Moin Spitalshexe,
auch von mir ein herzliches willkommen. Mir sträubt sich das immer, wenn ich das den Angehörigen schreibe, aber nun gut, so ist die Etikette.
( Mein Beileid, schade das Du hier sein musst, würde ich schreiben )
Ich selbst habe über 30 Jahre gespielt. Nix und niemand hätte mich daraus geholt, außer eben ich selbst, mit allen möglichen Unterstützungen.
Jacky schrieb Dir ja nun einiges. Seine Hinweise zeigen Dir auch auf, dass Du im Grunde genommen genauso machtlos bist, wie Dein Partner ggü. dem Spiel.
Du kannst machen was Du willst, er ist dran was zu ändern, nicht Du.
So wie Du Dich auf alles vorbereitest, informierst ist ja gut. Aus seiner Sicht bist Du ihm schon Schritte hinsichtlich der Suchtbearbeitung voraus.
Daher ist Dein Verhalten und Bemühen aller Ehre wert, dennoch solltest Du Dir im klaren sein, dass das auch viele Gefahren birgt. z.B. Enttäuschung von Deiner Seite aus. Du machst Dich auf den Weg, er nicht. Er ist psychisch krank, Du rennst zum Psychologen. Ich denke, Du weißt worauf ich hinaus will.
Aber wie, ohne ihm alles abzunehmen.
Genau, das geht eben nicht. Was es noch schwerer macht. Ich persönlich frage mich, warum Ihr bei seinen Erstgespräch zusammen hingeht.
Er schämt sich, Du hoffst weil er Dich massiv belogen hat, ich hoffe, das er nicht die Hälfte weggelassen hat. Ich habe mich wegen vielen anderen Dingen rund um die Sucht geschämt, einschließlich wegen der Sucht selbst.
Wenn Du jetzt daneben sitzt, ich weiß nicht so recht. Gut müsst Ihr selber wissen.
Gut finde ich, dass Du noch nicht mit Konsequenzen gedroht hast, die Du eh nicht einhalten wirst. Die solltest Du erst aussprechen, wenn Du auch bereit bist sie zu tragen. Ihr seit seit einem Jahr zusammen, nach 5 Monaten kam es raus. Okay.
Da war die neue Liebe ja sehr groß, wenn er es solange geschafft hat es vor Dir zu verheimlichen.
Ich weiß, ein fieser Satz, doch Du schreibst hier, nicht er. Daher einen Satz zu Dir persönlich:
Du schaust nur auf ihn, nicht auf Dich. Spul mal zurück. Mache Dir Gedanken was Du willst, was Du für Ziele hast, was Du an Deinen Partner für Erwartungen stellst. So bekommst Du einen klareren Blick auf die Dinge, vielleicht wird Dir dann auch eher bewusst, wie weit Du überhaupt zu gehen bereit bist, die Formulierung Deiner Konsequenzen. Krankheit hin oder her.
Die Spielsucht bleibt für immer, deswegen ist m.E. nach, wichtig zu schauen, was ihn in die Spielsucht trieb. Was ihn daran festhalten lässt, Was er nicht aushalten kann ? Alles Dinge wo Du so überhaupt keinen Einfluss drauf hast oder hattest. Vor allen Dingen sehr schwierig zu finden. Bei mir war das ein jahrelanger Prozess. Der vielleicht auch nie gelöst hätte können. Ich bin so froh, dass ich das hinbekommen habe, ohne heute gegen irgendetwas anzukämpfen.
Ohne meine Sucht würde ich mich heute selbst nicht verstehen. Wenn ich nicht in der Sucht gelandet wäre, hätte ich mich bis zum bitteren Ende aushalten müssen, selbst nicht verstanden, unruhig, unsicher und hätte irgendein Leben geführt, ohne mich persönlich damit zu identifizieren, geschweige in meiner Verantwortung gelebt. Nur gemerkt hätte ich es nicht, weil ich ja immer so gedacht, empfunden und verhalten habe.
Daraus zu kommen, das ist nicht so ganz einfach, aber es geht.
Lieben Gruß
André