Vielen Dank für deine Worte und die herzliche Begrüßung, amTiefpunkt.
Vielen Dank auch für den Spiegel den du mir vorhältst, der mich im Moment etwas sprachlos zurück lässt.
Ich brauche noch etwas Zeit um über das Geschriebene nachzudenken um auch eine ehrliche Antwort geben zu können.
In der Zwischenzeit schreibe ich mal etwas über mich:
Ich bin 26 Jahre alt und komme aus München, die Sucht ist seit ungefähr 2012 mein ständiger Begleiter.
Erstmals bemerkt habe ich diese nach meinem ersten Kontrollverlust, vermutlich 2013 oder 2014, es war spät abends als ich in einem Online Casino mehrere tausend Euro verspielte.
Als mich die Realität einholte, an diesem Abend, habe ich mich meinem Vater geöffnet, mir eine SHG gesucht und besuchte sie jede Woche.
Mein Suchtverlauf war bis zu diesem Zeitpunkt nicht sonderlich lange dafür sehr extrem, die Zeit die ich mit spielen verbrachte stieg explosiv, bis zu einem Punkt an dem ich sogar während der Raucherpausen in der Arbeit, in Online Casinos, spielte und keinen Fokus für etwas anderes als das spielen hatte.
Die SHG half mir ungemein in jener Zeit.
Nach ungefähr einem halben Jahr hatte ich einen üblen Rückfall, habe ihn in der Gruppe und vor meinem Vater offen gelegt, mir ging es furchtbar.
In der Retrospektive war ich zu arrogant, fühlte mich zu sicher, ich habe daraus gelernt.
Das ganze wiederholte sich erneut, danach war ich an einem Punkt an dem ich beschlossen habe dass die SHG für mich nicht mehr ausreicht und trat eine ambulante Reha an (mitte 2015).
Die Therapie lief sehr gut, ich durfte viel über mich erfahren und konnte unglaublich viel aus den Erfahrungen der anderen Teilnehmer für mich ziehen.
Bis zu einem Punkt Ende letzten Jahres, nach einer sehr ünschönen Trennung von meiner damaligen Freundin passierte es erneut, ein Rückfall.
Ich habe ihn sofort meinen Bezugspersonen, meinem Einzeltherapeuten und der Gruppe offenbart
Ich konnte durch die Aufarbeitung in der Gruppe und Einzelgesprächen sehr viel daraus lernen, trotzdem eine sehr schmerzliche Erfahrung.
Ein Rückfall kann auch eine Chance sein, wenn man ihn als solchen versteht, ihn intensiv aufarbeitet und die richtigen Schlüsse daraus zieht.
Vor 3 Wochen habe ich die Therapie beendet.
Ich war letzte Woche mal wieder bei meiner alten SHG (GA), doch merkte ich dass das Konzept nichts für mich ist. Bitte nicht falsch verstehen, das Konzept der GA funktioniert definitiv, nur eben nicht für mich.
Morgen trifft sich eine andere Gruppe, die ein anderes Konzept verfolgt, ich bin sehr gespannt darauf.
Das war natürlich nur eine kleine Zusammenfassung der Schlüsselereignisse meiner Spielerkarriere, Dinge wie Geldnot, Selbsthass, das Lügen habe ich nicht separat erwähnt da sie meine ständigen Begleiter waren.
Ich werde bestimmt einzelne Ereignisse sukzessive ausführen.
Heute bin ich an einem Punkt an dem ich meine Sucht aktzepiert habe, auch alles was damit einhergeht und kann meinen Fokus auf andere Dinge legen, was nicht heißt dass ich nicht wachsam bin oder mich nicht mit der Sucht beschäftige. Jetzt nur aus einer anderen Perspektive.
LG
Wenn die meisten sich schon armseliger Kleider und Möbel schämen, wie viel mehr sollten wir uns da erst armseliger Ideen und Weltanschauungen schämen.