Spielsucht Soforthilfe Forum (SSF)

Spieler & Angehörige => Angehörige => Thema gestartet von: JJ am 19.10.2021 08:40:28

Titel: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: JJ am 19.10.2021 08:40:28
Hallo,

so, ich glaube nun gab es bei uns den ersten kleinen Durchbruch. Mein Mann kam gestern von seiner ersten "Therapie"-Stunde von der Caritas nach Hause. Ich gebe zu, ich hatte nicht viel mehr erwartet als das, was ich die letzten 3 Wochen so gehört hatte: "Ich werde einfach nicht mehr spielen!!" Ich konnte das schon nicht mehr hören. Weil es mir viel zu oberflächlich und trivial geklungen hat. Genauso, wie alles andere in unserem Leben angeblich immer ganz einfach und ganz toll ist......
Hatte also nicht viel erwartet. Aber da kam mein Mann nach Hause mit einem mir völlig unbekannten Gesichtsausdruck. Die Therapeutin hat ihm wohl wirklich mal den Spiegel vorgehalten und irgendwas scheint bei ihm angekommen zu sein. Die Punkte, die er mit erzählt hat, waren für mich irgendwie alle nicht neu. Für ihn ist aber anscheinend der Groschen gefallen. Krass!! Und das in der ersten Stunde!! Er hat gecheckt, dass da tief in ihm drin noch irgendetwas ist, was dringend angeschaut werden will. Bisher hat er die kleine Stimme, die da von innen kam, immer mit oberflächlichem Optimismus weggewischt. (Alles ist immer gut!! Und alles ist immer toll!! Und er will zufällig immer genau das gleiche, das auch ich will!!)
Jetzt hat er gestern die Angst geäußert, dass da ein riesiges Arschloch/ein riesiger Egoist zum Vorschein kommt, wenn er da hinschaut. Ich glaube nicht, dass eine kleine Stimme von innen ein Arschloch sein kann. Eine kleine Stimme von innen hat einfach Bedürfnisse/Wünsche und will gehört werden: mehr Freiheit, mehr Ruhe oder mehr Nähe und Geborgenheit. Das einfach zu wünschen macht kein Arschloch aus. Ein Arschloch ist das, was sich obendrüber legt, wenn man nicht lernt mit seiner inneren Stimme gut umzugehen.
So ist es zumindest aus meiner Perspektive.
Ich bin gespannt, was da so passiert die nächsten Monate. Bin sicher, das wird ein sehr langer Prozess werden!!
Auf jeden Fall startet bei uns jetzt ein Weg. Daher der neue Thread.
Und ich weiß, es ist SEIN Weg. Aber trotzdem ein bisschen doch auch meiner, oder?

Ich danke Euch allen für alles, was ich hier bisher lesen durfte. Ich habe es tief eingeatmet und es gibt mir ganz viel Kraft!!!

JJ
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: Andre12 am 19.10.2021 09:39:26
Moin JJ,

Vielen Dank für Deine Infos. Hört sich doch erstmal gut an, denn Du bist ja auch diejenige die eine Veränderung seiner Ansichten und Aussagen am ehesten beurteilen oder bewerten kann. Ich wollte erst den mahnenden Finger heben, aber nur weil ich von mir selbst ausgehe. Ich nach meinem ersten Besuch der ATS - Betreuerin noch gar nix begriffen hatte.  Aber diese angedeutete Selbstreflexion Deines Mannes , ist weiter als ich es nach einem Jahr war . Die Caritas haben wohl ein festes Programm, mit Fragen die gestellt werden, mit Anregungen die mich damals sicherlich auch eher in eine andere Richtung schauen lassen hätten. ( oder ich habe es einfach nicht gehört…  )
Bin gespannt was Du weiter berichtest. Und ja es ist auch ein Stück weit Dein Weg, denn Du bist ja an seiner Seite , Du bist ja mittendrin im Geschehen und Du bist im Spielsuchtforum , Du bist hier …

Lg
André
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: JJ am 19.10.2021 12:35:56
Stimmt, André: Ich bin hier. Nicht er.
Hat mich in der ersten Woche tatsächlich viel Grübelei gekostet: Ist das ihm gegenüber fair, dass ich hier bin und nicht er? Braucht er die Hilfe nicht viel dringender?? Soll ich mich ausklinken und ihm das Forum überlassen?
Die meiste Zeit wollte ich das nicht, ihm das Forum zu überlassen. Parallel im gleichen Forum schreiben, kann ich mir beim besten Willen auch nicht vorstellen. An einem Tag, hab ich ihm tatsächlich gesagt "Okay, vielleicht bekommst du es. Ich denke drüber nach!" Am nächsten Tag kam mein Egoismus wieder durch!! :D
"Das ist MEIN Forum und ich geb es nicht her!!!"
Klingt alles wie der Streit um den Teddybären. Ist aber ernst!! Wenn er es verkackt (wieder spielt) und ich die Geraschte bin, dann schreib ich mir hier die Seele aus dem Leib und dann könnt ihr schauen, wie ihr mich wieder auffangt!! So ist das nämlich!!!

Und schaut mal alle her!! Genau mit meiner heutigen ersten Nachricht habe ich die 10 Beiträge durchbrochen und bin kein Junior-Mitglied mehr. Sondern ein vollwertiges Mitglied.  8)

Liebe Grüße
JJ
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: Fred am 19.10.2021 18:45:31
"Das ist MEIN Forum und ich geb es nicht her!!!"

Nichts anderes hätte ich gelten lassen ...   8)
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: amTiefpunkt am 19.10.2021 23:26:39
Hallo JJ,

schöner Beitrag von dir! Ob es tatsächlich euer Weg wird, wird die Zukunft zeigen, ich wünsche es Dir jedenfalls. Wenn er es anpackt, gibt es eine Chance für euch. Falls es sich hier nur um ein Strohfeuer handelt oder um eine neue spielerische Glanzleistung, dann beginne bitte deinen Weg!
Schön, dass du hier bist, in deinem Forum!  8)

aT
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: Jacky1 am 20.10.2021 23:06:25
Hallo JJ,

Du gehst diesen Weg mit ihm gemeinsam aber mit dem Wissen wie es weiter gehen könnte.
Äußerst selten kam es vor, dass eine Angehörige sich quasi so ins Zeug legte hier.
Du hast einige Tagebücher gelesen und noch viel mehr, hast gefragt und Antworten gesucht.
So scheinst Du zukünftig ja gut gerüstet und hast für immer einen festen Platz hier gefunden.

Und egal ob ein Funkeln in Deinen Augen so hell erleuchtet... bevor event. das kleine rote Birnchen wieder einmal durchbrennt.
Du kannst ihm ein guter Halt sein...ich weiß das und habe es ja selbst in meiner Welt erleben dürfen.
Und nicht Du wirst es sein, die vielleicht einmal loslässt, sondern er...im Falle Dich nie gehalten zu haben.
Es ist eine Chance für Euch beide ....
...ansonsten aber...alles nur für Dich!

Liebe Grüße
 

 
 
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: JJ am 30.11.2021 15:46:22
Letzte Woche voll in Panik geraten, als mein Mann auf die Idee kam, sein verzocktes Geld über Anwalt von dem Glücksspielanbieter zurückzuklagen. Oh mann.

