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stell mich mal vor

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Fred:
Guten Morgen Medea,

du hast dich hier angemeldet weil du aufmerksam bist ... ja sogar Angst vor dir selbst bekommst.
Angst vor deinem eigenen (Sucht)-Verhalten.

Solange wir spielen "wollen" und es finanziell können, merken wir nicht, dass wir bereits lange Zeit süchtig sind.
Dabei können durchaus auch mal lange spielfreie Zeiten entstehen.
Süchtig ist man dabei trotzdem ein Leben lang.

Es ist reines Glück, dass du deine eigene Existenz nicht (finanziell) ruiniert hast.
Sieh dies als "Geschenk", keinesfalls als Kontrolle.
Mir erging es in meiner 30-jährigen Karriere da sehr ähnlich.

Die Erfahrung zeigt, dass massive Kontrollverluste die man selbst nicht für möglich gehalten hat, jederzeit und natürlich völlig ungeplant vorkommen.
So gesehen ist es natürlich höchste Eisenbahn, dass du etwas für dich und somit gegen deine Sucht tust.

Erzähl ein wenig von dir und deinem Krankheitsverlauf damit wir dich besser kennenlernen können.

Gruß aus dem hohen Norden :)

medea888:
Hallo Fred,

hm, mein Verlauf gar nicht so einfach zu beschreiben.
Mit Spielen hatten wir in der Familie schon immer zu tun, mein Vater war immer zu Weihnachten im Casino und es war immer ein Gewinn dabei... Ich selbst bin dann mit 21 auch gerne ins Casino mit Freunden gefahren auch regelmässig. Jedoch immer mit 50 Euro und wenn die weg waren dann war das OK.
Irgendwie hat das "offline" spielen, für mich mit dem was mich beschäftigt gar nichts zu tun, da ging es immer mehr um die Geselligkeit und den Event, aber natürlich hat es vermutlich irgendwie den Grundstein gelegt.

Naja, und dann habe ich mich Jahre später eben bei einem OC angemeldet und das gefiel mir von Anfang an gut. Es war dann ein schleichender Prozess bis ich vor ca. 12 Jahren eben merkte, dass ich mehr verspielte als gut war. Und so ging ich dann zu einer Beratung und machte auch eine Gesprächstherapie. Ich war auch einige male bei einem SHG treffen aber dort waren alle Spielotheken abhängig und ich fühlte mich da nicht wohl.
Dennoch war es damals genauso wie heute. Ich habe von einem Tag auf den anderen aufgehört und es fiel mir leicht, wie einen Schalter umlegen.  Danach war ich sehr lange ohne spielen unterwegs.
Und dann kam es eben schleichend wieder.  Zuerst wirklich wieder nur zum Spaß um die Zeit rum zu bringen, oft wenn ich jetzt drüber nachdenke hab ich mir dass sogar "gegönnt".
Aber im letzten Jahr waren es immer mehr totale Verluste, auch mit hohen Gewinnen ging ich immer mit Minus offline.
Und in den letzten Wochen und Monaten dann auch oft mit dem Gedanken, ich kann das ja schnell wieder gewinnen - und ich hatte dann auch immer wieder hohe Gewinne aber habe es nicht geschafft sie auszuzahlen. Und das hat mir jetzt deutlich gezeigt, das hat mir Spaß gar nichts mehr zu tun, das ist nicht normal.

Heute habe ich meine Finanzen gecheckt.... wow das tat weh, ich habe mehr verspielt als ich je dachte.... das wird hart das wieder zu erarbeiten.
Dennoch ärgere ich mich nicht, sondern, wie du schon sagtest Fred, ich freue mich es frühzeitig erkannt zu haben und nun den Weg zum spielfreien Leben zu gehen.
Hoffe ich konnte alles einigermaßen verständlich beschreiben.

gruß an alle Medea

Fred:

--- Zitat von: medea888 am 03.01.2020 16:02:00 ---Irgendwie hat das "offline" spielen, für mich mit dem was mich beschäftigt gar nichts zu tun, da ging es immer mehr um die Geselligkeit und den Event, aber natürlich hat es vermutlich irgendwie den Grundstein gelegt.
--- Ende Zitat ---

Wo du das grad schreibst ... mir "fehlt" heute noch diese ab und an diese "Geselligkeit".
Obwohl es ganz nüchtern betrachtet nie wirklich gesellig war und ich mich weder langweile noch "einsam" fühle.
Auch mir kam es 30 Jahre lang nicht primär aufs Geld an.

Es gibt unter den Spielern nicht so viele, denen es wirklich nicht (hauptsächlich) um das Geld geht.
Viele wollen den großen Gewinn, hoffen damit Schulden zu begleichen oder alles zurückzugewinnen.
Dies soll jetzt keinesfalls eine Wertung sein, denn wie man sein Geld und sein Leben verzockt ist im Prinzip egal.
Das Lesen deiner Zeilen hatte mich nur daran erinnert.



--- Zitat von: medea888 am 03.01.2020 16:02:00 ---Dennoch war es damals genauso wie heute. Ich habe von einem Tag auf den anderen aufgehört und es fiel mir leicht, wie einen Schalter umlegen.  Danach war ich sehr lange ohne spielen unterwegs.
--- Ende Zitat ---

Auch wenn ich 30 Jahre lang mein Leben und das Leben meiner Liebsten mehr oder weniger ruiniert habe, ist mir das Aufhören letzten Endes relativ "leicht" gefallen. Ähnlich mit dem Rauchen, was ich dann auch mit aufgegeben habe.
Ich hoffe es bleiben mir deine Erfahrungen erspart nach längerer "Pause" wieder neu durchzustarten :)

Ich behaupte mal über die Jahre ein "Experte" geworden zu sein und kann die Tücken und Risiken unserer Krankheit schon relativ gut einschätzen und habe mein komplettes Leben praktisch auf meine Abstinenz ausgerichtet.
Das bin ich mir schuldig  ;)

( Ja "ich" ganz bewusst an erster Stelle ... denn ohne ein gesundes "ich" kann es keine gesunden "Liebsten" geben )

Schön dass du hier schreibst, Medea

medea888:
Hallo Fred,

ich glaube was mich nachdenklich macht ist --- kann ich mir selbst trauen?
Traust du dir?
Gruß Medea

ps. mit gesellig war in meinem Fall jedoch meine Freunde gemeint keine anderen Spieler, zum Glück, sowas stelle ich mir schwer vor.

Fred:

--- Zitat von: medea888 am 03.01.2020 19:11:33 ---Traust du dir?
--- Ende Zitat ---

Top Frage der Woche ... nein natürlich nicht.
Ich habe mein Hirn > 30 Jahre nach Strich und Faden beschissen.
Der Mechanismus ist gelernt und tief verwurzelt.
Die Neuronen sind im wahrsten Sinne des Wortes "verdrahtet" und die neuen "Wege" benötigen Zeit.

Ich hinterfrage mich ständig selbst. Auch das hat sich im Prinzip automatisiert, sodass es nicht so anstrengend ist, wie es vielleicht klingt.
Wichtig ist mir, jegliches Risiko im Vorwege bereits zu vermeiden / reduzieren.
Damit geht es mir seit 4,5 Jahren sehr gut und mein Leben hat zu einer gewissen Routine zurück gefunden.
Spielsucht ist nicht mehr das beherrschende Thema, sondern ganz im Gegenteil ein Teil meines ( vergangenen Lebens ), aber ohne Einfluss auf das Tagesgeschehen.

Ich lebe heute deutlich bewusster und irgendwann hat es angefangen richtig Spass zu machen.

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