[janrobert]

Hallo liebes Forum, ich bin eher Angehöriger, denn mein Lebensgefährte ist spielsüchtig. Er ist in Behandlung, hat aber noch so viele Rechnungen offen, dass er überhaupt nicht mehr von der Stelle kommt. Irgendwann kommt nur noch Inkasso. Seine Eltern leihen ihm nichts mehr und ich möchte da eigentlich als Partner nicht mit reingezogen werden beziehungsweise helf ich ihm ja nicht, wenn ich ihm Geld gebe. Hat er überhaupt noch eine Chance?

[Carru]

Hallo jarobert,

erzähle gerne mehr, offene Rechnungen kann vieles bedeuten, auch Inkasso.

Ich spreche als pathologischer Spieler aus Erfahrung.
Geht auf die Gläubiger offensiv zu und sagt was Sache ist, bietet eine Ratenzahlung an. Falls es der Rahmen nicht zu lässt, sollte er sich mit einer Privatinsolvenz auseinander setzen. Diese ermöglicht ihm nach einigen Jahren - die sicherlich hart werden - aber einen Neustart.

[medea888]

Hallo janrobert, schön dass du hier bist und schade dass dein Partner nicht hier ist. Ist er denn bereit was zu ändern? Schulden sind an Ende das kleinste Problem. Die Sucht anzuerkennen und mit ihr zu leben ist die Herausforderung und das muss er tun.
Berichte gerne mehr vielleicht können wir noch Tipps geben
LG Medea

[Jacky1]

Hallo janrobert und herzlich Willkommen im Forum,

....Irgendwann kommt nur noch Inkasso. Seine Eltern leihen ihm nichts mehr und ich möchte da eigentlich als Partner nicht mit reingezogen werden beziehungsweise helf ich ihm ja nicht, wenn ich ihm Geld gebe. Hat er überhaupt noch eine Chance?

seine Eltern leihen ihm nichts mehr, weil sie es nicht mehr wieder bekommen und er es nur verspielt.
Banken.... etc. geben ihm nichts mehr weil er keinerlei mehr an Bonität verfügt.
Finanziell sind seine Chancen gerade nicht die besten, er hat es versaut!
Da kommt man aber wieder raus, es gäbe einige Wege um da wieder eines Tages "aufrecht stehen" zu können.

Ich bin selbst ein pathologischer Spieler, auch Medea und Carru die Dir geantwortet haben.
Denkst Du wir wären hier hätten wir keine Chancen mehr ?
Ein Spielsüchtiger mag keine Chancen haben bei seiner Suchtausübung, aber diesem Drang zu widerstehen und zukünftig
vieles dafür zu tun auch spielfrei zu werden/bleiben...das geht schon recht gut.

Die Frage bleibt, wie gr0ß sind die Chancen dass ihr beide weiter gemeinsam durchs Leben geht ?
Lasse es uns herausfinden wenn Du möchtest und schreibe noch etwas mehr.

Liebe Grüße und schön dass Du da bist.   
     

[AlexandraX]

Moin janrobert,
Ausserdem kann ich als Angehörige nur empfehlen, ihn mit seiner Sucht zu konfrontieren.
Immer wieder habe ich denjenigen darauf hingewiesen, dass es behandelbar ist und ich nicht mehr mitspiele. D. H. keine Gelder leihen, Schulden übernehmen und sich wiederholen, dass diese Sucht behandelt werden muss.
Es war eine sehr schwere Zeit, bis ich zusätzlich einen Betreuer beantragte (Erbe steht auf dem Spiel). Das finanzielle Desaster und der große Schmerz lässt sich nicht alleine bewältigen. Deshalb hilft mir eine Beratung für Angehörige in einer Suchtberatungsstelle, um sich über die eigenen Grenzen und Möglichkeiten klar zu werden.
Mein Angehöriger hatte sich so verschuldet, dass Wohnung und Gesundheit (kaum noch Geld für die Ernährung) massiv bedroht war.
Hilfe in Naturalien und in Maßen (z. B. Einkauf Lebensmittel, Begleitung zur Tafel) ist ein Kompromiss, das Spielen nicht zu unterstützen. Eine Spielersperre (OASIS) hat über längere Zeit auch geholfen, auch das bedeutete immer wieder Konfrontation und auch Unterwanderung der Sperre. Der hohe Spieldruck bleibt ohne Behandlung bestehen.
Je klarer Du bist in Deiner Haltung, desto besser geht es Dir und langfristig Deinem Partner. Es ist ein harter Weg, der ein gutes Ende nehmen kann.
Ich finde es gut, dass Du hierher gefunden hast. Und wünsche Dir viel Kraft!
Liebe Grüße Alexandra

[janrobert]

Hallo jarobert,

erzähle gerne mehr, offene Rechnungen kann vieles bedeuten, auch Inkasso.