Da hatte ich echt gedacht, seelisch wieder ganz gut im Lot zu sein.... und dann sagt er zwei Sätze und in mir bricht die volle Panik aus. Das ganze Paket kam auf einmal hoch. Ich hatte einfach nur noch das Gefühl zu fallen und zu fallen. Während meine Gedanken sich unendlich gedreht haben. Ich dachte, ich muß ihm den Beweis liefern, dass die Klagerei um so viel Geld gefährlich für ihn ist. Oder Artikel im Internet finden, die vor den Risiken warnen!! Und alles unter Zeitdruck!! Panik-Modus!!!!

Ich lag dann da 2 h!! Hab gewartet und gewartet bis es wieder besser wird. Irgendwann legt sich ja zum Glück die Panik!! Mir ist dann irgendwann die Idee gekommen, dass es keine Argumente braucht. Das Argument ist, dass ich die Klagerei nicht will und die Aufruhr und das Hoffen auf das fette Geld. Ich will es nicht. Ich will Ruhe von der gesamten Hoffnung auf fettes Geld. Ich will ein bodenständiges Leben führen und mit dem glücklich sein, was wir haben. Und ich wünsche mir aus ganzem Herzen, dass mein Mann das auch kann.

Die Bedeutung von "Hans im Glück" dachte ich ja schon immer, verstanden zu haben: "Dieser Hans ist süß", hatte ich immer gedacht "weil er ein bisschen blöd ist und nicht checkt, dass er am Ende immer weniger hat und deshalb dann trotzdem glücklich ist." Aber inzwischen bin ich mir sicher: Tatsächlich begriffen habe ich den Sinn des Märchens erst jetzt mit 45 Jahren. Hans ist nicht "dumm und trotzdem glücklich". Er ist wirklich zutiefst (!!) glücklich!!! Und er ist nicht dumm, sondern ist wirklich frei von all dem, was viele von uns so jagt: Geilheit auf Konsum, Geilheit auf Geld, Geilheit auf Besitz. Frei davon!!!
Je geiler auf Geld, desto ärmer bist Du am Ende!!!!

Zurück zu meinem Mann und seiner Klagerei. "Warum soll ich bitte nicht klagen, wenn man dabei gar kein Risiko eingeht?" - "Einfach weil ich es nicht möchte. Weil es mir Angst macht!!"

=> => => "Bitte klage das Geld nicht zurück. Einfach weil es mir Angst macht!!"

Das hat gereicht. Kein Argument. Kein Beleg. Meine Angst war Grund genug, es zu lassen. Das hat er mir gesagt. Versprochen.

Ich verlassen mich nun drauf, dass er sein Wort hält. Habe ihm auch gesagt, wenn er das nun hinter meinem Rücken macht, dann ist das kein "kleiner Ausrutscher", der mit seiner Sucht zu entschuldigen wäre. Das wäre ein absolutes No Go!!

Ich merke, dass ich ihm vertraue. Ob das gut ist, kann im Moment keiner wissen.

Ich vertraue ihm.
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: Fred am 30.11.2021 17:37:00
Zurück zu meinem Mann und seiner Klagerei. "Warum soll ich bitte nicht klagen, wenn man dabei gar kein Risiko eingeht?" - "Einfach weil ich es nicht möchte. Weil es mir Angst macht!!"

Der Weg wäre lang und am Ende wird der" Spieler" seiner Konsequenzen beraubt.
Zwei Faktoren die Gift für uns Suchtkranke sind.
Es muss nicht bei jedem so sein, aber mich würde die Chance auf ein s.g. "ChargeBack" völlig irre machen.
Zocken ohne Konsequenzen .. die Chance meines Lebens.
Prinzipbedingt kann sowas theoretisch sogar nach hinten losgehen.
Man stützt seine Forderung auf "illegales Glücksspiel"
Und illegales Glücksspiel ist ja nicht nur für den Anbieter strafbar, sondern auch für den Spieler.
Auch wenn es bisher nur sehr selten "verfolgt" wurde. Ich glaube ich kenne gar nur einen Fall davon.

Respekt für deinen Standpunkt:
Unabhängig der Finanzlage sich auf diese windigen Aktionen nicht einzulassen.

Du hast wirklich Format, JJ

ps.: Mit dem Vertrauen ist das so eine Sache ... lieber ein Mittelmaß mit gutem Menschenverstand.


Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: amTiefpunkt am 01.12.2021 08:51:57
Hallo JJ,

du bist wirklich äußerst bemerkenswert! Du hast einen Plan für deine bzw eure Zukunft, lässt dich nicht beirren in deim Tun. Du hast meinen größten Respekt dies alles zu meistern inklusive einem Spieler als Ehemann. Du formulierst klar deine Botschaften gegenüber deinem Mann und stehst ihm zur Seite - ganz großes Kino!
Die Rahmenbedingungen sind gesetzt, der Teppich ausgerollt, jetzt bleibt zu hoffen, dass er auf dem richtigen Weg bleibt. Ich hoffe, dein Vertrauen wird nicht mit Füßen getreten, aber dies wird die Zukunft ganz sicher zeigen. Wenn er dein Vertrauen mit seiner Abstinenz zurückzahlt, werdet ihr eine glückliche Zukunft haben, da bin ich ganz sicher. Missbraucht er es jedoch, so hoffe ich, dass du stark genug bist, dann auch deine Konsequenzen daraus zu ziehen....
Ich grüße Dich!
aT
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: JJ am 30.12.2021 20:54:27
Am 25.12. haben wir die ersten 100 Tage Abstinenz geschafft. So glaube ich zumindest!! (Das werde ich mein Leben lang dazu sagen müssen!!)
Krass, was das Leben für einen so bereit hält, denke ich mir jetzt so, wo sich das Jahr dem Ende neigt....
Ich schau zurück auf diese 100 Tage. Und auf das ganze Jahr. Ich bin nicht zerbrochen an dem, was mein Mann mir zugemutet hat. Ich hab dem Monster "Spielsucht" direkt ins Gesicht geblickt. Habe mich nicht vor Angst versteckt. Ich kann im Moment gut damit umgehen, dass mein Mann spielsüchtig ist.
Ich weiß, dass da noch weitere schlimme Zeiten auf mich zukommen können. Aber ich nehme mein Leben so wie es ist.
Die Herausforderungen, die das nächste Jahr bringen wird, werde ich hoffentlich auch bewältigen können.
Im Moment bin ich ausgesöhnt mit meinem Leben. Es geht mir wirklich gut.
Ich habe gestern auch sehr lange mit meinen Eltern gesprochen. In der Tiefe konnte ich das erst jetzt, wo ich die Vorfälle aus diesem Jahr für mich sortiert hatte. Die finanziellen Themen und die emotionalen für mich in die richtige Richtung gelenkt hatte.
Meine Eltern waren schon immer sehr bedacht darauf, sich Kapital und Besitz zu erarbeiten und anzusparen. Und so haben sie uns Kinder auch erzogen. Für meine Eltern war es glaube ich vor 2 Jahren noch schlimmer als für mich selbst, als die Spielsucht meines Mannes ans Tageslicht kam. Es hat ihnen fast das Herz zerrissen.
Vor 3 Monaten habe ich ihnen dann nur oberflächlich von dem Rückfall erzählt (der eigentlich kein Rückfall war, sondern ein konsequentes geplantes Weiterspielen nach kurzer Unterbrechung). Jetzt nach diesen 100 abstinenten Tagen konnte ich ihnen erzählen wie es mir geht, was sich da alles zugetragen hat und wie perfide mein Mann mich hintergangen hatte. Und ihnen gleichzeitig anscheinend überzeugend klarmachen, dass es mir trotz allem gut geht.
Für sie eine erstaunliche Erkenntnis. Aber sie haben mir tatsächlich ihren elterlichen Respekt ausgesprochen dafür, wie ich damit umgehe. Für mich ist das ein riesiger Wert. Schon immer war mir das total wichtig, mit meinen Eltern im Reinen zu sein. Und so sind wir das nun wieder nach diversen Flaschen Rotwein und innigen Gesprächen.
Ich freue mich jetzt, wieder bei meinem Mann zu sein. Und zwar physisch wieder zurück nach meiner Reise UND seelisch wieder zurück nach unseren 100 Tagen.
Auch wenn ich Silvester noch nie mochte (wer weiß, wann man doch mal beim Sprung vom einen in den anderen Kalender abstürzt und verloren geht!!).... das neue Jahr darf für mich jetzt kommen. Ich bin bereit!!

