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NEUE Ziele, neue Aufgaben

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Cassie:
Guten Morgen liebes Tagebuch,
Nun bin ich seit mehr als 100 Tage spielfrei, dass macht mich froh. Ich versuche weniger nachdem warum zu fragen, denn es ist wie es ist. Die Frage danach warum ich spielsüchtig bin und warum ich jetzt nicht mehr spiele, beschäftigt mich schon sehr. Es ist aber auch so, dass ich dieses Kapitel meines Lebens am liebsten streichen würde.
Die Situation zu verdrängen macht wohl auch wenig Sinn.
Nächste Woche beginnt meine Therapie. Ich hoffe, ich lerne damit umzugehen. Ich habe mich durch die Spielsucht finanziell ruiniert, dass muss ich auch erst mal verarbeiten. Zum Glück bin ich in einem stabilen Angestelltenverhältnis beschäftigt. Rechtliche Schritte könnten auch noch gegen mich erhoben werden. Wenn diese Themen abgearbeitet sind, geht's mir bestimmt noch besser. Ich bin jedenfalls motiviert an Allem nötigen zu arbeiten. Manchmal wird mir alles zu viel, dann geht's mir gar nicht gut. Wahrscheinlich ist dass auch ein Teil der Verarbeitung, so rede ich mir dass ein.
Tatsächlich geht es nach einem schlechten Tag am nächsten Tag wieder besser. Ich sollte mich öfter für das Erreichte loben, akzeptieren, dass die Spielsucht eine Krankheit ist. Hoffe, dass mir das gelingt, dann wird es vielleicht erträglicher.
Mein Tagesablauf ist stabil. Ich gehe jeden Tag arbeiten, dass gibt mir Sicherheit und Tagesstruktur. Ich setze mir zusätzlich Ziele, was ich in der Woche erreichen möchte, womit ich mich zusätzlich motiviere. Ich erfreue mich an den Dingen, die ich erledigt bekomme, denn vor einigen Wochen bekam ich nur wenig auf die Kette. Dass Alles ist anstrengend, bringt mich aber weiter. Ich achte mehr auf mein Aussehen. Auch dass war mir lange Zeit gleichgültig. Ich fühle mich dadurch auch viel besser. Ich gönne mir gelegentlich eine Kleinigkeit, wie zum Beispiel einen Nagellack und erfreue mich daran. Klingt verrückt, aber so ist es.
Meiner Familie geht es gut, dass macht mich sehr froh.
Ich habe ihnen gegenüber große Schuldgefühle. Auch damit muss ich fertig werden.
So, dass wars für heute. Heute wird dass Wetter schön, ich möchte den Tag genießen. Viele liebe Grüße an Alle, die meinen Eintrag lesen

CASSIE
















Cassie:
Hallo an Alle, hallo liebes Tagebuch,

Ich habe nunmehr schon einige Male die Therapie Sitzungen besucht und auch an den Gruppengesprächen teilgenommen. Ich hatte zunächst Urlaub und konnte mich völlig stressfrei auf die Gespräche einlassen. Es waren bisher angenehme Gespräche und der Austausch in der Gruppe tut mir auch sehr gut. In unserem letzten Gespräch ging es um die Frage: was meinen Sie, welche Ereignisse oder Umstände im Leben können ein Fass zum überlaufen bringen? (sodass eine Spielsucht oder/und eine Depression daraus entsteht) Ich habe mich darauf eingelassen und für mich wurde deutlich, dass mich viel Stationen des Lebens geprägt haben und mein jetziges Leben mitbestimmen. Dass fängt tatsächlich mit Kindheitserfahrungen an. Im Unterbewusstsein schlummern einige belastende Situationen des Lebens, die nicht verarbeitet werden konnten. Dazu gehört beispielsweise dass mein Vater Alkoholiker ist. Mein Kindheit hat sich dadurch nicht immer als schön dargestellt. Im Jugendalter habe ich meinen Vater in der Entzugsklinik angemeldet. Er weiß bis heute nicht, dass ich dass war. In meiner jetzigen Situation frage ich mich, ob ich ihm sagen sollte, dass mir dass nicht gut getan hat. Aber auch er ist in seiner Sucht gefangen und konnte sich in dieser Zeit nicht anders verhalten. Es wird mir nichts nützen ihm diesbezüglich Vorhaltungen zu machen, aber es wird ein Thema in meiner Therapie werden. Mit dem Ziel, darüber sprechen zu können, denn dass habe ich zuvor noch nicht getan. Dass macht es schon viel leichter. Meine Eltern machen mir im Gegenzug auch keine Vorwürfe und sind heutzutage für mich da. Es ist also durchaus sinnvoll eine Therapie anzunehmen und sich mit der eigenen Persönlichkeit auseinander zu setzen. Dass ist anstrengend, aber bringt mich wieder ein Stückchen weiter.
Es tut auch gut darüber zu schreiben, weil ich mir vorstellen könnte, dass mich hier viele Mitglieder verstehen.
Schön, dass sich viele Möglichkeiten ergeben an sich zu arbeiten. Ich habe das Forum lobenswerter Weise im Gruppengespräch erwähnt. Die Therapeutin findet das gut, die zwei Gruppenmitglieder konten damit nichts anfangen :D. Egal, ich finde es gut..
In diesem Sinne, ab durch die Rinne ;D
Bis dann, lieben Gruß
Cassie

Cassie:
Hallo liebes Tagebuch, hallo an Alle die meinen Eintrag lesen,

lange war ich nicht mehr im Forum, dass hat keinen besonderen Grund. Ich habe nach wie vor keinen Spieldruck.
Ich besuche regelmäßig die Therapiestunden und damit geht's mir richtig gut. Die Konsequenzen bzgl. der Spielsucht machen mir manchmal sehr zu schaffen, damit muss ich wohl klar kommen. Partnerschaftlich und familiär ist alles gut. Wir alle lernen damit umzugehen, keiner macht mir Vorwürfe. Finanziell bin ich ruiniert, befinde mich im Insolvenzverfahren. Nur gut, dass ich fest angestellt bin und ein regelmäßiges Einkommen erhalte. Allgemein gesehen, stelle ich mich dem Chaos und versuche das Beste daraus zu machen. Ich schäme mich für das was ich gemacht habe und fühle mich gleichzeitig bestraft vom Leben. Ich bin dafür selbst verantwortlich, dass ist mir bewusst. Ich habe aber während der Spielzeit unverantwortlich gehandelt, hatte für mich keinen Weg gefunden, damit aufzuhören. Spielsüchtig also krankes Verhalten. Dass macht am Ende nichts besser, aber ich möchte schon ergründen, was mit mir nicht in Ordnung ist. Mein Ziel ist es, die entstandene Situation best möglich zu verbessern und eine gute Zeit zu haben. Dass gelingt mir bisher ganz gut, ich hoffe für mich, dass bleibt so!  :)
Ein Methode (Empfehlung der Therapeutin)  sich von schwierigen Situationen des Alltags abzugrenzen: Auf dem Stuhl sitzend, mit beiden Füßen Kontakt zum Boden aufnehmen und ganz bei sich selbst bleiben. Wer sich darauf einlassen kann, kann den schwierigen Situationen des Lebens stärker entgegen wirken. Probiere ich zukünftig auch mal aus ;)
Lieben Gruß
Cassie

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