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Autor Thema: AlexandraX Tagebuch

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A
Re: AlexandraX Tagebuch
#15: 30.12.2022 18:22:57
Hallo Alexandra,

also meiner Meinung hast Du gerade einfach due Aufgabe, auf dich selbst aufzupassen. Es geht dir selbst nicht gut. Und du solltest darauf achten, dass es dich nicht selbst komplett in den Sumpf zieht und dir die Luft zum atmen nimmt.
Mache alles was dir gut geht: lies ein Buch, koch dir etwas gutes, mach einen Spaziergang, triff dich mit einer Freundin. Alles was Deiner Seele gut tut ist gerade richtig!!!
Wenn Du auf Dich aufpasst tust du auch für ihn etwas gutes.
Und mehr kannst du im Moment denke ich einfach nicht für ihn tun.
Und wenn es so ist, dass er sein ganzes Erbe verzocken muß, dann ist es so.
Vielleicht muß er so lange im freien Fall sein, bis er hart unten aufprallt. Von Mama gefangen werden reicht nicht. Und wenn das so ist, dann ist es so.
Wenn er aufwacht, wird er sich Hilfe holen. Und Du wirst merken, wann er so weit ist.

Kümmere Dich um Dich, Alexandra!!! Kümmere Dich um Dich!!!

JJ

Ja, Du hast so recht. Herzlichen Dank JJ.
Er hat begonnen mit einer Therapie und ich befürchte, er lügt sich in die eigene Tasche. Ich muss ihn machen lassen. Es ist nur so schmerzhaft zuzusehen. Ich bin die einzig Eingeweihte. Das lastet auch auf mir.
Es gibt viel, das ich für mich tue, muss es "nur" konsequenter angehen. Dh mich nicht davon abbringen lassen... Es tut so gut, das hier aufzuschreiben, loszuwerden.
Mit Glück kann ich bald ein paar Wochen raus aus dem Hamsterrad.
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Re: AlexandraX Tagebuch
#16: 30.12.2022 18:58:05
Hallo Alexandra,

Ratschläge sind immer aus unserer Erfahrung, natürlich auch über andere die so etwas durchlebten und uns berichteten.
Keiner hier steckt in dem Kopf Deines Sohnes, wir sind alle verschieden in den jeweiligen Emotionen.
So ist es aber dann auch mit Dir selbst.

Mein jüngerer Sohn, ich habe die Kontovollmacht, sein Arbeitgeber ist mein Freund, sein Vermieter bin ich selbst,
seine ganze  Korrespondenz mit Behörden usw wickle ich eh ab, Gebühren usw...verwalte ich über sein Konto.
Er kann dies alles nicht alleine, Drogen Spielen, Alkohol.....von allem etwas.

Ich sagte ihm, mache dies doch nicht...lasse es bitte sein.
Er flüsterte mir ins Ohr, ja mache ich gerne...ich liebe Dich doch.
Ich sagte ihm, du wolltest  es doch sein lassen.
Er flüsterte erneut, werde ich nun auch tun...ich liebe Dich doch.

Ich kann nicht mehr machen, es ist nicht möglich, dahinter stecken alle Mühen eines Vaters und in meinem Fall, weit darüber hinaus.
Liebe Alexandra, es gibt hier kein "die Messer sind nun gewetzt, soll er doch schauen wo er bleibt."   
Es ist mein Leben, so wie ich es führe und seines ist mit mir immer verbunden.
Wir kommen beide damit zurecht!

In meinem Leben begegnete ich vielen Menschen mit Depressionen.
In Therapien oder Gesprächen, einige sind selbstverschuldet auch verstorben.
Es war nie der Grund was sie denn vorher so machten, niemals.
Spielen, Saufen, Heroin, Liebesschmerz, Verlust.......es war immer "nur" wie sie emotional nicht damit umgehen konnten.
Sollte Dein Sohn in eine schwierige Hoffnungslosigkeit geraten, sollte er schreien so laut er nur kann.
Dann  kann man ihn auch hören und versuchen ihn aufzufangen, dann bist Du immer da.
Unternehme Dinge mit ihm die Euch beiden Spaß bereiten und Euch stärken.
Es ist Eure Zeit.
Alles andere ist nun einmal in seinem Kopf, er wird immer selbst endscheiden ob es dort im Verborgenen bleibt.
Genau so wie bei Dir auch.
Wir versuchen zu tragen, was der andere nicht alleine tragen kann..wir sind Riesen Alexandra.
Konsequenzen ....haben eine Grenze, dann ist es nun einmal so wie es ist.

