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Der berühmte Tiefpunkt

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Jacky1:

--- Zitat von: amTiefpunkt am 01.11.2020 20:38:13 ---
einst gab ich mir meinen Forumnamen, ,,,,,

--- Ende Zitat ---

Als ich den Titel dieses Thema las, dachte ich erst Du bist gemeint.  :)

Aber dies ist schon viele Jahre her, mein lieber "berühmter"  Tiefpunkt 

Liebe Grüße

Darksoul:
Hallo ihr Lieben,

tut mir leid, dass ich mich jetzt erst melde, es war etwas stressig in letzter Zeit.
Erst einmal freue ich mich, dass ihr alle den Spielteufel besiegt habt. Auch wenns natürlich schlimm ist zu lesen, was ich durchgemacht habt. Aber ihr könnt stolz auf euch sein, ihr habt ihn bezwungen und habt euren Tiefpunkt überwunden :)

Was ich mich gerade Frage: Man muss wirklich aufgehört haben zu spielen, um rückfällig zu werden oder? Ich glaube nicht, dass mein Freund rückfällig ist, sondern nie ernsthaft aufhörte.

Ich habe eingesehen, dass ich ihn nicht retten kann. Das einzige womit ich "helfe" ist ihm kein Geld zu geben, konsequenter zu sein und ihm nur zu sagen, dass er aktiv etwas dagegen tun muss..Nicht ich oder seine Familie. Wir haben ihm schon oft die Hand gereicht, er schlägt sie weg, also können wir nichts tun.

Hattet oder habt ihr eigentlich eine Suchtverlagerung erlebt? Also statt spielen dann trinken oder exzessives Konsolenspielen etc.? Soll ja auch gar nicht mal so selten sein? Teilweise parallel zum spielen oder halt in "trockenen" Phasen.

Jacky1:
Hallo Darksoul,


--- Zitat von: Darksoul am 05.11.2020 20:58:16 ---Ich habe eingesehen, dass ich ihn nicht retten kann. 
--- Ende Zitat ---

Aus meinem Leben:
Letztendlich waren es jene Menschen, die ja am meisten unter mir litten, die mich gerettet haben.
Unwichtig ob sie daran glauben würden....denn ich habe mich retten lassen.
Dabei mussten sie gar nicht viel tun, so hatte ich nur Glück dass sie noch da waren.
Es ist für jeden Spieler eine Chance, geoutet zu sein, wie eine offene Tür.
Ja, mehr geht kaum.





--- Zitat von: Darksoul am 05.11.2020 20:58:16 ---Hattet oder habt ihr eigentlich eine Suchtverlagerung erlebt? Also statt spielen dann trinken oder exzessives Konsolenspielen etc.? Soll ja auch gar nicht mal so selten sein? Teilweise parallel zum spielen oder halt in "trockenen" Phasen.

--- Ende Zitat ---

Ich kompensierte es in meine Arbeit, irgendetwas musste ich einfach haben.
Etwas dass mich fern hielt, nicht einmal von einem Gedanken ans Spielen...sondern mir selbst.
Diese Arbeitszeit war sehr intensiv, mehr geht kaum.
Auch heute noch, kann ich kaum in einer normalen Dimension mit meiner Arbeit umgehen.

Gruß   

TAL:
Hallo Darksoul,

ja, heute ist mir klar, daß es wahrscheinlich immer schon so war, daß ich irgendetwas zum 'Kompensieren' brauchte.
Bevor ich mit dem Spielen anfing, hab ich exzessiv getrunken. Nicht jeden Tag, und auch nicht unbedingt bei jeder Gelegenheit, aber wenn ich erstmal angefangen hatte, dann jedes Mal bis ich wirklich 'dicht' war. Ganz oder gar nicht; ein gesundes Mittelmaß, oder sowas wie Genuß, gab es nicht. Dabei mochte ich den Geschmack von Alkohol nichtmal, und es gibt nur wenige Sachen, bei denen ich mir das erste Glas nicht 'reinquälen' mußte. Also je schneller, desto besser. Es ging wohl auch da schon nur um die Wirkung.