Ich wünsche Euch allen ein gutes Rüberkommen ins Neue Jahr!!

JJ
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: JJ am 24.01.2022 12:24:57
So insgesamt betrachtet geht es mir gut. Das mal vorweg. Aber ich merke in den letzten Tagen sehr, dass man verletzlich wird, wenn man sein Herz wieder öffnet. Ich merke wieder, dass es wehtut, was mein Mann mit mir gemacht hat (das Lügen viel mehr als das Spielen!!).

Ich merke wie mein Herz sich wünscht, dass alles gut wird. Dass er wirklich ehrlich sein will. Und dass alles zwischen uns gerade echt ist. Mehr will ich gar nicht.

Die ersten Wochen der Abstinenz habe ich dauernd drauf gewartet, dass er mir irgendwann plötzlich beichtet "Ich habs getan. Ich hab gespielt!!" und dass es dann einfach darum geht, das wieder aufzuarbeiten und wieder den "richtigen" Weg weiter zu gehen.

Ein "Vorfall" wäre das dann, sagt er. Im Gegensatz zu einem "Rückfall", aus dem man es eben nicht herausschafft, sondern im Sumpf wieder steckenbleibt. Finde ich eine geniale Unterscheidung!!

Wenn es nur mal einen "Vorfall" gäbe, an dem ich sehen würde, dass er richtig (=> ehrlich) darauf reagiert.

Inzwischen bin ich mir ziemlich sicher, dass es bei ihm keine "Vorfälle" gibt. Er ist kein "im Affekt-"-Spieler, der auf dem Weg von der Arbeit nach Hause spontan eine Vollbremsung an der Spielhalle macht, wie ein Irrer das komplette Geld verzockt, danach noch neben den Automaten kotzt und danach jämmerlich weint.

Er ist der "strategische Spieler", sein Leben immer schön "im Griff", immer zusehen, dass das Konto nie ganz leer ist, alle Vorkehrungen treffen dass es die Partnerin nicht merkt, alles gut durchdacht und langfristig geplant. Hochintelligent. Und perfide.

"Und ist das jetzt gut oder schlecht?" hat er mich gefragt.
"Anders scheiße. Es erspart mir, jeden Tag das schlimmste zu befürchten. Zwischen Höhen und Tiefen gebeutelt zu werden. Ich komme zur Ruhe. Aber wenn es einen Rückfall gibt, dann aktiv geplant, mit vollem Vorsatz, und im vollen Wissen was er da tut. Im Gesetzt hat das auch einen Namen: die besondere Schwere der Schuld."

So ist das.

JJ
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: Fred am 24.01.2022 13:36:19
Inzwischen bin ich mir ziemlich sicher, dass es bei ihm keine "Vorfälle" gibt. Er ist kein "im Affekt-"-Spieler, der auf dem Weg von der Arbeit nach Hause spontan eine Vollbremsung an der Spielhalle macht, wie ein Irrer das komplette Geld verzockt, danach noch neben den Automaten kotzt und danach jämmerlich weint.

So 2-3 Kilometer vor meinem Haus gibt es eine Abzweigung. Dort musste ich abfahren, wenn ich in meine "Stammspielhalle" wollte.
Nicht nur einmal fuhr ich gegen meinen festen Willen, mit Tränen in den Augen dort ab und zur "Halle".
Spontan oder geplant, zocken machte immer "Spaß" ... am meisten "Spaß" machte es mir, wenn ich Zeit oder Geld hatte, was ich nicht rechtfertigen musste.
Wie ein König fühlte ich mich, wenn ich beides gleichzeitig hatte.

Auch wenn ich es beim "Augenlicht meiner Kinder" geschworen hatte,
habe ich in meinem Leben eines nie getan:  Einen "Vorfall" sofort bereichtet.
Ich habe nur "gepetzt", wenn die Spatzen es sowieso schon von den Dächern zwitscherten.

Das mit dem "Vorfall" ist so eine Sache.
Wenn jemand "einmalig" durch eine besondere Konstellation "rückfällig" wird, dies sofort  bearbeitet und die entsprechenden Maßnahmen einleitet, mag man von einem "Vorfall" sprechen. 2 oder 3 "Vorfälle" gehören schon nicht mehr dazu.
Dieses Wortspiel wird gern verwendet, weil es sich so schön "harmlos" anhört.
Genauso nennen einige ihre "Suchttherapie" gern "Reha" - klingt so gesund.
Dabei heißt Reha ja, den ursprünglichen Zustand wiederherstellen., Also wieder zum Suchtkranken werden ? Nee lieber nicht.

Spielt sowieso keine Rolle. Gezockt ist gezockt.

Ich kenne ( kannte ) so manchen, der von ersten Tag an damit kokketierte, dass  "Rückfälle" zur Sucht gehören.
Das ist wohl auch die offzielle Meinung. Ich für mich persönlich habe keinen Rück- oder Vorfall jemals auch nur angedacht.
In meinem Sprachschatz existiert es nicht. Für mich, für meine Abstinenz.

Manchmal kommt meine Frau auf dieses Thema und wahrheitsgemäß antworte ich ihr,
dass es jederzeit Rückfälle geben kann.
Irgendwie ist sie dann immer enttäuscht und beängstigt.
Habe es ihr oft erklärt, dass es nach besten Wissen und Gewissen bei mir nicht vorgesehen ist,
es aber nunmal die Realität in der Suchttherapie ist.

Ich habe auch in den ersten Tagen meiner "Abstinenz" im Forum laut herumposaunt, dass ich nie wieder spielen werde.
Sagt natürlich jeder, oder denkt es zumindest. Die meisten lachten wohl innerlich.
Ich auch, denn irgendwie wusste ich ab der ersten Minute, dass es "diesmal" ganz anders ist.

Er ist der "strategische Spieler", sein Leben immer schön "im Griff", immer zusehen, dass das Konto nie ganz leer ist, alle Vorkehrungen treffen dass es die Partnerin nicht merkt, alles gut durchdacht und langfristig geplant. Hochintelligent. Und perfide.
Ich dachte das auch oft und wünschte mir, einfach dumm zu sein. Dann wäre einiges leichter. Dachte ich.

Diese kontrollierte Verhalten ist allerdings eine ausgepägte Folge unserer Krankheit.
Nichts gutes, nichts intelligents, nichts brauchbares.
Es ist ein Spiel mit der "Macht". Macht über den Automaten, das Spiel, das Wissen und sonstwas.
Und nicht zu letzt "Macht" über Menschen.

Zur Abstinenzentscheidung gehört ja die "Kontrolle abzugeben". Die Kontrolle über unser Spielverhalten.
Das ist nicht so einfach wie es klingt und erfordert vom Betroffenen eine Wesensänderung.

Kleine Brötchen backen könnte hier das Schlagwort sein. Ganz kleine.  Bei mir waren es sogar winzigste.

