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Autor Thema: Gegen den Wind

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Gegen den Wind
OP: 02.03.2022 19:42:38
Hallo,

jedes Jahr oder besser jedes Jahrzehnt bringt so einiges mit sich, ich würde es nun gar nicht charakterisieren oder einordnen wollen.
Nach gut oder schlecht, verrückt, aufregend oder sonst irgendwas.
Hungersnöte, Naturkatastrophen, Kriege und Attentate eh immer ein ewiger Begleiter der Menschheit.
Wir alle befinden uns noch immer in der Pandemie, unglaublich viele Opfer sind zu beklagen, viele verloren auch ihre berufliche Existenz.
Uneinigkeit untereinander und Misstrauen vielerorts...Maskenmenschen ohne sich zu nahe zu kommen.
Der Krieg in der Ukraine und eine verständliche Sorge um aller Sicherheit für unsere Familien, unsere Kinder und Freunde.
Ohnmacht gepaart mit Traurigkeit, entsetzen über momentane Dinge die unsere Medien jeden Tag neu spiegeln.

Dem gegenüber aber Solidarität und eine Bereitschaft auch selbst Opfer zu tragen, für andere Menschen die Hilfe und Beistand benötigen.
Gut möglich dass dies alles schon dazu beiträgt, dass viele wieder in ein krankhaftes Verhalten drängen.
Abzuschalten und etwas zu vergessen was niemals zu vergessen wäre.
Sei es im Alkohol, Drogen und ja, natürlich auch im Glücksspiel.
Dies wäre sehr schade in vielen Bereichen, nur weitere schwere Steine die es zu tragen gäbe.
Depressionen entstehen leichter an dunklen Tagen, Selbstaufgabe ein dann recht kleiner Schritt.

Ich möchte hier keinesfalls politisieren, keine Hetze und auch keine Weltanschauung verurteilen.
Nicht einmal gegen einen Einzelnen, hier wäre auch der falsche Ort dafür.
Denn in unserer Sparte hier, zählt immer der Hilfesuchende ausnahmslos! 
Medea hat in ihrer Signatur stehen:
"Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen."
Um auch vorwärts zu kommen......diese Möglichkeit sollte jeder unbedingt auch nutzen, solange er es auch kann.
Spielfreiheit bleibt immer ein gutes Gefühl...viel .mehr als nur eine Hoffnung die wir vermitteln können. 

Liebe Grüße


   
         
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Re: Gegen den Wind
#1: 13.03.2022 08:37:07
Hallo Jacky,
Ich empfinde es auch immer schwerer mich nicht wieder zu dolle zu verstecken, nicht im Spielen vielmehr im Aktivitäten im Übermaß. Sei es in exessiver Arbeit oder auch jetzt im der Hilfe hier vor Ort für Ankommende.
Ich merke, dass die Zeit für mich knapp wird und ich mir wieder vornehmen muss mir Freiräume zu schaffen.
Wäre ich heute noch am spielen wäre es sicher keine gute Phase.
Da ich jedoch diesen wichtigen Schritt in die Spielfreiheit gegangen bin und mich dabei selbst besser kennengelernt habe, bin ich heute fähig das oben beschriebene zu erkennen und dagegen zu steuern.
Eben die Segel selbst zu setzen. Ich gesteuert durch die Sucht.
LG Medea
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Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.

Aristoteles
 
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Re: Gegen den Wind
#2: 28.03.2022 19:13:25
Hallo,

in meiner aktiven Zeit dachte ich nur an mich, bzw. an meine Suchtausübung.
Dies machte mich in vielen Bereichen unzuverlässig, Verlass war eigentlich nur darauf dass ich in Hallen oder Casinos zu finden war.
Nun könnte ich ausführen wie mich dabei mein Gewissen plagte, wie leid mir währenddessen so einiges tat usw.
Ändern würde es nichts, so nahm ich es ja immer in Kauf.
Ein pathologischer Spieler spielt nicht aus Langeweile, Frust, Ärger, Sorgen ...er spielt weil er Suchtkrank ist!
Wenn auch nach der Frage "Warum hast Du gespielt" oft solche Dinge in den Antworten zu finden sind.

Das Umfeld stärkt oder entlastet nur das jeweilige Bedürfnis in eine gewisse Richtung.
Ein schlechter Tag auf der Arbeit, Streit mit dem Partner oder Schmerzen in der Seele sind doch Scheißdreckalibis.
Nur eine willkommene Begründung für jeden Süchtigen.

