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Autor Thema: Trennung oder letzte Chance?

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A
Trennung oder letzte Chance?
OP: 18.06.2024 22:13:25
Hallo zusammen,

ich bin neu hier und auf der Suche nach einem Rat von direkt Betroffenen (Spielern oder Angehörigen).

Mein Partner, mit welchem ich seit 2020 liiert bin, ist spielsüchtig.
Das Thema begleitet und bereits seit Beginn unserer Beziehung, da er mir das offen erzählt hat.
Die rosarote Brille hat das rationale Denken stark eingeschränkt, sodass ich nicht mal im Ansatz ahnte, was da auf mich zukommt. Auch nach Einlesen in diversen Foren habe ich die dort beschriebenen Situationen belächelt und mir gedacht "so schlimm kann das doch nicht werden" - und wie es das kann!!!

Vorab: alle gemeinsamen Ausgaben laufen über mein Zweitkonto, auf welches er keinen Zugriff hat. Er überweist monatlich den größten Anteil seines Gehaltes darauf und ich verwalte es.

Was mich besonders triggert und belastet, sind die ständigen Lügen. Oft, Lügen aus dem Nichts heraus, die auch überhaupt nicht notwendig sind, die aber früher oder später rauskommen.

Den letzten mir bekannten Rückfall hatte mein Partner vor ca. einem Jahr. Als Grund hierfür nennt er den massiven Stress, welchem er standhalten musste, da ich aufgrund eines Unfalles über zwei Monate nicht laufen konnte und alle Erledigungen, um welche ich mich bisher gekümmert habe, zusätzlich zu seinen Aufgaben dazu kamen.
Zu dieser Zeit verlor er den Job, da er das Privatauto von der Firmenkarte getankt hat (Diebstahl) und aus Scham / Angst damit persönlich konfrontiert zu werden, unentschuldigt über mehrere Wochen bei der Arbeit gefehlt hat.
Da dann irgendwann entsprechend kein Gehalt auf sein Konto einging, konnte er auf mein Konto seinen Beitrag zur Miete usw. nicht überweisen.
Spätestens hier habe ich gelernt auf mein Bauchgefühl zu hören.
Termine, zu welchen ich gefahren werden musste und die eigentlich während seiner Arbeitszeit lagen, konnten plötzlich nach "kurzer Abstimmung" von ihm wahrgenommen werden. Sein Onlinebanking hat gesponnen und deshalb konnte er nicht überweisen: Geld bekam ich in diesem Monat in bar.
Und so habe ich durch Beobachtungsgabe (und die lockere Zunge des Vorgesetzten) herausfinden, dass er seit Wochen keinen Job mehr hat (Kündigungen wurden natürlich rechtzeitig aus dem Briefkasten gefischt).
Am selben Abend habe ich ihn damit konfrontiert und was soll ich sagen: ER HAT ES ÜBER STUNDEN ABGESTRITTEN!
Nachdem das Kartenhaus immer mehr ineinander gefallen ist, hat er es dann endlich unter Tränen zugegeben.

Einige Tage später hat er sich um einen Termin bei einer Beratungsstelle bemüht und ist dort einige Male gewesen. Dort hat er zusammen mit der Beraterin einen Antrag für die Rentenversicherung ausgefüllt, allerdings nie abgesendet, da er zu Oktober einen neuen (wirklich guten) Job bekommen hat und eine Probezeitkündigung durch eine Reha nicht riskieren wollte.

Nun kommen wir zu dem Teil, der mich sehr beschäftigt.
Seit einigen Wochen plant er scheinbar eine Überraschung für mich.
Bereits mehrmals hat er betont, ich soll nicht in den Keller gehen. Nun ja, was soll ich sagen.
Die letzte „Ermahnung“, war eine „Ermahnung“ zu viel, sodass ich in den Kellen bin, sobald er zur Arbeit ist.
Eine Überraschung habe ich gefunden. Nur nicht eine positive.

Ich entdeckte stapelweise ungeöffnete Briefe von diversen Rechtsanwälten und Inkassobüros aus den Jahren 2022 und 2023, die unter diversem Zeug versteckt waren. Ferner Rücklastschriften der Bank u.a. für eine Seite die sich c-date nennt. Ist sicher den meisten ein Begriff....

Außerdem ist sein Auto 2021 endgültig kaputt gegangen. Da er (natürlich) eine beschissene Bonität hat, hat er weder einen Leasingvertrag noch einen Kredit bekommen. Finanzielle Rücklagen, um sich ein Neues zu besorgen sind selbstverständlich auch keine vorhanden gewesen. Damit er aber mobil bleiben kann, habe ich für ihn ein kleines Auto geleast. Die Kosten dafür werden von ihm gedeckt, die Abbuchungen laufen über mein Zweitkonto.
Eine lange Zeit habe ich ihn gebeten sich um das Auto vernünftig zu kümmern und alle Inspektionen zu machen, da ich für alle Schäden usw. haftbar bin.
Inspektionen hat er scheinbar gemacht, Nachweise dafür wollte er nicht vorlegen. - klar.

Nach dem Fund im Keller, habe ich ihn einige Tage später dazu gebracht, mit meinem Auto zu fahren, um dann mit einem Zweitschlüssel nach dem Auto zu sehen.
Nun ja: Das Auto sah aus, als hätten sich mehrere Messis jahrelang darin aufgehalten. Im Serviceheft waren natürlich auch keine Inspektionen vermerkt. Im Handschuhfach mal wieder zig Inkassoschreiben und mein Highlight eine Vorladung der Polizei wegen Beschuldigung zum Diebstahl.
Außerdem fand ich Belege, dass er vermutlich auch seinen aktuellen Arbeitgeber beschissen hat. Hier kann ich mich allerdings irren.

Da ich in diesem Moment am liebsten alles hingeschmissen hätte und vor dem Hintergrund, dass ich in das Auto viel Geld reinstecken muss, habe ich unseren gemeinsamen Urlaub storniert. Er geht bis heute noch davon aus, dass wir demnächst verreisen.