Es muss getan werden was getan werden muss.
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: Taro am 24.01.2022 18:02:06
Moin JJ,

Rückfall, Vorfall  strategischer Spiele....
Solche Begriffe und Unterscheidungen sind wenig hilfreich. Zu Erklärung Teile ich mich in zwei Teile. Der eine ist der Mensch Taro. Der andere der Spieler.
Hat der Spieler die Oberland wird alles  wirklich alles einem Ziel untergeordnet. Weiter spielen zu können. Daher ist die Vorstellung es meinem Partner sofort zu erzählen sehr Lustig. Hat der Spieler die Oberland ist es schier unmöglich.
Wenn ich strategisch handeln muss um weiter zu spielen werde ich es natürlich machen.

Dem Mensch Taro, der den Spieler Taro vor vielen Jahren ins Körbchen geschickt hat ist Ehrlichkeit sehr wichtig. Und doch weiss meine Frau  einen Rückfall würde ich Ihr nicht erzählen. Den entweder habe ich soviel verspielt das Sie es eh merkt. Oder es kann Sie nur beunruhigen mit unseren drei Kindern. Helfen kann Sie mir eh nicht. Dafür gibt es Freunde in der SHG.

Taro
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: JJ am 24.01.2022 19:29:24
Sobald er sich nach einem Vorfall der Selbsthilfegruppe öffnen würde, wäre das ja das "richtige" Verhalten!!
Wenn er das nicht tut, sondern alles verbirgt vor all denen, die ihm Hilfe geben könnten, dann ist es verkackt und auch kein Vorfall mehr.

Mir geht es da nicht primär um die Ehrlichkeit mir gegenüber, Taro. Sondern seinem Therapeuten ODER Selbsthilfegruppe ODER Kumpel gegenüber und damit auch sich selbst.
Bisher hatte er ALL das vermieden. Und im letzten Jahr auch seinen Therapeuten erfolgreich belogen.
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: Andre12 am 24.01.2022 19:39:42
So insgesamt betrachtet geht es mir gut. Das mal vorweg. Aber ich merke in den letzten Tagen sehr, dass man verletzlich wird, wenn man sein Herz wieder öffnet. Ich merke wieder, dass es wehtut, was mein Mann mit mir gemacht hat (das Lügen viel mehr als das Spielen!!).

Ich merke wie mein Herz sich wünscht, dass alles gut wird. Dass er wirklich ehrlich sein will. Und dass alles zwischen uns gerade echt ist. Mehr will ich gar nicht.



Moin,
das kann ich gut nachvollziehen.Die Angst ist irgendwie ständig da. Du hast Dich hier sehr viel informiert, zeigst Dich sehr emphatisch uns Spielern ggü. Doch weißt Du nun auch, dass ein Spieler, ein Spieler bleibt, ein Leben lang. Das ist dann natürlich eine andauernde Ungewissheit. Das bremst Dich aus. Das Vertrauen einfach so zu geben, scheint Dir jetzt  noch nicht gerechtfertigt, doch wünscht Du Dir das es jetzt sofort wieder da ist. Es dauert seine Zeit, es ist leider durch ein paar Veränderungen nicht erzwingbar. Mir sagte mal eine gute Freundin : In der Liebe musst Du bereit sein , Dich verletzten zu lassen. Gilt das nicht für alle Partnerschaften? Ob Spieler oder nicht ? Du willst mit ihm den Weg gehen, also gehe ihn. Gib ihm Zeit, gib Dir Zeit gebe Euch Zeit.

Ob nun Rückfall, Vorfall oder  Leck mich am .... Fall ist doch schlichtweg egal, er hätte gezockt.

Ich denke aber es geht Dir nicht darum, sondern es sind  einfach Deine Gefühle,  wie  Enttäuschung, Verrat, Wut  die Du weg haben willst und dafür möchtest Du wieder Vertrauen bekommen. Das alles willst Du erreichen wenn er Dir erzählt das er gespielt hat ??
 Wünscht Dir das bloß nicht, das was das Spiel kaputt gemacht hat, bekommst Du auf gar keinen Fall durch das Spiel wieder, schon gar nicht bei einem pathologischen Zocker, dann aber gute Nacht liebe JJ

Lieben Gruß
André
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: Hestia am 25.01.2022 11:43:05
Hey JJ,

Das mit der Ehrlichkeit ist recht komplex und wird es denke ich auch immer irgendwo, irgendwie bleiben. So meine Empfindung.

Ehrlichkeit kann man fordern und ja, dein Partner kann dir auch ehrlich sagen das er nicht mehr spielen möchte, und es auch so meinen.
Aber das was ich gelesen und selber erfahren habe, kann das Teufelchen auf der Schulter oft stärker sein und ,so meine Interpretation sagen "Ja ich weiß du hast ihr grade gesagt dass XY, aber ist doch nur eine Runde/ist doch nur ein 10er".

Verstehst du was ich meine?

Ich verstehe dich zu 1000% was du dir wünschst.
Aber das ist eben diese Komplexität.

Ich hatte meinem vor 2 Jahren gesagt "Bitte rede mit mir wenn du gespielt hast damit wir eine Lösung/einen Weg finden können" und das tat er auch.
Meine Intention war das er ehrlich sein sollte, jedoch nicht nach dem Motto das er immer wieder spielt und es dann einfach "ehrlich" gesteht.
Klar, er war in dem Moment ehrlich und ist meinem Wunsch gefolgt, aber das war dann doch nicht ganz die Vorstellung dass das ganze abflacht und er sagts einfach nur.
Vll sollte ich dazu sagen das ich auch irgendwann keine Konsequenzen mehr ankündigte da ich nichts mehr im Repertoire hatte und die letzte Konsequenz das gehen sein würde, das aber auch nicht ankündigen konnte da ich dies Jahre zuvor schon zu oft nutzte und nie in die Tat umsetzte  :D

Hoffe ich habe dich nicht zu sehr verängstigt.
Am besten hilft nach wie vor das Bauchgefühl, und da ich gelesen habe das du einen MBSR Kurs gemacht hast, hast du vll ja schon etwas Übung oder einen guten Zugang zu deinem Gefühl :)

Liebe Grüße,
Hestia
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: JJ am 25.01.2022 16:36:35
Hallo,

Hestia, Du hast mich nicht verängstigt, nein.
Ich kann Dir absolut folgen bzgl. Teufelchen auf der Schulter. Vielleicht sitzt auf der anderen Schulter ein Engelchen, der es wirklich schaffen will...

...vielleicht aber auch nicht.
Vielleicht sitzt da nur das VERMEINTLICHE Engelchen, das sich für den "lieben und guten" Ehemann hält und immer schön das sagt, was die Frau hören möchte. Wenn das so ist, ist das in Echt auch ein Teufelchen. Und alles Geredete ist nur VERMEINTLICH gut.

Dahinter sitzt dann der Stratege, der es bestens beherscht, den Gutmenschen zu spielen!!

Ist für mich tatsächlich etwas anderes, als Fred, der selber drüber weint, dass er die Abzweigung zur Spielhalle nimmt. (genommen hat!!)

Hätte es toll gefunden, mein Mann hätte mal über sein eigenes Verhalten geweint, ohne dass er gerade von mir ertappt worden wäre.

Okay, es ist alles egal, sagt ihr alle.... Stratege hin, Stratege her. Meinetwegen!!!!

