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Überfordert und hilflos

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Räubertochter:
Nun ja. Wo soll ich nur anfangen.
All das was ihr mir hier beschreibt trat bereits so ein. Er verspricht mir Vieles und sagt, dass er es bereut.
Für einen harmonischen Alltag muss ich erstmal glauben. Wobei es mir sehr schwer fällt. Wenn ich das hier so lese habe ich Angst vor der Zukunft.
Als er vorhin von der Beratungsstelle zurück kam, erzähle er mir davon. U.a. dass der Psychologe ihm sagte, er müsse reinen Tisch mit Allem machen, um dann alles angreifen zu können.
Auf mein Nachfragen hin, ob es denn noch etwas gäbe, das er mir sagen müsse, eröffnete er mir, dass er den Kredit, von dem ich ja durch Zufall erfuhr, im letzten Jahr um weitere 2000 Euro aufstockte.
Er hat Kredite aufgenommen um zu spielen.
Und er kann so gut lügen. Ich habe wirklich ein ausgeprägtes Gespür für Menschen. Aber für meinen eigenen Ehemann scheint das nicht zuzutreffen.
Seine Lüge, die er anbrachte, wofür das Geld gewesen war, kaufte ich ihn komplett ab. Ohne wenn und aber.
Ich habe so unglaubliche Angst davor, dass das immer wieder passiert.
Ich will für ihn da sein und unser Leben nicht aufgeben müssen. Aber ich will auch nicht auf das bittere Ende warten... auf dieses "Aus die Maus".
Und auch diese Opferrolle, in die er sich gerne begibt, möchte ich nicht unterstützen.
Ich hasse es, so hilflos zu sein.
Und ich wüsste, wenn ich ihn verlassen würde, dass ich die Böse wäre.
Heute lies ich mit meiner 14 jährigen Tochter ihr Girokonto eröffnen.  Ich wollte eigentlich glücklich und stolz sein. Stattdessen war ich einfach nur voller Sorge darum, ob er irgendwann an dieses Konto gehen würde.
Ich glaube an die Liebe und ihre Kraft. Und ich glaube an das Gute in Menschen. Aber das , wie ihr schon sagt, verlorene Vertrauen, verdunkelt alles.


Jacky1:
Er war ja bei einer Beratungsstelle und hat mit Dir darüber gesprochen, dies ist ein gutes Zeichen.
Bei allem "negativen" was wir hier so schreiben, aus unser aller Erfahrung heraus.
Was diese Sucht vermag und wie schwer es ist ihr zu widerstehen.
   
Auch ein hoffnungsloser Romantiker wie ich und niemals solltest Du folgendes Zitat mit einem "aber" beenden.  :) 

--- Zitat von: Räubertochter am 25.02.2020 16:57:56 ---Ich glaube an die Liebe und ihre Kraft. Und ich glaube an das Gute in Menschen.

--- Ende Zitat ---

Wenn es nicht so wäre und wir alle nur auf konstruktive Funktionalität hinarbeiten würden.
Könnten wir es sein lassen!

Jetzt wird damit umgegangen, Du bist da und er wird Dir nun zeigen, dass sich etwas ändern wird.
Keinen Plan B, offen und ehrlich.
Alles andere führt nur wieder zu einem "aber".

Nicht vergessen, niemals.
Ohne Vertrauen geht gar nichts mehr, sage es ihm.
Vertrauen muss man sich verdienen, für einen pathologischen Spieler ist es keine Selbstverständlichkeit .
 

 
 

Taro:
Moin und Willkommen Räubertochter,

er war bei der Beratungsstelle! Nur der eine Satz den er gesagt hat belegt für mich, er war tatsächlich da. Das ist nicht immer so und schon einmal gut. Ich frage mich, warum Du Ihn nicht begleitet hast? Die Beratungsstelle ist auch für die Angehörigen da.
Ich bin trockener Spieler und meine Kinder 13 und 15 Jahre alt wissen das ich Spieler bin. Für  mich ist es wichtig, das Sie meine Geschichte kennen. Spielsucht ist eine schwerwiegende Krankheit die immer auch die ganze Familie bedroht. Es ist daher angemessen alles zu unternehmen um die Krankheit zum Stillstand  zu bringen. Lippenbekenntnisse helfen da nicht weiter. Neben der Beratungsstelle ist die SHG und die stationäre Therapie als Möglichkeit gegeben. Den Kindern es zu erzählen, das der Papa krank ist, ist sicher nicht verkehrt, genau wie dem Papa auch den Zugang zum Konto der Kinder  izu entziehen.

Ich halte von Kontrolle und Überwachung ziemlich wenig, weil es für einen Spieler der spielen will nicht möglich ist. Aber es ist sicher an den Taten zu merken ob er seine Krankheit ernst nimmt oder nicht. Viele Gespräche sind sicher eine gute Basis.

Bitte glaube auch weiter an die Kraft der Liebe und an das gute im Menschen. Zum besseren Verständnis habe ich den Spieler in mir von mir symbolisch getrennnt. Ich nenne den Spieler in mir "Eugen". Ich bin ein liebenswerter Mensch, Eugen aber sicher nicht. Eugen mit Liebe zu begegnen ist nicht Zielführend. Mit Eugen fange ich keine Diskussionen an. Auch mit dem Eugen von anderen Spielern spreche ich nicht. Alle Eugens bekommen immer nur mit dem Knüppel von mir.

Das heist, reiche gerne Deinem Mann die Hand, sollte er aber wieder spielen, zeige Ihm Konsequenzen auf und ziehe die auch durch. Nie nachgiebig gegen Eugen. Die Härte gegen Eugen ist für Deinen Mann der Rettungsring.

Ich wünsche Dir und Deiner Familie viel Kraft.

Taro

Räubertochter:
Ja. Er war definitiv da und hat mir auch die beiden Zettel gezeigt, die der Psychologe ihm mitgab. Termine für die SHG und neuer Termin in der Beratung.
Wir sprechen schon darüber und auch dass er sich entmündigt fühlt. Aber für mich ist das eine Sicherheit. Dass ich die Gelder verwalte, sichert unsere Existenz.
Ich versuche wirklich so gut es geht für ihn da zu sein.
Ich habe es nicht begleitet, weil ich schon vor einigen Jahren bei einem Termin dabei war Und ich spürte, dass das nicht hilfreich ist, wenn ich dabei sitze.
Er richtete mir von seinem Psychologen aus, dass ich gerne als Angehörige bei der KolleginRat und Hilfe suchen kann. Aber dafür bin ich nicht bereit.
Ich denke in ein paar Tagen sieht es um mein inneren Chaos schon viel besser aus und kann dann auch hilfreicher sein, als noch im Augenblick.
Mir hilft es Ehrlich gesagt viel mehr, hier, von euch, die betroffen sind, zu lesen, dass es auch ein Happy End geben kann und worauf zu achten ist. Ehrlich und schonungslos. Das brauche ich und hilft mir.
I h spreche mit ihm darüber, was ihr berichtet. Oder was ich in anderen Beiträgen gelesen und in Dokus gesehen habe.
Heute Abend hatte ich sehr das Gefühl, dass er ehrlich ist. Ausschlaggebend war, dass er es seinen Eltern gesagt hat. Ich habe das nicht verlangt und sogar etwas in Frage gestellt, ob das gut wäre.
Aber er hatte das starke Bedürfnis.
Er wirkt sehr motiviert und glücklich.
Danke für eure Worte, die mir sehr helfen. :)

Räubertochter:
PS:Die Idee " Egon" finde ich großartig.
Hast du das in der Therapie  erarbeitet? Also macht man das da so?

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