Mein Verstand und mein Kopf sagen: Mädchen verschwinde, das wird nichts mehr. Er gibt auch schon eine konkrete Exit-Strategie: ihn ohne Hausschlüssel unter einem Vorwand wegschicken (ich stehe alleine im Mietvertrag), das Auto vom Parkplatz des Arbeitgebers kidnappen (Papiere laufen alle auf mich, freiwillig gibt er die Karre niemals raus), sein ganzes Hab und Gut an seine Familie zu senden und erstmal einige Wochen aus der Stadt (mit beiden Autos) zu verschwinden.
Mir ist klar, dass das ein sehr radikaler Schritt ist. Auch habe ich dabei einen extremen inneren Wertekonflikt. So eine Situation (stehst da, ohne nichts, ohne Auto, ohne Wohnung und nur mit einer bösen Nachricht der (Ex-) Partnerin) wünsche ich nämlich nicht mal meinem Feind.

Meine zweite Überlegung ist, ihm durch ein offenes Gespräch den Raum zu geben ehrlich zu sein. Natürlich mit dem Hinweis, dass wenn er lügt, es hier und an dieser Stelle vorbei ist.
Auch muss es für mich Regeln für eine mögliche gemeinsame Zukunft geben:
- Das Auto wird sofort zur Inspektion und Reparatur gebracht (geputzt hat er das gestern, halleluja!)
- Er muss selbständig entscheiden sich zeitnah Hilfe zu holen und das auch durchziehen. Neben einer Therapie ist meiner Meinung nach eine Schuldnerberatung mehr als hinfällig – aber da muss er selbst drauf kommen. Ich werde und darf nicht mehr das Zugpferd sein oder ihn "hinpeitschen"
- Bei einer erneuten Lüge ist die Beziehung vorbei, mit allem was dazu gehört (da muss ich auch mir an die Nase fassen und es konsequent durchziehen.

Die oben beschriebene Exit-Strategie ist ja zu jeder Zeit im Notfall anwendbar. Mein Job lässt es größtenteils zu, ohne Präsenz zu arbeiten.

Was sagt Ihr aus Erfahrung? Macht es überhaupt Sinn ihm diese letzte Chance zu geben oder ist es verschenkte Zeit und sinnlose Quälerei für mich? Würde ihn vielleicht sogar die radikale Lösung eher mal auf den Hosenboden setzen und zum Umdenken bewegen oder könnte es ein offenes Gespräch mit Konsequenzen ebenfalls bewirken?

Sorry für den Aufsatz und vielen Dank vorab für Eure Einschätzung!
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Re: Trennung oder letzte Chance?
#1: 19.06.2024 00:08:50
Hallo Anna und herzlich Willkommen im Forum,

eine schön traurige Geschichte ist das, wie so viele.....
Vorab, es ist natürlich möglich für ihn Auswege zu finden und mit eigenem Engagement vieles wieder gerade zu rücken.
Bei dir stellt sich die Frage bzw. du stellst sie dir, ob du ihm dies zutraust oder ob sich doch eh nie etwas ändert.
Bei einem offenen Gespräch zwischen euch könnte er alles auf den Tisch bringen, Reue zeigen und auf eine Veränderung schwören.
Dass du ihm dazu den nötigen Halt gibst und er dann alles...absolut alles machen würde für euer gemeinsames Glück...bla bla bla.
Worte ...nur Worte, danach müsstest du noch viel intensiver nachforschen ob er sich daran hält.

In solch ein Gespräch sollte er nur gehen wenn er auch schon etwas dafür getan hat!!!!!!!
Greifbares, Schuldenplan - Tilgung - Schuldenberatung - Finanzierung des täglichen Lebens - Geldmanagement dir übergeben -
Selbsthilfegruppe - Suchtberatung aufsuchen - event. Therapie - Spielsperren usw......
Aber keiner kann dies ihm diktieren, er muss schon selbst dafür auch bereit sein!    
Ist er das ?

Machen wir uns doch nichts vor und es fällt mir nicht gerade leicht so zu schreiben.
Aber alles andere steht mir gar nicht zu....weil ich bin selbst ein pathologischer Spieler.
Spielfrei seit 8 Jahren und kein Gespräch mit meiner Familie brachte mich dazu um mit dem Spielen aufzuhören....
weil es gab damals keines.  :)

Wegjagen hätten sie mich sollen und dies wäre auch nicht passiert wenn sie damals alles schon gewusst hätten.
Du liebe Anna ..dir soll es gut gehen und du bist ja auch nun hier im Forum.
Sage ihm halt dass es so nicht mehr geht und du bereit bist dich zu trennen.
Und vor allem..wie auch immer wie viele Chancen er bekommt....Handle auch danach und sei dann Konsequent.
Dann kann niemand und auch nicht du selbst dir vorwerfen, nicht alles versucht zu haben.

Du weiß es doch schon lange selbst, wir Spieler können gute Lügner sein.
Und eventuell wirst du mit ihm eh niemals mehr frei sein und Vertrauen wäre die wichtigste Basis.
Würde er nun hier schreiben, dann würde ich ihm nicht einmal raten von selbst zu gehen.
Bräuchte ich auch gar nicht, denn es wäre ein kleiner Pfeiler dann ja da durch seine Anwesenheit im Forum.
Ein kleiner heller Strahl am Horizont .....ist aber nicht so.
Wenn es also nun so weitergeht wirst du auch unterstützend Hilfe brauchen ( Selbsthilfegruppen für Angehörige usw.) und du wärst dann ja auch event. bereit dazu.
Nützt alles nichts...er ist nun dran, alles fällt und steigt nun mit ihm...zumindest eure Beziehung.
Oder halt diese Hausschlüsselnummer ...dann wird er halt anrufen, klingeln...ohne klärendes Gespräch geht es also eh nicht.

Kopf hoch und schön dass du da bist.

Liebe Grüße 
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Re: Trennung oder letzte Chance?
#2: 19.06.2024 07:44:44
Moin Anna,

Mein Verstand und mein Kopf sagen: Mädchen verschwinde, das wird nichts mehr.

aus meiner 30-jährigen Spielerkarriere heraus kann ich dir deinen eigenen Vorschlag nur wärmstens empfehlen.
Bei "deinem" Spieler ist einfach schon zu viel schief gelaufen. Die Baustellen die da alle noch kommen sind dir heute noch gar nicht bekannt. Du hast gerade die Spitze des EIsbergs gesehen.

