHG: boah, nur alte Leute, da gehe ich nicht hin
7. SHG: oh Gott .. die nehmen das Wort "Gott" in den Mund ... da gehe ich nicht hin

08/2015 - Besuch einer SHG weil ich nicht mehr spielen möchte, ursächlich weil ich meine inzwischen 3. Ehefrau nicht mehr leiden sehen will
x. SHG - Alles Alkoholiker, 90% der Typen würde ich auf der Straße als "Heckenpenner" bezeichnen
Ich höre zu ... ich bleibe .. .es werden die besten Abende meines Lebens ... ich liebe ALLE in meiner Gruppe .. es sind phantastische Menschen

09/2015 - zusätzlich Inanspruchnahme eines Forums
Ich höre zu ... ich bleibe .. .es werden die besten Stunden meines Lebens ...

Den Rest kennt ihr ... ich bin immer noch hier ... ich spiele nicht, ich bin glücklich.

Danke Jacky, danke Olli, danke Rainer, danke alle anderen "Namenlosen"

Wer glaubt, dass ich 92/93 wirklich aufhören wollte, bitte den Finger heben.


Mein Trick an der ganzen Sache:
Ich höre zu ... ich bleibe ... ich glaube ohne zu Hinterfragen ... ich MACHE !

Danke Olli, danke Jacky, danke Rainer, danke alle Anderen

Meine Wege aufzuhören haben nie gefruchtet ... erst das bedingungslose Annehmen der Tipps der "Klügeren" bracthe den Erfolgt.

Danke Olli, danke Jacky, danke Rainer, danke alle Anderen

Danke .. danke für mein Leben !
Ohne euch wäre ich nicht mehr !

Titel: Re: Die richtige SHG?
Beitrag von: sstteeffaann am 03.03.2017 19:15:00
DANKE Fred für diesen mich emotional berührenden Post.

Liebe Grüße Stefan
Titel: Re: Die richtige SHG?
Beitrag von: Olli am 04.03.2017 07:30:34
Hi Cosmos!

Laut Freds Zeitrechnung bist Du gerade im Jahr 1992?
Aber Du hast die Chance einen Zeitsprung ins Jetzt zu schaffen.

Traue Dir etwas zu!
Na, dann verstehst Du eben nicht, wie ein Alkoholiker oder Drogenjunkie so tickt.
Na und?
Ohne neue Erfahrungen wird sich das auch nicht ändern! DU wirst Dich nicht ändern!

Natürlich sind die Auswirkungen der Spielsucht schlimm.
Aber ganz ehrlich - ich war lieber pleite, als dass ich mir die Gehirnzellen wegballerte.
Ich hatte lieber Schulden, als dass ich eine Leberzirose habe und als Alkoholiker so gut wie keine Schnitte habe ein "Ersatzteil" zu bekommen ...

Noch einmal: Traue Dir etwas zu!
Nicht etwa alles auf einmal - nur etwas - ein bisschen hier und ein bisschen da - ganz nach Deinem Gusto.
Titel: Re: Die richtige SHG?
Beitrag von: Cosmos1988 am 05.03.2017 02:19:36
Hallo Olli & Fred, danke für eure Beiträge
ja stimmt Alk macht blöd, Spielsucht nicht immerhin..werde mich so oder so in eine SHG begeben, weil ich sowieso was machen muss da die Sucht schleichend immer schlimmer wurde....und habe das Gefühl damit so vllt auch anderen irgendwie helfen zu können aber die Leute die eine SHG besuchen sind wahrscheinlich alle schon durch die Hölle gegangen...hab das Gefühl wenn man nichts macht dann ist man irgendwann so von der Sucht "fremdgesteuert" dass man sich komplett verliert...
Titel: Re: Die richtige SHG?
Beitrag von: Olli am 05.03.2017 08:13:17
Hi Cosmos!

Zitat
da die Sucht schleichend immer schlimmer wurde....

Danke für diese aufrichtigen Zeilen!
Aber ja - es ist eine Sucht - und wie das nun mal so ist, steigert sich der Konsum.
Da kann man noch zu sehr versuchen, das einigermaßen im Rahmen zu halten - es funktioniert einfach nicht.

Und wenn ich nun hier in die Runde fragen würde, wer sich jetzt mit "man" angesprochen fühlt unter uns Spielern, dann wäre ich wohl der erste, der Hand hebt.

Genesung ist ein Entwicklungsprozess - und auch wenn Du das nicht glaubst - Du steckst bereits seit Längerem mitten drin!

Bevor ich damals aufgehört hatte, war ich bereits seit langer langer Zeit unzufrieden mit mir selbst.
Das Spielen machte mir längst keinen Spaß mehr. Doch wie das nun mal so ist, ist es einfacher an dem fest zu halten was man kennt, als "gravierende" Veränderungen herbei zu führen.
Damit meine ich noch nicht einmal die Aufarbeitung Deiner Sucht.
Nehme nur einmal die "freie Zeit", die durch die Spielfreiheit entsteht.
Sie hinterlässt erst einmal ein riesiges Loch, welches gefüllt werden möchte.
Doch womit?
Einfach nur abhängen? Oder vorhandene Freizeitgestaltungen ausweiten?
Beides sind sicherlich Extrema!
Die absolute Faulheit und die absolute Hektik sind wie die zwei Schaalen einer Waage - sie müssen sich einpendeln.

Zitat
...und habe das Gefühl damit so vllt auch anderen irgendwie helfen zu können

Ja, ja ... der gute Kern in Dir ... anderen helfen ... das muss ein tolles Gefühl sein ... (vielleicht kommt es dem im Spielen gleich?)

Kümmere Dich bitte um Dich! Konzentriere Dich bitte auf Dich!
Wenn Du dann in einer Gruppe aktiv arbeitest, dann hilfst Du damit anderen Teilnehmer automatisch!
Es ist ein Nebenprodukt Deiner Arbeit an Dir selbst.
Damit bist Du dann schon genug beschäftigt.

Beinahe hätte ich "ausgelastet" geschrieben. Doch das wäre falsch gewesen. Diese Arbeit an sich selbst ist nämlich keine "Last" - sie macht, im Gegenteil, nämlich sogar Spaß!