Ja, ich war gestern auch verwundert beim Anblick einer weggeworfenen Gesichtsmaske, die in einem Busch neben der Tankstelle flatterte - vor zwei Wochen noch undenkbar, ein kostbares Gut. Kein Vorsatz hält ewig, die Zeit nimmt den Schrecken. Bequemlichkeit siegt am Ende doch über jede selbstauferlegte Unannehmlichkeit.
Es erinnerte mich aber zumindest daran, meine knallbunte, von meiner Schwiegermutter selbstgenähte, Maske aufzusetzen, bevor ich die Tankstelle betrat.
Bei Kaufland gab es vor einer Woche zum ersten Mal wieder Klopapier, wo man noch vor einem Monat nichtmal davor zurückschreckte, einfach das Mehl aus meinem Einkaufswagen zu nehmen.
Einige Kassierer tragen hinter den Scheiben keine Handschuhe und Gesichtsmasken mehr.
Letztens hätte mich fast ein Ford Ka überfahren. Kommt vor, aber schon irgendwie peinlich, war da wohl etwas in Gedanken. Morgens muß ich beim Überqueren der Straße wohl wieder genauer gucken, nicht nur aus dem Augenwinkel, der Berufsverkehr nimmt wieder zu.
Auch wenn offiziell immernoch gilt "Wer kann, soll von zu Hause arbeiten", wurden von einer Zimmerei überall 'Spuckschütze' und Desinfektionsmittelspender aufgestellt. Man sieht jetzt auf der Arbeit wieder den ein oder anderen, der seit Wochen nicht mehr da war.
Die Leute haben es satt, das Leben scheint wieder auf Normalbetrieb zu schalten. Ich hingegen hatte mich irgendwie an dieses surreale Utopia da draußen gewöhnt.