Liebe Grüße
   
 
       
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Re: AlexandraX Tagebuch
#17: 02.01.2023 20:34:21
Heute ist ein relativ guter Tag.
Morgen kommt ein Anwalt zum Sohn, was mich unheimlich entspannt. Mir ist nicht klar, ob das der Betreuer ist?
Ich bin chronisch krank und da waren die 8 Monate intensive Unterstützung viel zuviel. Aufgeben, ihn vor die Hunde gehen lassen, das kam nicht in die Tüte. Es gibt niemanden mehr in unserer Familie.
Aber jetzt kann ich wieder anders auf meinen Sohn zugehen, ich gebe die Funktionen ab. Und wir können wieder zusammen entspannen, Spaß haben, darauf freue ich mich. Es wird wohl noch dauern, bis es soweit ist. Trotzdem fängt das Jahr gut an.
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Re: AlexandraX Tagebuch
#18: 04.01.2023 19:29:25
Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Nun war der Verfahrenspfleger bei Sohni und er fühlt sich gut aufgefangen, hat ihn gleich in sein Herz geschlossen. Es dauert weitere Wochen für den nächsten Schritt. Es ist unfassbar: da braucht man Hilfe und verhungert monatelang am langen Arm des Verfahrens. 6 Monate zieht sich das Procedere hin. Es ist Dauerstress für ihn und für mich.
Ich bin beruhigter durch seine (anscheinende wirkliche?) Auseinandersetzung mit dem Thema. Misstrauen ist leider da, wird sich auch nicht so schnell beseitigen lassen. Aber ich bin froh, einen Umgang gefunden zu haben, in dem mein Co-Verhalten selten vorkommt. Eine Ausnahme gibt es jetzt in Form eines Lebensmitteleinkaufs, da das Geld aufgebraucht ist. Ich möchte, daß er etwas zu essen hat und die Gefahr der Beschaffungskriminalität senken.
Ich vermute, daß er so lange alles geheim gehalten hat, weil er mir das nicht zumuten wollte und immer wieder annahm, es selbst zu schaffen. Es ist einfach traurig, wenn zwei so krank sind und da allein durch müssen. Schließlich haben wir einen wirklich harten Lebensweg bereits hinter uns und ich wünsche ihm deshalb Ruhe, Glück, Zufriedenheit. Er ist so ein feiner junger Mann und hat es verdient, daß sein Leben einfacher wird.
Machtlosigkeit kennen wir beide zu genüge, und es ist unbeschreiblich anstrengend, sich fortwährend durchs Leben zu kämpfen.
Ich halte mich an Kleinigkeiten fest, die ich konserviere um sie gedanklich wieder hervor zu holen, für die wiederholte Freude. Heute war ich bei Tantchen, habe alte Fotos mit ihr geschaut (wer ist wer?), Obst geschält und normal geklönt, wie auch immer vor ihrem Umzug ins Heim. Und für sie stricke ich die Socke für ihren Sohn, um ihr eine Freude zu bereiten. Es ist schlimm, wenn der Körper nicht mehr mitmacht und so versuche ich, das was noch geht, mit ihr zu machen und auszukosten. Und ich bespreche mit ihr meine Probleme, wenn sie sie wissen möchte und höre auf ihren Rat. Auch das ist unsere Normalität. Ich brauche sie, ohne sie festzuhalten. Wir genießen das Zusammensein; das gibt uns beiden Kraft.

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Re: AlexandraX Tagebuch
#19: 04.01.2023 20:36:06
Hallo Alexandra,

ich lese, automatisch läuft parallel eine Analyse im Hintergrund, wie bei jedem ja auch.
Eine dann event. folgende Antwort entsteht meist aus einer Emotionalität.
Die dann natürlich auch jene Richtung faktisch einschlägt.  :)

Es ist kaum möglich sich durchs Leben zu kämpfen um eine Leichtigkeit zu erlangen.
Sorgen, Ängste, Trauer, Misstrauen, Verzweiflung, Unmut.....
Daher war es schön zu lesen von Dir, dass Du Dich auch mit Freude umgeben kannst.
( Gedankliche Konservierung und dann auf Abruf....ist eine naja... komplexe Umschreibung der Abläufe für einen schönen Moment . :)

Leider ist Euer Schicksal mit einem traurigen Verlust verbunden, etwas was wir wohl alle eines Tages erleben müssen.
Die Anstrengungen in alle Richtungen werden dadurch nicht leichter.

