Du gehst in die Kneipe bei Zahnschmerzen?
Ne, er ist damals schon zum Zahnarzt gegangen. Nur hat er versucht dem zu erklären das er zwar weiß, dass er einen kaputten Zahn hat, es ihm aber primär um die Schmerzen geht.
Und die könne man doch auch super mit Alkohol betäuben. Zumal er dann ja auch weiterhin mit seiner Zungenspitze im Zahnloch rumspielen könnte, was ihm ja eigentlich sehr viel Freude bereitet hat.
Nun hat der Zahnarzt ihm was von Ursachen und Symptomen erzählt
und - man kann es kaum glauben - er hat sich entschlossen den kaputten Zahn raus zu holen; also die Ursache, statt nur die Symptome zu beseitigen. Nun hat er zwar ne riesige Lücke im Mund, aber die verbliebenen Zähne sind blendend weiß bis leicht vergilbt, was er aber mit regelmäßigen Zähneputzen gut im Griff hat ( hoffe ich jedenfalls für ihn
).
Bleibt noch die Frage wieso er sich so entschieden hat ( Jetzt kommt der ernst gemeinte Teil )
Vermutlich wurde der Wunsch ( nicht der Wille !!! ) die Schmerzen los zu werden so übermächtig, das er
bereit war, dafür sogar seinen Zahn ( Metapher für ein Stück seiner Persönlichkeit) und seine Lieblingsbeschäftigung (Bohren mit der Zunge im Zahn) zu opfern.
Und wieso war er gerade an diesem Tag bereit ? Weil er
seinen ganz persönlichen Entwicklungsprozeß bestehend aus Erkenntnis, Einsicht und Akzeptantz hinsichtlich seiner Zahnproblematik abgeschlossen hat und den Zahn zu entfernen, die einzig verbliebene logische Konsequenz war. Den Zahn dann zu packen und wirklich raus zu holen bedarf zwar einer gewissen Willenskraft (Mut), die ist aber nicht besonders erheblich, denn sie basiert auf dem
aufrichtigen, unabweisbaren Wunsch den Zahn und damit als Nebeneffrekt die Schmerzen los zu werden.
@Sportverückter
Der letzte Teil ist natürlich für dich geschrieben. Um nicht im Meer der Metaphern zu ersaufen, nochmals in einfachen Worten.
Meiner Meinung nach ist Willenskraft überbewertet. Das hängt damit zusammen, dass ich Willenkraft für eine sich schnell verbrauchende Ressource halte, die wir aufbauen können, die sich aber eben auch schnell verbraucht.
Wesentlich wichtiger ist, dass du deine persönlichen Werte auf den Prüfstand stellst, eine innere Haltung zu dir und deinem Umfeld entwickelst und dir dadurch klar wird, wie du dein Leben wirklich leben willst. Denn momentan scheinst du ja nicht das Leben zu leben, was du dir vorstellst. Das könnte darauf beruhen das deine Werte und Haltungen nicht kompatibel mit deinen Vorstellungen von einem tollen Leben sind. Das man dann Kompensation sucht und findet ( z.B. Spielen) halte ich für sehr naheliegend.
Spielfreiheit kann man nicht durch eine rationale, logische Entscheidung festlegen und dann mittels Willenskraft umsetzen. Erstens weil kein Mensch soviel Willenskraft dauerhaft aufbringen kann ( siehe verbrauchbare Ressource) und zweitens beginnst du einen Kampf (von "außen" eingeleitet) gegen dich selbst, bei dem du bestensfalls erfolglos sein wirst und schlimmstenfalls dich selbst dabei zerstörst.
Warum zerstörst du dich bei diesem Kampf ? Weil die Sucht
untrennbarer Bestandteil deiner Persönlichkeit ist. Du bist sozusagen die Sucht. Es geht bei Spielfreiheit aber nicht um Zerstörung, sondern um Veränderung von Haltungen und Werten.
Deshalb ist es so wichtig seine wahre Persönlichkeit zu erkennen und zu akzeptieren. Erst in einem nächsten Schritt kannst du überlegen wohin du dich verändern willst, was aber wiederum von deiner Vorstellung von einem erfüllten Leben abhängt. Das bedeutet, dass alles, wirklich alles was dich und dein bisheriges Leben betrifft auf den Prüfstand muss. Daher wirst du dich auch erst an diesem Punkt zum ersten mal wirklich ernsthaft mit der Frage auseinandersetzen müssen ( und können), welche Rolle deine Freunde, deine Familie, dein Job, Hobbys und eben auch das Spielen in deinem Leben hat und in Zukunft haben soll. Du wirst diese Fragen für dich beantworten müssen, weil du für dich klären musst, ob das Spielen (und natürlich die anderen Punkte) einen Nutzen in deinem neuen Lebensentwurf hat oder nicht.
Wie du siehst geht es garnicht, um das Spielen, sondern um deine Persönlichkeit, genauer gesagt, wie du dich zu den einzelnen Aspekten positionierst, um ein deinen Werten entsprechendes Leben zu verwirklichen. Daher ist es meiner Meinung nach auch völlig sinnlos sich nur auf das Spielen (als Teil der Persönlichkeit) zu fokussieren. Das endet immer in sinnlosen Kämpfen, weil Spielen eben Ursachen hat die in der Persönlichkeit liegen. Ich kann keine Abstinenz erreichen, wenn ich nicht nichts an mir ändere. Das Eine gibt es nicht ohne das Andere.
MfG
Robert