So schwer es mir auch fällt, aber mein Rat kann nur lauten.
"run baby run"

Sorry, mir fällt da nicht besseres ein.
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Re: Trennung oder letzte Chance?
#3: 19.06.2024 08:44:17
Guten Morgen Anna,

herzlich Willkommen hier bei uns im Forum, grandios, dass du geschrieben hast.

Zunächst mal finde ich es löblich wie gut du die Lage einordnest und sogleich den inneren Konflikt zwischen Herz und Kopf identifiziert hast - ein Angehörigendilemma. Wir Spieler sind alle sehr unterschiedliche Charaktere, die jedoch eins gemeinsam haben: die Spielsucht.
Diese Krankheit hat natürlich gewisse Pallelitäten wie z.B. das Verheimlichen der Sucht, bzw das Verschleiern, Verharmlosen oder Bagatellisieren des Zockens.
Nun ist es so, dass das Problem allein von ihm ausgeht und nicht von dir, zugleich ist dieses Problem auch nur alleine von ihm lösbar. Erst wenn er bereit ist, sein Handeln zu ändern und endlich Verantwortung dafür zu übernehmen, dann besteht Hoffnung, dass er mit Hilfe von Suchtberatung, SHG Gruppe und seinem Umfeld einen Weg aus der Sucht findet.
Deine 2 Optionen sind beide nicht weit weg von der Realität. Eine weitere Chance verdient ein jeder, zumindest ein letztes mal - suche das Gespräch mit ihm, lege deine Gefühle und Wünsche für die Zukunft offen. Ob sich deine Erwartungshaltung mit der seinen dann in naher Zukunft vereinen lässt, ist unmöglich zu sagen. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass meistens die Sucht die Oberhand behält. Und dann, liebe Anna, gibt es nur noch eine einzige Option, und die heißt Trennung - ob für immer oder nicht, liegt dann maßgeblich an ihm selbst.
Anna, Kopf hoch, die Situation scheint aussichtslos, aber das ist sie nicht - jedenfalls für dich. Ihm liegt ein steiniger Weg zu Füßen, egal wie er sich entscheidet, einfach wird es nicht.
Anna, ich wünsche dir einen klaren Verstand bei deinen weiteren Entscheidungen - leicht werden sie nicht werden....

aT
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Sag "JA" zum Leben!
 
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Re: Trennung oder letzte Chance?
#4: 19.06.2024 09:11:50
Guten Morgen!
Und vielen herzlichen Dank für die aufmunternden Worte und Eure Ratschläge.
Der Morgen ist dadurch deutlich emotionaler geworden, als erwartet   :D
Jetzt muss ich erstmal meine Gedanken sortieren, die Emotionen unter Kontrolle bringen und Eure Worte für mich einordnen. Heute Abend melde ich mich mit den ersten Gedanken dazu.
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Re: Trennung oder letzte Chance?
#5: 19.06.2024 14:27:55
Moin Anna,

herzlich Willkommen.

Ich muss Dir einfach antworten, weil ich meine Tochter Anna genannt habe. (. Viel konnte ich nicht entscheiden , aber da hab ich mich mal durchgesetzt .Lach)

Gute Hinweise hast Du bereits bekommen.

Ich habe  30 Jahre gezockt.

Nicht viel konnte mich abhalten vom Spiel, schon gar nicht meine jeweiligen Partnerinnen.
Eher das Gegenteil hat es gebracht an manchen Beziehungen ohne was zu ändern , ohne was ändern zu können, festzuhalten.

Nach meiner Meinung hilft es keinem
zu diskutieren und bla bla.

Nur Taten helfen.

Verantwortung zu übernehmen , gerade für sich selbst , kann nicht jeder.

Lernen können wir es durch Konsequenz, gezwungen werden ist auch eine Möglichkeit.

Kein Bonität - kein Auto - also Fahrrad , ÖFIs

Tja und wenn sich nun eine Wohnung gesucht werden muss, wird es spannend.
Kosten für Umzugswagen, neue Möbel, Kaution, mal abgesehen davon überhaupt eine Wohnung  zu finden oder einen Vermieter.

Das  ist einfach das ganz normale Leben, wofür jeder selbst Verantwortung trägt.

Schick ihn mal los auf  die Suche.

Du musst gar nicht von Trennung reden, sondern nur von Belastung, die Du nicht tragen willst. Die Entscheidung ob Du Dich trennen willst oder nicht , brauchst Du heute gar nicht treffen, kannst Du ja auch gar nicht, weil Du nicht weiss,  ob er mit dem Spiel aufhören kann, diese Ambivalenz darfst Du Dir also ebenfalls erlauben.  Es reicht das er erstmal alleine klar kommen soll, der Rest wird sich langfristig zeigen.

Du willst doch einen Erwachsenen und kein Kind als Partner.

Sorry, andere Möglichkeiten nach Deiner Beschreibung sehe ich gerade nicht.

Sucht hat viel mit Emotionen zu tun, auch wenn das jetzt keiner von Euch so einschätzt, macht  Eurer  Beziehungsstress dem Süchtigen nochmal schwieriger, davon los zu kommen. Was er jetzt überhaupt nicht so sehen wird. Denke aber , Du weißt worauf ich hinaus will.

Wenn er anfängt an sich zu arbeiten, wirst Du es schnell merken.

Lieben Gruß

André
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Wer etwas will, der findet Wege. Wer etwas nicht will, der findet Gründe….
 
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A
Re: Trennung oder letzte Chance?
#6: 19.06.2024 20:21:53
Guten Abend zusammen,

der Tag, sowie eben der Sport haben gut getan, um meine Gedanken zu sortieren.
Vielen Dank für die so schnellen Antworten und Eure ehrlichen Worte.

Zitat
Bei einem offenen Gespräch zwischen euch könnte er alles auf den Tisch bringen, Reue zeigen und auf eine Veränderung schwören.
Dass du ihm dazu den nötigen Halt gibst und er dann alles...absolut alles machen würde für euer gemeinsames Glück...bla bla bla.
Worte ...nur Worte, danach müsstest du noch viel intensiver nachforschen ob er sich daran hält.
Es sind, wie Du Jacky  sagst, nur Worte. Um die geht es mir nicht. Ich will Taten sehen, ich will sehen, dass er sich darum bemüht, aus der ewigen Spirale zu kommen und "gesund" zu werden. Nicht wegen mir, nicht wegen unserem Glück, sondern in erster Linie ihm zu liebe.
Schafft er das, steht auch "unserem Glück" nichts mehr im Wege. Naja, doch. Das Misstrauen, welches sicher immer und immer wieder Thema sein wird.
Bis dahin ist es aber in meinen Augen ein sehr langer und steiniger Weg.

