Hallo liebes Tagebuch und liebe Mitleser
wenn man Tagebuch schreibt dann fängt man immer damit an zu schreiben,wie es einem geht: mir geht es gemischt, würde ich sagen.
Einerseits bin ich zufrieden, ich habe viel Arbeit, die mir Spaß macht, gehe gleich das erste mal wieder draußen Tennisspielen und war am Wochenende schön mit dem kleinen CabrioFlitzer auf der Rundtour bei sonnigen 7 Grad, bibber. Viel mehr kann man in diesen Zeiten ja nicht erwarten.
So und nun ist immer die Frage, darf man auf dem Niveau überhaupt noch andere Gefühle haben, als Zufriedenheit? Das fällt mir immer schwer, ich drücke dann die schlechten Gefühle weg, weil ich denke, man es geht Dir doch gut.
Aber emotional geht es mir manchmal eben nicht so gut, mir fehlt der Austausch mit meinen engsten Freunden, mir fehlt Geselligkeit und mir fehlt meine zweite Heimat Italien.... und all das darf ich empfinden oder?
Letzte Woche war ich wieder in der Therapie, eine anstrengende Sitzung, es ging um SelbstAttribution (
https://www.pschyrembel.de/Selbstattribution/P04V1) .
Bedeutet wie gehe ich mit mir selbst um, hier ein Beispiel was für Typen es gibt: zwei Schüler treffen sich auf dem Schulhof und haben beide eine 6 und eine 1 im Zeugnis: der 1. sagt bei der 6 " Menno, die Lehrerin ist aber auch so gemein zu mir" der andere Schüler sagt " oh, da habe ich mich wohl nicht genug angestrengt". Nun die 1 der eine sagt: " wusste ich doch, ich bin der Beste und kann alles" der andere sagt " oh, da hatte ich aber Glück bei den Aufgaben"
So unterschiedlich kann eben Wahrnehmung sein.
Ich neige oft dazu, immer die Schuld, wenn Dinge falsch laufen, vor allem in emotionalen Dingen, bei mir zu suchen, wenn mir aber Gutes widerfährt, dann sehe ich oft nicht, was ich selbst auch dafür geleistet habe.
Ich frage mich, woher das kommt, warum habe ich mich so entwickelt?
Ich glaube das liegt daran, dass ich mich immer gekümmert habe, durch die Alkoholkrankheit meiner Mutter war ich früh darauf angewiesen alles selbst zu machen und den Schein zu wahren, ich glaube das hat bei mir, obwohl ich das immer wieder abstreite, Spuren hinterlassen.
Ich habe mich erst vor wenigen Jahre endgültig von meiner Mutter innerlich distanziert und aufgehört mich um Sie zu Sorgen. Jetzt merke ich langsam, wie gut das getan hat und wie unglaublich wichtig das auch war.
Ich glaube nicht, dass ich mich noch grundsätzlich ändern kann, aber ich werde weiter versuchen mich kennen zu lernen....und meine Selbstattribution mehr beobachten.
oh, das ist jetzt lang geworden...
Dennoch noch ein Episode aus dem Bereich Spielsucht:
Also ich bin spielfrei, denke auch fast nie daran.
Vor einigen Tagen war ich an der Tankstelle, vor mir war ein älterer erkennbarer armer Alkoholiker, der sich eine Flasche Vodka kaufen wollte ( nie verstanden warum die den teuren Alk in der Tanke holen anstatt im Supermarkt) naja und er hatte dann nur noch Geld für so eine kleine Flasche.
Ich hab ihm dann hinterhergeschaut und gedacht, man armer Kerl, lass Dir doch helfen, das ist doch kein Leben
Und dann wie ein Blitz, habe ich mich selbst gesehen wie ich noch vor 492 Tagen an dieser Tankstelle ein von diesen Wertmarken für Internet gekauft habe, nur um dann schnell heimzufahren und die 50 Euro vermutlich in 4 Minuten in einem Online Casino zu verspielen.
Ich bin so froh, dass ich mir Hilfe genommen habe und ich werde auch weiter jeden Tag darum kämpfen, nie wieder an dieser Tanke mit diesem Gefühl von Sucht zu stehen.
Danke für Zuhören und allen einen sonnigen schönen Tag.
Eure Medea