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Spielsucht, Rückfall, Lügen... wie damit umgehen?

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Andre12:
Moin,
Jack das hätte ich nicht besser ausdrücken können.... genau so ist es !
Danke

Die Augen zu öffnen kann dauern und es klappt oder eben nicht .... alles ist eine Frage der Zeit ... gehe ich den Weg mit oder nicht ? ... ab wann ziehe ich selbst Konsequenzen ?
Achim  würde sagen : und der Spieler hebt den Kopf und sagt wie weit ? Wofür ? .....

Glg

gatsi:
Hallo zusammen,

vielen Dank für die schnellen Antworten und die offenen Worte und die Einblicke in eure Erfahrungen!
Vieles was ihr sagt ging mir so schon durch den Kopf, man will es eben nur nicht akzeptieren. Ist ja auch schöner zu glauben dass alles halb so wild ist und schon wieder wird, als sich einzugestehen, dass der geliebte Mensch einem ins Gesicht lügt und weiterspielt.

Das mit der Beratungsstelle kam mir auch komisch vor. Dass dort keine Prognosen gestellt werden wusste ich nicht, danke für den Hinweis. Ich glaube ihm dass er da war, aber ich gehe nicht davon aus, dass er dort ehrlich war. Was man ihm dort gesagt hat, wird er sich wahrscheinlich in seine Welt zurecht interpretiert haben. Über die Schulden wurde gesprochen, eine Umschuldung hat mein Freund bereits vorgenommen. Bezüglich SHGs meinte der Berater wohl, dass das möglich sei, er aber momentan keine Notwendigkeit dafür sieht, da er auf einem guten Weg sei (ja, ich merke es selbst...). Er hat ihm wohl auch von einem Fall berichtet, der sehr sehr extrem war. Hatte das irgendwie so aufgefasst, dass meinem Freund das verdeutlichen sollte, wie weit das alles gehen kann.


--- Zitat ---Wenn er spielsüchtig ist und weiterhin spielt, Dir aber erzählt und schwört er macht es nicht....geht es erst recht den Bach runter.
Falls er aber wirklich etwas dagegen unternimmt und zwar, aus seiner Überzeugung...könnte es etwas werden.
Und wenn sogar noch alles offen und ehrlich gestaltet wird.....Willkommen im gelobten Land.
--- Ende Zitat ---
gibt es denn nicht irgendetwas was ich tun kann, um das zu unterstützen? Ich möchte ihm ja helfen. Und ich möchte auch, dass er weiß dass er zu mir ehrlich sein muss und das auch sein kann. Vor allem möchte ich auch diese Lüge nicht zwischen uns stehenlassen, da mich das kaputt macht. Aber ich komme nicht an ihn ran. Immer wieder ansprechen? Dann fühlt er sich dauerhaft verurteilt.. weiter so tun als wäre nichts so wie jetzt? Das hilft weder ihm noch mir..
Was hättet ihr euch von euren Partnern gewünscht bzw. eher gefragt, was wäre aus heutiger Sicht damals das Beste gewesen, was eure Partner für euch und die Beziehung hätten tun können? Ich bin einfach noch nicht bereit "uns" aufzugeben.. er ist doch so viel mehr als nur der Spieler, aber momentan nimmt das alles ein und er merkt es noch nicht einmal.


--- Zitat ---Es gibt aber Differenzen zwischen Spielsucht und problematischem Spielverhalten.
--- Ende Zitat ---
Wo genau zieht ihr da die Grenze? Gibt es überhaupt eine?


--- Zitat ---Natürlich kann man mit dieser Sucht brechen, je nach inneren Werten und event. angeborenen Charakter ( Charaktereigenschaften).
--- Ende Zitat ---
Gibt es Eigenschaften, die es deiner Meinung nach besonders erschweren / erleichtern? Ich nehme mal an, eine generelle Neigung zur Impulsivität und eine hohe Risikobereitschaft sind nicht unbedingt das, was einem den Weg daraus erleichtern.


--- Zitat ---Achim  würde sagen : und der Spieler hebt den Kopf und sagt wie weit ? Wofür ?
--- Ende Zitat ---
ich weiß jetzt nicht wer Achim ist, aber die Fragen bringen es wohl auf den Punkt...

Danke für eure Mühe auch die Angehörigen hier zu unterstützen.
 