Zitat
In solch ein Gespräch sollte er nur gehen wenn er auch schon etwas dafür getan hat!!!!!!!
Greifbares, Schuldenplan - Tilgung - Schuldenberatung - Finanzierung des täglichen Lebens - Geldmanagement dir übergeben -
Selbsthilfegruppe - Suchtberatung aufsuchen - event. Therapie - Spielsperren usw......
Aber keiner kann dies ihm diktieren, er muss schon selbst dafür auch bereit sein!   
Ist er das ?
In dem Gespräch muss er verstehen, wie ernst die Lage um ihn ist. Nach so vielen Tiefen, bin ich nicht mehr kompromissbereit. Entweder das Gespräch bringt ihn zum Umdenken und Handeln oder eben nicht.  Ob im Gespräch nur leeres Bla-Bla gesprochen wurde oder es ihn dazu anspornt an sich zu arbeiten, wird vermutlich erst die Zeit danach zeigen.

Zitat
Und vor allem..wie auch immer wie viele Chancen er bekommt....Handle auch danach und sei dann Konsequent.
Dann kann niemand und auch nicht du selbst dir vorwerfen, nicht alles versucht zu haben.
In der Zeit, in der er an sich arbeitet, bin ich selbst am Zug. - Denn ich muss lernen, dass ich die höchste Priorität habe und konsequent sein muss, um mir selbst noch in die Augen schauen zu können.

Zitat
So schwer es mir auch fällt, aber mein Rat kann nur lauten.
"run baby run"
Lieber Fred, von Dir habe ich genau diese Antwort erwartet! Nach lange Einlesen in die Threads hätte es mir doch sehr gewundert, wenn Du für eine letzte Chance plädierst  ;) Aber auch diese kurzen und klaren Worte sind so wertvoll!

Zitat
Ob sich deine Erwartungshaltung mit der seinen dann in naher Zukunft vereinen lässt, ist unmöglich zu sagen. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass meistens die Sucht die Oberhand behält. Und dann, liebe Anna, gibt es nur noch eine einzige Option, und die heißt Trennung - ob für immer oder nicht, liegt dann maßgeblich an ihm selbst.
Was konkret meinst Du mit "naher" Zukunft aT? Wie lange ist Zeit genug, um Handlungen und Willen zu sehen?
Ich vermute, dass damit nicht einige Wochen, sondern eher Monate gemeint sind oder?

Zitat
Du musst gar nicht von Trennung reden, sondern nur von Belastung, die Du nicht tragen willst. Die Entscheidung ob Du Dich trennen willst oder nicht , brauchst Du heute gar nicht treffen, kannst Du ja auch gar nicht, weil Du nicht weiss,  ob er mit dem Spiel aufhören kann, diese Ambivalenz darfst Du Dir also ebenfalls erlauben.  Es reicht das er erstmal alleine klar kommen soll, der Rest wird sich langfristig zeigen.
Ein klasse Tipp, allerdings habe ich aktuell keine Vorstellung davon, wie das Ganze umsetzbar ist. Das wird mich gedanklich noch etwas beschäftigen. Vielen Dank für den Denkanstoß.

Zitat
Wenn er anfängt an sich zu arbeiten, wirst Du es schnell merken.
Habt ihr Hinweise, an welchen ich erkenne (ohne groß kontrollieren zu müssen), dass er wirklich was tut?

Zitat
Am Samstag mache ich wieder ein Webmeeting. Komme pünktlich um 19 Uhr vorbei ... alleine oder mit ihm ...
https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2UT09
Vielleicht ergeben sich ja noch ein paar Denkanstöße?
Vielen Dank für die Einladung! Ich werde mich sehr bemühen vorbei zu schauen. Ohne ihn. Aktuell ahnt er vermutlich nicht mal ansatzweise, wie sich seine Lage gerade zuspitzt.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass ich alleine aufgrund meiner Werte ihn nicht einfach aus dem Nichts auf der Straße stehen lassen kann.
Ich habe mich dafür entschieden am Ende der Woche ein Gespräch mit ihm zu führen.
Zum einen, um ihn mit meinen Erkenntnissen zu konfrontieren und Fragen zu stellen, auf die ich bereits eine Antwort habe. Lügt er selbst dann, wenn er weiß, dass ich eigentlich die Wahrheit kenne, bleibt genau ein Weg für mich. Der Weg ohne ihn.
Zum anderen aber auch, um ihn zum Nachdenken und Handeln zu bewegen.
Den Weg raus aus der Sucht muss er aber selbst finden. Ich bin nicht mehr bereit das Zugpferd zu sein. - Die Erfahrung und Eure Berichte haben gezeigt, dass das überhaupt nichts bringt.
Ist er nicht bereit an sich zu arbeiten, wird er nach Zeit x (zu definieren ist noch die Zeit) seinen Weg alleine bestreiten müssen. - Wie auch immer der Weg aussieht. Ohne Auto, ohne Wohnung und ohne mich.

Ich mag super abgeklärt klingen, aber auch ich habe viele unfassbar emotionale und irrationale Tage, an welchen ich die Augen vor dieser Erkrankung verschließe und mich in meine "perfekte Beziehungsblase" verkrieche. Genau an solchen Tagen ist es aber wichtig, sich selbst vor Augen zu halten, was Phase ist. Dazu werden mir meine geschriebenen Worte helfen und umso mehr Eure Einschätzungen und Ratschläge. Vielen Dank, dass Ihr für alle Betroffenen da seid und nicht müde werdet, auf diverse Threads zu antworten, auch wenn sich die Antworten sicher oft gleichen.

