Spielsucht Soforthilfe Forum (SSF)

Spieler & Angehörige => Allgemeines => Thema gestartet von: Taro am 14.03.2020 18:44:42

Titel: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 14.03.2020 18:44:42
Moin moin,

es gibt sicher viele Wege spielfrei zu werden. Aber egal welcher Weg auch immer gewählt wird, die Beibehaltung der alleinigen Verantwortung ist als stabiles Fundament obligatorisch.

Einmal sind es die Finanzdienstleister die für die Einzahlungen nicht berechtigt waren, dann hat die Partnerin nicht richtig auf die Karte aufgepasst, der Casinoblog hat ein Loch, oder die Selbstsperre wurde vom Casino nicht durchgesetzt. Alles habe ich schon öfters gehört um einen Rückfall zu rechtfertigen. Alle Versuche Sicherungen im außen zu suchen sind immer löchrig und das schlimmste, für mich als Spieler ist es auch immer eine Herausforderung genau diese Löcher zu finden.

Für mich war daher von Anfang an wichtig, alle Sicherungen so aufzubauen, daß ich die Verantwortung für die Maßnahmen habe, die im Notfall gegangen werden. Nun ist es ja genau so, daß gerade ich als Spieler nicht verlässlich bin wenn es ums Spielen geht. Das ist sozusagen die Quadratur des Kreises und trotzdem möglich. Leider wird über die Wege dorthin in den Foren kaum gesprochen. Die Schuld der anderen steht dagegen hoch im Kurs.

Schon beim Schreiben wirken Worte etwas wirr.  Vielleicht bekomme ich ja mit der Zeit das noch etwas entwirrt.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 14.03.2020 23:33:47
Hallo Taro,

ich empfinde es gibt nur einen Weg um spielfrei zu werden.
Und auf diesem Weg gibt es viele Stationen, Freunde, Familie, Betreuer, Psychologen/Therapeuten.....
Man bekommt Tipps, Ratschläge, Erfahrungswerte und sogar ein Zimmer mit Bett.
Und egal was der wandernde Spieler davon beansprucht oder mit nimmt....
Er muss an sich glauben diesen einzigen Weg nun auch zu gehen.

Da bin ich ganz bei Dir , Taro.

Das ganze drumherum, die Emotionen und selbst ja eh immer ein Gefangener seiner selbst zu sein, sehr Komplex.
Was hier und auch sonst immer als "freie Entscheidung" gedeutet wird, liegt doch nur in der Betrachtung es halt selbst zu glauben.
Da kann jeder Reflektieren so viel er nur kann, es wird immer "Regeln" geben, nach denen es sich neu richtet.
"Er hat es weit gebracht, Familie , Kinder, Wohlstand, die Menschen mögen ihn, er teilt mit den Armen und erklärt Blinden die Farben.
er trinkt keinen Alkohol mehr und hat aufgehört zu spielen."
Solide, Verlässlich, Treu, Alkoholiker, Spieler.

Der Spieler!
Schon eine Faszination für sich, wäre ich nicht selbst Spielsüchtig würde ich es mit einer krankhaften Naivität gleich setzen.
Geld, Zeit, Flucht endet im absoluten Verlust.

Die Mündigkeit einem solchen Menschen ihm selbst zu überlassen, dass er es alleine entscheidet und konsequent bleibt, kommt schon Freunde....
Doch genau dies wird über eine gewisse Zeit einfach erwartet und benötigt.
Eine Meisterleistung eigentlich von jedem abstinenten Spieler und nicht jeder hatte eine höhere Macht.
Warum spiele eigentlich ich nicht mehr ?
Viel zu Profan wäre es doch nun zu schreiben, weil ich es nicht mehr möchte.
Doch genau darin steckt etwas sehr gebündeltes, mein ganzer Weg dorthin.
Dieser Weg begann aber nicht am letzten Tage im Casino, er begann am ersten!

Es bleibt immer und ewig etwas fremdes in mir, es hat mich auch gerettet.

Nun bin auch ich ganz wirr.  :)
Aber nur durch meinen erbärmlichen Versuch, es etwas zu entwirren.  :)

Grüß Dich         
         



     

Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Fred am 15.03.2020 11:07:28
Warum spiele eigentlich ich nicht mehr ?
Viel zu Profan wäre es doch nun zu schreiben, weil ich es nicht mehr möchte.
+1

... würde hier vollkommen genügen

Aber da es vielleicht nicht jeder versteht:
Besondere Lebensumstände machten mir mein Verhalten und die notwendigen Konsequenzen deutlich.
Da fiel bei mir genau die von Jacky zitierte Entscheidung.

Und die sich daraus ergebenden Konsequenzen trage ich gern und sogar mit ein wenig Stolz.
Mein komplettes Leben habe ich umgekrempelt und umgestellt. Innerlich. Nicht zwingend für jeden sichtbar.

Den Spieler "Fred" gibt es de facto nicht mehr "
Auch wenn diese Sichtweise allgemein "verpönt" ist, bin ich davon überzeugt.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 15.03.2020 11:13:47
Ist es so, "nicht jeder hat eine Höhere Macht"?

Wieviel Geld hatte ich mir geliehen mit den Versprechen, Du bekommst es zurück...., aber dann....bestimmt!
Alles nur Worthülsen, als ich in die Meetings ging und genau dieses erzählte, ich war gerade nach dem Gespräch mit meiner Bank wieder spielen, das Portmonee war leer. Ich konnte für den Rest des Monats kein Geld mehr abheben. Illegale Geldbeschaffung war TABU, ein Schwur an mich selbst da kam nach dem Meeting ein anderer trockener Spieler zu mir und gab mir 50 DM und sagte, gib es mir zurück wenn Du es kannst!
Was für ein Irrer? Ich erzähle gerade das ich nie meine Schulden begleiche und er gibt mir 50 DM. Oder anders ausgedrückt, er gab mir das Gefühl, an mich zu glauben. Ein Schlüsselerlebnis. Wenn Du willst war er in dem Moment meine höhere Macht. Für mich das aller wichtigste war, Ihm das Geld so schnell wie möglich zurück zu geben.

ich war schon 4 Jahre Spielfrei, ich wollte immer noch mein Fachabi machen, und studieren. Leider gab mir bis dahin mein Umfeld zu verstehen, das ich das wohl nicht schaffen werde. Dann kam eine neue Freundin in mein Leben, eine Medizinstudentin. Sie sagte zu mir, klar schaffst Du das, wenn Du nicht wer dann....
Eine Initialzündung, da ist ein Mensch der an mich glaubt, und plötzlich kann ich auch an mich selber glauben. Ich kann die Verantwortung übernehmen und auch tragen.

Zwei kurze Andekdoten aus meinem Leben und doch Schlüsselmomente. Und wenn Du willst konnte mein glaube an die Worte und Taten der anderen Menschen in Mich Berge versetzen. Es waren plötzlich Dinge möglich, die vorher unmöglich schienen.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Fred am 15.03.2020 11:27:33
Zwei kurze Andekdoten aus meinem Leben und doch Schlüsselmomente. Und wenn Du willst konnte mein glaube an die Worte und Taten der anderen Menschen in Mich Berge versetzen. Es waren plötzlich Dinge möglich, die vorher unmöglich schienen.

Es wird noch viel besser. Mein unbändiger Glaube an mich selbst ließ mich Berge versetzen.
Es bedarf also nicht zwingend einen Außenstehenden, auch wenn dies oft hilfreich ist.

Die Frage "wer" mich in diese Zustand versetzte möchte ich offen lassen, aber so manches Mal schien es mir schon, als stünde jemand hinter mir ...
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 15.03.2020 12:19:15
Hallo,

es war immer schön von Alfred im "alten" Forum zu lesen, dem LKW Fahrer der in seinem Garten saß vor dem Grill, mit seinem geliebten Bierchen.
Er war zufrieden und hing nicht mehr am Tropf seiner Sucht, die liebe Frau an seiner Seite.
... einfach nur froh, dass es nun so ist!

Bei Fred ergeht es mir da nicht anders, kenne ja ein wenig aus seinem Leben.
Auch bei Taro, a.T und einigen mehr, bei jedem der nicht mehr spielen muss.
Dies sind ja keine Fallstudien aus einem Rosamunde Pilcher Roman, es ist greifbar.

Im Grunde fragt doch jeder neue Schreiber hier, wie habt ihr es geschafft!
Und nicht in jeder Antwort darauf ist etwas so stark zu finden, wie in Euer beiden Beiträge hier.
Oft berichte ich aus einer negativen Sicht, gerade wenn ich über mich schreibe.
Ein Puzzle mit 1000000 Teilen, ich finde doch nicht einmal die Ecken.
Darum für heute nehme ich nur eines mit 10 Teilen, dann wird wenigstens eines mal fertig.  :)
Und fahre etwas Motorrad, aber nicht wie sonst....sondern ich mache es aus innerer Freude.

Ich möchte einfach nicht mehr spielen.

Liebe Grüße     


 
 

 

 
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 15.03.2020 18:44:31
Auch wenn ich es nie wahrhaben wollte, weil ich selbst nicht viel von mir hielt, so war der Glaube Anderer an mich eigentlich nie ein Problem. Schon mein ganzes Leben lang sagen Leute mir "Du verkaufst dich unter Wert."
Ich selbst hingegen sah mich immer nur als eine Last, als Versager, als das verlebte Beispiel, wovor Eltern ihre Kinder warnen, wenn sie ihre Hausaufgaben nicht machen wollen.
Ich stand mir selbst immer im Weg, hielt mich klein, und konnte positive, aufmunternde Worte ganz einfach nicht annehmen, nicht verarbeiten.

Ich habe nie etwas gelernt. Die Frage, warum ich das nicht nachhole, nicht doch nochmal studiere oder eine Umschulung mache, kommt schonmal auf. Und es stimmt, es wäre heute kein Problem mehr, auch nur ein Gehalt wäre absolut ausreichend.

Aber ich bin zufrieden mit dem, was ich habe. Es liegt weit jenseits von dem, was ich glaubte, das überhaupt für mich machbar wäre... ja, was ich als der, der ich nunmal bin, überhaupt 'verdiene'.
Ich könnte problemlos für mich selber sorgen, jederzeit, und auch andere könnten ohne mich auskommen. Das ist es, was die Waage hält - ich falle niemandem zur Last.
Es ist die Unabhängigkeit, die ich mehr schätze als alles andere, nicht nur finanziell. Ich brauche nicht viel, aber was ich brauche, kann ich selbst besorgen. Auf etwas oder jemanden angewiesen zu sein, und sei es nur temporär, ist eine Horrorvorstellung für mich.
Außerdem weiß ich, warum das so ist. Niemand sollte dafür aufkommen müssen, nicht einen Cent.

An mich selbst und meine Möglichkeiten zu glauben geht schon etwas besser als früher. Für die Entwicklung von sowas wie persönlichem Ehrgeiz reicht es aber nach wie vor nicht aus.

Viele sprechen vom persönlichen Tiefpunkt, von rock bottom, oder wie auch immer man das nennen mag. Und ja, auch ich gehörte zu denen, die mit dem Rücken zur Wand stehen mußten, um zu erkennen, daß es nur einen Weg dort raus gibt. Das war ein Wendepunkt, aber in sich trotzdem noch nicht ausreichend. Denn die Erkenntnis allein ist viel wert, aber die Umsetzung funktioniert trotzdem nicht ohne mich und meine Kooperation, doch ich selbst bin nach wie vor der Schwachpunkt jeder Operation, denn verläßlich bin ich nunmal bekanntermaßen eher nicht. Ich mußte umdenken, alles neu ausrichten... es gab keinen Plan B, nichts mehr zwischen mir und dem Abgrund. Ich hatte noch nie in meinem Leben eine solche Angst gehabt.

Ich fand mich damals auf der Straße wieder, hatte ebenfalls alles verspielt, alle Register ausgeschöpft, keinen Cent mehr - und es war erst der Dritte des Monats.
Im Nachhinein betrachtet hatte ich unsagbares Glück, daß ich das abgewendet bekommen habe. Gibt es also eine höhere Macht? Ich weiß es nicht, aber es war definitiv mehr, als nur der eigene Wille. Der allein hätte in dieser Situation nicht mehr geholfen, jedenfalls nicht so 'schnell'.
Und das, was erstmal vor mir gelegen hätte, hätte ich trocken nicht lange durchgestanden.
Aber es kam anders. Um diese letzte Chance zu nutzen, mußte ich bei Null anfangen, und zum ersten Mal tat ich es auch konsequent, so unangenehm es auch war, seinen Kopf aus dem Schneckenhaus zu stecken. Leute, hier bin ich. Hinter den Zahlen auf dem Papier steckt ein Mensch, der sogar sprechen kann... und kannst du mir nachher bei etwas helfen, ich schaffe es nicht allein, den Schreibtisch zu tragen.
Natürlich.
Wie? Natürlich? Einfach so?
Ich habe mich für das Leben entschieden. Beängstigend, wie es war, erschien es mir doch besser als Aufgeben.

Und doch... TAL den Spieler, den gibt es noch. Das habe ich Freitagnacht mal wieder bemerkt, als ich gegen zwei Uhr nach Hause kam, und der Arbeitskollege meiner besseren Hälfte in unserem Arbeitszimmer saß (die anderen standen auf dem Balkon und rauchten), und mir die Vorzüge eines eigenen Spieltisches nahebringen wollte (Nachdem ich sagte "Braucht kein Mensch."). Mit einem Lächeln legte er einen Plastikchip aus einem der Brettspielekartons auf den Tisch und schob ihn mit einem Finger langsam über die Stoffoberfläche, direkt zu mir rüber "Hier. Probier das mal."
Ich spürte, wie sich meine Nackenhaare aufstellten, aber ich sagte nichts.
"Äh, bist du noch da? Bist wohl schon ziemlich müde."
"Ja. Sorry. Nein danke."
Es blieb nicht dabei, er redete weiter. Was mich dabei schockierte war nichtmal sein Versuch, mir weiszumachen, er sei anders als seine Kumpels, denn er ginge ja immer mit Gewinn raus, sondern die Beiläufigkeit, mit der er mir von seiner (angeblich sporadischen) Freizeitbeschäftigung erzählte. Völlig ungefragt. Als würde er Briefmarken sammeln.
Und doch war er da, dieser typische Unterton, dieses Erhabene Getue. Er traut sich das, steht souverän über den Dingen, er weiß, was er tut. Ich kann das schlecht beschreiben, aber es ist eben das, was bei anderen oft diese gewisse morbide Faszination auslöst. Meine bessere Hälfte ist da keine Ausnahme, wie ich bei meiner ersten Begegnung vor zwei Wochen mit ihm feststellte (Das hatte ich noch nie seit meiner aktiven Zeit... und doch reichten an diesem Tag 20 Minuten in einem Raum mit ihm, und mir war klar, daß er Spieler ist - und das nicht nur gelegentlich. Ich war überrascht darüber, daß das für mich offensichtlich war. Ich fühlte mich schuldig, das zu denken. Wer bin ich, das zu beurteilen?). Der Reiz des Verbotenen, eine Art unterschwellige Bewunderung für etwas, was man selbst nicht tun würde, weil man eben gelernt hat, daß es 'gefährlich' ist.
Bei mir war das nicht so, das war er nicht gewöhnt, das merkte man. Es irritierte ihn wohl leicht, denn ich starrte nur konzentriert auf einen Chipskrümel auf dem Tischrand. Er hielt kurz inne, erzählte aber dann doch weiter. Ein guter Redner.
Ich dachte nur "Da ist leider noch sehr viel Luft nach unten.", und biß mir auf die Zunge.
Es geht mich nichts an! - Und es geht ihn nichts an!
Dann kamen die anderen wieder.
Die Gänsehaut hatte ich noch, als ich später erfolglos versuchte, einzuschlafen.

Ich wußte, daß sie einen Spieleabend machen wollten, deshalb bin ich extra lange weggeblieben. Leider nicht lange genug.
Ich hab das Spiel, was sie dann spielten, nichtmal begriffen, mein Kopf war anderswo.

Nun ja, das sind Dinge, denen ich zum Glück lange erfolgreich aus dem Weg gehen konnte. Eigentlich ist er auch ganz in Ordnung. Es ist auch nicht persönlich, er kann nichts dafür - nur kann ich ihm das schlecht sagen.
Ich reagiere nach wie vor auf die alte Konditionierung, der Spieler in mir ist also noch da. Bei sowas regt er sich dann mal wieder und macht mir den Alltag unnötig schwer. Da wirke ich dann wieder wie das Arschloch, daß verpennt hat, als die sozialen Kompetenzen verteilt wurden.

Damit wären wir wieder beim Thema Verantwortung.
Sie auch zu übernehmen, einzusehen, daß sie ganz allein bei mir liegt, ist entscheidend gewesen.
Was wäre gewesen, wenn ich meiner besseren Hälfte von den Schulden erzählt hätte, die ich nach wie vor am Abzahlen war, als wir wieder zusammenzogen?
"Schulden wir das um. Ich bekomme bessere Konditionen als du."
Ich habe später einmal den Fehler gemacht, den Bescheid über meine Bafögrückzahlung noch auf dem Küchentisch liegenzuhaben, als jemand früher nach Hause kam.
Die Diskussion ging drei Tage. Ich wußte ja, warum ich das Studium nicht abgeschlossen habe - und wofür meine Bafögzahlungen draufgegangen sind. Deshalb sollte niemand anders dafür geradestehen, auch wenn es nur auf dem Papier ist. Diese Art von Hilfe ist nicht förderlich für jemanden wie mich. Auch wenn es der einfachere, und von außen betrachtet auch logische, Weg wäre.
In guten wie in schlechten Zeiten eben - es gibt kein 'Meins', nur noch 'Unseres'. Ich denke trotzdem, daß dies eindeutig seine Grenzen hat. Gerade bei mir - und auch um meiner selbst Willen.

Vielleicht übertreibe ich auch, aber Verantwortung fängt ja auch schon viel früher an.
Wie ich anderswo bereits sagte: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Es wäre ziemlich daneben, andere zu beschuldigen, falls mir das passiert, denn keiner kann mich aufhalten, wenn ich unbedingt spielen will. Wenn nicht auf diese Weise, dann hätte ich es eben anders fertiggebracht.
Hinsehen ist aber unangenehm, und selbst Verantwortung übernehmen ein langwieriger Prozeß, der einen auch noch einschränkt. Wer will das schon?
"Dann doch lieber am Besten alles zurück auf Null, denn das ist die einzige Chance. Damit bin ich dann geheilt. Versprochen! Nie wieder. Ich hab auch gar keinen Bock mehr!
Doch wenn nicht, bleibt mir ja nichts anderes als Spielen, wenn ich will, daß morgen wieder alles in Butter ist.
Ohne sofortige finanzielle Hilfe bin ich am Arsch.
Warum versteht das bloß keiner?"
Tja, warum?

Das Beibehalten der eigenen Verantwortung ist ein langer, steiniger Weg, und damit nicht sehr attraktiv. Auch wenn er mit der Zeit leichter wird, so endet er doch niemals komplett. Daher ist es meist unglücklicherweise erst die letzte Option.
Für mich hat es deshalb den Vollcrash gebraucht, ihn überhaupt nur in Erwägung zu ziehen - leider.

Habe ich es geschafft? Sicher nicht. Aber ich ziehe heute bewußt die Eigenverantwortung und Ausgeglichenheit der elektrisierenden Rastlosigkeit und dem inneren Chaos vor. Entschleunigt und stabil.
Wohlwissend, daß es immer sein kann, daß ich es mir morgen doch mal anders überlege.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: amTiefpunkt am 16.03.2020 07:55:17
TAL, grandios, wie du über eine wirre Selbstanalyse immer so klare Antworten geben kannst!  8)

Zitat
Ich habe mich für das Leben entschieden. Beängstigend, wie es war, erschien es mir doch besser als Aufgeben.

Wer sich für das Leben entscheidet, muss unwiederbringlich Verantwortung übernehmen, oft nicht nur für sich selbst, sondern auch für seine Liebsten. Dies kann eine gewaltige Last sein und führt auch mal dazu wieder in alte Muster zu verfallen, jedoch, bei genauem Hinsehen, ist es die einzige Möglichkeit, zu Leben!

Für uns Spieler ist es immer ein Weg nahe des Abgrunds, wer jedoch verantwortungsvoll einen Schritt vor den anderen setzt, wird nicht vom Weg abkommen.

Eine verantwortungsvolle Woche allen,

aT
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 16.03.2020 20:48:50
Hallo Tal,

ich kann ja nun nicht schreiben, Du machst alles genau richtig.
Auch möchte ich nicht schreiben, dass Du diese Entscheidungen alle selbst getroffen hast.
Schon gar nicht schreibe ich Dir, dass Du eventuell zu diesen Entscheidungen "gezwungen" bist.
Durch Werdegang, Umfeld und Deinen Erfahrungen.

Macht ja nun auch keinen Sinn Dir Dinge zu schreiben, die ich nicht schreiben würde.
Diese Dinge können auch nicht zitiert werden, habs ja nicht geschrieben.

Aber was ich Dir sehr gerne schreiben möchte:

Du entscheidest nicht was Du verdienst, sondern in meinem Beitrag ja ich gerade.
Nämlich absoluten Respekt und enorme Wertschätzung.
Du bist zufrieden, es gibt so viele die es nicht sind.
Mich freut das und es macht mich auch ein klein wenig zufriedener.

Toller Beitrag, Tal. Danke.

Grüß Dich 


   
     
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 16.03.2020 22:49:12
Moin Tal,

die Vorstellung das mir jemand die Vorteile eines eigenen Spieltisches in meiner Wohnung erklärt läßt mich erschaudern.
Tatsächlich ist es für mich auch nicht vorstellbar das meine Frau zum Spieleabend lädt. Ich will mich mit soetwas 8n meinen 4 Wänden, meinen Schutzraum nicht beschäftigen. Das gilt auch für meine jetzt pupertierenden Kinder. Wahnsinn das Du das so gelassen ertragen kannst.

Ja, auch bei mir war es definitiv mehr als mein eigener Wille als ich mit dem Spielen aufhören durfte. Hinzu kommt noch, daß neben der Möglichkeit das ich aufhören könnte noch eine ganze Menge anderer Dinge passieren müssten.
Das macht es ja immer so schwierig, wenn ich mit Menschen spreche die noch spielen. Wenn das Fenster für die Spielfreiheit geschlossen ist, dann gibt es keine mir bekannte Möglichkeit dieses zu öffnen.

Verantwortung für mein Leben zu übernehmen heißt für mich auch keine Kompromisse mehr einzugehen. Damit sind die Dinge gemeint,  die ich früher getan habe, weil "das nun mal so ist", "weil man das nun mal so macht" oder "weil ich das nicht ändern kann". Und das wichtigste, wenn ich Dinge gerne machen würde, dann zählen nicht meine Ängste, sondern ich tue es. Das war mein Versprechen an mich selbst für die Spielfreiheit. Eine meiner besten Entscheidungen. Mit zunehmenden Alter wird mir die Endlichkeit meines Lebens bewußt. Ich bin wirklich froh, daß ich nicht auf ein Leben der verpassten Möglichkeiten schauen muss. Für dieses Leben brauche ich immer wieder Mut. Diesen Mut hole ich mir auch nach 30 Jahren noch im Meeting. Genau heute fällt dieses Meeting wegen Corona erstmals aus. Mal sehen wie lange diese Zwangspause jetzt dauern wird. Es ist nicht nur so, daß wir eine offizielle Mitteilung bekommen haben, es sind die Gemeinderäume tatsächlich für alle Gruppen gesperrt.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 17.03.2020 14:05:44
Hallo

Das macht es ja immer so schwierig, wenn ich mit Menschen spreche die noch spielen. Wenn das Fenster für die Spielfreiheit geschlossen ist, dann gibt es keine mir bekannte Möglichkeit dieses zu öffnen.

Ja, da kann man einreden und von sich erzählen.
Sie hören zu und geben einem sogar noch recht, was aber dazu führt dass sie dann einfach gar nicht mehr mit mir darüber sprechen oder mich belügen, wenn ich nachfrage ob sie wieder spielen waren.
Dies musste ich schon des öfteren erfahren.

Ich war genau so.

Was war es mir früher immer mega peinlich, wenn ich beim spielen jemanden traf den ich kenne.
Extra immer weit gefahren und immer Angst im Nacken dass es einer aus meiner Familie erfahren könnte.
Der große Magier, Vater, Geschäftsmann, Großkotz......der Münzenkönig.  :(
Es hat schon sein Gutes, heute schäme ich mich nicht mehr, gespielt zu haben.
Dies hat nun gar nix mit dieser Krankheit zu tun, sondern mit mir selbst.

Zu bedenken möchte ich noch geben, leider ist man oft angewiesen , auf was auch immer.
Um wirklich eine Eigenverantwortung konsequent beizubehalten.

Liebe Grüße     
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 17.03.2020 23:57:28
Für mich war es immer so, daß ich wie in einem Irrgarten in meinem eigenen Leben gefangen war. Am Ende stand immer das Spielen. Dieser Irrgarten war mit Wänden aus "ja aber" und "ich kann ja nicht" gebaut. Oder anders ausgedrückt, ein Wollknäuel wo sich am Ende immer die Katze in den Schwanz beißt.

In den Meetings erlebte ich wie mein Wollknäuel nur durch zuhören endknotet wird und dort plötzlich garkeine Wände mehr in meinem Irrgarten sind. Ich neige auch heute noch zur Knäuelbildung und zum Wände hochziehen wenn ich mit meinem Kopf und den Gedanken längere Zeit allein bin. Dann fehlt mir die Klarheit um meine Eigenverantwortung beibehalten zu können.

Sinngemäß schriebst Du mir Kindergarten sei doch mal ganz nett. Hey, ich bin Spieler und damit leide ich auch ein Stück weit am Peter Pan Syndrom. In allen Bereich handele ich nie Erwachsen. Aber doch im Spaßbereich und nicht dort, wo ich mich um das rote Feuerwehrauto streite und wo wir uns das am Ende gegenseitig auf den Kopf schlagen.

Die Spielsucht hat mir nur durch ein Wunder nicht das Leben gekostet. Ich habe grossen Respekt vor jeden Weg der in die Spielfreiheit führt. Ich erzähle in den Foren von meinem Weg, eine Wertung oder gar eine Abwertung der Wege anderer ist für mich völlig abwegig. Dafür habe ich vor der Krankheit viel zu viel Respekt.

Taro

Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 18.03.2020 14:49:32
Sinngemäß schriebst Du mir Kindergarten sei doch mal ganz nett. Hey, ich bin Spieler und damit leide ich auch ein Stück weit am Peter Pan Syndrom. In allen Bereich handele ich nie Erwachsen. Aber doch im Spaßbereich und nicht dort, wo ich mich um das rote Feuerwehrauto streite und wo wir uns das am Ende gegenseitig auf den Kopf schlagen.

Ein Kindergarten ist in der Regel ein Hort, an dem man eben lernt, sich das Feuerwehrauto nicht gegenseitig auf den Kopf zu schlagen.
Eine sozialpädagogische Instanz die nicht nur betreut , sondern einen Erziehungsauftrag erfüllt.  :)

Nein, sinngemäß wollte ich Dir etwas ganz anderes nahe legen.
Du hörst mir nicht richtig zu.   :)
Darum soll es nun Paul McCartney Dir erklären.

https://www.youtube.com/watch?v=u6T5C-jzSH0 (https://www.youtube.com/watch?v=u6T5C-jzSH0)

Sinngemäß:
...nehme es Dir nicht so zu Herzen.

Grüß Dich
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 18.03.2020 17:21:17
Guten Abend,

ja, ich bin zufrieden, ich will ich gar nicht mehr als jetzt. Ich mache es mir selbst aber manchmal unnötig schwer. Das liegt wohl hauptsächlich an meinen eher dürftigen Kommunikationsskills. Aber habe ich überhaupt ein Recht, mich zu beschweren, wenn mir etwas nicht paßt? Wäre das nicht 'Jammern auf hohem Niveau'?

Das mit dem Spieltisch ist wohl auch so eine Sache. Ich denke mir normalerweise immer "Laß doch jedem, was er möchte." Jedem das Seine. Toleranz. Ich möchte ja auch nicht, daß mir jemand reinredet. Damit fahre ich normal eigentlich ganz gut.
Es gibt aber leider Situationen, bei denen ich nichts gegen meinen inneren Widerwillen machen kann - er ist dann einfach da, und läßt sich nicht abstellen. Dies war (und ist) so eine.
Ich bin eher unsozial, mag eh nicht gerne Besuch haben, denn ich fühle mich dabei immer unwohl und nervös. Keine Ahnung, warum, aber es war schon immer so. Normal schlucke ich das runter, es ist ja unsinnig. Doch... wenn die dann alle hier in meiner Wohnung sitzen und ihre Weltraum- oder Wildwestspiele spielen? Stundenlang? Anderswo okay, aber hier?! Hier kann ich mich nicht zurückziehen. Es ist zu dicht, zu nah dran an meinem Sicherheitsbereich, zu penetrant, um es zu ignorieren. Das verursacht ein irrationales Unbehagen. Gegen diese Vorstellung kam ich entgegen jeder Vernunft nicht gegenan, so sehr ich ich es auch versuchte.
"Du.... Ich will das nicht!"
"Warum? Wäre doch cool."
"Bitte... Nein."
"Ach, doch. Wirst schon sehen. Magst du bestimmt."
"Möchte ich nicht. Echt nicht. Wirklich."
Es kam der Versuch einer Diskussion über das Warum (Kommt leider mal vor, zum Beispiel "Guck doch, der Laptop ist blau, du magst blau." - kein Witz. Was soll man dazu noch sagen?), bei der es egal gewesen wäre, was ich gesagt hätte, weil es nicht dem entsprochen hätte, was mein Gegenüber hören wollte, da der Entschluß sowieso schon feststand. Ich muß es ja mögen, und sage es nur nicht... oder so...
Ich sage also gar nichts mehr weiter, es bringt einfach nichts. Denn ein einfaches Nein gilt nicht, und ich will das nicht erklären, und könnte das auch gar nicht verständlich rüberbringen. Meine Meinung sollte aber doch jetzt auch so eigentlich klar sein. Sollte man meinen.
Am Ende wurde es irgendwann doch gemacht, und dann kommt die Enttäuschung darüber, daß ich es nicht haben will... und warum ich denn nichts gesagt hätte... über meine mangelnde Begeisterung. Ich sei schwierig.

Vor etwa drei Wochen kam also eine WhatsApp "Ich habe einen Tisch gekauft, der wurde heute mit einer Spedition in der Firma angeliefert. Mein Auto ist zu klein, der paßt nicht rein. Aber meine Schwester hat frei und kommt mit dem Wagen meines Vaters vorbei, ihn abzuholen, dann könnt ihr ihn ja schonmal aufbauen, bevor ich komme."
Kurz darauf stand meine Schwägerin vor der Tür.
Ich war ein wenig genervt von der Ignoranz und Selbstverständlichkeit. Genug, daß es offenbar merkbar war, denn sie hat wohl später erzählt, wie irritiert sie darüber war. Was war das denn? Ich sei ja sonst nicht so.

Auch wenn ich es nicht wollte, aber ich konnte nichts gegen diese Gedanken tun, die sich mir beim Schrauben mit meiner Schwägerin aufdrängten... "Warum werde ich überhaupt gefragt, wenn meine Meinung eh egal ist? Warum entscheidet man über meinen Kopf hinweg, weil man glaubt, es besser zu wissen als ich selbst? Das ist noch entwürdigender, als gar nicht erst gefragt zu werden. Ja, ich bin nicht gerade redselig oder diskussionsfreudig... aber wenn ich schonmal Nein sage, mehrmals, was selbst einmal nicht oft vorkommt, dann meine ich es auch so. Wenn's dich eh nicht interessiert, dann frag nicht. Die meisten Dinge sind mir doch egal. Ist es einmal nicht so, wird trotzdem 'reininterpretiert', statt meine Antwort hinzunehmen. Warum ist das so?"
Ich weiß, daß das ungerecht und überzogen ist. Ich fühle mich schuldig, daß ich so denke... bei einer Lappalie, habe ein schlechtes Gewissen... aber gleichzeitig eine unterschwellige hilflose Wut im Bauch. Auf mich... auf meine Intoleranz, und darauf, daß ich etwas anscheinend nicht vermitteln kann... und daß ich anderen nicht gönnen will, was sie gern mögen. Ich hasse das, komme aber nicht gegenan. Es schaukelt sich innerlich hoch.

Also... ich toleriere es am Ende nicht nur mit zusammengebissenen Zähnen und einem falschen Lächeln, sondern ich habe das Ding sogar aufgebaut. -.-
Sie spielen Brettspiele darauf, meine ganze Wohnung ist voll damit (Auch so ein Punkt: "Warum willst du nie mitspielen?"). Naja... wenigstens ist es schwarzer Stoff mit Weltraummuster. Könnte schlimmer sein.
Ich will ja auch keine Szene machen. Wenn ich dafür sorge, daß ich nicht zu Hause bin, ist es auch für mich in Ordnung. Kompromisse halt.

Gelassen war ich da also leider auch dieses Wochenende nicht, auch wenn ich das gerne von mir behaupten würde. Ich konnte schon von unten aus dem Auto sehen, daß im Arbeitszimmer noch Licht an war und die Autos noch unten standen, darum bin ich sitzengeblieben und wir haben noch eine halbe Stunde im Auto geredet, aber sie wollten und wollten einfach nicht aus der Haustür kommen...
Irgendwann mußte ich ja doch rein, was soll's... gucke um die Ecke ins Zimmer, um nur kurz Hallo zu sagen und mich ins Bett zu verziehen, aber dort sitzt nur einer von ihnen. Mhhh..
Dann geht die Balkontür kurz auf, und jemand ruft rein: "Wir kommen gleich, rauchen eben eine.", und dann zu ihm: "Kannst es ja kurz erklären, dann spielen wir noch eine Runde."

Er bat mich, mich zu setzen... und gratulierte mir zu diesem beschissenen Tisch...
Ich hätte gleich ins Bett gehen sollen, aber das wäre unhöflich gewesen, und dann habe ich einfach nicht schnell genug geschaltet, und wurde von der Reaktion auf meine Antwort überfahren. Alle Souveränität war dahin. Völlig idiotisch...

Was soll ich machen? Ich kann nicht verlangen, daß von anderen auf etwas Rücksicht genommen wird, was ja gar nicht existiert.
Oder soll ich jemandem, dem ich erst einmal zuvor begegnet bin, erzählen, daß es mir eiskalt den Rücken runterläuft, während sich meine Hände unterm Tisch in meine Knie krallen... nur weil mir sein Gesprächsthema nicht paßt?
Au Mann, ich armseliger Clown. Klar... ich als leuchtendes Beispiel. Ich lach mich tot.
Ernsthaft. Wer bin ich, über ihn zu urteilen... oder ihn zu belehren?
Ich hab mich nichtmal selbst im Griff. Fangen wir doch am besten erstmal da an.

Ja, der große Realist. Souverän, ausgeglichen, sarkastisch, über den Dingen stehend und durch nichts aus der Ruhe zu bringen...
... war (und ist) in Wirklichkeit der unsicherste Mensch von allen.
Am meisten Angst hatte er davor, mit sich selbst und seinen Gedanken allein zu sein.
Auch ich habe immer viel Aufwand betrieben, nicht gesehen zu werden.
Doch, ich schäme mich sehr dafür. Heute noch. Das kann ich nicht ablegen. Es geht nicht.
Für das Aufrechterhalten der Fassade nehme ich eine innere Demütigung jederzeit in Kauf.
Reiß dich gefälligst zusammen!

Denn, ja genau... "Ich kann doch nicht..." und "Ich sollte doch...".

Ich verdiene sicher keinen Zuspruch, denn ich versuche nur zu tun, was eigentlich selbstverständlich sein sollte - jeden Tag aufs Neue... es gab sogar Zeiten, da war es jede Minute aufs Neue. Schritt für Schritt. Manchmal, wenn der Grat schmal ist, muß ich das erstmal erkennen, um meine Schritte mit Bedacht setzen zu können. An all dem bin ich selbst Schuld. Doch nie wieder möchte ich mir und anderen das antun. Nie wieder möchte ich dahin zurück.
Es gibt nämlich etwas, was ich schuldig bin... auch mir selbst: Das heute in mich gelegte bedingungslose Vertrauen zu rechtfertigen... und glaubt mir, in meinem Umfeld ist das nicht einfach. Ich könnte die Hölle lostreten, und man würde mir noch den Kopf streicheln.
Dummerweise ist das aber nicht nur eine Redewendung - denn es wäre nicht wirklich abwegig.

Verantwortung beinhaltet ja nicht nur das Einhalten von Verpflichtungen anderen gegenüber, sondern auch sowas wie Wertschätzung... und hier muß ich erstmal bei mir selbst anfangen.
Ich darf traurig sein. Ich darf mich scheiße fühlen. Ich darf mich freuen. Ich muß nicht alles verstehen.
Ich bin eigentlich ganz okay!
Bin ich das wirklich? Nein. Aber machen kann ich da auch nichts. Also laß gut sein.
Ich bin zufrieden heute, ich mag meine kleine Welt. Ich ärgere mich nur manchmal, es nicht bessermachen zu können, mich nicht angemessen revanchieren zu können, weil ich eben an meine Grenzen, an meine eigenen Wände, stoße.

Und andere? Eigentlich braucht man mich nicht wertschätzen oder ernstnehmen, das weiß ich selbst. Trotzdem gibt es diese seltenen Gelegenheiten, bei denen ich es dann doch irgendwie gerne hätte... einfach nur, indem man ein simples Ja oder Nein eben als ausreichende Antwort hinnimmt, statt es totzureden bis ich schweige - was eben sehr schnell geht.
Ich bin aber nunmal machtlos gegen meine unsinnigen inneren Reaktionen.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 18.03.2020 21:33:52
Hallo TAL,

hoffe einmal dass ich es nicht überlesen habe.
Aber gehe ich richtig in der Annahme, dass Dein Partner nichts über Deine "Spielsucht" weiß ?

Bei einem ja er weiß nichts:
Glück gehabt, er hätte ja auch einen Dattelautomaten kaufen können. 

Bei einem nein er weiß alles:
Pech gehabt und zwar nicht an der Auswahl des Tisches.

Grüß Dich

   
 

Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 18.03.2020 22:30:04
Moin Tal,

"Ich bin, daher brauch ich, darum bin ich berechtigt es mir zu nehmen"
Jetzt sehr frei zitiert, aus einem Buch das ich vor ca. 30 Jahren lass. Er stammt von Walther Lechner, einen Suchttherapeuten.
Deine Beiträge sind so wertvoll, und tiefgründig. Du hast unfassbares geleistet, bist spielfrei. Du bist wertvoll und berechtigt das auch einzufordern. Egal wer von meiner Sucht weiß oder nicht, ich bin verantwortlich das ich mir bestimmte Dinge nicht bieten lasse.

Tatsächlich macht mich alleine das Lesen Deines Beitrages wütend.

Jacky hatte wieder so schöne Worte. Sicher wirst Du Deine Gründe für Deine Partner Wahl haben.

Lg
Taro


Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 19.03.2020 06:05:37
Guten Morgen,

Welche "Spielsucht"? Sowas gibt es doch gar nicht.

Das mit dem Daddelautomaten ist glücklicherweise sehr unwahrscheinlich.
Und der Tisch an sich auch gar nicht wirklich das Problem.
Genausowenig wie mein Partner.
Es ging nur um meine Unfähigkeit.
Niemand hat mir je irgendwas getan, mein Partner noch am allerwenigsten. Ganz im Gegenteil.
Allein der Gedanke ist absurd.
Es kann keiner etwas dafür, daß ich mich nicht ordentlich ausdrücken kann... wie man ja grad wieder merkt. Mein Beitrag sollte jetzt nicht so negativ gegen andere sein.
Manchmal sollte ich vielleicht doch nachdenken, bevor ich schreibe - und es dann eventuell einfach lassen. Ich wollte sicher nicht über jemanden herziehen, dem ich soviel zu verdanken habe.
Au Mann...
Das kommt davon, wenn man laut denkt.
Belassen wir es einfach dabei.

Bleibt gesund.


Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 19.03.2020 07:55:06
MoinnTal,
natürlich kann es immer nur um uns selber gehen. Berichte über Dritte sind immer nur ein Ausschnitt und eine Bewertung des Dritten verbietet sich daher. Auch eine Das gleiche gilt für eine Bewertung von Dir. Zu beidem habe ich mich ein Stück weit hinreißen lassen, das tut mir Leid.

Meine Emotionen beim Lesen Deines Texten zeigen mir jedoch, daß da etwas, warum auch immer, in Schieflage ist. Das muss nicht immer schlecht sein.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 19.03.2020 10:52:28
TAL...TAL...TAL...

Belassen wir es einfach dabei.

Wir können uns alles gegenseitig auch mit weichen Daunenfedern bepusten.
Ich kann das gut, ein König im verteilen von Honig, ist hier überall nachzulesen. 
Kritisches hinterfragen nicht erwünscht, kP.

Schmusidusi...Schatzibusi......Tigerenten Club....
Eigentlich steht mir keine Kritik zu, kenne Dich kaum und auch nicht Dein Umfeld.
Dachte nur, Du wolltest es etwas beschreiben.
Und überhaupt....mit Kritik meine ich eigentlich nur , etwas zu Hinterfragen.

Tausend Matratzen mit Daunenfedern übereinander und immer mehr und mehr, bis die Erbse nicht mehr spürbar ist.
Und als negativ sehe ich Deine Beiträge nicht.
Du erklärst Dich...gut so.

Liebe Grüße 
 
   

 

     
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 19.03.2020 12:20:38
Bei vielen meiner Wege trug ich die Schuhe die genau nur mir paßten. Alle andere hätte sich mindestens blutige Zehen, wenn nicht gar Folgeschäden geholt.

Es waren oft die Momente wo ich auf das unwahrscheinliche gelingen vertraute und es keine zweite Chance gab.

Aus einem Schmusidusi...Schatzibusi...Tigerentenclub fliege ich immer ganz schnell raus, darauf kannst Du vertrauen.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Fred am 19.03.2020 15:44:52
Mein Beitrag sollte jetzt nicht so negativ gegen andere sein.
Manchmal sollte ich vielleicht doch nachdenken, bevor ich schreibe - und es dann eventuell einfach lassen.

Es gibt durchaus andere Meinungen. Meine zum Beispiel. Keinen deiner Beiträge fand ich irgendwie negativ.

Als ich "bereits" stolze 6 Monate spielfrei war, fragte ich meine Frau, ob nicht mal ein kleines Lob bekommen könnte.
Ich war soooowas von stolz, hatte unser gesamtes Leben umgekrempelt, mir in Foren die Finger wund geschrieben.
Ich war ein mustergültiger Ehemann und Vater geworden.

Eine kleine Anerkennung ... ein "toll" ... bisschen Bestätigung braucht der Mensch ja auch. Bin ja kein "Heiliger".

Nun die Worte (das Wort ) meiner Frau war ein entrüstetes "Wieso" ?
Nach einer kurzen Weile sagte sie, für mich ist das "normal", dass mein Mann nicht spielt.

Ich musste da schon schlucken, habe es mir aber nachträglich zum positiven gebogen.
Denn es ist ja ein Lob, dass sie mich nach 6 Monaten schon wieder als "normal" ansieht :)

Was will ich damit sagen, es gibt Partner die wollen und können sich mit der Spielsucht nicht beschäftigen.
So wie meine Frau. Und ich muss sagen, es steht ihr zu !!! Ich habe das Problem, nicht sie.

Und wenn sie einen Spieltisch ins Wohnzimmer stellt, dann ist das mein Problem wenn ich damit ein Problem habe.
Nein, keiner von uns ist egoistisch. Man muss jedem Menschen auch seine eigenen Entscheidungen erlauben dürfen.

Früher habe ich den Alkohol versteckt, wenn unser alkoholkranker Nachbar kam. Heute bleibt er stehen wo er ist.

Wichtig in allem ist aber dass jeder seine Position äußert, und auch äußern darf.

Wenn Widerwillen in dir steckt, solltest du das ganz klar kommunizieren.
Du wirst dich wundern, wie dankbar fast alle Menschen für eine klare Kommunikation sind. Egal in welche Richtung es geht.

Tal, schön dass du hier so toll schreibst.
Danke dafür.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Karo am 20.03.2020 01:13:01
Hallo Tal,
ich möchte dir auch gern ein Feedback geben , was dein Bericht bei mir an Gedanken und Erinnerungen wachgerufen hat.

am Meisten ist mir hängen geblieben, dass du dich oft nicht ernstgenommen gefühlst hast und eher noch übergangen.
Gleichzeitig möchtest du ein tolleranter großzügiger Mensch sein der jedem seine Freiheit lassen will...und deren Freiheit aber manchmal auch an einer deiner Grenzen stößt....
Deine persönliche Urteilung, scheint Andere zu schonen und dich selber zu kritisieren. Das alles hinterlässt in dir ein unzufriedenes Gefühl
und letztendlich kommt es zur Wut und Ärger über dich selber....wenn ich dich richtig verstanden habe.

dann fiel mir noch auf, dass du von deinem fehlenden Ehrgeitz geschrieben hast...

Das kommt mir alles so bekannt vor.

ich denke von außen wird einem immer das gespiegelt, was mit einem selber zu tun hat. Das Positive genauso wie das Negative
Das Positive tut gut, damit lässt sich gern und gut leben...das ist also keine Gefahr, kein Problem

Das Negative wird oft über oder falsch bewertet...aus eigenen inneren Überzeugungen und Sichtweisen....so kann man es allein für sich kaum aufarbeiten bzw lösen....

Doch genau das beinhaltet für mich genau die größte Gefahr für Rückfälligkeit oder falsche Entscheidungen anderer Art.

nach gründlichem Überlegen erschien es mir irgendwann logisch...dass wenn ich mich nicht ernst nehme...es Andere es auch nicht tun
Ich lade sie ja geradezu dazu ein mit meinem eigenen Verhalten Reaktionen usw
Solange ich durch mein unwohlsein fühlen in solchen Situationen nur auf Andere schaute...oder nur mich selber verurteilte kam ich aber nicht da heraus...ich drehte mich Jahrzehnte damit im Kreis...oder fand mal ein Stückweit heraus...bis alte Muster sich immer wieder ihren Platz neu erobern wollten

ich entdeckte für mich : was ich mir für mich wünschte , versuchte ich Anderen zu geben...zbsp Toleranz , Freiheit, Akzeptanz
ich ahnte nie, dass auch diese Dinge wie alles andere seine Grenzen hat.

Mein Größtes Problem war/ist, dass ich stets gegen mich selber am Schlimmsten gearbeitet habe und gleichzeitig versucht habe, um mich zu kämpfen..mich zu verteidigen, zu erklären, zu rechtfertigen. Dieses Spiel konnte und kann ich ja nur verlieren.

Ich beschloss also, dass ich das ändern wollte. Aber es zeigte sich schwieriger als gedacht. Es folgten viele Jahre des Übens von Achtsamkeit und anderem Draufschauen und Denken....eine Neverending Storry, aber mit Veränderungen

ich kann für mich sagen , ich habe an mir gearbeitet...Lösungen und Änderungen verdanke ich ...vielleicht einer höheren Macht ? den Umständen, dass bestimmte Dinge zum richtigen Zeitpunkt in mir gefruchtet haben....Es lag mit Sicherheit nicht allein an meiner Macht...eher an (m)einem Vermögen zum jeweiligen Zeitpunkt.

Was das Wort ´´Verantwortung tragen`` für mich bedeutet, möchte ich dazu auch gleich mal hier lassen:
Verantwortung für mein Leben trage ich seid ich kein Kind mehr bin !...wie auch immer....Konsequenzen auch !
Traurig war ich schon immer, wie auch heute, wenn durch meine Verantwortungsentscheidungen Andere mit drunter leiden müssen. Darum habe ich eigendlich immer sehr darauf geachtet , dass das nicht geschieht. Gelang natürlich durch die Spielsucht und auch den persöhnlichkeits Sörung bedingten  Agieren und Reagieren nicht immer. Also war das die Baustelle für mich

es ist ein Seiltanz...zwischen außen und mir selbst...nach wie vor

Jedenfals bin ich der Meinung, dass wenn dich der Besuch und das Spielen in deiner Nähe deine Ruhe und dein Sicherheitsgefühl stört...
dass du das Recht und die Pflicht hast..da deine Grenze deutlich wahr zu nehmen , klar und fest zu äußeren und fest dazu zu stehen

Ob du deine Rechte und Pflichten wahr nimmst , bleibt dabei dir überlassen...

In dem Masse wie du dich damit ernst nimmst, werden dich Andere dann auch ernst nehmen. Mit Sicherheit !

Last but not least...das Thema Ehrgeitz

ich dachte immer ich wäre nicht ehrgeizig...und bewunderte die Menschen , die es waren...die Erfolgreich waren damit usw
irgendwann entdeckte ich das Malen für mich wieder...dabei stellte sich heraus..wie ehrgeitzig ich dabei war...wie ich genau und perfekt sein wollte..um zufrieden sein zu können...abstrakte Malerei war daher nicht so geeignet...

etwas später merkte ich dann wie sehr sehr ehrgeizig ich beim zocken war

wie ich nicht aufgeben wollte und sogar dann stellenweise nicht konnte...aufzugeben...etwas zu gewinnen..oder wenigstens das verlorene zurück zu gewinnen. Genau dieser Ehrgeitz brachte mich in Suchtverhalten....

Als ich näher hinsah, erkannte ich für mich, dass Ehrgeitz mit Motivation zu tun hatte
Wo mir Mutivation für andere Dinge oft fehlte..war es da im Überfluss vorhanden.

was mir auch noch auffiel war...dass das Spielen `` nur´´ eine andere Art war um mich zu kämfen
ich wollte davor mal Ruhe haben und habe es mir ungewollt aber wieder erneut abgeholt.
denn ein bisschen Spielen nur zur kurzzeitigen Ablenkung war schnell nicht mehr möglich....
ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich mir das Gegenteil beweisen wollte...

was ich sagen möchte ist...schau mal tiefer nach...bestimmt hast du auch Situationen /Dinge...wo auch du Ehrgeiz hast
Selbst wenn nicht, ist es kein Makel

Danke nochmals für deinen Bericht, der mich nun dazu veranlasst hatte nochmals meine Erfahrungen damit zu hinterdenken

lg Karo





 
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 20.03.2020 20:56:28
Oft sehe ich parallelen vom Weg in die Spielfreiheit und die Klarheit die dafür erforderlich ist und den Entscheidungen von politischen Entscheidungsträgern. In beiden Fällen gibt es die, die laut im dunklen Wald pfeifen und denen, die die Dinge tun die getan werden müssen. Besonders deutlich wird es bei den weltweiten Entscheidungen zur Bekämpfung des Corona Virus. Ich fühle mich erstaunlicher  Weise in Deutschland und speziell in Hamburg besonders gut betreut. Es wird entschlossen gehandelt um die Verbreitung einzudämmen, in Hamburg sind zudem noch Sofortmaßnahmen für die Firmen und Kleinstunternehmer vorgesehen um Pleiten zu vermeiden. Es wird alles in allem eine riesige Summe Kosten, aber unsere Gesundheit zum einen und die bestehenden Strukturen zum anderen haben oberste Priorität.
Dann lese ich heute Dänemark muss die Zinsen erhöhen, das Gegenteil was zur Zeit sinnvoll ist. Das müssen Sie machen, weil Sie Ihren Wechselkurs in kleiner Bandbreite an den Euro gekoppelt haben. Zur Zeit fließt das Geld in die "sicheren" Häfen, Euro und Dollar weil Sie groß sind. Ich erinnere mich noch an die Plakate in Schweden als es um die Abstimmung zum Euro ging. Auf den Schildern stand "Dänemark investiert, Deutschland havariert. Tja, schon ein paar Jahre her, aber offensichtlich zu kurz gedacht. Das gleiche steht England auch bevor, werden massiv abgewertet. Aber die haben ja wie Amerika auch zu spät reagiert. In den Ländern wird ein hoher Preis dafür bezahlt werden, das Sie Halodris als Regierungschefs gewählt haben.

So wie einige Regierungen jetzt alles tun was nötig ist, um den Virus einzudämmen, so habe ich auch alles und wirklich alles dafür getan was nötig war um Spielfrei zu werden. Ich bin auch gestolpert, und hatte Rückfälle, das passiert, aber ich habe sofort Vorkehrungen getroffen das es so nicht noch mal passiert. Das die Zeiten kommen, in denen der Suchtteufel anklopft war klar, also habe ich aus den Erfahrungen von anderen einen Notfallkoffer zusammengestellt. Nach dem Rückfall habe ich Dinge die sich bewährt haben behalten, die Dinge die nicht funktionierten ausgetauscht.
Ich musste nicht sofort meinen Job wechseln, um Spielfrei zu werden, ich weiß aber, wäre mein Beruf ein Problem hätte ich keine Sekunde gewartet. Wie beim Virus ging es nämlich nicht um meinen wirtschaftlichen Status sondern um mein Leben.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 20.03.2020 21:32:45
Guten Abend,

ich wollte tatsächlich nur etwas beschreiben, und das war leider ohne Kontext nicht möglich.
Ihr braucht euch wirklich nicht entschuldigen, denn kritisches Hinterfragen ist in Ordnung und definitiv erwünscht. Mehr noch, ich brauche es auch ein Stückweit, weil ich vieles selbst nicht sehe. Es gibt mir zu denken, und das ist gut so. Ich hätte jedenfalls nie gedacht, daß überhaupt irgendwas Greifbares drin sein könnte in all dem Sondermüll und Bandsalat, der sich bei mir manchmal aufnudelt. Wenn ich mich selbst hinterfrage, dreht sich alles im Kreis, mir fehlt da etwas der Sinn für Verhältnismäßigkeit und Normalität.
Man braucht mich nicht in Watte packen, bloß nicht! Das ist Letzte, was ich will. Ich bin doch nicht aus Zucker! Ich war etwas irritiert, daß ihr das denkt... und das so drastisch. So war es nicht gemeint.
Dann habe ich meinen letzten Beitrag von gestern morgen nochmal gelesen. Stimmt. Er klang sehr aufgebracht. Das war ich wohl auch. Ich hätte vorm Antworten darüber nachdenken sollen. Sorry, normal neige ich nicht zu so spontanen Reaktionen, aber Eure Antworten fühlten sich nur eben so an, als würde ich meiner besseren Hälfte Unrecht tun. Ah! Das wollte ich doch gar nicht! Es ging doch nur um mich. Jemanden zu bewerten lag mir fern, ihn 'anzuprangern' ebenfalls... aber der Versuch, meine Gedanken zu erklären, ging nicht ohne den konkreten Zusammenhang.
Der Widerwillen richtet sich nicht gegen euch, oder gegen Kritik an meinem Verhalten, sondern gegen die Vorstellung, ich hätte meiner besseren Hälfte Intoleranz, grobe Fahrlässigkeit oder Ignoranz vorgeworfen. Das wollte ich nicht, und es wäre ganz einfach unfair.
Also, jemanden negativ dargestellt zu haben, der es ganz einfach nicht besser wissen kann, war nie meine Intention.
Denn, um Jacky's Frage zu beantworten: Nein. Niemand weiß davon. :(
Ich (oder meine Feigheit und Scham) bin also selbst Schuld an solchen Dingen, und kein anderer.

Daunenfedern sind schön weich, so vergißt man dann auch irgendwann, daß die Erbse überhaupt da ist. Das mag sie, denn so kann sie unbemerkt keimen und wachsen. Von daher braucht keiner nett zu mir sein, wenn es mal nicht angebracht ist. Man kann ja auch nichts lernen, wenn man nicht korrigiert wird.
Harte Matratzen sind also besser für mich, denn sie erinnern mich kontinuierlich daran, wo ich herkomme.

Bei mir ist so einiges in Schieflage, das weiß ich selbst. Den Finger draufzulegen, und es 'erfassen' zu können, will mir aber nicht so recht gelingen. Das versuche ich schon fast mein ganzes Leben lang... einer Norm zu entsprechen, die ich selbst nichtmal definieren kann.
Ich weiß, daß ich anders bin, ich weiß nur nicht, was ich dagegen tun kann.
Es ist eben schwer in Worte zu fassen... naja... eigentlich ist es das für mich immer irgendwie. Klarheit? Gibt es bei mir nicht.

Ich gebe Fred's Frau da recht, ich denke auch, daß es selbstverständlich sein sollte, nicht zu spielen. Die Frage, ob ich da jemals hinkomme, steht da zwar auf einem anderen Blatt, aber das ist mein Problem, nicht das der Anderen. Allerdings stelle ich den Alkohol trotzdem weg, wenn ich sowas weiß. Zumindest dann, wenn es kein Überraschungsbesuch ist, und ich es vorher machen kann. Wenn er es sonst mitbekäme, würde ich es nicht tun, um eine unangenehme Situation zu vermeiden.

Mhh... ja, Karo, ich denke, du hast mich richtig verstanden. Offenbar besser als ich. Klingt natürlich auf den ersten Blick irgendwie 'schräg' und 'seltsam', und ich dachte mir sofort erstmal nur "Nein, so bin ich doch gar nicht!". Es erfolgte eine automatische Abwehrhaltung, aber bei näherem Betrachten hast du wohl recht.
Zitat
Mein Größtes Problem war/ist, dass ich stets gegen mich selber am Schlimmsten gearbeitet habe und gleichzeitig versucht habe, um mich zu kämpfen..mich zu verteidigen, zu erklären, zu rechtfertigen. Dieses Spiel konnte und kann ich ja nur verlieren.
Ja, genau! Bis auf den Teil mit dem Verteidigen, Erklären und Rechtfertigen... das versuche ich gar nicht erst, denn ich schaffe es sowieso nicht. Mir fehlen einfach die Worte, um mich auszudrücken, es ist auch oft gar nicht wirklich greifbar für mich... und ich gebe es auf. Ich will mich gar nicht erklären (müssen). Das ist sehr frustrierend, denn andere sind ja nunmal keine Hellseher. Sowas passiert auch bei ganz alltäglichen Gesprächen. Eine Sackgasse.
Ich bin vieles, aber sicher kein Kämpfer.

Falsche Bewertungen passieren mir häufig, also Kritik zu sehen, wo gar keine war... und dann kommt unweigerlich die Frage, womit ich sie ausgelöst haben mag... in Dauerschleife. Was habe ich schon wieder falsch gemacht? Übersehe ich was?

Ja, viele sprechen von (Willens-)Schwäche, von mangelndem Ehrgeiz oder nicht ausreichendem 'Antrieb'. Auch ich kann von all dem eine Menge aufbringen, nur leider ist es auch bei mir falsch kanalisiert. Denn wo es gut und richtig wäre, kann ich es leider nicht, mehr noch, ich 'will' es auch gar nicht wirklich. Gerade heute habe ich das wieder gemerkt, als meine Kollegin fragte "Warum sagst du nicht einfach mal was?"
Ja, warum? Ich will nicht auffallen, auch nicht 'positiv'. Zurechtzukommen reicht mir völlig. Ohne Reibung.

Mhh... wobei ich schon sehr verbissen sein kann. Nicht nach außen, nicht bei 'großen', wichtigen oder entscheidenden Dingen, sondern wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, nur für mich persönlich. Es sind die 'kleinen, alltäglichen Dinge', die für mich leider eine große Hürde sein können, aber statt es anderen gegenüber zuzugeben, versuche ich, sie irgendwie selbst zu überwinden. Das kann dauern, und gelingt mir auch nicht immer. Frustrierend, langwierig, fruchtlos. Ein Versagen fühlt sich aber deutlich weniger unangenehm an, wenn keiner davon weiß. Zumindest rede ich mir das ein. Wobei ich selbst eigentlich der schonungsloseste Kritiker von allen bin. Ich habe aber trotzdem Angst, man könne es mir 'abnehmen', mir helfen. Es ist eben wichtig für mich, daß das nicht passiert, da kann ich einen ziemlichen Aufwand betreiben. Ich weiß nicht, warum das so ist. Vielleicht, weil ich nicht um Hilfe bitten mag, vielleicht auch, weil ich es so vermeide, daß jemand mitbekommt, wenn ich es eben nicht schaffe, oder weil es mir unangenehm ist, daß etwas so Banales überhaupt ein Problem für mich darstellt - Wahrscheinlich eine Kombination aus all dem. Ich stoße also nicht nur hin und wieder an meine Grenzen... ich renne sogar noch weiter gegenan, immer wieder, weil ich nicht akzeptieren will, daß sie überhaupt da sind. Das kann doch nicht sein!
Wer kann denn sowas ernstnehmen? Ich nicht.
Ja, ich brauche meine eigenen Schuhe, von der Stange funktioniert bei mir definitiv nicht. Immerhin etwas, was ich erkannt habe. Jetzt muß ich es nur noch irgendwann mal akzeptieren lernen.

Danke euch für euer Feedback, das hatte ich gar nicht erwartet. Es ist aber ausdrücklich erwünscht - je weniger Bauchpinseln, desto besser. Das habe ich zu Hause nämlich genug.

Schönes Wochenende
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 21.03.2020 00:06:21
Hallo,

die besten Antwort ist von sich zu erzählen.

Bei meiner Geburt machte das Schicksal einen Fehler, ein streunender Hund hätte ich werden sollen.
So wandle ich nun seit über 50 Jahren in der Gestallt eines Spielers.
Fragt man mich ob es mir gut geht, antworte ich"ja".
Fragt man mich ob es mir schlecht geht, antworte ich "ja".
Fragt man mich wie es mir geht, antworte ich "geht so".

Muss wohl so irgendwann in meiner Jugend geschehen sein, als ich mich mit einem Betäubungsmittel einschläferte.
So merkte ich früh, zufrieden zu sein ist mir eh nie genug, darum war ich es auch noch nie wirklich.
Manchmal spüre ich es schon, doch dies vergeht schneller als die Spanne dieses Beitrages.
Leider habe ich es wieder etwas verlernt, einigermaßen vernünftig über mich zu schreiben.
Das grenzt mich gefühlt ab.
"Ich bin verantwortlich"....für jeden den ich mag sehr gerne, für mich...kann ich es nicht.
Um es nun mit den Worten meiner eigentlichen Bestimmung zu schreiben, was das gleiche armselige Gewicht hätte......

Wuff....

