Vielen Dank für deine Antwort Andre.
Du bist jemand, der aus sehr viel Erfahrung spricht und jedes Wort reiflich überlegt.
Eine gute Kombination und Hilfe für Menschen, die sozusagen NEU sind. Oder vielleicht nicht neu, sondern BEWUSST NEU, reingeschlittert sind. Vorher war es ihnen also noch NICHT bewusst.
Denn erst jetzt nach meinen dritten Kontrollverlust ist mir zum ersten Mal der Gedanke gekommen, spielsüchtig zu sein. Es ist mir auch Gott sei Dank ins Bewusstsein gerutscht.
Jetzt aber zu deinem Gedankengang.
Ich sehe den Wein nicht als Schuldigen oder Ausweg, zu dem was ich 3x getan habe. Das wäre wirklich zu einfach.
Der Wein oder überhaupt der Alkohol ist ein Verstärker,so wie fast jede andere Droge auch, nicht mehr und nicht weniger.
Ich habe auch nicht 10 Sekunden nachgedacht und meine Handlungen hinterfragt. Ich denke permanent darüber nach, seitdem es das dritte Mal passiert ist, also ein Dauerzustand seit 5 Tagen ist (...und er wird auch permanent anhalten).
Ich habe auch seitdem diverse Beiträge zusätzlich gelesen und das Suchtverhalten anderer mit meinen parallel gesetzt. Ich denke, dass es den EINEN spielsüchtigen Spieler nicht gibt.
Es gibt kein schwarz und kein weiß bei Spielsüchtigen. Dazwischen sind viele Grautöne.
Der eine bekommt z.B. feuchte Finger, wenn er schon 1 Tag nicht an einem Automaten spielen konnte. Der andere spielt 1x Jahr und dazwischen passiert gar nichts. Der eine ist nüchtern genauso ein Zocker wie betrunken, der andere nur wenn er extrem besoffen ist.
Der eine kennt keine Gnade und belügt Gott und die Welt, um an Geld zu kommen, um weiter zocken zu können, der andere verzockt (nur) das Geld, auf das er nicht angewiesen ist.
Und diese beiden Extreme in den gleichen Topf zu werfen, finde ich sehr gewagt und fraglich. Und alles was dazwischen liegt, sollte in meinen Augen auch individuell betrachtet werden.
Vielleicht sind aber auch alle Typen gleich und differenzieren sich nur im Zeitraum der Betrachtung?
Der eine ist also erst am Anfang seiner Abwärtskarriere, der andere mittendrin, und der letzte schon fast an seinem Ende.
Du schreibst, woher kommt im Rausch meine Verantwortungslosigkeit meiner Familie gegenüber.
Ich schäme mich, was ich getan habe und daran wird sich nichts ändern. Das ist eingebrannt wie das Mal auf einem Pferd eine Pferdezüchters.
Aber ist es verantwortungslos? In meinen Augen nicht. Meine Frau kann auch mit ihrem erarbeiteten Geld machen, was sie will. Und das tut sie auch.
Verantwortungslos wäre jetzt, wenn ich Geld verwette, welches ich und vor allem MEINE FAMILIE zum Überleben braucht. Dann würde ich dir 100 Prozent zustimmen. Ich habe einen Teil MEINES Ersparten verspielt. Das ist verdammt dumm und sehr töricht, aber wie gesagt, in meinen Augen nicht verantwortungslos.
Warum soll die Schutzregel nicht funktionieren? Warum ad absurdum?
Ich konsultiere einen Suchtberater, wenn ich nochmal Mist baue. Und das dann aus völliger Überzeugung.
Aber jetzt konsultiere ich noch keinen, und das auch aus völliger Überzeugung.
Ich bin mir zu 99.99 Prozent (100 Prozent sicher kann man sicher keiner Sache sein) sicher, dass es mir nicht mehr passieren wird. Und wenn ich mir einer Sache so sicher bin, dann habe ich mich selber bisher nie enttäuscht.
