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Autor Thema: "Ich bin glücksspielsüchtig" vs. "Ich habe Glücksspielsucht"

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s
Hallo miteinander,

ich würde mal gerne etwas zur Diskussion freigeben:

Ich habe mir in den letzten Jahren angewöhnt, nicht mehr zu sagen "Ich bin glücksspielsüchtig", sondern statt dessen zu sagen: "Ich habe Glücksspielsucht".

Warum?:
Auf der einen Seite ist pathologisches Glücksspiel eine Krankheit. Und bei anderen Krankheiten sage ich ja auch nicht: "Ich bin Grippe!" oder "Ich bin Beinbruch", sondern man drückt es so aus; "Ich habe Grippe!" oder "Ich habe mein Bein gebrochen". Warum also bei unserer Krankheit anders verfahren?

Auf der anderen Seite sehe ich da einen psychologischen Aspekt: Wenn ich sage "Ich bin glücksspielsüchtig" setzt das, zumindest in meinem, manchmal verworrenen Kopf, negative Gedanken frei, die wiederum an mein Selbstwertgefühl gehen. Bei dem Satz "Ich habe Glücksspielsucht" tut es das - bei mir (!) nicht so sehr auf die entsprechenden Synapsen drücken ......

Wie seht ihr das - Feuer frei zur sachlichen Diskussion ;-)

LG
Stefan
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"Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen." (Offb 21,4)
 

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Moin,

ein Beinbruch, eine Grippe geht wieder.
Die Spielsucht bleibt für immer.

Wenn ich also den Ausdruck „ich habe Spielsucht“ so assoziiere wie „ich habe eine Grippe,“ ist es einfach nicht richtig.

Das bewirkt  genau das , was Du damit  möchtest, eine Verunglimpfung.

Wir Spieler neigen gerne dazu, die Verantwortung nicht zu übernehmen.
Gerade in der ersten Zeit des auseinandersetzen mit unserer Sucht, schieben wir die Sucht damit von  uns wieder weg . „Ich habe sie mir eingefangen oder zugezogen. Ist ja nicht schlimm , geht wieder weg.“


Wenn Du Dich selbst damit besser fühlst, als langjähriger Abstinenter, kannst es ja so ausdrücken. Mach.

Mich persönlich stören heutzutage beide Aussagen nicht. Ist mir total egal. Ich weiß kein Sack Reis in China, kein äußere Situation ist daran schuld , dass ich spielen gegangen bin, sondern ich .
Sicherlich gab es Umstände, doch auch da gibt es unterschiedliche Reaktionen. Auch andere , als in eine Sucht zu laufen.

Für Außenstehende dürfte es auch egal sein.


Lieben Gruß

André

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Wer etwas will, der findet Wege. Wer etwas nicht will, der findet Gründe….
 

"Ich habe Spielsucht" oder "ich habe Glücksspielsucht" habe ich so noch nie gehört.
Klingt auch irgendwie künstlich, distanziert. Vermutlich mangels Gewöhung an dieses Konstrukt.

Dass "ich bin spielsüchtig" dir schwer von den Lippen geht und gar noch Emotionen auslöst,
deutet aber darauf hin, dass noch einiges von dir verdrängt wird.
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s


Wenn ich also den Ausdruck „ich habe Spielsucht“ so assoziiere wie „ich habe eine Grippe,“ ist es einfach nicht richtig.
Das bewirkt  genau das , was Du damit  möchtest, eine Verunglimpfung.

Unter Verunglimpfung verstehe ich etwas anderes. Du meinst bestimmt eine Verharmlosung.

Man sagt doch aber auch nicht: "Ich bin Krebs" (ok, mal das Sternzeichen ausgenommen) sondern "Ich habe Krebs" (oder setze eine andere, beliebige, bis ans Ende des Lebens andauernde Krankheit ein. Ich habe zum Beispiel eine angeborene Krankheit namens Arthogryposis multiplex congenita, und da sag ich doch auch nicht: "Ich bin Arthogryposis multiplex congenita", sondern "Ich habe Arthogryposis multiplex congenita".

"Ich habe Spielsucht" oder "ich habe Glücksspielsucht" habe ich so noch nie gehört.
Klingt auch irgendwie künstlich, distanziert. Vermutlich mangels Gewöhung an dieses Konstrukt.

Dass "ich bin spielsüchtig" dir schwer von den Lippen geht und gar noch Emotionen auslöst,
deutet aber darauf hin, dass noch einiges von dir verdrängt wird.


Du solltest aus meinem bisherigen Verlauf eigentlich genau wissen, das ich mich sehr wohl mit dieser unserer Krankheit in Verbindun setze. Und ja, es löst Emotionen aus, aber das ist doch nicht falsch. Genau diese Emotionen, die ich als Spieler jahrelang unterdrückt habe, die ich nicht zulassen konnte, sollen jetzt auch wieder verkehrt sein? Versteh ich irgendwie nicht ....