Liebe Grüße                   
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Karo am 21.03.2020 01:16:10
hallo

das geht mir in dem Punkt auch so, dass es mir unangenehm ist wenn ich wirkliche Hilfe brauche und anders herum es mir geradezu wie peinlich ist, wenn ich gelobt werde oder in einen positiven Mittelpunkt gerate.... auf negativer Weise dagegen macht mir nichts aus. Das bin ich ja irgendwie so von je her gewöhnt.....

Zum Glück hatte ich aber nie das Gefühl weniger Wert zu sein , wie andere....damit meine ich nicht Status, Aussehen oder sonstiges Oberflächliches.

die meisten Menschen sind dauernt am Bewerten....Alles und Jedes. Bilden sich mit ihren eingeschränkten Wahrnehmungen, Urteile und damit ihre Meinung...Manche gehen dann noch weiter..und wollen die Ihre Anderen am liebsten eintrichten...wenns denn sein muss mit Manipulation.

Das habe ich schon immer gehasst und mich gegen gewehrt...Bis mir selber auffiel, dass ich selber nicht anderes war.
Was für ein mieses Gefühl das war , ist unbeschreiblich...das für mich selber zuerkennen.
Aber so mies es auch war, so wunderbar waren dann die Folgen dieser Erkenntnis.
Nämlich das Bedürfniss und die Kraft und Motivation , das zu ändern und somit auch ein Stück weit mich.

wie gesagt...nur Stückweit...denn von bestimmten Dingen kann ich auch noch nicht loslassen.
Wie soll ich es beschreiben...es steckt damit ein Gefühl der Angst zusammen...mich...mein ich...zu verlieren...und nicht zu wissen was dann ist bzw kommt. Es geht eben nur in meinem Tempo...meinen Weg....zu finden

ich empfinde es zbsp absolut zynisch, wenn jemand zum Beispiel eine Sucht oder sogar Depressionen überwinden konnte...und sich dann großkotzig eventuell auch total Empatielos und seine eigen fertig gestellten Baustellen von damals anscheinend vergessend....meint...man bräuchte doch nur dies oder das tun oder lassen....Nein !! so einfach ist es nun mal nicht.

OK Tal, du bist anders ...Na und ? ist nicht jeder immer etwas anders als ein Anderer? keiner immer genau gleich...nichtmal Eineiige - Zwillinge ?...Die Frage ist doch eher...willst du wirklich anderes, anders sein ? (also so wie andere) wenn ja , warum `? und wie kannst du es dir erarbeiten

Wenn kein Antrieb , keine Motivation da ist....dann fehlt zum Weg dahin nun mal der Motor.

und eine weitere Frage steht an....nämlich ob ich schon wirklich richtig ehrlich zu mir sein kann...oder noch ganz viele gegenwirkende Überzeugungen dagegen wirken... Das kann doch dann nicht funktionieren...jedenfals nicht auf Dauer...denke ich mir. Ob das richtig ist weiß ich aber nicht.

Bewertungen...was ist das denn schon ??? eine bestimmte Sache vom Ganzen erfassen können, von einer bestimmten Richtung betrachtet...dann noch ganz subjektiv bewertet....DAS kann jeder..macht fast jeder...und bedeutet doch gar nichts...wenn ich dem keine Bedeutung schenke / gebe.

es ist gut das du anders bist...weil es erst das Große Ganze rund machen kann...es würde sonnst etwas fehlen..nämlich genau DU...oder ich oder sonst wer

ich will aufgegeben Sinn zu suchen...mit Erklärungen warum ich so bin wie ich bin.
Wichtig ist doch eigendlich nur, dass ich bin
und vielleicht mich noch gut kenne...weiß auf was ich wie, wann, warum so und nicht anderes mache bzw reagiere und ob ich mich damit gut fühle oder nicht...mich wahrnehme...mich spüre
und vielleicht ist es ja manchmal sogar so , dass ich das für mich brauche, zu leiden....mich selber zu boykotieren, zu bestrafen. Auch das hat dann einen Bestimmten Sinn bzw Grund

Irgendwann hat Alles eh ein Ende

ich hoffe ich nerve dich/euch nicht mit meinen Gedanken -.mitteilungen. Ich bin gerade dankbar, dass ich dazu wenigsten nun mal wieder genug Motivation habe und ich doch mal wieder etwas aus mir heraus lassen kann. Lange war ich nämlich  seid dem Tod von meinem Mann blockiert...ich empfand einfach alles nur noch Sinnlos.

Ok, auch wenn alles Sinnlos scheint, so hat es doch einen :-)...ich suche nicht mehr nach Sinn....deshalb ist es mir wohl dadurch wieder möglich mich etwas zu öffnen und nicht nur mit mir selber ausmachen zu wollen...und komischer Weise zeigt sich dann öfter ein Sinn für mich....

Danke für die Möglichkeit

lg Karo
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 22.03.2020 22:43:22
Ja, negativ ist leichter als positiv, da kann ich besser mit umgegen, ich bin es gewohnt... und in gewisser Weise spiegelt es auch die Meinung wider, die ich selbst von mir habe - eine Bestätigung.

Äußerlichkeiten waren mir noch nie wichtig. Es ist heute zwar besser als früher, ich halte mich zumindest grob an gesellschaftliche Normen, aber so richtig interessieren tut mich das nicht wirklich. Ich sehe immer aus, als wäre ich grad aus dem Bett gefallen. Wenn ich irgendwo neu anfange, gebe ich mir eine zeitlang etwas Mühe, daß es zumindest farblich paßt, dann nicht mehr. Offiziell haben wir sogar eine Kleiderordnung, aber normal isses wurscht, ich sitze im Büro, sieht eh keiner. Die Leute gewöhnen sich auch schnell dran.
Aber es ist immer witzig, wenn unsere Empfangsdame krank ist. Ich habe das einmal gemacht, als sie spontan ins Krankenhaus mußte. Seitdem geht man wohl davon aus, ich sei die Vertretung. Nun ja... schlau ist es nicht, wenn das erste, was der CEO eines Konzerns sieht... naja... ich bin. Ihren Papierkram zu erledigen ist jetzt nicht das Problem, aber ein Aushängeschild sieht definitiv anders aus.
"Äh... oh... hallo... Guten Morgen. Stehen Sie schon lange da? Nein ich hab nicht in die Steckdose gefaßt, das ist normal."
Vielleicht bin ich da auch etwas unsicher, bringt ja eh nichts. Keine Ahnung. Die zerstreute Vogelscheuche hinter dem schick beleuchteten Holztresen mit Edelstahleinlage. Wer kommt den auf so eine Idee? Ist irgendwie etwas suizidal - für's Firmenimage, meine ich. Wohl fühle ich mich dabei jedenfalls nicht. Das fällt wohl auch in die Rubrik "Am besten nicht auffallen", wobei das eigentlich widersprüchlich wäre, denn es fällt ja schon irgendwie auf. Mehr ist für mich nur leider nicht drin. Man kann froh sein, wenn ich morgens meinen Kamm finde. Dann lieber die internen Anrufer "Mein Stuhl ist zusammengebrochen, ich brauch einen neuen. Außerdem müßte mal jemand meine alten Ordner aus 2017 abholen."
Alles klar.

Unsere Empfangsdame zieht manchmal meine Jacke an, wenn sie zum Rauchen geht, weil die eben da hängt, und sie ihre in die Garderobe tut. Das irritiert mich. Stört sie das gar nicht, meine Jacke zu nehmen? Ich meine... das ist meine. Ich würde das nicht machen. Ich würde mich von mir fernhalten.
Zumindest zucke ich nicht mehr innerlich zusammen, wenn jemand mit untermalender Gestik irgendwas erzählt, bei dem ich schon vor fünf Minuten abgeschaltet habe, und plötzlich neben mir steht und mir die Hand auf die Schulter legt "Dann kam der an und machte SO... und ich dachte nur... Verpiß dich."
Es ist, gerade mit vielen Frauen um einen rum (die Servicekräfte machen bei uns Mittagspause) gewöhnungsbedürftig. Sie haben keine Berührungsängste. In der Form hatte ich das vorher noch nie.
Seltsame Gesprächsthemen sind okay, die kann ich ausblenden, aber das... da muß ich mich dran gewöhnen, ich arbeite dran, denn es ist eben wohl ganz normal.

Was muß ich ändern, um 'normal' zu sein? Und warum fällt mir das so schwer? Ist die nötige Veränderung in meinem Fall nicht dasselbe wie Anpassung? Oder ist es das Gegenteil?
Hätte ich Angst, mich zu verlieren? Was genau? Das Konstrukt, was irgendwie gerade so hält aufzugeben, ohne zu wissen, was dann kommt?
Ehrlich zu mir selbst sein... ich habe das immer gleichgesetzt mit einer gewissen 'Strenge' mir gegenüber. Ich darf das nicht. Ich kann das nicht. Du bist selbst Schuld. Reiß dich zusammen.
Ich versuche, nicht über andere zu urteilen. Meist suche ich den Fehler erstmal bei mir selbst. Da muß ja irgendwie etwas dran sein.
Ich beschwere mich nicht, sondern nehme es hin. Wenn ich etwas 'verbockt' habe, sage ich es, und lache noch über mich selbst. Ich versuche, zu helfen, soweit ich kann, und mache lieber etwas selbst, um andere zu entlasten. Man hält mich also allgemein für einen sehr ehrlichen Menschen. Das ist die größte Lüge von allen. Wie kann ich ehrlich zu mir selbst sein, solange das im Raum steht?

'Strafe', genau wie Verständnis, liegt nicht in meinem Entscheidungsbereich. Es wäre paradox, die Entscheidung darüber mir selbst zu überlassen. Doch genau das tue ich. "Du hast etwas Schlimmes getan, auch wenn du nicht weißt, warum (und manchmal nichtmal genau Was) - also hast du es auch nicht besser verdient."
Ich möchte mich aber nicht mehr boykottieren (müssen). Ich möchte nicht mehr weglaufen (müssen). Das hat noch nie was gebracht, noch nie Abhilfe geschaffen, jedenfalls nicht für lange.
Und auf die Absolution warte ich auch bis heute vergebens.
Es macht also keinen Sinn. Das zumindest sagt mir meine Vernunft. Nur leider leidet diese gelegentlich an Heiserkeit, dann versagt ihre Stimme auch mal ganz.

Verantwortung und Vernunft. Gehört wohl auch irgendwie zusammen.
Eben das Richtige zu tun - und auch zu wissen, was das ist.

Und Jacky... es ist manchmal echt erstaunlich, wie du mit wenigen Worten sagen kannst, was mir mit mit einem Riesenhaufen von ihnen einfach nicht gelingen mag.
Doch auch wenn er die Gassen manchmal schon vermißt, und es ihn hin und wieder in den Pfoten juckt, ist für einen streunenden Hund ein warmes Plätzchen an einem ruhigen, stillen Abend schon mehr, als er sich in seinen kühnsten Träumen je hätte vorstellen können.
So denke ich jedenfalls.
Es ist mein Verständnis von Zufriedenheit.



Gute Nacht.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 23.03.2020 16:16:14
Hallo,

wir bauen hier eine Leiter, ich kann nicht einmal sagen in welche Richtung sie geht.

Einmal im 1: 1 Vergleich (TAL vs Jacky 1 )   :)
Was Du außen bist bin ich innen.
Ein einsamer Mensch inmitten von Hunderten um mich herum.
Doch merken tut dies keiner, der hier nicht liest.
In allen Belangen Adrett, steht irgendwo ein Podium...ich stell mich ganz sicher drauf.
Alle wollen unterhalten werden, kP. Clown, Kasper, Prediger, Sozial, manipulierend..alles im Repertoire und abrufbar.

Ja, der einsame Wicht strebt zum Mittelpunkt.
Denn dort fällt er am wenigsten auf und keiner merkt, irgendwo schon gestorben.
Was solls, Hauptsache funktional.
Bei meiner Familie und engen Freunden funktioniert dies nicht mehr.
Ich bin so sehr froh darüber.

Zwei parallele Leben zu führen ist schon schwer, doch bei 3..4...5 wird es wieder ganz leicht.
Doch manchmal erwische ich mich dennoch und kann so sein wie ich wirklich bin.
In einer Zwangsjacke und unter Medis  :)
Blödsinn, lasse es aber stehen.
Denn mich selbst zu zensieren, dass muss aufhören und dies möchte ich auch.

Die Welt ist nicht genug und ich bin zu wenig für diese Welt.
Also (TAL und der Rest der Welt vs. Jacky1) 1 : 1

Schöner Thread ...danke.

Liebe Grüße         
       
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 23.03.2020 20:30:17
Samstag Nacht auf der Reeperbahn, nirgends konnte ich nach durchzockter Nacht einsamer sein, umgeben von tausenden Leuten.  Ob ich ungekämmt, oder loterich gekleidet zur Arbeit gehe, der strengste Kritiker bin ich selber. Mich interessiert es nicht im geringsten wie andere rumlaufen, ich gehe zumindest immer davon aus, daß Sie es genau so wollen. Nur bei mir weiß ich es besser. Wie peinlich.

Every bodys Darling, dieser Rolle ist mir fremd. Erst mal nicht so sympathisch rüberkommen, da fühle ich mich sicherer. Da ist dann mehr Luft nach oben.

Taro

Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 23.03.2020 22:26:11
Every bodys Darling, dieser Rolle ist mir fremd. Erst mal nicht so sympathisch rüberkommen, da fühle ich mich sicherer. Da ist dann mehr Luft nach oben.

Eigentlich bist Du damit klar im Vorteil.
Mich mögen eh alle, bis sie merken was für ein "Arschloch" ich bin.  :)
Während sie Dich vielleicht erst einmal für eines halten, bis sie merken Dich zu mögen.  :)

"Arschloch" halte ich jetzt aber auch für etwas übertrieben.

Grüß Dich

 

Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 23.03.2020 23:44:45
'Everybody's Darling' bin ich sicher nicht, ich bin aber auch nicht 'Grumpy Cat'. Beides würde schließlich auffallen, und am wohlsten fühle ich mich, wenn ich einfach gar nicht bemerkt werde.
Sicher habe ich immer auf eine gewisse sorglose Aura geachtet, und mache das wohl auch heute noch. Kurz und bündig. Tangiert mich nicht. Alles gut, guckt woanders hin. Zur Not hilft da eine sarkastische Bemerkung oder ein kleiner Scherz. Was eigentlich komisch ist, denn normal sind die unsichersten Menschen meist auch die Lautesten - ich kenne einige davon.
Bei mir ist das definitiv anders. Ich verstecke es hinter einer Fassade aus lethargischer Gelassenheit und Selbstironie.
In vielen Punkten habe ich Narrenfreiheit. Ich bin einfach so. Das hat aber durchaus auch seine Vorteile.

Ich kämme mir morgens schon die Haare, aber schon nach ein paar Minuten sieht man das nicht mehr. Dem kann man sicher irgendwie entgegenwirken, das ist mir aber zu anstrengend. Oder ich bin zu doof dazu - oder beides. Früher aufstehen würde ich deswegen jedenfalls nicht.
Wen interessiert das auch schon? Ich bin der Welt letztlich so oder so egal.
Ich funktioniere, wenn es sein muß, aber zumindest frage ich mich morgens nicht mehr, wozu ich eigentlich überhaupt noch aufstehen soll.

Einsam in einem Raum voll Leute, einsam auf der eigenen Geburtstagsfeier... und ja, ich kenne auch einsam auf der Reeperbahn. Dieser Satz erinnerte mich an etwas, was ich gerade lieber wieder verdrängen würde, ganz fest verschlossen in einer Kiste ohne Schlüssel... beißende Kälte, ein fest umklammerter Müsliriegel in meiner Tasche, stille Tränen und die Momentaufnahme des überwältigenden Schamgefühls tief im Bauch.
So oder so. Diese permanente Einsamkeit werde ich nicht wieder los, und auch die innere Kälte nicht, mir ist das bis heute nicht so ganz gelungen. Sie schützt eben auch vor Enttäuschungen, vor Nähe, und davor, vertrauen zu dürfen.

Leitern und Wege, die ins Ungewisse führen, waren mir noch nie geheuer. Wenn's aber darum geht, meinen Zeh in diesen seltsam brodelnden schwarzen Tümpel da drüben hinterm Zaun zu halten, bin ich immer der Erste.
No risk, no fun. Kommt Leute, was ist denn schon dabei? Solange es schnell geht zumindest.

Und ich dachte schon, mein Innenleben wäre kompliziert...
Mir reicht es schon, mich mit einem unliebsamen Gast herumschlagen zu müssen, den Freund von früher, der nie erwachsen geworden ist, den man aber um der guten alten Zeiten willen nicht vor die Tür setzen mochte, und der nun ständig anfängt, wie selbstverständlich in meinen Schubladen rumzuwühlen, und meine Möbel zu verrücken, wenn ich ihm zuviel Raum gebe.
Wir haben uns irgendwie auseinandergelebt, wobei ich gelernt habe, mich damit zu arrangieren, daß er sich eingenistet hat... irgendwie. Muß ja. Abhauen tut dieser dickköpfige Quälgeist jedenfalls nicht mehr freiwillig.
Meistens isser still und genügsam... und wenn er doch mal wieder schmollt, sollte man ihm nur einfach nicht zuhören. Irgendwann gibt er Ruhe.
Mehr als einen von diesen 'alten Freunden aus der Schulzeit' in meinem Kämmerlein würde ich aber definitiv nicht ertragen.

Den Arschloch-Part versuche ich heute jedenfalls gänzlich wegzulassen.

Vielleicht brauche ich auch gar keine Leiter, sondern bloß einen soliden Anker?
Oder einfach nur eine vernünftige Ordnung.
       
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Karo am 24.03.2020 02:47:04
huhu

ich finde...
Schwarze und blinde Flecken haben wir wohl alle..auch die nicht süchtigen.
Mehr oder weniger Arschloch ist auch in jedem.
Genauso aber auch Gutes !!

es kommt nicht darauf an , wie andere mit mir klar kommen...sondern nur wie ich selber mit mir klar komme...und das ist eine ewige Baustelle des Lebens.

Das Leben ist verdammt kurz...und es kann noch kürzer sein...
Es will gelebt werden...so oder so...
und wenn ich es selber nicht für mich aktiv zufriedenstellend gestalte oder gestalten kann...dann zieht es mich einfach mit...wie in einem Fluss...dann werde ich `` gefühlt `` gelebt...funktioniere und überlebe...

Das richtige und notwendige Mass immer für alles zu finden , ist nicht gerade leicht...weil auch so relativ

Wer zum Schutz gelernt hat zu viele Rollen zu spielen...oder an ihnen zu sehr festzuhalten...verliert sich irgendwann selber...oder hatte nie die Gelegenheit sich selber überhaupt zu einem eigen Ich zu entwickeln...
und es ist viel Arbeit sich dann wieder finden zu können....oder auch erstam richtig sich selbst werden zu können..weil man es nie war.

Damit meine ich jetzt nicht das Ego...sondern das wirkliche ICH...Das Ist und immer war...und nicht gewachsen ist durch Umstände und Einflüsse, wie das Ego

ich bin in den letzten 4 Jahren fast nur allein für mich...und ich hätte nie gedacht, dass ich das aushalte ohne vor mir selber wegrennen zu müssen. Ich merke immer wieder das Alles immer seine Zeit hat und mir Aufgaben hingeschmissen werden...und wenn ich mich ran mache die anzugehen, sind sie auch irgendwann erledigt.

Ich bin für Momente dankbar wo ich in mir ruhe und nach und nach das erledige was drann ist. Ich bin für Momente dankbar wo ich Vertrauen in mir spüre...nicht in mich , eher in etwas was Größer ist...

ich bin für Momente dankbar wo ich allein bin und mich trotzdem in Liebe verbunden fühle.

Manchmal werden bestimmte Sorgen, Probleme, Ängste, Ärger...plötzlich so klein...wenn andere Prioritäten ins Leben treten.

Das erinnert mich an einen Spruch, den mein Schwager mir ins Posie Album mal schrieb:

Klage nicht über einen kleinen Schmerz, denn er könnte durch einen größeren geheilt werden.

Damals hab ich den noch gar nicht verstehen können.....

lg Karo

ja schöner Tread !
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 24.03.2020 19:45:28
So oder so. Diese permanente Einsamkeit werde ich nicht wieder los, und auch die innere Kälte nicht, mir ist das bis heute nicht so ganz gelungen. Sie schützt eben auch vor Enttäuschungen, vor Nähe, und davor, vertrauen zu dürfen.

Moinmoin,
das war auch ein großes Thema von mir. Ich dachte mir, ich lasse es nie wieder zu, das mich jemand so verletzen kann, daß es mich in Mark und Bein trifft. Mit der Zeit würde mir jedoch bewußt, daß ich mir damit eine ganze Menge Leben nicht erlaube. Das war doch gerade das, warum ich mit den Spielen aufgehört habe. Ich hatte immer Angst vor dem Risiko des Lebens, nahm dafür den schlechten Ersatz, das Risiko des Spielens. Jetzt ohne Spielen, wollte ich das volle Leben und nicht wieder kastriert weil ich Angst vor Enttäuschung habe. Das galt sowohl für Beziehungen als auch für Freundschaften. Ohne volles Risiko gibt es eben auch nicht das volle Leben.
Das Fundament das ich in den Meetings aufgebaut habe, dort kann ich mich 100 % zeigen und habe meinen Platz, gab mir auch den Mut in meinen Beziehungen volles Risiko zu gehen.

Was ich so spannend finde, so unterschiedlich Jacky und Tal auch zu sein scheinen, do berührt Ihr doch meine Seele in den tiefsten  tiefen. Ich kenne ja tatsächlich die ganze Palette, bildlich gesprochen vom every boddys darling, zum Struwelpeter zum Arschloch. Alles unwichtig. Wichtig ist bei diesen oberflächlichen unterschieden, die erstaunliche Deckungsgleichheit zwischen den Zeilen.

Und jetzt bewege ich mich schon wieder in Bereich für die mir die Worte fehlen, leider.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Karo am 25.03.2020 01:25:28
vielleicht ist es ja so, dass hinter all den verschiedenen Mustern ( die Mensch sich im laufe des Lebens so aneignet)etwas was er`` etwas tief in sich `` zu kompensieren versucht... aber dieses ``etwas`` ziehmlich gleich bei allen ist und nur die äußere Schale unterscheidet....

Der Unterschied sich auch im erleben seiner sich selbst gestrickten Welt sich zeigt...
Mir seinem Agieren und Reagieren auf eigene innerliche Konflickte.

weil und / oder wenn Mensch sich zu sehr mit seinen Mustern identifiziert und daran festhält....sich selber blockiert und davon abhält einfach ohne Ängste nur zu sein.

Es ist und bleibt kompliziert zu scheinen...vielleicht wäre alles aber  viel einfacher ??

Ich denke inzwischen, dass genau da wo ich ein Unwohlsein für mich spüre...auch ein Konflikt in mir ist...den ich vielleicht schnell oder erst lanfristiger auflösen lernen kann. Manchmal aber auch akzeptieren und annehmen lernen muss, weil er nicht von mir selber lösbar wird.

Ich frage mich oft, ob es wirklich Menschen gibt, die keine Zweifel und keine inneren Konflikte haben...obwohl es so scheint ( so vermittelt oder von mir so aufgenommen wird), kann ich das nicht annehmen. Daher glaube ich daran, dass es normal ist innere Konflikte zu haben...und jeder somit auf seine Art und Weise...normal...ist.

vielleicht rede ich mir das aber auch nur ein, um mich selber zu beruhigen.

bleibt gesund lg karo

Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Fred am 25.03.2020 07:51:43
Ich kenne ja tatsächlich die ganze Palette, bildlich gesprochen vom every boddys darling, zum Struwelpeter zum Arschloch.

Das juckt ja sowas von in den Fingern es zu kommentieren :)
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 25.03.2020 19:08:04
Angstzustände, Depressionen, Spielsucht alles Dinge die so überhaupt nicht positiv besetzt sind.
Struwelpeter und noch mehr das Arschloch sind auch negativ besetzt, wenn auch auf einer anderen Ebene.
Nun kann ich die Spielsucht mit der Faust in der Tasche zum Stillstand bringen. Was aber ist, wenn ich in eine tiefe lebensbedrohliche Depression komme, oder in Angstzustände. Ist die Faust in der Tasche dann überhaupt noch wichtig, oder ist sie garnicht mehr da?

Ich würde mich gerne als eloquenten in allem was ich anfasse erfolgreichen und verlässlichen Mitmenschen sehen, das Problem dabei, das entspricht aber nicht meinem tiefsten inneren. Entspreche ich aber nicht meinem tiefsten innern, dann wartet dort das Spiel, und wenn nicht das Spiel dann doch zumindest die Depression.
Für mich ist es heute egal, was die Gesellschaft von mir erwartet, wichtig ist was in mir ist und wenn es das Arschloch ist, dann ist es so. Erst das Werten von mir oder von anderen war das Problem.
Daher bin ich so froh, daß ich in den Meetings Wertfrei all dem was in mir schlummert nähern und anschauen könnte.

Nach der Quantentheorie gibt es ja unendlich viele Welten mit allen möglichen Zuständen. TAL und Jacky berühren mich mit Ihren Beiträgen so sehr an der Seele, daß mein Leben genauso aussehen könnte wie Ihres. Ich fühle mich direkt Seelenverbunden. Die Wege die wir gegangen sind, sind unterschiedlich, alle hätte ich auch gehen können. Für mich waren meine Depressionen lebensbedrohend. Ich bin damit nie zum Arzt gegangen, dann wäre das vielleicht zu Händel gewesen. Ich musste meine Depressionen also genau anschauen, lernte für mich meine Depressionen als Frühwarnsystem zu nutzen. Arschloch oder nicht ist dann nebensächlich. Das hat natürlich seinen Preis, und ich bin bereit zu zahlen.
TAL mit den Worten für vieles wo mir die Worte fehlen. Nicht hineinzupassen, wie gut ich das Gefühl kenne Das bewerten von anderen, egal, Aber meine unerbitliche Bewertung. Ich bin mein größter Kritiker. Egal ob Bild oder Tonaufnahme, früher konnte ich soetwas überhaupt nicht ertragen. Heute kann ich mich schon ein Stück weit "in Ruhe lassen".

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 26.03.2020 00:40:52
Hallo,

Das Wort Arschloch sollte nicht so sehr als Adjektiv missbraucht werden, auch wenn ich es in Gang brachte.
Es umschreibt ja auch nur ein Verhalten, welches irgendwo zu begründen wäre.

Gerade in depressiven Phasen und in manischen ja sowieso, spielte ich.
In beiden Fällen nutzte ich diesen Zufluchtsort, es brachte mir keine Erleichterung.
So kam es vor dass ich mal schnell verschwand vom Kartentisch oder Automaten und mich zwanghaft im Verborgenen zum Weinen brachte.
Ich wollte etwas damit überlisten, ich neunmal Kluger.
So als wäre mir schlecht und ich würde einfach brechen und es ginge mir dann besser.
Hat eigentlich nie funktioniert!
Was aber immer funktionierte und zwar ausschließlich, egal ob ich viel gewann oder verloren habe...außer der Freude/Ärger über das Geld war
nichts. Ein vollautomatischer Mechanismus, ich war nur einem gestörten Zwang hörig.

Noch eine kleine Geschichte, ich habe sie auch schon einmal im Forum erwähnt.
Martin, ein Begleiter über 20 Jahre.
Er arbeitete für mich und er war fast immer an meiner Seite beim Spielen, selbst war er auch verloren.
Fast jeden verdammten Tag, tausende male..unzählige Stunden.
Im Auto, bei der Arbeit..in allen Casinos, Spielos,. Wettbüros, Schwimmbad...usw.
Sogar in online Casinos waren wir am Telefon verbunden...ganze Nächte beim Pokern.
Niemals, fragte einen den anderen "wie geht es Dir", Deiner Familie oder überhaupt.
Es drehte sich immer nur ums Zocken.
Nun ist er nicht mehr da und ich vermisse seine Art, wie er sich immer ärgerte und mit den Händen fuchtelte, wenn wir verloren.
Leckt mich am Arsch, dies ist doch nur ein Bruchteil von alle dem, was ich/wir alle hier erlebten.
Bei seiner Beerdigung fragten mich einige, "du Jürgen, ihr beide wart doch immer zusammen, hast Du nie etwas bemerkt"
Was sollte ich bemerkt haben ?
Dass er alles verspielte, dass er enorme Schulden hatte, er kam nicht einmal mehr bei mir zur Arbeit.
Andere Schicksale kamen noch hinzu und er hat aufgegeben.
Ich vergesse dies niemals, dass er nicht zu mir kam und darüber redete.
Denn ich war nie Da!
Wir beide nicht!

Nun sind schon einige Jahre vergangen, ich kann nicht schreiben dass ich nichts bereue.
Aber es sind schon sehr wenige Dinge, die ich bereue.
Über eines habe ich geschrieben.

Es ist nicht möglich, nur von einer Eigenverantwortung auszugehen.
Dazu sind wir alle zu befangen, abhängig und angewiesen.
Ohne Kausalität steht jeder still.

Liebe Grüße   
   

   

   
         
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Karo am 27.03.2020 19:02:20
Die ganze Welt ist von Süchtigen bzw Spielsüchtigen infiziert...Weiter , schneller , besser, höher...ohne Rücksicht auf Verluste

Der Virus ist die Chance das zu erkennen und noch vieles mehr...und die Notwendigkeit der Abstinenz und des Zusammenhaltes und Rücksichtnahme aufeinander wird deutlicher denn je.

es steckt halt beides im Menschen...das A...loch genauso wie die selbstlose Güte

wann was zum vorschein kommt liegt nicht immer nur allein in unserer persönlichen Entscheidung

weil man nicht immer und jeder Zeit gleichwertig Entscheidungsfähig sind

was wir tun können ist, dass zu tun was uns möglich ist...mehr geht eh nicht.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 28.03.2020 04:19:11
Ein Schritt zurück ins Leben. Klingt eigentlich ganz einfach. Nur hatte ich irgendwie den Anschluß verpaßt.
Jemand benutzte im Chat mal den Begriff der 'Resozialisierung' Suchtkranker (Als Reaktion auf den Vorschlag eines Anderen, man solle Spieler doch, als sichersten Schutz für sich selbst und andere, am besten ganz entmündigen). Ich fühlte mich dadurch 'herabgewürdigt', fand das etwas unglücklich. Sagt man das nicht bei Leuten, die aus dem Gefängnis entlassen werden?
Aber ja, es ist im Grunde ja nichts anderes. Ich muß mein eigenes Gefängnis, mit den vorgeschriebenen Regeln und Abläufen, verlassen, und mich wieder in der Gesellschaft zurechtfinden, sonst finde ich mich schnell wieder drinnen wieder, und das möchte ich ja nicht - nie mehr.
Das Ziel sollte es doch sein, auf eigenen Beinen stehen zu können, statt ein Leben lang kontrolliert und 'verwaltet' zu werden. Wieder in die Gesellschaft integriert zu sein, um zu lernen, verantwortungsvoll mit sich und anderen umzugehen, damit man es dauerhaft schaffen kann, sich aus eigenem Antrieb aus diesem Kreislauf rauszuhalten, ohne dafür zuviel Energie und Kraft aufwenden zu müssen. Eben das Richtige zu tun, und das im Idealfall vollkommen 'automatisch'. Oder zumindest nicht mehr automatisch das Falsche zu tun, sondern über einen besseren Weg nachzudenken. Selbständigkeit braucht Verantwortung. Unbedingt.
Dort 'draußen' außerhalb der Mauern bin ich frei. Aber was ist Freiheit überhaupt? Für mich, meine ich. Aktive Suchtausübung ganz sicher nicht, das hab selbst ich inzwischen begriffen, aber was sonst?
Ja, ich will leben! Aber will ich mich finden? Wo soll ich suchen? Will ich überhaupt ein Teil der Gesellschaft sein? Sie hatte immer schon etwas Fremdes, fast Feindseliges. Unüberwindbar... und ich verstehe ja nichtmal, was mich ausgrenzt.
Okay, meinetwegen, laßt mich rein... aber wo ist die Tür?

Die Faust in der Tasche - 'white knuckling' - Augen zu und durch. Einfach nur lange genug Durchhalten und 'Starkbleiben', das wird schon leichter. - Ja, wird es.
Dennoch... Wie lange geht das gut? - Nicht ewig, soviel ist sicher.
Glücklicherweise habe ich keine Depressionen. Lethargie und Antriebslosigkeit kenne ich, auch sie kann mich mitunter stark einschränken, aber sie geht vorbei. Bleierne Müdigkeit, Lustlosigkeit, aber ohne die Schwermut. Ich mag dann nicht aufstehen, nichts machen... aber ich weiß nicht einmal, wieso.
Angstzustände, ja. Bei mir sind Ängste allerdings meist irrational. Banalitäten. An sich normale Sachen... und nicht dort, wo es eventuell begründet wäre, Sinn machen würde.
Die derzeitige Corona-Krise löst sowas bei mir nicht aus. Ich bin mir da ziemlich egal. Ich muß mich nur immer selbst ermahnen, daß es auch andere gibt, die ich mit meiner Scheißegal-Haltung in Gefahr bringen könnte. Deshalb halte ich mich trotzdem an die Bestimmungen.
Da wünsche ich mir manchmal, ich wäre noch alleine. Das wäre einfacher. Ich werde eh nie krank, und wenn doch, hätte ich es irgendwann, und wäre dann durch damit.
So zu denken ist aber auch verantwortungslos. Deshalb warte ich mit etwas Abstand an der Kasse. Es ist kein Aufwand, und was ich selbst davon halte ist nicht relevant, wenn es um andere geht.

"The opposite of addiction isn't sobriety - it's connection." - wie mir mal jemand dazu schrieb.
Da ist etwas dran, auch wenn's wahrscheinlich irgendwo geklaut war.
Ja... Liebe und Freundschaft, Kontakte... all das ist auf diesem Weg so wichtig, und trotzdem hatte ich anfangs keinen Platz dafür.
Ich hatte keine Freunde mehr... und auch keine Beziehung. Nicht einmal meine Familie sprach mehr mit mir. Für eine lange Zeit hatte sich daran aber auch nichts geändert. Ich hatte genug mit mir selbst zu tun... und auch nicht den Mut, auf Menschen zuzugehen, deren regelmäßige Nachfragen ich so lange komplett ignoriert hatte. Was hätte ich auch sagen sollen?
An Liebe war sowieso nicht zu denken, erstmal mußte ich Laufen lernen, mich selbst aushalten lernen. Davon abgesehen... wer will das schon? Was habe ich denn schon zu bieten?
Es brauchte Zeit, bis ich mich selbst zumindest soweit geordnet hatte, daß ich andere zumindest ein Stückweit an meinem Leben teilhaben lassen konnte.
... und ich die Scherben aufsammeln konnte, von den Dingen, die noch zu retten waren.
Es war beileibe nicht viel übriggeblieben.

Ich weiß heute, was Liebe und auch Freundschaft ist. Letzteres kannte ich noch aus meiner Jugend, und ich bin froh, daß heute wieder teilen zu können... auch wenn ich wirklich nicht viele Freunde habe.
Bei beidem wünschte ich mir manchmal, ich könnte es besser zum Audruck bringen. Genau wie Empathie. Ich fühle mich oft etwas hilflos, wenn mir das nicht gelingt. Der grobe Klotz eben. Ich würde gerne 'da sein', ich weiß nur nicht, wie.
Bei praktischen Dingen ist das einfacher. Muß etwas erledigt werden, mache ich es. Ist ganz offensichtlich... und damit leicht. Zwischenmenschlich sieht das anders aus.

Manche inneren Konflikte lassen sich nichtmal in Worte fassen.
Manchmal möchte ich auch gar nicht fühlen. Distanz gibt Sicherheit. Niemand möchte verletzt und enttäuscht werden. Das tut weh. Das gilt aber auch andersrum. Ich kann auch niemanden verletzen oder enttäuschen, wenn keiner da ist.
Und wer will überhaupt 'Bei mir sein'? Ich wäre das doch gar nicht wert.
Ich denke nicht, daß es weise wäre, wenn jemand in irgendeiner Form von mir abhängig wäre... sich auf mich verlassen müßte... oder mit blind vertraut. Manchmal kann ich nur gerade ebenso auf mich selbst achten... und was, wenn das schiefläuft?
Ich bin ein Risiko... ganz einfach. Und ich werde es immer bleiben. Ich müßte, wenn ich absolut ehrlich bin, nicht lange nachdenken, wenn ich mich fragen würde, ob ich dazu imstande wäre, das Haushaltsgeld meiner Familie heimlich auf der Toilette zu verspielen.
Die Antwort wäre: Ja.
Das wäre ich.
Dann wäre ich auch nicht 'da'. Weder für mich selbst, noch für andere.
Ich will es nicht, und ich tue alles, damit das so bleibt... aber nie ist ein zu monströses Wort für jemanden wie mich.

Ja, ich kenne meinen Platz, ich komme damit so klar. Man sollte mir nicht zu sehr vertrauen. Und wenn mir jemand wichtig ist, sollte ich dafür sorgen, daß er es auch nicht tut.
Leider gibt es da Leute, die das anders sehen.
Komischerweise bin ich manchmal froh darüber, weil es zeigt, daß andere in mir eine ganz normale Person sehen, und manchmal macht es mir Angst, weil ich weiß, daß ich genau das eben nicht bin.

Ich stehe mir selbst im Weg. Ich möchte nicht verletzt werden, und ich möchte auch andere nicht verletzen. Daß macht Bindungen nach wie vor schwierig. Die gegenseitige Verantwortung, das 'da sein', ist nicht wirklich einfach.
Früher war ich wohl einfach zu abgestumpft dafür, zu egoistisch, vielleicht auch zu resigniert. Aber was ist es heute? Die Angst vor mir selbst?

Ja, ich mag mich nicht auf Bildern. Videos sind noch schlimmer. Ungeschickt, schlaksig, der Elefant im Porzellanladen. Es sieht immer furchtbar aus, und ich denke mir 'Au Mann. Ist das auch in Wirklichkeit so schlimm?'
Zum Geburtstag bekam meine bessere Hälfte ein Bild von uns beiden, gemalt in Ölfarbe. Vorlage war ein Selfie-Schnappschuß vom Flughafen, den meine bessere Hälfte mal über WhatsApp geschickt hatte. Der Kommentar meiner Schwiegermutter: "Es war das einzige Bild, was wir finden konnten, auf dem TAL mal lächelt - oder überhaupt in die Kamera guckt. Das war echt schwer."
Ich habe es bis heute nicht aufgehängt.

Wenn ich geweint habe, habe ich es inmitten des ganzen Chaos in mir meist zuerst nicht einmal bemerkt. Und dann machte es mich wütend, denn auch wenn es niemand sah, war es beschämend und würdelos, "Mein Gott, du bist so armselig"... aber es wollte dann einfach nicht mehr aufhören. Was für ein Anblick muß das gewesen sein...

Ich kann nicht mehr ändern, was passiert ist, aber ich kann es heute besser machen. Das heißt trotzdem nicht, daß es nicht doch ein paar Dinge gibt, die ich getan (oder eben nicht getan) habe, die ich bereue. Die Dinge, die sich nicht mehr kitten lassen, egal wieviel Zeit auch verstreichen mag.

Ich versuche mal, noch etwas zu schlafen.
Gute Nacht euch.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Karo am 29.03.2020 00:52:17
Hallo Tal,

was du geschrieben hast triefft mich sehr tief...ist es doch wieder einmal ein Spiegel in den ich nicht gerne schauen mag.

wenn man sich selber so ablehnt, ist man mehr als alleine. Es ist absolut traurig, auch wenn man es selber gar nicht zulassen kann, diese Trauer bewusst zu erleben. Was liegt da näher als sich Ablenkungs- und Abwehrmuster dafür zu entwickeln ?

Über emozionale Inelligenz habe ich gerade heute noch gelesen...und dort stand, dass es unmöglich ist emphatisch mit anderen Menschen zu fühlen, wenn man sich selber nicht kennt, ablehnt und nicht wirklich weiß warum man so ist wie man ist und nicht anders.

Verständnis für die Dinge zu entwickeln ist nicht gerade leicht..ist vielleicht viel Arbeit und Mühe.....aber möglich .



Jedoch habe ich auch inzwischen Verständnis für Menschen , wo das noch nicht möglich ist...weil noch die Motivation dazu fehlt.
ich habe nicht vergessen , wie es mir selber lange ging, bis es möglich werden konnte. Man braucht Geduld...

Gedult ist eine Tugend , die nur wenige wirklich haben....aber auch das konnte ich üben...bzw wurde vom Leben dazu gezwungen es zu üben. So wie ich mich zu vielem oft gezwungen sah. Aber das hatte sich wenigstens gelohnt.

es fühlte sich schlimm an emotional so tot zu sein...aber die Emotionen zu zulassen, aus zu halten und auch noch zu analysieren und somit zu verarbeiten....ist nicht weniger schlimm. Es braucht soviel Mut und Kraft.

Ich habe inzwischen viel Verstöndnis dafür , wenn man dazu nicht..oder zeitweise nicht...in der Lage ist.
Rückzug und Isolierung dann bevorzugt wird.

Danke für dein teilen

lg Karo
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 29.03.2020 17:35:42
Hallo,

Über emozionale Inelligenz habe ich gerade heute noch gelesen...und dort stand, dass es unmöglich ist emphatisch mit anderen Menschen zu fühlen, wenn man sich selber nicht kennt, ablehnt und nicht wirklich weiß warum man so ist wie man ist und nicht anders.

Dann aber...bin ich auf jeden Fall unmöglich, passt ja auch wieder.
________________

Worte die zerstören.
Wie schmeckt eine süße Tafel Schokolade, mit einer Glasur aus Zyankali.
Bekommen von einem Herzensmenschen und gemeinsam gegessen.

Dem Spielsüchtigen, dem Alkoholiker, jeweiligen Süchtigen wird es schon einmal in den Ohren geklungen haben.
Wenn der Partner mit Tränen in der Seele fragt: " Liebst Du mich so wenig, dass Du nicht mit Deinem Suchtverhalten aufhören kannst ?
Kann man entgiften, je nach Taktik und der Größe des Blumenstrausses.
Darüber hinaus könnte jeder sich auch beweisen, handeln und umzudenken.

Schon einmal von einem Herzensmenschen gefragt worden (vorausgesetzt eines chronisch depressiven Leidens)  ?
"Du bist wohl nicht glücklich an meiner Seite"
So groß kann kein Blumenstrauss der Welt sein...man muss sich erklären.
Lasst es mich doch bitte wissen, wie man dabei nur die Glasur ableckt und dem Partner den süßen Schmelz lässt.
Ohne zu lügen!     

Noch zu TAL.
Du bist an einem interessanten Punkt, aber doch nicht erst seit heute.
Mal abwarten und spannend, wann Du auf den Reset Button haust.
Ob Du es überhaupt möchtest, kannst ......was auch immer.
Und dies ist nicht bewertend oder kritisierend, zusprechend gedacht, von meiner Seite aus.
Einfach nur spannend.   

Liebe Grüße     



 
 


   



   
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Karo am 30.03.2020 02:26:58
Hallo Jacky

so ganz verstehe ich deine Worte nicht, sorry...ich weiß gerade nicht so richtig was du wirklich meinst....meine Empathiefähigkeit reicht da wohl gerade nicht....ich will aber auch nichts hineininterpretieren, was du wohlmöglich gar nicht meinst.

Ich hatte ja nur wieder gegeben was ich gelesen habe...ob das wirklich so ist..weiß ich nicht...
Aber eines weiß ich...dass nicht DU oder ein Anderer im Ganzen unmöglich ist...nur weil er es ihm vielleicht unmöglich ist, sich in sich selber und/oder in andere hineinfühlen zu können.

Warum sagst du das so ? Hausgemachte Bestätigung der eigenen Überzeugungen`? oder was ist das ?

kannst du denn schon immer ganz ehrlich sein ? dir und anderen gegenüber ?
ich finde das nicht immer sooo einfach, obwohl ich mich darum sehr bemühe....

Warum willst du das Gift von der Schokolade und anderen das Süße überlassen ?

bist du dir selber wirklich so wenig wert ? eine grausame Vorstellung für mich....

dann kann man ja gleich auch weiter zocken...und sich schnell ins Grab bringen....

Irgendwas muss doch da doch noch sein...oder ???

lg Charly

deine Worte machen mich sehr nachdenklich...

Worte zerstören...schreibst du. Ich hoffe sehr , dass meine Worte in dir nichts zerstörerisches im Bezug auf dich selber ausgelöst haben.
Das wäre sehr kontra produktiv und nicht von mir gewollt....Aber ich lasse mal die Verantwortung bei dir, wie du damit weiter umgehen wirst.Es liegt eh nicht in meiner Macht

Genauso wie es nicht in meiner Macht liegt, wenn andere meine depressiven Reaktionen nicht, von Liebe und auch Fürsorge für andere, von einander getrennt wahr nehmen kann....ich konnte es früher auch nicht..und habe Verständnis dafür gefunden.

Wenn jemand fragt warum bist du nicht glücklich mit mir, wenn er weiß dass ich Depressiv bin...der weiß halt nicht was Depressionen sind.
und wenn ich es schon oft erklärt habe...und auch viel darüber an Fachlichen- Informationen zu finden sind...dann liegt es wohl auch nicht mehr in meiner Macht...dies Nahebringen zu können.

Im Gegenteil, ich benötige da Verständnis und nicht noch mehr Druck, den ich mir selber schon genug mache.....meine Gedanken dazu

ich glaube daran dass es mehr als wichtig ist...zu lernen...zu sich selber und zu anderen ehrlich sein zu können...eben micht mehr lügen zu müssen.

ansonsten wird das mit der Abstinenz nur halbe Sache....und es holt einen irgendwann..irgendwo ...wieder ein.




Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 30.03.2020 14:39:37
Hallo Karo,

Mein Beitrag bezieht sich keineswegs auf Dein Geschriebenes, abgesehen was ich von Dir zitierte und einen Satz dazu schrieb.
Darunter machte ich sogar noch einen Strich, dass dies auch offensichtlich erscheint.
Wenn hier jeder schreiben darf was er so empfindet, dann bitte doch auch ich.
Und nochmals , dies bezieht sich ja nur auf meine Welt.
Es sei denn ich gehe konkret auf einen Beitrag eines anderen Users ein, dies ist aber sicherlich auch erkennbar.
Sowie ich es wie folgt mache.  :)

Du hast geschrieben/ mich gefragt " Warum ich so etwas sage, Hausgemachte Bestätigung der eigenen Überzeugung oder was es halt wäre"
Ich habe es geschrieben weil es mir wohl irgendwo wichtig war.
Mit dem Bewusstsein dass ich keineswegs auf einem goldenen Weg wandle.
Zudem wollte ich nur etwas aufzeigen, was im Grunde kaum möglich erscheint.
Nämlich offen und ehrlich alles so zu gestalten, dass es keinem schadet.
Außer einem selbst, denn dies meine liebe Karo....
Hat auch etwas mit Verantwortung zu tun!
Aber ganz sicherlich werde ich auch die Verantwortung dafür tragen und ertragen.

Was denkt ihr alle, was jeder von uns nicht einfach mal so zu seinem Partner/Freund/Familie sagen könnte.
Und ich führe dieses Gedankenspiel sicherlich nicht näher aus.
Und nur aus dem Grund der"Eigenverantwortung" es dann zu tun ?   

Man verletzt niemanden, außer es könnte sich daraus etwas Gutes entwickeln...etwas wachsen.
Oder verändern, helfen, befreien, aber doch nicht nur wegen eines Eingestehens!
Aufgrund einer Schwäche, eines wirren Gedankens oder einer Vorstellung in einer Träumerei.
Es gibt in diesem Thread keinen main stream, es gibt nur uns!
Und ja, ich versuche auch noch zu lernen.
Von jedem hier und nicht nur meine Überzeugung immer wieder zu rechtfertigen und gleichzeitig zu verwerfen.
Es kann keinen größeren Kritiker geben für mich, als ich selbst.
Wir schreiben doch alle hier von Dingen hinter dem Horizont, da ist es halt sehr bunt.  :)       

Schön ist es, von Dir wieder zu lesen.

Liebe Grüße 
             


     
 
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Karo am 31.03.2020 01:06:52
Hallo Jacky,

sorry das war mir nicht so klar...mit dem Strich

Natürlich kannst und sollst du schreiben wonach dir ist.....einfach raus damit....es ist nicht wichtig wenn es vielleicht wirr klingt und evtl nicht verstanden wird...da kann man ja nachfragen, wenn es einem Interessiert :-)

Bitte auch bei meinen Fragen nicht rechtfertigen oder dich erklären, wenn dir danach nicht ist...

Es gibt einen Raum und eine Zeit...nur für dich....so wie für jeden anderen auch.

leider habe ich bemerkt , dass ich in letzter Zeit schwierigkeiten habe...manche Aussagen wirklich zu verstehen...
ob das nun am vielen Allein sein..am Alter...oder was anderem liegt weiß ich nicht...aber es fühlt sich nicht toll an...wieder etwas was verloren geht *traugig schau*

lg Karo







Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 01.04.2020 00:16:19
Guten Abend,

Nicht erst seit heute... und auch nicht erst seit gestern oder vorgestern. Keine Kritik, keine Wertung, sondern die Feststellungen aufmerksamer Beobachter. Von Leuten, die mehr sehen, als mir manchmal lieb ist, und das 'Gesehene' auch einzuordnen wissen. Im ersten Moment erschreckt das, es ist nicht immer angenehm, aber im Zusammenhang eigentlich offensichtlich. Guten Morgen! :)
Der Reset-Knopf wäre eine sehr radikale Maßnahme. Er blinkt. Rot und penetrant, schwer zu ignorieren, und doch tue ich so, als sei er nicht dort.
Ich bin doch nicht verrückt!

"Ich kann das nicht!" - Das auszusprechen ist einfach undenkbar. Es muß gehen, irgendwie, bisher ging es doch auch.
Ich habe kein Problem damit, aufzugeben, bevor ich etwas überhaupt versuche. Das mache ich oft genug. Es geht dabei eher um innere Hürden, unsichtbare Barrieren. Da kann ich wirklich verbissen sein.
"Hilf mir. Erkläre es mir, denn ich verstehe dich wirklich nicht. Ich weiß tatsächlich nicht, was hier gerade falsch läuft. Was habe ich getan? Was möchtest du von mir? Wenn du das sagst, kann ich zumindest versuchen, zu erklären, warum ich darauf nicht von selbst komme." - wie würde das klingen?
Denn das ist das nächste Problem: Wie erkläre ich etwas, was ich selbst nicht verstehe, verständlich für jemanden, der stets glaubt, alle Antworten bereits zu kennen - und sich davon auch nicht abbringen ließe?
Ich möchte nichtmal unbedingt 'verstanden werden', daß das oft gar nicht geht, leuchtet mir ein - ich tu's ja selbst nicht. Zu Hause wünsche ich mir nur ab und an, daß Dinge, die ich sage, einfach mal hingenommen werden würden, ohne den Versuch einer abenteuerlichen 'Interpretation', die weiter daneben nicht sein könnte, aber als in Stein gemeißelt hingestellt wird. Meine Kommunikation ist grottig, ich mag mich nicht erklären, und bin auch schlecht darin, darum lasse ich es lieber ganz. Das führt recht oft in eine Sackgasse.
Wenn ich etwas sage, dann ist es so. Was braucht es da ein Warum?

Trauer? Oder Selbstmitleid? Bei mir bin ich mir da nicht so sicher, denn Alleinsein stört mich eigentlich nicht wirklich, was ja irgendwie widersprüchlich wäre. Ich empfinde es eigentlich als angenehmer, weniger stressig. Zuviele Menschen um mich rum machen mich irgendwie... mhhh... nervös? Ist das falsche Wort. Ich fühle mich aber recht unwohl dabei. Fehl am Platz.
Am Schlimmsten ist es, wenn jemand bemerkt, daß ich einfach irgendwo am Rand sitze, kommt, und versucht, mich zu unterhalten, oder zu irgendwas zu ermuntern. Was ne Farce. Ich denke dann immer... "Meinst du nicht auch, daß es einen Grund hat, daß ich hier sitze? Immerhin habe ich meinen Hintern selbständig hierherbewegt.", aber ich bin höflich, und hoffe, einsilbige Antworten beenden diese 'hilfsbereite Geste' schnell wieder. Leider tun sie das in den seltensten Fällen. Es spornt nur an. Sowas ist irgendwie erniedrigend. Kann man mich nicht einfach in Ruhe lassen?
Es geht aber mittlerweile etwas besser, zumindest für eine Weile. Das war schonmal deutlich schlimmer.
Am einfachsten ist es, zur Not einfach mal eine Weile rauszugehen. Man sollte nur nicht vergessen, bescheidzusagen. Inzwischen fragt da auch keiner mehr. Ich bin eben so.
Ich denke also, es muß irgendwie einen Unterschied zwischen Alleinsein und Einsamkeit geben. Das Eine ist Stille, und beinhaltet damit durchaus auch etwas Positives, Entspanntes, das Andere ist Isolation, ein auswegloser Zustand mit einer penetranten Präsenz.

Sorry, ich wollte keine unangenehmen Erinnerungen bei anderen wecken, ich habe einfach nur losgeschrieben. Ich überfliege es nur noch wegen der Schreibfehler... mehr wird nicht korrigiert. Denn überlege ich zuviel, zensiere ich mich selbst und lösche es wieder. Ist nicht immer einfach, sowas stehenzulassen ("Was hast du dir dabei gedacht?"), aber Löschen würde nur das Gegenteil bewirken - die scheinbare Ordnung wäre nur gestellt. Das mache ich schon mein ganzes Leben lang - ich erinnere mich dann daran, daß ich das hier nicht tun muß.
Es ist nicht so, daß es völlig 'tot' ist da in mir drin, manchmal ist es auch das Gegenteil, eine überdrehte Kakophonie. So oder so, mich selbst auszuhalten kann manchmal sehr anstrengend werden. Zu glauben, daß ich weiß, was ich nun empfinden sollte, aber irgendwie kann ich es nicht, da ist nur Leere... es passiert nichts - oder meine innere Reaktion ist absolut unpassend zur Situation.
Frustrierend. Da bin ich irgedwie falsch kalibriert...
Nur weiß ich nichtmal, woran sich das orientiert.

Ich sage mir gerne... ehrlich damit umzugehen würde mehr schaden als nutzen. Mir persönlich, meine ich, meinem inneren Gleichgewicht, meiner Fähigkeit, mit mir selbst auszukommen - was auch so schon ein fragiles Konstrukt sein kann.
Andererseits- sollte ich jemals wieder in alte Muster zurückfallen - die Rahmenbedingungen könnten besser nicht sein.
Das weiß ich leider aus Erfahrung. Daran hat sich nichts geändert.

Ich bin noch nie gefragt worden, ob ich nicht genug liebe, um mich zu ändern. Was ich aber kenne, ist die Frage "Was mache ich falsch, daß du nicht bei mir sein willst?"
Allein die Erinnerung daran läßt mich zusammenzucken.
Diesen alten Schmerz zu nehmen, das aufzuklären, wäre ein Argument für ein Reset.
Ich möchte aber nicht in den Arm genommen werden von jemandem, der nicht weiß, was das, was ich gerade gesagt habe, für eine Tragweite hat... was ich alles getan habe.
Nein, ich bin ganz sicher kein Opfer, ich bin nicht 'niedlich', und es kann auch keiner außer mir etwas dafür.

Es ist Vergangenheit. Sollte ich wirklich darin rumstochern? Würde das irgendwas ändern?
Die Hilfe, die ich bräuchte, ist das genaue Gegenteil dessen, was ich bekommen würde.
Das Letzte, was ich brauche, ist "Komm, ich mach das für dich".

Eigentlich bin ich ziemlich geduldig - Aussitzen war immer schon mein zweiter Vorname. Nur mit mir selbst habe ich diese Nachsicht leider nicht. Da fehlt mir jegliches Verständnis.

Naja... Ich habe heute im Radio gehört, welche Branchen von der Corona-Krise betroffen sind. Neben den Blumenzüchtern klagte auch der Präsident des Deutschen Sportwettenverbandes (was es nicht alles gibt...) über Umsatzeinbußen von nahezu 100%, sowohl online, als auch in Wettannahmestellen, weil kaum noch Sportveranstaltungen stattfinden. Die betroffene Stimme des Moderators bezüglich dieser bedauerlichen Entwicklung irritierte mich. Ja, wie dramatisch... ein Verlust für die Gesellschaft. Würde noch fehlen, wenn die staatliche Hilfen beantragen. Die Welt wäre besser dran ohne sie, nur ist sich der Großteil der Gesellschaft dessen nichtmal bewußt, sowie eben auch der Moderator.

Und ich gehe leider fest davon aus, daß sie es unbeschadet überstehen werden.

Schlaft gut.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 10.04.2020 20:14:57
Verantwortung...

Die letzte Nacht war kurz.
Gestern Morgen stand ein Osterhase auf meinem Schreibtisch, neben dem, den mir unser Botenfahrer vorgestern geschenkt hatte. Von einer Kollegin. 'Danke'.
Noch einer? Wofür, fragte ich mich verwirrt. Ich denke ja nichtmal an Geburtstage... meinen eigenen inklusive. Es war mir unangenehm, weil ich sowas nie auf dem Zettel habe. Ich krieg sowas nie hin. Das ist wirklich nicht nötig. Nicht bei mir. Oh je...
Kurze Zeit später, als mein Chef nur kurz vorbeikam, dann aber letztlich für vier Stunden blieb, wurde mir klar, wie unglücklich meine Kollegen schon seit langem waren. Wie sehr die letzten Tage, die unsere Teamleitung nicht da war, eine Erholung für alle waren. Das geht so weit, daß man mir einen Osterhasen dafür schenkt, eine Woche lang mal nicht schikaniert worden zu sein.

Als er ging, hatten wir letztlich das, was ich schon länger befürchtet hatte.
Ich bin vorher schon ab und an von ihm gefragt worden "Kämen wir ohne sie klar?"
Das gab jedes Mal energisches Kopfschütteln meinerseits.
So nervig sie ist, ich kann damit umgehen, und ich mag da nicht sitzen. Auf dem Präsentierteller ist schlimmer. Dann lieber ihre anstrengende 'Präsenz'.
Doch nun ist der Fall eingetreten, auf den fünf der sieben Mitglieder unseres Teams anscheinend schon lange hofften. (Im Nachhinein betrachtet überrascht es mich nicht. Ich bin nicht der Einzige, den ihre unmögliche Art nervte. Wieso glaubte ich, es läge an meiner falschen Wahrnehmung, wenn es mir mißfällt, daß sie den ganzen Tag auf anderen rumhacken muß, um sich selbst besser zu fühlen?) Es ist nicht das erste Mal, daß ich aus einer Not heraus in einer chaotischen, unmöglichen Situation eine Position 'erbe', die ich niemals wollte - weil alle anderen es für die beste Lösung halten. Etwas, das ich nicht möchte, und dem ich auch nicht gewachsen bin.
Ich tue es, weil es gerade kein anderer machen kann - und am Ende wird aus der Notlösung Routine.
Damals... die umsatzstärkste Filiale der Region wurde von einem pathologischen Spieler geleitet, der nichts lieber wollte, als diesen 15cm langen Schlüssel für die Stahltür im nächsten Bach zu versenken, und einfach nur stupide Konservendosen in die Regale stellen, weil er schon nicht wußte, wohin mit der eigenen Bankkarte...
Mein Kollege wurde länger krank, ein anderer kündigte und kam nicht mehr.
Ich kann das, so sagte man. In der Urlaubszeit hatte ich es doch auch gemacht. Bestellungen, Papierkram... irgendwer mußte es ja tun. Kasse und Tagesabschluß... die Abrechnung stimmte immer, auf den Cent.
Natürlich tat sie das... ich weiß doch, was man 'sieht'... und was nicht!
Das kann also nicht wirklich euer Ernst sein!
Wer denkt sich sowas aus? Ich bin der Letzte, der sowas machen sollte. Sieht das denn keiner?
Schaut woanders hin.
Ich will nicht!

Ich habe mich schon öfter darüber geärgert, wie sie mit anderen umging. Daß das nicht an meiner verschrobenen Wahrnehmung und meinem persönlichen, fast schon krampfhaften, Bedürfnis nach Ruhe lag, sondern es jedem anderen auch so ging, kam mir nie in den Sinn.
Gestern kam mein Chef (er hat sein Büro woanders, wir sehen ihn normal nicht allzu oft), wir waren aufgrund der Corona-Maßnahmen nur zu dritt, sie war nicht da. Eigentlich ging es darum, daß die Firma Kurzarbeitergeld beantragt hat, unter anderem für unsere Abteilung. Das wurde schnell zur Nebensache. Erst platzte einer mit seinen Sorgen heraus, dann der nächste. Ihre hinterfotzige Art. 'Nach mir die Sintflut'. Ich sagte nichts.
Mein Chef war sichtlich schockiert über diese Berichte. Er wußte, sie war nicht ohne... aber das...
Dann ging es um Betrug bei der Stundenabrechnung. Eine Anspielung. Allgemein gehalten. Keine Namen. Alles wartete. Auf mich.
Was sollte ich tun? Die beiden erwarteten, nein, das ist das falsche Wort, sie hofften, ich würde etwas sagen. Keiner der beiden wollte das tun, wenn ich dem nicht zustimme. Es war meine Sache, ich hatte in der Vergangenheit schon darum gebeten, es nicht zu melden. Sonst wäre sie schon längst raus. Einfach war das damals nicht. Besonders meine eine Kollegin war sehr wütend deswegen. Sie verstand es nicht. Sie verstand nicht, warum ich das 'mit mir machen ließ'. Ich konnte sie nur mit Mühe davon abbringen, sich zu beschweren. Weia. Warum? Es geht doch nur um mich.
Aber wer bin ich, daß ich jemanden in die Pfanne haue?
Ich bin der Letzte, der das tun sollte. Es ist lange her... aber ich habe es ja nunmal selbst getan. Ich wurde nur nie erwischt... oder eben verpfiffen. Dagegen waren das hier Peanuts. Ich habe sowas später auch schon öfter mitbekommen - und die Klappe gehalten. Letztlich sind alle auch ohne mein Zutun aufgeflogen. Aber hier war es etwas komplizierter. Der Wunsch meiner Kollegen nach einer dauerhaft streßfreien Atmosphäre, ein für mich sehr gut nachvollziehbares Bedürfnis, hing davon ab, was ich nun sage.
Einundzwanzig, zweiundzwanzig... man hätte eine Stecknadel fallen hören können.
Stille.
Dann sagte er "Ich würde es gerne wissen... was da passiert ist. Denn letztlich geht es um mehr. Ich möchte nicht, daß jemand kündigt, weil er es nicht mehr aushält. Das Gefühl habe ich schon länger hier. Es geht auch darum, daß jemand, der so eine kriminelle Energie aufbringt, auch noch zu anderen Dingen fähig wäre. Sie hat sich das selbst zuzuschreiben. Da ist Loyalität fehl am Platz. Denn wer weiß? Das fällt dann auf alle zurück. Was auch immer Sie drei mir sagen, ich werde es nicht weitergeben. Ihr Vertrag läuft in zwei Monaten aus. Wir würden das ganz einfach nicht verlängern. Da braucht niemand Angst zu haben."
Oje. Nein. Falsch. Ich hatte keine Angst. Es geht immer irgendwie weiter. Aber wie kann man nur so dämlich sein... das muß doch auffallen. Sowas funktioniert doch nur, wenn die Rechnung am Ende trotzdem aufgeht! Innerlich ärgerte ich mich über sie, daß sie mich mit ihrem stümperhaften Mist in diese Lage gebracht hatte. Wenn schon bescheißen, dann bitte richtig, aber sie hielt alle für dumm, und sich für besonders clever. Das sagte sie auch dauernd. Jetzt stand ich mit dem Rücken zur Wand. Ich will das nicht. Ich will einfach nur meine Ruhe.
Na danke.
Mir war schlecht. Ich wollte weglaufen. Ganz weit weg.

