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Autor Thema: Ich bin verantwortlich

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TAL

Re: Ich bin verantwortlich
#195: 01.11.2022 04:52:46
N'Abend allen,

ich habe vorgestern den Vorschlag eines Kasinobesuchs abgelehnt. Das war tatsächlich das erste Mal überhaupt, daß sowas mal kam, und ergab sich aus einer Diskussion mit meiner besseren Hälfte über Wahrscheinlichkeiten. Habe auch nichtmal drüber nachdenken müssen, Nein zu sagen. Es war ganz automatisch, ohne jegliche weiteren Gedanken. Glücklicherweise verwundert es auch keinen, wenn ich solche Dinge weiß - eben weil es um Zahlen geht. Und es war wohl auch ausnahmsweise mal hilfreich, generell als 'stur', übermäßig rational und 'Spaßbremse' zu gelten. Kurze Erleichterung, daß da nicht nachgebohrt wurde, und das Ganze war für mich ziemlich schnell wieder vergessen, das Thema drumherum an sich viel interessanter. Wir waren dann später stattdessen bei meinen Schwiegereltern.
Jedenfalls habe ich letzte Nacht, fast zwei Tage später, nach etwas zuviel Wein, doch noch einmal darüber nachgedacht, und mich für einen kurzen Augenblick gefragt, warum ich nicht einfach Ja gesagt habe. Wäre doch nichts dabei gewesen...
Ähm ja... guten Morgen. Hast du noch was Konstruktives zu sagen? Wenn nicht, dann zieh doch bitte wieder Leine.
Noch ein Grund, das Trinken seinzulassen.

Na, egal. Zum Thema...
Vieles ist einfach kompliziert und schwer greifbar. So wie jetzt, denn irgendwie bin ich gerade seltsam drauf. Naja, was heißt hier 'gerade'? - eigentlich geht das schon ein paar Wochen so. Eben habe ich kurz gedacht "Wäre schön, mal mit jemandem reden zu können."... nur, um mich gleich darauf zu fragen, worüber eigentlich?
Aber ich weiß immer gar nicht, was ich sagen soll. Das endet dann eh nur in absurden Interpretationen, die keiner braucht. Nein, mag ich nicht.
Dennoch ist da eine merkwürdige Grundstimmung, ich kann sie aber nicht so recht fassen. Irgendwas scheint mich jedenfalls zu betrüben.
Und das, obwohl ich einige Hürden erfolgreich beseitigt habe. Davor war es deutlich schlimmer. Eine Verbesserung hat sich also eingestellt, aber eben anscheinend noch nicht komplett, denn irgendwas muß da offenbar noch sein.
Das ist sehr zermürbend gerade.
Ich stehe immernoch vor einer eigentlich recht banalen Entscheidung, die ich schon recht lange 'vor mir herschiebe'. Ist es das?
Könnte sein. Oder eben auch nicht. Denn das würde ja an der Gesamtsituation nichts ändern.
Ich sollte wohl einfach aufhören, Dinge zu hinterfragen. 'Einfach machen' schaffe ich aber, wenn überhaupt, irgendwie nur im äußersten Notfall.

Ich habe mich jedenfalls früher eher selten hinterfragt, zumindest nicht mein Spielverhalten. Es war eben so. Andere sammeln halt Briefmarken oder gehen Angeln. Mich selbst, bzw. meine 'Daseinsberechtigung', habe ich hingegen schon oft angezweifelt.
Bei mir hat es dann auch noch eine ganze Weile gedauert, bis sich etwas Positives einstellen wollte. Die Lebensqualität hat sich zwar auch bei mir ziemlich schnell verbessert, doch realisiert habe ich das erst später. Dazu war ich noch viel zu sehr in meinem 'Tunnel' gefangen. Erst mußte aus einem 'Ich darf nicht' ein 'Ich möchte das gar nicht' werden. Glücklicherweise war das dann irgendwann auch so, sonst wäre ich ja nicht hier.
Heute wundere ich mich nur noch manchmal darüber, was ich alles erreicht habe, auch wenn es außer mir gar keiner sieht. Diese kleinen Ziele nur für mich selbst. Sowas gibt Selbstwert. Und dieser (in meinem Fall sogar gleich doppelte) langfristige 'Sieg' gegen die Wahrscheinlichkeit ist viel wertvoller, als jeder materielle Gewinn der Welt.