Auf jeden Fall bin ich nicht zu blöd, um einen Mann zu verlassen, wenn ich das will. Den Vater meiner 3 Kinder habe ich vor Jahren einfach "nur" deshalb verlassen, weil mein Herz nicht mehr bei ihm war. Er hat mir nie was getan, ist ein ehrlicher bodenständiger Mann. Ich hab mit ihm 3 Kinder bekommen, ein Haus gebaut (und einen Baum gepflanzt) und dann gesagt "Sorry, es geht nicht mehr!!". Zitat Fred: "Es muß getan werden was getan werden muß."

Im Moment ist es bei mir definitiv nicht an der Zeit zu gehen. Aber wenn es irgendwann an der Zeit sein sollte, dann werde ich das merken.

Wo ich auf jeden Fall anderer Meinung bin, ist die Einstellung von Taro... so von wegen, wenn was schief läuft, brauchts die Frau nicht wissen... beunruhigt sie nur unnötig mit ihren 3 Kindern. Also feststeht für mich persönlich: Wenn ich selbst mal was so richtig verkacken würde, Geld verzocken, fremdgehen, sonstwas... dann werde ich das meinem Mann DEFINITIV sagen. Weil ich mich erst dann wieder wohl fühle, wenn ich wieder authentisch bin und im Reinen mit der Welt. Wenn das dann Konsequenzen haben sollte, dann ist das eben so.

Für mich ist das der Inbegriff von "inniger Nähe". Wenn mein Partner mir die so nicht geben will, muß ich das auch zur Kenntnis nehmen. Kann man ja nicht erzwingen. Ich selber werde es in einer Partnerschaft immer geben.

Last but not least: André, Du hast verstanden, wie es mir geht. Danke!!!!

JJ

Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: Taro am 25.01.2022 19:50:44
Es sind immer die Nuancen, ich teile alles mit meiner Frau. Ausser zwei Dinge, einen Rückfall und wenn ich fremd gehe. Das müsste ich schon selber tragen. Die Wahrheit wäre zu nichts gut.

Zur ganzen Geschichte gehört aber auch, dass beides noch nie passiert ist. Ansonsten macht das nämlich keinen Sinn.
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: Allesaufanfang am 26.01.2022 09:58:49
Hallo zusammen,
die Wahrheit ist etwas, womit sich selbst die schlausten Philosophen seit vielen Jahrhunderten beschäftigen. Ich habe einmal gehört wenn man jemanden manipuliert, dann weiß man es. Ich glaube für mich verhält es sich mit der Wahrheit ähnlich. Ich bin mir absolut im Klaren, dass ich, wenn ich meiner Frau nicht erzähle dass ich einen Rückfall hatte, nicht die Wahrheit mit dir teile. In gewisser Weise lüge ich sie also an. Ich tue das nicht um sie zu schützen, sondern aus Feigheit und Angst. Ganz sicher auch ein wenig weil ich mir den Ärger ersparen möchte und die folgende Auseinandersetzung. Das ist die Wahrheit.
Es ist allerdings auch ein Teil der Wahrheit, dass ich vielleicht selbst nicht weiß was mir dieses Geständnis bringen soll. Ja, es wäre wahnsinnig erleichternd. Es fühlt sich schlecht an und dreckig und im tiefsten meines Herzens glaube ich es wird irgendwann rauskommen.  Dann wird der Ärger unermesslich viel größer sein und die Konsequenzen wahrscheinlich auch. Trotzdem brauche ich alle Kraft die ich habe um klar zu kommen und mich erst mal mit mir auseinander zu setzen. Ich bin nach wie vor spielfrei, aber kein Stück weiter was die Wege zu einer langfristige Abstinenz betreffen. Das ist im Moment aber auch nicht wichtig für mich.. Im Moment ist nur wichtig nicht zu spielen, Kraft zu tanken und mich Stück für Stück voran zu arbeiten.
Ich glaube im Kampf mit der Spielsucht ist es für beide Seiten wichtig immer wieder zu schauen wie weit man gehen möchte mit sich selbst aber auch mit dem andern. Liebe Grüße
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: JJ am 09.03.2022 14:24:55
Heute muß ich auch mal wieder zum Jammern herkommen. Mal sehen, ob das etwas hilft. Ich fühle mich miserabel.
Seit 5 Tagen.
Mein Mann ist schön weiter am Rummogeln. Gespielt hat er meines Wissens nicht. Aber er belügt mich mit anderer Sch..... Wie ein kleines Kind raucht er heimlich und spielt vor mir den "braven Nichtraucher". Das ist einfach krank!! Ich werde das Gefühl nicht los, dass es ihm den besonderen Kick gibt, ein kleines schönes Doppelleben zu führen. Vielleicht brauch er das, um sich ein Gefühl von Freiheit und Selbstbestimmtheit zu erhalten.
Ich könnte einfach k.....!!
Klar sagt mein Kopf "Reg dich wieder ab. Es ist eine Kleinigkeit!!" Aber es war einfach schon zu oft so!! Er erzählt mir das eine und tut das andere!!!! Zerstört hat er jetzt meinen kompletten Glauben daran, dass er gerade wirklich an sich arbeitet. Er hat einfach gar nicht den Ehrgeiz, ein authentisches Leben zu führen!!!
Er will es nicht. Er tut es nicht.
Ich kann ihm nicht helfen!!

Und nun sitze ich wieder da. Traurig. Leer. Enttäuscht.

Ich hör Euch jetzt sagen "War doch klar, dass er weiter lügt."
Stimmt.
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: Jacky1 am 09.03.2022 19:07:20
Hallo JJ,

egal ob der Partner heimlich Schokolade nascht vor dem gemeinsamen Mittagessen, mal ein Bierchen im Stillen zu viel trinkt, heimlich raucht ...
oder an der Tanke im verborgenen Lottoscheine ausfüllt.
Entscheidend dabei:
.....Ich fühle mich miserabel. Seit 5 Tagen.

Ob er es dennoch macht obwohl er ja wissen sollte wie es Dir dann dabei geht, wenn es raus kommt.
Und wie sehr er wieder etwas belastet, was alles wieder in Frage stellen würde.

Sollte ich schreiben, wir Typen müssen halt so unsere "kleinen" Geheimnisse haben ?
Nein, pathologische Spieler sollten nichts mehr geheim halten was mit einer Lüge verborgen werden muss.

JJ, Du hast hier geschrieben es ist sein Weg und auch somit Deiner.
Nun das ist nun der Weg und jeder zeigt auf den Wegweiser, wenn ihn der andere wieder einmal übersehen hat.

Grüß Dich 

 
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: amTiefpunkt am 10.03.2022 08:08:15
Moin JJ,

solche Verfehlungen sind keine Kleinigkeit - klar ist doch, er belügt dich ohne Rücksicht auf euer Vertrauen, eure Beziehung und deinem Wohlbefinden. Es liegt allein bei dir, wie lange der "eure" Weg auch noch deiner ist!? Die Entscheidung in dieser Frage liegt bei dir und ich rate dir, dich mit dieser Kernfrage klar auseinanderzusetzen. Von meiner objektiven Sichtweise würde ich sagen, suche das Weite auf nimmerwiedersehen, aus deiner subjektiven Sichtweise ist diese Frage verständlicherweise nicht immer so klar zu beantworten, nichtsdestotrotz musst du lernen mehr auf dich und dein Wohl zu achten, du hast nur dieses eine Leben!
Grüße,
aT
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: Fred am 10.03.2022 08:33:38
Ich fühle mich miserabel. Seit 5 Tagen.

Du nennst es "mogeln" ... das klingt so niedlich. In der Grundschule hatten wir "Mogelsteine" zum rechnen. Keine Ahnung warum die so hießen.