Ich mag die beiden Kollegen, sie wollten eigentlich etwas ganz Normales, was ich gut nachvollziehen kann - ein ruhiges Arbeitsklima. Einfach nur wieder zur Arbeit kommen, ohne schikaniert zu werden. Er wollte einen Grund für den Betriebsrat. Win-Win. Für jeden. Außer für mich (und sie natürlich). Wo ist das Problem? Alles, was ich tun mußte, war, zu bestätigen, was eh schon jeder wußte. Zwei Buchstaben. Vergiß es. Das kann ich nicht. Und sie wissen das. Sie wissen nicht, warum, aber sie wissen, daß da von mir wohl nichts kommen wird... und sie respektieren meinen Wunsch nach Diskretion. Also entweder ich oder niemand. Sonst: Chance vertan. In zwei Monaten wäre sie unbefristet. Dann geht das nicht mehr so einfach. Ich komme damit zurecht, ich habe da ein dickes Fell. Andere haben das nicht. Bei ihrer letzten Tirade vor zwei Wochen hat jemand sogar geweint. Was sagte er? Sie hat sich das selbst zuzuschreiben, ich habe ja nichts getan. Ja, das hat sie. Genau wie ich. Aber hier sind Dritte im Spiel. Nicht nur eine Firma, sondern Menschen. Eine davon hat mir schon öfter geholfen, weil sie instinktiv wußte, daß ich es nicht selbst konnte. Nicht auf die aufdringliche Art, wie es andere tun, sondern nebenbei und ohne großes Tara. Hier. Guck mal. Punkt. Ich kann ihr auch helfen. Es ist eigentlich ganz leicht... aber das würde auch heißen, daß ich jemanden reinreiten müßte. Nein. Ich will nicht.
Und die anderen?
Meine Gedanken rasten... und kaum hörbar, durch zusammengebissene Zähne, sagte ich "Ja."
Ungläubiges Kopfschütteln bei meinem Chef. Aufatmen neben mir.
"Sehen Sie. Keiner weiß, warum TAL sie immer gedeckt hat, aber so war es. Ich wäre stinksauer gewesen. Wie kann man da nicht stinksauer sein?"
"Verstehe ich auch nicht. Wie lange ist das her?"
"Ein halbes Jahr? Kam seitdem auch nicht mehr vor. Seit mal jemand eine Anspielung machte. Wirklich. Es ist nie wieder passiert."
"Sie brauchen das nicht verteidigen. Wirklich nicht. Sie haben nichts getan, das war sie selbst."

Jetzt war die Frage nicht mehr, ob, sondern wie es ohne sie geht, denn in Zeiten wie diesen wird kaum jemand Neues eingestellt.
Nun ja. Das war klar. Für alle Anderen war die Lösung sichtbar einfach. Verhaltene Freude. Jeder mag mich, ist immer ruhig und entspannt mit mir. Ich kann's ja machen. Tu ich ja bisher auch, wenn sie nicht da ist.

Stimmt. Und ich hasse es. So sehr sie mich auch nervte... solange sie da war, mußte ich dort nicht sitzen. Ihr ganzes Gehabe ist sinnlos, es war schon immer nicht nur dumm, sondern komplett unnötig, denn niemand will ihr den Job streitig machen.

Ich habe sogar tatsächlich gesagt, daß ich es nicht machen möchte. Aber ich kann es euch zeigen, wenn ihr wollt. Darauf erzählte meine Kollegin, wie es normal dort läuft. Mir hat das nie jemand gezeigt, denn jemand, der Unverzichtbar sein will, gibt nichts weiter. So hat man auch immer 'Dumme', auf die man die Schuld schieben kann, wenn man wieder da ist. "Seht ihr, ihr braucht mich."
Ich wollte nach Hause. So war das doch gar nicht.
Oder doch?

Mein Chef saß daneben. Fassungslos. Während die beiden ihm erzählten, wie jeder von uns hintenrum in den Arsch getreten wird. Der Knoten war geplatzt. Der aufgestaute Frust von zwei Jahren entlud sich bei ihnen. Oh, das war unangenehm. Ich wäre am liebsten im Boden versunken. "Sie scheißt dich vor Publikum zusammen, etwas nicht erledigt zu haben, was ihr Job gewesen wäre... und du hattest zu der Zeit Urlaub. Zehn Minuten später sagt sie dir allen Ernstes, du mögest ihr doch zeigen, wie das überhaupt geht."
"Naja..."
"Nichts naja. Sie wird dafür bezahlt. Sie kann aber nicht Bitte sagen. Oder Danke. Oder sorry, hab ich vergessen. Oder Ich kann das nicht. Nur "Jetzt" und "Sofort". Sie macht keine Fehler, dazu ist sie viel zu sehr von sich überzeugt. Und das Schlimmste wäre, wenn andere das mitbekämen. Sie ist doch so tough, entspannt und selbstsicher... haha. Es ist so lächerlich... Sie kann nichtmal ihren eigenen PC anschalten... und sie merkt das nichtmal."
"Ja, es ist nicht leicht, sie ernstzunehmen. Aber..."
"Kein Aber. Hör auf, sie zu verteidigen. Du mußt das nicht machen."

Keiner war glücklich über diese Wendung. Erstaunlicherweise hatten auch die anderen ein schlechtes Gewissen dabei, nicht nur ich.
Das ist nur die Spitze des Eisbergs. Eine Menge Dinge kamen nichtmal zur Sprache. Dies war kein 'Mist abladen.', sondern zwei Personen, die einfach nur ihre Ruhe wollten. Es fiel ihnen nicht leicht... und das Gesagte reichte aus. Mehr brauchte es nicht.

Warum hat nie jemand was gesagt, fragte er. Ganz besonders in meine Richtung. Das sei unglaublich. Er verstehe es nicht. Welche Motivation hätte man, das mit sich machen zu lassen?
Ja. Warum?
Weil ich nicht in der Position bin, über andere zu urteilen.
Weil ich einfach nur in Ruhe vor mich hinarbeiten will.
Weil ich die Verantwortung nicht möchte.
Und weil man auch besser daran täte, sie mir nicht zu überlassen.
Weil ich nicht Nein sagen kann.
Und weil ich anderen nicht sagen mag, was sie tun sollen.
Weil es mir egal ist, was andere machen, solange ich meine Ruhe habe.
Und weil ich es nichtmal verdiene, überhaupt hier zu sein.
Weil ich schlimmer bin als sie, und dieser Zuspruch absolut fehl am Platz ist!
Macht.
Das.
Nicht!

Ich freue mich nicht darauf, wenn Ostern vorbei ist. Die Wochen danach werden unerträglich für meine Kollegen. Es wird erst schlimmer werden, bevor es besser wird. Es gibt nichts Schlimmeres, als offen am Ego und der Unersetzbarkeit unserer Teamchefin zu zweifeln.

Ich habe mir mit der Ehrlichkeit selbst in den Fuß geschossen, jemand anders hat seinen Job verloren, und ich dafür Verantwortung bekommen, die ich nicht will.
Ich tat es nicht meinetwegen, denn mir war die Konsequenz daraus (für mich, und besonders auch für sie) vorher bewußt.
Das war nicht richtig. Ich hätte die Klappe halten sollen. Gewundert hätte es keinen.

Tja... in diesen Zeiten zu kündigen ist auch keine Option, auch wenn es sehr verlockend ist. Warum können mich nicht einfach alle in Ruhe lassen?
Hat jemand was Passendes für mich? Wie Pakete packen oder Eis verkaufen? Das kann ich wenigstens.
Und die Chancen, jemandem zu schaden, wären deutlich geringer.

Sorry für den langen Text, daß ich das hier ablade, aber ich mußte das grad mal irgendwie ordnen, sonst geht es das ganze Wochenende weiter da oben. Das wird es wohl eh, aber naja.
Vielleicht sollte ich meiner besseren Hälfte davon erzählen, aber dann kommt nur "Du bist zu gutmütig, denkst zuviel an andere. Sie interessiert sich eh nur für sich. Wenn sie so toll ist, wird sie schon was finden. Seid doch froh, sie loszusein, diese hinterhältige Kuh. Und dann kannst du auch mehr Geld bekommen."
Also im Prinzip das, was meine Kollegin auch sagt. Steckt euch das Geld an den Hut! Irgendwie ist mein Problem damit schwer zu vermitteln.
Ich versuch's gar nicht erst.

Wünsche euch frohe Ostern. :)
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 10.04.2020 23:43:09
Moin TAL,

ich bin in solchen oder ähnlichen Situationen auch heute noch immer wieder in der Situation wie Du jetzt warst. Ich weiß aber, daß jedes Verzögern oder Decken falsch ist. Das beenden der Situation ist egal wie hoch auch immer der Preis ist besser als das Ertragen. Das Erträgen ist letztlich ja auch etwas, was mich immer wieder zum spielen führte.

Ich wünsche Dir ein frohes Fest!

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 11.04.2020 21:43:31
Hallo Taro,

Ja, stimmt wohl... Ertragen... das konnte ich schon immer gut. Klar, ich hab mich auch exzessiv selbst bemitleidet, aber ich habe auch nie was dagegen unternommen. Ich glaubte fest daran, daß es nunmal so 'gehört'. Ich habe mir das selbst zuzuschreiben... irgendwie. Wer bin ich schon?
Das bekannte Übel war (und ist) immernoch besser als das Unbekannte.
Dies war nicht anders. Es geht seit zwei Jahren so...
Mir war nicht klar, wie sehr sie darunter litten.
Und mir war auch nicht klar, wie ahnungslos mein Chef tatsächlich war.
Ich dachte mir so manches Mal... übersehe ich da was? Warum trifft er diese oder diese Entscheidung... in Anbetracht der Umstände.
Ja, weil er es gar nicht wußte...

Die nächste Zeit wird nicht einfach werden... für alle. Sobald sie das weiß, beginnt der Shitstorm. So sieht es nunmal so aus, als hätten wir sie abgesägt... und genauso wird sie es im ganzen Haus verkaufen. Nicht sie hat Mist gebaut, sondern wir (oder mein Chef... irgendwer eben) wollten sie loswerden, weil sie einfach zu gut war (kein Witz, so denkt sie). Der Nachfolger wird es schwer haben.
Aber gut, da muß ich nun durch. Es gibt schlimmeres als ein 40jähriges Kleinkind mit einem zwanghaften Drang zur Selbstdarstellung und einer extrem fehlgeleiteten Wahrnehmung der eigenen Bedeutung für den Fortbestand der Welt.
Mein Mitleid für sie hält sich tatsächlich in Grenzen. Trotzdem möchte ich nicht, daß sie geht.
Wie man es auch dreht, was für eine unangenehme Person sie auch ist... mein Handeln war trotzdem heuchlerisch.
Hätte einer meiner Kollegen das getan, wäre es was Anderes gewesen. Aber mir stand es nicht zu.

Und nun ich? Sehr witzig! Eine unmöglichere Wende konnte das Ganze kaum nehmen. Es gibt wohl sowas wie Karma. Das hab ich damit wohl verdient.
Wie gesagt... ein Aushängeschild sieht anders aus.
Ich kenne meine Grenzen. Ich weiß, daß ich da vollkommen deplaziert bin. Ich bevorzuge es aber, mir das nicht auch noch jeden Tag vor Augen führen zu lassen.
Wie war das noch gleich? Mein Handeln hat Konsequenzen... Ja... so auch hier!

Schönen Abend. :)

Au Mann, es gibt eigentlich Wichtigeres... sorry für den ganzen Müll.
Ich hoffe, es geht euch allen gut.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 14.04.2020 23:42:28
Moin Tal,

gibt es wichtigeres?
Das sind genau die Situationen, in denen ich lernen musste trotz der Emotionen zunächst Klarheit zu bekommen was das richtige ist und dann auch das richtige zu tun. Das unterlassen führt mich wieder näher an die Sucht.
Genau so eine Situation ist, wann immer ich da drin stecke ist doch das wichtigste überhaupt.

Die Meetings finden zur Zeit online statt, Skype, ok, aber altbacken und nicht sic oder her, zoom super aber AU h nicht sicher, Jitsy sicher aber nicht stabil. Alles bei Ga immer wieder von mir angesprochen. In der Reihenfolge von mir erst begonnen dann zweimal gewechselt und wieder die Rolle rückwärts, viele sind genervt. Ich probiere aus, mache Erfahrung und ziehe Schlüsse. Dem gegenüber steht das berechtigte Interesse vieler eine verlässliche Lösung haben zu wollen. Die garantierte Anonymität ist ein hohes Gut bei Ga. Wieviel Bugs muss ich dafür in Kauf nehmen.
Sicher es gibt wichtigeres, und auch wieder nicht. Diese von Dir beschriebene Situation kann für mich nur im direkten Austasch der SHG "begriffen"  und "erfühlt" werden. Es ist einigen Einsatz Wert, wie ich finde.

Spielfreiheit kann ich eben nicht durch "sperren" oder "Geld verwalten lassen" erreichen. Auch ein cb führt nicht zur Spielfreiheit, eher wird ein echter Osterhase gesichtet. Also muss ich an die Emotionen. Dafür braucht es auch bei Kontakt erbost eine Plattform. Das Videobild ist da schon eine Stufe besser als nur das Telefonmeeting. Das Telefonmeeting ist bei garantierter Anonymität möglich.

Diese kleinen Themen, Deines wie meines ist das wichtigste auf der Welt, für Dich wie für mich.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 16.04.2020 23:40:07
Hallo Taro,

wirklich nur um etwas produktives, nicht als Unnötig deklariert zu wissen.   :)

Spielfreiheit kann ich eben nicht durch "sperren" oder "Geld verwalten lassen" erreichen. Auch ein cb führt nicht zur Spielfreiheit, eher wird ein echter Osterhase gesichtet.

Nirgends wird dies auch behauptet.
Und wer sein Konto immer überzieht und überzieht, nichts mehr zurück bezahlt weil alles verspielt wird.
Hat eh kein Geld mehr zum verwalten und um dass Sperren seines Kontos kümmern sich ganz sicher andere.
Der Vergleich zu einen Brauchtum, welches Kinderaugen glänzen lässt steht in nichts nach.
Was der Spieler versucht, im Buch des Ra zu finden.

Grüß Dich 


   
 
 




Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 18.04.2020 12:06:41
Mein ganzes Leben bestand aus 'Unterlassen'. Ich habe mir sehr viel damit verbaut, und dennoch nichts daraus gelernt. "Du kannst das nicht.", "Du darfst das nicht.", "Du solltest das nicht machen.". Daran hat sich leider nicht viel geändert.
Manchmal ist 'Vorsicht' bei mir durchaus angebracht, manchmal hemmt sie aber auch.
Bin ich mir nicht sicher, versuche ich es gar nicht erst. Zumindest nicht, solange jemand hinsieht.

Eigentlich bin ich nach wie vor vollkommen ambitionslos... das geht soweit, daß es andere manchmal schon nervt, gerade zu Hause. Ich bin mir egal. Ich habe aber manchmal sowas wie einen Drang nach Perfektion, oder besser gesagt danach, unter keinen Umständen jemandem zu schaden. Doch ich kann es nicht immer allen rechtmachen, selbst wenn ich etwas für mich nicht für schlimm erachte - manchmal geht es eben auch um andere mit mir. Das läßt sich nicht immer vermeiden. Dann ist die Frage eben: Wer hat recht?
Normalerweise sitze ich sowas aus, bis es sich auf die ein oder andere Art von selbst erledigt. Das kann Jahre dauern, aber es ist besser, als einschlägige Entscheidungen treffen zu müssen.
Daß meine Entscheidungen Konsequenzen für mich selbst haben, ist gut und richtig. Ich brauche oft länger als andere, mich bei etwas normalerweise ganz Banalem zu einer Entscheidung durchzuringen, oder mich zu überwinden, aber das soll mir auch niemand abnehmen, denn es ist ein Lernprozeß für mich selbst.
Es ist nur nicht einfach, wenn ich abwägen muß, was mein Handeln für andere für Auswirkungen haben könnte. Sowas mag ich nicht.
Besonders, weil, wie du sagst, die Frage nach Richtig oder Falsch für mich auf den ersten Blick nicht immer so ganz einfach zu beantworten ist.
Fall ich damit auf die Nase, ist es eben so, mache ich's beim nächsten Mal eben anders (oder auch nicht -.-). Nur sollten andere meinetwegen nicht hinfallen.

Ich weiß, wie anstrengend Selbstinszenierung ist, und daß man sich darin verliert. Ich kenne das von mir, wenngleich es mir immer um das genaue Gegenteil ging - eben nicht aufzufallen und unwichtig zu sein. Es ist schlimm, wenn man glaubt, nicht man selbst sein zu können oder dürfen, und dann irgendwann so in der Rolle festhängt, daß man sie selbst glaubt. Trotzdem tut sie mir nicht leid, auch wenn es vielleicht so sein sollte. Bei mir war es damit vorbei, als sie bei einer Abschiedsfeier im Büro einem trockenen Alkoholiker lächelnd ein Glas Sekt hinstellte, nur, um hinterher, nachdem er rausgegangen war, von oben herab in ihrem allwissenden Ton in den Raum sagen zu können "Warum sagt er nicht die Wahrheit? Glaubt er ernsthaft, ich wüßte es nicht?" (Er hatte abgelehnt, mit der Begründung, er würde Medikamente nehmen). Was für eine Schlange. Sie wußte es, weil sie irgendwann mal seinen Schreibtisch durchwühlt hatte.

Diesen Papierstau in den Griff zu bekommen, das wäre schonmal was. Nicht gleich aus jeder außerplanmäßigen Situation einen Staatsakt zu machen... der dann gleich das gesamte System lahmlegt.
Ja, ein CB bringt keinen weiter. Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, daß ich diese Möglichkeit damals auch ausgeschöpft hätte... natürlich nur, um den Schaden unbemerkt eindämmen zu können, und dann neu anzufangen, als wäre nie was gewesen. Ganz sicher. Versprochen. Es wäre trotzdem weg gewesen, denn bei mir ging erst nichts mehr, als wirklich nichts mehr ging. Das ist es ja. Ich wollte nie an die Emotionen. Das habe ich so lange aufgeschoben, wie ich konnte... und noch weiter darüber hinaus. Ich muß mich doch einfach nur zusammenreißen... Auch heute noch wäre es mir lieber, es wäre nicht so, ich könnte das irgendwie ausklammern. Sehr unangenehm, wenn jemand direkt fragt. Natürlich sind es die richtigen Fragen, das, was wirklich zählt, das, was ich mich selbst fragen sollte. Aber ich möchte eben nicht hinsehen (müssen). Da reagiere ich dann schonmal ausweichend - oder gar nicht. Was mir dann leidtut, weil sich ja jemand die Mühe macht, zu fragen (Im Prinzip kann es demjenigen doch egal sein, wie's mir geht - ist es aber anscheinend nicht, warum auch immer). Aber ich kann's einfach nicht. Schon bei schriftlicher Kommunikation merke ich, daß mir das doch näher geht, als mir lieb wäre. Tja... von wegen Gelassenheit...
Aber he... bei mir ist doch alles in Ordnung. Es gibt kein Problem (mehr). Ich habe des Geldes wegen gespielt... warum denn sonst?
Und das mache ich ja nicht mehr - also ist doch alles gut.

Manchmal glaube ich, ich denke zuviel nach. Mit mir selbst allein zu sein ist in mancher Hinsicht nicht so wirklich das Gelbe vom Ei, auch wenn ich es Gesellschaft vorziehe - zumindest, wenn es 'da oben' grad mal ruhig ist. Eigentlich sollte man ja meinen, ich wäre eher impulsiv... daß es bei der Impulskontrolle durchaus mal hapert, habe ich ja zur Genüge bewiesen. Trotzdem bin ich normal eher jemand, der sich über jeden Mist Gedanken macht - bis zum Erbrechen. Normal ist das auch nicht. Kein normaler Mensch würde sich fragen, ob das, was er denkt und tut, der Norm entspricht.
Und dann gibt es noch so Sachen wie... ich denke den ganzen Vormittag nach, was ich in welcher Reihenfolge erledige. Dann komme ich nach Hause, und arbeite das ab. Effizienz. Da ist sogar eingeplant, wie lange die Waschmaschine läuft.
Momentan macht mir da jemand im Home-Office manchmal ungewollt einen Strich durch die Rechnung. Das bringt mich aus dem Konzept... unnötigerweise. Ich bin in Kurzarbeit... ich habe mehr als genug Zeit. Trotzdem streßt mich das innerlich, wenn meine Planung über den Haufen geworfen wird. Ich hatte mir das doch vorgenommen...
Für die kleinen Dinge, die nur mich betreffen, habe ich immer einen Plan - für die großen hingegen nicht. Da sind meine Prioritäten etwas verzerrt.
Was ist wichtig, und was nicht? Was mache ich gleich, und was schiebe ich auf die lange Bank?

Ob nun im Buch des Ra, oder in meinem eigenen stillen Oberstübchen - Antworten suche ich dort vergebens. Versuchen kann ich es aber trotzdem immer wieder. Die Hände zu heben und zu sagen "Ich weiß nicht, was ich tun soll."... ist nicht so einfach.
Es könnte ja jemand fragen "Äh... was ist das Problem?"
Denn auch darauf habe ich keine Antwort.

Ich betreibe für mich exzessives Mikromanagement... trotzdem kriege ich die einfachsten Dinge nicht hin. Banale Entscheidungen, bei denen andere spontan aus dem Bauch heraus handeln, ohne groß drüber nachzudenken. Ich frage mich dann ewig, wie ich es allen rechtmachen kann. Was ist der Weg des geringsten Widerstands?
Jemand wie ich sollte also besser keine schwerwiegenden Entscheidungen treffen, sondern erstmal bei sich selbst anfangen.
Das ist aber die schwerste Entscheidung von allen.

Ich wünsche ein schönes sonniges Wochenende. :)
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Fred am 18.04.2020 12:37:36
Liebes "TAL",

ich habe jeden deiner Beiträge bis zum Ende gelesen. Einige sogar mehrfach.
Ich will sie verstehen aber es gelingt mir nicht.

Vor meinem geistigen Auge sehe ich ein kleines, vielleicht fünf- bis sechsjähriges Mädchen was einfach darauf wartet
dass Mama oder Papa sagt: "Du darfst so sein wie du bist" .. "es ist ok". Dann hüpf es wieder "weg" und spielt weiter.

TAL, du darfst unvollkommen sein.

Ganz im Gegenteil.
Perfekte Menschen machen uns Angst.


Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 19.04.2020 10:13:02
Hallo Fred,

Gute Frage.
Ja, daß ich keinen Sinn mache, weiß ich selbst.
Aber was will ich überhaupt?
Vielleicht wirklich nur, daß mir jemand sagt "Es ist alles in Ordnung."...?
Ja, stimmt, das ist schon etwas kindisch.

Sorry.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 19.04.2020 23:17:51
Aber was will ich überhaupt?
Vielleicht wirklich nur, daß mir jemand sagt "Es ist alles in Ordnung."...?

An diesem Ort wirst Du so viel Akzeptanz erfahren wie Du möchtest.
Sie steigt und fällt nicht parallel mit Deinen Ausführungen, sondern mit dem einzelnen Empfinden des Lesers.
Die Gabe sich unter einen Wasserfall zu stellen ohne nass zu werden beherrscht Du schon ganz gut.
Es ist schon längst zu erkennen dass Du dich abgefunden hast mit Dir, es ist nun einmal so wie es ist...usw...
Dein eigenes Universum und wenn Du Wünsche und Ziele einfach unterdrückst, Deinen eigenen Schatten so wenig würdigst.
Ist mein Empfinden dabei, mit Verlaub....eine Pflanze die droht auszutrocknen unter jenem Wasserfall.

Dies ist jetzt kein ausgestelltes Zeugnis  :)
Doch wenn ich von einem Menschen lese und irgendwo meine Interesse daran geweckt wurde.
Schreibe ich was ich möchte aber nur! Soweit dass dieser eine "aussenstehende" Meinung erhält.
Und wäre ich nun in meinen kühnsten Träumen als Julius Cäsar, würde mein Daumen nicht nach oben und nicht nach unten zeigen..... 
was Dein Schicksal betrifft.
Sondern zur Seite.   
So wie Du es doch gerne magst.  :)

Aber in meiner reellen Welt bin ich eher Pontius Pilatus, der gemeine Stadthalter.
Symbolisches Händewaschen...wie auch in diesem Beitrag.
Also zähle nicht all zu viel darauf.

Grüß Dich             
       
   
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 21.04.2020 15:11:03
Viele wegen führen nach Rom.  
Aber die Heimatstadt zu verlassen, nur um dann kurz hinter den Toren in einem Gasthaus zu verweilen, nun ja.
Der Weg zurück wäre angenehm kurz. Eines Tages, wenn Gras über die Sache gewachsen ist...
Rom hingegen ist ewig weit weg, ich habe keine Landkarte und mag nicht nach dem Weg fragen... außerdem kenne ich mich da ja überhaupt nicht aus.
Und im schummrigen Halbdunkel ist es doch auch ganz gemütlich...
Zumindest deutlich besser als vorher.
       
Ja, Fred, es stimmt schon. Ich sage nicht viel, zumindest nicht in anderen Themen. Ich bin eben kein guter Ratgeber, Händchenhalter oder Motivator. Kein 'gutes Beispiel' und kein "Seht her, man kann es schaffen."
Ich kann schlecht jemandem sagen "Sag es deiner Frau."
Oder "Such dir Hilfe."
Ich kann auch keinem Angehörigen erzählen, wie man am besten damit umgeht.

Was auch immer ich demnach sagen würde, also zu anderen, es wäre heuchlerisch, meine außenstehende Meinung also nicht viel wert.

Ich lasse es also lieber ganz, meistens jedenfalls. Ich sollte, noch mehr als andere, immer darauf achten 'bei mir zu bleiben'. Manchmal kommt es dennoch vor, daß ich mich dazu hinreißen lasse, etwas zu kommentieren, was mich irgendwie berührt. Ich versuche es dann, so neutral wie möglich zu halten. Ein Drahtseilakt. Denn Lebensweisheiten zu erteilen wäre ziemlich anmaßend von mir.

Von daher hat es einen Grund, weshalb ich meist bei meinen eigenen Hirngespinsten bleibe. Bei wirklich wichtigen Themen wäre ich keine große Hilfe.
Mein eigener Schutthaufen ist groß genug... und ich pflege, ihn zu ignorieren. Was soll da also groß Produktives bei rumkommen?
Das war eine rhetorische Frage, die Antwort kenne ich selbst.
Aber eben deshalb beschränkt sich meine 'Kommunikation' meist auf wirre Monologe.

Danke für die Antwort, Jacky. Du hast das richtig erkannt... ich weiß das selbst... und auch, was es für Folgen hat.
Auch ob etwas für mich 'in Ordnung' ist, kann ich nur selbst beurteilen... und es ändern, wenn es nicht so ist.
Doch selbst meine eigenen Unsicherheiten können irgendwie etwas Tröstlich-Vertrautes sein.



Eins will ich jedenfalls auf keinen Fall: Jemandem auf den Schlips treten oder nerven. Ganz sicher nicht.

Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 21.04.2020 23:35:09
Moinmoin,

nerven tust Du sicher niemanden TAL. Deine Beiträge sind besonders Wertvoll. Deine Möglichkeit Dinge zu sehen wie Sie sind und es in Worte zu fassen sind einfach nur wunderbar. In Deinem letzten Beitrag z.B. schreibst Du nur von Dir, und doch hat er eine Allgemeingültigkeit. Die meisten trauen sich nur noch nicht einmal auch nur in diese Richtung zu gucken.

Das gleiche gilt auch für viele andere Details die Du schon mit uns geteilt hast. Auf solche Erkenntnisse ganz alleine zu kommen ist für mich schon unglaublich, das dann auch noch so toll in Worte fassen zu können ist für uns alle ein Glücksfall.

Um bei dem Wasserfall Beispiel zu bleiben, Du bist wie eine Pflanze hinter dem Wasserfall. Du bekommst ab zu zu mal einen Wasserspritzer ab, der genügt Dir, die Sonne scheint auch ein paar Stunden an der Seite vorbei. Du könntest Deine Blüten seitlich an dem Wasserfall vorbei der Sonne entgegen strecken, Dir genügt aber Dein geschützter Platz hinter dem Wasserfall.

Es werden kräftig Tipps und Ratschläge gegeben, wie es geht spielfrei zu werden, letztlich ist das aber alles "nicht viel Wert" wie Du sagtest. Weil genau das was in diesen Ratschlägen benannt wird, hat überhaupt nichts mit der Sucht zu tun. Die Wurzel der Sucht liegt genau in den Dingen die Du mit uns teilst. Genau darum werden Deine Beiträge ja auch gerne und viel, und sicher auch nicht ohne Grund mehrfach gelesen.

Schön das Du da bist.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 08.05.2020 00:04:56
Danke Taro, ich habe deinen Beitrag erst heute gesehen. Ich bin noch da, die letzten Tage aber eher still. Auszeiten sind grad ziemlich rar, das gilt im Moment aber wohl für die meisten Leute.

Zu Hause fällt mir die Decke auf den Kopf, auf der Arbeit wurde ich ohne meine Zustimmung quasi über meinen Kopf hinweg 'befördert', trotzdem bin ich im "Was-Soll's-Modus". Viel tun kann ich sowieso nicht. Es reduziert den selbstgenerierten Streß, hat aber andere Nebenwirkungen.
Es ist sicher auch so schon nicht einfach mit mir, gerade jetzt. Manchmal muß man Kompromisse eingehen, weil es dann eben auch für andere nicht ideal ist. Gestern habe ich etwas über 'Gesunden Egoismus' gelesen (Keine Ahnung, wie ich dort landete, mir war wohl etwas langweilig auf der Arbeit, und ein Gespräch meiner Kollegen über Sinn und Unsinn von Gesichtsmasken in Friseursalons erschien mir wenig ansprechend). 
Es klang als Überschrift auch erstmal ziemlich widersprüchlich. Öhm... was...? Der Verfasser hatte aber definitiv recht... ja, schon... nur ist das manchmal schwierig. Klar, ich habe meine Grenzen, die sollte ich selbst auch einhalten, andere haben die aber auch, und oft läuft das eben konträr. Auch wenn man sich dann in der Mitte trifft, liegt es trotzdem manchmal für alle Beteiligten nach wie vor leicht im 'roten Bereich'... und es wäre dann 'ungesund egoistisch', auf Grün für mich selbst zu bestehen, wenn's für den anderen damit dann Dunkelrot wird.
Gesunder Egoismus... mhh? Ist wohl mehr ein Gedankenexperiment, als daß es wirklich umsetzbar wäre. Alltagstauglich erscheint es mir jedenfalls nicht so wirklich.

Ich und Erkenntnisse...? Naja... das ist halt so eine Sache. Es dauert für mich ewig, etwas zu sehen... und dann muß ich es es auch noch auf mich zuschneiden und umsetzen...
Bei einigen Dingen geht das, wenn auch meist nur über 'Versuch und Irrtum', bei anderen wiederum will das Runde auf Biegen und Brechen einfach nicht ins Eckige. Der Groschen fällt da eher in Zeitlupe... oder im Weltall.
Bei mir geht alles im Schneckentempo, manchmal auch rückwärts. Andere sind da deutlich schneller.
Inzwischen weiß ich aber zumindest, daß ich im Wald stehe. Herzlichen Glückwunsch, immerhin etwas! Um zuverlässige, gangbare Wege zu finden, müßte ich die Bäume dann nur noch unterscheiden lernen.

Mich auf der Lichtung zurechtzufinden hingegen, habe ich inzwischen gelernt. Allein das hat aber schon eine gefühlte Ewigkeit gedauert. Komfortabel, klein, still und überschaubar, kaum einer sieht mich... und ich brauche mir keine Sorgen machen, mich zu verlaufen, denn ich sehe in jeder Richtung immer genau, wo sie aufhört.
Ich habe so einen vertrauten Bereich, auch wenn der Aktionsradius begrenzt ist. Was nach dem Wald kommt, liegt jenseits meines Horizonts. Dort leben andere nach ungeschriebenen, und dennoch allgemeingültigen, Regeln in ihren Städten, Häusern, Dörfern. Es ist kann mir egal sein, ich vermisse es nicht, denn ich war nie gerne dort. Und auch nie länger, als nötig. Höflichkeitsbesuche, auf die jeder der Anwesenden insgeheim gerne verzichten würde, es sich aber keiner traut, zu sagen.
Natürlich frage ich mich trotzdem manchmal, wie es dort wohl sein mag... also so auf Dauer... aber zu was für einem Schluß ich da auch immer grad mal komme, es ist eh nur reine Spekulation.

Alles, was über kurze, notwendige Ausflüge hinausgeht, vermeide ich nach Möglichkeit bis heute. Und ich bin dann jedes Mal froh, endlich wieder 'zu Hause' zu sein.

Ich möchte niemanden verwirren, aber manchmal schwirrt nur Bandsalat rum. Ihn abzulegen sorgt zumindest dafür, daß es nicht noch mehr wird, und dabei sind ungeordnete Monologe leichter. Das Letzte, was da funktionieren würde, ist geordnete Kommunikation. Das bekomme ich einfach nicht hin.

Ich danke euch auch, daß ihr da seid. :)

Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 10.05.2020 13:34:07
Moin Tal,

Schneckentempo und Bandsalat, da kenne ich mich gut mit aus. Das tolle ist aber, bei Schneckentempo bin ich die letzen 30 Jahre schon etwas weiter gekommen und die Strecke die ich zurück gelegt habe, kenne ich auch ausgezeichnet, hatte ja genug Zeit zum gucken.
Bandsalat habe ich heute noch immer wieder im Kopf. Deine Zwangsbeförderung ist ein gutes Beispiel dafür. Solche Dinge erzähle ich dann im Meeting mit allem ungeordneten was dazu gehört. So ein Meeting ist nämlich gerade keine geordnete Kommunikation. Es ist nicht wichtig, das die anderen mich verstehen. Gerade der Bandsalat der anderen hilft mir die Knoten aus meinem eigenen herauszubekommen. Konsens und gemeinschaftliches Kopfnicken ist gerade nicht das Ziel, im Gegenteil, Gruppen wo sich sowas einstellt ist kurz vor Ihrem Ende. Gerade der Unterschied von uns allen eint uns dann doch wieder in der einen Sache, das wir alle Spieler sind. Egal ob jemand unter der Brücke lebt oder Vorstand von einem Dax Unternehmen ist. Sobald es um das Spielen geht sind die riesen Unterschiede die wir sonst oft haben wie weggeblasen.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 15.05.2020 01:45:26
Die Tatsache, daß ich damals irgendwann plötzlich entgegen aller Wahrscheinlichkeiten einen sicheren Job mit gutem und geregeltem Einkommen hatte, hat mir absolut nicht gutgetan. Und das nicht nur wegen der Schulden, die ich so anhäufen konnte.
Für mich gilt definitiv: Weniger ist mehr.

Doch egal, was ich auch tue, wie sehr ich mich auch überall raushalte, ich habe irgendwie die seltsame Eigenschaft, ohne eigenes Zutun 'bergaufzufallen'. Das ist von mir aber nicht nur ungewollt, sondern auch unerwünscht. Ich habe genug mit mir selbst zu tun, zusätzliche Verantwortung möchte ich nicht haben.
Ich habe damals den Job gewechselt, um genau das eben nicht mehr 'an der Backe zu haben', weil ich dazu neige, alles 'mit nach Hause zu nehmen' - auch wenn irgendwie jeder das Gegenteil über mich denkt.
Auch ist Geld für mich nicht relevant, es geht um mein inneres Gleichgewicht. Das ist wichtiger als alles andere.
Die Kündigung damals war ein wichtiger Schritt aus dem Chaos hinaus, zurück ins Überschaubare, auch wenn mir das wahrscheinlich nichtmal wirklich klar war.

Es gab einige Situationen in meinem Leben, die sich anders als mit 'wahnsinnigem Glück genau zur rechten Zeit' einfach nicht erklären lassen. Ich weiß nicht, warum. Verdienen tue ich das sicher nicht. Ich habe alles getan, mich zu sabotieren, und trotzdem ging es dann immer irgendwie weiter. Klingt seltsam, aber manchmal habe ich es gehaßt. Warum konnte es nicht einfach mal enden? Ich wollte, daß es vorbei ist, und gleichzeitig wehrte ich mich mit Händen und Füßen dagegen, damit es nur irgendwie weitergehen kann. Klingt wirr. Ich kann es nur nicht besser erklären.
Heute bin ich dankbar dafür, daß ich sorgenfrei leben darf, und nicht mehr alles kaputtmachen möchte. Das Wissen darum, daß das bei mir nicht selbstverständlich war, und auch nach wie vor nicht ist, gibt eine innere Ruhe, die unbezahlbar ist.
Mehr ist nicht nötig.

Wenn ich das recht in Erinnerung habe, dann habe ich ungefähr im selben Alter aufgehört wie du. Das ist also auch bei mir schon ein paar Tage her. Keine 30 Jahre, da hätte ich anfangen müssen, als ich noch Quark im Schaufenster war, aber wirklich 'akut' ist es auch nicht mehr. Sollte man jedenfalls meinen...
Ich dachte immer, der Weg wäre für mich beendet gewesen, als mir bewußt wurde, daß ich es tatsächlich schaffen könnte, nicht mehr zu spielen... und habe dann einfach die Augen zugekniffen, wenn ich doch mal einen Schritt weitergehen mußte. Was sollte da noch kommen? Es ist doch alles gut.

Nein, nicht wirklich, denn die Konditionierung funktioniert leider noch immer. Plopp... ein plötzlicher Purzelbaum in meinem Kopf. Ein nostalgisches, fast schon 'warmes' Gefühl, abwechselnd mit der Scham, überhaupt daran zu denken. Pathetisch, lächerlich, armselig, aber ich kann es einfach nicht ändern. Eigentlich schon paradox, diese Verknüpfung mit vergrabenen, realitätsverzerrten Emotionen - da ist definitiv etwas nicht ganz richtig bei mir.
Glücklicherweise kommt das aber nicht sehr oft vor. Sehr heftig war es komischerweise an dem Tag, als ich das erste Mal bewußt wahrgenommen hatte, daß ich ja heute 'Geburtstag' habe. Weia. Vermeiden hilft, den Kopf in den Sand zu stecken hatte seine Vorteile.
Seitdem ich das nicht mehr tue, werde ich allerdings auch generell weit öfter daran erinnert als früher. Das mag ich überhaupt nicht, es ist sehr unangenehm.
Da frag ich mich manchmal schon: Muß das wirklich sein?
Und denke mir: Belaß' es doch einfach dabei. Oder glaubst du, Reden würde das einfacher machen? Pffft! Im Gegenteil.

Tja, eins ist jedenfalls geblieben: Da lebt jemand gerne unbemerkt im Hintergrund, will immer das letzte Wort haben... und weiß da leider auch, an welchen Stellen das immernoch relativ einfach ist.
Nicht genug, um Schaden anzurichten, aber ausreichend, um nicht aufzufliegen.
Zumindest ist das der Status Quo... und Geduld, die hat er nunmal mehr als genug.


Ajo... ich stehe mir eben immer nur selbst im Weg.

Schlaft gut. :)
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 03.06.2020 23:10:15
Ziemlich viel los hier durch das Thema CB. Ich habe einig Zeit für GA in der Öffentlichkeitsarbeit mitgewirkt. Dabei habe ich im Umgang mit Presse, Funk und Fernsehen gelernt, das ein Spieler gegen die Institutionen, sei es die Finanzindustrie, Vertreter der Glücksspielindustrie und vor der Presse nie etwas erreichen kann. Selbst seriöseste Z eitungen haben nach einem Interview die Artikel oft völlig reißerisch aufgebauscht. Das hat einen einfachen Grund. Wir Spieler werden von nicht Spielern als "die bösen", "die verrücken" oder "die kriminellen" angesehen. Unser Weg der kleinen Schritte hinaus aus der Sucht und die für uns grossen Erfolge sind für die anderen fast "unsichtbar" und vor allem uninteressant.
Darum finde ich es sehr schlimm, wenn eine gemeinnützig Organisation die Vorgibt Spielern helfen zu wollen, gerade diese als Sperrspitze im Kampf gegen die Finanzindustrie nutzt und geradezu noch durch einseitige Zensur die Spieler gerade zu zum CB mit offenen Ausgang animiert.

Ich brauchte um spielfrei zu werden, meine gesamte Energie einen Rechtsstreit mit ungewissen Ausgang hätte mich leicht von meinem Weg abbringen können.

Montag machten wir seit Corona das erst reale Meeing. Wir waren im Garten der Gemeinderäume. Dort steht ein großer Tisch mit 2 großen Tischen. 1,5m Abstand halten war problemlos möglich. Das es wieder einmal möglich war fande ich sehr schön. Ein Thema war der Umgang mit Geld. Ein Thema was auch gerade in einem Nachbarthread besprochen wird. Hier ging es aber mehr um Geldanlage, Imobiliengeschäfte und Lohnverhandlungen. Ob die Geldanlage oder Verhandlungen schon spielen ist oder nicht, das sind nur Nuancen. Diese Nuancen sind Spielern klar, selbst wenn die Grenzen unterschiedlich sind. Einen Nichtspieler kann ich das unmöglich erklären.
Für den Weg in die Spielfreiheit hätte man mich nicht überwachen können, einen Spieler zu überwachen ist unmöglich. Ich muss begreifen, das ich verantwortlich bin. Das ich die Nuancen erkennen muss. Ich muss den tiefen Entschluss fassen spielfrei zu werden, mich mit anderen Spielern austauschen um die Thematik in gänze zu erfassen.

Die Verantwortung für mein Leben muss ich weiter pflegen, tatsächlich bin ich Spieler durch und durch. Das ich wieder in die Spielbank gehe halte ich für unwahrscheinlich, das ich in Bereichen in meinem Leben aber bei den Nuancen immer mal wieder "drüber" bin, das ist bis heute bestimmt so.

Darum ist es so wichtig, wenn jemand hier Hilfe sucht, das meine Hand ausgestreckt ist und das alles was nicht so gut stimmt nicht so wichtig genommen wird.

Es liegt Pfingsten hinter uns, zu Pfingsten kam der Heilige Geist zu uns und die Menschen verstanden sich, obwohl Sie alle unterschiedlich sprachen. Es ist ja auch oft im Forum so, obwohl wir alle Deutsch sprechen, sprechen wir alle eine unterschiedliche Sprache. Wenn wir versuchen uns mit dem Herzen liebevoll zu sehen, kann es gelingen das wir uns trotzdem verstehen.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 04.06.2020 00:41:47
Hallo Taro,

viel wichtiger empfand ich Deine beiden Sätze vor dem folgendem Zitat, dennoch zitiere ich diesen.

Es liegt Pfingsten hinter uns, zu Pfingsten kam der Heilige Geist zu uns und die Menschen verstanden sich, obwohl Sie alle unterschiedlich sprachen. Es ist ja auch oft im Forum so, obwohl wir alle Deutsch sprechen, sprechen wir alle eine unterschiedliche Sprache. Wenn wir versuchen uns mit dem Herzen liebevoll zu sehen, kann es gelingen das wir uns trotzdem verstehen.

Wenn ich es nicht immer versuche und nicht daran festhalte, unwichtig wie sehr es mir auch gelingt.
Wäre mir mein Leben soweit egal, wie es mir die anderen auch wären.
Sogar in meiner aktiven Spielezeit, habe ich es niemals losgelassen ...ich habe es nur verdrängt.

Menschen brauchen Liebe, man muss sie ihnen auch geben.

Liebe Grüße 
 
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 04.06.2020 18:11:20
Moin Jacky,

meine Gemeinde hat eine Gemeindevision erarbeitet.
Sie lautet:
"Gott erleben.
Und Lieben.
Alle."

Es geht mir nur um das letzte Wort. Wir Spieler waren alle mehr oder weniger mal abgeschoben, abgelehnt und verlassen worden. Meine Hand ist ausnahmslos allen ausgestreckt. Auch den Arschlöchern und ganz besonders den Straftätern. Kann ich mich doch in beiden angesprochen Gruppen gut wiederfinden. Ich bin trotzdem nicht tiefer als in Gottes Hand gefallen.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 09.06.2020 01:37:15
Ja, das Thema ist hochbrisant, hat viel Konflikpotential, und die 'üblichen Verdächtigen' hierbei, mich inklusive, wußten um die Reaktionen der jeweils anderen, bereits bevor sie ihren Senf dazugaben.
Neverending Story.
Trotzdem scheint es irgendwie nicht möglich, das Thema dauerhaft zu meiden, da man 'in unseren Kreisen' wohl eben einfach nicht drumrumkommt.

"Liebe deinen Nächsten" klappt bei mir deutlich besser als "Liebe dich selbst." Liebe ist so oder so auf jeden Fall nicht einfach.

Meine bessere Hälfte war Samstagabend ein Bier trinken mit alten Schulfreunden. Ich wollte nicht mit. Vor zwei oder drei Wochen war ich mit, ich vertrage das nicht mehr, deshalb trinke ich meist eh Cola. Das ist ganz gut so, ich mag nicht betrunken sein, oder vielleicht mag ich es auch zu sehr. Keine Ahnung.
Ich saß dann auf dem Sofa, und aß eine Tafel Schokolade, weil ich glaubte, das einfach tun zu 'müssen'. Ich mag Schokolade, wer tut das nicht...? Aber gerade wollte ich eigentlich gar keine.
Es gibt aber immer gewisse Alarmzeichen. Sie fallen mir auf, ich ignoriere sie... bis sie auch anderen auffallen. Zaghaft, da schwebt ein ganz klein wenig Sorge in der Stimme mit, verpackt in einer beiläufigen oder witzigen Bemerkung, wohl weil ich sonst dichtmache, aber ich höre es sehr wohl raus.
Die Menschen machen sich Gedanken, weil ich ihnen wohl wichtig bin, ich verstehe nur nicht ganz, warum. Aber zumindest einer von ihnen erinnert sich offenbar sehr wohl daran, wie es aussieht, wenn es mir nicht gutgeht - auch optisch. Trotzdem fühle ich mich in solchen Momenten bevormundet. Du bist doch nicht meine Mama. Ich fange an, zu witzeln oder zu lügen, weil ich meine Ruhe haben will... und weil ich es selbst nicht erklären kann.
Dann bin ich allein, und bekomme ein schlechtes Gewissen.
Trotzdem schmeckt die Schokolade nicht, wenn ich sie für andere esse.
Ich komme mir dabei bescheuert vor, und ärgere mich darüber, daß ich das überhaupt mache. Was soll das? Ist doch meine Sache..
Nein. Eben nicht. Ich will ja nicht, daß jemand zu sehr auf mich guckt. Alles bestens. Dann eben Schokolade...

Eigentlich geht es mir gut. Ich kann es mir nicht erklären. Doch es macht mir Angst, weil es mir dann entgleitet, weil mir meine Souveränität entgleitet. Weil ich mich rechtfertigen muß, weil die Leute rechthaben, ich aber einfach nicht mag.

Doch würde ich darüber sprechen, wäre das wie eine andere Sprache. Fremdartiges Kauderwelsch.
Ich verstehe Menschen wie Born besser, als die Person, mit der ich zusammenlebe. Bei ihnen weiß ich wenigstens, wo die Diskrepanz herkommt, und auch wenn es sich dort oft im Kreis dreht, fällt es leichter, Worte für das zu finden, was mich 'stört'. Ganz einfach, weil ich es nachvollziehen kann.
Bei mir zu Hause kann ich das nicht, und umgekehrt sicher auch nicht. Da ist es eben, wie es ist. Meist ist das ja auch 'gesund' so, ich muß ja nicht alles verstehen. Jedem das Seine.
Manchmal ist es aber auch hinderlich. Wenn ich will, aber einfach nicht kann. Ein Widerspruch, der irgendwie keinen Sinn macht. Denn eigentlich bin ich froh, wenn ich mich nicht erklären muß.

Manchmal ist es eben auch gar nicht möglich, daß andere für mich Verantwortung übernehmen, denn dazu müßten sie erstmal erkennen können, daß ein verschlepptes 'kleines Problemchen' für mich ungeahnte Folgen haben könnte (und damit meine ich nichtmal unbedingt gleich einen Rückfall). Wie du schon sagtest, ist das für Außenstehende schwer greifbar. Ein Grund mehr, zuzuhören, auch wenn man die Ansichten nicht teilt.

Arschloch? Straftäter?
Ich habe einfach nur das Glück, daß ersteres nur sehr wenige wirklich mitbekommen haben, und ich bei letzterem nie erwischt wurde.
Doch nur, weil es keiner weiß, heißt das noch lange nicht, daß es nie passiert ist.
Es wäre für mich fatal, zu vergessen, wo ich herkomme. Das habe ich lange genug versucht.

So. Nun aber gute Nacht.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 11.06.2020 21:28:28
Moinmoin,

manchmal gelingt es mir, das ich mich ein kleines bisschen lieb habe, wenn ich es bemerke ist es meist auch schon wieder vorbei. So ist es mit vielen Dingen, nur weil ich etwas erkannt habe, kann es morgen schon wieder ganz anders sein. Egal was es auch immer ist, letztlich bin ich immer nur auf den Weg. Auf meiner Reise wird dann alles ganz langsam immer stabiler, das heist aber trotzdem nicht das ich nicht morgen schon wieder ganz unten stehe. Ich habe nach 2 und nach 4 Jahren Rückfälle gehabt, danach war für mich klar, ich brauche nicht mehr spielen, ich brauche nicht mehr mit der Hand der Tasche rumlaufen, ich brauche nicht mehr zu spielen. Das bedeutet so verrückt es sich anhört trotzdem nicht, das ich es auch morgen nicht tue. Die Sucht hat mich im laufe der Zeit sehr demütig gemacht. Hochmut der Sucht gegenüber ist eigentlich schon der Anfang vom Rückfall. Nun, ich war auch wirklich total durchgeknallt, für mich gab es eigentlich nichts anderes als Spielen mehr.
Eine mir nicht bekannte Frau hat mir in der Spielbank mal meinen Gewinn hinterher getragen. Ich hatte gedacht ich hätte verloren. Sie gab mir die Chips, ich bedankte mich und spielte weiter. Die Frau blieb an meiner Seite, und sabbelte mir ein Knopf an die Backe. Ich wollte Spielen. Irgendwann fragte Sie, ob wir nicht woanders hingehen wollen. Ich guckte Sie an, dacht, sieht nicht schlecht aus, die hat mich angebaggert und will jetzt abgeschleppt werden, ich hab mich für das Spielen entschieden. Es gab für mich nur noch spielen.

Das Spielen aufzuhören, ist für mich nicht durch bestimmte "Techniken " nicht erreichbar. Nach meinen letzten Rückfall gab es einen Klick. Es war wie ein Schalter umlegen. Letztlich ist es für mich ein Geschenk. Trotz meiner Rückfälle habe ich bis zu dem Schalterumlegen nach 4 Jahren alles der Spielfreiheit untergestellt. Für mich eine Grundvoraussetzung um überhaupt das für mich damals eigentlich unmögliche zu schaffen.

Hätte man mir damals wie cb den Kopf verdreht, dann wär ich heute wohl Tod. Wie soll ein nasser Spieler mit der Möglichkeit sein Geld zurückzubekommen noch Energie für das eigentlich wichtige, die Spielfreiheit zu haben. Das Sie dann eine sehr zu Ihren Gunsten verdrehte Rechtsauffassung haben und auch keine andere Meinung gelten lassen für mich nicht weiter verwunderlich. Wenn dann doch jemand dann doch mal aus dem Nachbarforum wo jede Richtigstellung zensiert und gelöscht wird, hierher kommt, dann ist das doch erstmal ein Zeichen, das er etwas anderes Sucht, sonst könnte er ja in seinem Echoraum bleiben.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jkler am 11.06.2020 23:14:22
Das Spielen aufzuhören, ist für mich nicht durch bestimmte "Techniken " nicht erreichbar. Nach meinen letzten Rückfall gab es einen Klick. Es war wie ein Schalter umlegen.

Moin Taro, das ist in meinen Augen Goldwert!!!!

keine bestimmte Techniken oder sonstwas. JEDER hat seinen WEG mit CB oder Ohne mit Geldmanagement oder ohne, usw.
Was bei einem geholfen hat kann beim nächsten total verkehrt sein.
Wichtig ist nur das man selber von tief drinnen Trocken werden möchte.

Danke für diese schöne Aussage

Lg Jkler
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 12.06.2020 12:02:16
Nun es gibt Dinge die sind sicher.
Einen süchtigen mit seinem Suchtmittel zu überhäufen führt sicher nicht zu Abstinenz. Einen Alkoholike hilft kein Keller voller Schnaps, einen Drogensüchtigen hilft kein Berg seines Stoffs, und einem Spieler kein unverdientes Geld.
Es gibt vielleicht ganz wenige die trotz cb trocken geworden sind, ganz sicher jedoch keinen der wegen cb trocken geworden ist.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Fred am 12.06.2020 13:11:43
Mal so durch den ChargeBack-Äther geschweift ...

Von Zinsen, Mahn- und Vollstreckungsgebühren könnte man ein Auto bekommen.
Ein "CB" würde mich gar zum Millionär machen :)

Also doch eine gute Sache ?
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Ria22 am 12.06.2020 13:44:18
Was ist ein CB? ???
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Fred am 12.06.2020 14:36:04
Was ist ein CB? ???

Spieleinstäze die über Kreditkarten oder PayPal abgewickelt wurden, kann man 13 Monate rückwirkend von den KK-Firmen / PayPal zurückfordern, obwohl sie ja nur die Zahlungsdienstleister sind. Der Casino-Betreiber wird schadlos gehalten. Praktisch eine "Gesetzeslücke" - weil offiziell die ensprechenden Firmen kein "illegales Glücksspiel" unterstützen dürfen. Das Problem ist, dass die Casinos alle im Ausland (bzw. Schleswig-Holstein) und alle völlig legal sind ( in jeweiligen Land ) .. warum dann hier deutsches "Recht" greifen soll ist schon merkwürdig.

Kann man auch so sehen ...
http://www.spielsucht-soforthilfe.de/index.php/topic,456.msg7678.html#msg7678
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 12.06.2020 15:06:46
Hallo Ria,

CB steht für "Chargeback", also die Rückbuchung bereits geleisteter Zahlungen.
Dies ist unter gewissen Umständen möglich. Lastschriften zum Beispiel lassen sich hinterher noch eine Weile zurückbuchen, da sie empfängerseitig ausgeführt werden. Du unterschreibst einen Wisch (oder erteilst ein elektronisches Mandat), daß sie einziehen dürfen, und sie buchen ab. Gibt es eine Uneinigkeit, kannst du dies dann einfach erstmal rückgängig machen - zum Beispiel, wenn dein Stromanbieter zuviel abgebucht hat. Du buchst zurück, schreibst ihnen eine Stellungnahme, ihr klärt es, der Anbieter bucht nochmal ab - den richtigen Betrag. Dafür ist es gedacht. Dieser Schutzmechanismus kann aber auch ganz praktisch sein, auch ich habe damals oft Lastschriften zurückgebucht.

Beim Spielen in Onlinecasinos sind Zahlungsdienstleister oder Kreditkartenunternehmen zwischengeschaltet. Sie gehen für mich in Vorkasse, und sorgen so dafür, daß Transaktionen in Echtzeit abgewickelt werden. Denn ich will ja jetzt spielen, und nicht erst morgen oder übermorgen.
Einige dieser Zahlungsdienstleister ziehen ebenfalls per Lastschriftmandat vom Girokonto ein.
Ein Klick im Onlinebanking, oder ein Gang zum Bankschalter, und du kannst dies zurückbuchen. Du hast das Geld wieder.

Natürlich wollen der Zahlungsdienstleister und das Onlinecasino ihr Geld trotzdem haben, denn die Dienstleistung wurde ja erbracht.
Einige Spieler berufen sich dann darauf, daß Onlineglücksspiel (bis auf einige Ausnahmen) in Deutschland verboten ist, und somit auch die Beteiligung am Zahlungsverkehr hierbei.
Es entstehen Rechtsstreitkeiten, die schon eine Weile andauern.

Doch es gibt da natürlich auch die Frage nach der eigenen Rolle dabei, also nach 'Schuld' und Verantwortung.
Und... ob ich als suchtkranker Mensch einen jahrelang in der Schwebe stehenden Streit unbeschadet überstehen kann, mit einem Haufen Geld auf dem Konto, das mir (noch) nichtmal gehört...
Eben eine scheinbar einfache 'Lösung' für ein tiefgreifendes Problem... und ich mag 'einfach und schnell'... und ich hasse 'tiefgreifend'.

Also... schwieriges Thema, wie du dir vielleicht denken kannst.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jkler am 12.06.2020 19:03:05
Ohje, was hab ich da losgetreten. Mir ging es null um CB 8)
@Taro ich bin übrigens kein Freund von CB. Es sollte nur darstellen das jeder seinen Weg hat, und was bei einem gut ist kann beim anderen Negativ sein. Hätte auch Geldmanagement oder oder oder schreiben können, ging null um CB.

Lg Jkler
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 13.06.2020 19:37:30
Klar Geldmanagment (oder Angerhörigenplacebo) hätte ich auch statt cb nehmen können.
Wir reden hier von Spielsucht und nicht von Gören die schon mit dem spielen aufhören wenn Papa sie mal übers Knie legt oder die nur mal von Papa in den Arm genommen werden müssen.

Als ich mal eine Zeit mit dem Rauchen aufgehört hatte liess meine damalige Freundin eine Schachtel Zigaretten auf dem Tisch liegen. Sie war weggefahren. Ich hatte einen Rückfall, der mich noch 10 Jahre weiter rauchen ließ. Ich könnte jetzt sagen die Schachtel, oder mein Mangel an Schutzvorkehrungen wären Schuld. Das ist natürlich Quatsch. Wie auch beim Spielen war der Rückfall mit dem Griff zur Zigarette abgeschlossen. Der Rückfall fand schon viel früher statt.
In diesem Thread geht es um Eigenverantwortung und nicht um solch einen Unsinn.

Taro


Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 18.06.2020 12:15:27
Hoi ihr,

es waren nur etwa sieben Jahre, also vergleichsweise kurz. Dennoch genug für die solide Betonwand, auch wenn ich es trotz all der ständigen Bemühungen, immer irgendwie an Geld zu kommen, in diesem Zeitraum sehr wahrscheinlich nicht zum Millionär gebracht hätte. Aber der Vergleich hinkt da eh ein wenig, denn ich hätte das Geld sonst ganz anders ausgegeben, mein Lebensstil wäre wohl weit weniger... asketisch gewesen, und einen großen Teil davon hätte ich ohnehin erst gar nicht 'aufgetrieben'. In einem 'normalen Leben', in dem ich keine Sucht zu finanzieren gehabt hätte, wären die Mittel, die ich in diesem Zeitraum zur Freizeitgestaltung zur Verfügung gehabt hätte, also auch deutlich geringer gewesen als die Summen, die ich letzten Endes dann tatsächlich immer irgendwie geschafft habe, zu verspielen. Denn in diesem Fall hätte ich ganz anders gelebt, von daher wäre es eh müßig, über 'Was-wäre-wenn' zu spekulieren, da die Umstände ganz andere gewesen wären.
Wichtig ist mir heute nur, daß Geld eben nicht mehr wichtig ist.


Mhh... Hochmut? Nein, das denke ich nicht. Mir ist durchaus bewußt, daß ich meine Sucht (und die damit verbundenen persönlichen Grenzen) ein Leben lang akzeptieren, und vor allem respektieren, muß. An manchen Stellen übertreibe ich es da wahrscheinlich, an anderen wiederum bin ich doch ab und an etwas unachtsam, weil ich es manchmal dann doch einfach nicht wahrhaben will.

Dann lese ich nach längerer Zeit wieder von jemandem, der sich seiner Sache auch einmal sehr sicher war, und ich bekomme einen Kloß im Hals. Natürlich gibt es kein Allheilmittel, und auch eine letzte Chance bleibt immer nur die Vorletzte, wenn ich mich ausschließlich auf die Symptome konzentriere. Wer weiß das besser als ich? Ich hatte ihm vor über einem Jahr, als es im Brustton der Überzeugung hieß, die Sache wäre für ihn 'durch', nichts mehr gewünscht, als daß mich meine inneren Alarmglocken trügen, und er recht behält. Jetzt ist da eine tiefe Trauer und auch ein bißchen hilflose Wut... obwohl ich dieser Person nie begegnet bin, tut es immer weh, sowas zu hören. Und das 'Warum???'... was soll man dazu sagen? Was soll ich dazu sagen? Mir fehlen leider immer genau dann die Worte, wenn jemand sie am dringendsten braucht.
Ich könnte doch genauso morgen an seiner Stelle sein...

