Hallo liebes Forum,
ich habe mich hier mal angemeldet, weil ich, wie sicher so viele andere auch, einfach nicht mehr weiter weiß.
"Kurz" zu mir und meiner Situation:
Ich bin jetzt fast sechs Jahre mit meinem Mann zusammen, im Juli sind wir drei Jahre verheiratet. Als wir uns kennen gelernt haben, wusste ich noch nichts von seiner Spielsucht. Ganz direkt oder bewusst habe ich davon erfahren, als er ein halbes Jahr später einen Rückfall hatte und mir Geld von meinem Konto geklaut hat. Natürlich war ich sehr enttäuscht, aber ich war auch unglaublich verliebt in ihn und habe gesagt, wir schaffen das zusammen. Ich wollte für ihn da sein und ihm helfen. Na ja, aber wie zu erwarten ist, zogen sich die Rückfälle so durch die ganzen Jahre. Es war nie oft, ein bis zweimal im Jahr oder so (zumindest offiziell), aber dennoch jedes Mal mit viel Lügen und Schmerz verbunden. Einmal habe ich ihn sogar aus der Spielo rausgeholt und dort einen Aufstand angezettelt, der sich aber gewaschen hatte. Trotzdem habe ich ihm jedes Mal wieder verziehen, weil ich ihn doch liebe. Vor gut zweieinhalb Jahren dann haben wir geheiratet und ich hatte wirklich die Hoffnung, dass es alles besser wird. Doch bereits ein halbes Jahr nach der Hochzeit hatte er wieder einen Rückfall, wo er 1200 ? von unserem Hochzeitsgeld verspielt hat. So hatte die Hochzeit also auch nichts geändert.
Ich habe in all den Jahren sehr viel versucht, um ihm zu helfen und ihn da weg zu holen. Wir sind zusammen zu Beratungen gegangen, er war bei Einzelberatungen und Therapien. Einen Klinikaufenthalt hat er auch hinter sich, nach dem ich wirklich ein gutes Gefühl und Hoffnung hatte. Aber auch das hat nicht wirklich geholfen, auch, wenn er es anders sieht. Ich habe alles finanzielle übernommen und teile ihm das Geld ein. Er bekommt im Monat 150 ?, die halt für Zigaretten oder Kleinigkeiten gedacht sind, wenn er sich auf Arbeit was holen will oder auswärts arbeiten ist der sowas. Dieses Geld hält jedoch selten mal eine Woche, fast nie. Und er kann mir auch nicht sagen, wofür er dieses Geld innerhalb so kürzester Zeit immer ausgibt. Als Antwort bekomme ich "für Verschiedenes, ist unterschiedlich". Er hat keinen Zugriff auf sein Konto, seine Karte hab ich (zumal da eh nicht wirklich was drauf ist). Wenn er für irgendwas anderes Geld braucht, bekommt er es natürlich, ist ja klar. Aber es ist halt kein Vertrauen da, weil einfach schon zu viel passiert ist. Ja, ich bin in der vollen Kontrolle drin und kann es einfach nicht lassen. Das macht mich verrückt. Aber die Angst davor, dass er wieder spielen geht und mich anlügt ist einfach zu groß. Sicher gab es auch Situationen, in denen ich ihn zu Unrecht beschuldigt habe, aber das blieb dann einfach nicht aus, wenn ich irgendetwas komisch fand.
In den letzten Monaten jedenfalls, habe ich mich irgendwie (bewusst oder unbewusst) zurückgezogen. War oft bei ner Freundin, zum Teil auch über Nacht. Es hat sich etwas verändert. Ich kann es nicht genau beschreiben. Ich lasse ihn irgendwie gar nicht mehr an mich ran, kann noch nicht mal mehr mit ihm schlafen. Keine Ahnung, woran das alles liegt.
In den letzten Wochen habe ich versucht, einige Gespräche mit ihm zu führen, dass es so in unserer Ehe einfach nicht weiter geht und ich nicht mehr kann. Es gibt kein Vertrauen, ich mach mich kaputt durch die ständige Angst, dass dort was sein könnte. Viel haben diese Gespräche nicht gebracht, da er auch der Typ ist, der nicht viel redet.
Vorletzte Woche kam es dann zu einem Ereignis, welches dann letze Woche eskaliert ist.
Es hatten 50 ? aus seinem Umschlag gefehlt, Geld, von dem er eigentlich nichts wissen konnnte, weil der Umschlag leer war und dieses Geld für etwas anderes gedacht war. Jedenalls hatte er mir dann erzählt, er habe zwei Kästen Bier geholt und sei abends zu seinen Fussballkollegen zu einer Geburtstagsparty gefahren und bis morgens um 2 Uhr geblieben. Nebenbei bemerkt, es war ein Donnerstag, abends um zehn (ich war nicht zu Hause), und nächten Tag musste er wieder arbeiten. Ich fand diese Geschichte sehr komisch, dass er jedem einen Kasten Bier schenkt und da spät abends noch hinfährt. Weil er sowas eigentlich nie macht. Hab ihn natürlich auch direkt gefragt, ob er spielen war, aber er verneinte. Man kann es ja mal versuchen.