Was nun aber zu sehen ist, bist Du mit Deinem Sohn.
Er hat Fehler gemacht...ich sehe keinen der nun  alles für immer verändern würde!
Er geht in eine Therapie, ein Verfahren zur Betreuung ist am laufen.
Nur zwischen Euch beiden... gab es in  der letzten Zeit eigentlich einmal etwas positiveres als Jetzt diese Tage ?`
Weichen sind gestellt...was auch kommen mag..als Mutter wirst Du eh niemals so frei sein, Du weißt es doch selbst.
Dies ist nichts schlechtes, es ist eine Verbundenheit die Dich nicht so quälen sollte.
Daher lasse endlich los....nicht von Deinem Sohn, sondern der erdrückenden Sorgen um etwas, was von Dir eh nicht planbar wäre.

Vertrauen in Dich selbst.

Liebe Grüße     
 
 
 

 



               
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A
Re: AlexandraX Tagebuch
#20: 06.01.2023 14:03:20
Wenn ich einen Schalter hätte, alles abzuschalten - das wäre zu schön.
Distanz finden ist ein täglich neuer Anlauf. Wenn Gedanken mich nachts aufwecken, Gedanken die ich bestimmt nicht haben will, finde ich das saublöd. Ändern kann ich daran nichts. Ich versuche mich zu beruhigen, weder aufzupassen noch seine Probleme zu lösen. Es tut trotzdem sehr weh.
Also gut: Distanz. Und so beschäftige ich mich mit Dingen, die mich ablenken, mir wenigstens kurze Zeit gut tun. Bis dann die nächste Meldung, es geht ihm schlecht, mich erneut alarmiert. Und wieder versuche ich mich zu beruhigen. Ich möchte es einfach auch mal einfach haben verdammt. >:(
Die Panik ist etwas kleiner geworden, ist einer Aufgeschrecktheit gewichen. Das ist ein Anfang. Ich kann nur mein Mitgefühl ausdrücken und fragen was zur Bewältigung gebraucht wird. Und wieder zu meinem Allerlei zurückkehren. Aber das erscheint mir so profan und vernünftig, mental wird das Vorgehen bestätigt, emotional siehts ganz anders aus. Ich weiß inzwischen, was mein falsches Verhalten ist und hüte mich davor, wieder in die Falle zu tappen. Es fühlt sich nicht richtig an, ist aber logisch, konsequent und soll mich ja schützen.
Positive Ereignisse zusammen sind rar gesät. Ich frage manchmal, ob wir bspw etwas unternehmen könnten; aus Kraftlosigkeit, Scham oder so bleibt es nur bei dieser Frage. Dabei wäre das doch richtig: sich trotzdem Auszeiten nehmen, entdecken, was das Leben Schönes zu bieten hat. Ich kann es nur anbieten. Und warten, ob das Angebot angenommen wird.
Dieser erste Schritt für Spieler und Angehörige/ Freunde, sich die absolute Hilflosigkeit einzugestehen, ist wohl das Schwerste überhaupt. Sich zu sagen, ich bin am Ende. Wenn erst dann die Verantwortung übernommen werden kann, und man sich bis dahin immer wieder bemüht, den Kopf über Wasser zu halten... wenn erst dann die reale Auseinandersetzung beginnen kann, frage ich mich, was hilft, den ersten Schritt tatsächlich zu tun? Moralisieren, schimpfen, drängen, vorwerfen, alles ungeeignet. Vertrauen in die eigene Kraft, in nahestehende Menschen, daß alles möglichst wertfrei angesehen werden kann, das klingt für mich richtig. Ich möchte das Gefühl haben, daß ich mit meinen Fehlern immer noch als Mensch gesehen werde und hilfreiche Hände da sind, die mit einem durch tiefste Täler gehen (könnten). Alleine scheint dieser Kraftakt so unmöglich, daß niemand den Mut haben kann, sich allein in die Auseinandersetzung zu trauen, mit allen Tränen, aller Wut, aller Scham und Verzweiflung. Ich habe diese Erfahrung, allein durch die grösste Sch... durchzugehen, öfter machen müssen, daher kenne ich die Kraft der Verdrängung. Diese langsam abzuschälen, Schicht um Schicht, wie bei einer Zwiebel, braucht Vertrauen in andere und sich selbst.
Dieses Tagebuch soll die Bewältigungsschritte zeigen, mal rückwärts, mal vorwärts. Und wird mir vielleicht helfen bei der zunehmenden Ablösung- das ist zumindest die Hoffnung. Wenn das von heute auf morgen ginge, bräuchte ich kein Tagebuch. Jetzt wäre Meditation angebracht, noch etwas Gutes für den Abstand...

