Spielsucht Soforthilfe Forum (SSF)

Spieler & Angehörige => Angehörige => Thema gestartet von: Ellie am 11.10.2022 23:46:21

Titel: Ratlosigkeit, Verzweiflung und so vieles mehr
Beitrag von: Ellie am 11.10.2022 23:46:21
Hallo liebe Gleichgesinnte,
während ich mich über die Suchterkrankung meines Partners genauestens erkundigen wollte, bin ich auf dieses Forum gestoßen und habe mir etliche eurer Beiträge und Geschichten durchgelesen. Es tut irgendwie gut, zu lesen wie es euch als Angehörige oder auch Spieler ergangen ist.
Daher habe ich mich nun auch entschieden, es selbst hier zu versuchen und evtl. Hilfe durch eure Erfahrungen zu bekommen.

Nun zu meiner Geschichte, ich habe nach einigen gescheiterten Beziehungen, vor einem Jahr endlich meinen aktuellen Partner kennengelernt. Es war von Anfang an alles zum ersten Mal nahezu perfekt und wir waren beide überglücklich, dementsprechend hat es auch nach dem Kennenlernen nicht lange gedauert bis wir uns für eine Beziehung entschieden haben. Wir haben uns vorher alles erwähnenswerte voneinander erzählt, daher wusste ich auch im Voraus schon, dass mein Partner spielsüchtig ist. Da er aber diesen großen Schritt gewagt hatte, es mir so fair zu erzählen, er 2019 freiwillig für 3 Monate in einer stationären Therapie war, er sich selbst eine Spielersperre eingerichtet hat, also in alle Casinos/Spielotheken welche wirklich kontrollieren, nicht mehr rein kommt (leider gibt es Ausnahmen) und seit dem -so wie er sagte- Spielfrei war, habe ich mich auch davon irgendwie nicht abschrecken lassen.

Die ersten Monate unserer Beziehung verliefen traumhaft, es gab kaum Reibungspunkte, die Familien und Freunde passten perfekt, wir haben uns immer unterstützt und den Alltag gemeinsam gemeistert und die Tagen waren einfach nur wunderschön. Es hat sich etwas entwickelt, was ich so noch nicht kannte.
Irgendwann fingen dann die „Problemchen“ an, wie das nun eben immer so ist. Ich habe leider auch in meiner Vergangenheit viel erleben müssen wie zB Vertrauensbrüche, Lügen und Betrügereien. Dadurch fing ich irgendwann an ihn zu „kontrollieren“ und eifersüchtig zu sein, diese Fehler gestehe ich mir ein und gehen auf meine Kappe.
Allerdings folgte dann der erste Rückschlag und mein „Kontroll-Verhalten“ brachte auch noch Erfolg. Nachdem er zwei Wochen lang ein Verhalten zeigte, welches mir neu war, er war sehr launisch, motzig und überhaupt nicht mehr der Mann, welchen ich kennengelernt hatte, habe ich durch meine Kontrolle in seinen Emails herausgefunden, dass er einen Rückfall hat.
Ich hatte mich damals (vor 5 Monaten) an seine Freunde gewandt und gemeinsam haben wir ihn zur Rede gestellt. Er war sofort einsichtig, hat uns den Auslöser erklärt (er hatte bei einem online Betrugskauf Geld verloren), hat uns erzählt um welche Summen es sich handelte, hat es freiwillig seiner Familie und weiteren Freunden erzählt und hatte offensichtlich Angst mich zu verlieren.
Da er sich aber so „vorbildlich“ Verhalten hatte, war es zu dem Zeitpunkt überhaupt keine Option für mich ihn im Stich zu lassen, auch wenn die Enttäuschung und die Lügen die er mir zur Zeit des Rückfalls auftischte, natürlich an mir nagten. Wir haben gemeinsam überlegt, was wir machen können/sollen und es schien, als würde er diesmal alleine bzw mit Unterstützung von uns „über den Berg“ kommen. 

Wir hatten danach weiterhin schöne Zeiten, waren gemeinsam im Urlaub (wo ich auch merkte, dass er nicht spielt) und er erwähnte oft, dass ich ihm guttue und ihm dabei helfen würde weniger an die Sucht denken zu müssen.
Zwei Monate später ging es allerdings den Bach runter und ich kann mir nichtmal wirklich erklären wieso. Es gab einen Vorfall zwischen mir und seinen Freunden, welcher uns zum streiten brachte, der aber überhaupt nichts mit seiner Erkrankung zutun hatte. Danach hatten wir bis heute noch etliche Diskussionen, über mein Verhalten der Kontrolle und das ich ihm zu wenig Freiraum/Luft geben würde (was vorher nie ein Thema war) und er ist einfach anders zu mir. Abweisender und distanzierter, als wäre ich ihm nicht mehr so wichtig. Das Ganze Ging so weit, dass ich mir aktuell, wegen meiner Verhaltensweisen, Hilfe in Form einer Therapie suche.

Ich hatte dann schon länger wieder ein schlechtes Bauchgefühl und habe ihn seit Wochen gefragt, was hier nicht stimmt und ob er nochmal gespielt hätte etc. dies stritt er aber immer ab. Durch Zufall fand ich dann letzte Woche, einen Kassenzettel auf dem Boden -welcher eigentlich im Müll landen sollte-, worauf ich sehen konnte, dass er am Vortag eine Prepaid Kreditkarte kaufte. Mir war klar, dass diese nur fürs spielen online sein kann und damit habe ich ihn konfrontiert.
Auch wenn ich überhaupt nicht damit gerechnet hatte, knickte er darauf ein und gab es zu. In dem ich immer wieder dran geblieben bin, konnte ich noch aus ihm heraus quetschen, dass es sich um angeblich 2 Wochen handelt in denen er gespielt hat und angeblich ein geringer Geldbetrag. Ich bin aber schon überzeugt davon, dass das, wenn überhaupt, nur ein Bruchteil der vollen Wahrheit ist.
Er wüsste selbst nicht wieso er wieder gespielt hätte und es wäre Zuviel passiert in letzter Zeit, er hätte Zuviel in seinem Kopf. Womit er teilweise mir die Schuld gibt, denn aus seiner Sicht bin ich es zum größten Teil schuld, dass die Beziehung schlecht lief/läuft. Aber er will auf keinen Fall mehr spielen. Mittlerweile habe ich ihn soweit, dass er es Freunden und Familie erzählen will -wogegen er sich erst komplett wehrte- und sich Hilfe in Form einer ambulanten Therapie suchen will. Auf meine Aussage, dass ich jetzt auf keine Worte sondern nur noch auf Taten vertrauen kann, folgt aber kein handeln, nur ausreden -bei denen er mich teilweise noch für blöd verkaufen will-. Im Gegensatz zu seinem ersten Rückfall während unserer Beziehung also das komplette Gegenteil und auch mir gegenüber zeigt er kaum noch liebe geschweige denn, dass ich ihm wichtig bin oder er Angst hat mich zu verlieren und damit komme ich gerade absolut nicht klar. Ich bin am Ende, weiß nicht weiter.. ich möchte ihn und die Beziehung nicht verlieren und möchte ihn auch nicht im Stich lassen. Aber da ich seinen Aussagen nicht wirklich glauben kann, weiß ich leider auch gar nicht wie tief er diesmal tatsächlich wieder „drin“ steckt, wie lange es schon ging und wie hoch seine Schulden/Verluste sind, er lässt mich aber nicht mehr an sich heran und ich weine aktuell einfach täglich vor Enttäuschung, Verletzung, Ratlosigkeit…

Es tut mir leid, dass der Text so lang geworden ist, ich hoffe dennoch er wird gelesen und freue mich über jede Antwort/Meinung/Hilfestellung.
Titel: Re: Ratlosigkeit, Verzweiflung und so vieles mehr
Beitrag von: amTiefpunkt am 12.10.2022 10:58:04
Hallo Ellie,

herzlich Willkommen hier bei uns im Forum, ein guter Schritt, deine Sorgen und Ängste zu teilen!