Unsere Medea hat es gut beschrieben, "die Segel selbst zu setzen", lernen zu erkennen was einem auf Dauer schadet.
Es zu verändern..eher sich zu verändern, anpassen an ein neues Verhalten.

Taro hat es auch geschrieben, Dinge die wir nicht ändern können, sollten uns nicht soweit belasten dass wir ihnen unterliegen.

Außer Dinge die mir selbst gut tun, mag ich keine Veränderungen.
Oft sind sie mit eigenem Mehraufwand verbunden, neues Begreifen , annehmen ...mit der Zeit gehen.
Etwas mit dem meine Generation schon gut klar kommen musste .
ich möchte nicht behaupten dass egal was so passiert, ich nicht mehr spielen würde.
Auch bin ich mental kräftig genug die Segel meines Lebens soweit selbst zu setzen.
Aber es könnten schon sein, wenn denn gewisse Umstände eintreffen, mir es egal wird ob ich wieder spiele.
Hey, aber nach diesem beliebten Motto " Ich erlaube mir die nächsten 24 Stunden spielfrei zu sein", würde es diese Spanne sicherlich auch halten.
Es wäre aber nur eine zeitliche Frage, bis der Tag dann käme.
Dies ist kein Zynismus, auch mache ich mir keine Sorgen darum, es ist nicht relevant.
Kann denn von Euch überhaupt einer schreiben ..."ich würde wieder spielen wenn...(folgendes eintreffen würde) ?

Auf jeden Fall kostet es mehr Kraft und Geduld gegen den Wind zu segeln. 

Liebe Grüße
 
       
   
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« Letzte Änderung: 28.03.2022 19:54:17 von Jacky1 »
 
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Re: Gegen den Wind
#3: 28.03.2022 22:22:19

Kann denn von Euch überhaupt einer schreiben ..."ich würde wieder spielen wenn...(folgendes eintreffen würde) ?
   

Moin,
nein.... es gibt nix wo ich sagen würde, ich gehe spielen wenn...... weil denn wäre ich nicht hier. Wenn ich diese Gedanken hätte, hätte ich gar nix erreicht, dann plane ich ja irgendwie bereits einen Rückfall. Das waren vielleicht Gedanken, die ich hatte als ich anfing mich um meine Abstinenz zu kümmern und die ich dann ja auch noch oft genug ausgeübt habe, auch wenn das gar nicht eintraf. Hey, brauche ich als pathologischer Spieler ernsthaft nen Grund ? Das hinter sich zu lassen, darum geht es doch. D.h. jetzt aber nicht, dass ich mich hier hinstelle und sage ich spiele nie wieder, auch wenn ich alles dafür tue, dass ich nie wieder spiele, weiß ich doch wie schmal der Grat schnell werden kann , doch genau das gibt mir ja eben auch die Sicherheit das ich abstinent bleibe. Ich habe meine Krankheit akzeptiert mit allen drum und dran. Da gibt es keine Grautöne mehr für mich, also warum sollte ich da wieder reinschlittern.... ?

In meiner aktiven Zeit habe ich beim Spielen nichts gedacht, Geld in der Hand ... ab in die Halle fertig. Hinterher oft Probleme  laufende Kosten zu bezahlen, also wurde daran gearbeitet und erst alles bezahlt und dann gezockt... wenn ich mir was lieh, gab ich das aus für den kurzfristigen Bedarf.... alles andere verzockt und stand einen oder 2 Tage später wieder so da, nur halt 2 Tage Kippen gekauft und was zu essen und ich war 2 Tage näher am Gehalteingang.... Irgendwas nebenbei gearbeitet usw.  Kurzum wenn ich kein Geld hatte, wurde geschaut wie ich über den Monat kam, aber nicht an das zocken gedacht, nur wenn ich dann dafür sorgte Geld zu haben durch Nebenjobs oder auch mal nen Vorschuß, Kredit und ich das dann hatte , ging der Schalter um und es war  auch gleich wieder weg. Ich war erst ruhig und zufrieden, wenn ich kein Geld hatte, ohne andere zu schaden,  dann setzte aber wieder der Automatismus ein, ich brauche Geld .. Geld konnte nicht auf dem Konto liegen, ein Zwang für mich es zu verspielen. Wie  Menschen mit Zwangsneurosen, war meine Neurose das "Geld nicht zu haben". Puuh war das anstrengend. Total bekloppt... will man doch "eigentlich" Geld gewinnen. Also ich bin ständig dem hinterher gelaufen, was mir schadet. Diese Neurose wurde zu mein Wind der mich Jahrzehnte durchs Leben brachte. Kleinlaut habe ich ja gesagt, wenn mir ein Psychologe , Freund ; Frau sagten : "Du musst was ändern " und ging zocken, wusste ja nicht was bzw. wie. Auch ich bewege mich gerne in alte Strukturen,. Klar mache ich Dinge, wenn Sie mir gut tun, doch wie soll ich vorher wissen ob sie mir gut tun, wenn ich es nicht ausprobiere. Genau das ist die Schwierigkeit. Den Nerv zu treffen, um alle Ratschläge die ich oder wir hier geben  auch anzuwenden, umzusetzen und zu leben. Das Bedarf einen großen Schritt... alles was man gelernt hat, sich selbst in Frage zu stellen,  davon los zu lassen. Sein "Grün" als falsch anzusehen. Die Ampel war dunkelrot bei mir und das will ich nie wieder erleben und dafür bin ich u-a. hier.  Von Zeit zu Zeit, schwirrt mir durch den Kopf " ich brauche Geld" dann schüttle ich den Kopf, nee brauch ich ja gar nicht, aber diesen Gedanken hatte ich ja 30 Jahre ununterbrochen im Kopf.. Bin ich froh, dass ich es nun doch ändern konnte, mein Geld auf dem Konto liegen darf und ich es auch gerne für Dinge ausgebe. Das ich meinem Zwang nicht mehr unterliege, war nicht ein Fingerschnippen. Er löste sich erst auf, als ich mich darauf einließ und mich dem stellte, was meinem Zwang verursachte:  Mich selbst

