Schwieriges, und für mich irgendwie komplexes und auch widersprüchliches Thema. Wonach genau bin ich eigentlich 'süchtig', was diente mir nur als Vorwand?
Meine Kollegin sagt oft "Reiche Menschen sind auch unzufrieden. Geld macht nicht glücklich, bei manchen verdirbt es sogar den Charakter. Es ist aber schön, genug davon zu haben, denn das gibt ein Gefühl von Sicherheit.", das ist fast schon sowas wie ein Mantra bei ihr.
Sie hat damit absolut recht, innerlich nicke ich dann immer mit dem Kopf.
Dann fiel mir irgendwann auf, daß diese Aussage von ihr irgendwie im krassen Widerspruch zu dem steht, was sie sonst so über diejenigen zu sagen hat, die ihrer Meinung nach 'überbezahlt' sind, sobald es keiner außer mir hört (Sie verdient übrigens selbst nicht schlecht, arbeitet aber nur Teilzeit). Es vergeht kaum ein Tag, an dem sie nicht zu mir sagt "Bei dem, was der verdient, könnte man doch meinen, er könne mal an sein Telefon gehen.", "Ich mach das bestimmt nicht. Die kassiert doppelt so viel wie ich, und kann nichtmal ne Sendungsnummer googeln.", oder "Der gibt sein Hirn am Tor ab, aber macht ja nichts... unkündbar nach 30 Jahren."
Das kann schon ab und an ziemlich... verbittert klingen.
Heute muß ich also innerlich immer etwas lächeln, wenn sie solche Tiraden von sich gibt. Ich bin froh, daß es mir egal ist, das ist es wirklich. Ich brauche nicht viel, habe immer mehr, als ich ausgeben kann... und bin froh, daß sich meine Welt da heute nur noch auf mich beschränkt. Ganz ohne jegliche Bezugsgrößen. Für mich ist Geld einfach ein notwendiges Übel.
Denn ja, Geld macht nicht glücklich. Oh nein, weiß Gott nicht.
Ich weiß, wie es ist, wenn es keine 'Sicherheit' gibt, weil keine Summe der Welt je 'genug' ist.
Denn egal, wieviel ich zwischenzeitlich auch hatte - ich ging am Ende trotzdem hungrig ins Bett.
Was auch immer passieren mag, heute habe ich diese Sicherheit... und wenn es nur ein gefüllter Kühlschrank und ein paar Münzen in einer kleinen Spardose wären... es wäre ausreichend. Ich brauche nicht mehr als das Gefühl, genug zu haben.
Meine Dimensionen waren kleiner, Protzen war nie mein Ding, aber ich habe auch sehr großen Wert darauf gelegt, daß man mich für finanziell sorgenfrei hielt. Dabei konnte schon ein Kinobesuch für mich zu einem Drama im Kopf werden. Der Schein zählte, aber ich konnte mich nicht auf den Film konzentrieren, ohne daran zu denken, was für eine Verschwendung das hier gerade war... und die Zeit könnte man viel sinnvoller nutzen. Und so beschaffte ich mir Geld, um einen Film anzusehen, der mich nicht interessiert, und dachte währenddessen darüber nach, wie ich an Geld kommen kann, um das wieder reinzuholen.
Das Glücksgefühl, gewonnen zu haben, weitermachen zu können, und die enorme Anspannung, die endlich abfiel, wenn tatsächlich... nichts mehr ging. Die Achterbahnfahrt war zu Ende, das Kribbeln war weg, der Herzschlag wieder normal. Vor der Reue und dem Selbsthaß kam immer diese tiefe Ruhe, die kurze, intensive Leere. Endlich war es vorbei.
Wie krank ist es, den Punkt, an dem man nichts mehr hat, gleichzeitig förmlich körperlich zu fürchten, und ihn innerlich herbeizusehnen?
Das ist für mich das Irritierendste dabei... und trotzalledem manchmal immernoch nostalgisch daran zurückzudenken. Wie schaffe ich es, mir das schönzudenken?
Der Tag, an dem ich plötzlich wieder schuldenfrei war. Ich hatte so lange darauf hingearbeitet. Aber... was jetzt? Was mache ich damit? Trotzdem habe ich meine Nebenjobs behalten, denn was tun mit all der Freizeit? Also letztlich eben... mit mir?
Auch wenn ich das ungern zugebe, aber als ich das erste Mal von Chargeback las... weia... Kopfkino. Da war ich im Nachhinein tief erschrocken über mich selbst, wie sich meine Gedanken verselbständigt hatten.
Ich mag nicht mehr, ich hab genug... hoffentlich für den Rest meines Lebens. Aber frei von Emotionen dem gegenüber bin ich deshalb noch lange nicht. Das geht ganz automatisch. Immernoch.
Auch wenn ich genau weiß, daß das einen Preis hätte, den ich nicht mehr bereit bin, zu zahlen.
Und dabei wäre der finanzielle Verlust noch das kleinere aller Probleme.
Denn 'Ertragen' konnte ich immer schon. Doch weder die Mittellosigkeit, die Schulden oder die Scham darüber haben je langfristig etwas bewirkt bei mir.
Ja, Geld ist mein Suchtmittel, aber es ist schwer zu beschreiben, oder überhaupt zu fassen, was genau ich damit letztlich eigentlich gekauft habe. Eins ist aber ganz tief im Hinterkopf verankert... es fühlte sich irgendwie 'gut' an damals.