Ganz liebe Grüße an Euch alle
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A
Re: Trennung oder letzte Chance?
#7: 20.06.2024 09:03:48
Moin Anna,

Du bist ja hier um auch eine neue Perspektive, neue Sichtweise zu bekommen.
Das geht nur mit Input von außen und Reflexion.
Genau so geht es natürlich auch den Süchtigen. Die wollen bestimmt alle aufhören oder auch nicht. Auf jeden Fall ist es  sehr schwierig aus seiner Gedankenwelt, Gefühlswelt zu kommen. Wir nehmen bewusst oder unbewusst, wie auch immer jede Situation dankbar auf, um  genau nicht die eigene Welt verlassen zu müssen, es hat seinen Grund warum das so ist, es gibt einem Sicherheit, weil es ja immer so ist.
Es wird meist mühsam und sehr anstrengend seinen Weg zu verlassen, denn das bedeutet viel Arbeit an sich selbst.
Jetzt gehen wir davon aus, das wir Spieler auf die Unzufriedenheit der Angehörigen reagieren, damit die ruhig sind. Innerlich haben wir aber nichts verstanden.
Das siehst Du schon daran, das auf jede Situation anders reagiert wird, entsprechend seinem ggü. hauptsache wir bleiben unentdeckt.
So, wie willst Du das unterbrechen?, bei Dir selbst, bei uns selbst ist das schon schwierig, bei einem anderem schier unmöglich, ohne sein Zutun. Egal.

Du wirst eine Veränderung durch sein Verhalten und Handeln merken. Es gibt kein Codewort, anhand dessen die Angehörigen wissen, dass der Spieler sich ändert, was macht. Du solltest also auf Dich selbst Vertrauen, zu Deinen Werten stehen, aber vielleicht nicht wie Du das so gerade betrachtest.


Abschließend bleibt festzuhalten, dass ich alleine aufgrund meiner Werte ihn nicht einfach aus dem Nichts auf der Straße stehen lassen kann.
 

Also er handelt jeden Tag gegen Deine Werte, wahrscheinlich auch gegen seine Werte und Du empfindest eine angemessene Reaktion darauf, als ein Verstoß gegen Deine Werte.
Es ist ja löblich, Du willst helfen, aber unter diesen Bedingungen ?
Er hat es also schon hinbekommen, dass Du so empfindest, der arme Kerl. (Manipulation ? )

Warum vertraust Du Dir nicht selbst, Du schenkst seinen Worten doch eh kein Glauben mehr. Diesen Quatsch mit der Überraschung im Keller. Hey, das ist Verarsche.
Wenn Du darauf reagierst und sagst : Stopp. Suche Dir mal eine Wohnung und bring Dein Leben in Ordnung. Ich werde Dir helfen, soweit ich kann. Das wäre dann ein Verstoß gegen Deine Werte ?, die Du aber genau damit  vertreten würdest.
Du bist zur Zeit ein Weg für mehr Suchtmittel.
Bei aller Hilfe der Angehörigen, wenn die das mal durchdenken würden, haben die Süchtigen allein durch den Verbleib des Partner, mehr Suchtmittel zur Verfügung.
Toll, er zahlt viel auf das Konto, das Du verwaltest, weil sonst ist das Geld weg.
Nun ist ja alles gut. Nee, anscheinend nicht, da ständig Briefe kommen, Unterschlagungen auffliegen, arbeitslos, was hat das also unterm Strich genützt ? Nix.
Mal im ernst. Wovon will er denn in Urlaub fliegen Ja, Du hast das Geld zurück gepackt. Und das Geklaute ? Er verkauft sich Dir ggü. als  alles in Ordnung. Du weißt  von den anderen Sachen nix, also ist Geld da.
Das ist eine Basis wofür genau ?
Ich könnte es noch weiter auf die Spitze treiben, ich lasse es.

Verstehst Du wie ich meine ?
Das geht jetzt nicht zwingend um raus mit ihm oder nicht, sondern um Dich.
Stehe für Dich ein. Nimm eine Freundin von Dir, die diese ganzen Situationen mit Ihrem Partner erlebt hätte, was würdest Du Ihr raten ?

Es ist immer schlimm, wenn wir selbst davon betroffen sind. Ich kann das alles gut nach vollziehen.

Er weiß genau, wie Du tickst. Denke daran und ja führe ein Gespräch mit ihm.
Unter Tränen wird er was zu geben. Also lege Du für Dich fest, was Du mitmachst, wie weit Du mit ihm gehst.

Sorry, so oder so ähnlich wird es sein. Ich war live dabei. Bin kein schlechter Mensch würde ich behaupten, dennoch war ich nicht viel anders. Gut geklaut habe ich nichts, gearbeitet habe ich auch immer und bezahlt habe ich auch alles, früher oder später. War halt noch etwas geschickter, prinzipiell aber doch nicht.


Lieben Gruß

André
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Re: Trennung oder letzte Chance?
#8: 20.06.2024 20:07:19
Hallo Anna,

und noch mehr Input .....alles erst einmal sacken lassen kannst du ja irgendwann mal.
Es ist uns kaum möglich alles kompakt in wenigen Sätzen zu schreiben, auch ist es mehr als nur ein reines abarbeiten.
Auch sind einige die dir geschrieben haben immer noch in der Beziehung ( Ehe), mit der sie auch "gemeinsam" durch Zockerjahre gingen.
Mir ist es egal ob es eine psychische Erkrankung ist, auf die von mir aus immer geachtet werden muss.
Suchtgedächtnis - Botenstoffe - Dopamin - Trigger - private Sorgen und Fluchtgedanken in das erneute Spielen.
Damit komme ich und sicherlich viele andere ganz gut klar, ich weiß auch dass ich hier nicht schreiben muß.
Ich mache es gerne und freiwillig, genau so wie spielfrei zu bleiben.
Das Spielen ist ein Symptom , diese Sucht hat mich nicht zu dem Menschen gemacht der ich heute bin.
Der wäre ich auch so geworden, mit halt anderen Umwegen.
Kein Spielsüchtiger führt ein glückliches Leben und den meisten ist es schon bewusst was man anderen damit antun kann.
Es wird halt einfach durch erneute Suchtausübung wieder verdrängt.