Er belügt dich. Dir geht es schlecht.
Was für eine Vertrauensbasis soll das sein ?
Welche Partnerschaft kann ohne Vertrauen sinnvoll sein.
Was würdest du deiner besten Freundin in ähnlicher Situation anraten ?

Setz doch dem "Leiden" ein Ende und beginne DEIN Leben zu leben.
Was dann in der Zukunft passiert spielt heute keine Rolle.
Nichts ist so Endgültig wie es scheint.

Deine "harmonische Liebesbeziehung" gibt es de facto nicht.
Vertrauensbruch ist keine Kleinigkeit. Rede dir das "angelogen werden" bitte nicht klein/schön.

Bei allen "Frauen" die ich in meinem Leben mit meiner Sucht "vergrätzt" habe
waren es immer diese Vetrauensbrüche die die Partnerinnen am meisten und meist unwiderruflich verletzten.

Mach was aus dir !
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: Andre12 am 10.03.2022 09:23:58
Moin JJ,

Hm , hm und nochmal hm.
Also ja ein Vertrauensbruch & Verlust ist ein no Go in einer ausgewogenen Partnerschaft.
Ich denke das es eine Vorgeschichte bei Euch beiden gibt … Du wirst es ja wahrscheinlich auf irgendeine Art schon öfters mit ihm erlebt haben . Jetzt kommt noch seine verheimlichte Spielsucht hinzu , das bedeutet dass Du  Dinge , über die Du früher hinweg gesehen hast , heute anders bewertest.  Jeder dieser Verstöße, erinnert Dich jetzt an diesen existenziellen Vertrauensbruch, seine verheimlichte Sucht.  Das heißt Deine Bewertung dieser Dinge hat sich verändert.
Dadrüber solltest Du Dir im Klaren sein . Es hilft nur reden , reden über Deine Gefühle , Empfindungen . Auch weiß ich nicht ob er aus freien Stücken alle Dinge tut  oder weil er sich in die Ecke gedrückt fühlt und es nur sagt weil er es für Dich sagt , weil er eben aus Schamgefühl und Schuldgefühlen , seine Meinung nicht kundtut , und nicht merkt wenn er „seine“  Meinung aber nicht lebt .
Menschen ändern sich nicht, bei solchen Dingen  innerhalb von 2 - 4 Monaten . Gerade nicht wenn sie 60 Jahre so gelebt haben .
Also überlege Dir den Weg , ob Du das weiter aushältst oder eben nicht . Ganz schlimm ist es ja , wenn er wieder spielen würde , schaffe Dir darüber ständig Gewissheit .
Ich weiß gar nicht wie oft ich mit meiner Ex diskutierte … über sowas . Ich es aber nicht lösen konnte , weil ich noch im Spielermodus dachte.  Auch fühlte ich mich nicht mehr wohl zuhause, weil ich als Mensch, nicht mehr akzeptiert wurde , in allem . Meinung , Was ich tat , oder selbst wenn ich nen Ratschlag gab , wurde dadrüber hinweg gefegt . Praktisch genau das  was mich in die Sucht trieb, nur diesmal ja zurecht, denn ich log .. usw.  Als Kind war es ja nur eine Empfindung von mir, die mich prägte und die ich nicht verstand .  Die Reaktion darauf war natürlich von meiner Ex: Ach jetzt bin ich schuld , das Du Spielst.   Nee natürlich nicht !!

Spielfrei wurde ich dann als Single , wie Du weißt .

Ich weiß es ist als Angehörige einfach kacke .

Lieben Gruß

André
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: Fred am 10.03.2022 09:37:24
Ganz schlimm ist es ja , wenn er wieder spielen würde , schaffe Dir darüber ständig Gewissheit .

Für mich ist es Aufgabe des Spielers diese Gewissheit, dass er nicht mehr spielt, zu verschaffen.
Tut er dies nicht, stellt sich mir die Frage nach dem "warum."
Ich sehe das als "Bringschuld". Das muss ja wohl das allermindeste sein.
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: Andre12 am 10.03.2022 09:53:47

Ich sehe das als "Bringschuld". Das muss ja wohl das allermindeste sein.

Ja , das sehe ich auch so, denn das ist für den Aufbau  des Vertrauens wichtig . Das ist auch nicht als Kontrolle zu betrachten … oder man sei wieder ein kleines Kind, sondern einfach als das was es ist : Ungewissheit beiseite räumen. Es ist nichts schlimmer als ständiges Misstrauen innerhalb der Partnerschaft.
Noch ein Punkt den ich selbst damals  nicht erfüllt hatte.

Danke für den Hinweis , Fred !

Lieben Gruß
André
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: JJ am 10.03.2022 15:08:42
solche Verfehlungen sind keine Kleinigkeit - klar ist doch, er belügt dich ohne Rücksicht auf euer Vertrauen, eure Beziehung und deinem Wohlbefinden. Es liegt allein bei dir, wie lange der "eure" Weg auch noch deiner ist!? Die Entscheidung in dieser Frage liegt bei dir und ich rate dir, dich mit dieser Kernfrage klar auseinanderzusetzen.

Ja. Die Kernfrage rückt weiter ins Zentrum.

Welche Partnerschaft kann ohne Vertrauen sinnvoll sein.

Das weiß ich nicht, Fred.
Im Moment versuche ich herauszufinden, was da übrig ist wenn das Vertrauen komplett weg ist.
Ich nenn es ja schon länger nicht mehr Liebe. Dafür ist es einfach schon zu kaputt.
Eher eine gut funktionierende WG mit einer gut funktionierenden Affaire.
Ich habe keine Ahnung.
Gleichzeitig würde es aber nicht so weh tun, wenn es wirklich nur das wäre...

Auch weiß ich nicht ob er aus freien Stücken alle Dinge tut  oder weil er sich in die Ecke gedrückt fühlt und es nur sagt weil er es für Dich sagt , weil er eben aus Schamgefühl und Schuldgefühlen , seine Meinung nicht kundtut , und nicht merkt wenn er „seine“  Meinung aber nicht lebt .

Scham und Schuldgefühl treten bei ihm immer erst dann ein, wenn er ertappt ist.
Um von einer Sucht wegzukommen ist das natürlich eine ziemlich schlechte Basis.

Jetzt schaut er mich immer an wie ein treudoofer Hund. Der Respekt vor ihm wird dadurch auch nicht wieder hergestellt.
Letztendlich übersteigt das sowieso seine Vorstellungskraft, dass in einem innerlich etwas kaputt gehen kann, das dann einfach kaputt bleibt. Auch wenn man sich oberflächlich wieder gut ist.

Erklären brauche ich ihm das auch nicht mehr.
Das ganze Gerede ist völlig überflüssig.

Was ich aktuell mache ist, möglichst viele alte und neue Freundschaften aufleben lassen und viel ohne ihn unternehmen.
Die Kernfrage bleibt im Mittelpunkt.
Und ich entrümple den Keller. Auch das tut gut.

Trotzdem hilft das alles nur vorübergehend. Es fühlt sich einfach an wie heftiger Liebeskummer.  ???
Der Schmerz, etwas wertvolles zu verlieren, auch wenn die Trennung nicht wirklich im Raum steht.

Danke fürs Zuhören!!!!!
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: Jacky1 am 10.03.2022 16:15:22
Hallo JJ,

die Spielsucht ist nur eine Schwelle von eventuell vielen, an der man stolpern könnte.
Es wäre eine große Lüge zu behaupten, mit einem psychisch erkrankten Menschen könnte man nicht zusammen leben.
ich kann nur anraten die Kirche auch im Dorfe zu lassen, Misstrauen ist ist auch eine Form von Vertrauensbruch.
Da müssen die Ziele aber schon sehr lohnenswert sein, wenn Du ewig in einer Beobachterrolle verweilst.
Zumindest wenn das eigentliche Ziel ja das Vertrauen selbst ist.
Was soll denn das alles sein?
Jemanden zu vertrauen ist eine Entscheidung ! Welche ja momentan nicht getroffen werden kann bei Dir.

