Gudai, danke für die Zeit, die Ihr für mich übrig habt. Keinesfalls ist es selbstverständlich, dass ich, der vormals seine Zeit verblembert hat, nun darauf hoffen kann, dass Ihr Euch um mich kümmert. Selbst komme ich über den Chat im Forum, den ich begonnen habe, nicht hinaus und als ich doch neulich etwas weiter las, dann meinte ich festzustellen, dass es die selben Menschen sind, die den Neuen im Forum antworten. Das ist schon was Großes.
"Kaum geht es ihm etwas besser, verlässt er sein Bett." (Lenin) Mit einer stationären Therapie tue ich mich derzeit schwer. Was ist, wenn ich dort nicht ankomme, also mich nicht einlassen kann, weil ein/e Andere/r, der/die auch dort ist, die "falschen Schuhe" an hat? Ich war ja schon mal in einer Suchtberatung und die Kollegin fragte hartnäckig, wieviel Geld ich in diese ***kübel geworfen habe? Als ich darauf nicht antworten konnte, wurde sie ärgerlich und meinte, das wäre eine wichtige Frage. Naja, kann sein aber sie berühte mich so wenig und ich fühlte mich zunehmend deplaziert. Lenin sagte mal (oder war es doch Freud?): "... die besondere Technik der Psychoanalyse ist, sich die Lösung ihrer Probleme von den Analysierten selbst sagen zu lassen."
Den Schlüssel für die Tür in ein suchtfreies Leben hat jede/r selbst in der Tasche und, um in diesem Bild zu bleiben, dieser Schlüssel hängt an einem dicken Bund und die Meisten probieren einen Schlüssel nach dem anderen, keiner passt so richtig, bis zu einer stationären Therapie, dort geben sie den Schlüsselbund gleich beim Pfördner ab. Ich möchte den Schlüssel finden, der genau passt, meine Tür und so. Vielleicht versuche ich gerade mehrere Schlüssel geichzeitg aber lieber so, als den Bund aus der Hand geben. Selbst wenn es meine Tage ganz in Anspruch nehmen sollte, den richtigen Schlüssel zu finden, dann soll es so sein. Ich habe so ein flaues Gefühl, das sich aus meiner Beobachtung nährt, dass in den letzten Jahren eine Beratungs- und Therapieindustrie gewachsen ist, die selbstreferenziell uns systemerhaltend bleibt.
Jacky, es ist schlimm, wie sich bei mir Alles überschlägt. Heute früh zum Beispiel: Ich wachte kurz nach fünf auf und musste auch gleich raus. Dann konnte ich mich nicht entscheiden ob ich zuerst in dem Buch lese oder in einem anderen, in das Forum gehe oder weiter Fering lernen soll. Und was ist geworden? Ich habe zuerst in dem einen Buch gelesen, dann ich dem anderen, dann war ich im Forum und dann habe ich Fering gelernt. So geht das in einer Tour. Da frage ich mich, wie habe ich es jemals geschafft stundenlang hochkonzentriert an den ***kübeln zu sitzen?
So ihr Lieben, der Tag hat begonnen und die Schafe sagen "mäh", ich weiß was das heißt und muss jetzt zu ihnen raus. (Hat Lenin eigentlich jemals auch so etwas Wichtiges gesagt?)
Grüße Marcello