Spielsucht in der Partnerschaft ist ein schwieriges Thema, vor allem, weil dort neben dem objektiven Verstand noch ganz viele subjektive Gefühle dazukommen. Im Grunde genommen musst du für dich entscheiden, was du willst. Eine Beziehung beruht auf Vertrauen, wenn diese Basis fehlt (was bei euch gerade absolut der Fall ist), wird ein dauerhaftes Zusammenleben mit einem Spielsüchtigen krankhaft. Dies kann zu Kontrollwahn oder Co-Abhängigkeit führen.
Ein Sprichwort besagt - Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Dies mag auf viele Bereiche des Lebens zutreffen, aber nicht auf eine Beziehung.
Ellie, mach dich nicht verrückt, Spieler sind auch hervorragende Schauspieler, wenn es darum geht, ihre Sucht zu schützen. Sein ganzes Gehabe, sei es seine Einsicht, der Wille zur Besserung und die ständige Beruhigungen sind Strategien, um Weiterzuspielen. Du kannst ihn in seinem Verhalten nicht ändern, dies obliegt nur ihm selbst. Leider sind dem Süchtigen die Sucht oft wichtiger als die Beziehung, was nicht heißt, dass er keine Gefühle für dich hat.
Nicht du bist dafür verantwortlich, dass durch deine Kontrolle, euer Vertrauen wiederhergestellt wird, sondern er ist in der Bringschuld alles dafür zu tun, seine Sucht in den Griff zu bekommen und dir keinen Anlass für Misstrauen zu geben. Er ist das Problem, nicht du!
Du kannst ihn nicht heilen, aber du kannst Entscheidungen für dein Leben treffen, eine davon könnte sein, deinen weiteren Weg ohne ihn zu gehen. Ein anderer könnet sein mit ihm nochmal in den Dialog zu gehen und ihm klar machen, wie du dir deine Zukunft vorstellst, klar und unmissverständlich. Vielleicht passiert etwas in ihm, vielleicht nicht. Auch eine (temporäre) Trennung kann ein Umdenken auslösen, oftmal bleibt der Süchtige in seiner Welt gefangen und zerstört damit sich selber - leider!?
Kopf hoch Ellie, schnapp dir dein Leben, es ist zu wertvoll!

aT
Titel: Re: Ratlosigkeit, Verzweiflung und so vieles mehr
Beitrag von: Jacky1 am 12.10.2022 21:10:19
Hallo Ellie und auch von mir herzlich Willkommen,

mir erschließt sich die Frage, was möchtest Du gerne lesen von uns .

Du gingst von Anfang an befangen in diese Beziehung, wusstest von seiner psychologischen Erkrankung.
Dennoch hat es soweit relativ gut funktioniert, Du möchtest ihn auch nicht verlieren.
Diese Beziehung tut Dir aber momentan alles andere als gut und Du findest Dich oft in Tränen wieder.
Stehst vor einer Therapie für Dich selbst.

Mir bleibt nun keine andere Wahl als von meinen Angehörigen zu schreiben.
Sie vertrauten mir die ganzen Jahre meiner aktiven Sucht und sie wussten von nichts.   
Meine Frau, Kinder, Mama, Verwandte und Freunde.
Und dies ist eine Lüge...meine Lüge.   
Als ob sie meine Gefühlsschwankungen nicht mitbekommen hätten, der rauchige Gestank meiner Kleidung, spätes Heimkommen oft nach Mitternacht.
Und auf jede besorgte Frage habe ich jeden angelogen, um sie zu schützen ?
Ein schmaler Gedanke, nein um mich und meine Sucht zu schützen!
So viele Lügen und sie hätten gerne nur die Wahrheit verdient. 
Aber hätte es dann etwas verändert, wenn ich ihnen es erzählt hätte ?
Dadurch alleinig wohl kaum und es hätte nur gelogene Wahrheiten zur Folge gehabt.
Egal was ich einst dachte, egal welche Situation mich zum Spielen brachte (jede war mir doch recht.)
Sie alle hatten keine Schuld an meinem Verhalten!!!
 

Dennoch liebe Ellie, sage und zeige ihm wie es Dich belastet.
"Kontrollzwang"..bei einem spielsüchtigen Partner ?
Jeder Süchtige der einen Weg zur Freiheit einschlagen möchte..sollte eher darüber dankbar sein!
Dass diese Kontrolle nicht alleinig auf seinen Schultern läge.
Für jeden aktiven Spieler aber sicherlich ein Ärgernis.

Mache Dich nicht zu sehr verrückt damit und lasse Deine Lebensfreude niemals brechen.
Ich habe meine Familie auch immer noch, ich konnte mich eines Tages wandeln.
Sie kontrollieren mich auch nicht, niemals. Weil sie vertrauen mir..wie ja schon immer.
Es gab da keine andere Wahl, für uns alle nicht.

amTiefpunkt hat Dir ja über eine Co Abhängigkeit geschrieben.
Sie kann zerstören kaum minder als eine Spielsucht.
Damit wäre eine Therapie auch sicherlich gerechtfertigt.

Wie immer zu erwähnen, wenn sich nichts ändert an den Menschen die einem nicht so gut tun.
Dann solltest Du etwas verändern.

Liebe Grüße und schön von Dir zu erfahren

   
   
   

     
Titel: Re: Ratlosigkeit, Verzweiflung und so vieles mehr
Beitrag von: Ellie am 13.10.2022 13:10:33
Hallo Gemeinde,
erstmal viiiielen Dank für die herzliche Aufnahme und die bereits ehrlichen Worte!
Großes Dankeschön an @amTiefpunkt und @Jacky1

Die gesamten Antworten empfand ich wirklich als hilfreich, allerdings sind mir ein paar Dinge besonders in Gedanken geblieben, daher möchte ich zuerst darauf eingehen.


Nicht du bist dafür verantwortlich, dass durch deine Kontrolle, euer Vertrauen wiederhergestellt wird, sondern er ist in der Bringschuld alles dafür zu tun, seine Sucht in den Griff zu bekommen und dir keinen Anlass für Misstrauen zu geben. Er ist das Problem, nicht du!

Da ich ja aktuell auch an mir bzw. meinem Verhalten arbeiten möchte und genau diese Punkte der Kontrolle, des Misstrauens und der daraus entstehenden  Eifersucht im Vordergrund stehen, tut es gut darin bestärkt zu werden. Denn all das sind Verhaltensweisen, welche man nicht mal unbedingt selbst möchte/steuern kann, aber womit man sich selbst eigentlich nur schadet und verrückt macht. Natürlich fällt es, mit der Vorgeschichte und dem Hintergrund der Suchterkrankung, nicht leicht, das viele Hinterfragen abzustellen, aber auf Dauer gesehen, macht es einen selbst krank. Dazu ist mein Gedanke eben auch, wenn ich es schaffe dies zu reduzieren/abzustellen, schütze ich in erster Linie mich und meine Gesundheit, aber auch ihn kann ich nicht unterstützen, wenn ich selbst weiterhin krankhafte Züge einnehme. Die große Frage ist hier allerdings, ob man es schaffen kann, einem Suchtkranken, auch in dieser Thematik vollkommen zu vertrauen und zu glauben. Dies kann wahrscheinlich auch nur funktionieren, wenn beide etwas dafür tun.

Hallo Ellie und auch von mir herzlich Willkommen,

mir erschließt sich die Frage, was möchtest Du gerne lesen von uns .

Du gingst von Anfang an befangen in diese Beziehung, wusstest von seiner psychologischen Erkrankung.
Dennoch hat es soweit relativ gut funktioniert, Du möchtest ihn auch nicht verlieren.
Diese Beziehung tut Dir aber momentan alles andere als gut und Du findest Dich oft in Tränen wieder.
Stehst vor einer Therapie für Dich selbst.


Nun, mir ist bewusst, dass dies hier nicht meine Probleme lösen wird und dass ich die einzige Person bin, welche sich selbst helfen kann, genauso wie er der einzige ist, welcher sich selbst helfen kann. Aber es tut dennoch unheimlich gut, dass einem hier zugehört wird und man sich seine Gedanken frei von der Seele sprechen/schreiben kann. Ich habe zwar auch zwei meiner Freundinnen in die Problematik eingeweiht, sie stehen mir auch rund um die Uhr mit Rat und Tat zur Verfügung und achten auf mich, es ist allerdings nicht das Gleiche, als mit Personen zu sprechen, welche sich auch bereits mit all den Themen auseinander setzen mussten und Erfahrungen gemacht haben, gerade auch, weil es für mich völliges Neuland war/ist.
Ich versuche aktuell einfach herauszufinden, wie ich am besten mit all dem umgehen kann, wie ich mich ihm aber auch mir gegenüber am besten verhalten kann, welche Lösungen/Wege es geben kann, wie ich es evtl. fördern kann, dass er sich aus "seiner Welt" befreien kann, welche Gefahren die Situation verbirgt aber auch ob es positive Entwicklungen/"Vorteile" geben kann, z.B. ob es auf Dauer zusammenschweißen kann, wenn beide richtig handeln.


