Hey ihr,
vielen vielen Dank für die ganze Resonanz!
Deswegen freue ich mich, teil dieses kleinen Netwerks zu sein!
Ich finde es gut, dass du Suchtgedanken frei ansprechen und auch zulassen kannst, denn ja sicherlich werden diese durch den bloßen Entschluss nicht plötzlich verschwinden
Du warst Spieler, bist Spieler und wirst immer Spieler bleiben, da gibts es keine illusorischen Träumerein. Störfaktoren und Hindernisse werden dich allgegenwärtig begleiten
Natürlich werden einem im Leben immer wieder Stolpersteine in den Weg gelegt, gerade auf dem Weg zur Bewältigung der Spielsucht!
Ähnliche Hoffnungen, Befürchtungen, Zweifel und Gedanken daran, doch irgendwann es mir mal wieder erlauben zu können/zu dürfen. Oder auch in fester Überzeugung es nicht mehr zu brauchen, um doch in einer impulsiven Entscheidung, doch wieder eines anderen belehrt zu werden.
Es ist schön zu sehen, dass ich mit diesen Gedanken und Ängsten nicht allein bin. Ist ja auch ganz klar, dass man sich diese Fragen stellt und Dinge hinterfragt, gehört zum Abstinenz-Prozess einfach mit dazu denke ich. Das ist für mich jetzt ein ganz neuer Lebensabschnitt und eine große persönliche Veränderung, dass ich davor ein wenig Furcht habe ist wohl menschlich. Aber ich möchte weiter stark bleiben, an mir arbeiten und spielfrei bleiben. Und allein eure Beiträge zu lesen gibt mir sofort ein gutes Gefühl und bestätigt mich in meinem Handeln. Danke euch!
Beschäftige dich nicht zu sehr mit der fernen Zukunft, sondern meistere jeden Tag des Nichtspielens im hier und jetzt.
Ich weiß inzwischen, ich kann nicht für mich garantieren...das einzige was ich kann...ist jeden Tag aufs Neue, mich für andere Dinge zu entscheiden, statt des Spielens.
Das ist genau das, was mir in der SHG auch alle raten. Schritt für Schritt, Tag für Tag. Das muss ich noch mehr verinnerlichen. Es lässt sich wesentlich einfacher handhaben, wenn ich mich selbst nicht zu sehr unter Druck setze, indem ich mir Gedanken über weit entfernte Dinge oder Ziele mache und dann feststelle, dass diese Ziele in weiter Ferne sind, was dann natürlich demotivierend ist. Hatte glaub ich schon mal erwähnt, dass ich ein sehr "verkopfter" Mensch bin und mir meist ZU viele Gedanken mache. Diese Einfachheit des Denkens und ein bisschen weniger "Verbissenheit", das muss ich noch lernen
Wenn ich dann drüber reden kann, geht es mir schnell wieder damit besser. Es ist besser , als es mit mir allein dann aus zu machen. Darum schätze ich die Gemeinschaft unter Betroffenen und Verstehenden so sehr. Sie hilft mir immer wieder auf gute Wege zu finden.
Lasse Gedanken ans Spielen zu, beschäftige dich mit ihnen und rede darüber.
