N'Abend allen,
ich habe vorgestern den Vorschlag eines Kasinobesuchs abgelehnt. Das war tatsächlich das erste Mal überhaupt, daß sowas mal kam, und ergab sich aus einer Diskussion mit meiner besseren Hälfte über Wahrscheinlichkeiten. Habe auch nichtmal drüber nachdenken müssen, Nein zu sagen. Es war ganz automatisch, ohne jegliche weiteren Gedanken. Glücklicherweise verwundert es auch keinen, wenn ich solche Dinge weiß - eben weil es um Zahlen geht. Und es war wohl auch ausnahmsweise mal hilfreich, generell als 'stur', übermäßig rational und 'Spaßbremse' zu gelten. Kurze Erleichterung, daß da nicht nachgebohrt wurde, und das Ganze war für mich ziemlich schnell wieder vergessen, das Thema drumherum an sich viel interessanter. Wir waren dann später stattdessen bei meinen Schwiegereltern.
Jedenfalls habe ich letzte Nacht, fast zwei Tage später, nach etwas zuviel Wein, doch noch einmal darüber nachgedacht, und mich für einen kurzen Augenblick gefragt, warum ich nicht einfach Ja gesagt habe. Wäre doch nichts dabei gewesen...
Ähm ja... guten Morgen. Hast du noch was Konstruktives zu sagen? Wenn nicht, dann zieh doch bitte wieder Leine.
Noch ein Grund, das Trinken seinzulassen.
Na, egal. Zum Thema...
Vieles ist einfach kompliziert und schwer greifbar. So wie jetzt, denn irgendwie bin ich gerade seltsam drauf. Naja, was heißt hier 'gerade'? - eigentlich geht das schon ein paar Wochen so. Eben habe ich kurz gedacht "Wäre schön, mal mit jemandem reden zu können."... nur, um mich gleich darauf zu fragen, worüber eigentlich?
Aber ich weiß immer gar nicht, was ich sagen soll. Das endet dann eh nur in absurden Interpretationen, die keiner braucht. Nein, mag ich nicht.
Dennoch ist da eine merkwürdige Grundstimmung, ich kann sie aber nicht so recht fassen. Irgendwas scheint mich jedenfalls zu betrüben.
Und das, obwohl ich einige Hürden erfolgreich beseitigt habe. Davor war es deutlich schlimmer. Eine Verbesserung hat sich also eingestellt, aber eben anscheinend noch nicht komplett, denn irgendwas muß da offenbar noch sein.
Das ist sehr zermürbend gerade.
Ich stehe immernoch vor einer eigentlich recht banalen Entscheidung, die ich schon recht lange 'vor mir herschiebe'. Ist es das?
Könnte sein. Oder eben auch nicht. Denn das würde ja an der Gesamtsituation nichts ändern.
Ich sollte wohl einfach aufhören, Dinge zu hinterfragen. 'Einfach machen' schaffe ich aber, wenn überhaupt, irgendwie nur im äußersten Notfall.
Ich habe mich jedenfalls früher eher selten hinterfragt, zumindest nicht mein Spielverhalten. Es war eben so. Andere sammeln halt Briefmarken oder gehen Angeln. Mich selbst, bzw. meine 'Daseinsberechtigung', habe ich hingegen schon oft angezweifelt.
Bei mir hat es dann auch noch eine ganze Weile gedauert, bis sich etwas Positives einstellen wollte. Die Lebensqualität hat sich zwar auch bei mir ziemlich schnell verbessert, doch realisiert habe ich das erst später. Dazu war ich noch viel zu sehr in meinem 'Tunnel' gefangen. Erst mußte aus einem 'Ich darf nicht' ein 'Ich möchte das gar nicht' werden. Glücklicherweise war das dann irgendwann auch so, sonst wäre ich ja nicht hier.
Heute wundere ich mich nur noch manchmal darüber, was ich alles erreicht habe, auch wenn es außer mir gar keiner sieht. Diese kleinen Ziele nur für mich selbst. Sowas gibt Selbstwert. Und dieser (in meinem Fall sogar gleich doppelte) langfristige 'Sieg' gegen die Wahrscheinlichkeit ist viel wertvoller, als jeder materielle Gewinn der Welt.
Da ist aber auch so ein typischer Gedanke bei mir vorhanden... früher wäre ich froh gewesen, wenn ich gewußt hätte, daß man mir helfen kann, ich nicht allein bin, und mein Verhalten absolut nicht ungewöhnlich ist für Menschen wie mich. Aber heute? Mir geht es doch gut. Da sollte ich die Hilfe lieber Menschen überlassen, die sie jetzt dringender brauchen.
Nein, so altruistisch bin ich nun auch wieder nicht, und zumindest in diesem Fall ist das in Wirklichkeit bloß 'vorgeschoben', eine billige Ausrede.
Weil es eben Sachen gibt, die möchte ich nicht sehen... und Fragen, die ich nicht stellen möchte, weil die Antworten unangenehm sein könnten.
Eine wirklich hohe Meinung von mir habe ich nach wie vor nicht, und der Glaube an mich selbst ist jetzt auch nicht wirklich vorhanden.
Und ob ich nun aus Langeweile gespielt habe, wegen des 'Kicks', des Abschaltens und Vergessens, um mich zu 'spüren', oder weil ich insgeheim verlieren wollte, ist auch eher sekundär. Fakt ist, daß irgendwas bei mir nicht stimmte, und ich keine Möglichkeit sah, mit meinem 'Inneren' umzugehen.
Und genau das muß ich ändern, nur ist es dafür eben mit einer oberflächlichen Draufsicht nicht getan.
Nun ja... -.-
Mit dem ersten Schritt ist es jedenfalls noch lange nicht erledigt. Er ist erst der Beginn, gelegentlich kann der Weg doch immer mal wieder sehr anstrengend werden.
Und manchmal denke ich mir "Ich mag das Alles nicht mehr."... wenn auch nur für einen ganz kleinen Moment.
Nein. Ich habe sehr viel 'zu verlieren', wahnsinniges Glück in so vieler Hinsicht, und ich bin mehr wert als dieser Dreck.
Oder, um es für mich akzeptabler zu formulieren: Absolut jeder Mensch ist mehr wert als dieser Dreck - selbst ich.
Es ist nur manchmal ungeheuer anstrengend, wenn das Grübelchaos einfach nicht aufhört. Aber keine Sorge, es ist alles in Ordnung. Das kommt nicht in Frage. Ich bin stabil genug, um damit umzugehen. Und mich zu 'betäuben' hat nie funktioniert, jedenfalls nicht auf Dauer.
Es bedarf also gar keiner Antwort. Im Grunde genommen bedarf es nichtmal wirklich eines Lesers. Das waren nur ein paar Gedanken, die ich irgendwie 'ordnen' wollte. Also besser, sie formuliert zu kriegen, zu strukturieren, und irgendwo zu lassen, als wenn sie ungeordnet in meinem Kopf rumschwirren.
Ich werde dann wohl am Besten gleich mal aufstehen. Wünsche einen schönen Tag und eine angenehme Woche. : )
TAL