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Grün ist nicht immer grün

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Andre12:
Moin,

hab gerade nochmal meinen  Thread " Wie lange dauert die Nachsorge ? " gelesen. Mein Leben lang! Das Thema ist also geklärt. ;). Es bezog sich da rein auf meine Spielsucht. Jetzt, heute losgelöst von meiner Spielsucht, würde ich diese Frage anders formulieren :" Wie lange muss ich auf mich achtgeben ? Auch hier : "Für immer "  Mein Acht geben auf mich, teilweise auf andere, meine Selbstreflektion und überhaupt die Betrachtung meines ganzen kleinen Lebens rückt immer mehr in den Vordergrund. Ich erwische mich oft bei Gedanken die sich im Kreis drehen, früher wäre ich weggelaufen ( Zocken, oder Fußball, hier war aber eher wichtiger, das eine  ;D Bier danach) Am nächsten Tag ging die gleiche leier wieder los. Heute lasse ich meine Gedanken kommen, bewerte sie kurz und wenn ich merke es wird zur gedanklichen Schleife, kümmere ich mich sofort darum. Ich kenn mich jetzt ja, weiß wie ich funktioniere. z.B. ich hatte einen sehr schönen Samstagabend, Sonntag morgen saß ich bei mir allein in der Küche. Sinnierte vor mir hin, beim Café. Gedanken wie: und heute ?, jetzt sitzt hier wieder, toll. Also Zettel raus: Liste erstellen Aufgaben für Sonntag. Fing an alles zu erledigen. Mittag gegessen und dachte so Couch fernsehen und gut. Im Hinterkopf schwirrte mir aber von meiner Liste  " Auto von innen putzen " rum. Ich raffte mich wieder auf und tat es einfach. Kam dann noch mit den Nachbarn ins Gespräch und das war auch nett.  Für mich ist es einfach verbindlicher, wenn ich meine Belange niederschreib. Erst Gedanken machen, dann aufschreiben, dann tun und machen. Klar habe ich das alles im Hinterkopf , was ich will und wollte, aber meine Synapsen und Automatismen im Kopf  sind die Spielergewohnheiten, das zurücklehnen, in Lethargie fallen, mich grämen, mich von schuld frei zu sprechen, was weiß ich, aber alles Dinge die mich vom tun abhalten und runterziehen. Vor allen Dingen halten sie mich ab, von mir selbst.  Der wichtigste Punkt hier ist für mich, das Gedanken machen, was will ich, was hab ich vor, was stört mich, was möchte ich ändern ? Das hilft mir ungemein und macht mich innerlich zufriedener, ( allein das Gedanken machen und das reflektieren) Nach der Erledigung sowieso.
Bei all meinen Tun und diese komische Coronazeit, schätze ich  heute  auch einfach ein Wort mit den Nachbarn oder ich trinke mit einem Kumpel (in)/ Freund (in) 3 Bier oder nur Café und tauschen uns einfach aus, das reicht mir und beschwingt mich und ich kann mich trotzdem um meine Belange oder gerade deswegen kümmern, das Extreme von früher fällt langsam weg. Alles was ich tat, war immer extrem. Schwarz oder weiß, hopp oder top..... usw.  Selbst meine Emotionen, Gefühle waren extrem: himmelhoch jauchzend, zu tode betrübt...
Das so meine Gedanken vom Wochenende. Also passt auf Euch auf.

Liebe Grüße  ( heute mal so )