Da ist aber auch so ein typischer Gedanke bei mir vorhanden...  früher wäre ich froh gewesen, wenn ich gewußt hätte, daß man mir helfen kann, ich nicht allein bin, und mein Verhalten absolut nicht ungewöhnlich ist für Menschen wie mich. Aber heute? Mir geht es doch gut. Da sollte ich die Hilfe lieber Menschen überlassen, die sie jetzt dringender brauchen.
Nein, so altruistisch bin ich nun auch wieder nicht, und zumindest in diesem Fall ist das in Wirklichkeit bloß 'vorgeschoben', eine billige Ausrede.
Weil es eben Sachen gibt, die möchte ich nicht sehen... und Fragen, die ich nicht stellen möchte, weil die Antworten unangenehm sein könnten.

Eine wirklich hohe Meinung von mir habe ich nach wie vor nicht, und der Glaube an mich selbst ist jetzt auch nicht wirklich vorhanden.
Und ob ich nun aus Langeweile gespielt habe, wegen des 'Kicks', des Abschaltens und Vergessens, um mich zu 'spüren', oder weil ich insgeheim verlieren wollte, ist auch eher sekundär. Fakt ist, daß irgendwas bei mir nicht stimmte, und ich keine Möglichkeit sah, mit meinem 'Inneren' umzugehen.
Und genau das muß ich ändern, nur ist es dafür eben mit einer oberflächlichen Draufsicht nicht getan.

Nun ja... -.-

Mit dem ersten Schritt ist es jedenfalls noch lange nicht erledigt. Er ist erst der Beginn, gelegentlich kann der Weg doch immer mal wieder sehr anstrengend werden.
Und manchmal denke ich mir "Ich mag das Alles nicht mehr."... wenn auch nur für einen ganz kleinen Moment.
Nein. Ich habe sehr viel 'zu verlieren', wahnsinniges Glück in so vieler Hinsicht, und ich bin mehr wert als dieser Dreck.
Oder, um es für mich akzeptabler zu formulieren: Absolut jeder Mensch ist mehr wert als dieser Dreck - selbst ich.

Es ist nur manchmal ungeheuer anstrengend, wenn das Grübelchaos einfach nicht aufhört. Aber keine Sorge, es ist alles in Ordnung. Das kommt nicht in Frage. Ich bin stabil genug, um damit umzugehen. Und mich zu 'betäuben' hat nie funktioniert, jedenfalls nicht auf Dauer.

Es bedarf also gar keiner Antwort. Im Grunde genommen bedarf es nichtmal wirklich eines Lesers. Das waren nur ein paar Gedanken, die ich irgendwie 'ordnen' wollte. Also besser, sie formuliert zu kriegen, zu strukturieren, und irgendwo zu lassen, als wenn sie ungeordnet in meinem Kopf rumschwirren.

Ich werde dann wohl am Besten gleich mal aufstehen. Wünsche einen schönen Tag und eine angenehme Woche. : )

TAL

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Re: Ich bin verantwortlich
#196: 01.11.2022 09:01:53
Guten Morgen TAL,

das Schöne ist ja, dass Gedanken im Kopf sich manchmal ganz alleine ordnen. Erst sind es ganz viele und man kriegt sie nicht sortiert. Irgendwann, auch wenn man sich nicht anstrengt, kristallisiert sich der eine wichtige heraus.

Dann hast Du ihn. Und kannst ganz in Ruhe überlegen, was du damit machst. Hast ja keine Eile. In Deinem Kopf arbeitet es und irgendetwas geht voran. Das ist immer gut!!

Vielleicht ist es bei Dir auch anders? Lass und daran bitte weiter teilhaben.

Du bist ein ganz besonderer Mensch, TAL. Und zwar im pooositiven Sinn!!!