Als ob ein Spieler nur durch seine Sucht ein "unerträglicher" Mensch werden könnte, wenn ein Mensch mit eh negativen Merkmalen in Gedanken und Verhalten spielsüchtig wird, könnte es durchaus die "Hölle"  für alle werden.
Was es doch eh auch sonst irgendwie wäre..nur halt mit weniger Schulden.
Natürlich kann auch diese Sucht einen sonst ehrlichen und liebevollen Partner erst in jene Situation bringen.
Er wollte sicherlich kaum dass es dann so gekommen ist, er hat sich halt selbst darin verloren.
Es bestünde eh keine Frage, wer denn der Schuldige dafür ist.
Dies ergibt sich von ganz alleine und mehr als nur ein Indiz, es nützt nichts diese dann nicht auszusprechen.
Nicht schuldig so geworden zu sein, sondern es einfach so lange zugelassen zu haben.
Wo doch eine ganze Armee an Hilfsbereitschaft stünde...nur zu erkennen wenn man es auch kann.
Alles andere bleiben ganz schlicht ...Lügen.         

Diese Sucht hat auch nichts mit Einfältigkeit oder Naivität zu tun, genau so wenig wie deine Situation.
Denkst du wirklich nicht zu wissen woran du bei ihm bist und wenn du es nicht weißt...wer dann ?

Menschen ( Süchtige ) können sich ändern, es ist nicht hilfreich sich alleinig auf den Krankenstatus zu berufen...
denn sonst wäre ich jetzt wahrscheinlich vor einem Automaten.
Du bist nicht in seinem Kopf und kannst nur vermuten, glauben.
Niemand, eventuell auch nicht Fred, möchte dass er weiterspielt und du dann einfach gehst.
Es ist nur eine sinnvolle Empfehlung, weil es sich nicht ändert oder schon zu viel passiert ist.

Wir sind halt alle betroffen aus unserer eigenen Erfahrung und kaum in der Lage es neutral zu bewerten.
Neutralität wäre nicht förderlich, könnte doch alles wieder gut werden oder halt auch nicht ..mal sehen ?
Ein gemeinsames Leben kann durch einen Moment für sehr lange ohne Vertrauen sein.....
eine Anhäufung addiert es doch unzählig.
Und nochmals, egal ob es "nur" eine Begründung dafür gäbe.
Kann ein Spielsüchtiger überhaupt eine Verantwortung dafür tragen und spielt es eigentlich eine Rolle ?
Ja und ich bin ganz weit weg von dieser Sucht und dennoch jeden Tag mit Gedanken konfrontiert ...die mich einst zum Spielen brachten.   
Es ist mir schon wieder egal  :) ein Süchtiger zu sein und kann mir nicht vorstellen / missen einen anderen Werdegang gehabt zu haben.
Mein Leben, sein Leben, dein Leben...die Brücken dazwischen haben wir doch alle gemeinsam gebaut.

Dies hier hilft jetzt keinem wirklich weiter,  nur ein weiterer Schritt um etwas zu erklären was halt kaum in wenigen Sätzen geht.

Liebe Grüße 
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« Letzte Änderung: 20.06.2024 20:59:13 von Jacky1 »
 
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Re: Trennung oder letzte Chance?
#9: 21.06.2024 08:52:04
Guten Morgen,

danke, dass Ihr so offene Worte findet. Es reißt mich immer wieder aus der Illusion - nach dem Gespräch wird alles gut. Das wird es nicht, das kann es nicht werden. Und wenn überhaupt, dann erst nach einer langen Zeit.
Und trotzdem lege ich in das Gespräch ein Fünkchen Hoffnung, dass meine Offenbarung, dass das so nicht mehr weitergeht, weitergehen wird, ihn endlich dazu bringt an sich zu arbeiten. Auch das ist sicher eine Illusion.
Einiges wird sich in dem Gespräch zeigen. Ist er denn wirklich bereit "blank zu ziehen" und die Wahrheit zu sagen? - Ich weiß es nicht. Das meiste allerdings muss danach passieren. Als erstes ein Umdenken. Ob er das schafft, ich bezweifel es.
Das ist gewissermaßen mein allerletzter Versuch ihn wachzurütteln. - Vermutlich mehr mir zu liebe. Um mir selbst nicht vorwerfen zu müssen, ich hätte nicht alles ausgeschöpft. - Als hätte ich das nicht bereits (lach)....

In den letzten Wochen habe ich einen Prozess durchgemacht, der mich sehr viel zum Nach- und Umdenken gebracht hat. Ich kann die Situation weitesgehend sachlich und neutral betrachten und die Fakten sortieren.
Und trotzdem ist irgendwo im Bauch noch ein letztes Klammern an die Beziehung, was mich davon abhält zu gehen.

Zitat
Wenn Du darauf reagierst und sagst : Stopp. Suche Dir mal eine Wohnung und bring Dein Leben in Ordnung. Ich werde Dir helfen, soweit ich kann. Das wäre dann ein Verstoß gegen Deine Werte ?
Das wäre eine der Maßnahmen, um endlich für mich und meine Werte einzustehen.
Seit Tagen versuche ich mir das Szenario auszumalen, wie das in der Realität umsetzbar ist. Lasse ich ihn solange noch bei mir wohnen, dann findet er nichts - vermutlich wird er auch nicht richtig suchen.... Aus der Erfahrung der letzten Jahre heraus, fange ich mich ja wieder. Er muss nur lange genug den Kopf einziehen und so tun als ob - So oder so etwas Ähnliches wird er sich sicher denken. - Vielleicht hätte er auch dieses Mal recht damit.
In meiner Vorstellung bleibt also nichts anderes übrig, als ihn auf die Straße zu setzen, damit er endlich ins Handeln kommt.

Es ist ein innerer Kampf in mir. Auch ich muss aus der ewigen Spirale ausbrechen und Zeichen setzen. In erster Linie für mich. Ich muss mich für mich, meinen Stolz und für meine Werte einsetzen.
Den ersten Schritt setze ich in den nächsten Tagen mit dem Gespräch. Welcher Schachzug danach erfolgen muss, ist für mich noch offen, auch wenn die Varianten bereits klar sind.

Leider ist die Realität, dass es nur sehr wenige "Happy Ends" gibt. Ich muss mich darauf vorbereiten, dass auch diese Beziehung keinen Happy End finden wird. Und dennoch ist da doch diese blöde letzte Hoffnung...
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Re: Trennung oder letzte Chance?
#10: 21.06.2024 22:39:03
Moin Anna,

stelle Dir vor es gebe keine Hoffnung mehr. Wäre das nicht schlimm ?