Seitdem ich mich geöffnet habe und die SHG besuche merke ich, dass das Reden über die Krankheit, über mich und meine Probleme, Ängste, Hoffnungen, einfach alles, der Schlüssel zur Abstinenz ist. Ich habe in den letzten Wochen, nach dem Abklingen der anfänglichen Euphorie, die Erfahrung gemacht, dass ich Dienstags nach der Arbeit, wenn Gruppe ist, vorher eher weniger Lust habe hinzugehen. Wenn ich dann nach der Gruppe wieder nach Hause gehe, fühle ich das komplette Gegenteil. Mit jeder "Sitzung" der ich beiwohne lerne ich etwas Neues über mich. Vielleicht nicht während der Gruppe sondern erst ein paar Tage danach, wenn ich den Abend nochmal Revue passieren lasse. Dieser offene Austausch, die schonungslosen Wahrheiten die dort auf den Tisch kommen und auch diese Selbstverständlichkeit, mit der sich jeder öffnet, das ist etwas Seltenes und davon gibt es viel zu wenig im restlichen Leben. Und ich merke, dass es mir unheimlich gut tut daran Teil zu haben. Probleme offen auszusprechen, sich mitzuteilen, ernst genommen zu werden weil jeder weiß, was man durchmacht oder erlebt hat, das ist eine neue Erfahrung für mich. Ich vergleiche dieses Gefühl jetzt mal mit Aufräumen. Chaos ausmisten, alles wieder ins Gleichgewicht bringen. Genau dieses Gefühl, dass ich von dort mitnehme, das in mir wächst und aus dem ich meine Motivation ziehe, das gibt mir Kraft und bestärkt mich in meiner Entscheidung. In diesem Fall gilt das alte Sprichtwort "Reden ist Silber - Schweigen ist Gold" überhaupt nicht. Reden! Reden ist so unfassbar wichtig, das wird mir immer bewusster. Austausch, neue Gedankenanstöße aber auch Kritik, all das ergibt sich aus diesen Konversationen. Ich kann wirklich nur jedem, der ernsthaft etwas ändern will dazu raten eine SHG aufzusuchen, das ist für mich jetzt schon eine feste Institution geworden.
Ich habe heutzutage eher ein bisschen "Mitleid" mit dem Menschen, der verzweifelt davor steht und auf den großen Reichtum wartet!
Auf meinem Weg zur SHG komme ich an zwei Spielhallen vorbei. In beiden habe ich viel Zeit und viel Geld verschwendet und in beide kann man beim Vorbeilaufen ein Stückchen hineinschauen. Ich habe mich ganz am Anfang gefragt, ob ich nicht lieber einen anderen Weg nehmen sollte, nicht dort vorbei, mich evtl. triggern lassen. Aber ich habe mich bewusst dagegen entschieden. Wieso sollte ich auch davor weglaufen. Diese direkte Konfrontation findet früher oder später sowieso statt. Wie soll man diesen Brutstätten der Hölle auch aus dem Weg gehen? Direkt bei uns gegenüber, wenn ich vom Balkon sehe, ist eine Sportsbar. Die haben seit einem Monat eine neue Werbung auf dem Fenster kleben, für Sportwetten. Von diesem Fenster lächelt mir JEDES Mal, wenn ich auf dem Balkon stehe und rauche, die M****r-Sonne entgegen, trügerisch, hinterf****g, wohlwissend, dass ich ihr bester Kunde war... Aber sollen wir deswegen jetzt umziehen?
Um deine Anmerkung aufzugreifen, André. Wenn ich also auf dem Weg in die Gruppe bin und durch die Milchglasfenster einen Blick auf die armen Seelen erhasche, die dort sitzen und wie ferngesteuert ihr sauer verdientes Geld in diese Dreckskisten schmeißen, mit leeren Blicken und offenem Mund, dann denke ich mir auch, dass diese Menschen mir leid tun. Ich weiß nicht, ob ich als Spieler in der Position bin über diese Menschen zu urteilen, schließlich habe ich vor sehr kurzer Zeit auch genau dort gesessen und seelenlos mein Geld und meine Zeit verbraten, das Vertrauen meiner Liebsten verzockt und mich selbst verloren. Andererseits denke ich, wenn jemand ein Urteil bilden darf, wenn nicht wir, wer denn dann? Ich kenne diesen Gedankengang sehr gut, vielleicht ist das auch ein innerer Schutzmechanismus, das weiß ich gar nicht so genau.
Was deinen Freund angeht, auch da haben wir Parallelen. Ich war sehr oft zusammen mit Freunden zocken. Teilweise wirklich guten Freunden, die ich schon mein halbes Leben oder noch länger kenne. Mit einem von ihnen, ich nenne ihn einfach mal Luke, war ich wirklich am exzessivsten zocken. 500 Euro in die Tasche und dann von Samstag Nachmittag bis Sonntag Morgen um 5 Uhr durchballern. So lang, bis das Geld leer war. Wenn es bei einem schon eher verzockt war dann zur Bank, Kohle geliehen. Schulden untereinander hatten wir eigentlich nie, die wurden komischerweise immer sofort bezahlt wenn wieder Geld da war. War wohl sowas wie ein Spiele-Bro-Codex, keine Ahnung
Wir sind meist in große Hallen gefahren, irgendwo an der Autobahn, schön anonym. Das Perfide daran ist eigentlich, dass wir beide auf der Fahrt schon im Auto darüber geflaxt haben, dass wir eh nichts gewinnen werden. Wie dämlich wir eigentlich sind, darauf hofften, dass die Kisten uns wenigstens ein bisschen spielen lassen. Uns war klar, dass wir wieder ohne Ende Verlust machen würden, Rechnungen nicht gezahlt werden können, das Umfeld wieder belogen wird.