JJ
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TAL

Re: Ich bin verantwortlich
#197: 05.11.2022 15:03:41
Ja, manche Dinge brauchen Zeit, und dann muß man ihnen diese Zeit auch geben. Und bei Dingen, die wie eine Lebensaufgabe erscheinen, ist der Weg dann eben das Ziel. Wichtig ist, sich von einem 'Unmöglich' nicht entmutigen zu lassen. Immerhin habe ich ja auch schon viele Dinge geschafft, die man (naja, im Nachhinein betrachtet hauptsächlich ich selbst) mir nie zugetraut hätte. Und auch wo keine 'Perfektion' erreichbar ist, ist es immernoch möglich, es zumindest etwas besser hinzubekommen. Schritt für Schritt.
Der Teil davon, den ich nicht alleine schaffen kann - der ist das, was mich verunsichert. Sowas mag ich nicht. Aber es geht nunmal nicht anders.
Da wird dann aus ewiger Prokrastination leider irgendwann Resignation.

Ich habe im Laufe meiner spielfreien Zeit viel (über mich) gelernt, und einiges umgesetzt. Das mußte ich auch. Aber irgendwo ist da immernoch eine 'innere Grenze'. Sie beginnt genau da, wo ich offen auf Andere zugehen muß.
Initiative ist nicht so meins, das Kommunizieren (inklusive meiner Schwierigkeiten und 'Bedürfnisse') auch nicht. Eine Kombination aus beidem ist somit ein unüberwindbares Hindernis.
Wenn ich dann beispielsweise mal endlich schaffe, eine Email zu schreiben, und als Antwort bekomme "Rufen Sie uns zur besseren Abstimmung am besten an", dann ist das für mich sowas wie eine Betonwand.
Resignation.

Mir ist klar, daß das jetzt wahrscheinlich kindisch klingt, aber genau sowas ist eben das Problem. Ich brauche unter ungünstigen Umständen gewissermaßen schon Hilfe, um mir überhaupt helfen lassen zu können. Aber da rebellieren dann Scham, persönlicher Stolz, mein Wunsch nach Eigenständigkeit, die Angst vor Ablehnung, und meine Abneigung, etwas erklären zu müssen, und dann wahrscheinlich eh völlig falsch verstanden zu werden. Es 'arbeitet' dann da oben... das damit einhergehende Gedankenkarussell ist so unglaublich anstrengend.
Aber wie so oft in meinem Leben dauert es manchmal eben, zu erkennen, daß es nur eine Lösung gibt: Ich muß da durch. So oder so.

Am Anfang ist es immer katastrophal, aber kommunikativer Schiffbruch endet nicht zwangsläufig in einem Desaster. Manchmal wird es dann auch besser. Das weiß man vorher nur nie. Sicher ist nur, daß der Start nie einfach ist.
Ich muß es nur erstmal schaffen, zu verinnerlichen, daß ich das nie erfahren werde, wenn ich es nicht einfach mal 'tue'.

Tja... 'besonders' bin ich wahrscheinlich tatsächlich irgendwie. Aber ob das positiv ist?
Danke daher für deinen Beitrag, und damit für die Erinnerung daran, daß ich zumindest nicht unbedingt der Richtige bin, um das objektiv beurteilen zu können.  : )
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Taro

Re: Ich bin verantwortlich
#198: 29.11.2022 15:07:34
Moin zusammen,

lange nichts mehr geschrieben. Hatte einen Fahradunfall. Was genau passiert ist kann ich nicht erklären, auf jeden Fall bin ich bei voller Fahrt Kopfüber vom Fahrad gestürzt. Eine 10 Sekunde vor dem Aufprall dachte ich, ich fall senkrecht auf den Kopf, zum glück war meine Rotation schnell genug das ich "nur" auf die Schulter krachte. Alles was da brechen und reissen kann tat es dann auch. Trotzdem bin ich sehr dankbar, das ich so glimpflich davon gekommen bin. Ich habe bei allem, was nach dem Unfal kam sehr viel Glück gehabt. Meine OP verlief sehr gut, die Heilung, auch wenn ich n8ch am Anfang bin auch sehr gut. Lustiger Weise lag ich ca 40 Minuten auf dem Asphalt. Als ich ins Krankenhaus kam war ich unterkühlt. Im gegensatz zu d3r Ärzten war ich mir sicher, das dass kein Problem ist. Ich behielt recht. Alles in allem war die ganze Zeit mein Leben 7n Gottes Hand, er hat gut für mich gesorgt.
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Re: Ich bin verantwortlich
#199: 29.11.2022 16:18:26
Moin Taro,

da hast ja Glück im Unglück gehabt. ( E-Bike ? )
Ich wünsche Dir das Deine weitere Genesung weiterhin so gut verläuft.