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Taro

Re: AlexandraX Tagebuch
#21: 06.01.2023 17:27:14
Dieser erste Schritt für Spieler und Angehörige/ Freunde, sich die absolute Hilflosigkeit einzugestehen, ist wohl das Schwerste überhaupt. Sich zu sagen, ich bin am Ende.
Im ersten Schritt gestehe ich mir die Machtlosigkeit ein, Hilflos bin ich nicht. Machtlosigkeit bedingt das ich aufhöre gegen das Spielen zu kämpfen. Die bedingslose Kapitulation dem Spielen gegenüber. Das macht den ersten Schritt sehr einfach, ich muss es nur machen.

Mir hat die Sorge um mein Leben und heute um die Sorge um das Leben meiner Kinder sehr geholfen, meine Sorge in die Sorge von Gottes Händen zu überlassen. Ich gebe meine Sorge also einfach ab. Dabei gebe ich aber nur Dinge ab, die ich nicht ändern kann. Auch wenn man nicht gläubig ist, funktioniert das auch, wenn man es einfach ausprobiert.

Taro
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Re: AlexandraX Tagebuch
#22: 06.01.2023 22:07:48
Im ersten Schritt gestehe ich mir die Machtlosigkeit ein, Hilflos bin ich nicht. Machtlosigkeit bedingt das ich aufhöre gegen das Spielen zu kämpfen. Die bedingslose Kapitulation dem Spielen gegenüber. Das macht den ersten Schritt sehr einfach, ich muss es nur machen.

Taro
Ist der Suchtdruck nicht immer da, drängt sich nicht allem auf?
Wenn ich das auf mich beziehe: ich brauche mich nur dafür entscheiden, mir keine Sorgen mehr zu machen und mir die Machtlosigkeit eingestehen? Und dadurch bin ich wieder handlungsfähig, also nicht mehr hilflos? Ich habe keine Erfahrung damit und kann mir nicht vorstellen, so umzuswitchen...
Was sind die Zwischenschritte, die Brücke zur Umkehr? Hattest Du welche?
Danke Taro
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Re: AlexandraX Tagebuch
#23: 06.01.2023 22:40:49
Liebe Alexandra, ich lese Dich sehr gerne! Du setzt Dich gut mit all den Teilen im System auseinander. Es gibt viele Lösungen und doch eben nicht nur die Eine... das macht es so verdammt schwierig! Du setzt Dich nun immer mehr mit Dir auseinander-sehr gut: denn das ist der Weg zu all den Lösungen. Welche es letztlich sein wird, bestimmt die Zeit und Dein Weitergehen . Vertraue Dir und den Händen, die Dich halten möchten. Es werden noch einige Tiefschläge folgen, doch Du kannst daran wachsen, wenn auch mit vielen Tränen. Gib das, was Du geben willst, doch gib nicht mehr als Du geben kannst. Er entscheidet so wie Du nun auch....

Liebe Grüße und das Beste

MiLu

 
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.....continued.....
 
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Taro

Re: AlexandraX Tagebuch
#24: 06.01.2023 23:56:40
Moin Alexandra,

ich bin mir sehr sicher, das jeder Süchtige der trocken wird diesen ersten Schritt geht und somit vor der Sucht kapituliert. Und das gilt auch für Menschen die diesen Schritt nicht kennen. Ich habe immer eine etwas platte Erklärung für das was ich meine.

Stelle Dir vor, Du hast ein Anwesen und eine schwerr bewaffnette Armee greift Dich und Deinen Sohn an. Ihr habt beide ein Luftgewehr um euch zu verteidigen. Solange Ihr kämpft und zurückschiesst seit Ihr der Armee hilflos ausgeliefert. Erst wenn jeder von euch aufhört zu kämpfen und euch ergebt wird etwas neues kommen. Ihr hört auf zu kämpfen.