Ich spreche als pathologischer Spieler aus Erfahrung.
Geht auf die Gläubiger offensiv zu und sagt was Sache ist, bietet eine Ratenzahlung an. Falls es der Rahmen nicht zu lässt, sollte er sich mit einer Privatinsolvenz auseinander setzen. Diese ermöglicht ihm nach einigen Jahren - die sicherlich hart werden - aber einen Neustart.

Hallo, Inkasso hat er gerade erst erledigt, aber auf den Kontoauszügen stehen immer noch Online Casino Zahlungen un d es sind noch Schufaeinträge von alten Forderungen da. Die Bank sträubt sich, da zu helfen. Aber er braucht ja nicht nur Therapie sondern auch Hilfe, damit er irgendwann mal aus den Schulden rauskommt. Offen angesprochen hat er es bisher noch nicht. Oder sich nicht getraut wahrscheinlich. Außer mir, weiß das glaube ich keiner.

[janrobert]

Hallo janrobert und herzlich Willkommen im Forum,


seine Eltern leihen ihm nichts mehr, weil sie es nicht mehr wieder bekommen und er es nur verspielt.
Banken.... etc. geben ihm nichts mehr weil er keinerlei mehr an Bonität verfügt.
Finanziell sind seine Chancen gerade nicht die besten, er hat es versaut!
Da kommt man aber wieder raus, es gäbe einige Wege um da wieder eines Tages "aufrecht stehen" zu können.

Ich bin selbst ein pathologischer Spieler, auch Medea und Carru die Dir geantwortet haben.
Denkst Du wir wären hier hätten wir keine Chancen mehr ?
Ein Spielsüchtiger mag keine Chancen haben bei seiner Suchtausübung, aber diesem Drang zu widerstehen und zukünftig
vieles dafür zu tun auch spielfrei zu werden/bleiben...das geht schon recht gut.

Die Frage bleibt, wie gr0ß sind die Chancen dass ihr beide weiter gemeinsam durchs Leben geht ?
Lasse es uns herausfinden wenn Du möchtest und schreibe noch etwas mehr.

Liebe Grüße und schön dass Du da bist.   
   

Hallo Jacky,

vieln Dank, dass ich hier so herzlich aufgenommen werde. Das hätte ich nicht erwartet. Natürlich wollen wir gemeinsam weiter durchs Leben gehen. Wir haben uns in einer Einrichtung kennengelernt. Ich hatte allerdings keine Spielsucht, sondern eine Angststörung, die auch sehr gut behandelbar ist. Ich meinte mehr, ob er eine Chance hat, aus den Spielschulden wieder rauszukommen. Er war gerade drei Monate stationär und jetzt gent es darum, wie es weitergehen kann.

LG jan

[Andre12]

Moin Janrobert,

Hilfe bei der Schuldentilgung : Nein, Hilfe bei der Therapie oder allem anderen, damit er vom Spiel los kommt : Ja.

Sorry, dass ich das so direkt sage. Aber was nützt ihm jegliche finanzielle Unterstützung, wenn er nicht aufhört zu spielen. Dann ist es in 4 Wochen wieder soweit, das nichts mehr geht und der Schuldenhaufen ist noch größer. Kannst das Geld auch gleich direkt im Klo runterspülen.

Weißt Du worauf ich hinaus will ? Wenn er nicht ins tun kommt, wenn er sich seine Krankheit nicht eingesteht, wenn er nicht seine Sucht zum Stillstand bringt, kämpfst Du gegen Windmühlen. Du kannst ihn nur unterstützen, Dinge ins rollen bringen, aber es liegt an ihm. Außer seine Last mit Dir geteilt hat er jetzt ja noch gar nichts gemacht, wenn ich das richtig verstanden habe.

Nochmal zum Thema Geld, Geld ist für uns Süchtige in der aktiven Zeit unser Suchtmittel, wir würden ja auch keinen  Alkoholiker eine Flasche Schnaps in die Hand drücken, damit er seine Sucht in den Griff bekommt. Ich weiß es ist hart, es nützt aber nichts.  Den Umgang mit Geld erlernen wir Spieler erst wesentlich später wieder, niemals in der Situation in der er sich jetzt gerade befindet. Die Eltern werden sicherlich nicht ohne Grund so handeln. Auch die wollen sicherlich nur das beste für Ihren Sohn. Die Banken sowieso nicht. Er kann jetzt nur anfangen sich seiner selbst zu stellen, alles andere wird sich zeigen.

Lieben Gruß  & Kopf hoch

André

Sorry Du hattest nochmal  zwischenzeitlich geschrieben. Ja, er hat eine Chance, wenn er aufhört.

[Taro]

Geld scheint am Anfang immer das grösste Problem zu sein. Tatsächlich ist es bei der Bewältigung der Spielsucht eine Nebensächlichkeit. Eine Ausnahme besteht, wenn die Schulden durch Straftaten verursacht sind.