Lieben Gruß

André
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Wer etwas will, der findet Wege. Wer etwas nicht will, der findet Gründe….
 

Re: Ich bin verantwortlich
#200: 29.11.2022 17:28:41
Oh Gott, gute Besserung für dich, Taro !!!  :-*

Stundenlang Eisbaden und dann so ein blödes Fahrrad ... Sachen gibts :-)
Unterkühlst wärst du sicher erst nach einigen Wochen  ;D
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Re: Ich bin verantwortlich
#201: 29.11.2022 21:00:37
Hallo Taro,

zum Glück war es nicht noch schlimmer und alles konnte  gut behandelt werden.
Genese wieder schnell und erhole Dich gut von diesem Unfall.

Liebe Grüße
     
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Re: Ich bin verantwortlich
#202: 30.11.2022 08:03:21
Moin Taro,

Oh du armer, und dennoch glücklicher das klingt nach sehr viel Schutzengelarbeit..
Alles gute für die weitere Genesung 🤗
LG Medea
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Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.

Aristoteles
 

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Re: Ich bin verantwortlich
#203: 30.11.2022 22:48:40
Lieber Taro,

danke, dass Du uns schreibst wie es Dir geht und was Dir zugestoßen ist. Da hast Du sicher heftige Schmerzen hinter Dir und brauchst bestimmt noch Ausdauer, bis Du wieder schmerzfrei bist. Ich wünsche Dir dafür viel Kraft!!
Dein Glaube wird dir auf dem Weg sicher helfen. Und Deine Erfahrung, dass es immer wieder bergaufgehen kann, wenn man dafür kämpft.

Liebe Grüße auch von mir.
JJ
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Taro

Re: Ich bin verantwortlich
#204: 01.12.2022 07:43:57
Vielen Dank für eure Genesungswünsche.
Am meisten nerven tatsächlich die dauernden Schmerzen und das ich als süchtiger ständig opiate in mich einwerfe. Aber ich vertraue mal darauf, das ich es nach den Schmerzen alles gut wieder absetzen kann.
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TAL

Re: Ich bin verantwortlich
#205: 03.12.2022 11:52:45
Oh je. Taro, was machst du nur?
Ich wünsche dir auch gute Besserung, und daß du dich bald wieder uneingeschränkt bewegen kannst.

Das mit den Schmerzmitteln kann ich sehr gut nachvollziehen. Da bin ich auch vorsichtig bei mir, und habe sie lieber nicht genommen. Im Krankenhaus wollten meine beiden Bettnachbarn die dann unbedingt haben. Ob ich denn verrückt sei. Ich solle die bloß nicht ablehnen, sondern ihnen geben, sobald die Schwester weg ist. Zu Hause habe ich den Rest dann einfach meiner Mutter gegeben, die ist Krankenschwester, und weiß zumindest, wie man sie entsorgt - so dachte ich mir. Da es bei mir ein Arbeitsunfall war, wollten mich dann während der Nachbehandlung der niedergelassene Unfallchirurg und auch der Sportmediziner in der physiotherapeutischen Praxis quasi damit 'zuschütten'. Ich wurde echt ständig gefragt, ob ich noch was verschrieben haben will. Aber nee, möchte ich nicht, auch nicht 'nur' Tramadol.
Aber bei mir war es auch nur ein Trümmerbruch im Handgelenk, die Schulter ist da wahrscheinlich um Einiges übler.

Von daher hoffe ich, daß es dir nicht mehr so lange wehtut, und du das schnell wieder absetzen kannst.
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Re: Ich bin verantwortlich
#206: 09.12.2022 17:56:37
Hallo Taro
wie geht es Dir?
Geht es weiter bergauf?
Bin sicher, Du bist dankbar für jeden kleinen Schritt, den es in die richtige Richtung geht!!