Es gibt kein richtig oder falsch. Es wird an ihm liegen, ob er daraus kommt oder nicht.

Die Hoffnung die in Dir steckt beruht genau darauf, dass Du nun weißt, Du hast auf das ganze keinen großen Einfluss drauf.
Du fängst trotzdem gedanklich an, irgendwelche Strippen zu ziehen, damit er was macht. Genau genommen fangen wir in solchen Situationen an durch unsere Taten, Konsequenzen die zu ziehen sind, sie nur zu ziehen, damit der andere was ändert. Daraus ziehen wir dann Hoffnung.
Ja und ob die nun berechtigt sind oder nicht, wer weiß es schon.
Ich denke manchmal, dass die Angehörigen genauso los lassen müssen, wie der Spieler vom Spiel. Sich zu gestehen, dass sie halt machtlos sind.
Klingt bekloppt, aber iwie ist das genauso . Das Problem ist das sie emotional an dem Süchtigen gebunden sind.
Das die eigene Abgrenzung zu schaffen ist.
Für mich würde es bedeuten, dass ich keine so tiefe Gefühle mehr empfinden müsste. Da wir aber wissen, dass das einfach das Ende der Partnerschaft bedeutet, suchen wir Möglichkeiten, wie wir Einfluss  nehmen können. Das kommt dann nicht wie gewünscht und weiter geht die ganze scheisse. ( sorry für den Ausdruck)

Nach meiner Erfahrung, kann ich auch gehen, wenn wir ernsthaft zueinander stehen, werden wir auch wieder zueinander finden. Ob in einem Jahr oder in zwei oder auch gar nicht, das weiß niemand. Nur der Istzustand ist nicht tragbar.
 
Und im ernst, was ist denn wenn der Spieler  zu sich gefunden hat und Du dann gar nicht mehr reinpasst ?
Daher bleib bei Dir und dazu musst Du loslassen.  Denke ich jedenfalls.

Und dann, liebe Anna kann das alles ganz schnell gehen, so oder so. In erster Linie ist jetzt der Zeitpunkt erreicht, wo Du Dich selbst schützen solltest.

Lieben Gruß  &  Drücke Dir die Daumen

André
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Wer etwas will, der findet Wege. Wer etwas nicht will, der findet Gründe….
 
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Maikäfer

Re: Trennung oder letzte Chance?
#11: 21.06.2024 23:14:03
Liebe Anna,

ich bin erst seit heute in diesem Forum. Von der Spielsucht meines Partners weiß ich erst seit einer Woche (wobei es natürlich weit vorher Anzeichen gab, die er aber natürlich gut wegerklären konnte und ich darüber hinaus keine Ahnung von seiner Spielsucht hatte).

Natürlich kämpfe ich mit genau denselben Fragen und Ängsten und Hoffnungen. Wobei der Begriff "Hoffnung" für mich schon immer total hoffnungslos klang. Eine Hoffnung hat man doch nur dann, wenn alles dagegen spricht, sonst würde man beispielsweise von einer reellen Chance sprechen. Deshalb mache ich mir in meinem Fall keine Hoffnungen mehr. André hat das gut erklärt: Wir müssen loslassen. Das hat ganz viele Vorteile: Es tut nicht mehr ganz so weh. Man bekommt den Kopf frei, sich auf sich selbst zu konzentrieren, sich selbst zu schützen. Man kommt nach und nach aus der Schockstarre, aus der Paralyse heraus. Man atmet einfach ein bisschen auf, und nach einiger Zeit sieht man verschiedene Silberstreifen am Horizont, die man in der Phase des Bittens, Bettelns, Heulens und Klammerns gar nicht wahrnehmen konnte. Und zu guter Letzt merkt auch der Partner, dass er seine Spielchen nicht mehr mit einem spielen kann. Ich denke sogar, dass der spielsüchtige Partner unser Loslassen braucht, um sich - befreit von den Vorwürfen etc. - auf den Weg machen zu können. Kann ich das alles schon? Weit gefehlt. Aber ich komme dahin. Und du auch.

Alles Liebe
Maikäfer
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Re: Trennung oder letzte Chance?
#12: 23.06.2024 08:56:43
Moin,

Lieber Fred, von Dir habe ich genau diese Antwort erwartet! Nach lange Einlesen in die Threads hätte es mir doch sehr gewundert, wenn Du für eine letzte Chance plädierst  ;) Aber auch diese kurzen und klaren Worte sind so wertvoll!
Das mag vielleicht so aussehen. Leider ist es nur eine Konsequenz der letzten Beiträge.
Aus eigenen und gelernten Erfahrungswerten gibt es bestimmte Schwellen,
wo man genau weiß, "der ist noch nicht so weit".

Bei dem was du von "deinem Spieler" so berichtest, ist es halt meine Überzeugung.
Ich selbst habe ja 30 Jahre lang meine "liebsten" ähnlich behandelt.

Ich glaub die meisten hier, die endgültig ihr Leben umgekrempelt haben und heute abstinent sind,
sind noch mit dem jeweils "letzten" Partner zusammen.

Irgendwann kommt man als Spieler vermutlich an einem Punkt, an dem auch der Kopf wirklich begreift was los ist.
Das ist dann das Ende aller Worte und Versprechen. Dann zählt nur noch das eigene Handeln.

Da der Werdegang der allermeisten Spieler sehr ähnlich abläuft, wiederholt sich das "Spielchen" leider immer wieder.
Meist kann man aus eigener Erfahrung heraus ableiten, wie sich eine Situation entwickeln wird. Zumindest mit
sehr hoher Wahrscheinlichkeit.

Aus diesem "Wissen" heraus ist dann meine "Empfehlung" entstanden.
Mitnichten eine generelle Einstellung von mir. Ganz im Gegenteil.

Keine Haus, keine Kinder, keine Schulden, keine größeren gemeinsamen Verpflichtungen.
Noch wäre der Absprung "leicht". Rein technisch gesehen.
Also warum solltest du dir die nächsten 10-20 Jahre "Lebenskatastrophe" antun wollen ?