So, zum Schluss nun noch ein Update zu meiner Situation, denn da das "Aufdecken" seines Rückfalls ja noch ziemlich aktuell ist (genau vor einer Woche), passiert momentan eigentlich noch täglich etwas.
Ich hatte ja trotz seiner Ausreden und -wie @Jacky1 es so gut nennt- gelogenen Wahrheiten nicht locker gelassen und habe ihn immer wieder u.a. gefragt, wie es mit seinem Termin für die Sprechstunde einer ambulanten Therapie aussieht, um ihm damit vllt etwas in den Hintern zu treten. Auch darauf folgten ja zunächst erstmal Lügen und "aus dem Weg gehen" seinerseits. Jetzt ist es aber so, dass er sich nachweislich einen Termin genommen hat und auch gestern bereits das erste Gespräch darüber mit seinen Freunden geführt hat. Ich weiß natürlich, dass es damit noch lange nicht getan ist, dennoch ist es irgendwie ein Hoffnungsschimmer für mich. Auch sein Verhalten mir gegenüber diesbezüglich hat sich etwas geändert, er konnte sich zB gestern Abend mit mir hinsetzen und in Ruhe sprechen, nach meinem Gefühl hatte er dabei auch nicht mehr diese schauspielerischen/nervösen Züge, es kann aber sein, dass ich da noch ein wenig naiv bin.
Naja, allerdings behaart er immer noch darauf, dass unsere Beziehung ja im Vorfeld schon nicht mehr einwandfrei lief -was ich nicht verleugnen kann- und er möchte nun herausfinden/der Sache auf den Grund gehen, weshalb er es jetzt, innerhalb von 4 Monaten, zweimal nicht geschafft hat seiner Sucht zu widerstehen, wo er das doch vorher so gut hinbekommen hätte. Er möchte daher wahrscheinlich Abstand, laut seinen Worten mal eine Woche in der er fast zu keinem Kontakt hat und evtl. ein paar Tage alleine wegfährt, um seine Gedanken sortieren zu können, da zu viel in seinem Kopf ist. Ich denke, er möchte hiermit versuchen rauszufinden, ob er "wegen" der Beziehung wieder gespielt hat bzw. ob er die Beziehung noch möchte, aber wenn er das so machen will, kann ich ihn nicht aufhalten. Er sagt aber gleichzeitig, dass er mich liebt, das wäre das einzige was er aktuell noch sicher wüsste und wäre natürlich auch unglücklich, wenn es die Beziehung nicht mehr gibt. Ich hätte auch nichts falsch gemacht die letzten Wochen, er möchte nur herausfinden, weshalb er so ist und weshalb er wieder so weit geht, dass er sich selbst zerstört. Also nun irgendwie noch mehr Chaos und Angst in meinem Kopf. Möchte er damit wirklich ernsthaft versuchen das Problem der Sucht anzugehen und Einsicht zu bekommen?! Möchte er Abstand um ungestört spielen zu können?! Möchte er damit wirklich an sich und seiner Krankheit arbeiten?! Möchte er mich verlassen weil dann das Problem der Beziehung aus der Welt ist?!  Soooo viele offene Fragen ...

Liebe Grüße
Titel: Re: Ratlosigkeit, Verzweiflung und so vieles mehr
Beitrag von: amTiefpunkt am 13.10.2022 20:30:44
Hi Ellie,

Viele Fragen, wenig antworten!
Leider wirst du aktuell niemals hinter seine Fassade sehen können! Du musst auf dich schauen und abwarten was passiert! Und wichtig: wenn deine Zukunft und sein Verhalten nicht zusammenpassen, musst du Konsequenzen ziehen! Entscheide selber, wieviele Ausrutscher (falls sie denn kommen) du ihn noch verziehst, aber mache bitte keine Endlosschleife daraus!? Du bist wichtig, du hast dein Leben in der Hand!

aT
Titel: Re: Ratlosigkeit, Verzweiflung und so vieles mehr
Beitrag von: Jacky1 am 13.10.2022 21:03:21
Hallo Ellie,

ersteinmal.... amTiefunkt und ich so wie auch eigentlich fast alle die öfters hier sind und berichten und extrem gespielt haben.
Sind nun abstinent, haben eine Familie oder Kind/Kinder und/oder sind mit sich wieder weit im reinen.
Und jeder hat auch so einiges dafür getan, manche seit so vielen Jahren immer noch hier oder in SHG`s am Ball.
Du siehst also, na klar es kann schon sehr gut funktionieren.

amTiefpunkt kam mir etwas zuvor.  :)
Du bist ja hier und Du bist so wichtig und absolut, Du hast Dein Leben selbst in der Hand.
Etwas was in anderen gemeinschaftlichen Verhältnissen wesentlich schwieriger wäre.
Nun stehst Du vor Konsequenzen, so oder so.
Du musst auch nicht alles von heute auf Morgen sausen lassen, Zukunftsträume oder Wünsche.
Du musst aber auch nicht ewig in dieser momentanen Situation bleiben.
Er soll es ändern! Kann er es nicht oder möchte es nicht ?
Muss er erst einige Tiefen durchleben um es einzusehen oder reicht es dass er einsieht so geht es mit Dir an seiner Seite nicht weiter.
Hilfe ist da...überall, Du bist bereit sie auch anzunehmen.

Er sagt dass er Dich liebt, man kann schon jemanden sehr lieben und seine Sucht dennoch ausleben.
Mag jetzt der Ein oder Andere etwas anders sehen, ich konnte es ....aber nicht wirklich was es in der Definition auch bedeutet.
Und heute weiß ich, dass ich enorm fahrlässig damit umgegangen bin und auch meine Gefühle damit getreten habe.
Diese/meine Liebe stand unter einem egoistischen Stern, ich ich ich....wollte alles haben.   
Und wollte einfach weiter spielen.

Liebe Grüße

   

 
 



 
   
Titel: Re: Ratlosigkeit, Verzweiflung und so vieles mehr
Beitrag von: Andre12 am 13.10.2022 21:47:40
Moin,
auch von mir ein herzliches Willkommen.
Viele Punkte wurden schon angesprochen. Mal eine Woche keinen Kontakt kann alles Mögliche bedeuten, auch ein ausharren von allem, oder einfach Ruhe vor allem, wie dieses nun genutzt wird, liegt eh nicht in Deiner Hand. Ich würde erstmal pauschal gar nix auf seine Aussagen geben, sondern einfach auf Dich selbst schauen. Schaue Dir Dein in diesem Fall mmN berechtigen Kontrollzwang an. Oft geht es hier logischerweise um Vertrauen, nicht nur an ihm, sondern vertraust Du Dir selbst, wie steht es um Dein Selbstwertgefühl. Ist das i. O. bei Dir, wartet man ja normalerweise nicht auf Antworten. Man möchte an was glauben und sucht aber gleichzeitig nach Bestätigung das man es nicht glauben darf. Du vertraust Dir da also selber nicht, auf Dein Gefühl. Das in Verbindung mit einem Spielsüchtigen ist schon toxisch.
So wie Du es beschreibst, ist er ein aktiver Spieler, mit Spielpausen auf Zwang, eignen Willen, aber nicht auf Verständnis/ Akzeptanz seiner Sucht.
Es ist wie immer, es liegt an ihm, es kann gemeinsam gehen, mit Trennung auf Zeit oder eben gar nicht. Du kannst nur Deine Grenzen für Dich festlegen und dann auch danach handeln, denn was nützt Dir alle Liebes(ge)schwüre dieser Welt, wenn es sich langfristig nicht ändert ?

Meine Meinung jedenfalls.

Lieben Gruß

André
Titel: Re: Ratlosigkeit, Verzweiflung und so vieles mehr
Beitrag von: Ellie am 21.10.2022 15:31:20
Hallo Miteinander  :),

es sind ja nun ein paar Tage vergangen, seit ich zu euch gefunden habe und seit meinem Beitrag hier, daher möchte ich mich nochmal zu Wort melden.
Ich war seitdem täglich hier online und habe mir immer wieder eure Meinungen/Antworten/Beiträge durchgelesen und möchte mich dafür von Herzen bedanken! Es sind sooo viele hilfreiche Worte und Ratschläge dabei, welche ich mir tatsächlich immer vor Augen führe und welche mir Mut machen.
Somit auch großes Danke an @Andre12, @Jacky1 und @amTiefpunkt für eure Antworten!

Ich möchte nun nochmal kurz berichten, wie es mir die letzten Tage ergangen ist.
Und zwar habe ich mir eure Ratschläge zu Herzen genommen und versucht mehr auf mich zu achten, mehr mein eigenes Leben in die Hand zu nehmen usw., dies gelingt allerdings mal gut, mal weniger gut. Ich denke es ist alles noch viel zu "frisch" und das Chaos in meinem Kopf noch viel zu groß. Daher habe ich mir natürlich die letzten Tage viele Gedanken gemacht, es ist allerdings doch irgendwie schwieriger als gedacht.