Weiterhin gute Besserung!! 🙏
JJ
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Taro

Re: Ich bin verantwortlich
#207: 09.12.2022 20:51:00
Moin JJ,

das ist nett das Du fragst. Es geht mir für meine Verletzung sehr gut, habe keine Bewegungseinschränkungen. Das ist nach Aussage meines Arztes und meinet Physiotherapeutin sehr ungewöhnlich. Ich habe aber 24/7 starke Schmerzen, das nervt und raubt mir den Schlaf. Ich habe jetzt nach mehrmaligen Erklärungen ungefähr die schwere meiner Muskelverletzungen verstanden, das tut schon bei  zuhören weh.Im Januar fang ich mit Reha an.

Taro
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Taro

Re: Ich bin verantwortlich
#208: 05.01.2023 13:55:36
Jetzt bin ich 2 Monate Krank geschrieben. Gestern habe ich das erste mal kleine Fortschritte festgestellt. Die Dauerschmerzen machen mich etwas gereizt, die Aussicht, dass ich meinen Arm bald nach und nach wieder nutzen kann wirkt etwas erhellend. Mit dem Krankengeld hat es natürlich nicht von allein funktioniert. Mal sehen wann ich etwas bekomme. Zum Glück surfe ich finanziell nicht mehr a6f Naht. Ein bemerkenswerten Jahreswechsel. Ich Krank, meine Frau über Weihnachten Corona. Mein grosser hat das Weihnachtsmenü gekocht. War lecker.
Das erste Jahr wo ich keine Vorsätze fürs nächste Jahr habe, ausser das alles wieder gut wird.
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TAL

Re: Ich bin verantwortlich
#209: 04.02.2023 15:18:50
War gestern allein zu Hause und habe Snooker geguckt. Der Sport ist schön entspannend. Mir egal, wer gewinnt, kenne die nichtmal. Ich mag halt einfach dieses Ballgeschubse. Hatte vor Jahren mal ein Abo bei Eurosport abgeschlossen, und irgendwie nie gekündigt, das fiel mir ein. Normal guck ich kein fern, mußte also erstmal den Fernseher anbekommen, und die App auf dieser seltsamen würfeligen Kiste installieren (und herausfinden, was das Ding überhaupt ist - stand zum Glück drauf, also half Google). Hat trotzdem eine Weile gedauert, die Fernbedienung war auch nicht sehr intuitiv.
Egal, hab's geschafft. Erst wunderte mich die Werbung auf den Westen und Banden. Das war aber schon letztes Mal so, also vor ein paar Jahren, als ich mal ein Spiel auf dem Laptop geschaut hatte. Und hallo... nein... du mußt nicht googeln, was das ist. Das dürfte wohl vom Namen her auch so klar sein.
Dann kam die Werbepause.
Unglaublich, das machte mich mal wieder sprachlos. Ein Spot endete mit "Jetzt auch mit PayPal." (Der Sprecher sprach das komisch aus 'Peipahl')
Und ich dachte "Mhhh.... so so... ah... natürlich... ist ja nun 'legal', also gibt es auch eine rechtliche Handhabe. Zumindest theoretisch. Praktisch ist es immernoch schwierig. Mhhh..."
Hab dann den Ton ausgemacht, und bin den Müll rausbringen gegangen.
"Nein! Was soll denn der Scheiß?"
Das hab ich dann wohl sogar laut gesagt. Zum Glück hat es aber keiner gehört.