Lieben Gruß
André
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Wer etwas will, der findet Wege. Wer etwas nicht will, der findet Gründe….
 
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Re: Gegen den Wind
#4: 29.03.2022 00:28:46
Hallo Andrè,

warum ich das Forum mag.
Es gibt keinen Meister und keinen Lehrling, es gibt keinen Grund irgendeinen Taktischen Vorteil zu erschaffen.
Dies hier funktioniert alleinig nur auf Augenhöhe, ab einem gewissen Punkt schneiden sich alle Erfahrungen eh.

nein.... es gibt nix wo ich sagen würde, ich gehe spielen wenn...... weil denn wäre ich nicht hier. Wenn ich diese Gedanken hätte, hätte ich gar nix erreicht, dann plane ich ja irgendwie bereits einen Rückfall. Das waren vielleicht Gedanken, die ich hatte als ich anfing mich um meine Abstinenz zu kümmern und die ich dann ja auch noch oft genug ausgeübt habe, auch wenn das gar nicht eintraf.

In unserer erarbeiteten Zeit ging und geht es aber auch um diesem "wenn"  seine trügerische Kraft zu nehmen.
Um auch gewappnet zu sein um nicht vor irgendwelchen Emotionen wieder ins Spiel fliehen zu müssen.
Sonst müssten wir doch gar nichts mehr machen, halt einfach nur Abstinent zu sein.

Ich mag Dein Zitat, es könnte auch von mir sein und auch ich sehe es so....
Aber ich muss unbedingt auch ehrlich zu mir selbst sein, meine Schutzmauern sind nicht unendlich hoch.
Ein "Draufgänger" werde ich immer bleiben und ich weiß über meine Risikobereitschaft so einiges.
Möglich oder eher wahrscheinlich, dass einige mehr Kraft in die Abstinenz stecken müssen als andere.
Du hast von einer möglichen Planung geschrieben, ich möchte es für mich verneinen.
Aber ich bin ja hier im Forum und in einer SHG und sonst so einiges ....dies hat mehr als nur einen Grund.
Einer davon ist immer noch irgendwo ein verstecktes Misstrauen in mich selbst.
Weil wenn ich mir so sicher wäre, dann würde der einzige Grund sein warum ich hier oder in der SHG wäre....um anderen eine Stütze zu sein.
Ist es aber wohl nicht.

So schließt doch keiner hier einen zwar unwahrscheinlichen Rückfall definitiv aus.
Dies ist ja keine Vorgabe oder läge an irgendeiner Unheilbarkeit dieser Erkrankung.
Es ist vielmehr ein Erfahrungswert, von uns selbst.

Situationen zu vermeiden, die zu jenen Gedanken führen wieder ans spielen denken zu müssen.
Oder mit diesen Situationen gut zurecht zu kommen und sie bewältigen zu können, mögen zwei verschiedene Schuhe sein.
Ich kann das eine vom anderen nicht endgültig ausschließen.
Dies wird wohl immer so bleiben.

Danke für das Zitat, ich empfand es wie eine weitere kleine "Impfdosis".

Grüß Dich   

 
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