Mir wird aber auch bewußt, wie trügerisch diese Sicherheit, wie gefährlich das Vergessen, sein kann. Nein, ich will morgen nicht wieder dort sein!
Darum sollte ich auf mich hören, und auf niemanden sonst. Nur mit dem Handeln ist es dann eben doch manchmal so eine Sache...
Ich habe Angst davor, zu vergessen, denn ich sollte mir niemals trauen. Aber ich habe auch Angst davor, genau hinzusehen, denn ich will mich eigentlich gar nicht daran erinnern.

Eigentlich bin ich mir auch ziemlich sicher, daß ich diesen Schalter umgelegt habe. Es war und ist definitiv anders als die Male zuvor, wo ich entweder grad eh nicht konnte, oder glaubte, nicht zu 'dürfen'. Das erste Mal kam ich mehr als nur ein paar Tage über den Punkt hinaus, an dem ich hätte spielen können, es aber trotzdem nicht getan habe. Es muß also etwas anders gewesen sein, und es fühlte sich auch so an.
Und trotzdem... die Faust in der Tasche kenne ich nur zu gut... das kam in unregelmäßigen Abständen immer mal wieder, wenn ich ehrlich bin...
Wozu das Ganze...?
Auch heute noch ist es wahrscheinlich alles andere als ideal, aber mein Arrangement mit mir selbst funktioniert inzwischen, und das kam nicht über Nacht. Da hilft es dann absolut nicht, wenn jemand anfängt, mir reinzureden.
Den Arsch muß ich selber hochbekommen. In meinem Tempo. Das kann niemand für mich erledigen. Echt jetzt? Wann hat das jemals funktioniert?

Ja, es war kein Platz mehr für irgendetwas außerhalb der Blase. Immer nur ein Ziel, keine Freude, kein Sinn, kein Leben, kein Grund, zu kämpfen. Und damit so viele Dinge, die besser niemals irgendjemand hören oder lesen sollte... so viele gute Gründe für das Vergessen.
Aber all das bin ja auch ich.
Irgendwie 'fliehe' ich also anscheinend noch immer.
Manchmal helfen die Geschichten (und Blickwinkel) anderer, mich daran zu erinnern, auch wenn es sehr unangenehm ist.
Und daran, daß ich mich manchmal eben doch ein wenig 'liebhaben' sollte.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 30.06.2020 15:59:49
Ich habe schon als Kind früh angefangen, immer das zu machen, was ich glaubte, was man von mir erwarten würde. Wie anstrengend! Vor allem was wollte ich überhaupt? Witziger Weise habe ich mir diese Frage nie gestellt. Ich bin auf meine Art immer wieder daraus ausgebrochen. Meine Depressionen und mein spielen waren auch eine Art Ausbruch. An dem Tag an dem ich mit dem Spielen aufhörte, versprach ich mir, daß ich nie wieder Erwartungen anderer erfülle, sondern nur noch meine eigenen.
Es wird immer so in den Vordergrund gestellt, daß wir Spieler am Tiefpunkt ein finanzielles Problem haben. Das war zwar auch bei mir so, und doch war ja nicht das finanzielle mein wirkliches Problem. Meine wirklichen Probleme lagen auf der emotionalen Ebene. Da hilft keine Kontoabgabe und keine finanzielle Kontrolle von außen gegen. Als erstes müssten Sofortmaßnahmen auf der emotionalen Ebene getroffen werden, das finanzielle löst sich dann von selbst.

Ich ging am Anfang zu GA, damals noch die Anonymen Spieler und probierte auch die frei Gruppe Spieler helfen Spieler.
Bei der GA werden die Beiträge von anderen nicht bewertet bei der freien Gruppe schon. Bei der freien Gruppe war ein sehr erfahrener Freund, der mit seiner Kritik sehr dosiert umging. Es waren aber noch einige andere dort die alles zerpflügten. Ich dachte oft, wie auch in Foren das der kritisierende deutlich mehr Baustellen zu haben scheint als der kritisierte. Vor allem war es wieder so, daß andere mir erzählen wollten was richtig für mich ist. Teilweise verbündeten Sie sich gar um Ihre Meinung, so glaubten Sie, mehr Nachdruck zu verleihen. Was für eine gequirlte Scheisse.

Für mich braucht es in den Weg in die Spielfreiheit überhaupt keine Kontrolle von außen, gerade das treibt mich ja zum spielen. Die FAGS die das verlorene Geld zum Hauptproblem erklärt verhält sich wie ein Dealer der der goldenen Schuss verkauft. Was die Spieler wirklich brauchen ist dieser Institution völlig egal. Hauptsache das eigene Ego wird gestreichelt. Austausch und verstehen wollen mit erfahrenen spielfreien Spielern, Fehlanzeige.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Fred am 30.06.2020 16:34:01
versprach ich mir, daß ich nie wieder Erwartungen anderer erfülle, sondern nur noch meine eigenen.

Kompromisse und das Eingehen auf die Wünsche / Erwartungen anderer ist in unserer Sozialgemeinschaft aber schon notwendig.

Das verhindern/vermeiden von "Gelegenheiten" ist ein wesentlicher Grundpfeiler aller Suchttherapien.
Da wir alle individuell sind, gibt es immer mal wieder Überschneidungen in der Wahl der Mittel.

Akzeptieren wir doch einfach ganz offen alle, auch wenn wir sie selbst nicht benötigten.





Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Andre12 am 30.06.2020 16:39:13
Moin Taro,
Deinen Beitrag hast Du mal wieder klar und verständlich geschrieben. Auch ich habe als Kind so gehandelt wie Du. Und mir selbst die  Frage zu stellen, was denke ich, was will ich, wäre ich nie gekommen.  Ich habe Schwierigkeiten heute noch mich abzugrenzen. Komme mit Emotionen schlecht klar, sind es meine, sind es die vom ggü. Mit meiner privaten Therapeutin bearbeite ich das Thema auch. Kannst Du näher darauf eingehen welche Sofortmaßnahmen auf der emotionalen Ebene Du getroffen hast. Ich habe gerade  das Gefühl ich hänge fest.
Vielen Dank

André
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 30.06.2020 18:12:33
Moin Fred,

danke für Deinen Einwand.
Erstmal habe ich bewußt 2 Jahre ohne Beziehung gelebt und Entscheidungen für mein Leben getroffen.
In Beziehungen jeglicher Art sind natürlich Kompromisse erforderlich. Wichtig ist dabei aber, daß ICH mich für die Beziehung entschieden habe, egal ob Partnerin, Freunde oder Arbeitgeber. Früher haben sich grundsätzlich die anderen für mich entschieden.
Und dann habe ich heute Grenzen die ich nicht überschreiten, da muss sich dann mein Arbeitgeber schon mal entscheiden ob es o. K. Ist das ich etwas nicht mache, oder ob er mich kündigt. Aus Angst vorm Tod begehen ich heute keinen Selbstmord mehr.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 30.06.2020 22:16:59
Moin Andre,

ich Versuche mal Deinen Frage nach den emotionalen Sofortmaßnahmen zumindest in den Anfängen zu beschreiben.
Zur Geldbeschaffung war ich skrupellos, ich konnte mich im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr im Spiegel anschauen.
Als ich dann meiner Verhaftung aus für mich unerklärlichen Gründen entging, schwor ich mir keine Straftaten mehr zu begehen. Ich spielte trotzdem noch weiter, nur war mein Geldnachschub deutlich ins stocken geraten. Ich stand vor meinem Selbstmord. In diesem Zustand bin ich in mein erstes Meeting gegangen.
Neben der wichtigen Erkenntnis, das ich nicht alleine bin, in dem Raum waren damals über 30 Leute, erlebte ich eine Menge AHA Erlebnisse. Was an dem Abend mit mir passiert ist läst sich am besten damit erklären, das mir sehr viel später mal klar wurde, das ich an diesem ersten abend die ersten 3 Schritte des 12 Schritteprogramms vollzogen habe. Wie gesagt ohne es zu wollen, ich kannte die Schritte ja praktisch nicht.

1. Schritt "Wir gaben zu, daß wir dem Spielen gegenüber machtlos sind - und unser Leben nicht mehr meistern konnten."
2. Schritt "Wir kamen zu dem Glauben, daß eine Macht, größer als wir selbst, uns unsere geistige Gesundheit wiedergeben kann."
3. Schritt "Wir faßten den Entschluß, unseren Willen und unser Leben der Sorge Gottes - wie wir ihn verstanden - anzuvertrauen."

Ich könnte jetzt Seiten über diese 3 Schritte schreiben, was Sie für mich bedeuten, in kurz form. Ich glaubte daran das auf mich da ein Leben wartet, ich führte ab sofort nicht nur ein straffreies sondern auch ein ehrliches Leben. Von da an begann mein Abenteuer, mein neues Leben, ich ging mit anderen Augen durch das Leben und probierte praktisch täglich Dinge aus, die ich immer schon mal machen wollte, mich aber nie traute. Eine wirklich tolle Zeit. Die nächsten 2 Jahre habe ich eine Menge "dummes Zeug" gemacht. Das hat mich stark geprägt.

Eine Freundin von mir sagte mal, wir Spieler würden immer etwas kindliches behalten. So ist es bei mir bis heute. Die neugier und die Begeisterung immer wieder neues Terrain zu erobern ist zwar heute etwas langsamer, aber doch ungebrochen.

Ich habe wirklich keinen Schimmer ob man überhaupt im Ansatz verstehen kann was ich sagen wollte. Meine Worte dafür sind leider eher beschränkt.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 11.08.2020 13:50:07
Guten Tag allerseits,

Wir haben am Freitag Besuch bekommen. Eine Freundin meiner Schwägerin. Sowas streßt mich immer, also wenn jemand hier ist, auch wenn ich sie eigentlich mag, ein angenehmer Mensch.
Ich bin ihr das erste Mal vor ein paar Jahren auf einem Festival begegnet, solche Großereignisse sind für mich nicht leicht zu überstehen, aber mit ihr hatte ich zumindest nie das Gefühl, nicht zu wissen, was ich sagen soll. Sowas ist selten. Sie hat von sich aus geredet, ohne daß es aufgesetzt wirkte, ohne daß ich das Gefühl hatte, sie würde irgendwas von mir 'erwarten'. Manchmal hat sie andere schon gefragt, warum ich zwischendurch ständig einfach 'weg' bin, aber man sagte ihr, daß das eben so sei, nichts los sei, keiner mich suchen gehen muß, und für sie war das dann okay.
Wir sehen uns aber eher selten, sie wohnt weiter weg. Sie baut grad ein Haus in einer ländlichen Gegend, und hat momentan ein wenig zu kämpfen, weil ihr Mann beruflich im Ausland ist, seit Ende Februar wegen Corona dort nicht ausreisen darf, und somit gerade alles an ihr hängt. Das belastet auch die Beziehung. Sie ist genervt, weil sie sich um alles kümmern muß, und er, weil er das gerne würde, aber nicht kann. Das verstehe ich ganz gut.
Wir saßen dann abends auf dem Balkon, und meine bessere Hälfte meinte "Nimm doch TAL mit, wenn du Hilfe brauchst. Der mag sowas gerne. Da hätte ich dann mal ein paar Tage meine Ruhe. Win-Win."
Ich fragte mich, was das soll. Nicht das Loswerden, den Witz hatte ich verstanden, sondern mich einfach mal 'auszuleihen', ohne mich zu fragen. Hallo? Ich stehe hier neben dir.
Sie sagte "Na, das nenne ich mal Harmonie. Ich mag euch, ihr seid entspannt. Aber glaubt mir, wenn es bei euch so wäre, wie bei uns, ihr würdet euch auch vermissen."
Ich "Ja, wahrscheinlich hast du recht. Ungewöhnliche Situationen, so wie im Moment, sind auf Dauer nie schön. So oder so."
"Ich hab genug davon. Aber he. Setz dich doch mal hier neben mich auf die Bank. Es macht mich irgendwie kirre, wenn du da stehst."
Ich setzte mich stattdessen auf den einzigen freien, kaputten Stuhl... zum zweiten Mal an diesem Abend.
"Ist irgendwas mit mir? Ich habe geduscht."
"Nein. Alles gut."
Meine Schwägerin sagte dann "Das darfst du nicht persönlich nehmen. Ist es nicht. Wirklich nicht. Es liegt nicht an dir, das ist bei allen so. Ich mußte mich auch erst dran gewöhnen. Ich wußte die ersten zwei Wochen, nachdem sie zusammenkamen, nichtmal, ob TAL überhaupt sprechen kann."
"Ah. Okay. Muß man ja nur wissen. Aber wie geht man damit um? Gibt man die Hand zur Begrüßung?"
"Ja, zum Beispiel. Vermeide einfach Nähe, das reicht. Wenn du es mal vergißt, ist auch nicht schlimm, du wirst es aber dann eben merken. Einfach immer im Hinterkopf behalten, daß das normal ist. Alles gut. Der einzige, der das ignoriert, ist meine Mutter. Sie drückt und umarmt TAL trotzdem."
"Oh. Ist das schlimm?"
"Nein. Da sie da auch keine Reaktion erwartet, läßt TAL das inzwischen einfach über sich ergehen. Sieht immer nur komisch aus."
"Das ist sicher nicht leicht. Sowas verbaut einem bestimmt auch vieles im Leben."

Das war das erste Mal, daß jemand direkt gefragt hat, und ich war verwundert über die Reaktion meiner Schwägerin, und auch die ihrer Freundin.
Das war definitiv keine angenehme Unterhaltung, sie wäre aber durchaus unangenehmer geworden, hätte ich es ihr erklären müssen. Ich hätte nicht gewußt, was ich sagen soll. Dabei war die (anscheinend allen bekannte) Tatsache, daß es nunmal so ist, völlig ausreichend.

Von dem Punkt an war es nicht mehr ganz so schwer, die Fragen zu beantworten, wie es für mich in der Schule war (meine Nichte wurde gestern eingeschult), oder wie ich mit bestimmten Alltagssituationen umgehe. Nicht detailliert, aber zu sagen "Ja, manchmal stehe ich mir da selbst im Weg."
Es gab kein "Verstehe ich nicht." oder "Mach doch einfach dies und das.", sondern nur ein nachdenklicher Blick, und die Aussage, daß 'sowas' sicher irgendwie belastend sein muß.
Oh nein. Ich weiß das ja, und stelle mich darauf ein. Ich kenne es ja nicht anders.

Ich lag dann später im Bett, während die da unten auf meinem Sofa schliefen, neben mir schnarchte jemand friedlich. Die ganze Zeit fragte ich mich, was das heute war... ob ich das nicht hätte verhindern können. Mußte meine Schwägerin, während ich danebensaß, über mich reden wie ein Hundebesitzer "Der macht manchmal komische Sachen, ist aber ein ganz Lieber." Wie das nun bitte 'wirkt'. Andererseits war es sachlich und vollkommen zutreffend, besser, als wenn ich es selbst versucht hätte. Ich wollte plötzlich eine rauchen, aber konnte nicht auf den Balkon. Dann wollte ich vor die Tür gehen, aber das hätte am Ende noch einer gehört und Fragen gestellt.
Irgendwann bin ich dann doch eingeschlafen.

Am nächsten Tag waren wir auf einer Gartenfeier. Prinzipiell ging das einigermaßen. Ich kenne die Leute schon ewig. Früher gab es Dosenbier, heute haben sie Häuser, kleine Kinder, und es gibt Veggieburger vom Luxusgrill.
Naja. Irgendwann wurde aber auch das seltsam. Ich bin nämlich nicht der Einzige, der da nicht den direkten Weg genommen hat. Jemand anders ist gerade dabei, zurück in die Spur zu finden. Nennen wir es mal eine 'steile Karriere', wenn auch in einem anderen Bereich.
Bei ihm kam allerdings irgendwann der Punkt, an dem er die Konsequenzen nicht mehr verheimlichen konnte. Jeder weiß es.
Er arbeitet bei einem Bekannten, der um seine Vergangenheit weiß, und mehrere Wohnungen und Häuser besitzt, in der Firma als Handwerker und Hausmeister. Nebenbei macht er oft Heimwerkerarbeiten im Bekanntenkreis.

An diesem Abend war er nicht da. Jemand fragte, wo er sei. Ein anderer meinte, er sei wahrscheinlich zu Hause eingeschlafen.
Die Frau des Bekannten, bei dem er angestellt ist, setzte daraufhin zu einer regelrechten Tirade an. Das Thema dabei ironischerweise: Verantwortung.

Die Kurzfassung ist, daß er gekündigt hatte (bzw. sie hatten ihm auf seine Bitte hin gekündigt), um LKW-Fahrer zu werden, da er so ja mehr verdient. Einen Führerschein hat er noch aus seiner Zeit bei der Freiwilligen Feuerwehr. Der Amtsarzt hat ihn in einem psychologischen Gutachten die Tauglichkeit bescheinigt, er hat die Eignungstests absolviert, um wieder fahren zu dürfen. Nun sucht er einen Job.
So weit, so normal.
Nein. Jetzt ging es los.
Sie wurde regelrecht wütend darüber. Das sei unverantwortlich, jemanden wie ihn einen LKW fahren zu lassen. Er sei nicht 'stabil'. Ob 'die' das denn nicht raffen würden. Was da alles passieren könne, er kann ja nichtmal auf sich selbst und seinen Körper achten. Letztens erst sei er fast von der Leiter gefallen, weil er nicht regelmäßig ißt. Seit ein paar Wochen hat er nun auch ein Auto, das ihm sein Onkel geschenkt hatte, schon das ginge ja eigentlich zu weit. Eine Gefahr für sich und andere. Wie könne man sowas Verantwortungsloses (sie benutzte dieses Wort recht inflationär, als ob es ihren Standpunkt besonders untermauern würde) machen?
Sie hoffe inständig, das ihm niemand eine Chance gibt, und sei es nur aufgrund seiner Vergangenheit. Das ginge nämlich absolut gar nicht!

Ich habe nichts gesagt, es geht mich nichts an. Aber ich mag diese Art von Bevormundung nicht. Von oben herab, daher fragte ich mich den ganzen Abend, ob sie das Recht hat, so zu urteilen. Sorgte sie sich tatsächlich um das Wohl Dritter, oder ging es um etwas Anderes, was ich nur nicht verstehe? Ich war jedenfalls irritiert, daß sie sich anmaßt, jemandem die Entscheidungsfreiheit abzusprechen, nur weil er manchmal Schwierigkeiten mit sich selbst hat. Gerade sowas ist dann doch eben unheimlich wichtig.

Aber naja... dann dachte ich... ich mag nicht fahren, eben weil ich weiß, daß ich nicht gut darin bin. Bis vor vier Jahren hatten wir nichtmal ein Auto. Ich hasse es, ganz besonders, wenn ich nicht allein im Auto sitze, tue es aber manchmal, wie an diesem Abend auch, weil ich sowieso nicht trinken würde, und meine bessere Hälfte es dann kann. Da sage ich mir dann... alles andere wäre irgendwie... unsinnig, auch wenn ich den ganzen Abend hoffe, daß ich doch nicht fahren muß, und daß ich keinen noch zusätzlich nach Hause bringen soll.
Was aber wäre, wenn ich es beruflich machen wollen würde? Wäre das auch 'verantwortungslos'? Niemand würde mir da derart reinreden, auch wenn die Situation eigentlich kaum anders wäre. Der Unterschied ist eben nur, daß es bei mir keiner weiß. Ist er eine Gefahr für andere? Ich wohl schon. Ja. Ich würde mir das zumindest selbst nicht zutrauen, und das hat ja seine Gründe...

Und trotzdem ist das meine Entscheidung. Oder seine. Jeder Fahrer trägt Verantwortung. Ein Risiko gibt es bei jedem. Nur weil ich gewisse Dinge nicht so kann wie Andere, heißt das nicht, daß man mich überall bevormunden und für mich denken muß. Ich kann das besser beurteilen als jeder Andere. Ich kann auch besser Sorge für mich tragen als jeder Andere. Für mich selbst ist es deshalb andererseits aber auch sehr wichtig, meine Grenzen zu kennen und einzuhalten. Eben weil sie 'ungewöhnlich' sind - und kein Anderer sie erkennen kann.

Also... unabhängig davon. Richtig oder Falsch. Gibt es das überhaupt? Wenn mir einer sagt, ich mache etwas falsch, tut er das ja nicht ohne Grund. Das kommt ja von irgendwoher.
Ich habe aber meine eigene Wahrheit, meine eigene Logik, ziehe meine eigenen Schlüsse... am Ende wird man sich, wenn überhaupt, sowieso erst 'einig', wenn sich die Erfahrungswerte decken. Der Mensch lernt ja nicht aus Erzählungen oder Vorträgen, sondern durch Ausprobieren. In meinem Fall ist das eher hinderlich, denn ich brauche immer sehr lange zum Lernen. Es dauert, bis etwas wirklich 'sitzt'.

Diesen Weg kann man aber eben nicht immer gehen. Manchmal muß ich eben Nein sagen, ohne es vorher auszuprobieren.
Wäre dies tatsächlich so ein Fall? Ja, für mich schon. Ich würde es schon von mir aus ausschließen.
Aber das gilt ja nicht automatisch für Andere.
Wir sind alle verschieden.
Wenn man sich das zutraut, ist das doch etwas Gutes. Oder nicht?

Sorry für den wirren Schwall. Das bedarf auch keiner Antwort. Dieses Wochenende spukt nur irgendwie in meinem Kopf rum.

Es ist eben, wie es ist. :)

Wünsche jedenfalls allen einen sonnigen Tag.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 11.08.2020 15:33:35
Hallo,

die Protagonisten suhlen sich im Schein des Lichtes, stellen sich von Ihrer besten Seite, es gibt keine Regie.
Sie versuchen zu strahlen, im Mittelpunkt zu sein...zu denken man glaubt ihnen.
Doch der Kameramann sieht alles, die Linsen der Kamera sind nicht zu überlisten, sie zeigen die hässlichen Fratzen.
Gesichter die Bände schreiben........

Doch erlischt der Scheinwerfer und der Kameramann packt seine Kamera weg, steht er vor humanen Wesen.
Und steckt nun mittendrin im "Zombieland" und aufpassen muss es , dass niemand nun ihn selbst filmt.
Doch wo sollte man sich auch nun verstecken ?
Es gäbe eh keinen sicheren Ort auf dieser Welt und selbst einst beim letzten Abendmahl des Herrn, waren Verleumder und Verräter anwesend.

So dann.....
...Ton an, Kamera läuft und Action... machen wir alle einen Film.

Und dies ist keine Antwort auf Deinen Beitrag TAL, es ist ein anderer "Film", aber das gleiche Genre.  :)
 
Liebe Grüße 
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 18.08.2020 23:05:07
Moinmoin,

Von Kuriositäten in sozialen Kontakten kann ich auch zur genüge berichten. Wenn ich mir die Spieler in den Foren so anschaue vermute ich das Defizite im sozialen für Spieler eher die Regel ist. Dazu kommt noch, daß ich oft denke, ich hätte wlWahrnehmungsstörungen. Ich sage völlig entspannt etwas liebevolles zu meiner Frau und sie blafft mich an, was ich sie so anschreien würde. Ich antworte irritiert, das ich sie nicht angeschrien hätte, da bestätigen es die Kinder. Das passiert mir so oder so ähnlich ständig. Darum ist es wohl er wahrscheinlich das meine Wahrnehmung trügt.
In vielen Bereichen habe ich mein Leben grundlegend geändert, im sozialen Miteinander kokettier ich jedoch nur zu gerne mit meinen "Mängeln". So bringt mich mein oft splieniges Verhalten mir doch oft Vorteile die ich nicht missen möchte.
Über mich sprechen, während ich dabei stehe traut sich wohl heute niemand mehr. Ich kenne soetwas von früher, tatsächlich habe ich damals ernsthaft überlegt ob die Person durch meine Hilfe einen "schweren Unfall" erleidet.
Soetwas löst bei mir tötungsphtasien aus. Es ist nicht sehr christlich, aber es ist so.

Die Gewalt in Belarus gegen die eigene Bevölkerung löst ähnliche Gefühle in mir aus, die Macht der Frauen mit Blumensträußen in den Armen die die Soldaten umarmen entfalten da eine ganz andere Macht.
Mit Aggressionen wäre nichts vergleichbares erreichbar.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 20.08.2020 00:41:10
Hallo,

negative Eigenschaften (Mängel,Makel) kann man event. nie endgültig verwerfen, müsste ja auch nicht unbedingt sein.
Doch dazu zu stehen, überhaupt sie zu erkennen, sich zu besinnen und dem entgegen zu wirken wäre ein guter Weg.

Arroganz, Überheblichkeit, Narzismus waren viele Jahre mein schlechter Begleiter,  erst über die Zeit  habe ich gelernt damit umzugehen.
Diese Dinge sind immer noch irgendwo ein Teil von mir, doch bleiben sie kaum noch für jemanden spürbar.
Ich entwickelte ein neues "Wertemepfinden", und zwar für meine Person selbst.
Kaum ist es mir möglich mich selbst zu definieren, ein gewaltiges Wirrwar.
So ist es aber ganz gut, dies bin nun einmal ich und kaum jemand sollte darunter Leiden.
Humane Prioritäten mögen mir schon immer wichtig gewesen sein, früher aber nur in meinem Herzen.
Heute aber auch spürbar in meinem Kopf, nur so kann man sie auch bewusst einsetzen.

Natürlich gelingt mir dies nicht immer, diese Stapfen sind zuweilen auch zu groß für mich.
So begehe ich immer noch Fehler, wahrscheinlich mehr als ich es denke.
Aber seit einigen Jahren ist keiner mehr dabei, den ich nicht wieder gut machen könnte.
Den Segen wird mir keiner dafür geben, so habe ich früher doch sehr gewütet.
Darum ist heute auch kaum noch Platz für Arroganz, Überheblichkeit oder Narzismus.


Und wer mich näher kennt, würde mir eh alles verzeihen.
Und siehe da, wieder ein kleiner Hauch von überheblicher Arroganz.  :)
So bin ich zuweilen hier gut aufgehoben, bei Menschen die von sich erzählen und nicht nur gutes.
Sondern so wie sie sind , was sie tun um etwas zu ändern und nicht blenden.

Liebe Grüße   

       
         
 
       

Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 22.08.2020 16:32:01
Moinmoin,

Marius Müller-Westernhagen sag einst:

"Deine mutter sagte: klaus, zieh dir bloß die schuhe aus
Und dein lehrer sagt, daß du fürs leben lernst
Doch das leben blieb dir fern"

Genau so fühlte ich mich, als ich hinaus in die Welt zog, fern vom Leben und vor allem keine Ahnung wie ich das hätte ändern können. Aber ich hatte ja das spielen, wozu etwas ändern...

Das ganze noch mit ein paar Depressionen garniert und es gab einen explosiven Cocktail. Arroganz, Überheblichkeit und Narzissmus haben kein Platz mehr, warum auch, was hat es mir gebracht. Da wäre nur eines........hihi.....

Immer wenn ich auf Dummheit und Inkompetenz stoße, dann pflege ich einen meiner Mängel.......

Da geht es mir dann genauso wie den Harald aus Berlin auf seine Bank, er spricht mir sooft aus dem  Herzen.

Es feht mir in diesen Momenten an Demut. Ich habe allen Grund demütig zu sein, hey, ich Lebe und dann habe ich auch noch ein phantastisches Leben, mehr als ich je erhoffen durfte, verdient habe ich das schon gar nicht.

Zu verdanken habe ich das alles tatsächlich der Spielsucht, oder viel mehr ich habe es dem Weg dort hinaus zu verdanken. Es gibt für mich keine "Runden Ecken" mehr. Ich mache keine schrägen Kompromisse mehr, ich habe von Anfang an ein pralles Leben geführt, habe verrückte Dinge gemacht, bin hohe Risiken eingegangen (Im Leben, nicht im Spielen). Jetzt bin ich schon über 30 Jahre auf diesen Weg, und vieles ist ruhiger geworden, ich ernte tatsächlich in vielen Bereichen auch die Früchte meine Saat. Ich suche mir aber nach wie vor immer neues und gehe da mit 100% rein. Wie Du Jacky im nachbarthread geschrieben hast, halbherzig geht nichts, für mich als Spieler nicht. Entweder ganz oder gar nicht. Ich will kein wischiwaschi mehr. Was heist ich will, ich kann es nicht mehr. Ein Leben auf der Warmhalteplatte führt mich unweigerlich in die Sucht. Ich habe nur dieses eine und da gehe ich voll rein. Heutzutage ist das meistens nicht mehr sooo aufregend wie in meiner Anfangszeit, wo ich die Weichen für mein Leben neu stellte, Toll anhören tut sich das schon gar nicht. Aber jeden Tag Klavier üben, mich freuen auf den Winter und die Eisbäder, vor allem es auch regelmäßig tun. Mit 100 % und perfekt vorbereitet in eine Gehaltsverhandlung, ja was ist das schon, für mich ist das mein Leben und ich bin immer wieder überrascht was das mit mir macht, was das für Auswirkungen das auf mein Wohlbefinden, meinen Schlaf, meine Träume meine kaum noch vorhandenen Depressionen hat. Über jedes dieser drei kleinen Dinge die ich eben genannt habe könnte ich ein ganzes Buch schreiben, kurz es ist mein Leben und ich nehme es mir mit beiden Händen (mein Lieblingsspruch). Alles andere ist für mich nicht mehr möglich.

Weil ich das alles erfahren durfte, schreibe ich hier, ich wünsche mir sehr das auch andere Spieler die riesige Chance sehen, die die Sucht bietet. Mit Hilfe der SHG in die Lage zu kommen sich selbst schonungslos anzuschauen, wie ich wirklich bin, und sich dann auf genau meinen Lebensweg zu machen, ein fantastisches Abenteuer.

Natürlich kann man auch aufhören zu spielen und sein Leben mehr schlecht als recht weiterleben wie bisher, nur, Warum sollte jemand so blöd sein das zu tun.

Taro

Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 24.08.2020 23:03:05
Hallo Harald,

Du magst keine Besserwisser und Oberlehrer, ja dann nur für Dich.... :)

Du hast nun diesen Weg gewählt so zu schreiben, ob nun eine schützende Fassade oder einfach Dein Naturell........
Verantwortlich für sein Leben zu sein beinhaltet nicht nur gerade zustehen für alles was man so anstellt.
Sondern schon vorbeugend dafür zu sorgen, dass diese Verantwortung dann auch zu tragen wäre.
Da ist es doch nicht ausreichend sich halt unter einen Scheffel zu stellen und sich irgendwo selbst zu degradieren.

Und einen "Kalenderspruch" habe ich auch noch.  :)

Mache Dich klein, aber nicht gemein.
Zitat: Unbekannt

Und diesen kurzen Beitrag habe ich geschrieben nicht aus Demut, sondern aus Respekt!
Vor Dir Harald.

Grüß Dich

 
   
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 25.08.2020 13:26:32
Moin Jacky,

ich möchte Dir au Deinen Beitrag in Medeas Thread antworten, möchte den Thread aber auch nicht Themenfremd abschweifen. "Nie sagte Dir jemand das Du selber Schuld an Deinen Gefühlen seist in der Depression. So habe ich Deinen Satz drüben verstanden. Nein Schuld ist niemand daran, aber, und daher schreibe ich es hier, verantwortlich. Ich habe mich tatsächlich nur oberflächlich mit den Stoffwechselerklärungen und ähnlichem auseindergesetz  was die Schulmedzin dazu zu schreiben hat. Weil ich mir sicher bin, das es ein Irrweg ist.
Mir hat auch mal ein Arzt gesagt, das ich wahnsinnig sei  meine Depression nicht Medikentös behandeln zu lassen. Das ich es überlebt habe war sicher auch etwas Glück. Aber eines wußte ich schon vom ersten Tag, wenn ich spiele, habe ich keine Depression. Wenn den doch der unbeeinflussbare Stoffwechsel schuld daran ist  wie kann dann ein bißchen Spielen und etwas Dopamin un endofin so etwas bewirken.
Später erfuhr ich  als ich in einer Depression aufs Meer raussurfte um zu sterben, das ich in dem Moment wo ich begann um mein Leben zu kämpfen die Depression verflogen war.
Ein Bungeesprung hat sicher einen ähnlichen Effekt, das flüchtige Adrenalin führt mich schnell in eine kurzzeitige Glückseligkeit. Wie auch 3 Minuten im ausgetreten Zustand die Luft anhalten oder ins Eiswasser gehen.

Nun sicher alles kurzfristige hilfsmittelchen. Bei Surfen auch Lebensgefährlich. Aber doch erreichen Sie etwas, was eigentlich nicht möglich sein soll, oder nur mit Medikamenten.
Wenn mein Körper also dazu in der Lage ist, warum soll mein Depressiver Zustand eine Fehlfunktion sein. Warum gleicht mein Körper es nicht einfach aus, er kann es ja?

Meine Erfahrung ist, die Depression ist keine Fehlfunktion, Sie ist ein Warnsignal für mich. Mein Körper sagt, bis hierher und nicht weiter.
Um da ran zu kommen musste ich mich erstmal verstehen. Das hat sicher einige Jahre gedauert, mit Hilf der SHG ging es aber Schritt für Schritt. Und dann brauchte ich den Mut  die Dinge zu ändern denen ich mich ja schon als nicht änderbar ergeben hatte.
Und zuletzt brauche ich eine gute Beobachtung meiner Selbst.Es hört sich bekloppt an, aber wenn ich Dinge mache die ich besser nicht machen sollte bescheisse ich mich selbst und dann auch so, das es nur schwer für mich durchschaubar ist.
In aller Vorsicht, ich habe tatsächlich Angst das es mir eines besseren belehrt, kann ich sagen das die Depression nur noch wenig Angriffsfläche bei mir hat.

Das alles, wie auch beim Spielen ist das ausschließlich meine Geschichte. Ich habe Freunde, die in Depressionen es kaum vom Bett zum Wasserhahn oder zur Toilette schaffen. So war es bei mir nie. Aber doch bin ich mir sicher  das einige meiner Ergahrungen grundsätzlich so sind, von der Schulmedzin jedoch wenig beachtet.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 25.08.2020 21:31:34
Hallo Taro,

wie bei allen Erkrankungen ist auch bei Depressionen der Verlauf bei jedem etwas verschieden.
Extreme Störungen können schon vorkommen, in einem tiefen Bereich auch mit starken Wahrnehmungsstörungen.
Dies führt bei einigen zu einer starken Behandlung bis hin zu einer von dritten erzwungenen Einweisung in eine Klinik.
Bei mir findet die depressive Phase periodisch statt, quasi kann ich sie auf dem Kalender im voraus eintragen und zwar für mein ganzes Leben.
Auch steckt schon eine Menge an Energie darin und nicht nur von mir,um damit leben zu können/müssen/wollen/dürfen.
Somit gehe ich verantwortlich damit um, soweit es eben nur möglich.         

Wenn ich Motorrad fahre bin ich zwar nicht frei von negativen Emotionen, doch findet ein angenehmer Ausgleich statt.
Selbstredend auch bei anderen Aktivitäten und Du weißt dass ich selbst auch Deine Erfahrungen gemacht habe. 
Natürlich ist es nicht möglich jeden Tag mit einem Seil am Fuß von einer Brücke zu springen, mit dem Motorrad zu rasen oder unter dem Eis zu tauchen.
Doch schon alleine solch ein Vorhaben zu planen und darauf hinzufiebern, entspannt einen depressiven Druck.
Mit dem jeweils Erlebten dann in Erinnerung...unbezahlbar. 

Auch für einen depressiv erkrankten Menschen gilt, er muss sich bewegen und wenn auch noch so schwer für ihn. 

Grüß Dich


 
 
 
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 30.08.2020 11:13:30
Hoi,

Wenn das Licht ausgeht, ist man immer allein. Genau mit diesen Momenten steht und fällt so vieles bei mir. Nicht die Bühnenkünstler um mich rum sind entscheidend, sondern nur ich. Sie sind allenfalls Statisten. Das eigentliche Theater hab ich dann im Kopf.

Ich habe es oft, daß Leute über mich in der dritten Person sprechen, als sei ich gar nicht da. Das finde ich aber gar nicht weiter schlimm, so muß ich mich nicht an dem Gespräch beteiligen. Ist mir letztens erst wieder aufgefallen, als wir mit der Schwiegerfamilie an der Ostsee waren. Volle Hütte, und ich hatte anscheinend mal wieder abgeschaltet.
Das Einzige, was mich stört, ist, wenn jemand über meinen Kopf hinweg entscheidet, ich könne ja dies und das für jemanden tun, weil ich zu dem Zeitpunkt grad Zeit habe, oder weil ich das ja 'mag' (was ja durchaus zutreffen mag, aber immernoch meine Entscheidung ist). Tötungsphantasien habe ich dann nicht, nur eine leichte Wut im Bauch. Als sei ich irgendwie ein Gegenstand.

Meine Wahrnehmung ist manchmal etwas verzögert. Ich neige dazu, mit mir selbst zu sprechen. Nicht in Form einer imaginären Unterhaltung mit einer anderen Person, sondern eher ein versehentliches lautes Aussprechen eines Gedankens. Es sind meist kurze Sätze (und eigentlich imner negative) wie "Was für ein Schwachsinn." oder "Nee, danke." In dem Moment, in dem das passiert, bemerke ich es dann auch - den Bruchteil einer Sekunde zu spät.
Meist steht das Gesagte auch in keinem Zusammenhang mit dem, was ich gerade gedacht oder getan habe, sondern ist völlig willkürlich, und es kommt deutlich öfter vor, wenn ich innerlich unsicher oder gestreßt bin, oder mich mal wieder über mich selbst ärgere, weil ich irgendwas verbockt habe.

Auch das ist aber etwas, was keinen mehr wirklich wundert.
"Hast du was gesagt?"
"Nee. Das ging wohl an mich selbst."
"Ah. Okay. Du weißt ja... Sorgen mußt du dir erst machen, wenn da drin mal jemand antwortet."

Das größte Problem daran ist gar nicht mal der Umgang anderer damit, ich kann mich da wirklich nicht beschweren. Sie sehen meist einfach darüber hinweg. Aber ja, schwierig kann es manchmal zu Hause werden, wenn zwei Personen versuchen, auf einen Nenner zu kommen, aber irgendwie nicht dieselbe Sprache sprechen, weil jeder die Reaktionen (teilweise wahrscheinlich auch die eigenen, daran hatte ich bisher noch gar nicht gedacht) anders einschätzt. Das kommt aus heiterem Himmel. So oder so. Ich habe keine Chance. Irgendwas muß ja los sein. Basta. Das kann schon manchmal frustrieren, und sich regelrecht festfahren. Ich möchte dann am liebsten nur weglaufen... was alles noch schlimmer machen würde. Also stehe ich da, und höre es mir schweigend an, was mein Gegenüber dann irgendwie in der (völlig absurden) Fehlinterpretation bestärkt. Oh Gott, wie ich das hasse.
Aber ich bin dennoch dankbar dafür, daß ich so normal leben kann, wie es eben geht, da will ich mich gar nicht beschweren.

Diese sinnlosen Ängste vor für mich 'unkontrollierbaren' Situationen sind sehr viel nerviger, sie beeinträchtigen mich tatsächlich deutlich mehr, als andere Menschen es jemals könnten. Und das paradoxerweise, obwohl sie meist mit 'ihnen' zu tun haben. Wobei Ängste nichtmal das richtige Wort ist, eher eine unerträgliche innere Anspannung, das ist schwer zu beschreiben.

Menschen sind mir einerseits vollkommen egal, andererseits macht mich ihre Anwesenheit nervös. Die Vorstellung, eine Stunde in einem vollen Raum sitzen zu müssen, ist für mich ein Horrorszenario. Ich male mir tatsächlich beim Betreten des Raumes aus, wo die Wahrscheinlichkeit, daß jemand sich neben mich setzt, am Geringsten ist. Mit Köpfhörern davorzustehen hilft, nicht angesprochen zu werden, selbst wenn ich gar keine Musik anhabe. Es ist dann am einfachsten, wenn ich den Raum zuletzt betrete - und ich sorge im Vorfeld dafür, daß es so ist. Damit habe ich den besten Einfluß darauf, wie gut oder schlecht sich die nächste Stunde (oder wie lange auch immer) für mich aushalten läßt. Ich spiele diese Szenarien im Kopf schon lange vorher durch. Das ist schon irgendwie... krank.
Mir ist es auch wurscht, ob mich jemand mag oder nicht, und was er von mir hält. Seine Meinung, egal zu welchem Thema, interessiert mich nicht - und trotzdem kann ich mir stundenlang den Kopf darüber zerbrechen, wie etwas gerade rüberkam, oder ob das, was ich grad gesagt oder getan habe, 'normal' ist.

Das macht überhaupt keinen Sinn!
Und doch ist es so. Und das war es auch schon immer, wenn ich ehrlich bin. Ja, zu einem gewissen Grad wahrscheinlich auch 'vorher' schon. Es geht nicht ums Dazugehören oder Integriert-Werden, sondern um das Gegenteil, ich möchte nicht bemerkt werden; es schnell hinter mich bringen, indem ich eben nicht auffalle.
Menschen machen mir Angst, wenn sie mich 'bemerken', denn Smalltalken zu müssen verursacht ein extremes Unwohlsein, das darauf manchmal folgende peinliche Schweigen noch viel mehr. Ich möchte am liebsten weglaufen. Ganz besonders, wenn ich etwas von ihnen will, denn dann läßt es sich nicht vermeiden, auf mich aufmerksam zu machen.

Aber ja, es hat auch seine Vorteile, der komische Kauz zu sein, die 'Narrenfreiheit' möchte ich nicht missen. Ich kann Dinge sagen oder tun, die andere nicht tun wollen oder würden, weil ich eben so bin.

Was André kürzlich geschrieben hat, das war ein sehr schöner und glasklarer Beitrag, der mir aus der Seele spricht. Ja, verdammt, all das ist unumgänglich. Vieles davon ist zum Glück auch kein Problem mehr - zu anderen Dingen wiederum muß ich mich immernoch zwingen. Ich weiß, daß ich zur Not da 'durchmuß', aber meide sie trotzdem, so gut ich kann. Nach wie vor. Fortschritt sieht anders aus.
Negative Eigenschaften habe ich zuhauf, das würde den Rahmen sprengen... und ich denke, daß da sicher auch noch ein paar weitere sein dürften, derer ich mir selbst nichtmal bewußt bin.
Ein 'guter Mensch' bin ich sicher nicht. Ich kann nur versuchen, es besser zu machen. Nicht nur für Andere, sondern auch für mich selbst. Das ist das Schwierige dabei. Es erfordert manchmal viel Energie, gegen meinen inneren Schweinehund anzukommen, die ich leider nicht immer aufbringen kann.

Ich wünsche einen sonnigen Sonntag.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 06.09.2020 09:39:06
Zitat von: Taro am 29.08.2020 18:30:49
Ich als Spieler schäme mich noch heute für die Dinge die ich getan habe. In der Kirche singen wir oft eine Stophe: "Herr, Danke das Du mich kennst und trotzdem liebst" . Da bekomme ich immer einen Klos im Hals

Nach der Antwort von Fred ist der Thread von Hanna mal wieder gesperrt worden. Darum antworte ich hier in meinem Thread.
Mit der Aussage mache ich mich nicht schlecht, im Gegenteil. Es ist das absolut schönste was mir je passiert ist.
Ich bin zutiefst davon übezeugt, das diese Strophe für jeden Menschen ausnahmslos zutrifft. Darum sind wir Menschen. Sicher gibt es viele Menschen die sich das noch nie angeschaut haben, aber deswegen ist die Aussage nicht weniger richtig.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 06.09.2020 13:06:34
Hallo Taro,

Hanna änderte Ihren Beitrag und ersetzte ihn durch Satzzeichen.
Unsere Antworten stehen dort in der Luft, sie waren dort für Sie bestimmt.
Im dortigen Thread weiter zu schreiben gäbe keinen Sinn, Du hast aber nun einen guten Weg gefunden Dein Anliegen noch einmal darzustellen.
Und jeder gewillte Leser kann dies nun auch finden.

Hilfe zur Selbsthilfe funktioniert nur bei Anwesenheit des Fragestellers liebe Hanna.
Auf diesem Wege alles gute für Dich.

Liebe Grüße

     
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: medea888 am 08.09.2020 15:41:11
Hallo,

lange hab ich in diesem Thread gelesen, er ist mein allerliebster von allen. Weil er soviele Facetten von menschlichem Sein und Unsein hat.
Dennoch immer wieder bin ich nur über den Titel gestolpert. Und der bewegt mich - verantwortlich sein!
Offen gestanden, habe ich nie die Schuld an meiner Sucht oder an meinem Leben bei irgendwas anderem als bei mir gesucht. Ich bin ganz alleine für mein Leben und meine Entscheidungen verantwortlich und muss mit den Konsequenzen leben.
Ich bin eher sogar der Typ, der immer die Schuld bei sich sucht. In Lebenslagen, wo das keiner erwartet. Bekommen wir Besuch und ich habe mir überlegt irgendwo hinzugehen, sei es Essen oder was anderes und irgendwie ist es dann dort doof - dann fühle ich mich persönlich mies deswegen, weil ich hab ja vorgeschlagen( keinesfalls entschieden) dorthin zu gehen.
Das ist für mein Umfeld oft anstrengend, da höre ich oft von meinem Lieben - man zieh Dir den Schuh doch nicht an, ist doch nicht Deine Schuld.
Ich glaube diese Eigenschaft ist eine Bürde und ein Geschenk zugleich. Mich verantwortlich zu fühlen für andere Menschen macht mich aus. Die Frage, die ich mir nur manchmal stelle ist inwieweit ich mich darin manchmal selbst verliere - Taro hat das vor einigen Tagen dazu geschrieben, dass er niemanden mehr gerecht oder es recht machen wollte, sich nicht mehr jeden Schuh anziehen.
Ich hoffe, dass ich das in dem Prozess, den ich jetzt gehe lernen werde. Verantwortlich für mich zu sein und mit meinen eigenen Konsequenzen besser umzugehen.
Ein etwas wirrer Beitrag :) aber das schöne ist, das man das hier sein kann.
Eure Medea
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 09.09.2020 23:48:33
Die Facetten und da noch wieder die Nuancen sind so schwer zu beschreiben.
Es ist für mich wichtig, daß ich mir von anderen keinen Schuh mehr anziehen lasse, ich selber ziehe mir noch mehr als genug Schuhe an. Das heißt, für ein von mir vorgeschlagenes Restaurant fühle ich mich auch verantwortlich wenn es schlecht ist. Sagt aber ein Gast zu mir, was hast Du da für einen Schrott für uns ausgesucht, dann ziehe ich mir den Schuh nicht an. Niemand kann für mich die Nuancen so gut erklären wie Tal, mir fehlen da oft die Worte.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 13.09.2020 22:12:16
Moinmoin,

dieses Wochenende ist das Deutschlandtreffen der GA. Nicht zuletzt wegen Corona bin ich nicht dabei. Im Vorfeld sind Hygieneregeln erstellt worden. Wie es dieses Jahr dann tatsächlich ist, weiß ich nicht. Auf jeden Fall sind bei diesen Treffen gerade die Meetings am Anfang und Ende mit 70 - 100 Leuten in einem Raum und die herzlichen Begegnungen mit den einzelnen Freunden besonders. Ich als Spieler in einer Gemeinschaft unter anderen Spielern ist ein unglaubliches Erlebnis. Gerade dieses Gefühl bedingungslos liebevoll aufgenommen zu sein, und dazuzugehören ist eine riesige Energie die gerade am Anfang wenn finanziell nichts mehr geht.

Auch in den Meetings hat Corona seine Auswirkungen hinterlassen. Sie durften eine Zeit nicht in den Gruppenräumen statt finden. In meiner Gruppe haben wir die Meetings im Gemeindegarten abgehalten. Die Freunde die neu ins Meeting gekommen waren, sind leider alle weg geblieben.

Für mich war es am Anfang sehr wichtig, zu erfassen das ich nicht allein bin mit meine Gedanken, Gefühlen und meinem Spielverhalten. Ein einsamer Wolf war ich schon lange, jetzt teil einer Gemeinschaft zu sein, wo es nicht darum ging, wer höher, größer oder weiter ist, wo ich einfach sein konnte, mich keiner wegbeißen wollte.

Ich hoffe das wir uns bald wieder ohne Hygieneregeln treffen können, sonst bricht etwas weg, was nicht ersetzbar ist.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 22.09.2020 15:09:28
Hallo Taro,

mhhh... da hab ich grad mal drüber nachgedacht. Ich verstehe schon, daß du etwas vermißt, und auch, warum. Ich selbst kann aber nur wenig damit anfangen, auch wenn ich mir manchmal wünsche, ich könnte das. Da frage ich mich dann mal wieder, was bei mir genau 'schiefläuft'.

Ich war als Kind schon ein Eigenbrötler. Still, unsicher und, zwar nicht unbedingt ängstlich, aber extrem schüchtern. Am liebsten war es mir, wenn mich gar keiner bemerkte.
Ja, später schlug es dann um in einsam und unverstanden hinter einer Fassade aus "Was kümmert mich die Welt?". Ich schrieb es kürzlich erst jemandem... In Wirklichkeit scherten sich meine 'Freunde' einen Dreck um mich, und ja, auch umgekehrt. Wir gaben uns da gegenseitig nichts. Scheißegal. Ich wollte es aber auch genau so, und nicht anders.
Mein ganzes Leben lang sah es so aus. Nicht unbedingt in dem Ausmaß, aber falsche Freunde hatte ich auch in meiner Jugend schon, und wußte das auch. Die meisten von ihnen mochte ich nichtmal. Insofern war mir das egal. Es beruhte auf Gegenseitigkeit. Macht euer Ding, ich mach meins. Das war am 'sichersten' für mich.
Diejenigen, die ich tatsächlich irgendwie mochte... nun ja... sagen wir mal, daß ich damit übelst auf die Nase geflogen bin.

Es waren also nie die falschen Freunde, die mir 'schadeten', sondern dann die eine Handvoll, von denen ich tatsächlich dachte, es wären sogar mal die Richtigen. Wie konnte ich das ernsthaft glauben? Denn das geht ja nunmal bei mir nicht. Wer will das schon? Das war leider trotzdem sehr... verletzend. Ich möchte das nie wieder erleben. Und den kleinen Rest, der blieb, habe ich dann später selbst vergrault.
Inzwischen weiß ich aber zumindest, daß das an mir liegt. Es ist mit Sicherheit nicht einfach, mit mir 'befreundet' zu sein. Ich mach mir da auch nichts vor: Ohne meine bessere Hälfte hätte ich so gut wie gar kein Sozialleben. Und selbst das ist mir manchmal noch zuviel.

Freundschaft hatte für mich nichts mit 'Dazugehören' zu tun, wie man es öfter hört. Also dieses Gemeinschaftsgefühl, Teil von etwas zu sein, nicht allein zu sein. Ich hatte immer Freunde, die keine waren, damit mir Leute, die mich nicht interessierten, keine unangenehmen Fragen stellten.
Heute verzichte ich darauf. Ich bin lieber mit mir allein, als so zu tun, als ob, damit keiner glaubt, ich sei 'seltsam'.

Teil von etwas zu sein klingt komisch. Woran macht man das fest? Ich empfinde es als angenehm, einfach nur akzeptiert zu werden, wie ich bin. Ohne viele Worte. Ich denke aber, das ist angesichts meiner Art wohl manchmal schon sehr viel verlangt, von daher versuche ich lieber, irgendwelche Feiern etc. von Vorneherein zu vermeiden.
Insofern ist das irgendwie das genaue Gegenteil... um mich wohlfühlen zu können, dürfen die Menschen eben nicht wollen, daß ich ein Teil von ihnen bin.

Es liegt nicht an den Anderen, sondern an mir, ich möchte gar nicht dazugehören. Das macht es leider gelegentlich etwas schwierig, nicht nur im Bezug auf räumliche Nähe.
Ich bin gewöhnungsbedürftig. Bei Menschen, die mich länger kennen, funktioniert das irgendwann auch ganz gut, aber gerade am Anfang ist es immer sehr schwierig.
Manchmal läßt es sich aber nicht vermeiden, zum Beispiel bei einem neuen Arbeitsplatz oder so. Oh mein Gott, ich hasse es. Da bin ich innerlich angespannt, tage-, manchmal wochenlang. Weil ich die Situation einfach nicht einschätzen kann. Das macht mich fertig, ich will einfach nur nach Hause. Es interessiert mich gar nicht. Laßt mich in Ruhe, ich bin gar nicht da! Muß ich aber ja sein... irgendwie. Ungeheuer anstrengend.
Das merke ich sogar körperlich, so lächerlich es klingt. Ich habe mir schon viel verbaut im Leben deswegen. Bin irgendwo gleich wieder raus, oder gar nicht erst rein, weil ich da nicht 'durch' wollte.

Meine bessere Hälfte hat inzwischen natürlich auch schon bemerkt, daß mir sowas unangenehm ist. Manchmal witzeln wir sogar darüber "Oh. Ein großes Gebäude, da sind sicher viele Leute drin, bist du sicher, daß wir da ohne Tarnanzug reinkönnen?"
"Ich mache einfach die Augen zu, dann sieht mich ja keiner. Hilft bei Kindern auch. Geh vor, ich brauch dann einen Blindenhund."
Das heißt nicht, daß ich da 'verstanden' werde, es wird aber schon respektiert. Meistens jedenfalls.

Wenn ich weiß, wie die Leute um mich herum 'ticken', dann kann ich auch abschalten. Ich verstehe es zwar nicht immer, aber ich kenne die Dynamik. Und sie kennen mich, also nehmen sie mir das nicht übel. Zu Beginn ist es aber immer eine Flut von Eindrücken, die ich nicht verarbeitet bekomme. Ich wirke zwar äußerlich immernoch wie eine Schildkröte auf Valium, mein Kopf schlägt aber innerlich Purzelbäume. Nichts triggert meinen Fluchtinstinkt mehr, als ein Raum voller Menschen. Jetzt keine 'Fremden', wie zum Beispiel die Nachbartische in einem überfüllten Restaurant, sondern Leute, die irgendwie, temporär oder dauerhaft, zu irgendeiner Art Gruppe gehören... mit mir mittendrin. Für mich wäre also so ein Treffen die absolute Horrorvorstellung, selbst wenn man die eigentlichen Hintergründe außen vorlassen würde.

Ich weiß nicht, woran das liegt. Es war aber irgendwie schon immer so. Und ja, ich frage mich oft, warum das so ist.
Ich habe gelernt, damit zu leben, daß auch das eben einfach zu meinen 'Grenzen' dazugehört.

Mhhh... auch nicht schlecht... ich habe Urlaub, sitze auf dem Sofa, und sinniere über meine soziale Inkompetenz.
Ich werd mich lieber mal nützlich machen, und schnell einkaufen gehen.

Euch einen angenehmen Nachmittag. :)
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 22.09.2020 22:27:38
Hallo,

früher, als ich unter vielen Menschen war in einer Halle, Stadion oder sonst wo....
Und wenn es 100 000 tausend waren, jene die ich dann davon näher kennen lernte waren ausnahmslos Irre!
So war es eigentlich immer, nur mit dem Unterschied dass in einem kleinen Kreis von Leuten ich erst gar keinen näher kennen lernte, wenn kein Irrer dabei war!
Die waren sonst überall und es war wie ein Magnetismus, anziehend und irgendwo immer vertraut.

Heute in ähnlichen Situationen....
Es ist verrückt, plötzlich sind die ganzen Irren verschwunden und es geht sogar noch weiter, treffe ich einmal einstige Irre von früher, sind die plötzlich normal geworden.

Und es ist mir absolut egal wie ich auf andere Wirke, kaum werde ich mich einmal rechtfertigen wegen meines Wesens.
Und wenn alle Irren einmal aussterben, ich versuche weiterhin daran festzuhalten.  :)   
Gelingt aber anscheinend kaum noch, wie ja in diesem Beitrag zu erkennen.     

Ein gutes Zeichen, Wahrnehmungen in einem ehemaligen Suchtverhalten sind oft nur Illusionen.
Die Welt drehte sich nicht um mich, ich blieb nur stehen.
Keiner hats bemerkt und ich dachte sie sind alle "Irre". 


Liebe Grüße
   

     
 
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 25.09.2020 22:55:53
Moin moin,

ich hatte aufgrund vieler Verletzungen mich in meiner Mupfel eingeschlossen, war mir sicher ich lasse nie wieder zu das mich jemand so verletzt, wollte mich also nicht mehr öffnen. Beim spielen fühlte ich mich sicher. Sich vor Verletzungen zu schützen und zu spielen ist beides ein  Weg vom Leben weg. Da ich mein Leben wieder haben wollte, musste ich vom spielen und vom abkapseln lassen.

Ich riskieren in Beziehungen zu Menschen wieder das ich verletzt werde, weil ich mich ganz reingebe. Ich habe keine Angst zu sterben, ich habe heute Angst nicht zu leben. Als Spieler habe ich viele Jahre als Untoter verbracht. Heute lebe ich jeden Tag mit allem was ich habe.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: MiLu am 25.09.2020 23:22:59
Hallo zusammen,

ein schöner Text von Taro, um mal wieder zu schreiben...

Kennen wir das nicht alle, ob Spieler oder Angehöriger oder wie immer man auch die Flucht aus Unsicherheiten nennen mag?! Ich denke: ja!
Wichtig ist es doch zu erkennen, dass jeder Defizite, schlechte Erfahrungen, Ängste und auch Gefühle und Wohlwollen, hat. Bloß, was macht man damit? Erleben, spüren, leiden und auch lernen.... zum Leben gehört alles! Jedoch sollte jeder bei sich anfangen! Spieler, die durch das Spielen fliehen und Angehörige, die durch das Gutreden flüchten... alles nur ein Spiel! Das ist die Gemeinsamkeit aller, lediglich durch verschiedene Instrumente. So lange man sich nicht selbst für sich gerade machen kann, so lange wird sich nichts verändern! Empathie ist gut, nur so lange kein Eigenbezug exisiert, wird keiner jemanden helfen können. Helft euch zunächst selbst und schaut nicht nach Ursachen von anderen. Die spielen eigentlich keine Rolle, sondern liefen lediglich Begründungen hierfür.... und aus jenen kann man begreifen und lernen.
Kann, muss aber nicht!

Liebe Grüße

MiLu
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 28.09.2020 01:49:41
Hallo ihr,

als ich MiLu's Beitrag las, war das erste, was ich dachte "Nein, das habe ich doch gar nicht so gemeint!".
Da macht sich bei mir dann eine gewisse Resignation breit "Ich habe doch nie geschrieben, andere wären Schuld. Das sind sie nicht, die können doch gar nichts dafür, das weiß ich doch auch. Ich tu doch schon, was ich kann, und versuche, immer zuerst bei mir zu gucken."
Also dachte ich mir, ich lasse es lieber.

Aber jeder Mensch nimmt das Gesagte (oder Nicht-Gesagte) anders auf. Das Gefühl, vermeintlich 'mißverstanden' zu werden - meist kommt es ja erst mit dem 'Mißverständnis' an sich. Nicht genau zu wissen, was ich eigentlich 'habe', weil ich gar nicht weiß, was der andere glaubt, das los sei. Wo eigentlich nie ein Problem war, ist plötzlich eins - ich weiß nur nicht, welches.
So ist es bei mir zu Hause manchmal. Ich halte dann den Mund, in der Hoffnung, daß es bald vorbeigeht. An der Stelle endet es dort für mich, da ich nicht will, daß es in eine sinnlose Diskussion ausartet.
Vorerst (also gestern) war das hier auch so, ich dachte mir, was soll's... laß es so stehen, ist einfacher.

Hier ist es natürlich nicht so extrem, ich bin einfach nur verwirrt... aber die erste Reaktion ist dieselbe... ich bin irritiert ("Wir kommt derjenige denn auf sowas?"), und dann etwas frustriert, weil ich mich 'unverstanden' fühle, und weil meine Kommunikationsskills nicht ausreichend sind, um zu vermitteln, warum. Wenn ich mich mißverstanden fühle, hat es hat hier aber eben den Vorteil, daß ich es zur Not auch erstmal sackenlassen kann.
Und da sind wir dann ja genau an dem Punkt, den MiLu angesprochen hat... ich muß bei mir selber gucken, um 'verstehen' zu lernen. Und es ist mir ja selbst nicht möglich, von 'außen' zu gucken. Da drehe ich mich dann im Kreis - weil mir die richtige Perspektive fehlt.
- Ich bin irgendwo einfach stehengeblieben, während alle anderen sich stets weiterentwickelt haben.
- Ich verbaue mir nach wie vor selbst die Möglichkeit, dazuzulernen, weil ich mich nicht traue, mich darauf einzulassen - in dem Punkt hat sich also nicht viel geändert.
- Ich muß mich zuallererst selber aushalten können, wissen, was ich überhaupt möchte - und dies auch einfordern, um überhaupt irgendwie von Nutzen zu sein.
Natürlich habt ihr recht, alle drei.
Bei mir ist das, was ich bisher erreicht habe, genug, um im Hier und Jetzt nicht mehr Spielen zu 'müssen'. Dafür bin ich unendlich dankbar. Es ist mehr, als mir zusteht.
Aber ist es schon das, was trockene Alkoholiker eine 'zufriedene Abstinenz' nennen? Eigentlich war ich mir immer sehr sicher, diese Frage mit Ja beantworten zu können. Nur ganz selten regt sich was da oben, und fragt "Ist das alles? Oder kannst du da vielleicht doch noch mehr tun?"
Aber nur ganz kurz. Dann ist wieder Ruhe.

Also nein, nicht die Anderen waren / sind 'irre', sondern ich. Ich habe wohl immer schon in zwei Welten gelebt, sauber voneinander getrennt, darauf habe ich geachtet. Falsche Freunde, und Richtige. Ich weiß noch, wie eine Mitschülerin in der achten oder neunten Klasse zu mir sagte, ich solle doch mal ein Buch schreiben, weil ich ja bestimmt schon viel 'erlebt' hätte. Ich dachte nur, worüber jetzt genau? Wir können ja tauschen, wenn du magst. Ich gehe nachher zu dir nach Hause, und du zu mir.