Ich selber habe gar kein Kabelfernsehen, aber als letztens bei Bekannten spätabends im Hintergrund MTV lief, war ich auch schon sehr überrascht über die Frequenz. Onlinecasino 1, Datingapp, Onlinecasino 2, Kredite, Onlinecasino 3, Handyvertrag, Onlinecasino 4, Aperol Spritz, Onlinecasino  5...
Ich stand irritiert davor, jemand fragte, was daran so 'fesselnd' sei, ach ja, ich sei das sicher nicht gewohnt, wenn ich nie fernsehe. Ich sagte dann wohl irgendwie sowas wie "Äh... was? Ah.... ja... ist seltsam. Alkohol, Glücksspiel... ist das wieder erlaubt? Was kommt als nächstes? Der Marlboro-Mann?"
"Der wäre wenigstens mal wieder lustig. Denn das da ist wirklich furchtbar, das finden also auch Andere so, und nicht nur du. Aber erlaubt, sagen die ja, ist jetzt legal. Wobei man das Kleingedruckte nicht lesen kann, aber da steht dann wahrscheinlich sowas Ähnliches wie das mit dem Trinken in Maßen. Einfach ignorieren. Laß dich nicht verwirren, es gibt viele schräge Dinge. Wie früher diese Werbung mit den tanzenden Frauen für polyphone Nokia-Klingeltöne. 'Ey Alder. Ruf misch auf dem Handy an.' Kennst du die noch? Auch Dinge, die die Welt nicht braucht."
"Ja, ich erinnere mich. Das kenne ich."
Ich habe dazu nichts mehr gesagt, mir war da auch nicht danach, die Leute über diese Mißstände aufzuklären.
Jedenfalls dachte ich nur innerlich, hätte es diese bescheuerte Werbung mit tanzenden Piraten früher schon gegeben, hätte ich schon aus Protest gegen diese 'Volksverdummung' gar nicht erst damit angefangen.
Das hilft der Jugend von heute aber auch nicht.
Und andere Spots waren da ja auch bei mir deutlich... zielführender. -.-
Andererseits kann auch keiner etwas dafür, daß ich damit nicht umgehen kann, doch diese 'aggressive Werbung' muß nun echt nicht sein. Nicht meinetwegen, da ist der Zug eh abgefahren, sondern eher wegen der Jugend von heute. Denn das ist alles Andere als eine lustige und gesellige Freizeitbeschäftigung.
Nein, ist es nicht. Da hat man dann nämlich ein Leben lang was von.
Macht keinen Spaß sowas.

Jetzt sitze ich hier, und muß mal meine Gedanken ordnen. Sorry dafür, daß ihr da nun herhalten müßt.
Ich habe dann jedenfalls über etwas nachdenken müssen, wo ich mich fragte "Ist das bei mir auch so?".
Das läßt sich wohl auch in einem Wort zusammenfassen.
Habe dann überlegt, wo ich diese Gedanken lasse. In das Spieler-ABC paßt es nicht so ganz, denn erstens gibt es schon etwas mit A, und zweitens handelt es sich um mein persönliches Wollknäuel, und nicht um etwas 'Allgemeingültiges'. Darum also hier.

Akzeptanz.

Ich habe Jahre dafür gebraucht, und würde lügen, wenn ich sagen würde, daß ich nicht doch immernoch gelegentlich damit 'hadere'.
Das war das Schwerste überhaupt.
'Kapitulieren' - ja, es ging nicht anders. Das war alternativlos.
"Es ist, wie es ist." ist dann aber auf Dauer doch nochmal ein sehr großer 'Brocken'.
Im Grunde ist das zwar so. Ich lebe danach, auch nach 'Außen' hin. Weil es einfacher ist, als zu 'kämpfen'. Einfacher nicht nur für mich, sondern auch für mein Umfeld.
Aber es gibt auch Tage, da möchte ich die 'Endgültigkeit' nicht akzeptieren, möchte nicht akzeptieren, daß es Dinge gibt, die unabänderlich und / oder unumkehrbar sind. Meine Sucht ist nur eins davon, und sie 'profitierte' immer schon davon, daß sie nicht alleine auf der Liste stand. Das tut sie manchmal heute noch.