Ich trinke heute selten, und wenn, dann nur, was mir schmeckt, und wenn ich mir sicher bin, daß ich es gerade nicht mehr möchte, als ich eigentlich sollte.
Ich kann auch nach einem Glas aufhören (oder ein Halbvolles stehenlassen), weil ich gar nicht mehr mag. Wäre mir das nicht möglich, würde ich es komplett lassen. Ich habe lieber die Kontrolle, so gefalle ich mir besser.
Man kann also sagen, daß ich glücklicherweise mit dem Trinken aufgehört habe, bevor es zum dauerhaften Problem wurde, auch wenn das ehrlich gesagt eher 'Zufall' war (ich bin umgezogen).
Das ging schließlich aber doch nur ein paar Wochen gut - dann kam der Grund für meine Anwesenheit hier.
Offenbar brauchte ich immer schon ein Ventil.

Dabei bin ich eigentlich ein sehr langweiliger Mensch, aber das war schon immer so. Es würde auch ehrlicherweise nicht ganz der Wahrheit entsprechen, wenn ich sagen würde, daß ich heute frei von jeglicher Art 'exzessiven Verhaltens' bin. Ich habe da nach wie vor die ein oder andere Baustelle, und auch wenn es weit weniger 'destruktiv' ist, komme ich bei einer davon in unregelmäßigen Abständen an einen Punkt, an dem ich ein ernstes Wort mit mir selber reden muß. Wie du dir sicher vorstellen kannst, klappt das aber nur bedingt. Das ist immer ein Grund, aufmerksam zu werden, auch wenn ich nichts lieber als das Gegenteil täte.
Dabei denke ich gar nicht mal ans Spielen, es ist mehr eine innere Resignation, die sich langsam anbahnt. Scheißegalhaltung und Selbstsabotage... und die auf eine pervers-kranke Weise 'befriedigende' Tatsache, daß es sich 'richtig' anfühlt, das Falsche tun zu können, und es auszuhalten... sogar gar nicht anders zu wollen. Dann fühle ich mich mies, wenn sich doch mal jemand Sorgen macht, bekomme ein schlechtes Gewissen, ziehe es aber ins Lächerliche... und denke gleichzeitig "Was soll der Mist? Mir geht es gut, ich bin doch kein Kind!" Festgefahren. Nun ja...
Ich weiß, daß ich Unrecht habe. Ich mag aber nichts ändern, ich mag generell grad nicht...
Das dauert immer etwas, aus dem Morast wieder rauszukommen.

Ich mag nicht Spielen, ich mag auch nicht Trinken oder irgendwelche Substanzen konsumieren (und sollte meine Abstinenz in einer solchen 'Phase' nicht nur aufs Spielen beschränken - was ich auch tue, da mir mein Leben doch etwas wert zu sein scheint), aber dennoch schlägt meine glorreiche Selbstkonditionierung manchmal noch durch.

Ja, wenn ich ehrlich bin, denke ich inzwischen schon, daß ich 'suchtaffin' bin. Passe ich nicht auf, renne ich rein. Das wird wohl auch immer so bleiben. Das Gute ist, daß ich das eben weiß, und ich muß mir da nichts vormachen. Auf Spur zu bleiben ist inzwischen die meiste Zeit ein 'Selbstgänger', über den ich nicht nachdenken muß. Trotzdem sollte ich nie vergessen, daß sich das ganz schnell wieder ändern kann. Ich bin eher 'anti', so daß ich vor einer unfallchirurgischen OP zwar einsehe, wenn sie mir sagen, daß das ohne Vollnarkose nicht geht, und auch, daß es nicht unbedingt förderlich wäre, wenn ich mich übergeben müßte - ich aber die Scheißegalpille, nicht nehme. Und das, obwohl direkte Aussagen sonst eher weniger meine Art sind.
Der Respekt davor, wie ich 'ticke', übertönt aber alles andere um ein Vielfaches. Auch der (durchaus vorhandene) Schmerz die Tage danach kam dagegen nicht an.
Haste Angst (und die hatte ich nichtmal, hab mich nur über mich geärgert) - kein Problem, gibt ja Benzodiazepine.
Haste Schmerzen - auch kein Ding, es gibt sogar die guten Sachen.
Nein, verdammt.

Für mich ist der vermeintlich einfache Weg immer fatal. Vielleicht übertreibe ich manchmal, aber man weiß ja nie.

Darksoul:
Danke für die Antworten.

Selbstdestruktion ist auch ein gutes Stichwort. Möchte nicht pauschalisieren, aber denke generell Spielsüchtige neigen zu selbstzerstörerischem Verhalten, können den Kreis nicht durchbrechen, obwohl sie genau wissen wie sehr sie sich und anderen Schaden. Ein Kreislauf aus Scheißegalhaltung und schlechtem Gewissen, kann mir nicht vorstellen, wie sich das anfühlen muss..

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