Die Situation mit meinem Partner ist ein klein wenig besser geworden, zumindest unsere Stimmung untereinander und auch mein "Kontrollzwang" ist fast nicht mehr vorhanden, da ich ja nun weiß, dass er definitiv gespielt hat. Ob man hier von "gespielt hat" oder "spielen" sprechen soll, ist für mich erstmal gleichgültig, da es Fakt ist, dass er somit ein aktiver Spieler -mit ggf. Spielpausen- ist (habe ich durch euch gelernt).
Er hat ja mittlerweile auch offen mit seiner Familie und seinen Freunden darüber gesprochen, was für mich ein kleiner Schritt in die richtige Richtung ist und nächste Woche steht sein Termin bei der Therapeutin an, die ihn aus der stationären Zeit noch kennt. Ansonsten ist aber leider noch nicht viel passiert, wir haben die ein oder anderen Gespräche darüber geführt, ich habe ihm klar gemacht, dass auch ich damit etwas zutun habe (da er ja vorher meinte, es wäre NUR sein Problem) und er merkt auch, dass ich, sowie alle anderen mit denen er gesprochen hat, enttäuscht sind. Angeblich würde er aktuell nicht spielen, kann mir aber nichts versprechen, da er mich nicht mehr anlügen möchte, falls es nochmal passiert. Und auch seine Sperre sei angeblich noch aktiv, was ihn aber ja scheinbar auch nicht komplett abhält. Naja, auch euren Tipp aktuell nicht so viel auf seine Aussagen zu geben habe ich mir also zu Herzen genommen, ich weiß, dass davon nicht alles unbedingt der Wahrheit entsprechen muss, möchte ihm aber einen kleinen "Vertrauensvorschuss" geben, um zu zeigen, dass er in Zukunft daran arbeitet.

Was mich allerdings noch sehr belastet ist, dass er mich manipuliert, ich weiß dass er es tut und dennoch komme ich irgendwie nicht so richtig dagegen an. Auch die vielen Aussagen über die Beziehungsprobleme, in Bezug auf seine Sucht, sind meiner Meinung nach Manipulation. So sagte er ja des Öfteren z.B., dass er nicht wüsste wieso er wieder gespielt hat und das herausfinden möchte und dass die Beziehung ja nicht gut läuft, er aber hofft, dass ich/die Beziehungsprobleme nicht der Auslöser sind, da er mich ja liebt. Ich weiß nicht, ob er damit nicht mit Absicht meine Verlustängste fördern möchte und somit sein Verhalten runterspielen möchte. Quasi damit ich mich "schuldig" fühle und alles dafür tue, ihn nicht zu verlieren oder nichts falsch zu machen.
Meine Freundin nennt dies so schön "Opferrolle", in die er sich flüchtet, nach dem Motto "der arme musste soviel mitmachen, hat so viele Belastungen in seinem Kopf und der arme ist daher rückfällig geworden".

Es gibt allerdings aktuell noch Verhaltensweisen, welche ich nicht ganz verstehen kann und welche auch irgendwie widersprüchlich sind. Er wollte ja mehr "Luft"/etwas mehr Freiraum, was in den letzten Tagen auch öfter so war, da ich mich ja auch um mich selbst kümmern wollte. Merkwürdig ist allerdings, dass er dann plötzlich Zweifel bekommt, ob ich mir nicht jemand anderen suche und verschiedene Andeutungen macht, in die Richtung ob ich Kontakt mit jemand anderem hätte/mich mit jemandem treffe, ob er mir nicht mehr gefallen würde oder ob ich ihn nicht mehr liebe. Ja, er hatte vorher in der Beziehung schon ab und an mal solche Selbstzweifel, aber trotzdem kann ich das aktuell nicht so richtig einschätzen und weiß nicht was es mir sagen soll. Denn schließlich ist er ja derjenige, der mehr mit seinen Freunden machen möchte, distanzierter ist und irgendwie die Beziehung anzweifelt, nicht ich. Vielleicht habt ihr noch eine Meinung dazu?

Ich wünsche euch allen ein tolles Wochenende und sende liebe Grüße!
Titel: Re: Ratlosigkeit, Verzweiflung und so vieles mehr
Beitrag von: Andre12 am 21.10.2022 16:03:13
Moin Elli,


Was mich allerdings noch sehr belastet ist, dass er mich manipuliert, ich weiß dass er es tut und dennoch komme ich irgendwie nicht so richtig dagegen an. Auch die vielen Aussagen über die Beziehungsprobleme, in Bezug auf seine Sucht, sind meiner Meinung nach Manipulation. So sagte er ja des Öfteren z.B., dass er nicht wüsste wieso er wieder gespielt hat und das herausfinden möchte und dass die Beziehung ja nicht gut läuft, er aber hofft, dass ich/die Beziehungsprobleme nicht der Auslöser sind, da er mich ja liebt. Ich weiß nicht, ob er damit nicht mit Absicht meine Verlustängste fördern möchte und somit sein Verhalten runterspielen möchte. Quasi damit ich mich "schuldig" fühle und alles dafür tue, ihn nicht zu verlieren oder nichts falsch zu machen.
Meine Freundin nennt dies so schön "Opferrolle", in die er sich flüchtet, nach dem Motto "der arme musste soviel mitmachen, hat so viele Belastungen in seinem Kopf und der arme ist daher rückfällig geworden".


Ohne jetzt um heißen Brei rum zu reden: Ich denke er will noch weiter spielen, Dich aber auch behalten. Er möchte quasi nix ändern, gaukelt Dir aber vor dass er sich damit beschäftigt und ja, er versucht Dir noch ein schlechtes Gewissen einzureden. Was tut er denn dafür das die Beziehung besser läuft ? Er weiß genau, wie Du tickst. Er manipuliert Dich und gleichzeitig manipuliert ihn selbst seine Sucht, das sieht er noch nicht. Er war ja schon auf einer stationären Therapie, er ist mMn. noch viel zu viel woanders, schaut auf alles Mögliche, aber nicht auf sich selbst.



Es gibt allerdings aktuell noch Verhaltensweisen, welche ich nicht ganz verstehen kann und welche auch irgendwie widersprüchlich sind. Er wollte ja mehr "Luft"/etwas mehr Freiraum, was in den letzten Tagen auch öfter so war, da ich mich ja auch um mich selbst kümmern wollte. Merkwürdig ist allerdings, dass er dann plötzlich Zweifel bekommt, ob ich mir nicht jemand anderen suche und verschiedene Andeutungen macht, in die Richtung ob ich Kontakt mit jemand anderem hätte/mich mit jemandem treffe, ob er mir nicht mehr gefallen würde oder ob ich ihn nicht mehr liebe. Ja, er hatte vorher in der Beziehung schon ab und an mal solche Selbstzweifel, aber trotzdem kann ich das aktuell nicht so richtig einschätzen und weiß nicht was es mir sagen soll. Denn schließlich ist er ja derjenige, der mehr mit seinen Freunden machen möchte, distanzierter ist und irgendwie die Beziehung anzweifelt, nicht ich. Vielleicht habt ihr noch eine Meinung dazu?


Das ist so typisch, diese Widersprüchlichkeit, ich kenne das von mir selbst nur allzu gut. Auch hier ist er wieder mit Dir beschäftigt, :Was macht sie jetzt, sucht sie sich nen Neuen ? usw. Er kommt anscheinend gar nicht zur Ruhe. Er will Freiraum, bekommt ihn, dann hat er Angst das Du wegläufst und in seiner Welt, hält er das nur im Spiel aus, er lenkt sich also unbewusst wieder ins Spiel. So war es bei mir jedenfalls. Es war eine fürchterliche Zeit damals.
Er sollte daran, an seine Gefühle, er sollte lernen zu wissen, wofür er steht, wer er ist. Ich bim mir sicher, das er gegen seine Überzeugungen/werte handelt, ohne dieselbigen überhaupt zu kennen. Er wird getragen, geleitet von der Sucht.
Manchmal hilft ein kleiner Impuls, um dieses ändern zu können, nur dieser Impuls, Schupser oder wie auch immer, der kann nur von ihm selbst kommen.

Ich habe lange gebraucht für mich, zu finden was hinter alledem steckt. Als ich das alles verstand, war das Spiel vorbei. Ich kann es Dir nicht besser erklären.

Lieben Gruß

André
Titel: Re: Ratlosigkeit, Verzweiflung und so vieles mehr
Beitrag von: Ellie am 21.10.2022 18:48:44
Hi André,
vielen Dank für deine schnelle und soo hilfreiche Antwort! Wieder mal ein paar Worte, welche ich mir noch des Öfteren durchlesen werde, es hilft einfach die Augen zu öffnen und zu verstehen!

Ich mag diese direkten Aussagen und um den heißen Brei herum reden, wäre bei dieser Thematik auch vollkommen fehl am Platz  ;)

Ohne jetzt um heißen Brei rum zu reden: Ich denke er will noch weiter spielen, Dich aber auch behalten. Er möchte quasi nix ändern, gaukelt Dir aber vor dass er sich damit beschäftigt und ja, er versucht Dir noch ein schlechtes Gewissen einzureden. Was tut er denn dafür das die Beziehung besser läuft ? Er weiß genau, wie Du tickst. Er manipuliert Dich und gleichzeitig manipuliert ihn selbst seine Sucht, das sieht er noch nicht.