Ich bin mir gar nicht sicher, ob es die Angst vor Verletzungen ist, denn eigentlich war ich schon als Kind so, von daher wäre das keine wirkliche Erklärung. Das Problem war halt eben nur, daß ich nirgendwo wirklich 'reinpaßte', und das immer deutlich spürte, auch wenn mir keiner einen wirklichen Anlaß dazu gab. Sich regelmäßig die Birne vollzuknallen, war mir dann später tatsächlich auf Dauer zu stumpf, bzw. waren es eher die Leute, die das taten. Sowas gab nur Ärger. Es fiel auf, sie fielen auf, und das wollte ich nicht. Außerdem hatte ich zugegebenermaßen Respekt davor, 'abzurutschen', und der Kontrollverlust machte mir ironischerweise tatsächlich manchmal Angst. Ganz ohne ging es bei mir aber offenbar auch nicht, und 'glücklicherweise' waren meine späteren Saufkumpane da dann zumindest deutlich diskreter. Denn ohne die vorherige Bremswirkung, konnte ich Ruhe gar nicht erst empfinden, und dann genoß ich sie eine Weile, bis ich erneut Beschleunigen mußte, um wieder bewußt Runterbremsen zu können (In meinem Kopf war immer schon viel los, das 'Ruhe' zu nennen paßt also nicht so ganz... eher eine Auszeit mit mir selbst und meinen Gedanken). Ich schlug also auch da schon über die Stränge, allerdings bei Weitem nicht so oft.

Das wurde schlimmer während meiner Spielerzeit, die Ruhephasen wurde unerträglich, die Abstände kürzer. Es ging soweit, daß ich nicht mehr mit mir alleinsein konnte, nicht mehr normal 'abschalten' konnte - etwas, was immer schon essentiell wichtig für mich war.
Ohne dieses regelmäßige 'Runterfahren' baut sich eine innere Spannung auf, das ist schwer zu beschreiben. Ich kam gegen diese Spannung auf 'normalem' Weg nicht mehr gegenan.

Das geht heute zum Glück wieder, und diese Auszeiten sind wichtig für mich und mein 'Gleichgewicht', auch wenn nie viel dabei rumkommt.

Aber ich schweife wohl mal wieder ab. Im Grunde genommen ist das ja auch alles völlig egal. Fakt ist eben, daß ich irgendwo falsch abgebogen bin, und deshalb etwas schiefläuft. Emotionen verstehen, aushalten, einordnen... sowohl die eigenen, als auch die Anderer... ja, das mag ich nicht, und Empathie mir selbst gegenüber ist wirklich sehr schwer.
Von daher habt ihr wahrscheinlich recht.
Nur hilft da aber leider nichts gegen.

Danke für euer Feedback, auch wenn das gar nicht meine Intention war.

Wünsche eine gute Nacht und eine angenehme Woche. :)
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 03.10.2020 20:32:30
Moin Tal,


Von daher habt ihr wahrscheinlich recht.
Nur hilft da aber leider nichts gegen.


Schon oft vorgetragen, mir haben da die Meetings geholfen.
Es hat mir mein Leben zurückgegeben.

Und Du weist ja, ich würde mich riesig freuen Dich mal Montags bei uns im Meeting begrüssen zu dürfen.

Taro

Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 28.11.2020 12:14:33
Moinmoin,

ich gehe jetzt über 31 Jahre in die GA Gemeinschaft. Mein GA Sponsor den ich seit Beginn hatte ist nach längerer Krankheit verstorben. Er hat maßgeblich der GA die Struktur gegeben die sie heute noch hat. Ich habe Ihm unendlich viel zu verdanken. Viele Stunden 4 Augengespräche wo er geduldig mit mir Wege für mein Leben erarbeitet hat. Erstmals seit dem ich mich Erinnern kann ist auf der GA Homepage ein Nachruf erschienen, natürlich unter Wahrung der Anonymität. Sehr angemessen wie ich finde.

Obwohl ich schon seit Jahren sehr wenig Kontakt zu Ihm hatte kullerten bei der Nachricht seines Todes einige Tränen. Mir wurde klar wie lieb ich den Kerl hatte. Wie sehr ich überhaupt alle Menschen der Gemeinschaft lieb habe, habe ich Ihnen doch so unendlich viel zu verdanken.
Corona bringt erstmals hier eine Zensur. Mein Meeting ist eines der wenigen die noch statt finden.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Allesaufanfang am 28.11.2020 18:03:48
Lieber Taro,
das tut mir sehr Leid!
Es ist egal wie oft man sich noch sieht. Wenn man jemanden einmal wirklich in sein Herz gelassen hat tut der Abschied weh.
Fühl dich gedrückt.
LG
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 29.11.2020 20:44:27
Danke, Allesaufanfang.

Euch allen einen frohen 1. Advent.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 09.12.2020 23:53:55
Vorweihnachtszeit, früher immer die schwerste Zeit des Jahres. Das hat sich langsam geändert, dann kamen die Kinder und es war schön die leuchtenden Augen zu sehen. Jetzt sind die Kinder in der Pubertät und es ändert sich wieder. Totales Desinteresse. Nikolaus haben Sie noch nicht mal Ihre geputzten Schuhe hingestellt. Dann kam doch tatsächlich der Nikolaus nicht. Mit viel wieder Willen holten Sie Ihr Versäumnis nach.

Wir hatten viel Stress, wir haben eine neue Küche gekauft, Fliesen neu im Flur und der Küche. Fliesenleger bekam Corona und sagte kurzfristig ab, also bin ich mit Hilfe von Freunden selber ran. Jetzt haben wir eine tolle Küche und ich bin Platt.

Als Ausgleich habe ich nach wie vor meine Bäder im See. Mittlerweile sind wir eine Truppe von 4 Personen. Die Temperaturen sinken, unsere Verweilzeiten sinken auf 5 - 7 Minuten. Der Spaß steigt. In Corona Zeiten neben meinen Meetings der einzige direkt Kontakt zu Menschen außerhalb der Familie.

Mit spielen wäre ich sicher nicht gut durch die Zeit gekommen. Ohne ist auch bei Sturm einiges möglich.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Allesaufanfang am 10.12.2020 20:06:01
Hey Taro,
das klingt anstrengend aber sehr befriedigend und schön!
Einen See habe ich hier nicht. Nur den Rhein und vor dem fürchte ich mich. Mir bleiben aber lange Spaziergänge durch die Kälte, das tut auch gut. Heute habe ich den Keller weiter aufgeräumt, seit unserem Einzug ist dort nichts mehr passiert und die Kartons wollen ausgepackt werden.
Ich hab mit der Corona Einsamkeit zu kämpfen.. ich würde gerne neue Menschen kennenlernen.
Ist nicht schlimm, das kommt ja wieder. Ich Lasse es mir gutgehen so gut es geht.
LG
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 11.12.2020 16:56:33
N'Abend allerseits,

sorry, ich war etwas still in letzter Zeit. Auch für mich scheint alles im Moment nicht so einfach zu sein.

Privat stört mich der Lockdown nicht - ganz im Gegenteil. Diese Einsamkeit finde ich gar nicht so schlecht. Ich erinnere mich an den April, wo die Straßen leer waren. Es war sehr still draußen. Ich empfand das durchaus als angenehm - auch die leeren Gebäude auf der Arbeit.
Inzwischen aber ist es auf der Arbeit schon ziemlich nervig. Es ist nichts los, und ein paar von denen, die nach wie vor 'die Stellung halten', haben sich inzwischen in unserem Büro gefühlt häuslich eingerichtet, da wir recht viel Platz, und sogar einen Tisch und Stühle haben (eigentlich sind wir nur zu zweit).
Es sitzen also acht Stunden am Tag Leute in meinem Rücken und quatschen. Ich frag mich jedes Mal, was die nach all der Zeit noch zu besprechen haben, aber anscheinend versiegt diese Quelle niemals.
Naja, es gibt aber reihenweise leere Flure, dann mache ich eben einen Spaziergang. Ich hätte trotzdem lieber wieder etwas mehr zu tun.
Eine neue Küche einzubauen wäre da definitiv eine willkommene Abwechslung.

Die Vorweihnachtszeit empfinde ich immer als sehr aufgesetzt. Man mag seine 'Lieben' doch das ganze Jahr über, und nicht nur im Dezember. Und wozu diese Hektik? Was ist daran 'besinnlich'?
Naja... ich mochte Weihnachten jedenfalls noch nie, auch als Kind schon nicht. Meine Geschwister waren immer aufgeregt, ich hoffte, es wäre bald vorbei, damit dieser Trubel endlich aufhört.
Silvester war nicht besser...
Ich wollte immer einfach nur ins Bett.
Ist heute ehrlich gesagt nicht viel anders.
Den Nikolaustag habe ich auch vergessen. Ist mir auch schon mit dem ein oder anderen Geburtstag, oder meinem Hochzeitstag, passiert... und das, obwohl ich mir eigentlich Zahlen und Daten gut merken kann.
Das Datum kenne ich. An dem Tag aber dran zu denken, das kriege ich nicht immer hin.

Das Thema Verantwortung für mich selbst spielt gerade eine größere Rolle bei mir. Ich muß da im Moment so einiges ordnen, soviel steht fest. Nicht im Job, nicht in der Beziehung, sondern auf einer Ebene, wie sie banaler nicht sein könnte - in meinem Verhältnis zu mir selbst.
Seit dem Ende meiner Spielerzeit habe ich mich nicht mehr so unsicher gefühlt.
Aber sobald man über seinen Schatten gesprungen ist, und irgendwo angefangen hat, geht es besser. Das weiß ich sehr wohl, und damit schaffe ich es am Ende dann doch, auch wenn es unglaublich schwer für mich ist.
Für Gewöhnlich dauert es aber Wochen, bis ich mich durchringen kann, und es funktioniert dummerweise nur, wenn der 'Leidensdruck' (seltsames Wort im Übrigen) extrem hoch ist. Diese Zeit dazwischen gehe ich dann sprichwörtlich auf dem Zahnfleisch.

Zumindest ist der Anfang aber jetzt geschafft, und es geht schon etwas besser. Ist etwas stiller geworden in meinem Kopf.

Von daher wünsche ich ein angenehmes Wochenende.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 11.12.2020 17:56:49
Moinmoin,

Beziehung zu mir selbst, banal?! :o
Die Beziehung zu mir selbst ist eine Beziehung voller Missvereständnisse(den Satz hab ich aus der Werbung).
Wenn die Banal ist, dann  :-\

Fliesenleger sagt kurzfristig ab, ich sehe die neue Küche vor meinem geistigen Auge schon im Garten stehen, dann Telefonhörer in die Hand und das unmögliche Möglich machen (ohne meine Freunde wäre nix gegangen). Bohrhammer, Fliesen raus, Fliesen weg Fliesen rein, Tapezieren, streichen Steckdosen ran, war da noch was, ach ja, zur Arbeit bin ich auch noch. Und schwupp konnte die Küche kommen. Toll es geschafft zu haben, vorher hätte ich gesagt unmöglich, war es aber garnicht.

Neben dem Tapezieren noch einmal schnell in den See gehüpft, jedes mal ist es jetzt kälter als das mal zu vor. Ich bin deutlich über die Grenzen gegangen die ich mir vor einem Jahr überhaupt nur hätte vorstellen können, Hammer Gefühl. Und im See liebe TAL ich habe es schon öfter gesagt, erst kommt der Knall im Kopf und dann das absolute nichts. Ich habe so eine Minute wo der Kopf leer ist, nur ich die Kälte und die Natur. Selbst die Vögel und Enten die da noch rumschwimmen nehmen mich deutlich nicht als Bedrohung war. Leere im Kopf und ein verschmelzen mit der Natur, der Hammer. Dann raus und noch etwas Nass spazieren gehen. Auch hier ist das extrem wie ein Booster bei der Verbindung mit der Natur. Dadurch das ich die ungeheure Kraft der kälte spüre fühle ich mich viel mehr als ein Teil mit Ihr.

Vor dem Rein hätte ich auch Angst, ich habe mal einen Bericht über die Strömung gesehen. Wir haben die Elbe und auch da habe ich äußerst viel Respekt davor. Eigentlich egal was ich in der Natur mache, es erdet mich immer wieder. Da bin ich dann wieder bei der banalen Beziehung zu mir selbst, mittlerweile schließt sich der Kreis.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 13.12.2020 17:40:52
Klingt spaßig. Das Problem sind da immer die Fugen, da ich das nicht regelmäßig mache, muß ich immer erstmal an einer Stelle üben, wo man es nicht so sieht.
Die Fliesen im Bad hab ich kürzlich erst bei einem Bekannten rausgestemmt. Sowas powert schön aus. Das Bad war recht klein, und sie sind erstmal raus, und haben mich machen lassen. So ist das ideal.

Zitat
Die Beziehung zu mir selbst ist eine Beziehung voller Missverständnisse
Oh ja...!
Als ob die sonstigen Mißverständnisse nicht schon ausreichen würden...
Sollte aber ja eigentlich nicht so sein - das meinte ich.
Naja, so ist das manchmal, ein Drama in vier Akten. Da wäre es dann tatsächlich schön, mal so einen Knall im Kopf zu haben - absolute Leere.
Dann wäre mal eine kurze Weile Ruhe vor diesen 'Banalitäten'.

Duscht man da anschließend zu Hause dann warm? Das würde ja alles wieder relativieren.
Oder doch lieber kalt duschen?

Schönen Abend euch.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 15.12.2020 22:04:31
Moin Tal,

wenn ich hinterher friere bin ich zu lange drin geblieben, warm duschen mache ich nicht. Ich Dusche nur noch kalt. Der Körper gleicht das selber aus und macht bei mir das inzwischen sehr gut. Ich kann auch nach dem Bad bei Frost nass noch spazieren gehen.

Es ist wie wie mit so vielen Dingen soviel anders als ich es mir vorgestellt habe. Das zeigt mir sehr schön wieviel in meinem Leben als noch möglich ist, ich nur eine festgefahrene Vorstellung habe die es für mich unmöglich machen.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 17.12.2020 23:50:43
Ja, das klingt so simpel... stimmt wahrscheinlich auch... Manches braucht einfach Mut zur Veränderung und eine offene Herangehensweise - von Ersterem habe ich aber nicht sehr viel, und das Zweite scheitert gerne mal an meinem 'Tunnelblick'. Und ich weiß, daß es eben auch Dinge gibt, die 'unmöglich' für mich sind, egal, wie sehr ich es auch möchte. Andersrum ist es natürlich eine sehr positive Erfahrung, wenn etwas dann doch irgendwie machbar ist. Das kommt nur nicht sehr häufig vor, und braucht seine Zeit.
'Festgefahren' ist da also nicht nur die Vorstellung - auch die Erfahrungswerte bestätigen das.

Corona scheint vielen Menschen sehr zu schaffen zu machen. Auch meiner besseren Hälfte, wie ich gestern gemerkt habe.
Man kann mir ja so einiges an den Kopf werfen... doch es sind dann immer eher die kleinen Dinge, die mich wirklich verunsichern.

Mir einerseits zu sagen, ich soll mir nicht immer alles gefallenlassen, dann aber vorauszusetzen, daß ich genau das tue, wenn man selber schlecht gelaunt ist, ist irgendwie... unfair und falsch. Oder nicht?
Da kommt dann eben manchmal das Gefühl auf, daß es so nicht richtig sein kann, und ich frage mich, ob meine Gedanken dazu nicht etwas ungerecht sind. Denn woher soll derjenige wissen, daß ich das nicht gut finde, wenn ich es ihm nicht sage?
Aber... man kann doch nicht alles an mir auslassen, nur weil ich nichts dazu sage - oder übertreibe ich da?
Ich bin mir ja nichtmal sicher, ob meinem Gegenüber dies überhaupt bewußt ist.
Wahrscheinlich eher nicht.
Dann bin ich noch sehr lange damit beschäftigt, darüber nachzugrübeln, was da mal wieder schiefgelaufen ist, und ob ich mich nur 'anstelle', wenn mich dieser Widerspruch stört. Zu einem Ergebnis komme ich dabei dennoch eher selten.
Das ist auch sehr festgefahren.
Ändern kann ich es trotzdem nicht.

Meine Kollegin hat sich heute eine Heizdecke mitgebracht, und die um den Bauch gewickelt. So eine mit rosa Plüsch und Stecker, wie es sie früher in diesen Teleshopping-Sendungen gab. Ich war etwas verwirrt. So friert sie auf jeden Fall nicht, aber warum stellt sie nicht einfach die Heizung höher? Nee, die hätte sie von ihrer Mutter ausgeliehen gegen die Rückenschmerzen vom vielen Rumsitzen. Keine schlechte Idee. Sah trotzdem witzig aus.
Dann kam jemand rein, um etwas abzuholen, und fragte, ob er im Aufenthaltsraum eines Seniorenheims gelandet sei. Hatten den beide gar nicht kommen sehen, denn sie saß da mit Heizdecke und las ein Buch, und ich war dabei, die Schaukeleigenschaften meines Schreibtischstuhls zu testen.
Oh hallo. Klar. Wir haben noch Platz frei, zu dritt könnten wir auch ein Puzzle anfangen.
Nein, er hätte noch einen Termin zum Kaffeeklatsch.
Ja, bei uns ist echt nichts los momentan. Außerdem ist es kurz vor Weihnachten, und viele Abteilungen haben jetzt schon verlängerte Betriebsferien. Das ist schon manchmal etwas langatmig. Ich habe ja nichts gegen etwas Nichtstun hier und da, aber nicht, wenn ich dafür jeden Tag ins Büro muß - denn das ist nicht wirklich 'entspannend'.
Ajo, Luxusprobleme.

Ich hoffe, es geht euch allen gut. :)
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 17.12.2020 23:55:24
Gegen Ende meiner Spielzeit hatte ich einige Zwänge, Ticks und Depressionen. Ich hatte keine Ahnung wie das Leben funktioniert. Ich hatte wahnsinnig etwas zu ändern, könnte ja die falsche Entscheidung sein. Da stand ich nun wie ein Narr und wußte tief in mir, ich muss all das anpacken und die Not wenden.
Kurz, ich musste raus aus der Bequemzone, ich musste lernen, ein schlechter Entschluss ist viel besser als keine Entscheidung. Wenn ein Entschluss falsch ist, weiss ich es beim nächsten Mal besser. Wenn ich mich nicht traue etwas zu entscheiden, lerne ich nichts und komme nicht weiter. Wenn ich einen Entschluss umsetze muss ich zwangsweise raus aus meiner Bequemzone. Hört sich so einfach an und doch tat ich mich unendlich schwer damit.

Der Weg raus aus der Spielsucht ist immer mit einem raus aus der Bequemzone und mit Bewegung verbunden. Gerade wenn mein Gehirnkino wieder einen Horrorfilm mit Überlänge aufführt war für mich ein Spaziergang im Wald und das bewusste Wahrnehmen von anderen Dingen als die, die in meinem Kopf kreisten, ein Aha Effekt. Ich habe mich früher oft als Opfer gefühlt, das mache ich heute nicht mehr, ich stelle mich den Dingen die da kommen.
Gerade meine drei pubertierenden Söhne lehren mich Demut. Es kommen Dinge auf mich zu, die hätte ich mir niemals träumen lassen. Für mich ist es ein tolles Gefühl das ich die Dinge heute tragen kann. Zumal ich ja letztlich als Vater auch direkt Verantwortlich für das Resultat meiner Erziehung bin. Ich liebe meine Kinder bedingungslos, toll das ich weiß dass das nicht nur Lippenbekenntnisse sind.

Das Leben das ich für meinen "Aufwand" bekommen habe ist der Wahnsinn. Für mich noch immer unfassbar. Nun habe ich viel in diesem Forum vom Eisbaden geschrieben. Hier Ist für mich all das was aus die Sucht rausführt auf die Spitze getrieben.
Egal was jeder für sich findet wichtig ist "Tun"

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Andre12 am 18.12.2020 09:05:48
Moin,




Man kann mir ja so einiges an den Kopf werfen... doch es sind dann immer eher die kleinen Dinge, die mich wirklich verunsichern.

Mir einerseits zu sagen, ich soll mir nicht immer alles gefallenlassen, dann aber vorauszusetzen, daß ich genau das tue, wenn man selber schlecht gelaunt ist, ist irgendwie... unfair und falsch. Oder nicht?
Da kommt dann eben manchmal das Gefühl auf, daß es so nicht richtig sein kann, und ich frage mich, ob meine Gedanken dazu nicht etwas ungerecht sind. Denn woher soll derjenige wissen, daß ich das nicht gut finde, wenn ich es ihm nicht sage?
Aber... man kann doch nicht alles an mir auslassen, nur weil ich nichts dazu sage - oder übertreibe ich da?
Ich bin mir ja nichtmal sicher, ob meinem Gegenüber dies überhaupt bewußt ist.
Wahrscheinlich eher nicht.
Dann bin ich noch sehr lange damit beschäftigt, darüber nachzugrübeln, was da mal wieder schiefgelaufen ist, und ob ich mich nur 'anstelle', wenn mich dieser Widerspruch stört. Zu einem Ergebnis komme ich dabei dennoch eher selten.
Das ist auch sehr festgefahren.
Ändern kann ich es trotzdem nicht.



Da kann ich ein Lied von singen. Dieses Abgrenzen fällt mir ebenfalls so schwer. Sind das meine Emotionen oder vom gegenüber? Wann muss ich was sagen, wann nicht ? Wann muss ich Grenzen setzten wann ist es erlaubt oder sinnvoller über Aussagen hinweg zu sehen ?  Warum nehme ich manche Aussagen als persönlich usw ? Wer ist das gerade der sich Unwohl fühlt? Bin ich es der Erwachsene? oder ich das Kind ? Fürchterlich. Ganze viele Dinge laufen bei mir automatisch im Kopf ab. Es ist mein Spielerhirn, dass alles tut um nicht aufzufallen, " dazuzugehören" Also fange ich an meine Automatismen im Kopf  zu ändern, bzw genau diese Dinge zu hinterfragen. Einher achte ich drauf, für mich klar zu werden, was mich selber ausmacht. Ich stärke mein Selbstwertgefühl, in dem ich mir kleine erreichbare Ziele setzte. Ich versuche mich selber nicht mehr zu enttäuschen. Und ich spiele nicht mehr, ich richte mich nicht mehr selber zugrunde. Oben habe ich geschrieben: wann muss ich? Und je mehr ich mich um mich kümmere, achtsam bin und auch innerlich authentisch bin, stelle ich fest: Ich muss gar nichts.  ;)  Es gelingt mir noch nicht ständig, aber ich merke das ich nicht mehr  alle  Emotionen von meiner Umgebung als meine nehme. Ich bin ja noch ein Küken, was die Spielfreiheit betrifft. Und ja es fällt mir sehr schwer, die Dinge zu ändern , bin auch sehr ungeduldig bei sowas. Auch das kann ich einschätzen, und nehme mir die Zeit., die ich eben brauche um von innen heraus bei mir zu sein. Letzten Endes habe ich ca 44 Jahre in eine Richtung gedacht, gefühlt usw. Und diese Denkweise hat mich ja in die Sucht geführt. Also es ist alles besser, als in diesem vernebelten Hirn zu Leben. Und ja: Komfortzone was ist das zur Zeit ? Die zu verlassen, auf welcher Art auch immer, brachte und bringt mich persönlich weiter, und wenn es nur das Kochen ist, oder ein bewußter Anruf beim Kumpel, oder ein bewußtes Verzichten auf Bier trinken... Alles egal, aber in der Lage sein, selber zu entscheiden, endlich die Verantwortung zu übernehmen, das stärkt mich, mein SWG und das macht mich im Kopf freier und das lässt mich hoffen, mich irgendwann abgrenzen zu können, mit allen Konsequenzen selber zeigen zu können.

P.S. Ich hab es immer noch nicht raus, mit der Zitatfunktion.

Schönes Wochenende

André

Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Fred am 18.12.2020 12:47:40
P.S. Ich hab es immer noch nicht raus, mit der Zitatfunktion.

Du darfst das Wort [/quote] nicht löschen .. ggf. einfach wieder dazuschreiben :)
Alles zwischen [ quote] und [/ quote] wird als Zitat angzeigt. ( ohne Leerschritte sieht es dann so aus)
Zitat
und

Das kannst du munter verwenden wie du lustig bist. An Jeder beliebigen stelle
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 20.12.2020 02:26:12
Hallo André,

bei mir ist es genau andersrum. Es fällt mir schwer, Emotionen zu erfassen und einzuordnen - sowohl eigene, als auch die Anderer. Das gilt auch für Anspielungen und unterschwellige Hinweise. Ich muß sie also nicht nur abgrenzen und auseinanderhalten, sondern ganz oft überhaupt erstmal als solche erkennen. Dann frage ich mich halt eben: "War das jetzt so gemeint, oder habe ich es nur so verstanden? Eine 'gedankenlose' Aussage aus der schlechten Laune heraus, oder ein bewußter Vorwurf? Und warum ist der überhaupt so aufgebracht?" Da 'stehe ich dann auf dem Schlauch', und denke darüber nach, was der Anlaß gewesen sein könnte, daß ich gerade mal wieder sowas abbekommen habe - oder ob das am Ende doch überhaupt gar nichts mit mir zu tun hatte.
Im Grunde genommen läuft das aber wohl auf dasselbe hinaus wie bei dir. "Was passiert hier gerade? Geht es um mich, oder um mein Gegenüber - oder um etwas völlig Anderes?"
Ich muß immer über alles erstmal nachdenken, daher sage ich lieber gar nichts, zumindest wenn es um 'potentiell gefährliche' Konfliktsituationen (die erfahrungsgemäß damit enden, daß man völlig aneinander vorbeiredet) geht. Bei Fremden antworte ich nicht - oder nicke bloß einfach. Im Alltag, bei Leuten, mit denen ich auskommen muß, zum Beispiel auf der Arbeit, weiß ich hingegen, daß eine sofortige Antwort erwartet wird. Das ist dann aber eher 'ungefährlich, und ich rede einfach drauf los, ohne den Gedanken zuende gebracht zu haben, was wohl manchmal etwas zusammenhanglos wirkt. Herrscht aber grad eine Stimmung, die ich nicht einschätzen kann, lasse ich das alles lieber, und sage erstmal gar nichts. Auch das wird allerdings oft falsch ausgelegt. Ich bin schlichtweg überfordert mit Konfliktsituationen, aber meine (Nicht-)Reaktion scheint die Leute manchmal dazu zu bringen, zu glauben, ich wolle sie provozieren. Irgendwann versuche ich dann manchmal doch, mich zu rechtfertigen... was es nur noch schlimmer macht.
Und ja, ich denke auch, daß ich durch die Spielsucht noch mehr als sowieso schon dazu neige, den Fehler bei mir zu suchen. 'Demut' ist also nicht immer unbedingt hilfreich.
Die Vergangenheit hat mich viel gelehrt, aber nicht jeder Schluß, der sich daraus ziehen läßt, öffnet Horizonte, und nicht für jedes Problem gibt es auch eine Lösung.
Doch so oder so... ich habe nur dieses eine Leben, also mache ich das Beste draus.
Und wenn das bedeutet, daß ich auf dem Weg zu mir selbst ein Leben lang lernen muß, dann sei es eben so.
Es ist, wie es ist.

'Authenzität' ist auch so eine Sache. Meine Umwelt nimmt mich schon als 'seltsam' wahr, aber das ist mir egal, denn ich störe ja niemanden. Anderseits habe ich das Nicht-Auffallen quasi perfektioniert. Im Grunde genommen gehe ich da also wohl einen Mittelweg.
Ich bekomme den Nebel im Hirn nicht ganz weg, aber wenigstens erkenne ich so die meisten Umrisse. Wie ich an anderer Stelle schonmal sagte: Dazugehören ist mir nicht so wichtig, Akzeptanz hingegen macht vieles einfacher. Wenn ich das kann, und die Leute, die mir wichtig sind auch, dann bin ich mit mir selbst im Reinen.

Ja, ich muß gar nichts. Aber ich kann. Die Möglichkeit, eigene Entscheidungen zu treffen, ist ein sehr wichtiger Aspekt in meinem Leben - wie lange auch immer das dauern mag. Nur würde eben keiner verstehen, daß gut gemeinte Ratschläge bei so banalen Enscheidungen wie "einen Kumpel anrufen" oder "Brauche ich wirklich neue Schuhe?" mir genausowenig weiterhelfen würden, wie ein "Ich mach das eben für dich.". Dies führt dann auch oft zu Diskussionen, die keiner haben will, weil sich jemand anscheinend dadurch beleidigt (oder in seiner Rolle als Ehepartner gekränkt) fühlt, daß ich (mehrmals) sage, ich mache das schon selbst - auf meine Art.
Es ist wirklich absurd, wie das manchmal endet. Schon alleine deshalb diskutiere ich sowas nicht.

Das bewußte Wahrnehmen von Dingen, wie Taro oben schon sagte, ist etwas, was ich viel und häufig mache - schon seit meiner Kindheit. Zu meiner Spielerzeit ging das eher in eine destruktive Richtung, und mein Kopf kam da nur selten zur Ruhe. Heute geht das wieder. Ich kann mich wieder stundenlang komplett in etwas verlieren. Das 'erdet' mich in gewisser Art und Weise, von daher ist das schon etwas Positives - unabhängig davon, was Andere davon halten. Es gibt so viele schöne und faszinierende Dinge, an denen Andere einfach vorbeilaufen, ohne sie zu bemerken.

Ich bin mir nichtmal sicher, ob ich weiß, wie das Leben funktioniert. Ich weiß aber zumindest, wie es das nicht tut.
Also ja, wenn es nicht anders geht, muß ich meine Komfortzone verlassen, und einen Weg finden, der für mich 'machbar' ist. Denn auch da weiß ich, was passiert, wenn ich es nicht tue. Wenigstens das habe ich aus meiner Spielerzeit gelernt.

Ich wünsche einen schönen Sonntag.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 20.12.2020 11:45:30
Hallo,

meine geistige Welt war immer eine einsame Insel, um mit all den Emotionen ungestört am Strand zu verweilen.
Und wenn es einmal jemand schaffte auch dahin zu gelangen , wollte er erst nie mehr gehen um dann nach einiger Zeit so schnell wie möglich zu fliehen.
Treueschwüre und Versprechen unter "Palmen", fast wie in einer diesen einschlägigen TV Sendungen.  :)

Ihr kennt dies sicherlich, doch bin ich dabei ja nicht gerade unbeteiligt.
Hin und wieder machte ich diese "Insel" einfach zu einem "Freizeitpark", da konnte dann jeder darauf trampeln.
Bäume roden, den Strand verschmutzen oder einfach nur die Sonne genießen.
Dann aber war ich es, der gerne fliehen wollte, es aber natürlich nicht konnte...wie denn auch ?

Kognitives Verhalten kann schon seltsame Auswüchse haben.
Meine Spielsucht und das daraus erlebte, hat sicherlich viel dazu beigetragen.
Wie ein Verstärker, der alles "Seltsame" in mir immer wieder verdoppelte.

Da ist keine Emotion einfach nur eine Emotion, manche Dinge ziehen sich über Jahre und andere versiegen in wenigen Sekunden.
Diese ewige Suche nach sich selbst macht doch keinen Sinn, wenn man sich orientiert nach irgendwelchen Maßstäben.
Einzusehen einzigartig zu sein und dies auch einfach zu akzeptieren, sollte niemals isolieren.
Einzigartig in einem positiven Sein und dies dann zu erleben, teilen, dabei zu merken dass jeder ja Einzigartig ist.
Macht jene einsame Insel zu einer großen Stadt, zu einer großen Stadt auf einer einsamen Insel.

Alles ist dort zu finden, so versuche ich Willkür, Neid und was weiß ich alles aus dem Weg zu gehen.
Werde mich hüten mich mit Menschen zu teilen, die davon nicht ablassen können.
Unabhängig davon, dass ich früher ja auch einer von ihnen war.
Aber ich konnte es ja , es zu lassen!

So bleibe ich dennoch ein "Freak"  :), wie Ihr sehen könnt nehme ich dies sehr gelassen.
Irgendwo denke ich dabei, ich habe mich gefunden.
Auf jener einsamen Insel war dies einfach nicht möglich, nur in dieser großen Stadt war ich zu finden.
Da wohnen so viele gute Seelen, sie tun mir einfach gut.

Liebe Grüße Ihr Stadtbewohner  :)















 




   
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 22.12.2020 02:00:10
Guten Abend,

ja, die Spielsucht hat nur all das weiter verstärkt, was ich eigentlich vergessen wollte. Letztlich hat sie aber nur dazu beigetragen, mich noch mehr 'abzuhängen', als es sowieso schon der Fall war. Das aufholen zu wollen ist utopisch.
Das 'Seltsame' in mir wird bleiben. Aber je besser es mir geht, desto weniger kollidiert es mit meinem Alltag. Das verbessert dann die Lebensqualität. Also keine Kämpfe. Nie wieder.

Ich denke, es gibt einen Unterschied zwischen 'Alleinsein' und 'Isolation'. Bei mir ist es defintiv so.
Isolation ist das, was ich als aktiver Spieler hatte. Keiner versteht mich, keiner will etwas mit mir zu tun haben. Ihr könnt mich alle mal. Ich verhielt mich dementsprechend. Gleichzeitig war ich der sorglose Vogel, der um keinen Preis wollte, daß jemand einen Blick hinter die Fassade werfen konnte. Ein Teufelskreis. Das ist negativ, destruktiv und lebensfeindlich.
Alleinsein hingegen ist eine bewußte Entscheidung. Ich treffe sie von mir aus, ohne Zwang oder Einflüsse von Innen und Außen - und zur Not auch gegen den allgemeinen Konsens. Sie fühlt sich daher nicht falsch und ungewollt an - ganz im Gegenteil. Ich kann da sehr gut mit leben, in gewisser Weise genieße ich es sogar.
Im Idealfall wähle ich also das Alleinsein, ohne mich dabei völlig zu isolieren. Dies ist dann eben leider ein schmaler Grat, denn das hängt ja von vielen Faktoren ab - nicht zuletzt auch von Anderen, und ihren Reaktionen.

Meine einsame Insel ist also etwas, was immer schon existierte - und das ich auch nicht aufgeben will, denn ohne sie geht es einfach nicht. Ich mag die Ruhe dort am Strand. Aber Ausflüge in die Stadt haben nichts Verstörendes mehr. Sie sind zwar immernoch manchmal recht aufreibend, aber können interessant und aufschlußreich sein, wenn ich mich dazu bringen kann. Nur hinziehen könnte ich dort niemals, ich bin jedes Mal froh, wieder nach Hause zu meinem Meeresrauschen zu kommen. Es ist inzwischen auch okay, wenn mich mal jemand auf der Insel besucht, auch wenn sich das immernoch befremdlich anfühlt - solange ich weiß, daß er wieder geht.

Menschen, die alles dafür tun, den Stempel 'speziell, ungewöhnlich und rebellisch' zu bekommen, sind erfahrungsgemäß sehr anstrengend. Niemand ist so 'gewöhnlich' wie jemand, der ständig überall betonen muß, daß er es nicht ist. Das muß dann schon ein ziemlich langweiliges Leben sein.
Es gibt aber noch viele Andere. Denn ja, 'normal' oder 'gewöhnlich' sind die wenigsten Menschen. Jeder hat seine Eigenarten. Es gibt nur eben halt Solche und Solche... und auch die Sorten, denen ich aus dem Weg gehen möchte, weil ich das sonst nur schwer aushalte - obwohl ich selbst sehr wahrscheinlich einmal dazugehört habe. Ich bin zwar nach wie vor nicht der 'gute Mensch', der ich gerne wäre, aber das heißt noch lange nicht, daß ich das Verhalten Anderer nicht für mich falsch finden darf.

Die Schwierigkeit, von mir selbst zu berichten, hatte ich anfangs auch. Auch heute noch weiß ich manchmal nicht, wie ich etwas ausdrücken soll - oder ob ich es nicht lieber ganz lassen sollte. Interessiert ja im Grunde auch keinen. Ich habe aber gemerkt, daß geschriebene Worte es unendlich viel einfacher machen, die Gedanken im Kopf irgendwie zu benennen. Schreiben dauert länger als Sprechen, ich habe mehr Zeit, Sätze zu formulieren. Außerdem ist es nicht 'live' - ich kann nicht ins Stottern geraten... und zur Not auch länger nachdenken, vor- und zurückspringen, oder einen Absatz wieder löschen. Beiträge Anderer kann ich auch später nochmal lesen, bevor ich antworte. Kurz gesagt: es gibt kein vorgegebenes Tempo.
All das macht es leichter... aber in natura geht das nicht.
Selbst in Chaträumen komme ich manchmal nicht mit, von Auge-zu-Auge-Konversation mal ganz zu schweigen.
Viele Leute halten mich genau aus diesem Grund oft für 'schwer von Begriff'. Prinzipiell ist mir das egal, auch wenn es so nicht ganz zutrifft. Es hängt bei mir eben nur alles erstmal eine Weile in der Warteschleife.

Es ist schön, einfach mal sagen zu können, was da oben so rumschwirrt, ohne sich dabei selbst zensieren zu müssen. Der Versuch, das Chaos zu ordnen. Dabei ist es nichtmal wichtig, ob es überhaupt jemand liest.
Wobei es natürlich immer auch hilft, zu erkennen, daß man nicht der Einzige ist, bei dem eben nicht immer alles 'glattläuft'. Das bunte Treiben einer fernen Stadt eben. Jeder schlägt sich irgendwie durch.

Schlaft gut und danke für's Zuhören.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 22.12.2020 23:31:05
Was für ein schönes Bild, eine einsame Insel mit der Entwicklung zur Stadt.
Halte Dich von Menschen die noch spielen fern, steht im GA Programm. Halte Dich von Menschen die lästern, missgünstig und neidisch sind kann ich auch unterschreiben, auch wenn ich all diese Eigenschaften selber zur genüge gelebt habe.
Wenn ich nicht auf einen Podest stehe, will mich auch keiner runterschubsen, das ist tatsächlich eines der ersten Dingen die mir in der SHG bewußt geworden sind. Dort ist es normal, das sich keiner auf das Podest stellt.
Ich glaube das einer der Gründe dafür ist, das das gesprochene Wort eben flüchtig ist, schon morgen kann ich sagen, "was interessiert mich mein Geschwätz von gestern". Bei einem mündlichen Bericht ist es eben so, wie es aus mir heraussprudelt, da ist keine Perfektion. Es wird dann aber auch von niemanden zerpflückt um mir zu Zeigen was für ein toller Hecht er sei. Das ist tatsächlich etwas, was nur in diesem Forum nicht so ausgeprägt ist.
Bei mir ist im Moment ziemlich viel in Bewegung vieles ist so "bescheiden" das ich kaum glauben kann, wie gelassen ich das bisher hinnehme. Das ist aber tatsächlich eine Sache die ich gut gelernt habe, die Anforderungen die das Leben an mich stellt eben so hinzunehmen wie Sie kommen. Jedenfalls dann wenn ich es nicht ändern kann. Auch diese Zeiten gehören zum Leben dazu, heute muss ich mich nicht mehr als Opfer fühlen. Egal was passiert, es ist nie gegen mich, es ist eben wie es ist.

Taro

Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 29.12.2020 00:06:27
Hallo Taro,

der Nachteil des geschriebenen Wortes ist eben, daß es 'permanent' ist - auch noch lange danach. Der Ist-Zustand zum jeweiligen Zeitpunkt ist damit auch später noch erkennbar - das ist nicht immer unbedingt angenehm, und es hält mich ehrlicherweise auch manchmal sogar davon ab, etwas zu schreiben. Es hat aber dennoch einen klaren Vorteil, der dies dann 'relativiert', und weniger 'schlimm' macht (und mich dann oftmals eben doch schreiben läßt): Anonymität. Es fällt leichter, Worte zu finden, wenn niemand dabei zugegen ist. Das ist deutlich weniger unangenehm, dadurch ist die Hemmschwelle auch sehr viel kleiner. Es sieht mich ja keiner... und es weiß niemand, wer ich bin.
Denn bei mir ist die Diskrepanz zwischen schriftlicher und verbaler Ausdrucksfähigkeit und Sprache wirklich extrem hoch. Ich bin mir doch sehr sicher, daß niemand der Leute hier die Verbindung vermuten würde, wenn ich vor ihm säße. In einem solchen Moment wäre es mir aus vielerlei Gründen erstmal gar nicht möglich, mich allgemein verständlich auszudrücken.
Podeste mochte ich daher noch nie, man steht nur im Mittelpunkt und fällt auf - das galt es immer schon, zu vermeiden.
Laß Andere die Hechte sein, dann habe ich meine Ruhe.

Ja, bei mir ist im Moment auch viel in Bewegung, aber ich muß es hinnehmen, und das beste daraus machen. Tatsächlich dachte ich gestern erst daran, daß du dazu einmal etwas über Limonade gesagt hast. Da hatte ich dann plötzlich einen riesigen Haufen Zitronen in meinem Kopf... und so einen großen rot-weiß geringelten Strohhalm wie in alten Comics oder Computerspielen. Da mußte ich dann echt lachen. Davon bekommt man bestimmt Bauchweh.
Manchmal ist es eben so, und heute liegen die Dinge anders als damals. Da habe ich dann erfahren müssen, daß mir nichts und niemand helfen kann, wenn ich nicht den Mund aufmache. Heute weiß ich es aber besser. Einfacher macht es das trotzdem nicht, auch wenn ich das gerne behaupten würde.
Aber wer weiß? An den Geschmack von Limonade kann ich mich bestimmt auch gewöhnen. Es gibt sicher Schlimmeres.

Ich kann es nicht ändern, und ein Opfer bin ich auch nicht - das ist absolut richtig.
Also braucht es eben eine Saftpresse und einen Strohhalm. :)

Gute Nacht euch.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 02.01.2021 17:06:35
Ich lese meine Texte nie nochmals durch. Gerade das scheinbare wirre in meinem Kopf oder das von anderen ist für mich so wertvoll. Ich kann in einem Buch etwas lesen das schön geschrieben ist, und denken, genauso würde ich empfinden. Wahr ist das jedoch nicht. In mir ist das wirre unverständliche gebrabbel was nur für mich Sinn ergibt.

Als ich das Buch "die Schachnovelle" las, dachte ich, soetwas kann nur ein Spielsüchtiger schreiben. Erst Jahre später erfuhr ich das der Schriftsteller Stefan Zweig tatsächlich spielsüchtig war. Erkannt habe ich es an den scheinbar wiren Gedanken des Protagonisten die mir nur allzu gut bekannt waren.

Mich mit meinen wirren Gedanken zu zeigen und trotzdem nicht abgelehnt zu werden, gerade das macht die Meetings für mich so wertvoll. In Foren ist das nicht so. Es wird das nicht perfekte Wort so lange zitiert und gewendet bis oft das Gegenteil von dem was ich schrieb daraus gemacht wurde.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Fred am 02.01.2021 20:17:26
Mich mit meinen wirren Gedanken zu zeigen und trotzdem nicht abgelehnt zu werden, gerade das macht die Meetings für mich so wertvoll. In Foren ist das nicht so. Es wird das nicht perfekte Wort so lange zitiert und gewendet bis oft das Gegenteil von dem was ich schrieb daraus gemacht wurde.

Blindes "Schlucken" des Gesagten nur um des "Schluckens willen" fühlt sich für mich eher wie Gleichgültigkeit an.
Eine gern auch kritische Reflektion meiner Worte ist für mich extrem wichtig und bringt mich weiter.
Wieder einmal zeigt sie hier doch sehr schön die Vielfältigkeit "unserer" Wege.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 02.01.2021 20:24:16
Es geht nicht um schlucken, ich bin im Meeting um Erfahrung Kraft und Hoffnung zu teilen. Keiner der Freunde im Meeting ist mir gleichgültig noch bin ich es Ihnen. Wie kommst Du bloss auf sowas?
Die Menschen die mich im Meeting begleiten kennen mich oft besser als ich mich selbst. Das ich und die anderen sich so öffnen ist nur in einem absolut Angstfreien Raum möglich.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Fred am 02.01.2021 22:21:34
Taro, bitte lies meinen Beitrag nochmal.

Es geht einzig und allein um meine persönlich Meinung und Erfahrungen ( mit GA )
Daher bevorzuge ich ja auch offene Gruppen, wo auch mal diskutiert werden darf.
Das ist mein Weg - deiner ist ein anderer. Bitte akzeptiere diese Vielfalt.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 02.01.2021 22:32:15
???
Natürlich begrüsse ich die Vielfalt.
Wer blind schluckt geht nicht zu GA, oder bleibt schnell weg.
Mehr habe ich nicht gesagt und deckt sich ja mit Deiner Erfahrung.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Allesaufanfang am 02.01.2021 23:24:53
Das ist interessant zu hören, denn hier in der Stadt in der ich nun lebe, habe ich bisher nur eine GA Gruppe gefunden. Ich ahnte schon das es wahrscheinlich eher weniger für mich taugt und sehe nun ich muss mich wohl nochmal informieren.bei der Suchthilfe wird man mir hier hoffentlich noch andere Wege aufzeigen.
Lieben Gruß
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Fred am 03.01.2021 09:48:16
bisher nur eine GA Gruppe gefunden. Ich ahnte schon das es wahrscheinlich eher weniger für mich taugt

Wie kommst du zu der Meinung, es würde für dich "nichts taugen"
Du solltest dort ein paar Wochen teilnehmen und dann sehen ob es dir hilfreich ist.

Ich selbst war sehr erfolgreich und gern in "meiner" AA-Gruppe, die sich allerdings seinerzeit grad zu einer "offenen Gruppe" gewandelt hatte, um nicht den Mitgliedertod zu sterben. Letzten Endes ist jede Sucht-Selbsthilfegruppe überaus hilfreich. Unabhängig vom jeweiligen Gruppenprinzip.
Sogar diese Internet-Gruppe hier kann einen nicht unerheblichen Teil dazu beitragen.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Fred am 03.01.2021 10:12:16
? ? ?

Ich hab meinen Beitrag selbst nochmal gelesen ... klingt irgendwie bisschen "unfreundlich".
So sollte es nicht sein. Ich lasse es mal so stehen und mache es beim nächsten Mal besser.

Vielleicht wäre mal ein eigener Thread über Selbsthilfegruppen gut ?
Scheinbar gibt es da ja viel Halb- und Nichtwissen und auch Ängste / Ungewissheit.
Ich versuche auch sachlich & nett zu bleiben :-)

Ich denke es wäre toll, wenn du mit den GA beginnst, da du hier umfassende Erfahrungen hast.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Allesaufanfang am 03.01.2021 11:57:48
Hi Fred,
ich habe in einem anderen Forum bereits einiges darüber gelesen und einige Teilnehmer kennengelernt.
Ich werde mich aber nochmal umfassend informieren.. gerne auch hier;-)
LG
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 03.01.2021 14:17:34
Moin moin,

danke Fred für Deine Worte. Aufgrund meiner oft negativen Erfahrungen in anderen Foren fühle ich mich schnell angegriffen. War kurz davor in meiner "Mupfel" zu verschwinden.

Ich hatte kürzlich einen Vorfall. Ich hatte durch äußere Umständen einen heftigen Schmerz in meinem Bein. Panik kam auf, ich hätte es ändern können, dann jedoch wäre mein Sohn zu Schaden gekommen. Wie lange es, dauert bis Hilfe kommt war nicht klar. Dann erinnerte ich mich ans Eisbaden. Tief und ruhig atmen. Das tat ich und es passierte etwas eigenartiges. Der Schmerz verlor seinen Schrecken. Ich war wie beim baden im hier und jetzt. Es gab nur den Schmerz und mich. Ich bekam Verbindung mit meinem tiefsten inneren. Ein Zustand den ich sehr schätze und genieße. Hört sich doof an, aber ich war in einer Art Meditation. Ich vergaß Raum und Zeit. Irgendwann kam Hilfe und befreite uns aus unserer Lage. Ich schreibe hier darüber, weil das Erfahrene mich absolut überrascht hat. Sowie ich eigentlich ein Frostkötel bin, genauso habe ich einen Horror vor so einen anhaltenden schmerzhaften Zustand. Nur durch meine Atmung lässt sich mein Körper beruhigen und damit auch die Auswirkung. Der Schmerz ist nur ein Schlüssel zu meinem Unterbewusstsein und ist nichts mehr was ich sofort weg haben will.

Ich habe durch die GA Gemeinschaft mein Leben zurück bekommen, mehr noch ich habe heute ein so tolles Leben welches so sich für mich nie vorstellbar gewesen wäre. Du lieber Fred fühlst Dich in GA Gruppen zum emotionslos nicken verurteilt. Wie könnte eine Beschreibung gegenläufiger sein. Jede Selbsthilfegruppe hat natürlich Ihre Berechtigung. Jeder sollte sich selbst sein Bild machen. Da die Art der Kommunikation bei GA speziell und für viele neu ist. Sollte man es erstmal 3 Monate einmal die Woche besuchen, bevor man sich ein Urteil bildet.

Die Art der Kommunikation ist es für mich ja gerade was das Wunder bei mir bewirkt hat. Ich bin doch selbst mein stärkster Kritiker. Kritik anderer kann da nur stören. Die Erfahrung war überraschend, daß hätte ich mir nicht vorher vorstellen können, wie die Erfahrung mit dem Schmerz.

Eine gute Möglichkeit zum Kennenlernen ist der Besuch des Deutschlandtreffens der GA. Letztlich kommt es immer auf die Menschen im Meeting an, jedoch bin ich immer ein wichtiger Teil. Ist mir ein Meeting zu oberflächlich sollte ich tiefe reinbringen. Wird mir zuviel gelabert, sollte ich damit aufhören.
Der regelmäßige Besuch von GA Meetings führt langfristig immer zur Spielfreiheit. Die Gewissheit habe ich. Mich haben einige Spieler in den Jahrzehnten begleitet, die lange am spielen festhielten. Aber die, die blieben sind heute alle spielfrei.

Die "A" Gruppen sind weltweit vertreten. Die Struktur ist überall die gleiche. Ich besuche seit 32 Jahren regelmäßig die Gruppen. In Hamburg kann ich jeden Werktag ein Meeting besuchen. In jedem sitzen Freunde due länger dabei sind als ich.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 04.01.2021 00:05:41
Hallo,

in fast allen online Foren ist es wie in einem Haifischbecken.
Dies versuchen wir alle hier zu vermeiden, sicherlich gelang dies nicht immer.
Doch die Tendenz zeigt in eine gute Richtung, Respekt und Akzeptanz ist hier überall zu finden.
Wenn auch gemeinschaftlich in einer festen Sache tief verbunden, bleiben wir Menschen mit teils verschiedenen Wertvorstellungen, Ideologien oder diversen Ansichten. Und dies ist auch gut so!
Es macht uns zu dem was wir sind, Menschen mit Träumen, Vorstellungen und Zielen.
Individuell mit jeweiligen Stärken oder Schwächen, gerade über das letztere wird hier sehr viel geschrieben.
Unter einem Schirm der so viel abhalten sollte, dass diese ""unbändige"" Kraft der Spielsucht daran abperlt.
Auch ein Rückzugshort...zu sich selbst und vor allem über die hier vertretende Gemeinschaft.

Darin verbirgt sich die Differenz zu anderen Foren, dort wo man oft alleinig im Regen steht.
So passierte dies auch schon in diesem Forum, doch ich weiß es einfach....egal wer auch immer, es wird immer jemand hier sein, der den Schirm immer offen hält.
Für jene die sich im Regen wieder finden.

Jaja, klingt Sozialpatriotisch  :)

Manche mögen darin eine Schwäche sehen, mich macht es stark.
So stand ich fast mein ganzes Leben im Regen, in einem "realen Forum" voller kranken Gedanken.
Und hier aber, wurde ich "trocken".


Liebe Grüße     

Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 10.01.2021 02:50:33
Ich lese meine Beiträge auch nicht nochmal, genau aus diesem Grund - und das könnte unangenehm sein. Aber es war eben dann zu dem Zeitpunkt das, was in meinem Kopf rumschwirrte. Es ist gut, dem beizeiten immer mal wieder Luft machen zu können, ohne über mögliche Reaktionen nachdenken zu müssen. Da ist immer viel los. Mir war gar nicht klar, wie sehr das helfen kann, meine Gedanken etwas zu ordnen, sebst wenn es gar keiner liest.

Ja, es gibt im Internet im Allgemeinen so einige 'Unarten', oftmals auch gekoppelt mit ein wenig Doppelmoral. Es geht nicht darum, die Wahrheit zu kennen, denn ich bezweifle doch stark, daß eine Person, die sich in Spielsuchtforen aufhält (von dem gelegentlichen Gast oder Angehörigen mal abgesehen), in der Position ist, Andere zu belehren. Das gilt auch (und ganz besonders) für mich. Vielmehr ist es für mich doch genau das... der Versuch, das momentane Chaos in Worte zu fassen, und damit etwas zu entwirren.
Das mag etwas egoistisch sein, aber ich bin nunmal kein guter Ratgeber. Für mich ist die Tatsache, nicht allein zu sein mit meinen 'Problemen' und Gedanken viel 'nutzbringender', als es jeder noch so gutgemeinte Ratschlag je sein könnte.

Wie ich auch damals schon 'drüben' sagte... am Aufbau der A-Gruppen liegt es bei mir nicht. Im Gegenteil - diese Form der Kommunikation und die Struktur wären für mich schon zwei enorme Vorteile. Ich bin extrem introvertiert, und in neuen Umgebungen nur sehr bedingt 'aufnahmefähig'. Reden dann zu viele Leute durcheinander, geht schnell mal gar nichts mehr. Wenn ich mich aber eingewöhnt habe (was zugegebenermaßen eine ganze Weile dauern kann), neige ich auch mal zu unstrukturierten Monologen, denen irgendwie keiner folgen kann. Aber das habt ihr ja wohl schon mitbekommen. :)
In natura ist es nur eben deutlich holpriger... und immer sehr unangenehm, wenn es mir dann ab und an tatsächlich mal selbst auffällt.

Das Problem ist also nicht der Rahmen, sondern das Problem bin ich. Ich könnte mich dazu nicht überwinden, egal wo. Das habe ich zwar schonmal irgendwo gesagt, aber daran hat sich leider auch inzwischen nicht viel geändert.

Schlaft alle gut und einen schönen Sonntag.

Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 24.01.2021 21:18:21
Als ich aufhörte zu spielen, brauchte ich nicht weniger als ein neues Leben. Es gab nichts mehr in meinem Leben an dem ich hing, aber vor mir lang ein grosses Nichts, ich hatte solche Angst los zu lassen. Mit Hilfe der SHG gingen die ersten Schritte sehr gut. Ein Raum in dem ich nicht bewertet werde, 2 Stunden, fühlt sich richtig gut an. Das gab mir Kraft für das Leben außerhalb der SHG.
Ich traute mich immer mehr in meinem Leben. Hörte in den Gruppen von den vielen Möglichkeiten des Lebens, von den ich vorher keine Ahnung hatte. Eine Schwierigkeit war mich erstmal so anzunehmen mit all den Mängeln die ich nun mal so hatte.
Es hört sich verrückt an, das erste mal das ich einen Platz in einer Gruppe hat so wie ich den eben war, war in dieser SHG. Ich erzähl dort was für ein Arsch ich bin und die sind auch noch nett zu mir hinterher.

Unabhängig von der Religion ist ein liebender Gott jemand der mich so liebt wie ich eben bin. Da ist es außerhalb der SHG wenigstens schon mal einer. Und dann sieht er noch die beste Version von mir, die, die ich in diesem Leben nie erreichen werde, aber ich darf mich in meiner Geschwindigkeit auf den Weg machen.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 26.01.2021 23:49:06
Hallo,

von außen betrachtet führte ich immer ein "reguläres" Leben, in allen privaten und beruflichen Möglichkeiten.
Und beides habe ich bis zu mir auferlegten Grenzen auch genossen.
Meine Spielsucht floss nie in diese Bereiche mit ein, sie war alleinig konzentriert für sich.
Es war wie ein ständiges jonglieren mit scharfen Messern und bedurfte schon einer gewissen Konzentration.
Mein Freundes/Bekanntenkreis war getrennt in zwei Gruppen und äußerst selten überschnitten sich beide.
Eine Welt in einer Welt!

Von innen betrachtet, in mir selbst führte ich ein absolut "irreguläres" Leben.
Ich muss da jetzt schon ehrlich zu mir sein, unvorstellbar was ich alles inszenierte.
Nämlich genau jenes was man von außen sehen sollte.
Dies hatte nur einen einzigen Grund, um ungehindert spielen zu können.
Hinter jedem Spiel stand immer eine ausgesprochene Lüge!
Im Grunde schaffte ich es immer eine neue Türe wieder zu öffnen.
Es wurden über die Jahre viel zu viele Türen und ich brauchte schon eine lange Zeit bis ich begriff, ich habe sie ja nicht geöffnet sondern für immer verschlossen.

Nun geht es mir nicht so sehr um alles wieder gut zu machen, da müsste ich viel zu sehr in unendliche Details gehen.
Alles geht nicht, vergangene Zeiten kann man nun zwar erklären und sich dafür schuldig fühlen mehr aber nicht.
Dennoch bemühe ich mich sehr, an Menschen die immer da geblieben sind gerecht zu werden.
Für alles was man mich an schuldig sprechen mag, nur zu...ich trage jede Verantwortung vor einem irdischen Gericht!
Als viel wichtiger ist es doch zu empfinden, so weit zu sein um für sich selbst Verantwortung tragen zu können.
Ich konnte es früher nie!
Es ging halt einfach nicht, ich wollte doch nur um Geld spielen.
Da war keiner dem ich wirklich zuhörte, wenn er auf mich einredete wie ich doch mein erbärmliches fuck Leben führte.
Weil; es war niemand da !! Es wusste ja keiner wirklich davon, dem ich wichtig war.
Stumm, blind und verlogen war ich.
Dies klingt nun so als wollte ich mir selbst eine Absolution erteilen, darauf Scheiß ich aber.

Was auch immer gewesen sein mag, heute stehe ich dazu.
Warum auch nicht, ich wollte doch nie so sein wie ich einmal war.
Kein Spielsüchtiger zockt über dreißig Jahre ohne dass ein enormer Schaden entsteht.
Ich wollte nie so sein und machte es trotzdem!
Schuldig in allen Punkten der Anklage ...Urteil : Kranker Vollidiot !
Krank zu sein schuldet keine Reue...aber wenn ein Vollidiot psychisch krank ist...dann kommt halt so etwas wie ich heraus.

So bin ich verantwortlich, nicht meiner selbst ..sondern meiner Taten.
Ich habe mich nicht ausgesucht, nicht selbst erschaffen sondern ich habe mich selbst gebeugt.
Dies war nicht die Sucht, sondern ich!
Alles andere zu behaupten wäre viel zu banal....für mich.

Liebe Grüße


   
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Andre12 am 27.01.2021 10:36:14
Moin,
ich führte von außen betrachtet ebenfalls ein " normales " Leben. Jedenfalls habe ich alles dafür getan, dass alle so denken. Habe meiner Wahrnehmung nach, meine Weltbildvorstellung erfüllt. Ob meine Außenwelt das auch so gesehen hat, weiß ich nicht. Denke eher nicht, daher hatte ich gerade im privaten Bereich ständig (auch noch heute ) zwischenmenschliche Probleme, weil ich oft auf Reaktionen getroffen bin die ich nicht erwartet habe, mein Umfeld  nicht auf mein "Spiel " eingegangen ist und ich überhaupt nie, nicht , never ever Verstand warum. Ich habe , trotz beruflichen ständigen positiven Kontakt mit Kunden, im privaten Bereich Menschen , Freunde , die Familie, sportlichem Kreis niemand  nah an mich ran gelassen, aus angst "aufzufliegen". Ich habe unterm Strich alle gleich behandelt, keine Unterschiede gemacht und immer Distanz gewahrt.  So sehr ich mich nach Zuneigung sehnte, so sehr konnte ich mich nicht zeigen. Verstand nie die Unterschiede zwischen Freund, Feind, Partnerin, Familie, wie auch? für mich war das alles gleich. Trotzdem enttäuscht, nie mit irgendjemand eine emotionale Bindung aufgebaut zu haben, bzw. ich war verletzt wenn ich die nicht bekam und war selber auf gar keinen Fall bereit, irgendjemand mich zu zeigen. Viele haben es versucht, ein paar Beziehungen, irgendwann sind sie alle wieder gegangen und ich, bei dem nach aussen hin alles abprallte, war zutiefst verletzt, am Boden zerstört. War nie bereit jemand an mich ranzulassen, aus angst gesehen zu werden, aus angst nicht gut genug zu sein, und oder verletzt zu werden. Am Ende des Tages ist aber all das passiert und ich verstand nix.
Klingt wirr und ist wirr und ist ne Menge Arbeit daraus zu kommen. Für mich ein ständiger Prozess. Das spielfreie Leben ermöglicht mir erst, diese Dinge zu sehen und erahnen zu lassen, was ich überhaupt verloren hab, es ist nicht das Geld, das wäre ja schön das kann man ersetzten, nein es sind die emotionalen Dinge, es sind die Dinge die einen Menschen ausmachen, die das Leben eben lebenswert machen.


Lieben Gruß an alle und schön das Ihr alle hier seid.

André
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 12.02.2021 18:53:38
Hallo allerseits,
   
ja, die Diskrepanz zwischen Außen und Innen... manchmal wünschte ich, es gäbe einen Weg, sie zu überwinden, oder überhaupt nur zeigen zu können, daß sie da ist. Ich weiß aber nicht, wie... und stattdessen inszeniere ich weiter, damit man nicht sieht, was keiner sehen soll, bin quasi in dieser Rolle drin - schon immer gewesen. Vielleicht habe ich mich vorher schon 'selbst verloren' - wer weiß das schon? Denn ich hatte auch davor schon nichts anderes getan, es war in meiner aktiven Zeit letztlich nur noch ein weiterer Faktor dazugekommen, den es zu 'verbergen' galt. Noch mehr Unsicherheit, noch mehr Verwirrung, noch mehr Windmühlen... aber zumindest hatte ich da schonmal Übung drin. Es ist aber bei Weitem nicht mehr so schlimm wie noch zu meiner Spielerzeit, denn ich habe mir im Laufe der Zeit immer mehr erlaubt, einfach ich zu sein. Zumindest zu Hause, und teilweise sogar auf der Arbeit. So ist es nunmal. Das hatte nicht viel mit 'Mut' zu tun, sondern eher damit, daß ich einfach nicht mehr wollte. Das hat durchaus seine Vorteile. Ein Rest der Scharade ist aber immernoch da. Heute ist es mir zwar ziemlich egal, was andere von mir denken, es gibt aber eben nach wie vor Dinge, die kann ich einfach nicht. Sowas verstecke ich nach wie vor. Selbst heute weiß ich deshalb manchmal nicht, was ich eigentlich darstellen will - und wie. Ich tue es aber trotzdem, eben weil ich es schon immer getan habe. So nach dem Motto: Alles, nur nicht die Wahrheit! Das Ergebnis ist dann eine schlechte Komödie... meine groteske Version von 'Normal'. Warum mache ich das?
Weil meine kläglichen Erklärungsversuche schon immer alles nur noch schwerer gemacht haben, da ich auch oft selber nicht weiß, wie ich erklären soll, was ich selber nicht verstehe... und ich eben zwangsweise erklären müßte, wenn ich nicht so täte, als wäre alles kein Problem.
Kämpfe in meinem Kopf, die ich nicht gewinnen kann... als ob ich von sowas nicht echt genug hätte. Nur leider muß ich den Ein oder Anderen tatsächlich weiterkämpfen, denn da gibt es eben nunmal keine Alternative. Gebe ich auf, gewinnt das Chaos. Das möchte niemand, am Allerwenigsten ich selbst.