André   

Andre12:
Moin,

hatte mich, wie letztes Jahr berichtet, um eine freie SHG bemüht und auch gefunden. Nach 10 monatiger Verzögerung (C -Zeit ) fand sie nun statt. Mein erster Besuch stimmt mich sehr nachdenklich, eigentlich macht er mich wütend und unterm Strich würde ich behaupten es triggert mich an. Es wurde meiner Meinung nach widersprüchliche Aussagen getätigt, trotz langer Abstinenz (Ein Rückfall gab es kürzlich ), war so gut wie gar nichts schlüssig und sich mit Massnahmen beschäftigt wie nach 3 Tagen Spielfreiheit. Bin bei mir geblieben, merke aber heute extrem wie unruhig ich bin. Was steckt dahinter ?: Denke meine Angst, dass ich auch so bin, halt auf meine Art, ich mich in meiner Wahrnehmung befinde, wo ich denke ok, ich hab es ich konnte ja loslassen, bin mit mir im reinen oder nicht ? War es jetzt doch alles zu einfach ? Hört mein Spielerhirn nur : Guck André früher oder später hängste wieder vorm Automaten!!! Kannst auch heute schon aufgeben.... Oder ist es eher die persönliche  Konfrontation mit der Spielsucht? Oder einfach das ich dachte es ist weit weg ?  Oder das ich denke, es gibt welche die kapieren es nie und gehöre ich auch dazu ? Ich hatte vor Wochen ein Online-Meeting gehabt , das tat mir gut, da war das überhaupt nicht so wie heute oder wie direkt nach dem Besuch der SHG.
Nee ich laufe jetzt nicht zum Automaten oder sonstiges, bin gefestigt und für mich hab ich einfach fertig, stand heute, jetzt....   oder nicht ?
Ok, das stimmt mich alles nachdenklich, fast demütig.... bin froh das ich zur Zeit mich nicht mehr mit meinem Problemen von früher auseinander setzten muss, vor allen Dingen das ich eigenverantwortlich handeln kann  und eben nicht Dinge tue oder unterlasse weil ich mir selbst nicht vertraue...trotzdem habe ich ein beklemmendes Gefühl im Bauch.

LG
André

Jacky1:
Hallo André ,

der einzige Grund warum Du wieder spielen würdest wäre Deine Suchterkrankung.
Ohne jetzt irgendjemanden abzuwerten, keine Ahnung warum man sonst in eine Spielhalle gehen sollte.
Als würde ein "Nichtalkoholiker" in eine Trinkhalle gehen um ein Glas Milch zu trinken.
In eine SHG geht auch keiner der mit der Spielsucht nicht konfrontiert ist.
Wenn Du Dich dort nicht wohl fühlst und es dazu führt in der Entwicklung stehen zu bleiben oder sogar zurück zu fallen, machte es keinen Sinn.
Eventuell ist es aber beim Erstbesuch noch nicht abzusehen und muss sich erst entwickeln.

Wie zu erkennen in Deinem Beitrag setzt Du Dich mit Dir auseinander....gut lieber  André.
Manchmal ist es nicht so schlecht, gefühlt wieder näher dran zu sein.
Da wird das Hirn nochmal geschüttelt und es ist einem dadurch etwas bewusster, wo die Reise nicht mehr enden sollte.

Was denkst Du warum ich hier im Forum jeden Tag bin?
Ich habe unglaublich viel zu tun und dennoch nehme ich mir diese Zeit.
Denn früher hatte ich auch unglaublich viel zu tun und fand immer etliche Stunden ...jeden verdammten Tag zum spielen.
Daher ist einer der Gründe, weil ich dadurch nicht entfernt werde, von der Materie und von mir selbst.
Ich habe keine Lust mich davon entfernen zu wollen, dieser Draht ist immer unter Strom.

Dein beklemmendes Bauchgefühl entsteht aus der Erinnerung, wem würde es auch nicht schmerzen bei einem solchen Vorleben.
Dahin möchte man nicht mehr zurück, früher oder später ?
So bleibt es alleinig der Kontrollverlust, der dies wieder ermöglichen könnte.
Du weißt wie er entstehen würde, somit ist zumindest diese Gefahr ja absolut kalkulierbar.
Willst Du Dich verbrennen, dann halte Deine Hand ins Feuer.

Nun könnten ja einmal Situationen entstehen, wobei es einem etwas stärker in das ehemalige Verhalten zieht.
Daraus resultiert ja auch eine Angst, wie eben wenn man daran denkt sich einmal zu verbrennen.

Darum ist es schon wichtig, weiter an sich zu arbeiten.
Und wie ja gut zu erkennen, bist Du voll dabei.
Falls Du Dich einmal in einer Halle wiederfinden solltest, wird es Dir schon klar, was Du da machst.
Denkst Du dann ist alles wieder verloren?
Doch nur dann, wenn Du es zulässt....als würde jemand in ein Feuer springen um zu verbrennen.