Unsere Hilfestellung darf nicht so weit führen, dass sie als Bedingung angesehen wird.
Nur weil wir aus unserer Erfahrung es als einzige Möglichkeit anraten, wie auch immer diese dann ausgelegt wird.
Anscheinend ja eh immer sehr konservativ in eine Richtung, mit kaum Platz für individuellen Freiraum für den Erkrankten.
Dies mag auch niemanden verwundern, aufgrund unser aller Erlebnisse.

Wenn nun ja diese Spielsucht eh ein Medium, mit anderen Auslösern die dann zum Spielen führen.
Ist mit der Beendigung des Spielens ja "nur" das Grobe eingedämmt.
Der Mensch bleibt ja erst einmal der Gleiche..halt spielfrei, aber doch nicht plötzlich ein Heiliger.
Wir hier sind auch alle keine Mönche und kasteien uns bei jeder Verfehlung in unserem Leben.
Wo wäre denn eigentlich der Unterschied, würde ein Nichtsüchtiger heimlich rauchen und es nicht zugeben ?
Doch letztendlich nur aus den ganzen vergangenen Lügen und Vorkommnissen steht Dein Partner ja nun unter "Bewährung."

Da gibt es jetzt auch kein wenn und aber, die Messer sind doch eh gewetzt.
Zueinander wieder zu finden bedarf dringend an Vertrauen, zumindest auch wirklich dies wieder anzustreben.
Und bei jedem anderen Gefühl unbedingt es dann anzusprechen , um auch zu gewähren dass es Deinem Partner auch bewusst bleibt.
Was wiederum ja eh selbstredend sein sollte.

Du merkst ja selbst dies alles ist schon ein weites Feld und man würde meinen es gäbe dabei viel zu beachten.
Dabei sollte nur eines bleiben, dem Partner gut zu sein und nicht zu tun was dies gefährdet.
Dies gilt es zu erwarten und ganz sicherlich nicht nur von einem spielsüchtigen Partner.
Doch wie schon Fred geschrieben hat....von ihm aber auf jeden Fall.
Er soll es doch erfahren warum er immer noch ein solches Verhalten an den Tag legt.
Was ihm zwar vom Spielen fern hält und doch nichts ändert an Deinen Ängsten.

Wenn Du ihn aufgibst, gibst Du eure zukünftige Beziehung auf.
Dies wäre aus Deiner Sicht, weil auf seine kannst Du Dich ja leider nicht verlassen.
Es gäbe hier keine Garantie, die gäbe es aber bei keinem Menschen der Welt.
Darum gehe damit um oder wenn es nicht geht, dann nicht.
Wird es über die Zeit besser und bist Du auch wirklich bereit darauf zu bauen?
Ich würde einen Menschen den ich liebe niemals aufgeben, es sei denn er macht es!
Ist es denn so ?

Es geht so nicht weiter, es wäre nicht förderlich.
Entweder ihr rutscht viel näher zusammen oder das Siegel ist halt schon längst zerbrochen.
Dann ist es Scheinheilig egal auf was man hofft. 
Gerade der Lebenspartner darf nicht zum gefühlten Feind werden, niemals.
Dies merkst Du dann ganz einfach liebe JJ...ich muss es doch gar nicht schreiben.

Natürlich ist es nicht möglich nur Entscheidungen zu treffen die Dir gut tun.
Verbundenheit geht auch oft über ein Vertrauen hinaus, alles könnte nur auch eine Phase sein.
Eine Entwicklung bräuchte auch Zeit und vor allem Kraft und Ausdauer.
Hast Du sie überhaupt  und vor allem....ihr wolltet doch diesen Weg nun gehen.
Also kein hin und her mehr, angehen oder es sein lassen ...nur nicht halbherzig hoffend.....

Alles Gute für Dich, liebe Grüße
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: Andre12 am 10.03.2022 20:08:02
Moin JJ,
also ich möchte nochmal klar stellen, dass ich nicht pauschal der Meinung bin es gibt nur die radikale Lösung.
Ich wollte Dich mit meinen Beitrag nur drauf hinweisen, dass Du ihn ja mal geliebt hast, mit seinen ganzen Eigenarten, Eigenschaften oder what ever.
Ich weiß ja auch nicht wie es bei Euch abläuft. Ich kann es mir nur vorstellen. Ich kann ja nur sagen, mich hat das eher angetriggert, weil ich das auch nicht lösen konnte und musste gehen. Das mit der Aufrichtigkeit jenseits der Spielsucht wird ja auch oft mit zweierlei Maß gemessen. Leben und leben lassen.

Ich hoffe Ihr beiden findet Euren gemeinsamen Weg, so wie Du auch diesen Thread genannt hast. Manchmal müssen dann auch mal die Tassen knallen. Wo gibt es schon eine Partnerschaft wo immer alles Tutti Frutti ist ??  Er /Ihr seit ja noch am Anfang.

Lieben Gruß

André
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: JJ am 16.06.2022 15:51:23
Wollte mich mal wieder melden. Unser Leben ist zum Glück wieder in so ruhigen Fahrwässern, dass es keine andauernden Neu-Katastrophen mehr gibt. Ich hatte jetzt einfach ein paar weitere Monate Zeit, das zu verdauen, was so passiert ist im letzten Jahr. Und das war gut!!
Mein Mann arbeitet durchgehend an seiner "Baustelle". Seine Therapie bei der Caritas geht (leider) demnächst zu Ende. Die war es glaube ich, die ihm die Augen geöffnet hat!! Ich glaube, er hat verstanden, was seine Themen sind. Auf jeden Fall ist er selbstbewusster geworden, seine Meinungen und Wünsche zu kommunizieren. Ich glaube, er merkt einfach, dass es gut ist, im eigenen Leben  die Ruder wieder selbst in der Hand zu haben.
Das alles konnte nur funktionieren, indem er aufgehört hat zu denken "Was kann ich nur tun, dass sie mir glaubt!?" (Weil das ein echter Scheiß-Ansatz ist!!! => kleiner Gruß an alle, die noch so ticken!!!). Mehr und mehr bin ich überzeugt, er will wirklich ein "gutes" Leben führen!! Er will in den Spiegel schauen können und mit sich zufrieden sein. Das war Bedingung dafür, einen neuen Weg einzuschlagen.
Vielleicht könnte man sogar sagen, dass ich stolz auf ihn bin. Auch wenn ich weiß, dass dieses Gefühl sehr plötzlich wieder weggepustet werden kann. Im Moment bin ich stolz. Aber ich sage ihm das nicht. Und ich glaube, das muß ich auch nicht. Er sieht mir an, dass ich glücklich bin.
Und ja, er will weiter zur Selbsthilfegruppe gehen, nach Beendigung seiner Caritas-Therapie. Er kommt da immer sehr belebt nach Hause nach diesen SHG-Terminen. Ich denke, ihm tut da so vieles gut: Die menschliche Nähe, anderen seine Aufmerksamkeit zu schenken, seine eigenen Erfahrungen und Zuspruch weiterzugeben, und auch andere Geschichten zu hören (die der eigenen oft erschreckend ähneln) und ihm dadurch auch immer wieder vor Augen führen, wie alles hätte weiterlaufen können.....
Ist denke ich gut, wenn er da schön weiter dran bleibt. Ich bleib dafür schön weiter dran, die Konten zu kontrollieren, auch wenn ich das hasse wie die Pest. Aber der Rest ist gut. Wirklich gut!!!!
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: medea888 am 16.06.2022 17:04:35
Hallo JJ,

Oh wie Herlich von dir zu lesen. Es klingt aufrichtig und gut euer gemeinsamer Weg. Und daaser sieht dass du glücklich bist... Was gibt es Schöneres.
Ich freu mich super dolle.
Aber hoffe dennoch Du bleibst uns im Forum noch ein weniG erhalten. Denn Du bereicherst uns alle.