Mich hat diese ganze Geschichte aber nicht losgelassen, also habe ich es letzte Woche noch mal angesprochen. Er solle mir die Wahrheit sagen bzw mir einen Namen und Nummer von jemandem nennen, der dabei war, damit ich mir das bestätigen lassen kann. Hatte ihm im Übrigen auch gefragt, wie denn die Geburtstagskinder hießen, nicht mal das konnte er mir sagen. Aufeinmal waren es Fans gewesen. Als Antwort jedenfalls, wer denn mit dabei war, bekam ich nur "das sage ich dir nicht." Warum nicht? "Darüber rede ich nicht". Und das immer wieder. Ich habe ihn so oft gefragt. An diesem Tag war Fussballtraining, und dann bin ich da hin gefahren (er wollte nicht mit) und hab die gefragt, was nun sache war. Keiner wusste von einer Party, geschweige denn, dass er mal Bier mitgebracht hätte. Wutentbrannt bin ich wieder nach Hause, doch er hielt immer noch an dieser Geschichte fest. Ich konnte es nicht fassen. Ich habe ihn darum gebeten, mir irgendeine Person zu nennen, die dabei war und die ich jetzt anrufen könnte, doch das hat er verweigert. Er ist auch der Typ, der dann ruhig bleibt und nichts sagt, wenn man ihn was fragt. Das macht mich natürlich noch wütender. Na ja, jedenfalls hat es mir dann gereicht, ich hab gesagt, ich zieh aus, hab ein paar Sachen gepackt und bin dann erst mal zu ner Freundin. Er hat nicht versucht, mich aufzuhalten und wenigstens dann mal den Mund aufzumachen. Er blieb einfach auf seinem Sofa liegen und ließ mich gehen. Und das ganze Wochenende hat er sich nicht einmal gemeldet. Das hat alles so weh getan. Das, was auch immer an diesem Donnerstag passiert sein mag, war ihm wichtiger, als ich und unsere Ehe.
Bin dann gestern nach Hause gefahren und wollte noch mal in Ruhe mit ihm reden. Er hält aber immer noch daran fest und will mir nicht sagen, was da nun wirklich passiert ist oder wer dabei war oder so. Und er kann mir nicht mal sagen, warum. Er will sich schützen, meinte er. Wovor auch immer. Er sagt immer, dass ich Hilfe brauche, weil ich so drin bin in der Co-Abhängigkeit. Habe zu ihm gesagt, dass er endlich mal anfangen soll, mit mir zu reden. Ich bin seine Frau und eigentlich sollte man mit seinem Partner über alles reden können. Aber das hat er noch nie gemacht. Er meinte, er kann sich halt niemandem öffnen und verdrängt alles.
Das Problem ist nun, dass ich eigentlich vom Kopf her weiß und mir auch viele andere schon gesagt haben, dass diese Ehe keine Chance mehr hat, weil es immer so weiter und ich daran kaputt gehen würde. Aber ich schaff es einfach nicht, mich von ihm zu trennen. Oft habe ich mir das schon vorgestellt, aber sobald ich ihm dann wieder gegenüber sitze, mache ich einen Rückzieher. Es kommt dann einfach immer wieder das schlechte Gewissen und dann tut mir alles so leid. Der Gedanke, ihn alleine zu lassen, macht mich fertig. Er ist doch trotz allem so ein lieber Mensch. Und er bedeutet mir auch immer noch total viel und ist mir wichtig, sonst würde ich ja auch nicht so reagieren. Es tut einfach so weh, die ganzen schönen Erinnerungen auch, die Hochzeitsbilder, die Wohnung, was wir uns zusammen so aufgebaut haben. Ich schaff es einfach nicht. Ich weiß einfach nicht mehr, was ich machen soll. Ich weiß aber auch, dass es so alles keinen Sinn hat.
Dieses Problem mit der Spielsucht hat er im Übrigen auch bestimmt schon knapp 20 Jahre oder so. Hat in Teenie-Zeiten angefangen und war vor meiner Zeit wohl noch viel schlimmer. Aber diese ein bis zwei Rückfälle im Jahr machen mich einfach fertig, vor allem die Lügen, die damit verbunden sind. Die tun am meisten weh. Und wer weiß, wie oft er schon spielen war, wovon ich gar nichts weiß. Ist halt eine heimliche Sucht.
Vielleicht wisst ihr einen Rat, was ich machen kann, wie ich mich verhalten soll, was ich ändern kann...keine Ahnung. Ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Viele Grüße
redangel