Man fragte mich kürzlich im Chat, ob ich glücklich sei. Das ist wirklich nicht einfach zu beantworten. 'Nie' ist im Hier und Jetzt eine unhaltbare Aussage, bei 'Glück' ist es andersrum, es gilt für den jeweiligen Moment, und nicht darüber hinaus. Trotzdem haben sie etwas gemeinsam, denn es sind beides sind sehr monströse Worte, die genutzt werden, etwas sehr deutlich, fast schon 'überspitzt', hervorzuheben. Eben wegen ihrer Eigenschaft, nicht mehr steigerbar zu sein.
Doch mit Superlativen ist es wie mit Versprechen - man sollte wohlüberlegt damit umgehen, denn niemand weiß, was morgen sein wird, ob etwas ewig dauert oder endlich ist... oder ob es eben nicht doch noch 'besser' (oder schlechter) geht.

Ich bin zufrieden... an jedem Tag, an dem ich mit dem Wissen ins Bett gehe, daß alles geschafft ist, was ich mir vorgenommen habe, und nichts Unvorhersehbares passiert ist (beides klappt bei Weitem nicht immer). Und wenn ich sicher bin, daß heute durch mich niemand verletzt wurde (und ja, auch andersrum), und ich keinem zur Last gefallen bin. Dann war es ein guter Tag. Eventuell auch mal etwas anstrengend, aber schön. Wenn abends nichts in meinem Kopf rumspukt, kann ich gut einschlafen.
Dann spüre ich Zufriedenheit, weil in meiner Welt alles ohne Quietschen läuft.
Aber bin ich dann glücklich?
Was ist das überhaupt?
Ehepartner, Kinder, Job und Eigenheim?
Oder ein Haufen Geld, und nur machen, was einem gerade paßt?
Keine Sorgen, keine Nöte?
Nein. Das kann es nicht sein. Je nach persönlicher Vorstellung gehört etwas davon möglicherweise dazu, das ist aber noch nicht alles.
Eltern wünschen sich vielleicht machmal etwas mehr Zeit für sich; Alleinstehende sehnen sich trotz all der Möglichkeiten eventuell doch ab und an nach einem ruhigen Leben mit Partner. Man kann nicht alles haben.
Mhhh, also... Unglücklichsein kenne ich. Aber Glück? Wo unterscheidet sich das von einem zufriedenen Grundzustand, der meiner Meinung nach fundamental wichtig, und damit für mich oberste Priorität, ist?

Klar... ich darf mich auch mal nur für mich freuen, und sogar sowas wie Erleichterung (und vielleicht sogar ein wenig Stolz) empfinden, wenn ich doch einmal geschafft habe, was ich nicht für möglich hielt - auch wenn es noch so banal ist. Früher konnte ich das nicht, denn das ist ja schon irgendwie lächerlich. Heute erlaube ich es mir aber, auch mal mit mir zufrieden zu sein, auch wenn ich immernoch manchmal denke, das sei übertrieben, und eigentlich nicht der Rede wert.
Oder statt Spott und Unverständnis eine freundliche Antwort zu bekommen... geduldig und bemüht, meinem oft verzögerten Verständnis gerecht zu werden... das ist zwar in dem Moment etwas unangenehm, im Nachhinein aber ein schönes Gefühl. Ernstgenommen zu werden eben, und sogar etwas Wertschätzung zu erhalten. Auch das darf sein. Und ich darf mich gut dabei fühlen.

Ich habe damals den allerletzten Rest von dem verspielt, wovon ich auch vorher schon kaum etwas hatte - Selbstvertrauen. Diesen 'Kredit' zahle ich also heute noch ab. Ich muß es mir aufbauen, jeden Tag ein wenig, und auf das Bißchen, was ich habe, immer sehr gut achtgeben.
Für mich wäre Glück genau das - ein selbstverantwortliches Leben frei von irgendwelchen Zwängen und Erwartungen. Ich kann mich 'verstellen', weil es eben der gewohnte Weg ist, aber es gibt ja auch Menschen, bei denen ich das gar nicht müßte. Das weiß ich innerlich auch. Ich muß wohl noch lernen, daß es gar nichts Schlimmes ist, ich zu sein, und das eben auch das 'Falsche' dazugehört. Das einzusehen ist der schwere Teil - und irgendwie möchte ich das auch gar nicht, auch wenn es vieles eventuell einfacher machen könnte.
Könnte. Konjunktiv.
Tja... so sehr ich es mir auch manchmal wünsche; offen zu meinen 'Defiziten' zu stehen ist mir einfach nicht möglich. Jedenfalls nicht zu allen. Das bedeutet allerdings nicht, daß ich mir ihrer nicht bewußt wäre. Auch wenn, oder gerade weil, ich gelernt habe, sie zu akzeptieren, kann ich damit leben. Sie sind da, ja, ganz deutlich - aber sie sind meine Sache.
Denn letztlich lebe ich damit, und kein Anderer.
Ich stehe meinem 'Glück' zwar selbst im Weg, aber ich achte damit auch mein persönliches Bedürfnis nach Selbstbestimmung. Die Dinge würden sonst möglicherweise sehr kompliziert und unüberschaubar werden.

Trotzdem bin ich nicht unglücklich. Ganz im Gegenteil. Ich bin zufrieden, wie es ist. Das ist mehr, als ich je für möglich hielt. Der Preis für Offenheit wäre mir aber einfach zu hoch. Und damit meine ich gar nicht mal nur meine Vergangenheit, sondern vielmehr all die 'Baustellen', die ich nach wie vor habe. Vielleicht kann ich das eines Tages... mir zu sagen "Scheiß drauf!"... momentan habe ich aber zuviel Angst davor.

Also ja, ich bin nunmal ich. Was ich getan habe, und auch was ich heute tue, geht von mir aus, und nichts und niemand kann etwas dafür. Das kann ich nicht ändern, aber ich kann es besser machen. Und das versuche ich auch. Jeden Tag auf's Neue.
Ich bin unendlich froh, meine heimliche Suchtausübung nicht mehr verstecken zu müssen. Das war sehr anstrengend. So kann ich zumindest versuchen, mich etwas um mich selbst zu kümmern, auch wenn das nicht immer leicht ist.


Ich wünsche jedenfalls allen ein schönes Wochenende.


Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 14.02.2021 00:20:04
Ich habe heute eine halbe Stunde mit dem Beil eine Badefläche ins Eis geschlagen, bin trotz meiner Klaustrophobie kurz unter das Eis getaucht. Ein Moment des Glücks.

"Frei" ist heut die entscheidende Richtgrösse für mein Leben.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Fred am 14.02.2021 11:32:01
Ich habe heute eine halbe Stunde mit dem Beil eine Badefläche ins Eis geschlagen

Von unten  :o ? ( Dann hättest du meinen ehrlichen Respekt )
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Allesaufanfang am 14.02.2021 11:38:32
Hallo Tal,
Ich Danke dir für deinen Beitrag.
Das war ziemlich echt, soweit ich das beurteilen kann. Ich hab dich bereits in einem anderen Forum gelesen und manches was du nicht sagst ist für mich durch die Wahl deiner Worte, wie ein entschlüsselter Code/offensichtlich.
Du bist mir immer wieder aufs neue, sehr sympathisch.
LG
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 14.02.2021 12:03:31
Moin Tal,

Deine Beiträge sind für mich immer wieder der Hammer. Berichtest Du ganau davon, wo ich kaum sei es auch nur flüchtig mal hingucken mag. Was für tolle wertvolle Beiträge und doch ist immer die eigene Zerbrechlichkeit und Unvollkommenheit so präsent.
Mir hilft es heute tatsächlich diese meine Mängel entweder nicht so wichtig zu nehmen, oder wie mein GA Sponsor mir immer wieder riet, aus einer Zitrone eine Limo zu machen. Tatsächlich sind ja gerade die Dinge wo ich mich so unvollkommen fühle richtig angewandt sehr Wertvoll. Gerade das wir alle so unterschiedlich sind, und daher für jede Aufgabe mit seinen Talenten und Mängeln seine eigene Lösungsstrategie finden muss, macht unsere Welt so knall bunt und Wunderschön.
Wie langweilig wäre unsere Welt doch, wenn wir alle die gleichen Stärken hätten. Es könnte niemals aus der Not des unperfekten etwas einrigartiges neues entstehen.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 14.02.2021 12:42:27
Hallo,

schöne Beiträge hier, ein gutes Sammelsurium zum durchblättern.
Hinter dem Horizont, in dem "wir" wohl noch manchmal leben.


Der "perfekte" Mensch ist unvollkommen.
Er steht nicht jeden Tag vor dem Baum der Erkenntnis, es ruht sich oft nur in dessen Schatten aus.
Doch allzu leicht sollten wir uns hier nicht durchwinken.  :)
Gemeinsame Kausalitäten sind ja gerade der Ansporn zur Erkenntnis.

Eine Mauer abzutragen ist etwas anderes, als jeden Stein nur zu definieren.

Eigenverantwortung bedeutet nicht nur sich dem zu stellen, wie es halt gerade ist.
Sondern auch diese zu gestalten, dass es auch irgendwo konform sei, mit dem was "wir" als konform empfinden.

Oder ich beschreibe es einmal etwas anders, so dass auch keine Fragen aufkommen könnten.
Aber erst in der kommenden Faschingswoche  :), ist dann alles nicht so sensibel.


Grüß Euch       
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 20.02.2021 17:26:38
Hallo ihr,

ich mußte das googeln. Laut Suchergebnis war gerade Faschingswoche. Vom 12.02. bis 17.02. Mhh... sowas bekommt man hier oben gar nicht mit.

Ich verstehe mich oft genug selbst nicht, daher schreibe ich wohl manchmal etwas wirr.
Danke, das ist sehr nett von dir, Allesaufanfang. Bis vor Kurzem hätte ich gar nicht gewußt, was du überhaupt meinst. Tja, man lernt wohl nie aus - schon gar nicht, was einen selbst betrifft. Guten Morgen, TAL!
Es ist mir dennoch tatsächlich etwas unangenehm, und ich fragte mich, was man wohl von mir denken mag. Denn auch wenn ich hier mehr sagen kann als sonstwo anders, gibt es trotzdem Sachen, die nur sehr schwer in Worte zu fassen sind.
Ich habe tagelang überlegt, wie ich das schreiben soll, ohne daß es komisch klingt (und ohne es gleich wieder zu relativieren, indem ich sage, daß euer Feedback wohl eher nicht berechtigt ist), also sage ich es einfach mal so: Danke für eure netten Worte. Es tut schon gut, irgendwie verstanden zu werden, und sogar positiven Zuspruch zu bekommen.

Somit stimmt das schon, was Jacky sagt. Dinge benennen zu können bringt einen erstmal auch nicht weiter, und ist deshalb letztenendes eher drittrangig. Aber es mag helfen, sie zumindest ansatzweise zu verstehen. Wenn ich weiß, was diese Mauer für ein Hindernis ist, kann ich auch gezielter herausfinden, wie und an welcher Stelle man wenigstens drübergucken kann. Zumindest ein klein wenig. Sofern ich das denn auch will.
Zitat
Eigenverantwortung bedeutet nicht nur sich dem zu stellen, wie es halt gerade ist.
Prinzipiell ist das absolut richtig. Aber manchmal geht nunmal nicht mehr als das... bzw. ist eben genau das die eigentliche Herausforderung. Nicht mehr zu spielen ist das Eine - aber ich muß mich ja auch wohlfühlen in meiner Haut. Sonst ist es nur wieder das, was Taro 'die Faust in der Tasche' nennt. Denn die meisten Dinge kann ich ändern (und das habe ich soweit wie möglich, auch wenn es teilweise etwas gedauert hat) - andere aber wiederum leider nicht. Dies zu akzeptieren ist nicht immer leicht. Da beißt sich dann doch gelegentlich gern mal wieder die Schlange in den Schwanz, wie man so sagt.

Aber da gehen die Meinungen wohl auseinander, und das ist auch okay so. Das, was ich als 'konform' mit meiner Überzeugung empfinde, ist ja nunmal nicht immer 'Mainstream', bekanntermaßen ab und an auch nichtmal hier unter 'Unseresgleichen'. Ich weiß, daß ich nicht in der Position bin, Anderen Ratschläge zu erteilen, kann aber recht stur sein, wenn es um mich selbst geht. Denn das, was mich antreibt, meine Vorstellung von Zufriedenheit, mein Verständnis von Richtig und Falsch... für Andere habe ich da erfahrungsgemäß eine eher 'verquere Logik'.
Aber wie oben schon gesagt wurde, sind wir ja zum Glück nicht alle gleich. Und auch ich habe durchaus Stärken, auch wenn man etwas länger danach suchen muß.



Bei mir ist grad wieder was los. Meine Kollegin, mit der ich das Büro teile, ist gekündigt worden, trotzdem man ihr schon gesagt hatte, daß sie sich keine Sorgen machen braucht. Sie hat sogar geweint. Jetzt ist sie krankgeschrieben, und kommt nicht wieder. Ich mochte sie, sie war zwar oftmals sehr geschwätzig, aber wir sind gut miteinander ausgekommen. Das war ein recht angenehmes Arbeitsklima, wir haben uns da ganz gut ergänzt. Außerdem hatte sie eine leicht 'muttihafte' Art, ohne dabei bevormundend zu sein. Sowas ist selten. Die meisten Leute sind sonst immer entweder von Oben herab oder dezent verunsichert.
Naja... sie hatte das wohl geahnt, aber ich hatte ihr gesagt, daß ich sicher bin, daß keiner gehen muß (das wurde ihr ja auch gesagt)... und wenn doch einer gehen müßte, dann wäre ich das - das wäre auch aus vielerlei Gründen logischer gewesen. Warum also sie?
Das Alles will immernoch nicht in meinen Kopf rein.

Wünsche trotzdem einen schönen Samstag.



Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Fred am 20.02.2021 17:40:26
Ich weiß, daß ich nicht in der Position bin, Anderen Ratschläge zu erteilen, kann aber recht stur sein, wenn es um mich selbst geht. Denn das, was mich antreibt, meine Vorstellung von Zufriedenheit, mein Verständnis von Richtig und Falsch... für Andere habe ich da erfahrungsgemäß eine eher 'verquere Logik'.

Selten so einen Unfug gelesen. Jede Meinung ist wertvoll und jede Meinung sollte auch geäußert werden.
Ob einer deiner Ratschläge hilfreich ist, entscheidest nicht mal du, sondern der "Empfänger".
Deine Meinung & deine Ratschläge,  so spärlich sie auch aus dir herauskommen, finde ich sogar besonders wertvoll, weil so "ehrlich".

Warum hast du so panische Angst dich als guter Mensch der gemocht und geliebt wird darzustellen ?
Wer oder was verbietet es dir so zu sein ?

Dieses Forum lebt von Ratschlägen und Meinungen und auch von dir. TAL

Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 21.02.2021 12:51:21
TAL  :)

Aber da gehen die Meinungen wohl auseinander, und das ist auch okay so. Das, was ich als 'konform' mit meiner Überzeugung empfinde, ist ja nunmal nicht immer 'Mainstream', bekanntermaßen ab und an auch nichtmal hier unter 'Unseresgleichen'.

Ich sehe hier nur jenen "Mainstream" wie er auch unter "Unsersgleichen" zu erwarten wäre.

Gruß 
 

Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 07.03.2021 00:10:05
Schon seid meiner Jugend fand ich nie richtig meinen Platz. Egal ob in der Familie, in der Schule oder im Beruf. Auch im Freundeskreis hatte ich nie einen Platz in dem ich einfach sein konnte. Beim spielen fühlte ich mich so wohl wo sonst nirgends in der Welt. Die Gesellschaft hat mich stets an den Rand gedrückt, so beschafft ich mir ohne schlechtes Gewissen mit einiger kriminellen Energie das Geld bei genau den Menschen dieser Gesellschaft.

Als nichts mehr ging, war ich in meiner ersten SHG. Unter all den Spielern, der Raum war damals proppe voll, bestimmt über 30 Leute, da fühlte ich mich erstmals bedingungslos willkommen. Das fühlte sich toll an. Ich faste den Entschluss ab jetzt ehrlich und aufrichtig durchs Leben zu gehen. An mich den gleichen Maßstab anzulegen wie an andere. Für das spielen das mich leitete setzte ich eine liebenden Gott.
Oberflächlich betrachtet könnte man meinen, heute hätte ich nichts mehr mit dem gefährlichen kriminellen gemein. Ich frage mich aber, ist es wirklich so?

Ich kann es heute noch sehr gut nachempfinden, wie und warum ich damals so gehandelt habe, wie ich es habe. Der Grund das ich heute sicher nicht mehr so handeln würde, ist weil ich mich entschlossen habe, aber sicher auch, weil ich heute in der Lage bin, mir überall meinen Platz zu nehmen. Wenn ich mein Leben nach einenliebenden Gott ausrichte, ist jede Form von Verbrechen per se schon ausgeschlossen. Die Emotionen in bestimmten Situationen sind noch genauso wie damals. Einzig gehe ich anders damit um. Die Meinung von Dritten hat m Gegensatz zu früher keine Macht mehr über mich. Da ich versuche aufrichtig durchs Leben zu gehen reiben sich schön Redner jeglicher kolör gerne an mich.

Diese Änderung der "Werte" kann ich natürlich auch mit anderen Dingen füllen. Alles "weltliche" jedoch kann jeder Zeit wieder weg sein.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 07.03.2021 23:56:25
Hallo ihr,

gelesen habe ich Fred's Beitrag schon vor ein paar Tagen. Ich habe aber eine ganze Weile überlegt, ob, und wenn ja, wie, ich diese Fragen beantworte. Denn irgendwie kann ich das gar nicht so wirklich.
Mhh... ja... ich werde definitiv auch gemocht, und sehr wahrscheinlich sogar geliebt, obwohl man es mit mir sicherlich nicht leicht hat. Ende letzten Jahres war da wieder so ein Paradebeispiel...
Ich bin der Elefant im Porzellanladen. In jeder erdenklichen Hinsicht. Das hat nur, entgegen der allgemeinen Auffassung, nicht wirklich viel mit bewußter Ignoranz zu tun.

Ich bin mir gar nicht sicher, ob es tatsächlich die Gesellschaft ist, die mich 'an den Rand drückt'. Sie tut das ja nicht aus einer bewußten Entscheidung heraus, sondern als Reaktion auf mich und mein Verhalten; und um ehrlich zu sein ist das meist auch genau der Ort, an dem ich mich wohl und sicher fühle... Außen vor. Insofern möchte ich ja gar keinen Platz haben. Das scheine ich auch auszustrahlen. Woher sollen andere also wissen, wenn es plötzlich auch mal für eine Weile anders sein kann, und ich das tatsächlich doch einmal möchte, weil es gerade schwer ist, mich auszuhalten? Für mich sind Nähe und Distanz ein schwieriges Thema - auch in Bezug auf mich selbst. Ich wollte damals einfach nicht mit mir selbst allein sein, die Gesellschaft anderer wollte ich aber genausowenig.

Aber nun ja, was soll ich sagen... in meiner Wirklichkeit ist der Alltag eben voller Porzellan.
Meine Erwartungen an mich selbst sind vergleichsweise niedrig - aber dennoch oft schwer umzusetzen. Ich kämpfe jeden Tag gegen mich selbst - auf eine Art und Weise, von der ich heute zumindest weiß, daß sie sich die meisten Menschen nur sehr schwer vorstellen können, denn Außen und Innen sind da eben extrem widersprüchlich.
Mir meinen (wahrscheinlich eher ungewöhnlichen) Platz zu nehmen kann ich heute aber auch deutlich besser. Das muß ich auch - um meiner selbst Willen brauche ich meine 'Nische' - und Menschen, die sich daran nicht stören. Erstaunlicherweise ist das aber eher selten ein Problem. Die meisten Leute merken das 'intuitiv', sogar besser als ich selbst. Ich merke oft nichtmal, daß die Leute bewußt etwas tun (oder vermeiden), weil sie wissen, daß mir das hilft. Kleinigkeiten zwar, die den Menschen aber offenbar durchaus auffallen. Das ist mir dann im Nachhinein doch manchmal auch ein wenig unangenehm, aber die sagen dann, ich helfe ja auch immer Anderen, also ist das doch normal.

Wenn jemand nicht gewillt ist (oder wenn sie es ignorieren, weil sie ja nunmal das Sagen haben), mir entgegenzukommen, wird es tatsächlich deutlich schwieriger für mich. Man kann mir sagen, was ich machen soll, das Wie ist aber meine Sache. Es gibt aber eben auch Menschen, bei denen das auf Dauer dann doch nicht funktioniert. Für sie gibt es nur einen Weg, nur eine Sichtweise - ihre eigene, und Andere haben sich daran zu halten. Ich hasse Schlamperei und unsinnige Vorgaben, deren Sinn sich mir nicht erschließt (besonders Reinreden von Leuten, die selbst keine Ahnung haben, sich aber für wichtig halten)... außerdem hasse ich Kontrolle jeglicher Art. Da wird es dann immer sehr unangenehm - leider aber hauptsächlich für mich. Denn ich bin nach wie vor nicht in der Lage, offen für das einzustehen, was gut für mich ist.
Ich hatte aber bisher nur einen Vorgesetzten, der das nicht akzeptiert hat, weil er (oder besser gesagt: sie) das eigene Ego über alles gestellt hat. Sie mußte immer präsent sein, und ihre Marker hinterlassen. Die meisten anderen waren eher 'ergebnisorientiert' - und das kann ich. Deshalb konnte ich mir meist immer schon erlauben, mir Freiräume zu nehmen, die Andere nicht hatten. Das wurde mir zwar immer erst bewußt, wenn Andere mich darauf ansprachen, aber da ist im Nachhinein betrachtet definitiv etwas dran.
Denn bekomme ich die nicht, wird es sehr schwer für mich und mein 'inneres Gleichgewicht'.

Gefährlich war ich nie, 'kriminelle Energie' hatte ich aber durchaus auch. Verdient hatten 'die' es allemal, so dachte ich.
Genaugenommen bin ich ja nach wie vor dieselbe Person, es wäre also realistisch betrachtet ganz leicht wieder umkehrbar. Und ja, diese diffusen Emotionen sind nach wie vor dieselben. Ich gehe nur anders damit um, denn sie sind halt nunmal eben da. Und ich kann niemanden dazu bringen, mich zu verstehen. Wie auch? Das tue ich ja selbst nichtmal.
Eine 'Macht' ist allerdings zugegebenermaßen manchmal dann doch immernoch da. Der Druck geht da nur nicht (mehr) von den vermeintlichen Erwartungen Dritter aus, sondern von meinen eigenen Erwartungen an mich selbst.

Stimmt, viele Menschen messen mit zweierlei Maß. Sie regen sich heute bei anderen über etwas auf, was sie (oder eine andere, ihnen offenbar 'wohlgesonnenere' Person) gerade gestern erst selbst getan haben. Sowas spreche ich inzwischen aber auch eher selten aus. Die Diskussion wäre mir da erfahrungsgemäß viel zu anstrengend, es führt eh nicht zu irgendeiner Einsicht, und die Leute fühlen sich vor den Kopf gestoßen (und werden dabei oft noch persönlich).
Außerdem interessiert mich das dann auch nicht wirklich. Ich wundere mich eben nur manchmal, warum man mich als 'ignorant' bezeichnet, sowas aber als 'normal' gilt.

Aber ich muß ja gar nicht alles verstehen.

Gute Nacht allerseits.

Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 20.03.2021 13:00:42
Nun beschäftigt mich das folgende schon ein paar Tage, ist mir auch etwas peinlich, darum gehört es hier vermutlich hin. Schon seit meiner Jugend interessiere ich mich für Geldanlage in allen Möglichkeiten. Ist für einen Spieler vermutlich auch nicht allzu ungewöhnlich. Als damals der Bitcoin aufkam, interessierte ich mich also auch dafür, besorgte mir eine Wallet. Es gab eine Seite da wurden welche verschenkt, ich klickte also auf Bitcoin anfordern, ich bekam eine kleine Einheit Geschenkt, Gegenwert damals 5 Cent, ich probierte es ein paar mal aus und wußte wie es funktioniert. Ich eröffnete eine zweite Wallet und schickte die minisummen hin und her.
Interesse war geweckt und ich kaufte mir für 100 Euro etwas über 3,3 Bitcoin. Es gab einiges hin und her um den Bitcoin, ich verlor es aus den Augen, der PC war defekt, der Bitcoin vergessen. Dann wurde ich aufmerksam als der Bitcoin so bei 3000 Euro stand. Ich dachte, ich habe da doch noch so eine Wallet auf dem defekten PC. Also Festplatte ausgebaut, sogar zwei Wallets gefunden und gesichert. Versucht sie zu öffnen. Jede geleistete Transaktion muss geladen werden, es gab in der Zwischenzeit eine Aufspaltung das wußte ich, also versuch macht klug. Nach 14 Tagen Röteln meines PC s war da ne Fehlermeldung. O. K dachte ich, kann man nix machen, zu den Akten. Jetzt kauft sich mein Sohn von seinem Geld einen Gaming PC. Pfeilschnelle Grafikkarte, na klar. Ich erzähl ihm von meinen Wallets, er liest sich ein und plötzlich ist die eine Wallet offen. Es ist der Wahnsinnsbetrag von 0,005 Bitcoin auf der Wallet. Das waren damals 15 Cent darum hat die Wallet auch kein Passwort. Heute sind das immerhin 250 Euro. Besser als nix. Nun also zur zweiten Wallet, da sind über 3,3 Bitcoin drauf, weiß ich genau. Läßt sich auch öffnen, ich werde um eine Passworteingabe gebeten. Es folgten viele Versuche.....
Ich habe mein Passwort vergessen, über 150.000 Euro auf dem Konto und komm nicht ran. Ich weigere mich, jetzt nur noch an Passwörter zu denken. Das Thema war so schön aus meinem Leben raus. Wäre ich schon vorher ran gekommen, hätte ich sie schon lange für viel weniger verkauft, trotzdem nimmt es jetzt Besitz von meinen Gedanken. Ich ärgere mich über meine Dummheit.
Während ich hier schreibe kommt mir in den Kopf, wie gut das niemand weiß, das ich Rumpelstilzchen heiß, muss ich noch ausprobieren.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Fred am 20.03.2021 14:54:05
Als du die Bitcoins hattest, war es nicht viel wert.
Ich selbst hab mal eine Pizza für 1,7 Bitcoins gekauft ... da müssten jetzt noch 0,3 Übrig sein.

"Hätte" bringt dir auch nix .. wüssest du das PW, hättest du sie schon bei 10 oder 20 Euro eingelöst und dich gefreut.

Du hast auch keine 150k auf dem Konto, weil du gar nicht das Konto "hast" :-)

Vergiss "hätte" ... der ist sowieso einer der schlechtesten Ratgeber.

Schließe Frieden mit deinen alten Bitcoins ... sie haben dich lieb ...
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 21.03.2021 00:29:10
Hallo Taro,

da bist Du nicht der Einzige, der dieses "Schicksal" eines vergessenen Wallet - Passwort teilt.
Es gibt zwar Anbieter die in einem solchen Fall Hilfe versprechen, doch darauf kann man nicht bauen.
Zu groß ist doch die Resonanz der verlorenen "Wertanlagen", der jeweils "Vergesslichen"

Das Ziel eines pathologischen  Spielers, der damit gebrochen hat sollte es doch sein, abgesehen einer dauerhaften Spielfreiheit auch einen gesunden Umgang
mit jeglichen Werten zu finden.
Auch wenn ich mich als sehr konservativ und mit einer gewissen Strenge definiere, in Sachen des "Glücksspiels" die ja bekanntlich auch in Geldanlagen zu finden wären.
Sollte doch ein Strich gezogen werden!
Und jenseits dieses Striches ein "normales" Leben , mit "normalen" Umgang in Geldangelegenheiten angegangen werden.
Dazu würde ganz sicher auch gehören, ehemalige Investitionen und unwichtig wie rentabel jene auch wurden, wieder zu aktivieren expl. zu versuchen wieder einen Zugang zu bekommen.
Was auch früher immer war, heute ist es in einem anderen Lichte zu erkennen.
Da gibt es wohl einige, die sich beraten lassen in den Banken überall, wie sie am besten Ihr Geld vermehren könnten.
Und nicht jeder der ein Euro - Sparbuch bei einer Schweizer Bank hat, hätte damit sein Versprechen gebrochen, nämlich nie mehr Spielen zu wollen.
Die Kirche sollte unbedingt auch im Dorf gelassen werden.

150 K verdienen sehr viele nicht einmal in 5 Jahren (vor Steuerabzug).
Manche sogar müssen hungern in diesem Lande, weil billig Konserven und Mineralwasser sie nicht ausreichend sättigen.
Bei der geringen finanziellen Unterstützung die sie bekommen.

Muss Dich aber erst einmal fragen, es ist Dir peinlich weil es Dich beschäftigt ?
Dies wäre doch ein Zeichen einer erreichten "normalen" Souveränität.

Fred: "Eine Pizza für 1,7 Bitcoins"  :)
Ich liebe den Scheiß.
Ansonsten sind Deine restlichen 0,3 Bitcoins ja Dein Eigentum.
Und dieses wird doch heuer nicht mehr weggeworfen.

Aber jeder selbst muss es fühlen und erfahren, wieviel und überhaupt, er jenes wieder möchte, was früher ja eh nichts wert war.

Liebe Grüße 
   
 

     
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 21.03.2021 09:30:17
Muss Dich aber erst einmal fragen, es ist Dir peinlich weil es Dich beschäftigt ?
Dies wäre doch ein Zeichen einer erreichten "normalen" Souveränität.

Moin Jacky,
diese normale Souveränität habe ich grundsätzlich, darum hatte ich in der Vergangenheit ja auch darauf verzichtet zu viel Energie in das Öffnen der Wallet zu investieren. Anders als vermutlich bei Fred, soll das Passwort eigentlich nicht das Problem sein. Verwende ich doch seit ich mit PC, s angefangen habe mit leichten Änderungen immer die gleichen. Es gibt eines für unwichtige Seiten, ein etwas sicherere und eines für Finanzanlagen. Bei dem für Finanzanlagen nehme ich leichte Veränderungen nach einem festen Muster vor. Das bedeutet, meine Eingabe ist sehr nahe am tatsächlichen Passwort. Das führt dazu, daß es mir schwer fällt meine "Souveränität" und die Kontrolle über meine Gedanken zu behalten.
Du schreibst so schön, vom normalen Umgang mit dem Geld....
Wie genau sieht der nur aus. Ein Thema was auch in den Gruppen nur zu gerne ausgeklammert wird. Ich selbst spreche da auch nur drüber wenn ausschließlich langjährige Wegbegleiter am Tisch sind. Ich habe meine Geldanlage breit gestreut und könnte ohne Probleme ein Jahr wegfahren ohne da raufgucken zu müssen. Und doch hat Corona und die US Wahl mein Konto so schnell hochschiessen lassen das auch das schon meine Souveränität ins wanken brachte.

Ich glaube das ich grundsätzlich sehr sicher in meinem Mindset, was das spielen und die Geldanlage betrifft bin. Und doch zeigen die Beispiele das es ins wanken kommen kann. Und ja, genau das ist mir peinlich.

Auf der anderen Seite halte ich das Thema für so wichtig das es nicht einfach unter den Tisch gekehrt gehört.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 27.03.2021 00:00:12
Hallo Harald,

Det übliche: Kaffekränzchen mit anschließende klene Verkaufsveranstaltung, wieder wenig Geld renbekommen,

Was verkaufste eigentlich, immer noch diese "Armbanduhren" ?

Grüß Dich
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 28.03.2021 11:27:15
Moinmoin,

schön von Dir zu lesen Harald!
Kurze Zeit vergangen, der Kopf ist wieder mit dem Leben beschäftigt. Ich weiß und fühl genau, in meinem Leben würde sich auch mit einer grossen Menge Geld nichts ändern. Ich muss nie für etwas sparen, habe genug Geld mir meine Wünsche zu erfüllen. Es gibt soviel wichtigeres als Geld. Die Liebe zu Menschen, und dem Leben, in der Regel sind die wirklichen Abenteuer immer kostenlos. Lediglich an und Abtransport muss finanziert werden.
Meine regelmäßigen Bäder im See genieße ich nach wie vor sehr. Die Temperaturen steigen langsam.
Der Ideale Ausgleich zum Corona Stress. Meine Kinder fordern mir viel ab, ich bemühe mich den gerecht zu werden.
Homeoffice genieße ich sehr, kann ich da doch auch in der Mittagspause schwimmen gehen. Nur mit dem abnehmen, da komme ich nicht richtig ran. Aber alles hat seine Zeit, irgendwann wird das auch kommen.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Allesaufanfang am 28.03.2021 20:50:10
Hey Taro,

meine Kinder verlangen mir auch viel ab. Ich denke jeden Tag was für ein Glück ich hab.. alles richtig gemacht! Egal wie anstrengend es ist. Und wie du genieße ich die freie Zeit. Nicht mit Baden im See sondern mit Feuer im Garten. Gerade sitze ich hier.. das Leben ist gut. Ich bin Spielfrei und bin sehr glücklich darüber. Ich wage nicht zu sagen ob ich über den Berg bin, aber der Moment ist toll.
LG
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 30.03.2021 01:18:14
Hallo,

im Grunde verliert Geld an Gewicht wenn man genug davon hat und die Konzentration kann sich dann auf wesentlichere Dinge richten.
Absolut gibt es wichtigere Dinge als Geld, doch der Alltag gestaltet sich ja schon anders.
Wahre Werte wie Familie, Liebe , Freundschaft usw...haben durchaus einen enorm höheren Stellenwert.
Dies weiß aber auch der Bettler in der Fußgängerzone und bei jedem Euro mehr im Hut ändert dies auch nichts.
Arm zu sein ist keine Schande, doch es würde mich schon sehr wundern, wenn man dies auch immer bleiben möchte.
Wahre Werte hängen nicht am Reichtum, reich zu sein bedeutet auch nicht ein kaltes Herz zu haben.

Geld ist wichtig für mich, nicht so wichtig wie andere Dinge, doch stehe ich jeden Tag auf um welches zu verdienen.
Als pathologischer Spieler in meiner aktiven Zeit war Geld nur das Benzin für meine Sucht.
Dennoch brauchte ich es auch für andere Dinge!

Heute könnte ich schon damit zurecht kommen meine Kleidung im Takko und meine Lebensmittel in einer Tafel zu kaufen.
Dies ist aber nicht die Frage, eher was kann ich tun um dies zu verhindern ?
Und solange mir dies auch möglich, werde ich es vermeiden.
Natürlich ist dies nicht jedem möglich, warum auch immer.

Reiche Säcke sind nicht alle dekadent.
Aktive Spieler...kaum könnte sich jemand dekadenter verhalten als sie.
Aber es war nie das Geld, dass "uns" krank machte!
Doch eher Mängel in eben jenen Werten, die viel wichtiger sind als Geld.

Jeder kann mein Geld haben...mir egal, ich gebs aber nicht her!
Machen "wir" uns doch nichts vor , ein freundliches Wort ist leichter zu geben als ein paar Euros für einen Armen.
Sicherlich spenden "wir" sind Paten und sorgen auch für finanzielle Nachhaltigkeit.
Aber niemals soweit dass wir dadurch nur annähernd in jene finanzielle Not kommen.
Auch kenne ich einige, die liebende Menschen häufiger wechseln als ihre Hausbank.
Oder... 3 mal geschieden, in jedem Hafen eine Braut aber immer noch bei der Sparkasse.  :)

Liebe Grüße 
   
 
 
   
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 31.03.2021 00:09:39
Moin moin,

was für ein schöner Beitrag Jacky. Geld ist bei weitem nicht das wichtigste und doch gebe ich dafür oft viel zu viel Aufmerksamkeit. Ich liebe meine Frau und doch bekommen wir immer wieder Streit weil Sie auch nach 16 Jahren noch immer nicht die Zahnpastertube aufrollt. Oder andere Themen auf einem mit der Tube vergleichbaren Niveau. Letztlich muss ich hinterher immer wieder darüber lachen das ich kurz vor dem Auszug erst bemerke das es nur um eine Zahnpastertube geht und Sie sie schon immer so ausgedrückt hat. Und das verückteste, seit 30 Jahren kommt in der ein oder anderen Form das Thema Zahnpsta immer wieder auf den Tisch in der SHG. Wie einfältig ich doch bin.

Ich glaube Petrus war gerade beim Netze knüpfen als Jesus Ihn aufforderte Ihn zu folgen und er folgte. Er fragte nicht nach finanzieller Sicherheit. Würde ich das auch tun? Puh, Gebe ich soviel das ich in finanzielle Not komme? Nein.
Genau das ist etwas was ich mir öfters anschaue und ich bin tatsächlich ziemlich feige. Ich bin mir sicher, es wäre gut meine Netze Netze sein zu lassen und den für mich richtigen Weg zu gehen.

Als ich aufhörte mit dem Spielen, versprach ich mir nicht mehr wegzulaufen. Das bedeutet das ich Menschen die mir lieb und wichtig sind eben nicht mehr Wechsel. Weder wegen einer Zahnpastertube, noch wegen persönlicher Angriffe. Mein Problem zu meiner Spielerzeit, als ich gerne weggelaufen bin war ja genau, egal wo ich auch immer hingelaufen bin ICH war trotzdem dabei. Das größte Problem in Konflikten bin ja geraden bei mir lieben Menschen immer ich und nicht mein Gegenüber.

Vieles meines Handeln ist so widersprüchlich, ich kann es sehen und doch kann ich es nur ganz langsam ändern. Dafür besuche ich die SHG und auch einen Bibelkreis um mich immer ein Stück mehr zu trauen.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Andre12 am 01.04.2021 22:11:00
Moin,
na, ja zum Thema Geld .... es ist schwierig für mich, mich darüber zu äußern, versuche mal meine Gedanken dazu zu schreiben : ja,  Geld ist nicht alles : Freundschaft , Liebe , Halt , Erfahrungen kann ich nicht mit Geld bezahlen , oder ernsthaft bekommen . Doch ist es wichtig für mich es zu haben : ich kann meine Miete bezahlen , ich kann mich und meine Tochter ernähren , ich kann ich selbst sein, muss mich nicht anpassen und jdm mehr Aufmerksamkeit schenken weil er mehr Geld hat oder weil er Geld hat , ich kann mich selbst versorgen , brauche keinen anbetteln ( unseren sozialen Staat oder wen auch immer ) es gibt mir Freiheit , befreit mich einerseits von gesellschaftlichen Zwängen und anderseits eben genau nicht. Erst wenn ich Geld habe, kann ich mich  auf die wichtigen Dinge konzentrieren und mich entwickeln . Ich denke die Wertschätzung des Geldes zu erlernen , war für mich sehr wichtig , zu wissen ein Millionär ist nicht automatisch glücklich ,aber  zu sehen
das ein gewisser Grad an Geld zu haben , mich das erst erkennen lies...

Lg André
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Fred am 02.04.2021 10:09:36
im Grunde verliert Geld an Gewicht wenn man genug davon hat und die Konzentration kann sich dann auf wesentlichere Dinge richten.

Ich kenne beide Seiten und kann dem nur zustimmen.

Die Zeiten in denen wir nachrechnen mussten, ob wir uns Lachs oder Nordseekrabben leisten können, sind lange vorbei.
Die Erinnerung daran verblasst zusehends.
Das Gefühl, dass sich der gesamte Alltag darum dreht, wie man den Monat über die Runden kommt, allerdings nicht.

Daher bin ich dankbar in der Komfortsituation zu sein, dass ich darüber nicht mehr nachdenken muss.
Und wenn man es nicht mehr muss, widmet man sich in der Tat völlig anderen DIngen im Leben.

Dies sind Erfahrungen, die viele Menschen nicht erleben können. Ein finanziell mehr oder weniger entspanntes Dasein.
Daher wäre ich für ein pauschales Grundeinkommen, aber das ist ein anderes Thema.

---

Dieses "Geld ist nicht alles"-Mantra will ich allerdings nicht so unterschreiben.
In dieser (westlichen) Welt in der wir aufgewachsen sind ist Geld einfach unabdingbar.
Das gesamte soziale Leben ist darauf ausgerichtet Geld zu haben.
Hat jemand dies nicht, ist er auch gleichzeitig von unserem ach so tollen sozialen Leben ausgeschlossen. Zumindest in weiten Teilen.

Meine Frau stammt ja aus einem anderen Kulturkreis. Die Menschlichkeit, die Hilfsbereitschaft und der Zusammenhalt ist dort sowas von anders als bei uns, dass ich es nicht einmal versuche zu beschreiben.
Da wird einem (leider) so krass vor Augen geführt, wie abgefuckt abhängig vom Geld wir im "tollen Westen" unsere Zeit verbringen (oder gar verschwenden ?)

Es wäre schon schön, wenn "wir" dem Geld nicht mehr diese Wertigkeit geben würden
Aber ich hätte nicht mal eine Idee wie man das anpassen könnte
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: medea888 am 02.04.2021 13:11:11
Moin,

Also ich habe sowohl in meiner Familie als auch in meinem Beruf erfahren können, dass auch zuviel Geld den Menschen negativ verändert. Ich reagiere schon immer auf Geiz und Gier extrem ungehalten und halte mich selbst für einen großzügigen Menschen. Ich denke Geld sollte einfach keinen zu großen Stellenwert einnehmen, dennoch ist es so, dass bei Armen und bei Reichen Menschen Geld immer mehr Mittelpunkt hat.
Für mich stand Geld in meiner aktiven Zocker Zeit Geld im Mittelpunkt, aber nicht das Geld selbst, sondern die Beschaffung des Suchtmittels und das Verstecken des Mangels war Mittelpunkt.
Heute, wo ich die Geldsorgen hinter mir habe achte ich gar nicht mehr darauf, ich schaue kaum auf mein Konto und habe immer wenig Bargeld bei mir. Im Grunde müsste ich mich längst darum kümmern, wie ich Geld anlegen sollte, aber das Kümmern um Geld erscheint mir Zeitverschwendung, wie absurd hat sich doch noch bis vor 1,4 Jahren alles darum gedreht...

Ich merke dennoch, dass etwas zu besitzen mir immer weniger wichtig wird, ich brauche keine neuen Klamotten oder Handys oder einen neuen Fernseher. Zu wissen, dass ich alles ohne Probleme kaufen könnte beruhigt mich dennoch unterschwellig.
Aber ich bin froh, dass Liebe, Freundschaft, Kultur, Musik, Natur nun Mittelpunkt meines Lebens sein können.
Und Fred muss ich zustimmen, ich wünschte unser Land wäre nicht so stark Geld geprägt und andere Werte würden wieder mehr im Mittelpunkt stehen.
Allen einen ruhigen schönen Karfreitag
Eure Medea
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 03.04.2021 20:13:11
Moin moin,

vielen Dank für eure Beiträge. Vor vielen Jahren fragte ich einen Freund nach einem gemeinsamen Abend, er antwortete, er hätte gerade kein "Actionpapier". Ist es so? Kein Geld kein Action? Mein Kopf will es mir erzählen, meine Erfahrung sagt mir aber genau das Gegenteil. Meine besten Urlaube waren die mit fast kein Geld. Zelten auf Fehmarn ganz ohne Geld, nur einen Becher dabei usw,. Zur Zeit sind Kulturelle Veranstaltungen kaum möglich, richtiges Leben ist aber immer das äquivalent zur Bezahl Veranstaltung. Klettergarten gegen Bezahlung oder im Wald alleine in die Bäume. Es gibt soviele Beispiele, ich habe es nur noch immer so im Kopf das ich für Action Papier auf der Bank brauche.
Selbst mit Harz IV kann man gut leben, wenn man es denn nicht für alk und Zigaretten verwendet.
Nichts desto trotz fühlt es sich gut an immer ausreichend Geld zu haben. Ich habe da sogar einen ausgesprochenen hau weg. Wenn es mehr wird dann wird das automatisch zum neuen Standard als mindestreserve. Ich habe gerade heute meine Frau gefragt was Sie meint wieviel Geld wir haben, Geldanlage ist meine Aufgabe. Sie hat mächtig daneben gelegen, es interessiert Sie einfach nicht. Das könnte mir nie passieren.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 04.04.2021 21:44:33
Hoi,

ich las eben einen der letzten Sätze im Chat. Geld, Beziehungen, Liebe, Zugehörigkeit und Abgrenzung sind auch bei mir Themen, bei denen ich oft genug wieder über mich selbst und meine Wand im Kopf falle. Hinzu kommen noch die hier thematisierten Dinge wie Demut, Dekadenz und Menschlichkeit. Und die Suche nach den 'wahren Werten' (wo liegen die überhaupt? Eine interessante Frage).

Mhh. Ja. Je weniger man sich über Geld Gedanken machen muß, desto besser. Ich tue das auch nicht (mehr). Medea hat das ganz gut beschrieben, so geht es mir auch. Ironischerweise bin ich bei uns zu Hause auch derjenige mit den Ersparnissen, und meine bessere Hälfte weiß nichtmal, wieviel es ist. Bei mir ist es aber kein Anlegen, sondern eher 'Weglegen'. Aus den Augen, aus dem Sinn.

Als Kind konnte ich sehr lange überhaupt nichts damit anfangen. Andere kauften sich Süßigkeiten, Sammelkarten oder irgendwelche Plastikfiguren. Ich packte mein vergleichsweise schmales Taschengeld dann einfach in eine schöne Kiste, bei der ich immer genau wußte, was drin ist. Das hatte mehr mit Ordnung und Übersicht zu tun, als mit dem Gedanken an die Kaufkraft. Hab's halt irgendwie 'gesammelt', wie so viele andere Dinge damals auch. Meine Mutter fand diese Kiste eines Tages, das war mir extrem unangenehm. Sie war erstaunt darüber, und sagte, das solle nicht rumliegen. Dann wollte sie es mir wegnehmen. Sowas täte man auf ein Sparbuch. Am nächsten Tag ging sie mit mir zur Bank. Ich wollte das nicht, habe nicht verstanden, wie und warum man Geld in ein Buch tun sollte, das fällt doch raus... so eine Kiste ist doch viel praktischer. Hinterher hatte ich dann ein kleines rotes Büchlein mit Zahlen drin. Das war doof, unsinnig und uninteressant. Ich mußte das zukünftig also besser verstecken.

Irgendwann in meiner Jugend dachte ich dann auch, finanziell 'mithalten' zu müssen, bei Dingen, die mir eigentlich zuwider waren. Aber so ist das eben. Das nennt sich 'normal'. Dafür brauchte ich dann doch Geld.
Was das 'Sozialleben' angeht, stimme ich Fred also zu. Dafür ist Geld unabdingbar.
Eine Zeitlang dachte ich das zumindest. Und selbst heute empfinde ich es als beruhigend, zu wissen, daß ich könnte, aber nicht muß. Etwas nicht zu tun ist meine freie Entscheidung, und keine Frage des Geldes mehr. Die Zeiten, wo ich Geld 'organisieren' mußte, um den Schein zu wahren, sind vorbei.

Ich bin nicht in Reichtum aufgewachsen - ganz im Gegenteil. Das Ganze war etwas kompliziert, aber ich glaube, darüber habe ich schonmal geschrieben.
Bei mir begann es also erst vor ein paar Jahren, finanziell bergauf zu gehen. Vorher kannte ich so etwas wie 'Überschuß' gar nicht... auch wenn ich es mein Leben lang Anderen vorgespielt habe. Für mich war es beruhigend und gefährlich zugleich, besonders am Anfang. In gewisser Weise war es gut, daß ich zu dem Zeitpunkt schon eine Weile spielfrei war. Davor hatte ich mich lange gefürchtet. Zurecht.
Nun ja. Ein vergleichsweise langer Weg bis dahin. Andere schaffen es gar nie, obwohl sie deutlich mehr dafür getan haben als ich, und es sich verdient hätten. Mit Gerechtigkeit hat das nicht viel zu tun.

Wenn mich das Verhalten (oder besser gesagt die Reaktionen) Anderer verwirrt, sagt meine bessere Hälfte manchmal augenzwinkernd zu mir: "Eigen- und Fremdwahrnehmung differieren da womöglich?!". Ja, das stimmt. Außenwirkung spielt auch beim Thema Geld eine große Rolle. Bezeichnend ist es, wenn wir zu einer Wohnungsbesichtigung gehen. Meine bessere Hälfte direkt von der Arbeit im Casual-Look... und dann noch ich. Das ist schon ziemlich witzig, wenn wir erst so abgefertigt werden, verglichen mit der plötzlich auftretenden Freundlichkeit, sobald wir den Zettel mit den Angaben zum Einkommen ausgefüllt haben. Das ist nicht immer so, aber schon recht häufig. Wir sind auch schonmal eine halbe Stunde in einem Autohaus komplett ignoriert worden, weil man uns wahrscheinlich für Gaffer hielt. Meine bessere Hälfte sprach den Verkäufer schließlich an, welcher darauf pampig und lustlos reagierte, einen kurzen Standarttext zum Aufbau des Schauraums runterratterte, dann behauptete, er hätte jetzt einen Termin und deshalb keine Zeit, sich demonstrativ wieder hinter sein Pult stellte, in die andere Richtung sah, und einen Tratsch mit seiner Kollegin anfing. Wir sind dann gegangen. Okay dann eben nicht. Ich finde sowas immer sehr lustig und durchaus interessant.
Geld und Oberflächlichkeit macht schon viel aus, auch in der Art und Weise, wie man behandelt wird. Ich habe das nur eben überhaupt nicht drauf, und es gibt wichtigeres im Leben, als Leuten, die man gar nicht kennt, den 'richtigen' Eindruck zu vermitteln. Das habe ich schon lange aufgegeben... ich bekomme es sowieso nicht hin.
Ich brauche auch nicht ständig neue Dinge.
Mir ist das ganz einfach egal, weil es keinen Sinn macht, dennoch wird meine Einstellung gerne mit 'Geiz' oder zumindest Knauserigkeit verwechselt. Das ist aber Unsinn. Jeder kann machen, was er will, auch innerhalb der Beziehung. Daß ich etwas nicht nachvollziehen kann, heißt ja nicht, daß ich dagegen bin, wenn es andere tun. Besonders dann nicht, wenn es mich überhaupt nichts angeht. Da muß sich doch keiner rechtfertigen.
Bei größeren Anschaffungen liegt das Problem für mich auch oft darin, daß ich ewig für eine Entscheidung brauche.
Ich brauche nicht viel (Aber ja, es beruhigt mich ebenfalls, zu wissen, daß ich jederzeit genug hätte). Meine Ausgaben ändern sich nicht, auch wenn die Einnahmen steigen. Meine nach außen komische Einstellung zu (und Handhabung von) Geld erscheint für Andere oft irritierend und sinnlos - gerade zu Hause. Auf der anderen Seite sind die Schlüsse, die Andere daraus ziehen, für mich schon sehr abstrus und befremdlich - und ziemlich weit gefehlt.

Mich stört sowas aber auch eher weniger, denn ich hatte (und habe) etwas anderes, von dem ich heute weiß, daß es für mich unbezahlbar wertvoll ist - die Menschen in meinem näheren Umfeld. Ich kann mich auch sehr gut an Kleinigkeiten 'aufhängen', die mich wahnsinnig machen. Ganz besonders, wenn ich dann hinterher auch noch erkenne, daß jemand es bewußt mit Absicht gemacht hat, um mich zu ärgern. Sofern man mir das sofort sagt, kann ich dann nach anfänglichem Ärger sogar ganz gut über mich selbst lachen. Meist ist es aber keine Absicht - von beiden Seiten. Und so sehr es mich auch 'nerven' kann, die positiven Dinge überwiegen. Deshalb bleibe ich dabei, auch wenn es mal eine zeitlang mal mehr negative sind. Das hängt dann ja auch zu einem großen Teil mit mir selbst zusammen. Komplette Harmonie gibt es eh nur im Märchen. Und meine negativen Seiten sind doch deutlich mehr als die aller anderen zusammen. Das sollte ich auch nicht vergessen.

Ohne diese Leute wäre für mich also vieles anders, auch wenn sie sich dessen nichtmal bewußt sind. Das war mit einigen wenigen (phasenweisen) Ausnahmen schon immer etwas, mit dem ich unsagbares Glück hatte.
Ich kenne zwar auch die andere Seite, also Ablehnung und Ausgrenzung, aber bei mir liefen solche Dinge immer im Verborgenen ab, und es immer zwei oder drei einzelne Personen, die irgendwann keinen Bock mehr darauf hatten (und dies auch nur taten, wenn es keiner sah), und nicht mein gesamtes Umfeld. Ich mußte also nur zusehen, diesen Leuten aus dem Weg zu gehen. Ich weiß heute auch, daß ich damals etwas hätte sagen können, und man hätte mir geholfen - und nicht umgekehrt - und die wußten das offenbar ja auch, sonst wären sie nicht so bedacht darauf gewesen, daß es keiner mitbekam. Es waren also Ausnahmen, und nicht die Regel, und hörte mit dem Wegzug der 'Hauptperson' dann auch fast komplett auf.
Kollektives offenes 'Wegsehen' habe ich nur ein einziges Mal erleben müssen, als ich in der zwölften Klasse war. Und ja, ich kann mich nicht erinnern, daß jemals etwas so wehgetan hat wie die die Tatsache, daß Leute, von denen ich dachte, sie wären meine Freunde, auf diesen Zug mit aufsprangen. Nicht aktiv, nein, aber passiv. Die vorangegangenen Vorfälle waren das Eine; aber fast noch schwerer wog das kollektive Wegsehen und die abstrusen (ungefragten) Rechtfertigungen des eigenen Verhaltens unter vier Augen, was letztlich nur zeigte, daß sie ein schlechtes Gewissen hatten, weil sie es eigentlich besser wußten; und bei mir die Haltung unterstrich, weniger wert zu sein als Andere. Eben da diese Leute sonst die ersten waren, die derartiges Verhalten verurteilten, wenn sie Publikum hatten. Die Entschuldigungen und Rechtfertigungen zeigten mir ja, daß sie sehr wohl wußten, was passiert war (obwohl ich gar nichts gesagt hatte), bei mir schien es aber trotzdem okay zu sein, denn da sagte keiner offen etwas zu. Sowas ist fast noch demütigender als Schläge oder Tritte es je sein könnten.
Ich habe es im Kopf durchgespielt. Tausendmal. Doch noch heute frage ich mich, was ich falschgemacht habe, obwohl ich vom Verstand her inzwischen weiß, daß ich nichts davon hätte ändern können.

Ich möchte kein Opfer sein, weil Hilflosigkeit ein schreckliches Gefühl ist. Deshalb verstehe ich nicht, wie sich jemand freiwillig diese Rolle aufsetzt. Sie verbaut einem so vieles und lähmt das Denken und die Entscheidungen... und damit auch den Weg 'da raus'.
Das ist etwas, was ich nicht vermitteln kann. Wenn ich das regelmäßige 'Gejammer' bestimmter Personen in meinem Umfeld höre, und nicht auf den Mitleidszug aufspringe, ist das kein Zeichen von Ignoranz oder mangelnder Empathie, sondern aus der Tatsache heraus, daß ich weiß, daß dieser vermeintlich 'bequeme' Weg der Person selbst nur schadet.
Weil ich selbst oft genug damit kämpfe, und diese Gedanken hasse.
Wie kann man sich das freiwillig antun?

Im Laufe meines Lebens bin ich oft in derartige Situationen geraten, auch wenn es mit zunehmendem Alter immer weniger wurde. Aber ich habe Menschen um mich, die mir zeigen, daß es auch anders geht. Die Geduld mit mir haben, und bei denen ich nichts falschmachen kann. Und wenn doch, dann sagen sie es mir. Unter vier Augen.

Wahre Werte sind wohl für jeden etwas Anderes. Für mich hat Geld auch keinen sehr hohen Stellenwert. Diese Einstellung an sich ist aber eine Art Luxus, den ich mir heute leisten kann - eben weil ich genug davon habe. Ich möchte auch nicht arm sein. Natürlich nicht. Der Weg aus der Armut ist aber ähnlich schwer wie der aus der Opferposition. Beides hängt viel mit Bestreben zusammen, ist aber nicht zuletzt auch von äußeren Faktoren und einem günstigen Umfeld abhängig. Denn um eine Chance ergreifen zu können, muß man sie erst einmal bekommen - und auch als solche wahrnehmen.

Ich hatte in meinem Leben viele Chancen, weit mehr, als mir zustehen. Doch die meisten davon habe ich entweder nicht ergriffen, oder nicht gesehen. Glück hatte ich immer, ich habe es nur selten als solches erkannt - oder eben erst viel später.
Heute weiß ich das. Ich muß es nicht mehr herausfordern. Es ist mir wichtig, bequem leben zu können ohne Sorgen. Alles darüber hinaus kommt auf die Machbarkeit an. Wenn ich morgens aufstehe, möchte ich mich nie wieder fragen, wozu ich das tue... und ich möchte nie wieder ein negatives Gefühl dabei haben. Ich habe auch schon mehrmals berufliche Beförderungen abgelehnt, weil ich meine Grenzen besser kenne als jeder Andere, und mir mein persönliches Befinden deutlich wichtiger ist als Geld oder Status. Niemand versteht das, weder auf der Arbeit, noch zu Hause. Aber das muß ja auch keiner. Akzeptieren tun sie es trotzdem.

Ich bin nicht arm, dafür bin ich sehr dankbar.
Ich könnte trotzdem mehr für Andere tun, denen es schlechter geht, gerade weil ich ein Stückweit weiß, wie das ist, wenngleich es bei mir selbstverschuldet war.
Das tue ich aber nicht, zumindest nicht in dem Umfang, indem es mir theoretisch möglich wäre. Ich bleibe weitestgehend bei mir selbst. Da habe ich genug zu tun.
Das macht mich dann sicher nicht zu einem besseren Menschen. Eher im Gegenteil.

Die Dekadenz ist vorbei. Egoistisch bin ich aber heute noch.

Sorry, das waren mal wieder recht wirre Gedankengänge.

Ich wünsche Frohe Ostern.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 30.04.2021 22:55:10
Als ich aufhörte zu spielen war ich ein Beziehungskrüppel. Das war irre ersten Jahre mein größtes Thema. Ich baute mir 2 Jahre einen neuen Freundeskreis auf, und erkannte das ich mich leider wieder nicht getraut habe mich zu zeigen. Also noch mal von vorne. Meine erste Partnerschaft in der Spielfreiheit war eine Katastrophe, doch nicht ganz, ich habe da viele Dinge kennengelernt die ich nie wieder in einer Beziehung will. Ist ja schon mal ein Anfang zu wissen was man nicht will. Dann wurde es sowohl in der Partnerschaft als auch im Freundeskreis deutlich besser.
Heute habe ich Familie, langjährige Freunde drei pubertierende Jungs, eine tolle Frau.

Besonders meine Jungs zeigen mir in letzter Zeit sehr deutlich, daß ich in Beziehungen noch deutliche Mängel habe. Kann sein, dass ich übertreibe, und es völlig normal ist. Und doch habe ich das Gefühl dass ich oft kein guter Vater bin.

Meine Schwäche mich sprachlich richtig auszudrücken kann ich durch meine Mimik und Gestik im realen Leben ausgleichen. In Foren geht das natürlich nicht. Im Nachbarforum habe ich gelesen das ein Mitglied gestorben ist. Wegen seines Kampfes gegen die Zahlungsdienstleister war er soetwas wie der Star dort. Ich bin von der Nachricht sehr getroffen. Ich hatte lange PN Kontakt zu Ihm, er war kurz hier. Vieles was ich Ihm sagte war meine Überzeugung, aber sicher nicht sehr empatisch. Vielleicht fühlte er sich hier vertrieben durch meine Worte. So das er garnicht erfahren konnte wieviel mehr das Leben zu bieten hat als der Kampf gegen Zahlungsdienstleister.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Nutella am 01.05.2021 06:45:27
Hallo Taro..

hab lange nicht mehr im anderen Forum gelesen und bin gerade etwas geschockt über die Nachricht vom Tod Borns..

Er war noch recht jung.. Erinnert es mich auch gleich wieder an Ivan an dem ich doch oft denken muss..

Zwei Menschen, welche auf ihre unterschiedlichen Art und Weise gegen die Sucht und ihre Folgen angegangen sind.. Zeigt es aber auf, wie schnell es vorbei sein kann ohne das eigentliche Leben zurück zu gewinnen mit all dem schönen was es wirklich zu bieten hat konzentriert man sich auf die wirklich wichtigen Dinge..

2019 und 20 habe ich selbst diese Momente zweimal erleben dürfen, daß Leben und Tod nur ein Wimpernschlag ist, lässt das erwachen danach einem nochmal Raum und Zeit zu erkennen daß alles Leben nur geschenkt wird und wir, jeder einzelne für sich die Zeit so gut wie möglich auskosten dürfen..

Bleibt gesund und LG..
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 01.05.2021 11:18:39
Hallo,

Danke Taro für Deinen Beitrag und diese traurige Nachricht.
An anderer Stelle habe ich es schon so ähnlich geschrieben, es ist halt jenes was in mir gerade so vorgeht.

Als wir kleine Kinder waren, unbefangen und frei in unseren Gedanken.
Im Sandkasten zu spielen, vor dem Einschlafen spannenden Märchen zu lauschen, behütet von seelischen Schmerzen.
Lachen und weinen im Wechsel ohne eine Last dabei ertragen zu müssen.
Unwissend und herrlich naiv durch das Gras zu rennen.
Doch wir mussten ja unbedingt erwachsen werden....

Und es ist mehr als nur ein Wunsch, wenn wir eines Tages das Lichte sehen...wissen wir das es Liebe war.
Wie damals, als wir noch kleine Kinder waren .