So ist es dem spielen gegenüber. Du fragst, ob der Suchtdruck sich nicht allem aufdrängt. Doch, gerade am Anfang ist der Suchtdruck oft anwesend. Aber ich habe ja aufgegeben, also gehe ich nicht spielen. Ich würde gerne fliegen können, kann ich aber nicht, es wäre mein Tod wenn ich mich von einer Klippe stürze, Ich bin eben kein Vogel, daher lasse ich es.
Ich w0rde auch gern spielen können, kann ich aber nicht, weil ich Spieler bin. Da ich nicht mehr kämpfe lasse ich das Spielen.

Das der Glaube an einen liebenden Gott nicht sehr beliebt ist weiss ich. Es vereinfacht es für mich aber sehr. Ich bin zutiefst davon überzeugt, das mein Gott nicht möchte das ich spiele.

Taro
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Re: AlexandraX Tagebuch
#25: 07.01.2023 08:39:59
Danke MiLu und Taro
In Gefühlen und dem Umgang damit bin oft irritiert. Meine Traumatisierung hat dazu geführt und macht es so schwer, das richtige im richtigen Moment zu tun. Dazu kommt noch das Maß an Unterstützung, fern von Gluckendasein und fern von Alleinlassen, irgendwo dazwischen bewegt sich die Aufmerksamkeit für meinen Sohn.
Ich habe nie Unterstützung im Elternhaus erfahren, es gibt keine Erfahrungen auf die ich zurückgreifen kann. Daher kenne ich die Verzweiflung, die abgrundtiefe Einsamkeit, das möchte ich meinem Sohn nicht antun. Rücken stärken, Mut machen, da sein auf Nachfrage, das fühlt sich richtig an. Soweit bin ich einverstanden.
Und nun das Gegenüber: vertrauen und sich anvertrauen ohne kritisiert und bevormundet zu werden. Die Würde behalten, unabhängiger werden ohne sich zu verlieren und sich selbst immer weiter kennen zu lernen. Die Erfahrungen mit anderen sind oft nicht förderlich gewesen, so dass er sich in sich einigelte. Und langsam blinzelt er da heraus. Seine fachliche Unterstützung tut ihm gut und mein Versuch, ihn sanft und beharrlich zu konfrontieren. Keinen Gesichtsverlust erleiden lassen... Das geht mit wirklich halsstarrigem Willen, und daran habe ich gestern festgehalten. Das Experiment, loslassen der Sorgen, mir meine Machtlosigkeit eingestehen, möchte ich wiederholen. Zumindest wurde ich nicht von den Sorgen geweckt. Alles übt sich durch stetige Wiederholung, seufz.
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A
Re: AlexandraX Tagebuch
#26: 10.01.2023 22:21:03
Es ist schwierig, sich immer wieder zu vergegenwärtigen, dass ich die Sorgen loslassen, machtlos kapitulieren muss. Es fühlt sich künstlich an, verhindert aber nicht die Angst, dass mein Sohn weiter abrutscht. Gestern nahm ich erschreckt zur Kenntnis, dass die Sucht bis an mein Lebensende andauern kann. Noch ein Grund mehr, mich an mir selbst festzuhalten. Und gleichzeitig von Fürsorge, Kontrolle und Anschuldigungen die Finger zu lassen. Ich übe.
Und bin da für ihn, begleite ihn, wenn er es wünscht. Noch ist weder Kraft noch Zeit mal einen Ausflug zu machen. Vielleicht mag er Sonntag mal losgehen.
Zurück zu mir: ein Klinikaufenthalt rückt in greifbare Nähe. Einerseits muss es sein, dringend. Andererseits fällt es mir sehr schwer, nicht mehr stützend zur Verfügung zu stehen. Das ist "nur" meine Angst, ich weiß es ja. Das beruhigt mein Herz noch nicht. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass mein Sohn mehr kann und schafft, als ich mir vorstellen kann. Wir sind beide äußerst zäh, unfreiwillig. Und so blöd es klingt, man wächst mit seinen Aufgaben. Das klingt zynisch, ist aber nicht so gemeint. Resilienz, die Kraft neue Wege zu finden, sich auf seine eigene Stärke zu besinnen, das können wir. Hoffen wir mal....
Was mich betrifft helfen Kleinigkeiten zur Ablenkung.
Ich bin so müde mit dem Ganzen, vielleicht schaffe ich es, Freitag einen Entspannungstag einzuhalten. Das wäre so schön. Und morgen gibt es 2 schöne Ereignisse für mich. Yes!
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A
Re: AlexandraX Tagebuch
#27: 13.01.2023 21:38:37
Im Umgang mit bisher völlig Fremdem wich die Unruhe und Unsicherheit einem inneren Frieden. Nicht alles glauben was berichtet wird, kritisches Denken, sich und alles anzweifeln - so finde ich meinen Weg. Und sei er noch so lang.
Ich fühle mich beruhigt, ein wirklich guter Austausch mit Gleichgesinnten tut so gut. Es spielt überhaupt keine Rolle was andere sagen, für richtig halten. Es gibt Varianten, frage 10 Leute und Du bekommst 20 Meinungen. Was für mich zählt? Alle Gefühle haben ihre Berechtigung. Ich darf mir die Zeit nehmen, die ich brauche. Ich darf hinschauen und auf meine Intuition hören. Und sie als Ratgeber nutzen; ich muss mich nicht rechtfertigen.
Ein verzweifelter junger Mann hat begonnen, seine Introvertiertheit abzugelegen. Die Hand reichen, stützen, Halt geben - Kontakt halten, ermutigen- das ist wichtig.
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Re: AlexandraX Tagebuch
#28: 13.01.2023 22:18:54
Hallo AlexandraX,

