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Spielsucht Hilfe und Ratschlag immer neuer Rückfall

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Andre12:
Moin Chris,

ja es tut gut ehrlich zu sein, wie Du richtig erkannt hast. Meiner Meinung ist es die Schwierigkeit richtig ehrlich zu sein. Ich hatte es damals  meiner Freundin  erzählt. Ein paar Zahlen weggelassen ( also wieviel  Schulden ich tatsächlich hatte ) Auch habe ich die Rückfälle nicht erwähnt. Habe zwar die Höhe der Verluste minimiert. Konnte so Urlaube machen usw. Letzen Endes haben mich diese Halbwahrheiten richtig in den Teufelskreis befördert. Also a. ich mußte immer mehr Geld zur Verfügung haben als ich hatte ( Kreditrate /Kreditratendauer verheimlicht ), b. immer nur soviel verspielen das ich gewisse private Sachen zusätzlich bezahlen kann. (Versucht kontrolliert zu spielen, war ne super Idee von mir ::) ) Also spontan essen gehen, Kneipe, halt Unternehmungen. Das war immer ein Drahtseilakt. Also war ich zwei Jahre mit meiner Sucht zwar beschäftigt, aber eben auch mit dem Verstecken des nicht Erzählten. Ich konnte es nicht zugeben, wenn ich wieder rückfällig geworden oder besser wieder spielen war, vor Scham vor Konsequenzen, was weiß ich alles , was da in meinem Kopf vorging. Heute würde ich sagen, ich habe mir im Unterbewußtsein Möglichkeiten geschaffen, um weiter spielen gehen zu können, quasi zu müssen, damit mein Lügengerüst nicht zusammenbricht. Utopie, weil gewinnen konnte ich nix, wie wir alle wissen. Letzen Endes machte es die Sache nur schlimmer. Meine Freundin bekam es dann auch irgendwann wieder raus, und dann war der unverzeihliche Vertrauensbruch perfekt. Ich verlor nach 6 Jahren Partnerschaft die Frau, da ich mich eher mit  "wie ein Aal winden" beschäftigt war, als mich mit meiner Krankheit intensiv auseinanderzusetzten. Schwer fiel mir es auch im Freundeskreis zuzugeben, weil ich ja innerlich wußte, ich bin immer noch nass. Ja, der erste Schritt ist das "outen" oder überhaupt davon berichten, aber mehr auch nicht. (Man muß  sich jetzt nicht nen Zettel auf die Stirn kleben, das ist mit dem berichten oder outen nicht gemeint)  Ich habe alle Dinge unternommen: Hypnose, SHG , stationär , Einzelgespräche. Irgendwann, nach ausgiebiger "Ursachenforschung" ich mußte s für mich selbst verstehen, warum, wieso weshalb (OK das ist der Text von MMW) ich in die Sucht geraten bin, kam dann der letzte "Geistesblitz" : ach ja, ich bin spielsüchtig, ich kann nicht 1 Euro oder wieviel immer in irgendein Glückspiel stecken. Also, alles Aufarbeiten und die Einsicht , die Akzeptanz meiner Spielsucht brachten mich endlich in mein  Leben.
Heute kann ich das jedem Erzählen, Freund, Feind, Frau, Arbeitskollegen, es macht mir nix. Ich bin gefestigt und stehe dazu.
Chris, fange an ganz ehrlich zu Dir selbst zu sein, schaue hin wo Du Dich selber eventuell belügst und damit gleichzeitig Dein Umfeld. Nehme alle Möglichkeiten an, SHG, ATS, jegliche Art von Suchthilfe, frage Dich doch nicht vorher ob es Dir was bringt oder nicht, Du weißt es doch nicht , woher auch ? Du glaubst "professionelle Psychiater helfen eher ? ich sage Dir, ja alles hilft Dir, aber keiner von denen kann den Schalter in Deinem Kopf umstellen, nur Du selbst. Ein Psychiater z.B. hört sich alles an, bei manchen gibt es Antidepressiva , toll. Aber alle diese geben Dir Denkanstösse mit. Deinen "Freunden" würde ich die Wahrheit sagen. Ich denke Du wirst überrascht sein , wie sie reagieren. Auch weißt Du ja gar nicht ob sie nicht auch ein Problem haben, genauso wie Du, denn von Deinem Ausmaß wissen sie ja anscheinend auch nix. Nehme Dir alle Möglichkeiten zu spielen, wäge nicht ab, was Du  diesbezüglich kontrollieren kannst, was nicht. Lass es. Zu schauen auf sich selbst, ist überhaupt erst möglich, wenn Du eben nicht mit Geld, Gewinnen, wann und wo und Verheimlichen, Vorspielen, Verstecken Deiner selbst, Deinen Gefühlen beschäftigst bist.