Grüssevom Strand in Süd Italien
Medea
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: Jacky1 am 16.06.2022 20:14:31
Hallo JJ,

wenn ich morgens in den Garten gehe, mit einem phantastischen  Kaffee, die Sonne noch flach und der Schatten der Bäume schier unendlich scheint.
Danach in die Werkstatt laufe, der Nachbarsjunge mir winkt und ein Kätzchen schon auf der Mauer wartet, bis ich im vorbeigehen es streichle.
Ins Büro und erstmals am Tage ins Forum schaue und lese, JJ geht es gut....
Und ich weiß von Angehörigen, dies ist nicht so oft der Fall.
Dann ist es mir auch egal, dass die Firma heute ja geschlossen hat.  :)

Das sind gute Nachrichten JJ.

Liebe Grüße

 
 
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: Taro am 16.06.2022 23:32:31
Moin JJ,
Schön das es euch gut geht!
Die Kontrolle der Konten kannst Du ruhig lassen. Ein Spieler der Spielen will, wird solche Kontrollen einfach umgehen. Absichern kannst Du Dich auch anders. Vertrauen und ein offener Austausch ist die beste Absicherung.
Taro
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: Andre12 am 17.06.2022 08:38:15
Moin JJ,

das hört sich doch gut an. Alles ständig offen zu legen  ( Kto)ist ja auch irgendwie ein Zeichen von Verbundenheit, gegenseitigem Vertrauen,  nicht unbedingt nur als Kontrolle anzusehen. Unentspannt wird es doch dann nur, wenn er was zu verheimlichen hätte. Das scheint nicht der Fall zu  sein. Ich empfinde das als wachsen einer Ehe, so wie Du es beschreibst  . Jeder tut das was er benötigt um wieder an Euch zu glauben , mit beiderseitigen Verständnis. Er gibt und Du gibst indem Du trotz seiner Krankheit bleibst und vielleicht später gerade wegen seiner Krankheit, weil dadurch er mit sich aufräumte und es alles besser wird als zu vor .
Genug Gelobthudelt  :)
Der nächste Schritt ist dann eine passende SHG zu finden, wie Du sagst . Hier sollte er  ruhig verschiedene  aufsuchen , bevor er sich entscheidet wohin er geht ( wenn möglich ) auch hier ist wichtig sich wohl zu fühlen.

Also sauber gemacht bis dato , Ihr beiden !

Lieben Gruß
André
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: JJ am 13.07.2022 16:09:51
"Tag 300" heute bei meinem Mann.
Ich zitier das mal so. Ungeprüft 😬.

Für mich ist es ja weiterhin eine schlimme Vorstellung, ihn "zu loben", um später womöglich wieder feststellen zu müssen, dass es wieder Täuschung war. Warum ich gerade davor so Angst habe, kann ich gar nicht erklären.... Denn sollte er wieder spielen, ist es auch noch Wurscht ob es mit oder ohne "Lob" war.

Nachdem mir aber voll bewusst ist, dass er sich zutiefst eine positive Rückmeldung wünscht, spring ich (zumindest halb) über meinen Schatten und werde ihm heute Abend eine weiße Rose schenken. Mal sehen, ob ich es schaffe, irgendwas dazu zu sagen. Vermutlich eher nicht. 😂 Aber immerhin.

Blöderweise musste ich ihm die Rose auf den Einkaufszettel schreiben, da ich selbst seit 5 Tagen mit Corona zu Hause liege.
Aber wie auch immer... Wie ich ihn kenne wird er dahinschmelzen!! Und ich werde ja sehen, wie groß die Schmerzen auf meiner Seite sind. Mein Einsatz an der Aktion ist ja eher gering.

So der aktuelle Stand im Hause JJ. 😂

Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: Andre12 am 13.07.2022 16:44:13
Moin JJ,

"Tag 300" heute bei meinem Mann.
Ich zitiere das mal so. Ungeprüft 😬.


Das ist doch schon mal super.



Nachdem mir aber voll bewusst ist, dass er sich zutiefst eine positive Rückmeldung wünscht, spring ich (zumindest halb) über meinen Schatten und werde ihm heute Abend eine weiße Rose schenken. Mal sehen, ob ich es schaffe, irgendwas dazu zu sagen. Vermutlich eher nicht. 😂 Aber immerhin.

Blöderweise musste ich ihm die Rose auf den Einkaufszettel schreiben, da ich selbst seit 5 Tagen mit Corona zu Hause liege.



Ist ja auch eine interessante Art Deinem Mann Deine  Wertschätzung, Deine Zuneigung und ein Stück weit Deine Anerkennung zu zeigen. Weiß gar nicht ob ich hier nen lachenden oder weinenden Smiley hin machen soll ?

Wenn er danach schon dahinschmelzt, wird es auch mal Zeit dafür. Ich einst als Spieler hatte ebenfalls so eine Erwartungshaltung, vergessend dass es für meine Partnerin "normal" ist nicht zu spielen, es bedarf keines Lobes. Heute sehe ich das auch so, damals nicht. Schön ist es trotzdem wenn man es mal bekommt. Gesten, Taten sagen mehr als 1000 Worte.

Wie auch immer, ich freue mich für Euch, ich freue mich für die Abstinenz Deines Mannes, an der Du liebe JJ, ja auch Deinen Teil dazu beigetragen hast.
Vielen Dank für Deine Infos und dafür, dass Ehen auch, trotz Sucht, halten können.

Dann schauen wir mal optimistisch in die Zukunft.  :)

Lieben Gruß
André

P.S. Gute Besserung und einen harmlosen Verlauf
Titel: Re: Nun beginnt "unser" Weg
Beitrag von: Jacky1 am 13.07.2022 20:38:43
Hallo JJ,

eine weiße Rose mit der beinhalteten Symbolik passt da schon ganz gut rein.
Für einen Spieler ist es nicht so einfach alles zu ändern, teils muss hierbei schon einiges an Energie aufgebracht werden.
Auch in der Verarbeitung was alles so in der Vergangenheit passiert ist, kann zusätzlich nagen.
Ich kann nur berichten, ein sehr gutes Gefühl dabei auch Unterstützung/Anerkennung von seinen Lieben zu erfahren.

Wir Spielsüchtigen sind eine üble Gemeinschaft.  :)
Aber nur dann wenn wir ...Du weißt ja schon.

Sonst aber stehen wir in nichts nach.
Und wenn eines Tages einer von uns es irgendwie wieder dahin zieht, steht jeder in der Verantwortung auch zu handeln.
In dieser Sache musst Du also nur auf eines Vertrauen....nur eine Sache!
Etwas was in jeder Beziehung, wenn auch auf andere Dinge übertragen .ganz alltäglich ist
Es ist nun ein "normaler" Zustand....Ängste liebe JJ, sie sind ja eh da..aber nur wenn man sie sich vorstellt.

Werde schnell wieder gesund  JJ....

Liebe Grüße