Damit triffst du es wahrscheinlich genau auf den Punkt. Genau das ist es, womit ich mich aktuell auseinandersetze, denn meiner Meinung nach und auch eurer Meinung nach hier, sollte er eigentlich ganz anders handeln, als er es aktuell tut. Einmal auf seine Sucht bezogen und auf unsere Beziehung bezogen, Beziehungsprobleme hin oder her, wenn er es wirklich wollen würde, dann sollte er mir zeigen, dass es ihm wichtig ist und dass ich ihm wichtig bin. Es gibt zwar kleine Lichtblicke, in denen er sich mit Kleinigkeiten auch um die Beziehung bemüht, aber wahrscheinlich gehört das genauso zu seiner Strategie mich weiter zu manipulieren und seinen Willen zu bekommen. Dadurch dass er mich aber so manipuliert, weiß ich einfach nicht wie ich an ihn heran kommen soll, denn natürlich hat man irgendwo die Angst verlassen zu werden.
Ich denke was auch du damit sagen möchtest ist, dass egal wie schlecht eine Situation sein kann, er ganz alleine für seine Taten verantwortlich ist, welche aktuell durch seine Sucht gesteuert werden und das muss er erkennen?!

Das ist so typisch, diese Widersprüchlichkeit, ich kenne das von mir selbst nur allzu gut. Auch hier ist er wieder mit Dir beschäftigt, :Was macht sie jetzt, sucht sie sich nen Neuen ? usw. Er kommt anscheinend gar nicht zur Ruhe. Er will Freiraum, bekommt ihn, dann hat er Angst das Du wegläufst und in seiner Welt, hält er das nur im Spiel aus, er lenkt sich also unbewusst wieder ins Spiel. So war es bei mir jedenfalls. Es war eine fürchterliche Zeit damals.
Er sollte daran, an seine Gefühle, er sollte lernen zu wissen, wofür er steht, wer er ist. Ich bim mir sicher, das er gegen seine Überzeugungen/werte handelt, ohne dieselbigen überhaupt zu kennen. Er wird getragen, geleitet von der Sucht.

Auch das „beruhigt“ mich irgendwie, denn wie gesagt, kann ich dieses Verhalten noch nicht so richtig einordnen. Einerseits will er etwas, andererseits kommt er dann damit auch nicht so richtig klar. Er hat die Tage selbst mal gesagt, dass er ein Ventil gesucht hat und hat dadurch den einen Schmerz mit einem anderen überdeckt. Ich wünschte so sehr, ich könnte ihm diese Worte etwas näher bringen und kann nur hoffen, dass er es selbst noch feststellt.

Zum Schluss muss ich mich allerdings hierbei nochmal einklinken:

Manchmal hilft ein kleiner Impuls, um dieses ändern zu können, nur dieser Impuls, Schupser oder wie auch immer, der kann nur von ihm selbst kommen.

Ich habe lange gebraucht für mich, zu finden was hinter alledem steckt. Als ich das alles verstand, war das Spiel vorbei. Ich kann es Dir nicht besser erklären.

Denn für mein Verständnis (ich möchte ja diese Erkrankung so gut es geht verstehen/nachvollziehen können), das klingt danach, als gebe es wirklich einen „Auslöser“ für das Spielen und als würde es Dinge geben, welche einem wichtiger sind und helfen es zu ändern, diese „Impulse“? Ich hoffe ich verstehe das nun richtig, denn dann muss er es nicht nur selbst wollen, sondern muss auch tatsächlich den Hintergrund herausfinden, das was hinter alldem steckt?

Vielen lieben Dank und beste Grüße!
Titel: Re: Ratlosigkeit, Verzweiflung und so vieles mehr
Beitrag von: Andre12 am 21.10.2022 19:29:04
Moin

Denn für mein Verständnis (ich möchte ja diese Erkrankung so gut es geht verstehen/nachvollziehen können), das klingt danach, als gebe es wirklich einen „Auslöser“ für das Spielen und als würde es Dinge geben, welche einem wichtiger sind und helfen es zu ändern, diese „Impulse“? Ich hoffe ich verstehe das nun richtig, denn dann muss er es nicht nur selbst wollen, sondern muss auch tatsächlich den Hintergrund herausfinden, das was hinter alldem steckt?

Vielen lieben Dank und beste Grüße!

Ich muss leider los, versuche aber es zu erklären, wie ich es meinte. Für mich gab es ein Aha- Erlebnis, als ich mir für mich meine Charaktereigenschaften aufschrieb , ( da war ich so 3-4 Monate spielfrei und konnte klarer auf mich selbst schauen)  Ich erkannte das ich mich selbst anders sah, wie ich handelte. Das war so ein Puzzlestück  womit  alles andere  ein Sinn für mich ergab, da hatte ich Therapie, Suchtberatung und what ever allles hinter mir , 3 oder 4 Jahre lang war ich mit meiner Abstinenz beschäftigt, bis dieser Druck dann nach lies. Die Flucht ins Spiel benötigte ich nicht mehr, es war weg.
 
Wenn die Sucht da ist, dann gibt es Trigger für die Sucht, das kann alles Mögliche sein, Geld in der Hand, Freundin ist da, Freundin ist weg, usw.  Da bin ich nur von der Sucht geleitet, in all meinem Handeln.

Ich musste also einmal  die Sucht verstehen, wie die funktioniert und das was mich in die Sucht trieb. Ich musste also selbst wollen, das war der erste Schritt. Dann musste ich mich verstehen, damit ich nicht jeden Tag gegen die Sucht kämpfe mit reiner Willenskraft. Wenn Du so willst, ja es gab einen Auslöser: Ich selbst.
Das macht die Sache ja so schwierig. Alles was ich als normal empfand zu hinterfragen und vieles zu ändern. Meine Empfinden zu ändern.  Deswegen nannte ich  mein ersten Beitrag : Grün ist nicht gleich grün.  Hätte ihn auch nennen können : Ach Du Schande, mein rot ist gar nicht rot. Es ist grün, ich Idiot
Dann rutsche ich in die Spielsucht und hielt jahrzehntelang dran fest. Es war einfacher für mich, mich mit den Suchtproblemen zu beschäftigen als mit mir selbst,
All das sah ich überhaupt nicht. Je länger ich spielte, umso mehr zerstörte ich mich. Es ging bei mir bereits im Kleinkindalter los, das ich vor der Welt, vor mir floh, ich verstand es nicht. Dann kam Schule, Beruf ich entwicklete  Emphatien um nicht entdeckt zu werden, wusste aber nicht das es so war. Es war ja immer so. Na, ja wie auch immer. Die Sucht ist ne Flucht, wovor auch immer

Hoffe es ist verständlich. So nun aber, schon 30 min zu spät.

Lieben Gruß
André
Titel: Re: Ratlosigkeit, Verzweiflung und so vieles mehr
Beitrag von: Taro am 21.10.2022 21:49:07
Moin Ellie,

was Du so schreibst hört sich nicht so an, als wenn er aufhören will. Als ich endlich so weit war, das ich aufhören wollte, da war DAS mein Thema. Alles andere waren uninteressante Nebenschauplätze. Es war für mich einfach klar, egal ob Beziehung, Freundschaften, Arbeit oder was auch immer. All das hat keinen Wert oder Bestand wenn ich weiter spiele. Darum konnte ich mich anfänglich keine Sekunde dafür interessieren, was eine Partnerin oder ein Freund tut oder nicht tut. 8b Sie mich verlässt oder nicht. Alles völlig unineressant, weil mit spielen geht nichts. Also m6sste zunächst die Spielfreiheit gefestigt werden.
Titel: Re: Ratlosigkeit, Verzweiflung und so vieles mehr
Beitrag von: Fred am 22.10.2022 17:17:59
Als ich mich entschied mit dem Spielen aufzuhören, widmete ich quasi mein komplettes Leben meiner Frau :-)
Ich sorgte dafür, dass sie sich nie wieder fragen müsste wo ich bin, wo Geld geblieben ist ob ich sie anlüge oder nicht.
Das bin ich ihr schuldig !

Eine Ungewissheit, ein Desinteresse an der Ehe oder sonstige Ungereimtheiten hätte unsere Ehe längst beendet.
Nach 7 Jahren Abstinenz kann sie mir durchaus wieder vertrauen. Aber das ganze ist immer noch eine mehr oder weniger zarte Pflanze.
Die "Schäden" sind nicht so einfach zu reparieren ...
Titel: Re: Ratlosigkeit, Verzweiflung und so vieles mehr
Beitrag von: Ellie am 01.11.2022 16:35:55
Guten Tag Gemeinde,

nun, es ist schon wieder einige Tage her, seit ich mich gemeldet habe, was allerdings nicht heißt, dass ich nicht weiterhin fast täglich hier online bin und nach wie vor eure Beiträge lese.
Daher nun etwas verspätet, aber umso mehr von Herzen, ein dickes Dankeschön für eure Antworten und Erklärungen! :)

Es ist schon wieder einiges passiert, auch ein Grund weshalb ich mich nicht mehr melden konnte. Montag letzte Woche hatte mein Partner ja das Gespräch bei seiner Therapeutin. Nunja, viel rum gekommen, außer dass das Gespräch wohl gut war, ist dabei aber leider nicht. Es wäre eine reine Beraterin welche ihn nur mit dem reinen Schwerpunkt der Suchterkrankung „behandeln„ könnte. Das möchte er aber nicht, da er ja mehr in die Tiefe gehen möchte und auch an seine Gedanken/Depressionen ran möchte, daher möchte er sich jemanden anders suchen, der sich auch um die Psyche kümmert.
Wie dabei der Stand ist, weiß ich allerdings nicht.

