Moin
Wie ist es Dir denn ergangen die letzten Jahre ?
Auf jeden Fall mal einen Beitrag zum Austausch, super.
Ich hatte während meiner Zeit als aktiver Spieler keinen klaren Blick auf mein Verhalten oder meine Motive, da diese immer durch die Suchtausübung getrübt waren.
Ich fange mal hinten an. Das ist der Punkt, wo ich Dir zustimme.
I
Warum ist das so?
Ich bin der Meinung, dass die Frage "Warum bin ich süchtig geworden?", oft einen Selbstzweck erfüllt und nicht zwangsläufig dafür da ist das eigene Suchtverhalten zu verstehen. So wird diese Frage, vor allem bei nassen Spielern, dafür genutzt eine künstliche Trennlinie zwischen dem Suchtverhalten und dem eigenen Handlungsspielraum zu schaffen.
Wenn ich das richtig verstanden habe, meinst Du, wenn jdm. sagt er braucht die Ursache, das er diese Aussage nutzt, da er sie nicht findet, um weiter zu spielen. Er schiebt damit die Verantwortung ab, weg. Richtig ?
Ist es denn nicht so, dass auf dem Weg in die Abstinenz ich, der Spieler, erkennt, dass die Ursache (im ersten Schritt ich, der Verursacher) er selbst ist ?
Wieso das wieso nicht wichtig ist
Unabhängig von der Ursache der eigenen Sucht, bleiben die Schritte aus der Sucht hinaus die gleichen. Es beginnt immer mit dem festen und ehrlichen Entschluss abstinent zu werden.
Ja, das wird so gesagt. Im Allgemeinen, im Buch Seite 7 Absatz 5. Da steht es.
Wille und Kampf alleine reicht nicht, wird im Widerspruch dazu, ebenfalls gesagt, wahrscheinlich im gleichen Buch. He,he
Wie oft habe ich mir gesagt : nun ist Schluss, voller Inbrunst, voller Überzeugung, um was zu tun ? Genau das gleiche wieder.
Bis es dann wirklich soweit war, musste bei mir im Kopf ja was passiert sein. Ich nenne das mal Verständnis.
Ich komme mal auf die Ursache zurück. Jetzt geht es in der Aufarbeitung weiter, also a. ich bin die Ursache; b. welche Ursachen, welche Auslöser haben mich zum Verursacher werden lassen ? Zu verstehen, egal aus welchen Grund, ich selbst stehe da vor dem Automaten, das ist der Anfang. Das zu erkennen das im ersten Stepp ich, der Spieler es bin. Der Spieler bin ich. Damit bin ich angefangen und konnte noch lange nicht aufhören.
Dazu musste ich tiefer in b. eintauchen.
Dann schaute ich genauer, immer noch mit gelegentlichen Spiel, aber ich holte mir Verständnis für mich selbst und dann kam der Tag, da war es vorbei, ich musste nicht mehr los. Richtig begriffen hatte ich immer noch nicht, aber das wesentliche. Das dauerte 2-3 Jahre.
Und dann erst, ohne Spiel, ohne alles, konnte ich alle Puzzleteile zusammenpacken und es erkennen. Dann flutschte es. Das war wichtig, um die Abstinenz langfristig , bis heute zu leben. Dann konnte ich mich auch erst auf meine Gefühle, Emotionen einlassen, spüren und aushalten, an mir arbeiten, bewusst, ohne Flucht.
Es gibt kein goldenes Buch. Befolge das und dann wirst abstinent. Es gibt Anleitungen, Hilfe jeglicher Art, nur handeln und anwenden muss der Süchtige selbst. Den Weg für sich selbst, sollte der Spieler für sich selbst finden.
Ich bin jedenfalls kein Verfechter iwelcher Begrifflichkeiten, da sie mich, gerade als Süchtiger, doch einzwängen. Zwänge habe ich aber schon genug, als Süchtiger, oder ?
Von daher ist die Einsicht, die Akzeptanz und was weiß ich noch alles sehr wichtig, wie der Süchtige da nun hin kommt, das zu erkennen, das ist für jeden selbst der erste Schritt in die Abstinenz.
Es ist halt alles komplex. Wir fangen oder die Theoretiker/Fachleute fangen mit dem Ergebnis an:
Ihr müsst ehrlich wollen, ehrlich zu sich selbst usw.
Ja, klar wenn ich das könnte, hätte ich das Ganze doch nicht.
Dann wird dem Spieler unterstellt, siehe Punkt Ursache Selbstzweck. Also er ist nun nachweislich nicht ehrlich, also kommt er auch da nicht raus, ach was , er will gar nicht. Genau, das wird der richtige Weg sein einem nassen Spieler aus der Sucht zu helfen. (Sarkasmus, Sheldon)
Damals als nasser Spieler: Ja, bin ich doch. Es ist halt alles schwer. Meine Freundin macht gerade Stress, der AG ist scheiße. usw. Mal ehrlich, wo ist das denn auf den ersten Blick pauschal eine Lüge, für den Spieler, in seiner derzeitigen Verfassung ?
Dahinter zu kommen, das ist der Weg, raus aus seiner Blase. Seine Lügen für sich selbst aufzudecken, um überhaupt ehrlich sein zu können. Das wird nicht vom Spieler einfach beschlossen: So jetzt bin ich aber wirklich, wirklich ehrlich ! Und zack ist das Spiel vorbei.
So betrachte ich das.
Lieben Gruß
André