Naja, auf jeden Fall hat Luke einen ziemlich sicheren Job und verdient auch nicht schlecht, mehr als ich auf jeden Fall. Dazu kommt, dass er Single ist, niemandem Rechenschaft schuldig ist außer sich selbst gegenüber. Aber auch er weiß, dass er krank ist. Er war Anfang diesen Jahres in Therapie, ambulant. Alle zwei Wochen eine Stunde Gespräch. Hat ihm gut getan. Dann war er für 3-4 Monate spielfrei bevor es wieder von vorn losging. Ich denke, dass ich nicht unschuldig daran bin, dass er wieder spielt, auch jetzt noch. Ich habe ihm von der Gruppe erzählt, dass es mir total gut tut und dass er doch auch mal mitkommen soll. Will er aber nicht. Wenn, dann geht er wieder zu seinem Therapeuten. Das Problem bei ihm ist, dass er von Haus aus ein sehr introvertierter Mensch ist. Redet so gut wie nie über sich, geschweige denn über seine Probleme. Er versucht das mit sich selbst auszumachen und ich weiß, dass er es so nicht schaffen wird. Ich denke, dass er momentan an einem Punkt ist wo er mit sich ringt. Das Spielen aufzugeben damit es ihm besser geht. Denn gut geht es ihm damit nicht, das weiß ich. Er hat mir oft genug erzählt, dass er schon mehrfach, nach durchzockter Nacht mit viel Verlust, kurz davor war den Wagen an den nächsten Baum zu setzen. Auch darüber haben wir dann gelacht, obwohl wir beide wussten, dass er es durchaus ernst gemeint hat. Es ist nicht schön für mich zu wissen, dass er etwas ändern will und nicht kann. Aber was soll ich tun? Ohne die Eigeninitiative und die Einsicht, dass er Hilfe von außen braucht bin ich machtlos. Ich kann also gut nachvollziehen, wie du dich damit fühlst, ist ein scheiß Gefühl
Hast du echt toll geschrieben 👌👌.. mir geht es nicht viel anders als Dir.. finanzielle Sorgen sind schon schlimm.. ich werde jetzt auch versuchen aus dem Teufelskreis auszubrechen!! Hoffe ich finde hier ein wenig Unterstützung..
Hey Tommy!
Vielen Dank für deine Worte und herzlich willkommen hier bei uns! Mit deiner Situation bist du ganz bestimmt nicht allein, erst recht nicht hier
Wenn du magst, dann schreibst du ein bisschen mehr von dir, was dich bedrückt, wie es in dir aussieht, was dich beschäftigt. Hier ist immer jemand mit einem offenen Ohr und ein paar Worten für dich da! Oder du liest einfach erstmal weiter mit, ganz wie du magst. Auf jeden Fall hast du dich schon mal angemeldet und dich dazu entschlossen hier zu schreiben, das ist doch schon ein Anfang!
Und zu guter Letzt:
für mich bist du momentan ein Vorbild an Zielstrebigkeit, Fleiß und Motivation.
Das ehrt mich total, dass du das so siehst! Aber ich finde für diese Lorbeeren ist es noch ein wenig zu früh
Lass uns da in nem halben Jahr nochmal drauf zurückkommen
Ich wünsche euch frohe und besinnliche Weihnachten, ob im Kreise eurer Liebsten, mit euren Freunden oder vielleicht auch allein. Jeder hat da so seine Vorzüge. Ich bin mit meiner Family bei meinem Vater, lecker Rehrücken (selbst gejagt, Vaddie regelt
). Dieses Jahr freue ich mich irgendwie auf Weihnachten, das war nicht immer so und das hat auch seine Gründe... Aber davon vielleicht ein anderes Mal mehr
Lasst es euch gut gehen!
Grüße, Christian