Mein Mitgefühl für seine Familie und Freunde und tiefe Trauer.

Liebe Grüße
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 02.05.2021 23:59:46
Ich bin dem Spielen gegenüber machtlos, meinem Gegenüber und dem anderer.
Ich habe in den 32 Jahren in dem ich die SHG insbesondere die GA Gemeinschaft kennengelernt habe, einige Freunde gehen sehen. Krankheit, Selbstmord und auch ein Mord war dabei. Selbstmord und Krankheit hält sich etwa die Waage.
Ich bin immer ein Sensibelchen gewesen, oder besser ich bin es noch. Notfallkoffer werden die Hilfsmaßnahmen gegen die Spielsucht oft genannt. Ich habe sowas wohl auch. Das gleiche habe ich auch gegen meine Depressionen oder meinem Weltschmerz. So wirke ich zumindest außerhalb der Familie und von Freunden als Taff, ohne das da irgendwas gespielt ist. Gutes Training in den Jahren.

Ich habe ein ähnliches Gefühl wie Du Harald gehabt. Ich habe grundsätzlich allen Spielern gegenüber ein Gefühl weit über das geschriebene oder gesprochene hinaus.

Nur was nützt all das Wissen. Frei aus einem Lied übertragen. Was nützt mir der Lastwagen von Wissen wenn die Einfahrt zum Herzen zu schmal des Gegenübers zu schmal ist.

Diese Machtlosigkeit ist für mich bis heute schwer zu akzeptieren.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 04.05.2021 00:06:34
Nur was nützt all das Wissen. Frei aus einem Lied übertragen. Was nützt mir der Lastwagen von Wissen wenn die Einfahrt zum Herzen zu schmal des Gegenübers zu schmal ist.

Etwas was wohl jeder so oder so ähnlich erlebt hat:
Ein junges Paar, typisch verstrickt in der Scheiß egal Mentalität, doch aber schon noch motiviert und ich dachte event. mit Potential.
Die waren sehr nett und gegenseitige Empathie mehr als nur spürbar.
Wegweisend und mit fachkundigen Mitförderern an der Seite mauerten wir Ihnen ein Fundament.
Wohnung, Steuern, schier unüberschaubare Verschuldung, Krankenversicherung, therapeutische Versorgung, Starterkitt in die Selbstständigkeit bis hin zur Besorgung von täglichen Lebensmitteln.....alles organisiert uns stets mit Ihrem "naja" Mitwirken.
Und nicht zuletzt Freundschaft, die beiden waren an Weihnachten bei mir und meiner Familie, sangen mit meiner Mutter Weihnachtslieder.
Das Ganze ging nicht einmal 4 Wochen gut!

Dahinter steckte eine schon größere Logistik, Hoffnung und Vertrauen.
Zwei Affen hätten das hinbekommen, sie hätten erfahren dass man so ja nicht mehr seine Bananen klauen müsste.
Affen verraten, hintergehen und treten auch nicht, nachdem man Ihnen geholfen hat.

So denke ich dass einige Menschen schon wollen und es versuchen, aber einfach nicht können.
Dies wissen sie auch und versuchen es dennoch, was bleibt Ihnen auch anderes übrig.
Aber es macht keinen Sinn, jemanden zu fördern der sich nicht eingesteht aufgegeben zu haben.
Dann ist es halt ein dahinsiechen und ich weiß auch wie sich das anfühlt.

Wenn jemand zu blöd, unsicher oder hilflos auch in Emotionen ist, im Grunde nichts kann.
Muss er es sich eingestehen!
Sonst braucht er erst gar nicht anfangen etwas zu lernen oder zu verändern.
Es würde eh nur in Lügen enden.

Es muss nicht einmal eine Suchterkrankung dahinter stecken.
Hilfe bekommen sie natürlich immer.
Sie steht Ihnen auch zu.
Und manchmal, aber wohl nur manchmal fruchtet diese auch.


Liebe Grüße
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Andre12 am 04.05.2021 07:22:54
Moin Jack,
Dein Beitrag stimmt mich heute morgen sehr nachdenklich. Ich musste ihn 3 mal lesen... Er bringt mich zum nachdenken über mich , mein Verhalten ggü. meinen Eltern , die es zwar nie geschafft haben, mir irgendwas von Wärme , Rückhalt geschweige sonst irgendwas vermittelt zu haben,  gegeben haben . Trotzdem waren sie auf Ihre Art für mich da ... ich bin gut erzogen , habe einen guten Beruf / Job etc ... da werden Sie mir ja nun doch was mitgegeben haben.. klar das emotionale blieb total auf der Strecke , hätte auch alles noch schlechter sein können... das waren halt Ihre Werte der Schein nach außen und das „auf eignen Füßen“ stehen.. hm vielleicht sollte ich dafür auch mal dankbar sein .
Ein bisschen Wut und Enttäuschung entnehme ich Deinen Beitrag, der mir auch noch mal zeigt , wie machtlos ich  selbst doch bin, wenn ich andere helfen will ( muss ) , wenn die es denn nicht  sehen können oder wollen , wenn die nicht bereit sein wollen / können Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Als Dankeschön bekommst noch nen Tritt . Das schmerzt und kostet viel Kraft , so wird es denn wohl auch vielen Angehörigen von Suchtkranken, psychisch Kranken , Eltern oder what ever ergangen sein oder noch ergehen. Da man sie liebt , lässt man sie nicht los ... obwohl ja genau das so oft der richtige Weg ist .

Auch ich hab mir oft die Frage gestellt , warum ich mir nicht helfen lasse habe , und ich komme immer wieder zum gleichen Schluss, es ging nicht , es war nicht zu sehen für mich , denn ich hab ja letzten Endes genau die 2 Punkte gelebt , die ich gelernt habe ....

Lg
André
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 05.05.2021 00:03:13
Hallo André,

unsere lieben Eltern......
Ich hatte/ habe  da so ähnliche, falls allen Ursprung in der Kindheit läge, dann tragen auch sie mit.
Meine Eltern waren der Grund weshalb ich nicht total in ein unehrenhaftes Leben geraten bin.
Was früher auch immer war, die emotionale Bindung stand für mich immer aufrecht.
Mein Stiefvater hat mich mehr geschlagen und angeschrien als ignoriert, immerhin.
Ich habe halt einfach seine Erwartungen nicht erfüllt und er wusste sich nicht anders zu helfen.
Es war sein Problem und nicht meines, ich war halt nur da und konnte nicht gehen.

Ihn trifft genau so wenig Schuld daran wie allen anderen denen ich begegnete.
Doch beeinflusste es sicherlich mich in meinen Gedanken und Handeln.
Entschieden habe ich dann ja selbst...Suchtkrank zu werden  :)

Freunde so geht das nicht!
Verantwortung zu tragen für sein Handeln, immerzu!
Doch glaube ich dass keiner hier an seinem erfahrenen Unglück ganz alleine schmiedete!
Es ist "legitim" Suchtkrank zu werden und es auch sehr lange zu bleiben.
Man kann hierbei nicht von einem Fehler sprechen, den man machte.
Es wurde halt zugelassen, man bekam etwas dafür und bevor man merkte dass es zum Untergang führt, war man schon mitten drin.
Keiner möchte Spielsüchtig werden, es geschieht einfach und wird ignoriert.
Dieser dann schier unbändigen Kraft dieser Krankheit muss man erst einmal entkommen.

Ich muss gestehen ich habe mir solange nicht helfen lassen, weil ich es halt auch nicht wollte.
Nun gut ...dieser Beitrag nahm irgendwie ganz plötzlich eine andere Richtung.

Schon lange empfinde ich keinen Groll mehr auf Menschen die sich mir gegenüber als schlecht erwiesen haben.
Denn auch ich habe viel dazu beigetragen und nun in der Hoffnung, das meine früheren "Opfer" genau so denken.
Daran arbeite ich jeden Tag meines Lebens.

Jaja, spät habe ich mich dafür entschieden.
Ging wohl nicht früher, ging halt einfach nicht.
Es war keiner da, dem ich so etwas schreiben oder erzählen konnte wie ich es hier gerade mache. 
Es konnte auch keiner da sein, denn ich war es ja auch nicht!

Meinen letzten Satz brauche ich gar nicht schreiben, André hat dies schon getan in seinem tollen Beitrag.

Liebe Grüße 
 
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 31.05.2021 01:18:51
Hallo,

in letzter Zeit wurde hier an verschiedenen Stellen viel geschrieben. Bisher kam ich nicht dazu, in einer ruhigen Minute zu antworten, obwohl mir viele Gedanken dazu im Kopf rumgeistern.
Ich lasse das jetzt zusammenfassend mal hier im Thread. Ich hoffe, das ist okay. Das ganze thematisch sortiert in mehrere Beiträge aufzudröseln bekomme ich gerade nicht hin.

Ja, Jacky, du hast recht. Niemand würde einfach an einem Blinden am Straßenrand vorbeigehen.
Niemand, außer mir.
Denn sehr oft sehe ich das Offensichtliche nicht, wenn man es mir nicht direkt sagt.
Das gilt aber ja auch andersrum. Was für mich offenkundig ist, ist deshalb noch lange nicht für Andere ersichtlich. Da wird es dann wohl manchmal schwierig.

Natürlich ist es dadurch leichter, zu verstecken, was man nicht sieht. Denn gerade weil man es doch noch irgendwie kann (wenn auch oft nur mehr schlecht als recht), versucht man es ganz von allein.
Ich schrieb es glaube ich auch schonmal drüben: Ich kann mich aber nicht darüber 'beschweren', nicht wahrgenommen zu werden, wenn ich alles daran setze, daß es so bleibt. Genau das ist ja das eigentliche Problem. Du sagst es ja selber: Erfahrungsgemäß fehlt das Vertrauen in die Gesellschaft, da niemand gerne 'abgestempelt' wird. Aufklärung würde helfen, aber aus genau diesem Grund möchte ich sie nicht leisten. Da schiebe ich die 'Verantwortung' von mir. Gleichzeitig ärgere ich mich dann über die Ignoranz Anderer. Das macht bei näherer Betrachtung keinen Sinn.

Und ja, bei Familie und Freunden ist das natürlich immer ungleich schwieriger. Wenn es mir wirklich mal über einen längeren Zeitraum nicht gutgeht, fällt das schon auf - sehr sogar.
Dann ärgere ich mich über mich selbst, und schäme mich dafür, mich nicht im Griff zu haben. Trotzdem ist der Gedanke daran, das Schneckenhaus zu verlassen, viel zu verstörend.

Andere können nicht wissen, was ich weiß. Oder was 'in mir vorgeht'.
Aber ich mag es auch nicht erklären, das kann ich gar nicht.
Die Frage sollte also nicht sein "Warum sehen die das nicht?", sondern "Warum sage ich nichts?"
Ja, da ist sie dann wieder... die Angst davor, nicht verstanden zu werden.

Warum trinkt ein Trinker? Warum spielt ein Spieler?
Sie wissen es doch eigentlich besser. Kann ja keiner behaupten, sie wüßten nicht um die negativen Folgen.
Doch jeder hat seine eigene Logik, die eigene Sicht auf die Dinge; aber diese zu erfassen, und dann gegebenenfalls ändern, ist manchmal ein wahnsinnig schwieriges Unterfangen, und ab und an sogar schlichtweg unmöglich.
Für Andere ist es Ignoranz, Sturheit, Arroganz, Starrsinn, Verarschung, Verblendung oder Dummheit. Für mich ist es 'normal'. Ich kann nicht mit dem Finger schnipsen, und plötzlich hab ich einen Löffel Erkenntnis für die Erleuchtung.

Nun ja, ich denke aufgrund eurer kürzlichen  Unterhaltungen jedenfalls gerade darüber nach, ob es wirklich immer einen 'Grund' gibt, und warum ich glaube, daß die Wahrscheinlichkeit, wieder zu spielen, nicht unerheblich von Äußeren Umständen abhängt - obwohl ich doch eigentlich ganz genau weiß, daß letztlich ich das Problem bin, und niemand sonst. Denn das merke ich ja immer wieder.

Jemand sagte vor ein paar Tagen im Chat, daß die 'Gefahr', wieder zu spielen, für ihn wohl deutlich höher wäre, wenn er Single wäre. Das sehe ich genauso, auch wenn das irgendwie unlogisch ist.
Ja, das ist recht absurd, denn zu Anfang meiner bisherigen Abstinenz war ich Single, und hatte auch sonst nicht mehr viel 'zu verlieren'. Ich würde trotzdem behaupten, daß es für mich nur ohne Beziehung überhaupt möglich war, dauerhaft trocken zu werden.
Von daher ist das irgendwie ein Widerspruch.
Erfahrungsgemäß sind viele meiner Ansichten von Außen betrachtet anscheinend widersprüchlich und schwer nachvollziehbar, auch weit über mein 'ungesundes Spielverhalten' hinaus.
Für mich selbst ist es aber nicht unlogisch, auch wenn es wohl so klingt.

Zitat von: Jacky1 im Thread "Hirnfunktion"
Was einen letztendlich zur Sucht trieb wäre schon interessant, wenn jenes auch wieder dazu führen könnte, wieder erneut zu spielen.

Im Gegensatz zu Fred kam es bei mir bei einigen wenigen vergangenen Situationen gelegentlich schon vor, daß ich das innere Gefühlschaos noch deutlich nachempfinden konnte, wenn mich etwas plötzlich daran erinnerte - auch zwei oder fast drei Jahrzehnte später. Das kommt selten vor, aber wenn, dann ziemlich überraschend, und gilt ganz besonders für 'Negatives'. Hilflosigkeit, Überforderung, Unsicherheit... und ja, auch Angst. Er hat aber absolut recht damit: Ich kann es nicht ändern, und es hilft mir nicht weiter. Denn ich bin kein Kind mehr - und auch kein aktiver Spieler; weder abhängig, noch hilflos. Heute habe ich daher ganz andere Möglichkeiten. Diesen Freiraum habe ich mir geschaffen, und das ist gut und wichtig.
Ich habe auch nie nach einem Grund gesucht, da ich mir ziemlich sicher war, daß dies ein fruchtloses Unterfangen wäre.
Es gibt keinen Grund, nein. Keinen Greifbaren oder Spezifischen, kein 'Schlüsselereignis'.
Dennoch gibt es Dinge, die nicht passieren sollten. Sonst habe ich ein 'Problem'.
Denn ich bin nunmal ich. Gefangen in meinem eigenen Kopf war ich schon immer mein unberechenbarster Gegner.

Es gibt Menschen, die würden mir Dinge abnehmen, oder mir helfen. Jederzeit. Ich müßte ihnen nur sagen, wie und wobei. Das zu wissen ist beschämend und ermutigend zugleich. Die Scham ist das, was mir im Weg steht.
Im Gegensatz zu früher kann ich die Frage nach dem 'Wie' heute manchmal sogar beantworten. Mir selbst zumindest. Das ist immerhin etwas, und es hilft schon sehr. Wenn ich schon nicht um Hilfe bitten kann, weiß ich wenigstens, wie ich mir selber gewisse Dinge einfacher machen kann.
Kleine Schritte.
Denn ja, Kausalitätsketten gibt es immer, sich dem komplett zu entziehen ist nicht möglich.

Vorgestern hatte ich eine Unterhaltung über gewisse Adjektive, die man in Bewerbungen verwendet (meine Schwägerin ist gerade auf Jobsuche). Meine bessere Hälfte las ihre Bewerbung, und fragte mich: "Mhh... Schließen sich 'selbständig' und 'teamfähig' nicht gegenseitig aus?"
Ich meinte nur: "Könnte man meinen, ja. Bei mir wäre 'teamfähig' auch tatsächlich eine ziemlich dreiste Lüge. Trotzdem geht es nie ganz ohne, nirgendwo reicht 'selbständig' allein aus. Daher ist auch immer beides gefragt. Je nach Situation sind die Anforderungen an verschiedene Aufgaben ja unterschiedlich."
Beide nickten.
Meine Schwägerin schob dann noch lachend ein, es stimme schon, von den eigenen Kollegen genervt zu sein zeuge nicht gerade von 'Teamfähigkeit'. Ich habe davon abgesehen, ihr zu erklären zu versuchen, daß der Grund dafür bei Weitem nicht so simpel ist. Das ist mir zu anstrengend, und ihre Meinung nicht relevant genug, den Versuch zu unternehmen.

Aber ja, ich bin kein 'Teamplayer', allein bin ich besser darin, Probleme zu lösen - allerdings auch ein Meister darin, sie überhaupt erst zu schaffen. Mich auf mein Bauchgefühl zu verlassen führt erfahrungsgemäß doch eher selten zum Erfolg. Das macht Offenheit notwendig, wenn das Miteinander gelingen soll. Zumindest bei nahestehenden Personen.
Das zu verstehen hat sehr lange gedauert, und die Umsetzung ist alles andere als einfach.

Doch auch wenn es, so wie es ist, besonders momentan oft anstrengend für mich ist, schätze ich die Gefahr, wieder zu spielen, zum jetzigen Zeitpunkt als sehr gering ein. Denn meine Bemühungen sind nicht einseitig, ich bekomme etwas zurück. Und ich verlasse meine Komfortzone, wenn ich es unbedingt muß. Nützt ja nichts.

Mhh... lange Rede, kurzer (oder eher gar kein) Sinn. Sorry für den Roman.

Ich gehe besser schlafen. Gute Nacht. :)
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 01.09.2021 22:11:06
Verantwortung übernehmen und auch bei Gegenwind dazu stehen. In Zeiten von Corona eine Herausforderung. Ob ich will oder nicht, es bilden sich verhärtete Lager, die ich sonst so nicht kenne. Ich habe im Bekanntenkreis Freunde die sich nicht impfen oder testen lassen. Grundsätzlich kann ich ja entscheiden ob ich mit solch einer Person in einem Raum sein möchte oder nicht. Trotzdem entstehen da immer wieder Diskussionen drüber und von einigen kommt neben den Unverständnis darüber einfach andere zu gefährden, richtiger Hass auf die Person durch.
Jetzt haben wir auch noch im Meeting eine Person die sich nicht testen lässt. Das wiederum kann das komplette Meeting crashen. Was für ein Mist.
Um das ganze noch auf die Spitze zu treiben, haben wir entschieden unsere Kinder nicht impfen zu lassen. Die Entscheidung stammt noch aus der Zeit, als die Stiko keine Empfehlung für Kinder ausgesprochen hat. Jetzt ist die Empfehlung ausgesprochen, aber auch um der Politik entgegen zu kommen wie die Impfkomission sagt.
Doof ist jetzt, daß die Kids durch das nicht geimpft sein teilweise ausgeschlossen werden.

Was ist richtig, was ist falsch. Wieviel Toleranz kann ich anderen entgegen bringen, wo muss ich stop sagen, weil Sie mir schaden könnten. Auf all die Fragen gibt es keine Eindeutigen Antworten. Und alle möglichen Antworten werden vom Umfeld gegeben. Für Selbsthilfegruppen ist die Einigkeit bei solchen grundsätzlichen Fragen die Grundlage der Genesung. Da wo es bis jetzt immer möglich war, ist jetzt zumindest Irritation.

Ich bin mir heute in vielen Dingen des Lebens sehr sicher. Bei der Corona Frage, den Umgang mit meinen Mitmenschen die sich nicht testen lassen wollen, bin ich es nicht. Ich bin da in einen fließenden Prozess, wo ich immer wieder nachjustiere. Wo es immer wieder neue Erkenntnisse gibt.
Was wird Jesus machen, ist für mich eine Sichtweise, wo ich zumindest nie den Menschen wegen der "Sache" aus den Blick verliere.
Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Fred am 01.09.2021 22:27:22
Ohne Masernimpfung kommst du in keine Schule mehr ... da sagt keine Sau was.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 01.09.2021 23:30:25
Hallo Taro,

Dein Beitrag passt sehr gut zum Thema.
Wie viel Toleranz man seinem Gegenüber aufbringt oder wie viel Toleranz man von ihm selbst bekommt. 
Abgesehen von Verschwörungstheorien oder meinungsbildender Freigeister/Reichsbürger usw.
Es gibt in der BRD Regeln, Beschlüsse die natürlich einen Druck auf die Bevölkerung ausüben.
Verständlich auch dass Geimpfte nicht auf auf Privilegien verzichten wollen aufgrund einer Toleranz zu Nichtgeimpften.

Leider machen sich immer mehr tiefere Gräben auf die uns alle spalten.
Präventiv vorzubeugen und zwar in einer geschlossenen Gemeinschaft sollte eigentlich selbstredend sein.
Diese Krankheit verursachte viel Leid, es wäre/ist fatal darüber zu diskutieren ...mit dem Ergebnis einer Uneinigkeit.
Es ist ein Novum , alles ist doch greifbar und wir sehen es jeden Tag ..die Maskenmenschen.

Unsere Kinder vertrauen in uns, wir sollten es nicht enttäuschen.
Dabei sollte nicht das Parlament die Eltern quasi zwingen, sondern der behandelnde Arzt alleinig empfehlen.

Ich glaube Jesus würde in die Menschen vertrauen.
Doch sie haben es zur Zeit etwas verloren, sie schubsen sich nur noch hin und her.
Die ganzen Maskenmenschen und nun sieht man erst ihre wahren Gesichter!

Wir müssen unsere Kinder beschützen, um jeden Preis.
Vor Krankheiten, Nebenwirkungen, Risiken und vor allem vor erwachsener Willkür! 
Das ist unglaublich schwer zur Zeit.

Liebe Grüße 
   
       
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: amTiefpunkt am 06.09.2021 20:46:32
Zitat
Ohne Masernimpfung kommst du in keine Schule mehr ... da sagt keine Sau was.
Eine Masernimpfung bei Kindern mit der derzeigen Corona Debatte zu vergleichen hinkt doch sehr. Wie Taro bereits angesprochen hat, ist eine solche Entscheidung für Eltern alles andere als leicht, v.a. weil die Politik um Impfung für ab 12 Jährige wirbt, obwohl die Impfkommision keine Empfehlung gibt. Die jetzige Entscheidung für die Empfehlung kommt meines Erachtens vom Druck den Politik aufbaut. In solchen Bereichen sollte die Politik mehr Verantwortung übernehmen. Die Masernimpfung ist über jahrzehnte bewöhrt, obwohl auch dort Nebenwirkungen vorgekommen sind. Die Impfung gegen Masern hat zum Ziel das Virus auszulöschen, was bei dem Corona Virus niemals möglich sein wird.
Und wenn ich meinen Ältestens Impfen lasse, haben meine anderen 2 Kinder ihm gegenüber Nachteile!?
Was ist richtig, was falsch? Hier gibt es keine Antwort.
Ich habe meine 3 Kinder alle auf Antikörper untersuchen lassen, da meine Frau und ich positiv waren. Ergebnis: nichts, also hatten sie es wohl nicht, trotz dreiwöchiger Quarantäne mit uns zuhause.

Grüße, aT
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 23.12.2021 23:36:25
Ich wünsche allen eine frohe und spielfrei Weihnacht.
Früher war Weihnachten für mich emotional besonders schwer. Die Einschränkungen durch corona scheinen jede für sich ziemlich klein, in der Summe sind Sie jedoch imens.
Die Spielsucht müsste ich mit all meiner Energie angehen. Bloßes wollen hat bei mir nicht gereicht.
Ich bin dankbar das ich mich durch den jahrelangen Besuch in der SHG die Energie für den Weg in ein neues Leben gehen konnte. Tatsächlich trifft sich unsere Gruppe auch zur Zeit noch, mit 2G+ Auflage.

Ich hatte gerade eine Diskussion mit der Gemeindesekretärin, weil auf der Teilnehmer Liste die jetzt zur Nachverfolgung Pflicht ist, nur mein Name und der Hinweis, Teilnehmer sind mir bekannt angeben ist. Es ist schwierig in einer Anonymen Gruppe Namen und Telefonnummern abzufragen. Durch diese Auflagen wird der Gang zur SHG für neue noch schwerer.
Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Fred am 24.12.2021 07:56:23
Ich hatte gerade eine Diskussion mit der Gemeindesekretärin, weil auf der Teilnehmer Liste die jetzt zur Nachverfolgung Pflicht ist, nur mein Name und der Hinweis, Teilnehmer sind mir bekannt angeben ist. Es ist schwierig in einer Anonymen Gruppe Namen und Telefonnummern abzufragen. Durch diese Auflagen wird der Gang zur SHG für neue noch schwerer.

Warum macht ihr euch mit der Corona-App keinen Event QR Code. ? Da ist jeder zumindest für die anderen und die Gemeindesekretärein anonym.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 27.03.2022 13:16:44
Was für eine Zeit, ich finde im außen, welches ich nicht direkt beeinflussen kann, viel Gründe trübsal zu blasen. Kriege, Klima, geschwurbel der Politik, die einfach nicht tut was getan werden muss. Viele Gründe um mich für meine Kinder zu sorgen. Um mich brauche ich mich nicht zu sorgen. Habe ich doch die sucht überlebt. Ich befinde mich in meinem 32 Bonusjahr.

Was ich jedoch ändern kann, bin ich. Habe jetzt angefangen mit dem e bike zur Arbeit zu fahren. Eine Strecke 25 km. Jetzt mit dem beginnenden Frühling ein hochgenuss für die Sinne. Sogar ein platter Reifen hat meiner guten Laune nichts anhaben können. Heute mit meinem bike zum See zum baden. Wahnsinn was die Natur alles zu bieten hat. Ich muss mich nur bedienen.

Ich muss mich immer wieder bewegen um nicht auf die Dinge zu fokussieren, die ich nicht ändern kann. Es lohnt sich.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: medea888 am 28.03.2022 21:21:01
Hallo Taro,

Das hier ist mein absoluter Lieblings Thread.
Vielleicht oder gerade, weil es eben alle betrifft, nicht nur die Süchtigen. Es geht darum für sich selbst Verantwortung zu übernehmen. Sich um sich zu kümmern. Ist und wird mir immer schwer fallen, zu gerne schaue ich auf andere und stürze mich mit voller Inbrunst auf deren Sorgen... Meine hingegen schiebe ich zu Seite. Sollte es nicht leichter sein sich in die eigenen Sorgen zu kümmern als um andere?  Erst, wenn ich Verantwortung für mich und meine Belange übernehme kann ich auch wirklich für andere da sein... Das habe ich in den letzten zwei Jahren gelernt.
Es nicht zu vergessen in Zeiten in denen es viele Sorgen gibt, ist nicht leicht. Aber unbedingt notwendig.
Und ich will auch nicht stehen bleiben, sondern weiter für mich und mein Handeln verantwortlich sein. Denn es lohnt.
LG Medea
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 15.05.2022 13:09:15
Mit dem Rad zur Arbeit fahren mache ich jetzt seit über 2 Monaten. Ich habe die Tour etwas verlängert dafür nur schön. Hamburg hat wirklich eine Menge für Radfahrer gemacht. Es startet mit 3 km im Park, danach 3 km an der Strasse, dann 5 km durch einen neuen Fahradweg durch die Natur. Dann durch den Hafen zum alten Elbtunnel. Weiter über die Landungsbrücken zum Hamburger Rathaus. Von dort über eine Fahradstrasse an der Aussenalster und den Villen bis Winterhude.
Ich ärgere mich ehrlich gesagt etwas das ich das nicht schin seit 20 Jahren mache. Die ganzen eindrücke machen einfach gute Laune und bringen selbst mir Hamburger Muffelkop ein Grinsen ins Gesicht.
Das ich fitter geworden bin versteht sich von selbst. Die Gewichtsabnahme geht langsam von statten, jedoch wird der Bauch kleiner und die Beinmuskelatur wird gestärkt. Treppen laufen ist wieder wesentlich entspannter.
Starke Impulse für meine Seele, mein ewiges Thema.

Heute gibt es hoffentlich einen starken Sonderimpuls, der HSV kann es mit glück direkt zum Aufstieg schaffen. Bin schon ganz aufgeregt.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 15.05.2022 18:31:12
Hallo Taro,

Heute gibt es hoffentlich einen starken Sonderimpuls, der HSV kann es mit glück direkt zum Aufstieg schaffen. Bin schon ganz aufgeregt.

Am 19/23 Mai 20.30 auf Sat1 oder Sky dann noch aufregender....  :)
....und ohne Auswärtsregel!

Liebe Grüße
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 01.08.2022 20:46:42
Beim Angehörigen ABC trau ich mich nicht meine Dummheiten zu verbreiten. Aber ich hab was gefunden wie es nicht geht:

Für all diejenigen unter uns, die an ihrem negativen Denken festhalten wollen und innerlich noch nicht bereit sind, eine Kehrtwendung in ihrem Leben vorzunehmen, folgt nun eine kleine Anleitung, wie es am besten gelingt, in unserem Elend und Unglück zu verweilen:
1. Besuche keine Meetings der Anonymen Spieler (GA) mehr.
2. Solltest Du Dich doch einmal in einem GA-Meeting verirrt haben, halte Deinen Mund, verschließe Dich (so gut es eben geht) allen Beiträgen und balle lieber Deine Fäuste in der Tasche.
3. Versuche nicht, irgendeines Deiner Probleme selbst zu lösen.
4. Lache niemals über Dich selbst.
5. Vertraue keinem Menschen aus dem GA-Programm.
6. Vor allem, versuche unter gar keinen Umständen ‘im Jetzt’ zu leben, sondern füttere Deine Phantasien über die Zukunft weiter mit Hirngespinsten.
Ist mir schon einmal bewußt geworden, daß mein negatives Denken auch dazu geführt hat, daß ich mich selbst und meine Probleme zu ernst zu nehme und mir jeglichen Humor darüber verbiete, so daß das Leben nur so an mir vorüberzieht?



GEBET FÜR DEN TAG
Lieber Gott, sollte ich wieder einmal in negatives Denken verfallen, laß mich nur im Spiegel der GA-Gruppe all die Symptome dafür erkennen und mit Hilfe meiner Freunde (oder meines Sponsors) in der GA-Gemeinschaft wieder auflösen, als da wären: zusammengepreßte Lippen, gezwungenes Lächeln, erstarrter Gesichtsausdruck, unruhige Blicke - und darüber hinaus nicht den geringsten Hauch von Humor.



Lieber Gott, schenke mir die Fähigkeit, auch öfter einmal über mich selbst zu lachen, denn ich brauche dieses Lachen, um mit der alltäglichen Verwirrung in meinem Leben zurechtzukommen.



NUR FÜR HEUTE will ich im Gedächtnis bewahren,
daß ich lernen will, öfters über mich selbst zu lachen.









TEXTAUSZUG aus der deutschen Übersetzung
der amerikanischen Originalausgabe A DAY AT A TIME Gamblers Anonymous. Copyright © 1994
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Andre12 am 02.08.2022 09:34:09
Moin,

ich finde dieser, von Dir gestarteten Thread Taro, bekommt viel zu wenig Aufmerksamkeit gewürdigt.
Die Beiträge sind mit soviel Inhalt gefüllt, denke hier geht aber viel unter. Einfach der Zeit geschuldet, der Menge der Beiträge.

Für mich selbst war das eine so wichtige Erkenntnis : ICH bin verantwortlich, ich muss mich nur mal aus meiner "Komfortzone " bewegen.

Ich schreibe mal ein paar wichtige Punkte auf, die für mich damals ausschlaggebend waren.

Mir geht es schlecht, oh kacke wieder kein Geld, alles so teuer, Unterhalt zahlen, Miete ist auch wieder dran, Kredite abzahlen, oh nee, Kumpels bekommen auch noch Geld usw. usf. Stopp ! Wer ist schuld an der Misere ?  ICH selbst. Kapiere ja nicht, dass das Zocken mir es nicht möglich macht obg. Dinge zu bezahlen. Ich schaue mir das also immer wieder an und erkenne langsam  meine Lüge, Besser wurde es erst richtig, als ich keinen  Cent mehr verzockte. ich bestätigte mir meine Lüge und verinnerlichte diese langsam.

Oh man Partnerin ist so doof , sie verletzt mich, sie glaubt mir nicht man ich tue doch was gegen die Sucht, was will sie denn noch? Bloss nicht weiter denken- Zocken. Stopp !  Bin ich denn jetzt ehrlich Ihr ggü. kann ich ich denn Ihr ggü. überhaupt ehrlich sein ? Ich  komme nicht raus aus diesen Kreislauf, weil ich immer Ihr ggü. was darstellen will, was ich zur Zeit gar nicht bin, Halte ich diese Ambivalenz aus oder nährt sie meine Sucht ? ICH ziehe eine Grenze. ICH  entziehe mich erstmal diesen Emotionen, die ich  jetzt sowieso nicht verstehe. ich habe selbst Angst das ich es nie schaffe und möchte auch meine Partnerin damit nicht ins verderben ziehen. ICH entscheide zu gehen. Ich schaue mir das immer wieder an, ICH trage die Konsequenzen für mein Verhalten, auch wenn Sie erstmal weh tun. Ich merke aber nur so ändere ich was, ich merke dass ich langfristig mir immer wieder selbst bestätigte, dass ich unzulänglich bin, in welcher Form auch immer. Alles diente nur meiner Sucht, wenn Geld alle , bestätigte ich mir meine Wertlosigkeit schon wieder selbst.
ICH wollte das so, ICH habe alles zugelassen. Als Kind machtlos, als Erwachsener aber nicht.

Ich fühle mich einsam, ich fühle mich nicht dazugehörig, alle machen was, treffen sich als Pärchen Stopp.  Isoliere ICH mich nicht selbst? Bin ich selbst auch langjährigen Freunden eher zurückhaltend?  ja mache ich, es darf ja keiner Wissen das ich zocke, ich verlange Dinge, im zwischenmenschlichen Bereich  die ICH selbst nicht annährend ( Im Privaten )  erfülle.

Diese Liste kann ich beliebig fortführen. ICH habe die Verantwortung meines Lebens, meines Handels, selbst meiner Gefühle an andere (auch an die Sucht) abgegeben.

Das zu verstehen war ein langwidriger Prozeß, Bedarf vieler Übungen, musste meine eignen Werte erstmal definieren, bewusst realisieren.

Denn verantwortlich über mein Leben sind nicht meine Eltern, meine Verwandtschaft, meine Freunde, selbst nicht mal die Sucht, sondern ganz allein :

                                                       ICH 

Lieben Gruß

André
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Fred am 02.08.2022 10:08:31
Ob man jetzt bei 180 Antworten von zu wenig Aufmerksamkeit reden kann  ? ;D
Immer wieder ein schöner Sammler der dem Verdrängen entgegenwirkt.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Andre12 am 02.08.2022 10:35:27
Ob man jetzt bei 180 Antworten von zu wenig Aufmerksamkeit reden kann  ? ;D
Immer wieder ein schöner Sammler der dem Verdrängen entgegenwirkt.

 :)

Steter Tropfen höhlt den Stein oder Gutta cavat lapidem non vi sed saepe cadendo  ;)

Lieben Gruß
André
 
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 02.08.2022 21:26:58
Hallo,

schöne Beiträge.

Kann ein pathologischer Spieler überhaupt seine Verantwortung selbst tragen?
Wenn er alles verspielt und gegen seinen Charakter auch noch Gelder besorgt auf allen möglichen Wegen, sich verschuldet, kaum noch Essen für seine Familie aufbringen kann, bald kein Licht mehr im Haus und kalt im Winter. Scheidung wird wohl bald ein Thema  und die Kinder schauen auf den Boden wenn er an ihnen vorbei geht.

Hat er sich dies wirklich ausgesucht?
Natürlich ist er Verantwortlich dafür, nicht weil er es kann...sondern er es mu0!
Ein süchtiger Mensch soll sich Hilfe holen.....dazu muss er erst einmal kommen. 
Wir hier sind gestärkt darin und wissen was wieder passieren würde.
In der aktiven Zeit flohen wir dennoch zum Spiel, es mag ja kaum daran liegen, dass  unsere Konsequenzen aus dem Spielen event. weit minder waren.

Von dieser Sucht los zu kommen ist kein kosmischer Zufall, sondern findet sich eben in jenen Dingen wieder die Taro und Andrè sehr gut beschrieben.
So fängt eine Verantwortung die nicht nur aufgezwungen ist, sondern zur greifbaren Selbstverantwortung dann an....
weshalb viele auch hier ins Forum kommen....es zu ändern! 

Liebe Grüße

 
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Fred am 03.08.2022 09:17:18
Kann ein pathologischer Spieler überhaupt seine Verantwortung selbst tragen?
Hier kann es nur ein absolutes "Ja, selbstverständlich" als Antwort geben.

Jeder Spieler kann sich jederzeit für seine Abstinenz entscheiden und sehr wohl die Verantwortung für sein handeln tragen.
Es ist sogar zwingende Voraussetzung für eine Genesung. Aber das ist ja alles hinlänglich bekannt.

Die Frage ist eher "Jacky-typisch" und verfolgt ein anderes Ziel
Jacky, immer wieder kommen Beiträge von dir, die den Spieler in welcher Form auch immer als "schuldfrei" darstellen.
Immer wenn ich sowas lese, keimt in mir der Verdacht, dass du mit deiner eigenen "Schuld" nicht wirklich klar kommst.
Oft betonst du wieviel "Leid" du, oder wir als Spieler allgemein unseren "Liebsten" zugefügt haben.

Ja, genau so ist es. Und wir wissen das. Und du weißt das. Wir sind ja nicht blöd.
Zum "Wohlfühlen" gehört nun aber auch, dass wir zu 100% auch akzeptieren, dass "wir" die "Bösen" sind
und dass es keine bösen Träume waren, die unsere Vergangenheit ruiniert haben.

Die Diskepanz zwischen "Worten" und "verinnerlichen" ist bei dir noch groß.
Ich bin mit dem "bösen Fred" absolut im Reinen. Da gibt es wenig Schönes und gar nichts zu beschönigen.
Mit dem Tag meiner Abstinenzentscheidung habe ich auch mein Leben komplett revidiert.
Ich kann nichts ungeschehen machen, aber ich kann alles mit jedem Tag besser machen als je zuvor.

Die Frage ob ich die Verantwortung tragen "konnte" oder ob ich so sein musste stellt sich mir nicht.
Ich weiß sehr wohl wie ich war und wer ich war und wie ich mich verhalten habe.
Und zu 100% war das ich. Ich war nicht fremdgesteuert und ich war nicht schuldunfähig.

Sich in diese "ich kann doch (vielleiciht) nichts dafür" Schiene zu vertiefen macht krank.
Sich selbst und das jeweilige Umfeld.

Eine andere Sichtweise wäre eine Ohrfeige für alle die den harten Weg in ein neues Leben gemeistert haben.

Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Andre12 am 03.08.2022 09:52:32
Moin,

die Antwort von Dir Fred, ist Fredtypisch.  ;) Mir ist das natürlich im ersten Part vom Text oder bei einigen anderen.  auch aufgefallen.
Durch den zweiten Teil empfinde ich es aber eher als eine Empathie ggü. uns Spielern. Es ist teilweise unumgänglich in die Sucht zu geraten, es geht nach meinem Empfinden ,nicht um Absolution den Spielern gegenüber, sondern einfach um die Schwierigkeit, die Verantwortung des Spielers, vom Spieler selbst  überhaupt zu erkennen. Grün ist eben nicht das grün, in dem ich aufgewachsen bin, ich habe es nur gedacht, ich habe es angenommen und nie in Frage gestellt, als gegeben, bis  zum Tag X

Erst wenn ich das erkannt habe, dann kann ich doch erst die Verantwortung übernehmen. Die Schuldfrage bzw,-Gefühle, ist eh bei jedem anders, eben so wie weit sie es kommen lassen haben, in wie weit sie andere mit hineingezogen haben. Sich selbst sollte man auch verzeihen, meiner Meinung sollte es langfristig von alleine passieren, wenn man sich eben mit seinen Weg in die Sucht auseinander gesetzt hat und es verstanden hat. Die "Selbstgeißelung" ein Leben lang, für das was bei manchen unumgänglich war, bringt keinen weiter, keinem Geschädigten, dem Spieler selbst auch nicht. Das gehört mit zu akzeptieren. Der Spieler kann sich Gedanken machen über seine "Wiedergutmachung" Wir predigen doch immer : Vergangenes kann ich nicht ändern, aber das hier und jetzt.
Blick nach vorn.

Lieben Gruß

André
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 03.08.2022 20:46:45
Hallo Fred,

erst einmal, so freue auch ich mich wenn auf einen Beitrag von mir eigegangen wird.
Umso mehr wenn Du mich dabei direkt ansprichst.
Dazu sogar noch kritisch hinterfragt, wir beide haben uns schon über die ganzen Jahre oft gelesen.
Und immer wenn Du auf etwas aufmerksam machst, verteidigst Du gleichzeitig unser aller Bestreben.

...Sternchen mit Ansage.  :)

Du spieltest 30 Jahre intensiv und ich darf ja Deine Geschichte kennen.
Bei all deinem sonstigen Potential, Familie, Beruf, Freizeit, Liebe, Fürsorge.....

.........
Jeder Spieler kann sich jederzeit für seine Abstinenz entscheiden und sehr wohl die Verantwortung für sein handeln tragen.

Wenn es so gewesen wäre für Dich und Du wusstest es doch schon immer oder hast Du es damals gar nicht gewusst?

Ich schrieb letztens dass ich halt krankhaft egoistisch war und die mir gebotene Bequemlichkeit ausnutzte.
Niemals war dies das Einzige, es war aber natürlich dabei!

Jahrzehntelang spielen aber jederzeit aufhören können, man muss es nur wollen ?
Egal wie viel Wahrheit darin steckt....es muss wieder erlernt werden.
Eine psychische Störung bleibt eine ernsthafte Erkrankung, sie wird nicht beschönigt oder verharmlost.
Und auch nicht auf etwas reduziert, was eher auf einen durchzogenen Halunken zuträfe.   

Jede andere Sichtweise wäre eine Ohrfeige für alle Süchtigen der Welt.

Weißt Du, meine Ziele hier im Forum sind es nicht, jemanden frei zu sprechen von aller Schuld
Ich habe lediglich versucht Brücken zu bauen, für jene denen alles noch etwas fremd ist.
Möglich dass ich immer noch nicht richtig loslassen kann meiner Vergangenheit.
Schreibe ja oft genug darüber.

SHGs, Therapien ...das ganze Programm sollte zu einer wieder gesunden Lebensweise führen.
Dadurch sollte sich ein großartiger Lernprozess einstellen, eben wieder verantwortlich mit allem umzugehen.
Überall steckt viel Arbeit darin dieser Krankheit aus dem Wege zu gehen.

Ich kann nichts dafür Schiene....  :)
Jeder muss  die Schuld bei sich selber suchen!
Es ist sein Leben, auch in der schwierigsten aller Lebenskrisen.
Gerade bei immer wiederholenden Suchtkreislauf eines Spielers.

Weil alles andere gar nicht funktioniert!
Als wieder Verantwortung zu übernehmen.
Ich weiß aber auch dass ich ein Schlitzohr bin zu mir selbst und wenn mir auch Dinge bewusst die ich hier schreibe.
Ist natürlich immer ein Eigenanteil dabei und falls dadurch etwas falsch verstanden wird....
oder ich es einfach zulasse..obwohl ich erahne dass es nicht so richtig oder förderlich ist.
Es vielleicht aber auch doch nicht richtig wahrnehme.....
Bin ich sehr froh über jede Antwort.

Ich bin ein pathologischer 'Spieler, nie behauptete ich etwas anderes.
Wir wissen alle was dies bedeutet und was dahinter steckt nun Abstinent zu sein.

Ja ..jeder kann aufhören zu spielen!
Und genau dann...wenn er es kann!

Grüß Dich

 


Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 03.08.2022 22:19:01
Eine meiner Lieblingsgeschichten. Ein alter GA Freund und Alkoholiker bekam Besuch von einem AA Freund. Er erzählte, das er einen Rückfall gebaut hätte und jetzt totale Angst hat, das seine Partnerin Ihn raus schmeist, er wolle seine Meinung, was er nun tun solle. Er gab den Rat einen grossen Blumenstrauss zu kaufen und sich zu entschuldigen.
Als der Freund ging kam seine Partnerin zum gemeinsam Freund und erzählte das der Partner einen Rückfall gehabt hätte. Nach dem Streit sei er abghauen. Sie fragte was Sie nun tun solle. Der Freund riet Ihr, Ihn ra6szuschmeisse  wenn er wieder kommt.
Als der Mann also mit dem Blumenstrauss vor der Tür stand, sagte Ihn seine Partnerin das er seine Sachen schnappen und ausziehen soll.

Nach einiger Zeit kamen die beiden wieder zusammen. Als Sie erfuhren, das Sie beide nach dem Rat des selben Freundes gehandelt haben, waren Sie gemeinsam Stock sauer auf dem selben Freund. Bis heute haben Sie keinen Kontakt mehr.

Der GA Freund hat beiden gesagt, was das beste sei, das Sie tun können. Ich finde auch beide Empfehlungen absolut schlüssig. Es liegt in der Natur der Sache, das die Empfehlungen nicht gut zusammen passen. Was das beste für die Angehörige ist, ist nicht das beste für den Spieler. Aber langfristig schon, nur das ist schwer zu erkennen.

Süchtige und Angehörige sind zwei Seiten einer Medallie. Es gibt kein schlechter und besser. Schuld hat er der Betrachtung von kranken Menschen erstmal nichts zu suchen. Das den Betroffenen kaum weiter. Es ist auch nicht möglich einfach mit dem spielen aufzuhören. Die Möglichkeit zum Aufhören einer jeden Sucht hat ein Zeitfenster. Um die Verantwortung für das Leben zurück zu bekommen, muss ich erstmal eine Ahnung davon haben, das ich Sie nicht trage. Der Weg zurück in die Freiheit ist ein sehr lohnender, aber auch ein sehr langer.

Ich habe mich während meiner Sucht schuldig gemacht. Ich habe mich in meinen Möglichkeiten um einen ausreichenden ausgleich bemüht. Ein schlechtes Gewissen habe ich nicht mehr. Ich weiss, das meine Partnerinen während meiner Sucht wieder mit Süchtigen zusammen waren. Augen auf bei der Partner Wahl. Jeder trägt da für sich die Verantwortung.


Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 03.08.2022 23:37:59
Zitat
Kann ein pathologischer Spieler überhaupt seine Verantwortung selbst tragen?

Natürlich kann ich das. Ich mußte nur aufhören, vor ihr davonzulaufen. Dazu muß ich aber auch in der Lage sein, das als Solches zu erkennen.
Manchmal gehört es auch dazu, mich (und oftmals auch Andere) an meine eigene Verantwortung zu erinnern. Das ist für mich sehr wichtig. Ich setze mich offenbar viel mehr, und auch viel kritischer, mit mir selbst auseinander, als es der Durchschnittsmensch je tun würde - weil es anders nicht geht.

Zitat
Ja ..jeder kann aufhören zu spielen!
Und genau dann...wenn er es kann!
Ein schöner Satz.
Tja... warum habe ich also nicht schon viel früher aufgehört, als der Schaden noch nicht so groß war? Wo war da meine Verantwortung?
Ich wollte sie gar nicht.

Seltsamer Zeitpunkt für dieses Thema, denn ich hatte heute 'Geburtstag'. Wobei... gilt da der letzte Tag, an dem ich gespielt habe, oder der erste, an dem ich es nicht mehr tat? Wäre beides ja irgendwie ein ziemlicher 'Cut'.
Naja, seit mir das Datum bewußt ist, ist das jedenfalls irgendwie seltsam. Macht das einen Unterschied? Wenn ich nicht auf mich achtgebe, kann es jeden Tag vorbei sein, da helfen auch keine Jahre oder Jahrzehnte.
Heute Morgen in der Bahn fiel es mir auf, als ich auf mein Handy sah, und ich fragte mich kurz, ob das jetzt wirklich was ganz Tolles ist. Klar, einer weniger, der sich diesen Mist noch antut. Das ist schon gut.
Aber ich bin nur ein winziger Teil der Statistik, und es wird immer welche geben, die weitermachen.
Der Großteil der Menschheit macht sowas gar nicht. Also nein, nicht zu spielen ist nicht 'besonders'. Es ermöglicht mir nur, ein Teil von der Welt zu sein. Wie jedem Anderen auch, der nicht trinkt, spielt, Drogen nimmt, oder sonstwie in seinem eigenen Paralleluniversum lebt.
Frei von Suchtgedanken zu sein sollte eigentlich ganz normal sein. Und die Bereitschaft, das eigene Parelluniversum zu verlassen ist die Voraussetzung dafür, überhaupt Eigenverantwortung übernehmen zu können.
Weil die Sucht sie gar nicht zuläßt.

Wenn es also eins gibt, was ich dabei verspüre, dann ist es Dankbarkeit. Das aber nicht nur heute, sondern jeden Tag, an dem ich daran denke, was die Alternative wäre.
Natürlich bin ich kein 'mieser Halunke'. Unter anderen Umständen wäre ich aber nicht weit davon entfernt.

Ich denke auch nicht, daß es irgendwem hier um die Schuldfrage geht. Die Antwort ist klar. Jedem hier.
Und wenn ich ehrlich zu mir selbst bin... dann ich rede mir offenbar auch manchmal selbst 'gut zu', wenn ich eigentlich doch an jemanden Anders schreibe.

Schlaft gut. : )
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 05.08.2022 23:32:37
Die Bandbreite von süchtigen reicht von pitsch nass bis Knochen trocken. Genauso ist es bei Angehörige. Es gibt die ganze Bandbreite mit allen Abstufungen. Es gibt Familien mit Suchtstrukturen und solche ohne. Meine heutige Frau, obwohl Sie mich erst trocken kennen wird auch strukturen einer Angehörigen haben.
Wenn der Spieler aufhört zu spielen, dann hat sich der Angehörige noch nicht weiter entwickelt. Es kann Ihr sogar schlechter gehen. Wenn der Süchtige aufhört zu Spielen und sein Leben reflektiert wird er zukünftig womöglich nicht mehr so "pflegeleicht" sein.

Wenn einer in der Partnerschaft sich bewegt und der andere stehen bleibt, dann kommt es früher oder später zur Trennung. Es können beide stehen bleiben, oder es bewegen sich beide.Wenn beide sich auf den Weg machen, kann man sich wunderbar stärken und unterstützen. Ein wirklich lohnender gemeinsame Weg. Iin diesem Fall profitieren beide von einander.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 28.08.2022 22:42:58
Corona, durch Russlands Krieg sich erhöhende Energiekosten. Alles Dinge auf die ich keinen Einfluss habe. Was ich tun kann, ist für meine Familie und mich verantwortlich zu handeln. Ich suche und finde Lösungen möglichst flexibel zu bleiben. Das alles ist ja gegen die Spielsucht nur ein "Fliegenschiss". Aber auch hier ist es so wichtig, mich nie als Opfer zu fühlen.
Ich auf jeden Fall hoffe auf einen kalten Winter, mit dicken Eis auf dem See , damit ich meinem Hobby dem Eisbaden nachgehen kann.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Falschspieler am 28.08.2022 22:49:20
 Hallo Taro, habt ihr einen See in der Nähe ?
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 31.08.2022 00:54:39
Guten Abend,

mir ging es ganz ähnlich wie André, als ich diesen Text über den eigenen 'Opferstatus' las. Ich bin aber im Urlaub, und war leicht angetrunken, um den Flug zu überstehen (ja, ich weiß... -.-), und hatte daher erstmal auf eine Antwort verzichtet.
Nun sitze ich auf dem Balkon, und denke doch darüber nach. Soviel zu 'Digital Detox'... oder die Vergangenheit ruhenzulassen.
Ich denke, ich hatte hier auch schonmal geschrieben, wie ich persönlich zu meiner Rolle als 'Opfer' stehe. Jacky, André und Taro haben es ja auch nochmal gesagt. Das sehe ich nach wie vor so. Dennoch ist es zugegebenermaßen nicht so einfach, immer auch entsprechend zu handeln, gerade wenn ich mich innerlich hilflos oder überfordert fühle.
Da muß ich dann auch schonmal innehalten, und mir bewußtmachen, was da in mir gerade passiert.
Und das ist eben nötig, um nicht wieder in die 'Die-Welt-Ist-Ungerecht-Einstellung' abzudriften - auch wenn sie das beizeiten vielleicht sogar gewesen sein mag, bin ich heute erwachsen, und habe alles selbst in der Hand.

Ich schrieb hier sicher schon davon, daß ich selbst in mir immer das schlechte Beispiel sah, vor dem man seine Kinder warnt.
Doch heute bin ich ja eigentlich ein besseres Beispiel... und sei es 'nur' dafür, daß abstinent leben ohne ein Gefühl des Verzichten-Müssens möglich ist.
Trotzdem... ich habe kürzlich gemerkt, daß die Scham nach wie vor stärker ist. Und wie! Das ist sehr unangenehm. 'Kopf hoch' kann ich nicht vermitteln.
Es hilft nichts.
Ich vertraue wohl nach wie vor auf das Vergessen-Wollen.

Knochentrocken, mhhh...
Auch wenn ich schon recht lange ohne lebe, bin ich mir gar nicht so sicher, ob das auf mich so zutrifft. Ich meine dabei gar nicht mal Gedanken ans Spielen an sich - die habe ich glücklicherweise tatsächlich so gut wie gar nicht mehr, sondern meine Art der... mhhh... 'Alltagsbewältigung'.
Für mich gibt es immernoch sehr viele innere Konflikte, die sich in meinem Kopf gerne mal verselbständigen.

Es ist ja zum Glück bereits geklärt, wie das zu verstehen war oder ist.
Und auch für mich hat die Frage nach dem 'Knochentrocken' erstmal gar nichts damit zu tun, ob jetzt Lotto, Tombolas oder Punktesammeln an der Supermarktkasse 'zählen', oder nicht... denn das kann und muß jeder für sich selbst entscheiden (teilweise sind bestimmte Gesellschaftsspiele bei mir sogar 'tagesformabhängig'). Ich denke auch nicht, daß hier irgendwer die Grenzen vorschreiben will. Mit der Zeit weiß man einfach für sich, was 'geht', und was nicht. Da sind dann diese 'Rechtfertigungen' auch gar nicht mehr nötig.

Dabei spiele ich tatsächlich nichtmal Lotto oder Firmen-Tippspiele. Bis heute nicht.
Das Einzige, was ich mir da 'ankreiden' könnte, war eine Teilnahme an einem Skatturnier. Jemand hatte mich zum 'Revival' nach ein paar Jahren Abwesenheit des Organisators einfach wieder mit angemeldet, und ich wußte nicht, wie ich aus der Nummer rauskommen sollte, ohne eine 'Szene' zu machen.
Ich hatte nichtmal das Startgeld bezahlt, und 'gewonnen' hatte ich ein Poloshirt mit dem Logo des Hamburger Flughafens, das mir nichtmal annähernd paßte.
Zum damaligen Zeitpunkt war das trotzdem keine gute Idee.
Dennoch bin ich rein per Definition des Begriffes jedenfalls spätestens seit diesem Tag 'trocken'.
Aber 'trocken' kann jeder irgendwie. Die Frage ist da meist eben bloß nur: wie lange noch?
Ab und an habe ich das Gefühl, das gilt auch für mich. Nichts ist da so gefährlich wie das Vergessen.

Ich habe zudem auch in der idealen Partnerschaft für jeden Süchtigen gelebt - das Thema kam hier ja auch auf. Co-abhängig wäre wohl das falsche Wort, da mein kleines 'Hobby' ja gar nicht bekannt war... eher extrem hilfsbereit und harmoniebedürftig. Solange die Beziehung weitergegangen wäre, hätte ich es wohl sicher nicht geschafft, für irgendwas selbst die Verantwortung zu übernehmen.

Daher stimmt es schon, wir beide wußten ja zur Genüge, wie es nicht funktioniert, und mußten daraus lernen. Das haben wir automatisch, sobald es wieder Raum für Miteinander gab. Denn zusätzlich habe ich noch ein paar andere 'Defizite' (was für ein bescheuertes Wort). Dadurch scheine ich auch im Normalzustand in einigen Menschen sowas wie einen 'Helferinstinkt' zu wecken. Das Ganze ist manchmal schon etwas schambehaftet, und macht auch die Sache mit der Eigenverantwortung nicht unbedingt einfacher. Aber auch da muß ich gelegentlich klar gegensteuern, auch wenn das oft als unhöflich aufgefaßt wird. Ist halt schwer zu vermitteln, daß es mich nicht weiterbringt, wenn man mir alles abnimmt. Andererseits kann ich inzwischen aber auch Hilfe und Ratschläge annehmen, wo ich tatsächlich nicht weiterkomme. Das ist nur eben manchmal ein schmaler Grat.
Ich bin kein hilfloses Opfer, aber leider auch nicht immer so selbständig, wie ich es gerne wäre - das muß ich mir schon eingestehen. Es braucht daher eine 'gesunde' Partnerschaft, um das händeln zu können. Das mußten wie beide erst lernen, und dafür brauchte es sehr viel Veränderung.
Das Thema Verantwortung beinhaltet eben weit mehr als nur das Bezahlen der Rechnungen, oder Essen auf dem Tisch. Ich muß auch in meinem Handeln und in zwischenmenschlichen Beziehungen in der Lage sein, mich verantwortungsbewußt zu verhalten. Das schaffe ich in manchen Situationen nicht ohne eine Klärung.

Und das Argument, das ich hier kürzlich irgendwo las, jemand hätte ja einen weit höheren Verdienst, und aufgrund einer akademischen Ausbildung könne man dann auch von einer höheren Intelligenz ausgehen, ist letztlich nur eine Rechtfertigung dafür, warum man selber sich 'nicht im Griff hat'.
"Natürlich kann der länger spielen als ich, bevor er 'Probleme' bekommt, denn ich bin ja viel schneller pleite."
Doch wer mehr verdient, kann sich auch leichter Geld leihen - und mehr davon. Ob das jetzt besser ist, sei mal dahingestellt. Am Ende kommen jedenfalls alle an demselben Punkt an.
Davon abgesehen hätte kein Geld der Welt 'gereicht', um meine Sucht zu stillen. Was ich hatte, wurde versenkt. Das wäre mir als Millionär genauso gegangen. Ehrlich gesagt bin ich heute froh, daß ich letztlich keine 30 Jahre lang irgendwie durchhalten konnte.

Es ist eben keine Frage danach, wieviel man verspielt, sondern nur, ob man es regelmäßig tut.

Ich bin hier vor Kurzem gefragt worden, wieviel Geld ich im Laufe meiner 'Karriere' eigentlich verspielt hätte. Au weia, ich weiß es nicht. Schwer zu sagen. So der Großverdiener war ich damals nicht. Ich wollte mein Gegenüber nicht zu sehr irritieren, also machte ich eine grobe Schätzung, die nicht zu 'heftig' klingen sollte.
Wenn ich ehrlich bin, ist diese Zahl wahrscheinlich untertrieben. Das könnte aber auch unbewußt mit meiner generellen Neigung zusammenhängen, meine Probleme gerne kleinzureden.
So oder so... allein die Tatsache, daß ich diese Summe als eine 'vorsichtige Schätzung', und 'für Andere nicht allzu befremdlich' ansah, zeigt doch schon, daß bei mir etwas gehörig nicht stimmt.

Andererseits ist es aber auch ziemlich irrelevant, denn das heißt ja im Umkehrschluß nicht, daß ich diese Summe stattdessen irgendwie gespart hätte.
Denn ich hätte ganz anders gelebt, weniger... asketisch. Und es wäre auch nicht nötig gewesen, zusätzlich zu meinem Einkommen 'an Geld zu kommen'.
Das Ganze ist also ein Luftschloß. Jeder verspielte Cent ist einer zuviel, und ein Wurstverkäufer 'leidet' genauso wie ein Bänker, wenn am Ende des Geldes noch sehr viel Monat übrig ist.

Ich bin jedenfalls ganz sicher kein Opfer. Gespielt habe ich nicht, weil die Welt so ungerecht war, oder ich ja gar nicht anders konnte, sondern weil ich es so wollte. Denn ich sah es als bequemsten Weg, mit mir selbst klarzukommen - und das wäre auch heute noch so. Dafür kann also keiner was.
Die Gene, das Umfeld, die Kindheit... all das zählt meiner Meinung nach nicht, denn es gibt Tausende Menschen, die nicht süchtig sind, obwohl sie keine idealen Lebensumstände hatten oder haben.
Nein, da muß also noch mehr sein. Ich bin ich - und das ist das Problem.

Aber es ist ruhiger draußen geworden. Ich gehe mal ins Bett.

Gruß aus dem Süden

Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 04.09.2022 08:44:10
Innere Konflikte im Kopf, das kenne ich auch noch zur genüge. Dieses Gehirnkimo in dem ich mich selber klein mache hielt mich früher sicher auch vom Leben ab. Ich gabe gerade eine kleine Baumassnahme bei mir im Haus. Meine Frau sagte, wir sollten es besser von einem Handwerksbetrieb mach lassen, ich sagte, nein das mach ich selber. Jetzt ist mir ein wichtiges Teil kapput gegangen. Ein Teil von einem 300 Euro teuren Set. Es hängt hier alles halbfertig rum. Ich weiss nicht ob ich das Teil schnell bekomme und fühle mich so, das am besten der Boden öffnen sollte. Ich spüre wie mein Frau denkt, "hab ich doch gleich gesagr". Aber das ist nur in meinem Kopf. Es ist nicht real. So ist es, mein Mantra ' Du kleiner Dummer Nichtsnutz" ist noch da. Auch wenn es meistens im Körbchen ist. Das geht soweit, das ich wegen soetwas mein ganzes Leben in Frage stelle. Darum muss ich gut auf mich achten. Und auch darum sind Gedanken an charge Back gift für mich. Den Zusammenhang kann nun natürlich niemand verstehen, ich spüre Ihn aber glasklar, ohne Worte.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 11.09.2022 18:39:12
Oh, ja... -.-
Ich kann darüber heute hier so schreiben, weil es in dieser 'einfachen' Form inzwischen nicht mehr möglich ist - ich damit also niemanden mehr auf die Art von Gedanken bringen kann, die ich damals selber hatte. Dennoch sind sie tatsächlich ein gutes Beispiel dafür, wie toxisch eine Diskussion mit mir selbst sein kann.