Denn an diesem Abend gab es nochmal ein Streit Gespräch zwischen uns, wo wieder einmal alle Dinge auf den Tisch gekommen sind, welche zwischen uns stehen und die Beziehungsprobleme verursachen. Daraufhin haben wir seit dem seine gewollte Pause, also jetzt seit einer Woche. Dazu muss ich sagen, ich habe es durchgezogen, habe mich nicht mehr gemeldet und war viel mit Freundinnen unterwegs. Er hatte mir gleich schon nach zwei Tagen Süßigkeiten vorbei gebracht (als ich nicht zu Hause war hingelegt), hat sich nach weiteren zwei Tagen gemeldet weil wir Monatstag hatten, auch darauf bin ich nicht eingegangen. Gestern dann steht er plötzlich in meinem Haus (er hat noch einen Schlüssel), weil er mich vermissen würde und nachschauen wollte ob es mir gut geht. Er hätte es nicht durchgezogen, ist sogar bis heute morgen geblieben, will aber die Pause weiterführen.
Er will sich weiterhin klare Gedanken verschaffen können und überlegen wie es weiter gehen kann. Und ich solle mir doch überlegen ob er wirklich der richtige für mich ist, ob nicht alleine er schuld daran hat, dass es mir so schlecht geht und ob es mir ohne ihn nicht besser gehen würde.
Tja und wieder einmal bin ich verwirrter als ich es vorher sowieso schon war.  Dieses hin und her macht mich einfach wahnsinnig und ich kann keinerlei Erklärung dafür finden..

Ich wünsche euch einen schönen und positiven Abend   :)
Titel: Re: Ratlosigkeit, Verzweiflung und so vieles mehr
Beitrag von: Andre12 am 01.11.2022 17:59:26
Moin Elli,

seufz, ich sage Dir was ich daraus lese.

Er ist überhaupt noch nicht bei sich, er schiebt Dir den Ball rüber, Du sollst schauen, Du sollst was tun. Gar nix musst Du, liebe Elli.
Ich erkenne mich selbst voll wieder in seinem Handeln und in seiner Denkweise. Er sucht jetzt einen Grund  aufhören zu müssen ( ja er ist der Mann Deiner Träume und bla, bla, bla ) gleichzeitig sucht er aber nen Grund weiter zu spielen ( er weiß ja, das es so nicht geht )  Was für ein Scheiß, womit er Dich konfrontiert.

Er will Pause, hält sich aber in keinster weise dran, er will tiefer gehen, macht aber nichts, sondern sucht Gründe warum er nicht zu einer Suchtberatung gehen muss, stattdessen fordert er Dich auf, was zu tun. Was will er denn hören, salopp ausgedrückt : " ja ich will diesen Spielsüchtigen, der sich an nix hält ? Das ist doch quatsch.

Warum ist er denn jetzt genau bei Dir aufgeschlagen ? Was wollte er bei Dir ? Was hat er denn bis jetzt gemacht ? 
Lass Dich nicht in die Irre führen. Er ist derjenige der voller Widersprüche steckt. Ihr werdet noch ewig solche Gespräche führen, die sich nur im Kreis drehen, solange er nicht anfängt was zu tun.

Was spricht dagegen zur Suchtberatung zu gehen und Tiefenpsychologie zu betreiben ?  Meint Ihr nicht, dass gehört irgendwie zusammen ?
Ist eine Sache zu machen nicht besser, als gar keine ?
Er spielt mit sich selbst, aber auch mit Dir. Er sieht es nur nicht.
War er denn jetzt wieder spielen ? War ja bestimmt Geldeingang da. Komisch, dass er genau über dieser Zeit 1 Woche Ruhe haben wollte, ein Schelm wer böses denkt.

Er ist mit Sicherheit kein schlechter Mensch, doch ist er mMn nass und noch nicht bereit aufzuhören. Das kann auch noch einige Zeit dauern.

Du liebe Elli, kannst ihn nur Deine Grenzen aufzeigen. Ich schrieb es Dir bereits,glaube ich.

Wie gesagt, ich erkenne mich da voll wieder drinnen, ich machte Vorschläge in meiner Beziehung, an denen ich mich nicht hielt. es machte alles immer nur schlimmer, doch konnte ich mich in Selbstmitleid suhlen und..........   Ich war immer und überall mit meinen Gedanken, nur nicht bei mir selbst, genau diese will ich ja nicht haben, deswegen ging ich ja spielen. Das muss er erkennen, er, nicht Du.  So schaut es aus, liebe Elli.
,
Lieben Gruß

André

P.S. Du willst ihn, aber nicht als aktiver Spieler. Das weiß er doch schon längst. Diese Gefühlsduselei macht alles nur schlimmer. Er sollte kapieren, dass er in erster Linie für sich selbst aufhören wollen muss, der Rest  findet sich. Keiner kann es ihm oder Dir voraussagen. Das ist die Konsequenz die er tragen muss, aber genauso leider auch Du. Bleib bei Dir, grenze Dich erst mal ab. Mehr bleibt Dir nicht übrig.
Titel: Re: Ratlosigkeit, Verzweiflung und so vieles mehr
Beitrag von: Ellie am 18.01.2023 16:29:08
Hallo liebe Community,

ich weiß, es ist schon eine Weile her, seit ich mich das letzte Mal hier zu Wort gemeldet habe, dafür möchte ich mich entschuldigen. Ich war auch die letzten Monate nach wie vor sehr intensiv mit meiner Problematik bzw. mit der Problematik meiner Beziehung beschäftigt, habe versucht mich zu sortieren und das Geschehene zu verarbeiten.
Da es aber jetzt wieder ein akutes Problem gibt, muss ich mich an euch wenden.

Ein kurzer Stand der Dinge, wir sind also noch immer zusammen. Nach dieser Beziehungspause, welche ich hier bereits erwähnte und welche von ihm ausging, hatten wir wiedermals versucht uns zusammenzuraufen. Haben nochmals Gespräche geführt und hatten nach wie vor Höhen und Tiefen. Wir hatten/haben also auch schöne Zeiten, in denen auch die Sucht meines Partners eine Zeit lang nicht mehr im Vordergrund stand. Zumindest dachte ich das bzw. war ich so naiv und wollte ihm die Chance geben, zu beweisen, dass er was tut/dass sich etwas ändert.

So und jetzt zu meinem wiedermals ernüchternden Rückschlag. Ich habe schon seit einiger Zeit wieder ein sehr schlechtes Bauchgefühl und die Vermutung, dass mein Partner immer noch/wieder am spielen ist. Anhand seines Verhaltens, der Stimmungsschwankungen und der Wiedersprüche etc. kann ich das mittlerweile sehr gut einschätzen (zumindest das habe ich gelernt). Ich weiß nicht genau wie ich es beschreiben soll, aber ich denke, ihr kennt diese Dinge anhand welcher man es einfach merkt. Dieses Verhalten von ihm, was auch wieder sehr starke Auswirkungen auf unsere Beziehung hat, wird aktuell immer auffälliger und bestärkt mich in meiner Vermutung, so dass ich mir nun ziemlich sicher sein kann, dass dies der Fall ist. Seine Termine bei der Therapeutin (welches er mir beim letzten Mal versprochen hatte), hat er auch immer wieder verschoben/abgesagt.
Mir ist bewusst, dass ich hier nicht von jetzt auf gleich eine Lösung erwarten kann und dass nicht von heute auf morgen alles wieder gut ist, ich wäre ja auch bereit diesen langen Weg mit ihm gemeinsam zu gehen, aber es MUSS sich jetzt einfach was tun.

Dazu erhoffe ich mir jetzt Unterstützung von euch, denn da wir uns jetzt ein paar Tage nicht sehen, muss ich mir überlegen wie ich weiter vorgehe. Die letzten beiden Male als ich das aktive Spielen „aufgedeckt“ habe, hatte ich ja immer klare Beweise in der Hand, mit welchen ich ihn dann zum einknicken/zum zugeben bringen konnte, dies ist jetzt nicht der Fall. Und ich möchte auch nicht, wie die letzten Male, mich auf irgendwelche seiner Aussagen einlassen, das führt ja offensichtlich zu nichts.
Daher jetzt meine Fragen, wie kann ich hier als Angehörige am besten reagieren/wie soll ich ihn am besten darauf ansprechen? Was hat euch von euren Angehören am besten geholfen? Was mache ich, wenn er das Spielen wieder leugnet und ich nichts genaues in der Hand habe?