 

Taro:
Moin Gatsi,

als ich vor vielen Jahren in die SHG ging und meinen Eltern von der Spielsucht erzählte, meinte meine Mutter, na da lernst Du ja wohl dann die richtigen Ganoven kennen. Sie wußte nicht, daß ich schon lange selber ein richtiger Ganove nach Ihrer Vorstellung war. Die Vorstellungen und die Vorurteile solcher Gruppen für aussenstehende sind meist etwas schräg.
Ich selbst gehe seit 32 Jahren in die SHG und die meisten Freunde sind schon Jahrzehnte trocken. Warum also sollte ein nasser Spieler "soweit" sein um da hin zu gehen?
Es gibt einen Therapeuten  namens Walter Lechner, der hat mal gesagt, die "A" Gruppen sind soetwas tolles, da müßte eigentlich jeder die Möglichkeit haben hin zu gehen er war darauf hin Mitbegründer der "EA" Emotion Anonymous.

Das einmalige an den Gruppen ist, jeder kann sich zeigen wie er ist und keiner wird dafür verurteilt. Jeder einzelne hat einen hohen Wert. Walter Lechner hat übrigens mit einer ehemaligen Patientin ein Buch geschrieben "Von mir aus nennt es Wahnsinn" es handelt über die Therapie und ist sehr aussagekräftig über das Seelenleben von Süchtigen.

Als Angehörige kann man bei einem Partner der nicht aufhören will, wenig tun. Das einzige was wirklich hilft, am besten im Winter, einfach mal das Schloss austauschen und Ihn draußen übernachten lassen. (Den nächsten Satz meine ich nur bildlich gesprochen, es soll kein Aufruf zur Gewalt sein.) Siehst Du Ihn am nächsten Morgen am Boden liegen tritt noch mal kräftig rein. Geht er jetzt zur Beratungsstelle, wird er nicht mehr denken, er sei noch nicht soweit. Macht er eineTherapie und ist bemüht spielfrei zu werden, kannst Du Ihn natürlich, wenn immer nötig unterstützen.

Taro

Jacky1:
Hallo Gatsi,

ich zitiere einmal alle Deine Sätze mit einem Fragezeichen.


--- Zitat von: gatsi am 29.05.2021 22:01:09 ---gibt es denn nicht irgendetwas was ich tun kann, um das zu unterstützen? Ich möchte ihm ja helfen. Und ich möchte auch, dass er weiß dass er zu mir ehrlich sein muss und das auch sein kann.  Aber ich komme nicht an ihn ran. Immer wieder ansprechen? Dann fühlt er sich dauerhaft verurteilt.. weiter so tun als wäre nichts so wie jetzt? Das hilft weder ihm noch mir..

--- Ende Zitat ---

Taro hat hier ja schon die passende Antwort gegeben, wenn jemand keine Hilfe möchte nimmt er sie auch nicht an.
Zudem hast Du ja selbst schon eine Antwort gefunden.
Du bist für ihn da und er muss nur eines dafür tun....ehrlich zu sein!


--- Zitat von: gatsi am 29.05.2021 22:01:09 ---Was hättet ihr euch von euren Partnern gewünscht bzw. eher gefragt, was wäre aus heutiger Sicht damals das Beste gewesen, was eure Partner für euch und die Beziehung hätten tun können?

--- Ende Zitat ---

Wegzurennen, weniger für die Beziehung sondern nur für sie.
Ich war damals nicht so weit, ich hätte nicht aufgehört damit.
Andere Gedanken könnten dazu führen, sie ja ins gleiche Boot zu holen und dann wären sie auch mitverantwortlich gewesen.   
Heute bleibt mir keine andere Wahl als hier in einem Hilfeforum für Spielsucht zu schreiben....ich war alleinig schuld!
In anderen Foren mit anderen Schwerpunkten kämen sie aber schlechter weg.  :)


--- Zitat von: gatsi am 29.05.2021 22:01:09 ---Wo genau zieht ihr da die Grenze? Gibt es überhaupt eine?

--- Ende Zitat ---

Hierbei ging es ja um den Unterschied zwischen pathologischem Spielen und problematischen Spielen.
Da wird schon unterschieden, ist wie bei Rauchern und Kettenrauchern.
Gewohnheitstrinker und Alkoholiker.
Meine persönliche Meinung hierzu ist nicht von Belang.


--- Zitat von: gatsi am 29.05.2021 22:01:09 ---   
Gibt es Eigenschaften, die es deiner Meinung nach besonders erschweren / erleichtern?