es würden mir hunderte Dinge einfallen in kurzer Zeit, die etwas anderes spiegeln hinter Deinem Beitrag.
Hinterfragend inwieweit ja auch eine Resignation einfach einmal so gespiegelt wird und dann daraus eine motivierende  Zielsetzung entsteht.
Auch gäbe es zumindest  in "unseren" Kreisen nur eine Meinung im Umgang mit pathologischen Spielern.
Nämlich nur in eine Richtung...in die Spielfreiheit oder ..kein oder!!!

Nicht so wichtig und auch schön dass ich mich gerade nicht darüber verzerren muss.


....mein jüngerer Sohn war gerade bei mir, ich kam auch gerade zurück nachdem ich ihn heimgefahren habe.
Dann habe ich ja auch Deinen Beitrag gelesen.


... Die Hand reichen, stützen, Halt geben - Kontakt halten, ermutigen- das ist wichtig.
Es ist mir nicht möglich dagegen zu sprechen, es ist mein Wesen.
Und gerade für jemanden den ich über alles Liebe.
Ich muss mich bedanken, es hat mich wirklich beruhigt, jedes Wort von Dir.

Liebe Grüße

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Re: AlexandraX Tagebuch
#29: 17.01.2023 21:28:45
Nachdem sich mein Herz beruhigt hat, geht es mir besser. Ich nerve nicht mehr, bohre nicht, lasse ihn machen, lehne die Dauersorgen ab. Es sind seine Erfahrungen, und ich freue mich nur, dass er selbst Handlungsbedarf sieht und sich um sich kümmert. Natürlich wechselt das Befinden und der Spieldruck ist immer da. Er klingt ambivalent und das zeigt mir, dass eine Auseinandersetzung begonnen hat. Damit bin ich zufrieden. Und er möchte nie wieder das schlimmste letzte Jahr erleben- woran er sich sein Leben lang erinnern wird. Seine Worte. Das Vertrauen in mich rührt mich und macht mich glücklich. Weil er sich langsam öffnet und es ihm gut tut. Und weil es mir das Loslassen erlaubt und erleichtert.
 Einmal war er suizidal, seitdem habe ich Angst, wenn ich nicht weiß, wie es ihm geht. Inzwischen schaut er mutiger aus seinem Schneckenhaus, wo er in vermeintlicher Sicherheit ist.
Zugleich sage ich ihm, wie es mir geht (wenn er fragt) und erbitte für mich etwas. Das ist neu. Ich lerne auch zu vertrauen, etwas, das mit meiner Biografie zu tun hat und nicht mit ihm.
Es wird Zeit, zur Ruhe zu kommen und Abstand zu finden, meine Energie ist zZt sehr begrenzt. Das macht mich traurig, fällt mir doch nichts ein, das meine Energie schneller auffüllt, als sie verbraucht wird. Alles was bisher half, reicht nicht mehr aus. Es tröstet mich aber, dass dieser Zustand vorübergehend ist.
Halt geben, wissen und fühlen, es gibt Menschen, die möchten dass es einem gut geht. Das ist Liebe. Und sie ist ein Geschenk.
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