Vor einiger Zeit sagte jedenfalls jemand, er fände SHGs 'irritierend', weil nicht alle, aber doch ein Großteil der Leute dort, sich und Anderen einfach nur etwas vormachen würde. "Langzeitabstinenzler reden vom schönen suchtfreien Leben, aber in ihren Augen sehe ich etwas Anderes."
Er wertete das als 'unehrlich'.
Nun... das glaube ich ihm sogar, daß sowas vorkommt, dennoch würde ich das nicht so nennen. Eher... mhh... 'umsichtig'. Ich denke einfach, es ist schlichtweg eine Art 'Nostalgie', der sie damit begegnen, sich selbst 'gut zuzureden', während sie ihre Worte eigentlich an Andere richten.
Weil ich das halt selber mit mir schon erlebt habe.
Nur sagen kann man es nicht, denn es gibt ja so etwas wie eine 'Vorbildfunktion'. Man möchte niemanden entmutigen, sondern (gerade 'Neuen' gegenüber) zeigen, daß es 'machbar' ist, und sich lohnt.
Das tut es, keine Frage.
Süchtig bin ich dennoch ein Leben lang.
Und ich kann ja beispielsweise auch hier schlecht schreiben "Manchmal, aber nur manchmal..."

Noch ein Wort mit A: Ambivalenz.
Denn es ist kein rationales Problem. Ich weiß, daß ich nicht kann, darf, sollte oder was auch immer... und nein, ich 'will' auch gar nicht wirklich. Der Gedanke schreckt ab. Ich weiß, was dann passieren würde, da gibt es keine Illusionen. Und selbst wenn es mir mal nicht gutgeht, ist selbst der beschissenste Tag noch besser als das... und alles, was danach kommt.
Spielen ist keine Option.
Aber die 'Nostalgie' klopft trotzdem manchmal an; das vermeintlich 'Einfache', was immer irgendwie 'geholfen' hat. Das ist fast noch schwerer zuzugeben, als die Vergangenheit selbst. Zuzugeben, daß ich eben nicht immer so 'fertig damit' bin, wie ich versuche, zu vermitteln. Daß es komplexer ist, und manchmal "Nein!!" eben doch sein muß, um die Achtsamkeit (noch ein Wort mit A) wieder herzustellen. Denn solche Gedanken sind kurzzeitig harmlos, aber schädlich, wenn sie zuviel Raum bekommen.

Nein, keine Sorge, ich bin stabil. Wie gesagt, ich möchte das nie wieder. Nur gelegentlich wünsche ich mir, daß ich das könnte - also daß es wirklich eine freie Entscheidung meinerseits wäre, und keine 'Notwendigkeit'. Weil ich mir einbilde, daß zu 'verzichten' etwas Schlechtes, Ungerechtes ist. Und wenn ich nicht aufpasse, mich zu fragen beginne, wozu ich das tue.
Obwohl ich es nichtmal mehr als 'Verzicht' sehe. Schwer zu erklären.
Wie ein kleines Kind eben. Etwas gar nicht zu wollen, sich aber trotzdem darüber zu ärgern, daß man es nicht darf.
Schon bescheuert irgendwie. Es wird niemals aufhören, in meinem Kopf ist etwas, was mir mit Freuden in den Hintern treten würde. Das entmutigt doch gelegentlich.

Hatte auf der Notizenapp einfach angefangen, 'draufloszuschreiben'. Als ich eben herkam, und überlegte, ob ich den Beitrag überhaupt abschicken, oder das Ganze Durcheinander doch lieber für mich behalten 'sollte', sah ich den Tagebucheintrag von Medea. Ich dachte ich mir dann, ich lasse es lieber, ein 'Tief' zur Zeit reicht hier. Und mir geht es doch gut, gibt Schlimmeres.
Andererseits kommen solche Tage bei mir in letzter Zeit häufiger vor.
Ich lasse es daher mal so stehen, das jetzt zu löschen, und ihr stattdessen ein paar 'positive' Worte zu schreiben wäre momentan in der Tat 'unehrlich'.

Solche Gedankenspiralen sind jedenfalls immer etwas nervig. Aber da kommt ja gleich jemand nach Hause, und wir fahren zu Bekannten (die mit MTV, normalerweise läuft bei denen aber immer Internetradio, das ist auch etwas irritierend im Hintergrund, aber besser). Die haben einen neuen Hund, den meine bessere Hälfte unbedingt mal sehen möchte.
Ich raffe mich daher jetzt doch mal auf, und gehe duschen.

Gehabt euch wohl. : )
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