Vielleicht habt ihr ja ein paar Tipps/Ratschläge, denn mir fällt es unheimlisch schwer jetzt richtig zu reagieren. Ich bin auch kein Mensch, welcher gut harte Aussagen treffen kann, aber ich denke, dass ich das jetzt einfach mal sein muss.  :(

Ich danke euch schonmal von Herzen fürs „Zuhören“ und sende ganz liebe Grüße!
Titel: Re: Ratlosigkeit, Verzweiflung und so vieles mehr
Beitrag von: Andre12 am 18.01.2023 17:40:05
Moin  Elli,

es ist aber auch immer wieder ein Mist mit uns Spielern.

Ich denke Du kannst ihn nur von Deinen Ängsten schildern, von Deinen Vermutungen, die ja auch nun nicht wirklich unbegründet sind.
Du äußerst Deine Wünsche, Eure gemeinsamen Ziele, die aber eben nicht mit einem nassen Spieler vereinbar sind, Du keine Veränderung bei Ihm siehst.
Sage ihm auch das Du seinen Worten nicht mehr glauben schenken kannst. ( Zur Zeit)
Lass dieses Gespräch nicht in Ausreden, in Geschwafel und fadenscheinigen Begründungen ( Warum er nicht zur Beratung geht usw.) enden.
Nehme das in die Hand.
Du vertraust ihm nicht mehr. Du erwartest von ihm, dass er Dir unaufgefordert zeigt, beweist das er Dich nicht anlügt. Wenn das alles kein Problem ist für ihn, kann er sofort mit Dir seine Online -Konto oder Kto-auszüge durchgehen. Nicht ab nächsten Monat oder wann auch immer.  Du vertraust Dir selber gerade auch nicht, hoffst das es anders ist. Du darfst Dir selbst vertrauen, Du darfst für Dich einstehen.

Vertrauen wieder aufzubauen dauert eben auch.

Egal was dabei rauskommt, überlege Dir vorher welche Konsequenzen Du ziehen willst.  Dann ganz wichtig: ziehe sie.  Es nützt nix.

Frage Dich was Du willst, warte nicht ab, was da kommt oder auch nicht. Genauso wie für uns Spieler gilt auch für die Angehörigen: Nehme Dein Leben selbst in die Hand. Etwas Angst vor den Konsequenzen hast Du auch, mache sie Dir bewusst. Schaue auf Dich, stehe zu Deiner Einstellung und lebe danach.

Ich drücke Dir die Daumen.


Lieben Gruß

André
Titel: Re: Ratlosigkeit, Verzweiflung und so vieles mehr
Beitrag von: Andre12 am 18.01.2023 20:16:49
Moin Elli,

Du schreibst und fragst ja immer, weil Du ihm  helfen willst.Eure Partnerschaft erhalten willst, auch wenn er nicht nach Deinen Werten lebt.

Dir aber würde ich schreiben, wenn es darum geht was Du für Dich tun kannst,folgendes :


Moin Elli,

was mir noch so aufffältt, ist Dein  immer gleicher Gedankengang. Er verhält sich nicht so, wie Du es Dir wünscht. Jetzt überlegst Du wie Du "richtig" reagieren kannst. Was steckt dahinter ? Du versuchst jetzt alles mögliche, damit er ins tun kommt, macht er aber nicht. Jetzt überlegst Du was Du nun tun kannst, damit er was macht usw.  Auch ein Grund ist, weil Du ihn nicht verlieren willst. Kann ich gut verstehen.

Wo bleibst Du denn bei der ganzen Sache ? Stehe mal zu Dir.
Du kannst Dich nicht entscheiden, dann entscheide, das Du Dich nicht entscheidest. Nicht heute, nicht morgen. Das nimmt den Druck von DIr von den Dingen die Du nicht beeinflussen kannst.
Ändere mal Deine Position ( Immer wieder anschieben usw. ) in der Beziehung. Ändere Deine Haltung. Mache mal was anderes. Mache es aber nicht, weil Du ihn so ins tun bringen willst, sondern nur für Dich, ohne Erwartungshaltung an ihn, denn dann wäre es nur wieder Dein Gedankenkreislauf. Schaue nur auf Dich, tue Dir was gutes. Plane mal Deine Freizeit ohne ihn.

Ich denke  wenn Du mehr bei Dir bist, kannst Du DInge auch klarer sehen.

Lieben Gruß

André
Titel: Re: Ratlosigkeit, Verzweiflung und so vieles mehr
Beitrag von: Ellie am 19.01.2023 11:06:33
Hi André,

ich danke dir vielmals für die schnelle und so so gute Antwort! Auch die beiden verschiedenen Sichtweisen finde ich sehr hilfreich, denn sie helfen mir meine Gedanken auch mal anders auszulegen. Ich bin auch wirklich immer wieder fasziniert, wie sehr man hier nur anhand dieser Texte verstanden wird, ohne den Menschen zu kennen werden hier die Gedanken einfach richtig gelesen.
Du hast damit quasi angestoßen, was ich seit Monaten schon versuche... mehr auf mich zu schauen und zu realisieren/akzeptieren, dass es im Großen und Ganzen erstmal "nicht mein Problem" ist und ich für mich sorgen sollte.
Naja, in einer Beziehung manchmal einfacher gesagt als getan.
Mich nervt es mittlerweile schon oft selbst, dass ich so denke/handle wie ichs tue, denn objektiv betrachtet sollte ich hier in vielen Dingen anders reagieren. Aber ja, auch das gehört schließlich dazu, dass ich lerne auch an mir zu arbeiten und an der Situation zu wachsen.

Du hast es mal wieder mit vielen Sätzen auf den Punkt gebracht, ich versuche nochmal auf ein paar einzugehen

Zitat
Lass dieses Gespräch nicht in Ausreden, in Geschwafel und fadenscheinigen Begründungen ( Warum er nicht zur Beratung geht usw.) enden.
Nehme das in die Hand.
Ja, genau das ist denke ich die Schwierigkeit an der Sache, hier meine Wünsche, Ziele, Veränderungen zu fordern und ihn mit seinem "Geschwafel" nicht durchkommen zu lassen. Mir fällt es so unheimlich schwer, mich dabei durchzusetzen, denn er weiß ja genau wie er mich manipulieren kann. Er weiß genau, welches Verhalten oder welche Worte er anwenden muss, um mich wortlos zu machen, so dass mir - teilweise auch vor Entsetzen - die "Argumente" fehlen.
Ein Beispiel hierfür ist z.B., dass er dann immer seine Taten/sein aktives Spielen runterspielt und mir meine Fehler vorwürft, welche in seinen Augen dann viel schlimmer sind. Ja, natürlich bin auch ich nicht fehlerfrei und das Geschehene hilft auch nicht unbedingt dabei, in der Beziehung so zu sein wie ichs eig bin (man bekommt auch Stimmungsschwankungen oder hat den Drang kontrollierender zu sein), denn man macht da auch gerade Dinge durch, welche an einem nagen oder Auswirkungen auf die Beziehung haben. Es ist quasi wie ein Teufelskreis, aber das sieht er alles nicht.

Zitat
was mir noch so aufffältt, ist Dein  immer gleicher Gedankengang. Er verhält sich nicht so, wie Du es Dir wünscht. Jetzt überlegst Du wie Du "richtig" reagieren kannst. Was steckt dahinter ?
All das ist gleichzeitig denke ich auch die Erklärung für dieses Thema von dir. Seine Manipulation, seine Manipulation welche dazu führt, dass man manchmal anfängt an sich selbst zu zweifeln. Seine Aussagen, die dazu führen, dass man beginnt zu überlegen ob man wirklich ein schlechter Mensch ist oder all das falsch macht, was er vorwürft. Es ist eben ein schmaler Grad hierbei sachlich zu bleiben und unterscheiden zu können, dass all das irgendwie mit seiner Erkrankung und seiner Manipulation zusammenhängt. Er gibt mir dann oft das Gefühl, dass ich so viele und gravierende Fehler begangen habe, er versucht mir dann zu vermitteln, dass ich glücklich sein kann, dass ER noch bei mir ist usw. Dadurch vergesse ich dann oft, mir selbst zu vertrauen (wie du bereits richtig erkannt hast) und bekomme von ihm vermittelt, dass ich es "wieder gut machen müsse", was dazu führt dass ich in diesen Gedankenkreislauf verfalle, welchen du so gut beschrieben hast.
Sobald ich dann etwas klarer denken kann, merke ich, wie schwachsinnig diese Gedanken von mir doch eig sind und dass ich begründet das Recht dazu habe, fordernder zu sein und dass er sich nicht in der Position befindet, mich schlecht fühlen zu lassen. Darauf sollte ich beharren, fällt mir eben nur noch unheimlich schwer..

Ganz liebe Grüße!
Titel: Re: Ratlosigkeit, Verzweiflung und so vieles mehr
Beitrag von: Andre12 am 19.01.2023 12:10:18
Moin Elli,

ja genau so ist das.  Ich möchte aber nochmal ein paar Punkte hervorheben.