Und nein, verdrängt wird da bei mir nichts, auch nach knapp 7,5 Jahren nicht

LG Stefan
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"Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen." (Offb 21,4)
 

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Moin,

ja okay , eine Verharmlosung passt wohl besser, aber die Sucht mit Worten herabsetzen passt auch.
Ist auch egal.

Ich sehe es so wie oben geschrieben, immer noch. So hat jeder seine Meinung, die wolltest Du ja hören.

Lieben Gruß

Andre
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. Und ja, es löst Emotionen aus, aber das ist doch nicht falsch. Genau diese Emotionen, die ich als Spieler jahrelang unterdrückt habe, die ich nicht zulassen konnte, sollen jetzt auch wieder verkehrt sein? Versteh ich irgendwie nicht ....


Hä? Stefan nun kläre mich mal auf.

Also Du willst nicht hören : ich bin, sondern ich habe, weil es in Dir negative Emotionen auslöst, genau die , die Du nicht zulassen konntest, heute schon.

Du willst sie aber nicht zulassen, und mit : ich bin“ umschiffst Du das Problem.

Oder geht es Dir einfach darum , das es sich nicht so schlimm anfühlt  ?

Auf jeden Fall passt Deine Begründung für Dich selbst nicht.

Oder einfach ein Thema bei Euch, wo vielleicht  „Fachleute“ eine vermeintlich gute Idee hatten und  Du sie  für Dich nimmst.

Keine Ahnung .

Lieben Gruß

André



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Hallo Andre,

"ich bin ....." drückt für mich ein Gefühl aus .....
Eine Krankheit (in unserem Fall Glücksspielsucht) ist aber kein Gefühl .... deshalb "ich habe"

Und ehrlich: Ich will alles hören, weil es meinen Horizont erweitert.


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"Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen." (Offb 21,4)
 

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Ich war ehrlich gesagt schockiert als ich das gelesen habe weil es mir auch wie ein wegschieben vorkommt, "Ich bin Krank" wenn ich das schon höre...

JA auch ich bin krank aber ICH bin derjenige der der Zocker ist, nicht die Krankheit. ICH kann lernen das zu steuern und lernen damit umzugehen, weder ein arzt, noch ein Medikament oder sonstwas bei einer KRANKheit, Ich muss "machen"....


Machen musst Du etwas bei jeder Krankheit .... Medikamente nehmen, Physiotherapie, Psychotherapie, Chemo ... Und das ist bei unserer Krankheit nicht anders (Reha, SHG, was auch immer)

DU und ICH müssen was machen .... und ja, ein Leben lang, und auch dann, wenn man viele Jahre abstinent ist (und das machen sich vielleicht "nur" aufs Bewusst leben und wachsamsein beschränkt"
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"Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen." (Offb 21,4)
 

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Moin zusammen,

ich habe Glücksspielsucht hört sich echt schräg an, wenngleich der Vergleich mit der Grippe hinkt, denn ich habe Parkinson geht auch nicht wieder weg, aber lassen wir die Erbsenzählerei.
Ich bin... drückt für mich zunächst überhaupt kein Gefühl aus, z.B. ich bin Handwerker, ich bin Musiker....usw, das Gefühl kommt immer such das abjektiv, z.B. ich bin müde, ich bin gereizt.
Ich bin spielkrank jedoch drück für mich auch kein Gefühl aus, wie auch ich bin arbeitslos, jedoch assoziieren wir damit implizit schon ein Gefühl, welches ich aber auch beim schrägen Satz ich habe Glücksspielsucht oder ich habe Arbeitslosigkeit assoziiere, deswegen nicht schlimm.
Ich weiß nicht, ob irgendjemand kapiert was ich meine....  8)
Mir gefällt wir sind alle süchtig auch besser wie wir haben uns alle eine Sucht eingefangen. Prinzipiell ist es jedoch dasselbe  :D
Ich bin hungrig, ich habe Hunger, passt doch!??

so long,
aT
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TAL

Ich rede eigentlich nicht über das Thema, aber wenn, dann sage (oder schreibe) ich einfach "Ich bin Spieler."
Das ist eindeutig und einfach. Versteht jeder.
Wenn doch mal ein Adjektiv nötig ist, dann reicht mir 'spielsüchtig'. Denn das bin ich nunmal.

Denn ich sehe es ähnlich wie Fred. 'Glücksspielsüchtig' klingt irgendwie wie ein Wortkonstrukt von Fachleuten... eine typisch deutsche 'Wortmonstrosität'. Das wirkt eher wie ein Versuch, das Ganze auf eine 'wissenschaftliche Ebene' zu heben, als eine Beschreibung meiner Realität als Betroffener.
Ich möchte einem Durchschnittsbürger etwas mitteilen, und keinen Vortrag auf einer Fachkonferenz halten.
Und dann noch ein 'Ich habe' davorzusetzen sieht irgendwie vollkommen absurd aus. Deine Begründung dafür hilft mir auch nicht wirklich, zu verstehen, was daran jetzt der 'Vorteil' sein soll.

-edit-
aT war schneller
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