Aber letzten Endes musst du aus der Summe an Informationen deine eigenen Entscheidungen treffen.
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Re: Trennung oder letzte Chance?
#13: 30.06.2024 22:35:02
Guten Abend zusammen,

entschuldigt, dass ich mich lange nicht mehr gemeldet habe.
Ich habe einen "Informations- und Ratschläge-Stopp" benötigt, um mich zu sortieren und eine Entscheidung zu treffen, mit der ich zurecht komme.

Zuletzt kam verstärkend hinzu, dass ihn seine Familie beschuldigt hat, letzten Sommer die Sparbücher seiner kleinen Neffen entwendet und geplündert zu haben. Das kam wohl erst jetzt raus, da die Familie erst gemerkt hat, dass diese fehlen und sich an die Bank gewendet hat.

Als ich ihn damit konfrontiert habe, dass das zeitlich zu seinem Jobverlust passt, hat er abgeblockt und gesagt, dass er das nicht war. Meine Bedenken blieben natürlich.

Trotz dem Herzschmerz und den überwältigenden Gefühlen, habe ich den Absprung geschafft! Wir haben den Plan, wie bereits beschrieben, durchgezogen.
Ich habe mein Auto und er keinen Zutritt zur Wohnung. Aus der Stadt bin ich auch verschwunden.
Als wir seine Sachen bereits gepackt hatten und im Keller seine Briefe holen wollten, fiel mir noch eine Tüte ins Auge. In dieser waren weitere Schreiben und ganz unten diese blöden Sparbücher. Er hat letzten Sommer über 5.000 Euro von diesen abgehoben.

Das war dann das letzte Zeichen des Universums, dass er aus meinem Leben verschwinden muss!

Heute haben wir das Auto, welches er vermüllt hat, entrümpelt.
Neben 4 Mülltüten haben wir eine halbe Einkaufstasche (meist ungeöffneter) Briefe rausgeholt.
Mal wieder diverse Schreiben von Rechtsanwälten, Inkassounternehmen, Kreditunternehmen, seiner Bank und diese eine Vorladung von der Polizei im Ermittlungsverfahren wegen Diebstahl....
In dem ganzen Papierchaos fand ich ein polizeiliches Führungszeugnis. Was soll ich sagen: Mein Ex-Freund ist ein verurteilter Straftäter....

Gestern habe ich befürchtet, dass sobald der Druck abfällt meine Welt in sich zusammenfällt. Ist sie nicht. Keine einzige Träne. Heute das Gleiche.
Die Funde der letzten Tage haben mich in meiner Entscheidung nur bestärkt.

Da ich nach einer schriftlichen Erklärung seine Nummer blockiert habe, hat er mich per Mail bombardiert. Und hat.. ÜBERRASCHUNG.... alles abgestritten. Dann ging es über in emotionale Erpressung (hilf mir, mir geht es nicht gut, ich kollabiere, ich tue mir etwas an.....). Heute dann eine andere Strategie: Er hat die Anmeldung auf den Datingseiten zugegeben. Scheinbar war er aber nie unter seinem Namen angemeldet und mit falschen Bildern. Er hätte Komplexe gehabt und wollte damit sein Selbstwertgefühl aufpolieren. Fremdgegangen sei er nie... Ob das nun stimmt oder nicht, ist mir egal.
Zu seinen Eltern will er nicht (er traut sich bestimmt nicht) und ist scheinbar irgendwo auf der Straße.
Im Großen und Ganzen lässt mich das alles kalt. Das Wetter war bloß gestern sehr bescheiden, sodass ich innerlich hoffe, dass er irgendwo Unterschlupf gefunden hat.

Auf seine Nahrichten hab ich kaum reagiert und ihm nochmal erklärt, dass er jetzt für sich selbst verantwortlich ist. Ich bin kann und werde mich nicht mehr um seine Probleme und Angelegenheiten kümmern.
Außerdem habe ich ihm geraten dringend eine Beratungsstelle aufzusuchen. Vielleicht bringt ihn seine aktuelle Situation endlich zum Nachdenken.
Er schreibt immer wieder, er will reden. - ich aber nicht! Er hatte jahrelang Zeit zum Reden und für Erklärungen. Jetzt will ich es nicht mehr hören.

Eine zweite Chance schließe ich absolut aus. Die Liste ist in den letzten Tagen immer länger geworden. Er hat leider sein Leben überhaupt gar nicht im Griff und hat sich in den letzten Jahren noch tiefer in die Scheiße geritten. Hier ist wohl nicht nur die Spielsucht das Problem...

Ich fühle mich absolut erleichtert, werde allerdings sicher lange brauchen, um diese Beziehung zu verarbeiten. Vielleicht wäre für mich eine Therapie sinnvoll. Ob ich eine brauche werden sicher die nächsten Wochen und Monate zeigen.
Zunächst muss ich meine emotionale Abhängigkeit und die Angst vor dem "Alleinesein" überwinden. Und dann? - Dann beginne ich wieder zu leben!

Liebe Grüße an alle
Anna

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Re: Trennung oder letzte Chance?
#14: 30.06.2024 23:00:34
Anna94,

du hast dich ja damit auseinandergesetzt und gehofft er würde von selbst alles offen legen.
So kam es nicht und die Gewissheit hinter seinem geheimen Leben hast du von ganz alleine gefunden.
Es könnte nun auch führ ihn eine Chance bedeuten, irgendetwas tun zu müssen.
Emotionale Erpressung ist das aller Letzte , einen eigentlichen Hilferuf so zu missbrauchen.
Welchen Weg er nun auch immer geht, seine eigene Last sollte er niemals mehr von anderen abhängig machen.
Und mir es es absolut bewusst in was für eine Situation ein path. Spieler sich befinden könnte.

Du hattest keine andere Wahl und wärst nur mit unter gegangen.
Es wäre nie ein Zauberer gekommen und hätte mit einem Zauberspruch alles wieder gut gemacht.
Ihm bleibt zu wünschen wieder in eine gute Bahn zu kommen, zu gesunden und dann einiges wieder gutmachen zu können. 
Er bedarf natürlich auch an Hilfe und du konntest sie ihm nicht geben...weil er dir keine Chance dazu gab! 

..also Anna...husch, husch ..die Leiter wieder hoch.
Und du hast ja geschrieben bei Bedarf dir Hilfe zu holen, die sicherlich auch da wäre.

Liebe Grüße
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