(Du denkst jetzt bestimmt, was war mit den zwei malen davor? Warum war es dir da noch nicht klar?
Da war es mir noch nicht bewusst:
Mir wäre nie in den Sinn gekommen, dass ich auch nur annähernd spielsüchtig sein könnte. Im Gegenteil, ich kann mich erinnern wie es war.
Ich wollte eigentlich immer nur meine Verluste wieder reinholen, die ich natürlich nur durch ein einziges dummes Tor, was sogar unfair fiel, oder beim Basketball der letzte würde zum Sieg daneben ging, verloren habe. Eigentlich habe ich ja richtig getippt, nur der dumme Zufall hat mir den Sieg genommen, beim nächsten Tipp werde ich natürlich wieder, da ich total bescheid weiß, gewinnen. Und mit dem Gewinn lade ich meine Familie zum Essen sein, wie toll ist das denn....So war eigentlich nach jeder verlorenen Wette mein Gedankengang.
Nach dem dritten Mal, ist aber sogar mir aufgefallen, dass es sich hierbei um eine Falle handelt, in die ich jedes Mal wieder reintappe.
Ich kann dieses Spiel nicht auf Dauer gewinnen, am Ende gewinnt immer die Bank, und das verletzte Ego möchte aber die Verluste immer wieder zurück haben, denn sonst fühlt man sich wie ein Loser. So war es zumindest bei mir. Und ich werde, da ich die Falle jetzt erkannt habe, nicht mehr reintappen. Den leckeren goldenglänzende Käse, sehe ich nicht mehr, ich sehe nur noch die schmerzende Falle dahinter, die zuklappt, wenn ich den Käse fressen will, und die Falle ist das ganze Konstrukt aus vielen Jahren Sportwettenerfahrung der Sportwettenseiten und ihrer hunderten von Buchmachern und Algorithmen, die mich kleinen Zwerg locker finanziell in die Knie zwingen. Der einzige Weg, diesen Bestien das Geld nicht in den Rachen zu werfen, ist aufzuhören mit Spielen. Und dieses Bild oder diese Technik habe ich, wie auch seit über 10 Jahren als Nichtraucher, so tief in mein Gehirn gebrannt, dass es nicht mehr entfernt werden kann. ) Eine Art Gegengehirnwäsche. Wie dumm muss ich also jetzt noch sein, nach den ganzen neuen Erkenntnissen und neuen Wahrheiten, diesen Menschen, die davon leben mir das Geld auf diese traurige Art und Weise aus der Tasche zu ziehen, weiter zu wetten.)
Falls es trotz meiner Überzeugung dennoch passieren sollte, wovon ich nicht mehr ausgehe, werde ich, wie bereits gesagt, professionelle Hilfe holen.
Da du mich aber in deiner Antwort sehr energisch, schon fast aggressiv warnst, und aus vielen Jahren Erfahrung sprichst, lese ich eigentlich in jeder Zeile nur raus:
Junge, mach einfach keine Dummheiten, sei klüger als die anderen, denen es am Anfang genauso erging wie dir und trotz Warnung trotzdem in den Sog der Zocksucht reingeschlittert sind. Hol dir also schleunigst Hilfe bevor du noch mehr Scheiße baust.
Dafür danke ich dir sehr, denn das sagt mir mit noch mehr Vorsicht und Wachsamkeit diesem ganzen Konstrukt der klugen Spielanbieter, Werbungen usw. entgegenzuwirken.
Und mir auch auf jeden Fall prof. Hilfe suchen werde, wenn ich es alleine nicht schaffe.
Mich würde sehr stark interessieren, wie du und oder alle, die dies lesen daraus gekommen bist (sind) und ob du hin und wieder geistige Rückschläge hast und wie du dagegen vorgehst, bevor du wirklich wieder spielen solltest.
PS: danke für den Tipp mit der Sperre, ich habe mich gerade sperren lassen.