Für Dich lege ich meine Hand immer ins Wasser.  :)
Denn es kühlt und sorgt dafür, keine Brandblasen zu bekommen.
Demut, ja die ist wichtig, dadurch überschätzt man sich selbst nicht zu sehr.

Angst hingegen, entsteht in unserem Fall aus vergangener Erfahrung.
Ich habe keine Angst wieder einmal zu spielen, denn Angst sollten wir dabei nur vor uns selbst haben.
Auch habe ich keine Angst vor Feuer, ich weiß schon wie nahe ich dem kommen darf.
Und DU weißt es auch...

Grüß Dich


   
 
 
   
   
   
 

Andre12:

--- Zitat von: Jacky1 am 02.06.2021 23:06:32 ---

Angst hingegen, entsteht in unserem Fall aus vergangener Erfahrung.
Ich habe keine Angst wieder einmal zu spielen, denn Angst sollten wir dabei nur vor uns selbst haben.
Auch habe ich keine Angst vor Feuer, ich weiß schon wie nahe ich dem kommen darf.
Und DU weißt es auch...




 

--- Ende Zitat ---

Moin, danke für Deine Worte. Es ist nicht die Angst wieder  zu spielen, oberflächlich mag es so erscheinen. Ich hab für mich soweit alles aufgelöst, ich habe für mich plausibel meinen unweigerlichen Weg in die Sucht erklären können, d.h. ich habe mir verziehen, losgelöst von allen etwaigen anderen "Schuldigen", die, wenn auch  mit Sicherheit  ungewollt, mich in die Sucht trieben, zumindest daran beteiligt waren, das ich da gelandet bin. Das ist so, alle gut. Letzen Endes trage ich alles in mir, ich bin es der empfindet, der bewertet, der oft auch verurteilt, so  beruht meine Angst auch auf : das ich, so wie ich bin, das alles was ich erreiche oder erreicht habe, nie genug ist..  das ich nie tief in mir glücklich werde, Liebe erfahre, gebe, geschweige annehmen kann. Genug, was ist denn für mich genug ? Weiß nicht ob ich das verständlich erklären konnte. Das Ich in mir, was mich in die Sucht trieb, das " Ich", das Ich nicht aushielt....macht mir Angst. Das Spielen loszulassen das habe ich und mache mir da tatsächlich nicht all zu viele Sorgen, das sich das jemals wieder ändern wird, ich bin ja hier oder kümmere mich anders das meine Krankheit nicht wieder ausbricht. Hm klingt wirr, ist wirr
Ok, ich buddele noch nen bißchen im Bauch. Versteht mich bitte nicht falsch, mir geht es richtig gut, im Gegensatz zu all den Jahren davor, ich freue mich jeden Tag wenn ich zu meiner Haustür reinkomme, auch wenn keiner da ist, ich richte mich da so ein wie ich es mag.. Ich habe ein privates Umfeld, mir sind ganz andere Dinge wichtig geworden, dennoch brachte mich dieser SHG-Besuch in die Situation nochmal genauer hinzuschauen.. Vielleicht habe ich auch einfach vergessen mich abzugrenzen und nahm alles als meins...  :)
 
Lieben Gruß

André

Jacky1:
Hallo André,


--- Zitat von: Andre12 am 03.06.2021 10:01:28 --- Das Ich in mir, was mich in die Sucht trieb, das " Ich", das Ich nicht aushielt....macht mir Angst.

--- Ende Zitat ---

Irgendetwas muss halt auch geschrieben werden, zwischen den Zeilen meiner Antwort steht eh schon alles gut lesbar.
Die ersten 12 Bände "Psychologie  für Anfänger" eh inbegriffen.  :)
Schon klar das es um Momente geht, die einem erst dazu verleiten könnten, was auch immer dann kommen mag.
Das Gute daran hier zu schreiben, dass meist der interessierte Leser nur zustimmen kann.
Emotionale Steuerung eh der Ursprung unseres Verhalten.


--- Zitat von: Andre12 am 03.06.2021 10:01:28 ---.....oberflächlich mag es so erscheinen ....
--- Ende Zitat ---
Egal welche Wörter vorne oder hinten auch kommen mögen...
Unterschätz da mal nicht die Gemeinde, welche hier zu genüge vertreten ist.

Grüß Dich   

 

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