Hi Mia!
Herzlich willkommen!
Bevor ich auf Deinen Beitrag eingehe ...
Hast Du Dir selber einmal Hilfe organisiert?
Es gibt vereinzelt Angehörigen-SHGs ... viele Spieler-SHGs bieten einmal im Monat offene Meetings - also auch für Angehörige an.
Suchtberatungsstellen helfen liebend gerne auch Angehörigen - Therapeuten ebenso.
Du trägst nämlich auch eine schwere Last und die möchte auch gerne geteilt werden.
Außerdem bekommst Du nicht nur etliche Informationen, sondern auch einen anderen Blickwinkel als Deinen eigenen präsentiert.
Tja ... wo fange ich an ...
Rückfälle ... so mancher behauptet, dass sie zum Genesungsweg dazu gehören.
Jedoch muss auch eine Einsicht beim Süchtigen eintreten und die Bereitschaft an sich zu arbeiten.
Denkst Du, dass Dein Mann diese Einsicht bereits in sich trägt?
Oder macht er die Therapie eher Dir und Eurem Kind zuliebe?
Nun hat er gespielt und Dich belogen. Was für Konsequenzen erfährt er durch Dich?
Gut - Du bist wütend und enttäuscht und knallst ihm hier und da ein paar böse Worte um die Ohren.
Gleichzeitig ziehst Du Dich zurück und willst ihn fair behandeln.
Hast Du ihm mal gesagt, was Deine Wünsche und Ziele sind und eben ganz klare Konsequenzen angedroht, wenn er sich nicht daran hält?
Anmerkung: Die müssen bei Bedarf dann auch konsequent durchgezogen werden. Also sollten sie im Vorfeld wohl überlegt sein.
Das könnte sein: Auf der Couch schlafen ... seine Wäsche selber machen lassen ... sein Essen selber kochen lassen ... mit dem Kind alleine etwas unternehmen ...
Die Konsequenzen sollen schon weh tun, damit sie bei ihm auch etwas bewirken.
Zur Arbeitstelle: Da gebe ich dem Therapeuten recht - ein Wechsel des Arbeitsplatzes scheint angebracht.
Ich selbst habe jetzt seit 6 Jahren keinen Kontakt mehr zu meinen Eltern - und es geht mir so gut wie nie zuvor.
Ich kenne die Rollen nicht bei Deinem Mann und seinem Vater, daher muss ja nicht gleich eine Trennung stattfinden.
Doch vielleicht hilft in der Beziehung der Wechsel des Arbeitsplatzes.
Einem 36jährigen Mann sein Geld einteilen müssen?
Du scheinst nicht glücklich damit zu sein.
Wahrscheinlich, weil das Geldmanagement noch zu oberflächlich gehandhabt wird?
Ein Geldmanagement ist eine zeitlich befristete Hilfe, um den Spielsüchtigen und seine Angehörigen vor finanziellem Schaden zu bewahren.
Es ist aber auch ein Werkzeug Geld nicht mehr nur als Suchtmittel, sondern als gesetzliches Zahlungsmittel anzusehen. Es soll also einen Lernprozess unterstützen.
Wenn Du ihm nur das Geld "einteilst", dann ist das nicht nur weit entfernt von einem Geldmanagement - es macht Euch beide unzufrieden.
Du hast das Gefühl zu bemuttern - und er bemuttert zu werden.
Bevor ich das weiter ausführe ... erzähle doch mal, wie es bei Euch ist.
Insgeheim denke ich mir ?wie kann man nur ao dämlich sein?.
Da muss ich Dir ein paar Sachen herunterbeten, die Du vielleicht schon kennst.
Zum Einen ist Spielsucht eine anerkannte Krankheit, die Menschen jedweder Intelligenzcouleur treffen kann.
Ich hatte schon mehrfach Therapeuten und Psychologen in SHFs, die es eigentlich ja erst recht besser wissen sollten.
Spielen wird angesehen als ein Symptom eines tiefer liegenden Defizites (z.B. das Verhältnis zum Vater).
Von daher ist is von Vorteil, dass sich Dein Mann in Therapie begeben hat - dort wird versucht die Defizite aufzudecken und sie entweder abzustellen oder den Umgang damit zu verändern.
Eine weitere Ansicht: Spielen ist ein Selbstheilungsversuch der Seele.
Hast Du Deinen Mann mal gefragt, wieso er spielt? Sicherlich ... Und die Antwort, so denn überhaupt eine gekommen ist, wird gelautet haben: Ich weiss es nicht ...
Egal wer - wir alle haben unsere eigenen individuellen Lebenserfahrungen.
Gewisse Punkte erlernen wir aus der Erfahrung - andere wiederum nicht.
Wenn ich an Deinen Mann denke, so wird er vielleicht nie den Umgang mit seinen Gefühlen rund um seinen Vater gelernt haben.
Als er dann das Spielen entdeckte, da fühlte er sich besser. Er konnte vergessen und abschalten.
So hat das Spielen kurzfristig also einen positiven Effekt auf ihn gehabt - er fühlte sich "geheilt".
Wer nun logisch das ganze betrachten kann, der erkennt jedoch die destruktive Komponente dieses Selbstheilungsversuches.
Als Spieler ist Dir das egal - es zählt nur dieser Moment. Daher auch die Lügen - weil "Du es nicht verstehst", wie Dein Spieler dies wohl formulieren könnte.
Durch den emotionalen positiven Effekt des Spielens haben wir auch das Bedürfnis es nicht aufgeben zu wollen.
Da können Deine o.g. Konsequenzen aber wieder den Spieler zum Umdenken bewegen.
Denn auch ein Spieler sucht Harmonie und Ruhe - und er kann erkennen lernen, dass er da einen Einfluss drauf hat, indem er sich gegen das Spiel entscheidet.
LG
Olaf