Hi Frank!
Auch mir gefällt Deine Aufrichtigkeit gerade super.
Es ist keine Schande zu sagen: Ich habe Angst vor diesem oder jenem ...
Für mich ist das ein Zeichen von innerer Stärke!
Was habe ich da oben geschrieben? ... <scroll>
Es ist nicht das Geld, welches so einschneidend ist - es ist die verlorene Lebenszeit.
Wenn ich jetzt zur Beratung gehe und sagen wir mal 1 Jahr abstinenz bin, und dann wieder rückfällig werde, davor habe ich Angst.
Für mich wäre dann alles viel schlimmer wie vorher.
Ich versuche jetzt mal eine andere Perspektive Dir näher zu bringen.
Wenn Du auch bei Ilona mitliest, dann weisst Du - meine Grundthese ist folgende.
Jeder Mensch hat Defizite - mal mehr mal weniger. Darauf kommt es aber nicht an - es kommt darauf an, wie der Einzelne damit umzugehen weiss.
Dabei wird die Suchtausübung als Selbstmedikation benutzt, um von den Defiziten abzulenken, bewusst oder sogar unbewusst.
Nun möchten die Meisten aber zumindest eine "logische" Erklärung, um ihr Handeln zu rechtfertigen.
Da wird dann gerne das "Geld" vorgeschoben, da es ja auch erst einmal plausibel klingt.
Um "glücklich" zu sein, braucht es aber keine Reichtümer. Es reicht vollkommen ein "Auskommen".
Kürzlich hatte ich Kontakt zu einer Person, die in der PI ist. Er ist spielfrei - hat gerade mal den Selbstbehalt - und ist trotzdem glücklich.
Zurück zu den Defiziten. Das kann etwas faustdickes sein, kann sich aber auch auf banale Dinge beschränken.
Wie oft erlebe ich es, dass z.B. Langeweile als Grund fürs Spielen angegeben wird.
Angenommen, es entspricht der Wahrheit, dann steckt dahinter das Problem sich selbst nicht aushalten zu können. Die Momente, wo das Gehirn die Gedanken nur so durch durch den Schädel jagt.
Es muss ja nicht sein, kann aber - manchmal offenbart sich hier eine versteckte Depression.
Hier gibt es Techniken, mit denen man seinen Alltag sinnvoll gestalten kann.
Es gibt die Möglichkeit zu lernen mit seinen Depressionen positiv umzugehen - eine Akzeptanz zu entwickeln, die den Gedanken ihren Schrecken raubt.
Ich wurde so erzogen, dass nur Fleiss den Preis heiss macht.
Doch heute gestatte ich mir, meinen Gedanken ruhig mal freien Lauf zu lassen - die Langeweile zu genießen.
Dies nur mal ein Beispiel für ein solches Defizit.
Wenn Du heute offen und ehrlich in eine Therapie gehen würdest, dann begibst Du Dich auf die Suche nach diesen Defiziten - um dann eine Akzeptanz zu entwickeln oder das Defizit zu beheben.
Nun kannst Du das negativ betrachten und diese Suche sägt an Deinem Wertgefühl - oder Du kannst es als Entdeckungsreise ansehen, die Dich selbst und Dein Leben nur voranbringen kann.
Auf jeden Fall aber kann es Dir die Angst nehmen: Was passiert, wenn ich irgendwann rückfällig werde?
Diese Frage erübrigt sich, wenn Du an Deinen Defiziten arbeitest - denn dann braucht es ja keiner laienhaften Selbstmedikation durch glückspielen mehr.
Es wird Dir auch die Angst vor dem Verlust der Casinobesuche 2-3 mal im Jahr nehmen.
Klar haben die sicherlich auch Spaß gemacht, und wie man diese nostalgischen Gefühle auch nennen mag.
Das passiert mir auch heute noch mit den Spielhallen, die ich damals regelmäßig besucht habe.
Wirklich lange wollte ich immer mal wissen, wie es heute darin wohl aussieht.
Doch rein logisch betrachtet, ist diese Neugier irrelevant, da ich ja nicht mehr vor habe zu spielen als Selbstmedikation.
Egal, wie viel Selbstbetrug auch in den nostalgischen Erinnerungen steckt, sie gehören zu mir.
Sie brauchen keine Auffrischung. Ich akzeptiere diese Erinnerungen, die mir ein wohliges Gefühl geben möchten - sie gehören zu mir. Ich bewahre sie unwissentlich und bin mir bewusst, dass mein Gehirn die damalige Realität verzerrt hat.
Meine Familie wüsste dann bescheid wenn ich zb. in Therapie gehe.
Auch das wäre über eine geänderte Betrachtungsweise eigentlich gar nicht schlimm... oder?
Du würdest innere Hürden aufbauen, um Deine Familie nicht zu enttäuschen.
Du könntest Dich aber sicherlich auch an mindestens eine Person wenden um Deinen Suchtdruck abzulassen.
"Familie" ist dafür da, wenn es jemandem einmal nicht so gut geht. Sie fängt einen auf ... trägt sie ein Stück weit, bis es einem wieder besser geht.
Da macht es keinen Unterschied, ob es sich um eine Krise in einer Partnerschaft handelt, einer beruftbedingten - oder oder oder - oder einer Sucht.
Im Oktober werfe ich mich wieder mal ins kalte Wasser.
Dann nehme ich als einziger Spieler wieder an einem Seminar für Profis statt.
"Training der Emotionsregulation für pathologische Glücksspieler und Glücksspielerinnen" - heisst das Thema.
Damit hatte ich ein Leben lang zu kämpfen. Vielleicht lerne ich hier ja was?
Der Schreckgedanke: Was, wenn sie Dich dort als einzigen Spieler "ausquetschen"?
Pfeiff drauf ... lautet meine Devise ... wenn dem so sein sollte, dann kann ich für mich doch nur daraus lernen!
Dazu brauche ich bloss meine Scham ablegen und absolute Aufrichtigkeit nach Innen und nach Aussen versuchen.
Die Aufrichtigkeit ist kein Problem und die Scham werde ich auch ganz schnell ablegen (kenne ich schon aus einem anderen Seminar), da ich den Profis ja nichts Neues erzähle ... sie kennen schon alles ...
Das gibt mir das wohlige Bewusstsein, dass ich nicht nur alleine mit meinen Problemen in der Gefühlsregulation bin, sondern dass es Menschen gibt, die sich damit auskennen und mir helfen können.
Egal wie es kommt - ich werde dazu lernen, werde es in der Praxis üben - ist das nicht ein schöner Gedanke?