Als ich das erste Mal von Chargeback las, wäre das für mich gar nicht mehr möglich gewesen, denn ich habe nicht online gespielt, und selbst wenn, wäre es zu lange her gewesen. Und wie Harald anderswo schon schrieb, war auch ich ehrlich verwundert darüber, daß die Meisten, die da mit Fragen zur Durchführung (in einem Spielsuchtforum) aufschlugen, noch nie von Lastschriftrückgaben gehört hatten. Äh... okay.
Ich kannte die, hab das früher leider öfter gemacht, um zu Schieben und zu Stopfen, um Geld 'freizumachen'... und wußte auch, daß man das nichtmal begründen muß, auch wenn Bankangestellte manchmal doch gefragt haben.
Normalerweise hatte das aber auf längere Sicht Konsequenzen, denn irgendwann stiegen sie mir 'aufs Dach', und wollten ihr Geld. Gelegentlich verlor ich auch doch mal die Übersicht, und dann endete sowas auch mal mit einem gelben Brief.

Was bei mir Kopfkino auslöste, war daher nicht das Chargeback an sich - die Mechanik dahinter war mir bekannt... sondern der offenkundige 'Fehler im System'.
Denn was ich vorher nicht wußte, war, daß das bei PayPal-Zahlungen in Onlinecasinos gar nicht erst so weit kam, weil sie sich das Geld aufgrund der Ausgestaltung ihrer Akzepanzverträge einfach vom Anbieter wiederholten. Mhhh... so so...

Nun ja... Spielen ohne Risiko... "... und macht man es richtig, sogar mit garantiertem Plus. Das wäre doch nicht schlimm, oder? Ich mochte doch eh nicht online spielen, das war nie so 'meins'. Daher ist das also gar keine 'Gefahr' für mich, sondern eher langweilig - sowas wie 'Arbeit' halt. Wäre also gar nichts bei."
DAS war mein Problem. Diese Gedanken kamen, und mein Planen verselbständigte sich. Und das über Tage... mit einer Intensität, von der mir vorher nicht klar war, daß dieser Teil von mir überhaupt noch existierte.

Obwohl diese Gedanken denen gefährlich ähnelten, auf die früher bei mir mit ziemlicher Sicherheit irgendwann ein Rückfall (oder das Ende der jeweiligen Spielpause) folgte, war ich mir erstmal gar nicht sicher, ob das nun schon 'Suchtdruck' war, denn ich hätte da diesmal ja (noch) nicht in Erwägung gezogen, tatsächlich Spielen zu gehen. Also wirklich physisch, so wie 'früher'. Daß ich das nicht tun durfte, weil ich dabei über Kurz oder Lang wieder die Kontrolle verlieren würde, war mir absolut klar, und das wollte ich nicht. Das kam daher nicht in Frage.
Aber das Andere wäre ja kein 'Spielen', oder?
Nur etwas Geldverdienen. Sowas mußte man doch 'mitnehmen'.

Sehr ernüchternd, daß mein krankes Hirn da immernoch voll drauf ansprang.
Die Grenze ist fließend... Suchtdruck ist das, was unweigerlich kommt, wenn ich solchen Gedanken zuviel Raum gebe.
Es ist das, wogegen ich dann keine Chance mehr habe - auch heute noch nicht.
Soviel habe ich daraus gelernt.
Schön war die Erkenntnis nicht. Was bin ich bloß für eine wertlose Witzfigur.

Es war jedenfalls so heftig und beschämend, daß ich von da an derartige Threads lange gemieden habe. Da mußte wohl jemand erstmal wieder 'zurück ins Körbchen'.

Wasser predigen und Wein trinken kann ich daher wohl offensichtlich auch. Im Nachhinein sieht man immer klarer. Wahrscheinlich ist es daher auch ein Glück, daß ich diese Option nie hatte, und damit auch aus der Ich-Perspektive dagegen argumentieren kann. (Ist die Logik dahinter verständlich?)

Das war jetzt schon ein ziemlich markantes Beispiel zu 'unserer' Thematik. Normalerweise sehen meine inneren Konflikte heutzutage aber anders aus, irgendwie viel... 'banaler'. Das ist dann aber trotzdem nicht viel weniger 'destruktiv' für mein inneres Gleichgewicht... und kommt leider deutlich häufiger vor.
Ja, ich kenne das auch: Die Unfähigkeit, auszudrücken, was mich beschäftigt, oder stört. Und wieso das so ist. Oder das Gefühl, irgendwie 'versagt' zu haben, obwohl nicht einmal jemand eine Erwartung an mich hatte. Die Ansprüche an mich selbst... es ist alles nur in meinem Kopf. Das Wissen darum hilft aber nur bedingt.
Sehr oft scheitert es sogar am 'Erfassen' einfacher Befindlichkeiten, und das hat gar nichts mit Sturheit, Arroganz oder Ignoranz zu tun. Ich weiß, daß sich gerade etwas bei mir sehr negativ anfühlt... das kann ich bei sehr starken Gefühlen sogar körperlich spüren. Mir fehlt nur die Möglichkeit, es genauer zu 'differenzieren', und damit eben auch die Worte, es zu benennen, und meinem Gegenüber so zu vermitteln, daß er es ebenfalls versteht. Mir war auch sehr lange gar nicht klar, daß das bei Anderen anders ist.

Somit unterscheidet sich eben auch das, was in 'Konfliktsituationen' in mir vorgeht, offenbar signifikant von dem, wie Andere es für sich wahrnehmen (würden)... und auch davon, wie es auf Andere wirkt. Und natürlich auch andersrum.
Meist geht es mir auch nichtmal um irgendeinen 'Grund', sondern um die Art, wie ich in einer Situation behandelt werde - ohne zu verstehen, warum.
Das werde ich aber nicht weiter auszuführen, weil mein Privatleben hier nicht hingehört, und ich Diskussionen darüber vermeiden möchte.
Zwischenmenschliche Dinge sind für mich jedenfalls sehr schwierig. Das ist bekannt, und ich befinde mich in der glücklichen (und dennoch manchmal unangenehmen, weil irgendwie 'schambehafteten') Situation, daß dies meist auch berücksichtigt wird. Es kann aber trotzdem noch manchmal schiefgehen. Was ich dann jedenfalls immer empfinde, ist eine überwältigende Überforderung und Hilflosigkeit. Ich will richtig verstanden werden, kann es aber nicht 'vermitteln', es wird nur noch schlimmer. Das endet dann immer mit Frustration, und einem Gefühl der Wertlosigkeit. Was finden die Menschen bloß an jemandem wie mir?

Tja, so ist es eben.

Wünsche einen angenehmen Abend. : )
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Andre12 am 13.09.2022 10:35:47
Moin,

für mich ging es ja genau darum, alle Bereiche in meine Leben zu hinterfragen, gerade die zwischenmenschlichen Dinge sind mir heute manchmal noch "suspekt". Liegt aber in der Natur der Dinge und denke auch das es vielen Menschen, süchtig hin oder her, so geht. Mal inne zu halten, in sich reinzuhören schadet nicht. Ggf stelle ich es richtig. Für mich ist aber klar, wenn ich selbst, meine Gefühle nicht definieren oder einordnen kann, wie will ich es jdm. dann erklären? Entweder ich sag es dann einfach oder ich durchdenke es für mich nochmal. Es gibt Situationen, in denen ich direkt warte, dass gleich irgendwas in mir passiert, kommt aber nicht. Ich erkläre mir das damit, dass ich was geändert habe, dass meine alten Automatismen nicht mehr greifen. Ich rede jetzt nicht von den Suchtgedanken, sondern ich warte drauf, dass das was mich in die Sucht trieb, hochkommt. Es ist aber einfach weg, ich lerne also mir selbst weiter zu vertrauen, scheine aber noch nicht zu glauben, dass ich es kann. Es ist ein schönes und sicheres Gefühl das es so ist.

Normalerweise versuche ich hier im Forum meine Worte überlegt zu wählen, wenn ich dann doch mal impulsiv antworte  ( Umfrage Paul), reflektiere ich das am nächsten Tag nochmal. Ich ließ es so stehen, weil ich meine Kernaussage immer noch so sehe,  die Art und Weise meines Beitrages gefällt mir zwar nicht, weiß aber worauf ich das zurückführen kann. Damit ist es dann auch gut für mich, alle anderen Empfindungen liegen nicht in meiner Hand. Das so zu sehen, gelang mir früher nicht.


Als nasser Spieler hätte ich jede  legale Möglichkeit genutzt um an mein Suchtmittel zu gelangen, auch wenn ich dafür Spielfreiheit vortäuschen müsste. Das hat dann aber rein gar nix mit Akzeptanz, geschweige Abstinenzwillen zu tun. Dies kann ich  auch nur so  als abstinenter Spieler  einschätzen. Damals nicht. Dann schließt sich wieder der Kreislauf und ich komme auf mein Eingangssatz zurück. Die Bewertung von Situationen als nasser und als trockner Spieler, einfach 2 paar Schuhe. 

Lieben Gruß

André
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 19.09.2022 00:46:40
Guten Abend,

das hat mich die letzten Tage zum Nachdenken gebracht.

Eigentlich wollte ich schreiben "Das stimmt so nicht.", denn ich 'konnte' das noch nie - aber andersrum stimmt es doch irgendwie. Denn ich habe ja mit allen Mitteln versucht, im Ist-Zustand zu verharren, und nicht hinsehen zu müssen. Auch wenn ich immernoch nicht viel 'sehe', war mein Umgang damit ein gänzlich Anderer.

Du hast im Kern daher absolut Recht, meine Schwierigkeiten bestehen weiter (und es gab sie auch vorher schon), sie haben aber gar nichts mit meiner Sucht zu tun. Vielmehr gehören sie eher zu dem 'Gesamtpaket', das mich als Person überhaupt erst 'suchtaffin' macht (und dafür sorgt, daß ich immer lange genug 'bleibe', um süchtig zu werden). Denn das bin ich definitiv - schon immer gewesen, auch wenn es nur wenige Leute gibt, die mir das glauben würden. Spielen war eine Flucht vor mir selbst, aber statt es für mich besser und 'erträglicher' zu machen, hat es alles nur verstärkt - was ich lange nicht sah. Und gleichzeitig hat es hat mich daran gehindert, das zu akzeptieren, indem es mich 'kleinhielt', damit ich schön dort bleibe, wo ich bin - in meinem Schneckenhaus.

Heute versuche ich nicht mehr, vorzugeben, etwas zu sein, das ich nicht bin - zumindest nicht dann, wenn ich es nicht muß (manchmal läßt es sich aber dennoch nicht vermeiden, denn die Gesellschaft hat nunmal gewisse 'Standards'). Das kann ich mittlerweile ganz gut differenzieren, zumindest theoretisch, und lange bekomme ich diese Schauspielerei ohnehin nicht hin. Auch wenn ich das immernoch sehr oft ganz 'automatisch' tue - das abzulegen ist schwierig - weiß ich, daß ich das meistens eigentlich gar nicht müßte. Das war eine sehr schmerzliche Erkenntnis, aber gleichzeitig auch ein sehr befreiendes Gefühl.
Was mir geholfen hat dabei, ist Input von Außen - und damit die Erklärung, worin die Unterschiede bestehen (auf dieser Basis kann ich es heute zumindest theoretisch 'verstehen', seitdem ich weiß, was genau es eigentlich ist, das bei mir nicht so gut funktioniert), und daß ich trotzdem okay so bin, wie ich bin.

Wäre schön, wenn ich das Gegenteil behaupten könnte, aber bei mir kommt das, was mich in die Sucht trieb, leider immernoch manchmal 'hoch'. Wobei ich das anders nennen würde, denn so das klingt das, als wäre ich eine passive Marionette. Es hat mich nicht in die Sucht getrieben, das war ich schon selber - aber es hat mich dort 'festgehalten' - ich habe mich dort festgehalten. Alles, was ich im Umgang damit tun kann, ist, zu akzeptieren, daß ich das nicht ändern kann. Ich kann die Leute nicht ändern - und mich auch nicht. Aber da kann keiner etwas dafür, und niemand macht das absichtlich.
Was mein Inneres angeht, kann ich mir nicht vertrauen. Ich kann aber darauf vertrauen, daß, was auch immer passiert, es wieder vorbeigeht. Ich durchdenke sowas hinterher trotzdem auch immer, manchmal noch Tage oder Wochen später. Gelegentlich kommt das dabei wieder 'hoch'. So ist das aber nunmal. Ich denke, die Wenigsten sind Herr über das, was in ihnen vorgeht. Bei dem Meisten ist das letztlich aber egal. Nur bei mir kann das eben sehr 'gefährlich' werden. Das ist der einzige Unterschied.

Also ja, heute kann ich die Dinge von 'Außen' betrachten und reflektieren. Reflektiert habe ich zwar immer schon, nur der Ansatz war falsch. Denn da hast du recht. Niemand kann mich verstehen, wenn ich es nichtmal selbst tue, bzw. wenn ich mich nicht verständlich mitteile. Diese Erkenntnis hilft nicht gegen die Frustration, aber wenigstens dagegen, daß sie in einer Flucht endet.

Ich wollte erst noch etwas in Mami's Thread schreiben, aber das steht mir nicht zu. Von daher gehe ich jetzt ins Bett.

Gute Nacht. : )
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 19.09.2022 19:37:36
Gesperrter Beitrag

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Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 27.09.2022 23:22:09
Als ich noch spielte, war der Schritt in die Spielfreiheit das Ende. Nach dem erreichen der Spielfreiheit ist es der Anfang. Wohl einer der Gründe, warum ich mich so schwer tat den ersten Schritt in die SHG zu gehen. Erst mit der Spielfreiheit ist ein Weg in ein seelisches und geistiges Wachstum erst möglich, ein Weg der immer neue Türen öffnet und einige Geschenke parat hat.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 28.09.2022 00:04:15
Hallo,

als ich noch spielte habe ich mich niemals wirklich hinterfragt, ich gehorchte nur Befehlen meiner Sucht.
Es wäre sinnlos gewesen irgendetwas dagegen zu tun und ich wäre nur zum Schein darauf eingegangen.
Eines Tages kam ich an einem Punkt an, da ging es nicht mehr. Es war alles so viel geworden.
Ich begriff dass ich Hilfe benötigte.
In einer SHG konnte ich mich davon lösen, obwohl ich da schon länger spielfrei war.
Dort wurde ich erwachsen, etwas was ich vorher immer verdrängte.
Und was vorher viel zu wenig war, kann mir heute nicht genug sein.

Liebe Grüße   


 
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 01.11.2022 04:52:46
N'Abend allen,

ich habe vorgestern den Vorschlag eines Kasinobesuchs abgelehnt. Das war tatsächlich das erste Mal überhaupt, daß sowas mal kam, und ergab sich aus einer Diskussion mit meiner besseren Hälfte über Wahrscheinlichkeiten. Habe auch nichtmal drüber nachdenken müssen, Nein zu sagen. Es war ganz automatisch, ohne jegliche weiteren Gedanken. Glücklicherweise verwundert es auch keinen, wenn ich solche Dinge weiß - eben weil es um Zahlen geht. Und es war wohl auch ausnahmsweise mal hilfreich, generell als 'stur', übermäßig rational und 'Spaßbremse' zu gelten. Kurze Erleichterung, daß da nicht nachgebohrt wurde, und das Ganze war für mich ziemlich schnell wieder vergessen, das Thema drumherum an sich viel interessanter. Wir waren dann später stattdessen bei meinen Schwiegereltern.
Jedenfalls habe ich letzte Nacht, fast zwei Tage später, nach etwas zuviel Wein, doch noch einmal darüber nachgedacht, und mich für einen kurzen Augenblick gefragt, warum ich nicht einfach Ja gesagt habe. Wäre doch nichts dabei gewesen...
Ähm ja... guten Morgen. Hast du noch was Konstruktives zu sagen? Wenn nicht, dann zieh doch bitte wieder Leine.
Noch ein Grund, das Trinken seinzulassen.

Na, egal. Zum Thema...
Vieles ist einfach kompliziert und schwer greifbar. So wie jetzt, denn irgendwie bin ich gerade seltsam drauf. Naja, was heißt hier 'gerade'? - eigentlich geht das schon ein paar Wochen so. Eben habe ich kurz gedacht "Wäre schön, mal mit jemandem reden zu können."... nur, um mich gleich darauf zu fragen, worüber eigentlich?
Aber ich weiß immer gar nicht, was ich sagen soll. Das endet dann eh nur in absurden Interpretationen, die keiner braucht. Nein, mag ich nicht.
Dennoch ist da eine merkwürdige Grundstimmung, ich kann sie aber nicht so recht fassen. Irgendwas scheint mich jedenfalls zu betrüben.
Und das, obwohl ich einige Hürden erfolgreich beseitigt habe. Davor war es deutlich schlimmer. Eine Verbesserung hat sich also eingestellt, aber eben anscheinend noch nicht komplett, denn irgendwas muß da offenbar noch sein.
Das ist sehr zermürbend gerade.
Ich stehe immernoch vor einer eigentlich recht banalen Entscheidung, die ich schon recht lange 'vor mir herschiebe'. Ist es das?
Könnte sein. Oder eben auch nicht. Denn das würde ja an der Gesamtsituation nichts ändern.
Ich sollte wohl einfach aufhören, Dinge zu hinterfragen. 'Einfach machen' schaffe ich aber, wenn überhaupt, irgendwie nur im äußersten Notfall.

Ich habe mich jedenfalls früher eher selten hinterfragt, zumindest nicht mein Spielverhalten. Es war eben so. Andere sammeln halt Briefmarken oder gehen Angeln. Mich selbst, bzw. meine 'Daseinsberechtigung', habe ich hingegen schon oft angezweifelt.
Bei mir hat es dann auch noch eine ganze Weile gedauert, bis sich etwas Positives einstellen wollte. Die Lebensqualität hat sich zwar auch bei mir ziemlich schnell verbessert, doch realisiert habe ich das erst später. Dazu war ich noch viel zu sehr in meinem 'Tunnel' gefangen. Erst mußte aus einem 'Ich darf nicht' ein 'Ich möchte das gar nicht' werden. Glücklicherweise war das dann irgendwann auch so, sonst wäre ich ja nicht hier.
Heute wundere ich mich nur noch manchmal darüber, was ich alles erreicht habe, auch wenn es außer mir gar keiner sieht. Diese kleinen Ziele nur für mich selbst. Sowas gibt Selbstwert. Und dieser (in meinem Fall sogar gleich doppelte) langfristige 'Sieg' gegen die Wahrscheinlichkeit ist viel wertvoller, als jeder materielle Gewinn der Welt.

Da ist aber auch so ein typischer Gedanke bei mir vorhanden...  früher wäre ich froh gewesen, wenn ich gewußt hätte, daß man mir helfen kann, ich nicht allein bin, und mein Verhalten absolut nicht ungewöhnlich ist für Menschen wie mich. Aber heute? Mir geht es doch gut. Da sollte ich die Hilfe lieber Menschen überlassen, die sie jetzt dringender brauchen.
Nein, so altruistisch bin ich nun auch wieder nicht, und zumindest in diesem Fall ist das in Wirklichkeit bloß 'vorgeschoben', eine billige Ausrede.
Weil es eben Sachen gibt, die möchte ich nicht sehen... und Fragen, die ich nicht stellen möchte, weil die Antworten unangenehm sein könnten.

Eine wirklich hohe Meinung von mir habe ich nach wie vor nicht, und der Glaube an mich selbst ist jetzt auch nicht wirklich vorhanden.
Und ob ich nun aus Langeweile gespielt habe, wegen des 'Kicks', des Abschaltens und Vergessens, um mich zu 'spüren', oder weil ich insgeheim verlieren wollte, ist auch eher sekundär. Fakt ist, daß irgendwas bei mir nicht stimmte, und ich keine Möglichkeit sah, mit meinem 'Inneren' umzugehen.
Und genau das muß ich ändern, nur ist es dafür eben mit einer oberflächlichen Draufsicht nicht getan.

Nun ja... -.-

Mit dem ersten Schritt ist es jedenfalls noch lange nicht erledigt. Er ist erst der Beginn, gelegentlich kann der Weg doch immer mal wieder sehr anstrengend werden.
Und manchmal denke ich mir "Ich mag das Alles nicht mehr."... wenn auch nur für einen ganz kleinen Moment.
Nein. Ich habe sehr viel 'zu verlieren', wahnsinniges Glück in so vieler Hinsicht, und ich bin mehr wert als dieser Dreck.
Oder, um es für mich akzeptabler zu formulieren: Absolut jeder Mensch ist mehr wert als dieser Dreck - selbst ich.

Es ist nur manchmal ungeheuer anstrengend, wenn das Grübelchaos einfach nicht aufhört. Aber keine Sorge, es ist alles in Ordnung. Das kommt nicht in Frage. Ich bin stabil genug, um damit umzugehen. Und mich zu 'betäuben' hat nie funktioniert, jedenfalls nicht auf Dauer.

Es bedarf also gar keiner Antwort. Im Grunde genommen bedarf es nichtmal wirklich eines Lesers. Das waren nur ein paar Gedanken, die ich irgendwie 'ordnen' wollte. Also besser, sie formuliert zu kriegen, zu strukturieren, und irgendwo zu lassen, als wenn sie ungeordnet in meinem Kopf rumschwirren.

Ich werde dann wohl am Besten gleich mal aufstehen. Wünsche einen schönen Tag und eine angenehme Woche. : )

TAL

Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: JJ am 01.11.2022 09:01:53
Guten Morgen TAL,

das Schöne ist ja, dass Gedanken im Kopf sich manchmal ganz alleine ordnen. Erst sind es ganz viele und man kriegt sie nicht sortiert. Irgendwann, auch wenn man sich nicht anstrengt, kristallisiert sich der eine wichtige heraus.

Dann hast Du ihn. Und kannst ganz in Ruhe überlegen, was du damit machst. Hast ja keine Eile. In Deinem Kopf arbeitet es und irgendetwas geht voran. Das ist immer gut!!

Vielleicht ist es bei Dir auch anders? Lass und daran bitte weiter teilhaben.

Du bist ein ganz besonderer Mensch, TAL. Und zwar im pooositiven Sinn!!!

JJ
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 05.11.2022 15:03:41
Ja, manche Dinge brauchen Zeit, und dann muß man ihnen diese Zeit auch geben. Und bei Dingen, die wie eine Lebensaufgabe erscheinen, ist der Weg dann eben das Ziel. Wichtig ist, sich von einem 'Unmöglich' nicht entmutigen zu lassen. Immerhin habe ich ja auch schon viele Dinge geschafft, die man (naja, im Nachhinein betrachtet hauptsächlich ich selbst) mir nie zugetraut hätte. Und auch wo keine 'Perfektion' erreichbar ist, ist es immernoch möglich, es zumindest etwas besser hinzubekommen. Schritt für Schritt.
Der Teil davon, den ich nicht alleine schaffen kann - der ist das, was mich verunsichert. Sowas mag ich nicht. Aber es geht nunmal nicht anders.
Da wird dann aus ewiger Prokrastination leider irgendwann Resignation.

Ich habe im Laufe meiner spielfreien Zeit viel (über mich) gelernt, und einiges umgesetzt. Das mußte ich auch. Aber irgendwo ist da immernoch eine 'innere Grenze'. Sie beginnt genau da, wo ich offen auf Andere zugehen muß.
Initiative ist nicht so meins, das Kommunizieren (inklusive meiner Schwierigkeiten und 'Bedürfnisse') auch nicht. Eine Kombination aus beidem ist somit ein unüberwindbares Hindernis.
Wenn ich dann beispielsweise mal endlich schaffe, eine Email zu schreiben, und als Antwort bekomme "Rufen Sie uns zur besseren Abstimmung am besten an", dann ist das für mich sowas wie eine Betonwand.
Resignation.

Mir ist klar, daß das jetzt wahrscheinlich kindisch klingt, aber genau sowas ist eben das Problem. Ich brauche unter ungünstigen Umständen gewissermaßen schon Hilfe, um mir überhaupt helfen lassen zu können. Aber da rebellieren dann Scham, persönlicher Stolz, mein Wunsch nach Eigenständigkeit, die Angst vor Ablehnung, und meine Abneigung, etwas erklären zu müssen, und dann wahrscheinlich eh völlig falsch verstanden zu werden. Es 'arbeitet' dann da oben... das damit einhergehende Gedankenkarussell ist so unglaublich anstrengend.
Aber wie so oft in meinem Leben dauert es manchmal eben, zu erkennen, daß es nur eine Lösung gibt: Ich muß da durch. So oder so.

Am Anfang ist es immer katastrophal, aber kommunikativer Schiffbruch endet nicht zwangsläufig in einem Desaster. Manchmal wird es dann auch besser. Das weiß man vorher nur nie. Sicher ist nur, daß der Start nie einfach ist.
Ich muß es nur erstmal schaffen, zu verinnerlichen, daß ich das nie erfahren werde, wenn ich es nicht einfach mal 'tue'.

Tja... 'besonders' bin ich wahrscheinlich tatsächlich irgendwie. Aber ob das positiv ist?
Danke daher für deinen Beitrag, und damit für die Erinnerung daran, daß ich zumindest nicht unbedingt der Richtige bin, um das objektiv beurteilen zu können.  : )
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 29.11.2022 15:07:34
Moin zusammen,

lange nichts mehr geschrieben. Hatte einen Fahradunfall. Was genau passiert ist kann ich nicht erklären, auf jeden Fall bin ich bei voller Fahrt Kopfüber vom Fahrad gestürzt. Eine 10 Sekunde vor dem Aufprall dachte ich, ich fall senkrecht auf den Kopf, zum glück war meine Rotation schnell genug das ich "nur" auf die Schulter krachte. Alles was da brechen und reissen kann tat es dann auch. Trotzdem bin ich sehr dankbar, das ich so glimpflich davon gekommen bin. Ich habe bei allem, was nach dem Unfal kam sehr viel Glück gehabt. Meine OP verlief sehr gut, die Heilung, auch wenn ich n8ch am Anfang bin auch sehr gut. Lustiger Weise lag ich ca 40 Minuten auf dem Asphalt. Als ich ins Krankenhaus kam war ich unterkühlt. Im gegensatz zu d3r Ärzten war ich mir sicher, das dass kein Problem ist. Ich behielt recht. Alles in allem war die ganze Zeit mein Leben 7n Gottes Hand, er hat gut für mich gesorgt.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Andre12 am 29.11.2022 16:18:26
Moin Taro,

da hast ja Glück im Unglück gehabt. ( E-Bike ? )
Ich wünsche Dir das Deine weitere Genesung weiterhin so gut verläuft.

Lieben Gruß

André
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Fred am 29.11.2022 17:28:41
Oh Gott, gute Besserung für dich, Taro !!!  :-*

Stundenlang Eisbaden und dann so ein blödes Fahrrad ... Sachen gibts :-)
Unterkühlst wärst du sicher erst nach einigen Wochen  ;D
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 29.11.2022 21:00:37
Hallo Taro,

zum Glück war es nicht noch schlimmer und alles konnte  gut behandelt werden.
Genese wieder schnell und erhole Dich gut von diesem Unfall.

Liebe Grüße
     
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: medea888 am 30.11.2022 08:03:21
Moin Taro,

Oh du armer, und dennoch glücklicher das klingt nach sehr viel Schutzengelarbeit..
Alles gute für die weitere Genesung 🤗
LG Medea
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: JJ am 30.11.2022 22:48:40
Lieber Taro,

danke, dass Du uns schreibst wie es Dir geht und was Dir zugestoßen ist. Da hast Du sicher heftige Schmerzen hinter Dir und brauchst bestimmt noch Ausdauer, bis Du wieder schmerzfrei bist. Ich wünsche Dir dafür viel Kraft!!
Dein Glaube wird dir auf dem Weg sicher helfen. Und Deine Erfahrung, dass es immer wieder bergaufgehen kann, wenn man dafür kämpft.

Liebe Grüße auch von mir.
JJ
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 01.12.2022 07:43:57
Vielen Dank für eure Genesungswünsche.
Am meisten nerven tatsächlich die dauernden Schmerzen und das ich als süchtiger ständig opiate in mich einwerfe. Aber ich vertraue mal darauf, das ich es nach den Schmerzen alles gut wieder absetzen kann.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 03.12.2022 11:52:45
Oh je. Taro, was machst du nur?
Ich wünsche dir auch gute Besserung, und daß du dich bald wieder uneingeschränkt bewegen kannst.

Das mit den Schmerzmitteln kann ich sehr gut nachvollziehen. Da bin ich auch vorsichtig bei mir, und habe sie lieber nicht genommen. Im Krankenhaus wollten meine beiden Bettnachbarn die dann unbedingt haben. Ob ich denn verrückt sei. Ich solle die bloß nicht ablehnen, sondern ihnen geben, sobald die Schwester weg ist. Zu Hause habe ich den Rest dann einfach meiner Mutter gegeben, die ist Krankenschwester, und weiß zumindest, wie man sie entsorgt - so dachte ich mir. Da es bei mir ein Arbeitsunfall war, wollten mich dann während der Nachbehandlung der niedergelassene Unfallchirurg und auch der Sportmediziner in der physiotherapeutischen Praxis quasi damit 'zuschütten'. Ich wurde echt ständig gefragt, ob ich noch was verschrieben haben will. Aber nee, möchte ich nicht, auch nicht 'nur' Tramadol.
Aber bei mir war es auch nur ein Trümmerbruch im Handgelenk, die Schulter ist da wahrscheinlich um Einiges übler.

Von daher hoffe ich, daß es dir nicht mehr so lange wehtut, und du das schnell wieder absetzen kannst.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: JJ am 09.12.2022 17:56:37
Hallo Taro
wie geht es Dir?
Geht es weiter bergauf?
Bin sicher, Du bist dankbar für jeden kleinen Schritt, den es in die richtige Richtung geht!!

Weiterhin gute Besserung!! 🙏
JJ
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 09.12.2022 20:51:00
Moin JJ,

das ist nett das Du fragst. Es geht mir für meine Verletzung sehr gut, habe keine Bewegungseinschränkungen. Das ist nach Aussage meines Arztes und meinet Physiotherapeutin sehr ungewöhnlich. Ich habe aber 24/7 starke Schmerzen, das nervt und raubt mir den Schlaf. Ich habe jetzt nach mehrmaligen Erklärungen ungefähr die schwere meiner Muskelverletzungen verstanden, das tut schon bei  zuhören weh.Im Januar fang ich mit Reha an.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 05.01.2023 13:55:36
Jetzt bin ich 2 Monate Krank geschrieben. Gestern habe ich das erste mal kleine Fortschritte festgestellt. Die Dauerschmerzen machen mich etwas gereizt, die Aussicht, dass ich meinen Arm bald nach und nach wieder nutzen kann wirkt etwas erhellend. Mit dem Krankengeld hat es natürlich nicht von allein funktioniert. Mal sehen wann ich etwas bekomme. Zum Glück surfe ich finanziell nicht mehr a6f Naht. Ein bemerkenswerten Jahreswechsel. Ich Krank, meine Frau über Weihnachten Corona. Mein grosser hat das Weihnachtsmenü gekocht. War lecker.
Das erste Jahr wo ich keine Vorsätze fürs nächste Jahr habe, ausser das alles wieder gut wird.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 04.02.2023 15:18:50
War gestern allein zu Hause und habe Snooker geguckt. Der Sport ist schön entspannend. Mir egal, wer gewinnt, kenne die nichtmal. Ich mag halt einfach dieses Ballgeschubse. Hatte vor Jahren mal ein Abo bei Eurosport abgeschlossen, und irgendwie nie gekündigt, das fiel mir ein. Normal guck ich kein fern, mußte also erstmal den Fernseher anbekommen, und die App auf dieser seltsamen würfeligen Kiste installieren (und herausfinden, was das Ding überhaupt ist - stand zum Glück drauf, also half Google). Hat trotzdem eine Weile gedauert, die Fernbedienung war auch nicht sehr intuitiv.
Egal, hab's geschafft. Erst wunderte mich die Werbung auf den Westen und Banden. Das war aber schon letztes Mal so, also vor ein paar Jahren, als ich mal ein Spiel auf dem Laptop geschaut hatte. Und hallo... nein... du mußt nicht googeln, was das ist. Das dürfte wohl vom Namen her auch so klar sein.
Dann kam die Werbepause.
Unglaublich, das machte mich mal wieder sprachlos. Ein Spot endete mit "Jetzt auch mit PayPal." (Der Sprecher sprach das komisch aus 'Peipahl')
Und ich dachte "Mhhh.... so so... ah... natürlich... ist ja nun 'legal', also gibt es auch eine rechtliche Handhabe. Zumindest theoretisch. Praktisch ist es immernoch schwierig. Mhhh..."
Hab dann den Ton ausgemacht, und bin den Müll rausbringen gegangen.
"Nein! Was soll denn der Scheiß?"
Das hab ich dann wohl sogar laut gesagt. Zum Glück hat es aber keiner gehört.

Ich selber habe gar kein Kabelfernsehen, aber als letztens bei Bekannten spätabends im Hintergrund MTV lief, war ich auch schon sehr überrascht über die Frequenz. Onlinecasino 1, Datingapp, Onlinecasino 2, Kredite, Onlinecasino 3, Handyvertrag, Onlinecasino 4, Aperol Spritz, Onlinecasino  5...
Ich stand irritiert davor, jemand fragte, was daran so 'fesselnd' sei, ach ja, ich sei das sicher nicht gewohnt, wenn ich nie fernsehe. Ich sagte dann wohl irgendwie sowas wie "Äh... was? Ah.... ja... ist seltsam. Alkohol, Glücksspiel... ist das wieder erlaubt? Was kommt als nächstes? Der Marlboro-Mann?"
"Der wäre wenigstens mal wieder lustig. Denn das da ist wirklich furchtbar, das finden also auch Andere so, und nicht nur du. Aber erlaubt, sagen die ja, ist jetzt legal. Wobei man das Kleingedruckte nicht lesen kann, aber da steht dann wahrscheinlich sowas Ähnliches wie das mit dem Trinken in Maßen. Einfach ignorieren. Laß dich nicht verwirren, es gibt viele schräge Dinge. Wie früher diese Werbung mit den tanzenden Frauen für polyphone Nokia-Klingeltöne. 'Ey Alder. Ruf misch auf dem Handy an.' Kennst du die noch? Auch Dinge, die die Welt nicht braucht."
"Ja, ich erinnere mich. Das kenne ich."
Ich habe dazu nichts mehr gesagt, mir war da auch nicht danach, die Leute über diese Mißstände aufzuklären.
Jedenfalls dachte ich nur innerlich, hätte es diese bescheuerte Werbung mit tanzenden Piraten früher schon gegeben, hätte ich schon aus Protest gegen diese 'Volksverdummung' gar nicht erst damit angefangen.
Das hilft der Jugend von heute aber auch nicht.
Und andere Spots waren da ja auch bei mir deutlich... zielführender. -.-
Andererseits kann auch keiner etwas dafür, daß ich damit nicht umgehen kann, doch diese 'aggressive Werbung' muß nun echt nicht sein. Nicht meinetwegen, da ist der Zug eh abgefahren, sondern eher wegen der Jugend von heute. Denn das ist alles Andere als eine lustige und gesellige Freizeitbeschäftigung.
Nein, ist es nicht. Da hat man dann nämlich ein Leben lang was von.
Macht keinen Spaß sowas.

Jetzt sitze ich hier, und muß mal meine Gedanken ordnen. Sorry dafür, daß ihr da nun herhalten müßt.
Ich habe dann jedenfalls über etwas nachdenken müssen, wo ich mich fragte "Ist das bei mir auch so?".
Das läßt sich wohl auch in einem Wort zusammenfassen.
Habe dann überlegt, wo ich diese Gedanken lasse. In das Spieler-ABC paßt es nicht so ganz, denn erstens gibt es schon etwas mit A, und zweitens handelt es sich um mein persönliches Wollknäuel, und nicht um etwas 'Allgemeingültiges'. Darum also hier.

Akzeptanz.

Ich habe Jahre dafür gebraucht, und würde lügen, wenn ich sagen würde, daß ich nicht doch immernoch gelegentlich damit 'hadere'.
Das war das Schwerste überhaupt.
'Kapitulieren' - ja, es ging nicht anders. Das war alternativlos.
"Es ist, wie es ist." ist dann aber auf Dauer doch nochmal ein sehr großer 'Brocken'.
Im Grunde ist das zwar so. Ich lebe danach, auch nach 'Außen' hin. Weil es einfacher ist, als zu 'kämpfen'. Einfacher nicht nur für mich, sondern auch für mein Umfeld.
Aber es gibt auch Tage, da möchte ich die 'Endgültigkeit' nicht akzeptieren, möchte nicht akzeptieren, daß es Dinge gibt, die unabänderlich und / oder unumkehrbar sind. Meine Sucht ist nur eins davon, und sie 'profitierte' immer schon davon, daß sie nicht alleine auf der Liste stand. Das tut sie manchmal heute noch.

Vor einiger Zeit sagte jedenfalls jemand, er fände SHGs 'irritierend', weil nicht alle, aber doch ein Großteil der Leute dort, sich und Anderen einfach nur etwas vormachen würde. "Langzeitabstinenzler reden vom schönen suchtfreien Leben, aber in ihren Augen sehe ich etwas Anderes."
Er wertete das als 'unehrlich'.
Nun... das glaube ich ihm sogar, daß sowas vorkommt, dennoch würde ich das nicht so nennen. Eher... mhh... 'umsichtig'. Ich denke einfach, es ist schlichtweg eine Art 'Nostalgie', der sie damit begegnen, sich selbst 'gut zuzureden', während sie ihre Worte eigentlich an Andere richten.
Weil ich das halt selber mit mir schon erlebt habe.
Nur sagen kann man es nicht, denn es gibt ja so etwas wie eine 'Vorbildfunktion'. Man möchte niemanden entmutigen, sondern (gerade 'Neuen' gegenüber) zeigen, daß es 'machbar' ist, und sich lohnt.
Das tut es, keine Frage.
Süchtig bin ich dennoch ein Leben lang.
Und ich kann ja beispielsweise auch hier schlecht schreiben "Manchmal, aber nur manchmal..."

Noch ein Wort mit A: Ambivalenz.
Denn es ist kein rationales Problem. Ich weiß, daß ich nicht kann, darf, sollte oder was auch immer... und nein, ich 'will' auch gar nicht wirklich. Der Gedanke schreckt ab. Ich weiß, was dann passieren würde, da gibt es keine Illusionen. Und selbst wenn es mir mal nicht gutgeht, ist selbst der beschissenste Tag noch besser als das... und alles, was danach kommt.
Spielen ist keine Option.
Aber die 'Nostalgie' klopft trotzdem manchmal an; das vermeintlich 'Einfache', was immer irgendwie 'geholfen' hat. Das ist fast noch schwerer zuzugeben, als die Vergangenheit selbst. Zuzugeben, daß ich eben nicht immer so 'fertig damit' bin, wie ich versuche, zu vermitteln. Daß es komplexer ist, und manchmal "Nein!!" eben doch sein muß, um die Achtsamkeit (noch ein Wort mit A) wieder herzustellen. Denn solche Gedanken sind kurzzeitig harmlos, aber schädlich, wenn sie zuviel Raum bekommen.

Nein, keine Sorge, ich bin stabil. Wie gesagt, ich möchte das nie wieder. Nur gelegentlich wünsche ich mir, daß ich das könnte - also daß es wirklich eine freie Entscheidung meinerseits wäre, und keine 'Notwendigkeit'. Weil ich mir einbilde, daß zu 'verzichten' etwas Schlechtes, Ungerechtes ist. Und wenn ich nicht aufpasse, mich zu fragen beginne, wozu ich das tue.
Obwohl ich es nichtmal mehr als 'Verzicht' sehe. Schwer zu erklären.
Wie ein kleines Kind eben. Etwas gar nicht zu wollen, sich aber trotzdem darüber zu ärgern, daß man es nicht darf.
Schon bescheuert irgendwie. Es wird niemals aufhören, in meinem Kopf ist etwas, was mir mit Freuden in den Hintern treten würde. Das entmutigt doch gelegentlich.

Hatte auf der Notizenapp einfach angefangen, 'draufloszuschreiben'. Als ich eben herkam, und überlegte, ob ich den Beitrag überhaupt abschicken, oder das Ganze Durcheinander doch lieber für mich behalten 'sollte', sah ich den Tagebucheintrag von Medea. Ich dachte ich mir dann, ich lasse es lieber, ein 'Tief' zur Zeit reicht hier. Und mir geht es doch gut, gibt Schlimmeres.
Andererseits kommen solche Tage bei mir in letzter Zeit häufiger vor.
Ich lasse es daher mal so stehen, das jetzt zu löschen, und ihr stattdessen ein paar 'positive' Worte zu schreiben wäre momentan in der Tat 'unehrlich'.

Solche Gedankenspiralen sind jedenfalls immer etwas nervig. Aber da kommt ja gleich jemand nach Hause, und wir fahren zu Bekannten (die mit MTV, normalerweise läuft bei denen aber immer Internetradio, das ist auch etwas irritierend im Hintergrund, aber besser). Die haben einen neuen Hund, den meine bessere Hälfte unbedingt mal sehen möchte.
Ich raffe mich daher jetzt doch mal auf, und gehe duschen.

Gehabt euch wohl. : )
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 05.02.2023 11:48:27
Hallo TAL;

PP hat seit einiger Zeit wieder die Kooperation mit bestimmten OC`s aufgenommen.
Wohl um mehr Bewegung im eigenen Zahlungsverkehr zu bekommen und neue Kunden zu rekrutieren.
Für den Spieler eine schnelle Zahlungsmethode und nicht direkt über die Hausbank oder Kreditkarten.
Für eine Verifizierung bei einem OC ist ein PP Konto aber nicht ausreichend.

OC`s werben  gerne mit diesem Zahlungsdienstleister, für beide wohl auch förderlich.
Es wird ja für alles geworben, Zielgruppen schon geschickt beflügelt und wie ein Fisch geködert.
Egal wie toxisch das Produkt, zwar keine Zigaretten mehr aber durchaus andere Nervengifte.
Wo jeder Tropfen in einem ganzen Leben schon zu viel wäre.

Akzeptanz und Ambivalenz, event. gibt sich beides ja irgendwie die Hand, wo dann eine andere losgelassen wird.
Süchtig zu sein wird immer ein Makel in der Gesellschaft sein, eines was aber gebraucht wird.
Wohl um die ganze Agonie auch am Leben zu erhalten.

Schöner Beitrag TAL, gerade in den Dingen wo Du über Dich schreibst.
Den Lauf der Dinge nicht ändern zu können macht niemand zu einem Gefangenen.
Egal wie sehr sich diese ganzen Raptoren  in den Medien auch präsentieren.

Grüß Dich
 
         

 
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 05.02.2023 22:58:56
Das Leben in der Spielfreiheit und dass ich die Selbsthilfegruppen kennenlernen durfte, ist das geilste was wir je in meinem Leben passiert ist.

Ich weiß nicht was andere in meinen Augen sehen und das Leben ist auch kein Ponyhof. Wichtig ist aber auch immer zu gucken, wo ich herkomme und wenn ich andere anschaue zu schauen, wo kommen sie her. Wenn ich gerade an zwei gute Freunde aus der SHG und an mich denke, wir begleiten uns seit über 34 Jahren, dann waren wir drei im wahrsten Sinne tot geweiht. Niemand hätte einen Pfifferling auf uns gesetzt, und doch haben uns gegenseitig am Hosenboden aus dem Sumpf gezogen.

Mein Leben was ich heute für mag für viele nichtsüchtige recht banal sein. Für mich ist es jedoch noch heute einfach unvorstellbar. Natùrlich wird das ein Außenstehender nicht sehen.
Die Kapitulation war für mich tatsächlich kein großer Akt. Dass ich nie wieder Zweifel, ob ich vielleicht doch spielen könnte, habe ich mit Sicherheit den regelmäßigen Besuch der SHG zu verdanken. Das gleiche gilt auch für meine Depression. Die SHG ist für mich eine Art Frühwarnsystem.
Taro
 
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 10.02.2023 00:52:29
Ja, ich gebe dir in Allem recht. Auch ich führe ein Leben, was ich so für mich nicht für möglich hielt.
Ich glaube ihm aber wie gesagt durchaus, daß er es als 'unehrlich' empfindet, wenn jemand mit Begeisterung von seinem auf den ersten Blick banalen Leben spricht. Da gibt es dann zwei Möglichkeiten, und auch ich selbst kann beide 'Versionen' davon sein, je nachdem, wie es mir 'innerlich' gerade geht.

Ich empfinde eine tiefe Dankbarkeit dafür, daß ich ein ganz normales selbstbestimmtes Leben führen darf. In vieler Hinsicht. Friedhof, Gefängnis, Obdachlosigkeit, Psychiatrie, Arbeitslosigkeit, betreutes Wohnen... alles Dinge, die für Menschen mit meinem 'Paket' und / oder Werdegang nicht unwahrscheinlich wären. Es ist aber nicht so gekommen. Den einen Teil habe ich selbst in der Hand, bei dem Anderen hilft das stabile Umfeld, das ich 'unverdienterweise' habe. Ein kleines 'Netzwerk' von Menschen, die einfach nur 'da sind'. Und ich kann nicht einmal 'zurückgeben', wie ich das gerne würde. Das ist mitunter sehr frustrierend, auch wenn es gar keiner von mir 'verlangt'.
Ja, genau. Ob das nun einer versteht oder nicht, ist egal, doch für mich ist dieses Glück unbezahlbar. Würde ich noch spielen, wäre das anders.
Ich hätte jedenfalls im Leben nicht gedacht, daß ich eines Tages einmal all das haben könnte.
Das ist es wert, zu 'verzichten'. Tausendfach.
Absolut richtig.
Und ich wünsche jedem hier, diesen 'inneren Frieden' für sich zu erreichen.

Und dennoch gibt es die Tage, an denen ich diese kranke Anspannung anscheinend doch irgendwie vermisse. Würde ich dann sagen "Ich mag mein einfaches Leben" wäre das zwar trotzdem immernoch richtig, doch in dem Moment würde das 'Aber' fehlen. Ob man mir das allerdings 'ansehen' würde - wahrscheinlich eher nicht. In diesem speziellen Fall sogar mal: glücklicherweise.
Doch um es mal gesagt zu haben - auch in 'unseren Internetkreisen' hatte ich hin und wieder schon mal das Gefühl, daß es jemandem in dem Moment genauso geht, auch wenn er das Gegenteil schreibt - eben weil es das ist, was man nach Außen hin (und wohl auch für sich selbst) immer sagen 'muß', selbst wenn man selbst gerade eher 'hadert'.
Und ich bin eigentlich nicht wirklich gut darin, 'Stimmungen' zu 'lesen', in 3D 'erkenne' ich solche Dinge eher selten bis gar nicht. Hier kann ich es aber auch mehrmals lesen - was ich daher schon auch öfter mal mache. Und ich kenne diese 'Perspektive'.
Von daher: Ja, ich denke, ich weiß, was er damit meinte.

Und zu PP: Es ging mir dabei nicht um Verifizierung oder die 'Schnelligkeit' - die wäre auch bei anderen Zahlungsmethoden gegeben, da ich seit ein paar Jahren sogar Onlinebanking habe.
Und wenn ich keine 'Papierspur' auf meinem Bankkonto hinterlassen möchte, wäre der beste Weg wohl weiterhin über bestimmte Prepaidkarten von der Tankstelle.

Nein, was mich dabei wunderte, war eher, daß die das wieder machen, trotz des Abwicklungsverfahrens von PayPal-Zahlungen - Lastschriften.
In der Vergangenheit ist ihnen das ja irgendwann 'um die Ohren geflogen'.
Sie scheinen sich also sehr sicher zu fühlen mit ihren 'Lizenzen'. Diese Dreistigkeit. Was für ein elender Haufen dreckiger Opportunisten. Aber warum ärgert mich das so? Warum macht mich das... mhh... wütend... und 'trotzig'? Das sollte ja nun wirklich keine Überraschung sein, es war doch schon immer so...
Solange es Menschen wie mich gibt, kommen sie damit durch, denn das gibt ihnen die Macht, den Einfluß, die Ressourcen... kurz, die 'Lobby', um mit Schlüpfrigkeit und ohne Rücksicht alles machen zu können, ihren krankmachenden Einfluß noch zu vergrößern.
Ich sollte das nicht an mich heranlassen, denn ich bin machtlos.
Aber Wegsehen ist leider doch nicht immer so einfach, besonders dann nicht, wenn man es 'auf die Nase gerieben' bekommt. Weil ich weiß, worauf das abzielt. Weil ich weiß, wie dieser 'lustige Spaß' enden kann.
Und dann denke ich mir: Das sollte denen erneut um die Ohren fliegen.
Bah.

Sowas eben.
Bin ich glücklich spielfrei - ja, definitiv.
Bin ich 'fertig damit' - offenbar wohl nicht.

Ob man das allerdings immer so laut sagen kann, darf oder sollte, ist eben die Frage.

Achtsamkeit ist daher immer angebracht, und auch wenn es da Hier und Heute eigentlich keine Zweifel gibt, würde ich niemals 'Nie wieder' sagen, denn das habe ich schon zu oft getan, und wissen kann ich es nicht..

Ich denke jedenfalls, daß die Gesellschaft Süchte sicher nicht 'braucht', sie aber nicht gänzlich vermeidbar sind. Und solange es die offizielle Möglichkeit gibt, etwas zu 'konsumieren', wird es auch Leute geben, die es 'übertreiben'. Eine Entscheidungsmöglichkeit sollte aber trotzdem bestehen, denn obwohl ich es nur selten tue, möchte ich beispielsweise auch nicht, daß mir jemand verbietet, Alkohol zu trinken. Ich will ganz sicher nicht bevormundet werden.
Verbote sind daher auch nicht das Mittel der Wahl, und funktionieren sowieso nicht - siehe Prohibition oder illegale Drogen.
Trotzdem sollte man nicht noch zusätzlich aggressiv dafür werben dürfen, um die Reichweite künstlich zu erhöhen, und die Hemmschwelle für den 'Einstieg' herabzusetzen. Solche 'Praktiken' sind dann tatsächlich Gift für die Gesellschaft.

Au weia, ich sollte mal schlafen.
Gute Nacht. : )
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Fred am 10.02.2023 07:20:23
Achtsamkeit ist daher immer angebracht

Schöner Beitrag, TAL.

Wir alle achten sehr auf uns. Dieses äußerst positive Verhalten haben wir uns in dem Wissen antrainiert, dass uns unsere Krankheit jederzeit "umwerfen" kann.
Wer das nicht tut, ist bestenfalls "dumm". Denn das "Teufelchen" lauert ein Leben lang und vor allem überall und jederzeit.

Gut, also wir achten auf uns. Glücklicherweise. Denn wir achten nicht nur auf unsere Spielsucht, sondern auf unser ganzes Leben.
Somit entgeht uns nichts. Kein Fehler, kein Mißmanagement.
Als "Normalo" vergisst man das schnell und schlittert oftmals durch diverse Katastrophen oder sonstige Unpässlichkeiten.
Kann uns nicht mehr passieren, denn wir achten auf uns.

Schön, dass du das mal angesprochen hast.
Denn es ist wichtig.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 10.02.2023 11:39:49
Das zum Beispiel ist ein Beitrag, den ich seit heute Morgen mehrmals gelesen habe. Und ich bin mir immernoch nicht sicher, ob du das ernst meinst, oder ob du mir sagen willst, daß ich da reinsteigere, etwas Offensichtliches anspreche, oder dem (oder mir selbst?) zuviel Bedeutung beimesse. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.
Denn du schreibst das mit der Achtsamkeit und der Wichtigkeit mehrmals, als ob du es betont 'übertreiben' würdest. Und du setzt Wörter in Anführungszeichen, was ich sonst auch tue, wenn ich nicht sicher bin, ob sie hundertprozentig 'passen'. Das dürfte inzwischen ja auch dem Meisten hier schon aufgefallen sein.

Wäre übrigens beides in Ordnung für mich, Feedback ist immer hilfreich - aber je nachdem, wie du das meinst, müßte ich ganz unterschiedlich darauf antworten.
Und bevor ich mich jetzt wie sonst oft noch den ganzen restlichen Tag frage, ob hier tatsächlich irgendwas 'nicht stimmt', dachte ich mir eben: Ist unangenehm, aber was soll's, dann frage ich, um mich lieber einfach mal zu vergewissern.

War das ironisch gemeint?
Wenn nicht, tut es mir leid für die Frage. Das verunsichert mich nur gerade etwas, und ich will nicht ewig darüber nachdenken müssen.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Fred am 10.02.2023 12:07:24
War das ironisch gemeint?
Wenn nicht, tut es mir leid für die Frage. Das verunsichert mich nur gerade etwas, und ich will nicht ewig darüber nachdenken müssen.

Ich würde hier keine Späße treiben.
Ich sehe  das "auf sich selbst achten" als ganz wichtigen udn viel zu oft vernachlässigten Punkt.

Also es ist schon alles so gemeint wie geschrieben, ganz ohne Hintergedanken.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: TAL am 10.02.2023 15:46:43
Danke für die Antwort. : )
Ich war mir wie gesagt nicht sicher.

Ich bin gerade auf dem Weg nach Hause, und wünsche allen ein schönes Wochenende.
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 10.02.2023 18:03:07
Moin Tal,

mit jedem Deiner Beiträge gibst Du soooo viel zurück. Das sind zwar nicht Deine Bodys die Du meintest, das mit dem zurückgeben kann man aber auch ruhig gross denken. Genauso mache ich es mit der Wiedergutmachung. Wenn ich bei einer Person etwas nicht wieder gut machen kann, mache ich eben bei jemandem der gerade Hilfe benötigt wieder gut.

Nicht ohne Grund habe ich Dich versucht in meine SHG zu bekommen, Deine Gedanken sind vom feinsten.

Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 18.02.2023 09:35:38
Es gibt viele Arten an "Medizin" gegen die Spielsucht. Da wären die Suchtberatungsstellen der Hausarzt die Therapieangebote und die Selbsthilfegruppe zu nennen. Die zwei erstgenannten sind als akut Hilfe zu nutzen die letzten beiden als langfristige Medizin.

Obwohl die langfristige Therapie ausgezeichnet wirkt, mit sehr großen Erfolgen, scheuen sich doch viele vor diesen Schritt. Mit Medizin ist es ja so dass jede Wirkung auch eine Nebenwirkung hat.

Um den Weg in die Genesung zu gehen können die tatsächlichen oder möglichen Nebenwirkungen jemanden davon abhalten.
Es lohnt sich die Ängste vor dem Nebenwirkungen einmal näher anzuschauen, um im nächsten Schritt einmal zu schauen wie diese gemindert werden können. Oft ist eine Angst in einer Selbsthilfegruppe jemanden zu begegnen den man kennt. Das mag durchaus einmal vorkommen, nur gilt es zu bedenken, dass der bekannte ja auch im gleichen Raum sitzt aus dem gleichen Grund wie Du. Und trotzdem in so einem Raum angstfrei sprechen zu können ist sie von allen Mitgliedern garantierte Anonymität ein wirksamer, ein bewährter, Schutz.

Das gleiche gilt für die Ärzte. Kürzlich wurde hier die Angst geäußert, der Hausarzt könnte etwas von der Spielsucht erfahren. Der Hausarzt  weiß, dass Spielsucht eine Krankheit ist. Daher wird er niemals schlecht über ein spielsüchtigen Menschen denken, der sich Hilfe sucht. Wer krank ist sucht und nimmt sich seine Medizin, für einen Hausarzt völlig normal.

Nach den Ängsten von möglichen Nebenwirkungen schauen wir uns jetzt die tatsächlichen Nebenwirkungen an. Veränderung im Leben sind immer anstrengend, und Anstrengung werden gerne vermieden. Schon der Weg in die SHG oder in die Therapie ist eine Anstrengung. Durch das was ich dort erfahre wird sich mein Leben ändern. Jede einzelne Änderung ist wieder mit Anstrengung verbunden. Oft behalte ich lieber , auch wenn es noch so scheiße ist,das was ich habe, als mich darauf einzulassen auf das was da kommt. Die Sorge ich weiß ja nicht was ich neues bekomme. Der Weg aus der Spielsucht heraus ist wie ein Sprung in ein schwarzes Loch. Ich gehe jetzt seit über 30 Jahren in die Selbsthilfe. Ich kenne viele Menschen die diesen Sprung gewagt haben.
Mir ist noch keiner begegnet der den Sprung bereut hat, im Gegenteil. Wie bei mir auch ist das Leben oft viel praller und voller geworden, als ich es mir je hätte vorstellen können.
Durch die Veränderung die ich durch die Einnahme der Mediziner erfahre, hat das Auswirkung auf mein direktes Umfeld. Möglicherweise wenden sich lieb gewonnene Menschen von mir ab. Sie wollen mich so behalten wie ich als Spieler war. Das ist eine tatsächliche Nebenwirkung, die auch besonders viel Angst macht. Tatsächlich ist es aber überhaupt nicht schlimm dass ich diese Menschen von mir abwenden, weil sie in meinem Leben keinen Platz mehr haben. Die frei gewordenen Plätze werden durch neue liebe Menschen gefüllt werden. Es ist eben so wenn ich mir ein neues Leben aufbaue muss ich erst einmal Platz schaffen.
Ich habe schon oft gesagt, das verlorene Geld ist nicht das Problem egal ob 4000 oder 400.000 Euro. Das Problem ist die Sucht, die muss angegangen werden. Alles andere löst sich von selbst.
Taro
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Jacky1 am 18.02.2023 14:33:47
Hallo,

Taro hat es schon bestens aufgeführt, als kleine Erweiterung möchte ich noch anmerken.
Bei psychischen Erkrankungen ist in der Diagnostik/Behandlung des jeweiligen Arztes/Therapeuten unumgänglich, dass der Betroffene mitarbeitet. 
Er wird dabei immer der Schlüssel bleiben, ob sich neue Türen öffnen oder nur weitere verschlossen werden.
Aus eigener Erfahrung kann und darf ich berichten, es wäre immer irgendwo eine Hemmschwelle oder Unsicherheit da.
Sich auch nur soweit selbst zu präsentieren um nicht als noch kränker dazustehen als man es meint zu sein.
Und nur durch stetiges zusammenarbeiten, ob nun bei einem Doc, Therapie oder einer Gruppe mit anderen Betroffenen,
wird jeder mit der Zeit konformer mit der Bereitschaft alles..wirklich auch alles zu reflektieren.

Natürlich findet dann auch eine Veränderung statt, eigene Werte werden neu sortiert, Einsicht und zu spüren an welchem Tropf man die ganze Zeit auch hing.
Ein Umfeld welches es entweder einfach duldete oder schier gar nicht bemerkte.
Nach so vielen Jahren muss ich selbst zugeben, ich kann nicht alles haben.
Nicht jeden als Freund und kaum, mich immer wieder aufs neue jedem gegenüber aufs neue einzustellen.
Dieses ganze justieren entfernte mich Meilen von etwas weg, so dass es sehr mühsam war mich selbst wieder zu finden.
Andere werden nicht entscheiden mit wem ich mich so umgebe, dies passiert mittlerweile voll automatisch.
Weil ich eben auf diese ganzen Veränderungen eingegangen bin, auch in vielen Stunden hier, in einer Shg, bei einigen Therapeuten
und so vielen Gesprächen mit anderen psychisch Erkrankten, nicht nur in der Spielsucht.

Dahinter steckt mein größter Anteil einer gewonnenen und erarbeiteten Selbstverantwortung. 
So richtig erwachsen werde ich deshalb aber nicht, doch ich habe gelernt gut damit umzugehen.
Schlussendlich kann ich jedem sehr nahe legen, egal wie groß ein Verlangen auch sein sollte etwas zu tun, was euch schadet.
Etwas zer/-verstört , was immer kranker macht und die Selbstaufgabe schürt und schürt.
Versucht  immer und immer wieder es zu erkennen und diese eigene Machtlosigkeit dahinter zu erfassen.
Was es für ein Leben weiterhin wäre und ob es nicht einmal endlich an der Zeit wäre umzudenken.
Egal wie unheilbar dieses Leiden auch sein sollte, Hoffnungslos und ohne Glauben....
ist es nicht einmal am Tage nach seinem eigenen Tot.

Taro hat ja geschrieben dass er keinen kennt der seinen Schritt in die Suchtfreiheit bereute.
Ich kenne auch keinen.
Um dort hinzugelangen wird ein fester Willen alleine kaum reichen.
Man muss diesen Weg schon gehen, ist es ein schwerer Weg ?
Doch nur für die Suchtgedanken und dessen abartige Gewohnheit.

Ein Betrachter könnte nun eine gewisse Naivität oder Fehleinschätzung hinter diesem Beitrag vermuten.
Weil es gäbe schon sehr starke psychische Beeinträchtigungen, die kaum zu lösen wären.
Gelöst wird auch rein gar nichts, es wird nur besser damit umgegangen.
Wie auch immer es z.B der liebe Harald ( und ich schätze ihn sehr) sehen würde.
Keiner ist alleine seines Glückes Schmied, es gäbe schon Mitmenschen denen es auch wichtig wäre.
Dabei ist es ungenügend "nur" seine eigenen  "Fehler" einzugestehen, sie sollten doch auch vermieden und soweit es geht wieder gut gemacht werden.
Sonst bleibt eh alles irgendwie beim alten und wird doch nur ""ehrlich"" schöngeredet.   

Liebe Grüße 
       
 
 
 
         

   
   
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Taro am 22.02.2023 18:47:59
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Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: Andre12 am 06.03.2023 08:33:56

"Du wirst leiden, solange Du eine emotionale Reaktion auf alles hast, was zu Dir gesagt wird.Wahre Kraft liegt darin, Dich zurück zu lehnen und die Dinge mit Logik & Ruhe zu beobachten.Wenn Worte Dich kontrollieren können, bedeutet das,dass jeder Dich kontrollieren kann. Atme durch und erlaube es manches einfach los zu lassen."   - Bruce Lee


Ich finde das passt im Allgemeinen gut und im übertragenden Sinne eben auf unsere Sucht.


Lieben Gruß

André
Titel: Re: Ich bin verantwortlich
Beitrag von: JJ am 02.04.2023 00:01:01
Hallo Adri,

dein Spruch von heute Nacht 4 Uhr gefällt mir persönlich gut. Hat mich jetzt interessiert, woher er kommt. Ist von Franz Grillparzer (1791-1872).

Auf alle Fälle habe ich den Spruch nicht als Provokation oder absichtliche "Fehlinterpretation" der Forenregeln verstanden.
Klar interessiert es uns, wie es Dir geht. Aber ich denke, wir sollten uns einfach gedulden, bis Dir danach ist das auszuspucken.

Liebe Grüße.
JJ