Ich hoffe es hilft Dir etwas?

Dran bleiben!
     
André

Taro:
Moin Chris und herzlich Willkommen!

ich gehe seit 32 Jahren mindestens 1 mal die Woche in die SHG. Ich habe schon einiges gehört, nur hier in den Foren höre ich immer und immer wieder, ich versuche es ohne SHG. Warum bloss? Es ist erwiesener Maßen das mit weitem Abstand erfolgversprechende um langfristig Spielfrei zu werden. Die Uni Bremen hat gerade kürzlich eine Studie darüber veröffentlicht.
Geht garnicht mehr gehe in eine Stationäre Therapie, danach SHG.
Hast Du grosse spezielle Themen an die Du in der SHG nicht ran kommst, dann gehe begleitend zu einer Einzeltherapie. Da wird aber nur das Thema bearbeitet, spielfrei wirst Du in einer Einzeltherapie nicht.

Taro

Manoloblanco:
Hallo Andre,

danke für deine klare, ehrliche und direkte Meinung zu diesem Thema. Klar ist es die Kunst komplett ehrlich zu sein denn nur dann kann man auch zu 100% glücklich sein. Man versucht immer irgendwo was zu drehen um das ganze nicht so akut aussehen zu lassen, oder sich selbst was vor zu machen. Dein letzter Beitrag hat aber klar und deutlich gezeigt man sollte sich Hilfe holen. Habe mich nun bei einer SHG gemeldet und bin gespannt was mit mir passiert. Gerne halte ich euch natürlich auf dem laufenden.

Vielen dank für das ausführliche Feedback auch deinerseits.

Bleibt gesund und vor allem Spielfrei.

Andre12:
Moin Manoloblanco,
war eben leicht irritiert, bis ich verstanden habe , das Du Dir nen neuen Namen verpasst hast. Ok, hinterfragend wie ich bin, erstmal gegoogelt ob da etwas hintersteckt oder was weiß ich. Mich haben dann also diverse Pumps angeschaut, so da war ich noch irritierter  ;D ;D.
Spass beiseite, klar antworte immer gerne, ist ja auch für mich ne Art Therapie, eine Selbstreflexion die manchmal eben auch weh tut, aber das gehört dazu. Ja und klar bin ich an Deinen weiteren Weg interessiert. Meine ersten Besuche bei Einzelgesprächen (ATS ) waren für mich enttäuschend, oder beim Psychiater ( wie gesagt, außer willste Dich umbringen? oder Antidepressiva  kam da nix, nach 8 Wochen Wartezeit) Ach so, ich hatte nix  in den 8 Wochen Wartezeit für mich gemacht, sondern voller Erwartung da hin und weiter gezockt... :o  Diesen Psychiater hatte ich dann gleich gestrichen, hatte mir aber andere angeboten was ich abgelehnt hatte, zu meinem heutigen Bedauern. Hypnose 150 Euro Sitzung hielt 14 Tage. Und die liefen sehr gut. Er hatte mir gesagt, wenn es nicht reicht komme wieder, gehen wir tiefer und musst auch nix bezahlen. Habe ich auch nicht gemacht...... Oh nee, Bei meiner stationären Therapie war ich im Aufnahmegespräch so enttäuscht: Wurde gefragt, warum spiele ich ? Ich irgendwas gesagt, weiß nicht mehr was, leider. Therapeut sagt : Aha, das ist es nicht.... Ich geknickt ausm Zimmer. Total angepisst. Da ich so ticke wie ich ticke, habe ich dann nach jedem Gespräch, Gruppe, Einzel oder jeder Therapieanwendung erstmal aufs Zimmer und alles so runtergeschrieben was mir so durch den Kopf ging. Das brachte mir auch Befreiung im Kopf. Ich war auch das erste Mal im Leben so nur mit mir beschäftigt. War auch tatsächlich nach Beendigung der Therapie der Meinung das ist es... ich hab´s .... Auch das ging so 3 Wochen nach der Therapie gut. Dann kam der Alltag, mein Umfeld ich selbst kam ; ich wieder zocken.  usw, usw,  Ich schreibe das so ausführlich um Dir einen Punkt klar zu machen: Tun musst Du. Ich bin immer mit der Erwartungshaltung zur jeglicher Suchthilfe ( also bei den ersten Anlaufstellen ) hingegangen : Ich Suchtkrank, mach mich heil :D   Ja es hat alles geholfen, viel auch im Unterbewusstsein, es ist aber kein Operation, denke Du verstehst worauf ich hinauswill.  Für mich war und ist es ein langer ,aber sehr lohnenswerter Weg, denke dran, einfach kann Jeder :)

Also, dran bleiben!!!

André

Jacky1:
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