Magst du mir erzählen wie dein Geldmanagement ausgesehen hat?
Das möchte ich dir gern erklären.
Ich bat meine Frau, meine EC- & Kreditkarten in Verwahrung zu nehmen. Vor allem bat ich sie, mir diese egal was ich ihr sagen würde, nicht vor Ablauf von 2 Jahren zurückzugeben. Meine Firmenkreditkarte mit der keine Bargeldabhebungen möglich sind konnte ich zum Tanken behalten.
Bargeld hob sie sowieso nur in Supermärkten bzw. am Automaten ab.
Zusätzlich bat ich sie darum, für alles was sie mir an Bargeld gab immer zeitnah einen Beleg zu fordern.
Als ehemaliger Unternehmer war das schon ein gravierender Einschnitt in mein Leben. Beim Einkaufen zog sie meine EC-Karte aus ihrer Geldbörse, gab sie mir zum Bezahlen und steckte sie wieder ein. Ein bisschen demütigend war das schon für mich. Aber mein eigener Wunsch. Mein Ziel war mir wichtiger als irgendwelche Animositäten.
Meine Frau musste übrigens nie nach einem Beleg fragen. Alles was ich an Bargeld ausgab dokumentierte ich umgehend bis auf den letzten Cent. Es gab nie die Notwendigkeit ein „Lücke“ zu erklären.
Online Zugang zu unserem gemeinsamen Konto richtete ich ihr ein. Ehrlich gesagt hat sie das aber nie kontrolliert.
Sie musste auch nie fragen, wo, wann und warum ich irgendwo unterwegs war, weil ich es ihr vorher sagte, bei Verspätungen / Verkehrsstau etc. umgehen informierte und mich immer an gesagte Zeiten hielt. Im übrigen reduzierte ich praktisch alle unnötigen aushäusigen Kontakte.
( Als Automatenspieler war ich halt oft einfach „weg“ und nicht erreichbar. )
Nach einem Jahr gab sie mir ungefragt meine EC Karte zurück. Sie sagte, dass ich damit jetzt umgehen könne.
Das ist kein Allheilmittel und vielleicht auch nicht für jeden geeignet, aber für mich war es eine unglaubliche Hilfe, weil es jeden spontanen Besuch einer Spielhalle unterdrückte. Absolut ohne finanzielle Mittel und ohne „freie Zeit“ war da auch kein Reiz bei mir. Somit fiel es mir im nachhinein gesehen relativ „leicht“ aufzuhören. Vielleicht aber auch nur weil ich es einfach wollte.
Genauso hilft mir eine Eintragung in dieses OASIS Sperrsystem. Es verhindert einfach die Chance, dass mich beim Autofahren der „Spiel-Teufel“ holt und mich an einer Spielhalle anhalten lässt. Denn ganz ehrlich, 100% ausschließen kann man das nie. Auch nicht nach 8 Jahren problemloser Abstinenz und der absoluten Gewissheit nie wieder zu spielen.
Schulden sind seit kurzer Zeit abgetragen. Und es macht stolz zu wissen, wenigstens alles was ich verbockt habe auch selbst wieder geradegebogen zu haben. Auch wenn ich für Zinsen, Mahn- und Vollstreckungskosten alleine geschätzt schon einen Oberklasse-PKW hätte kaufen können.
Zerstörtes Vertrauen bei den Angehörigen braucht auch viele Jahre um sich wieder zu regenerieren. Sowas sind Emotionen die einfach immer mal wieder hochkommen. Heute noch hat meine Frau manchmal ein „komisches Gefühl“ wenn viel Bargeld „herumliegt“ oder ich Kleingeld in der Tasche habe. Das sind Dinge die an die Vergangenheit erinnern.
Aber auch heute noch gibt es keinen Zeitraum wo ich einfach nur „weg“ bin und niemand weiß wohin. Das bin ich meiner Frau einfach schuldig und für mich es absolut normal geworden.
In einer stationäre Therapie, die ich bereits 1995 machte, aber nicht wirklich nutzte, waren die stoffgebundenen Drogensüchtigen einhellig der Meinung, sie seien lieber drogensüchtig als spielsüchtig.
Die "Krankheit" ist einfach "Scheiße" - unterschätze das nicht.
Und halte im Hinterkopf, dass wir eigentlich immer Herr unserer Sinne sind und uns nicht mit Rausch oder sonstiger Geistesabwesenheit herausreden können.
Soll heißen, "das hab ich nur gemacht weil ich spielsüchtig" bin gibt es so gesehen nicht. Wenn wir "bescheißen, lügen und betrügen" machen wir das in vollem Bewusstsein. Auch wenn oftmals fraglich ist, was für ein "Bewusstsein" das nur sein soll ...
So liebe Lotus, du siehst das Thema ist komplex !