[janrobert]

Dankeschön. er geht jetzt in die Tagesklinik und ist soweit stabil. Wenn er Ergotherapie oder Ablenkung hat geht es, aber wenn er wieder ganz zu Hause ist, wird es vermutlich schwierig. Zumindest so lange er keinen neuen Job hat. Geld zum Spielen gebe ich ihm selbstverständlich nicht, aber vielleicht könnte ich ihm eine Weiterbildung finanzieren

[Jacky1]

Hallo janrobert,

es gäbe so viele Dinge im Leben die blockieren, krank machen und zermürben.
Würde man auf einem grünen Rasen wandeln, wo jeder Halm Zellgleich in der Beschaffenheit und alle gleich lang.
Wäre es eine sterile Welt und jeder würde sich dort zwangsläufig integrieren.     
Eine bunte Wiese aber, reich an Vielfallt wild gewachsen, auch besetzt mit giftigen Kräutern und spitzen Dornen.
Dort würde jeder mit Vorsicht laufen, um sich nicht zu verletzen und schon gar nicht das Schöne zu zerstören. 

Findet euer zufriedenes Leben, versucht  genau so viel dafür zu tun, wie ihr auch könnt.
Beide!

Liebe Grüße

 

     

[janrobert]

Das ist ein schönes Zitat. Von wem ist das? Es muss auch die bunten, die anderen und die jenseits der Schublade geben. Auch die, die jeden Tag neu lernen müssen zurechtzukommen. Meine Angststörung kostet kein Geld, da ich mich, wenn ich eine Panikattacke habe, lieber verkrieche. Bei meinem Freund ist es etwas anderes. Da bringt die Sucht auch finanzielle Probleme mit sich, die er irgendwie noch nebenbei klären muss. Davon will er natürlich gar nichts hören. Auch wenn ich ihm sage: Das ist jetzt nun mal so und nichts, wofür er siche schämen muss

[Jacky1]

Hallo janrobert,

Eigenzitat aber sicherlich aus etlichen vergangenen Wahrnehmungen zusammengebastelt.
Du hast es auf jeden Fall gut verstanden.
Eine Suchterkrankung oder Störung bringt so vieles mit sich, etliche Nebeneffekte.
Es geht an Körper, Geist und strahlt darüber hinaus.
Wenn ich meine Spielsucht filtere bis zur letztendlich wesentlichen Geistessubstanz,
bleibt da nicht einmal etwas übrig was damit direkt in Verbindung steht.
Da bin dann nur noch ich und irgendwelche emotionalen Eigenarten.
Und wäre auch spannend wie unterschiedlich diese "verborgenen Auslöser" bei uns allen wären.

Erzähle Deinem Freund ruhig Dinge die er nicht hören wollte und zwar immer dann...
wenn Du sie sagen möchtest.

Liebe Grüße           

[janrobert]

Dann hast du es aber schön geschrieben. Meinem Freund Dinge erzählen, die er nicht hören will, ist gut. Gerade wenn er sagt, es ist sowie alles zu spät. Ich habe ihm neulich "Die Geschichte mit dem Hammer" von Paul Watzlawick erzählt. Da geht es ja im Prinzip darum, dass jemand sich alle möglichen schlimmen Konsequenzen ausmalt, wenn er von seinem Nachbar einen Hammer ausleihen will. Er steigert sich so sehr rein, wss passieren könnte, dass er am Ende den Nachbar, den er noch gar nicht gefragt hat, anschreit. ""Behalten Sie Ihren Hammer, Sie Rüpel!" Na klar, wird es nicht einfach werden. Aber wenn ich jetzt mal auf die Bausteine Therapie und Finanzen in Ordung bringen setze, dann kann man ja schon mal versuchen, was zu änderen

[Jacky1]

Hallo janrobert,

Paul Watzlawicks "Anleitung zum Unglücklichsein" einfach nicht befolgen. 
Oder etwas nicht mehr zu tun, dass es einem besser geht.
Schon im Suchtkonstrukt verwurzelt, diese selbstzerstörerische Flucht ins Unglück.
Ja auch Schritt für Schritt und nicht sein ganzes Leben in einem einzigen Spiel gesetzt.
Das Suchtgedächtnis beharrlich füttern, damit man gerade noch so funktioniert.
Und es einem path. Spieler kontinuierlich schlecht geht..darauf habe ich auch immer geachtet.
Sonst könnte man ja an eine Grenze kommen, wo keiner mehr eine Wahl hat..als alles ändern zu müssen.
Diese ganzen "Leitfäden" zur Bewältigung einer Situation, sind absolut sekundär.
Solange bis man sie wirklich gebrauchen kann und es auch möchte.
 
Liebe Grüße