Er versucht seine Unzulänglichkeiten, seine Sucht mit Vorwürfen seinerseits runterzuspielen. Was sowieso schon quatsch ist. Einfach eine Ablenkung. Daraus solltest Du aber auch sehen, das er gar nicht bereit ist was zu ändern. Eine Situation an der Ihr beide fest haltet. Du kannst quasi nur auf Dich schauen, Deine Position ändern.
Deswegen meinte ich auch, einfach mal zurückziehen. Entziehe Dich diesen Situationen, um klarer zu sehen. Erwarte nix, denn so kannst Du auch nicht enttäuscht werden. Frage mich sowieso, wenn er Dir das Gefühl gibt, dass Du froh sein musst, das er noch da ist, Du unzufrieden bist, wie er ist. Was hält Dich ? Von Deiner Sichtweise her. Als Spieler ist es einfach als Schutz seiner Sucht zu sehen, nicht annährend ist daraus abzuleiten, wie er zu Dir steht. Das macht es ja ebenfalls nochmal schwierig.

Wenn ein Mensch sich ändern soll, will oder wie auch immer, selbst aber gar nicht sieht was "falsch" ist, kann er sich auch nicht ändern. Oder so ähnlich.

Zu den Punkten, dass anhand weniger Zeilen, die Situationen zu erkennen sind.

Ich selbst habe 30 Jahre gespielt, kann da leider fast überall auf Erfahrung zurückgreifen. Deine Situation habe ich mit mehreren Partnerinnen als Spieler ähnlich hinter mir. Seufz. Wenn ich denn sowas hier schreibe, setzte ich mich  in die jeweilige Situationen zurück oder in denen der Schreiber. Das kostet mich tatsächlich viel Kraft. Der ersten gestrige Beitrag, obwohl nur ein paar Zeilen, dauerte 42 min. Den zweiten ca. 100 min. Ich überlege und wähle meine Worte schon mit bedacht, erkläre viel um eben nicht falsch interpretiert werden zu können. Beim 2 Text musste ich so aufpassen, da die ersten Versionen in Richtung Manipulation des Spielers liefen, dass wollte ich so gar nicht. So wie er jetzt da  steht, ist es klar, denke ich und zeigt mir auch Deine Antwort.

Ich mache es gerne und freue mich auch, wenn ich mal zu hören bekomme das es Dir weitergeholfen hat. Ich antworte nicht mehr unbedingt  für mich selbst, eher um meine Erfahrung weiter zu geben. Wenn es nur einem hilft..... Diese Situationen sind tatsächlich schwer auszuhalten, weder für die Angehörigen, noch den Spielern. Es liegt auch in meiner Verantwortung, zu schauen, in wie weit ich in die Themen einsteige, dadurch lerne ich auch was für mich. Es zwingt mich keiner.  :)



P.S. Ich verzichte generell aufs gendern oder so´n Schmarrn  ;)

Lieben Gruß

André
Titel: Re: Ratlosigkeit, Verzweiflung und so vieles mehr
Beitrag von: amTiefpunkt am 24.01.2023 09:35:40
Hallo Ellie,

nehmen wir einmal an dein Bauchgefühl stimmt (tut es meistens :-) ), was wäre dein Handeln in diesem Fall. Bist du darauf vorbereitet?

Zitat
Viele Fragen, wenig antworten!
Leider wirst du aktuell niemals hinter seine Fassade sehen können! Du musst auf dich schauen und abwarten was passiert! Und wichtig: wenn deine Zukunft und sein Verhalten nicht zusammenpassen, musst du Konsequenzen ziehen! Entscheide selber, wieviele Ausrutscher (falls sie denn kommen) du ihn noch verziehst, aber mache bitte keine Endlosschleife daraus!? Du bist wichtig, du hast dein Leben in der Hand!

Dieser Post von mir vor ein paar Monaten gilt noch immer. Also, würdest du ihm nochmals eine Chnace geben, sein perfides Spiel weiterspielen, wenn du einen Beweis fürs Spielen hättest, oder würdest du Konsequenzen ziehen. Bist du so stark aktuell?

Nehmen wir einmal an, dein Bauchgefühl würde dich täuschen und dein Partner wäre aktuell stabil, trotz seiner Stimmungsschwankungen und dem Auslassen seiner Therapietermine. Willst du so, in deinem ständigen Zwiespalt, deine Zukunft planen?
Es geht hier um DICH, Ellie, nicht um deinen Partner. Was willst du? Es ist dein Leben und du hast nur dieses eine. Und wenn du Zweifel an seinem Verhalten hast und Sorge, dass er wieder spielt, dann sage ihm das. Wenn er dafür kein Verständnis aufbringt und ausweicht, dann nimm dein Leben in deine Hand und ergreife nicht die Seine.
Die Sucht macht eben alles kaputt. :-(

Grüße, aT
Titel: Re: Ratlosigkeit, Verzweiflung und so vieles mehr
Beitrag von: AlexandraX am 25.01.2023 21:13:45
Liebe Elli,
Ich verstehe Deine Verzweiflung und Ohnmacht. Ich bin selbst als Angehörige betroffen und habe Hilfe bei einer Suchtberatungstelle, die Gruppen für Angehörige haben, bekommen. Das ist erstmal ein Anfang. Das Leugnen sein lassen, ihn darauf hinweisen, dass er suchtkrank ist und dass das behandelt werden kann, habe ich dort erfahren. In der Gruppe (nach einem Vorgespräch) empfinde ich den Austausch als sehr hilfreich, stabilisierend. Man muss erstmal über das Entsetzen sprechen und in die Lage kommen, sich zu reflektieren. Und da kann ich Dir so eine Gruppe, geleitet von einer Fachperson der Beratungsstelle, wirklich ans Herz legen.
Sobald Du Klarheit findest, womit Du Dich besser fühlst und nicht unbewusst den Suchtkreislauf am Laufen hältst, wirst Du Dich anders verhalten können. Dazu sind einige Informationen nötig und der geschützte Gesprächsrahmen. Ich habe damit gute Erfahrungen gemacht.
Liebe Grüße Alexandra
Titel: Re: Ratlosigkeit, Verzweiflung und so vieles mehr
Beitrag von: Jacky1 am 27.01.2023 23:37:09
Hallo Ellie,

Daher jetzt meine Fragen, wie kann ich hier als Angehörige am besten reagieren/wie soll ich ihn am besten darauf ansprechen? Was hat euch von euren Angehören am besten geholfen? Was mache ich, wenn er das Spielen wieder leugnet und ich nichts genaues in der Hand habe?

Eigentlich wäre ich bestens geeignet aktiven Spielern in Beziehungen Ratschläge zu geben, wie sie effektiver ihr Suchtverhalten verheimlichen und
alle bis in den Tiefschlaf beruhigend einlullen.
Bei den meisten Spielern wird dies über die Dauer nicht konsequent geplant, sie werden leichtsinnig und unachtsam.
Dann kommt event. einmal ein Punkt, an dem nur eine Flucht nach vorne helfen würde.
Es zu gestehen weil finanziell gar nichts mehr geht und diesbezüglich auf Hilfe hoffend.
Wird man erwischt steht jeder sofort unter Zugzwang, keine Zeit mehr etwas vorzubereiten.
Also wird abgewiegelt, ins lächerliche gestellt oder wütend aufgrund der "Nachforschungen". 

Wenn Du ihm nicht vertraust, brauchst Du ihn doch auch nicht danach zu fragen.
Ein "Nein ich spiele nicht mehr" oder event. " Ja, ich habe nochmal gespielt..hatte halt Sorgen, Stress oder sonst was",
würde nur dazu dienen, dass Du für den Moment eine von ihm "ausgesprochene Gewissheit" hast.
Genötigt für eine weitere Lüge.

Ich könnte ja nun auch je nach Lust und Laune meinen Beitrag hier in eine Richtung lenken.
Ob nun beruhigend, hoffend oder warnend, chancenlos.   
Naja können und wollen ......Du weißt schon.

Nur für mich, (ich schreibe es mal lieber dazu. )
Die größte aller Hilfen war für mich, dass meine Familie/Angehörige/Freunde immer da waren.
Als aktiver Spieler ein Hort und Halt nach exzessiven Zockerabenden, Balsam für mein krankes ich....egoistisch und falsch
Auf dem Weg in meine Spielfreiheit, danach und in alle Zeit, ein Hort und Halt... Balsam für mein krankes ich....demütig und dankbar.   

Ellie, ohne Vertrauen geht gar nichts mehr.
Du möchtest ihm wieder vertrauen können, wenn Du glaubst dass er spielt  ist es egal was er sagen würde.
Aber nehme ihm beim Wort, wenn er es verheimlicht solltest Du nur nach Beweisen suchen....
um ihn zu überführen um dann zu wissen, was zu tun wäre für Dich!

Kopf hoch und liebe Grüße