--- Ende Zitat ---

Menschen sind nun einmal verschieden, manchen fällt es schwerer den "inneren Schweinehund" zu überwinden und manchen halt leichter.
Bei psychologischen Erkrankungen ist auch der Leidensweg, genau so wie eine mögliche Genesung unterschiedlich im Verlauf.
Ich bin da absolut prädestiniert, zum einen den Leidensweg bis zum Ende aller Tage zu begehen und dann aber auch in der Genesung.
Es muss halt einfach in meine Überzeugung eingehen und ich muss erfahren, spüren und sehen was ich anderen antue/antat.
Uneinsichtigkeit, mentale Schwächen und Makel, Narzissmus und Egoismus sind sicherlich negative Faktoren.
Willensstärke  und Motivationsbereitschaft, Treue, Humanität , Lebensfreude, Gerechtigkeitsempfinden und Hilfe annehmen zu können/wollen positive.

Von mir aus kann jemand sagen er hört nun auf mit dem Spielen und es funktioniert.
Vielleicht weil er Lourdes Wasser trank oder eine Eingebung hatte, doch darauf kann man nicht bauen.
Es ist eine Erkrankung, sie heilt sich nicht von selbst...sie zählt als nicht heilbar.
Doch man kann damit leben, genau so als hätte man sie nicht!
Ich weiß es und führe selbst den Beweis an.
Es gibt keinen Grund eine Beziehung aufzugeben aufgrund einer Krankheit!
Dies wäre nicht gerade "galant" und wäre der Beweis für eine fundamentlose Zweisamkeit.
Beziehungen scheitern oft an mangelnder Treue...dann aber auch zurecht, dazu würde auch mangelnde Ehrlichkeit gehören.
Diese Krankheit mag eine unbändige Kraft haben...scheiß darauf, der Weg aus diesem Kreislauf zu entkommen mag zuweilen schwierig sein.
Auch hier scheiß drauf, denn die Belohnung für alle ist enorm in einer kommenden Abstinenz.
Aktive Spieler und deren Angehörige sind nur Sklaven auf einer Galeere, der Spieler haut auf die Trommel und die Angehörigen rudern in dessen Takt.

Das muss aufhören liebe wertvolle Gatsi.
Du bist zu wertvoll, gebe Deinem Traum ruhig noch Chancen, warum auch nicht.
Aber erkenne rechtzeitig, wenn diese Galeere sinkt und mit ihr sowieso jede Emotion.

Dies sind doch gute Nachrichten und Aussichten, ganz sicher er kann damit aufhören.
Und Du...ganz sicher ein tolles Leben führen, so oder halt so.

Grüß Dich
 
           

Fred:

--- Zitat von: gatsi am 29.05.2021 22:01:09 ---Das mit der Beratungsstelle kam mir auch komisch vor. Dass dort keine Prognosen gestellt werden wusste ich nicht, danke für den Hinweis. Ich glaube ihm dass er da war, aber ich gehe nicht davon aus, dass er dort ehrlich war. Was man ihm dort gesagt hat, wird er sich wahrscheinlich in seine Welt zurecht interpretiert haben. Über die Schulden wurde gesprochen, eine Umschuldung hat mein Freund bereits vorgenommen. Bezüglich SHGs meinte der Berater wohl, dass das möglich sei, er aber momentan keine Notwendigkeit dafür sieht, da er auf einem guten Weg sei (ja, ich merke es selbst...). Er hat ihm wohl auch von einem Fall berichtet, der sehr sehr extrem war. Hatte das irgendwie so aufgefasst, dass meinem Freund das verdeutlichen sollte, wie weit das alles gehen kann.
--- Ende Zitat ---

Das deckt sich ungefähr mit dem, was ich meiner ersten Frau vor nunmehr 25 Jahren vorgelogen habe.

Es gibt keinen "Berater" der dir sagt, du brauchst keine SHG oder dass man auf einem "guten Weg" sei.
Das ist zu 100,0% frei erfunden. Das mit dem "guten Weg" vielleicht nach einigen Monaten oder Jahren.

Der Vergleich mit viel schlimmeren Fällen soll den eigenen Fall verharmlosen. Das ist so fürchterlich typisch.
 
Für mich ist dein "Partner" noch in der Verdrängungs- und Verniedlichungsphase.
Ein echtes Umdenken wird da noch lange Zeit in Anspruch nehmen.

Bei einer Suchterkrankung bzw. deren Genesung reden wird von Jahren mit kleinen Schritten.
Das ist keine Kranheit die man mit Medikamenten oder einer OP überwindet.

Du musst für dich entscheiden, ob du das für dich willst.
Beschäftigen wird es dich/euch zumindest lebenslang.




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