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Autor Thema: Autopilot

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Re: Autopilot
#30: 01.12.2021 17:34:48
Ich fühle mich geheilt.
Top, ich freu mich für dich !



Naja, nach genauerer Überlegung muss ich dir aber sagen, dass eine gewisse Euphorie in der ersten Wochen absolut symptomatisch ist.
Denke mal fast jeder hier hat das selbst erlebt und denkt heute etwas differenzierter darüber.

Wenn du bereits einen Therapieplatz hast ... warum in aller Welt solltest du dieses enorme Risiko eingehen und es nicht nutzen ?
Selbst wenn du der erste Mensch bist, der von einer Sucht "geheilt" wurde, spricht doch so einiges dafür, dass du dich gewaltig irrst.
Ich muss aber "vorsichtig" sein, denn entgegen aller Vernunft empfinde ich dann und wann "ähnlich".

Bin aber clever genug dem "Gefühl" nicht nachzugeben und mich auch nach Jahren immer noch täglich mit meiner Krankheit zu beschäftigen.
Man lernt da irgendwie nie aus und das Thema und die Menschen dahinter sind irgendwann auch eine Art "Hobby".

Nutze was du bekommen kannst. Es geht nicht darum "so stolz" wie möglich abstinent zu werden, sondern so sicher wie möglich.
Den Rest darfst du dir selbst zusammenreimen.
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A
Re: Autopilot
#31: 01.12.2021 18:21:33
Moin Marcello

Ich kann nicht mal sagen, dass ich besonders gekämpft habe. Irgendwie hat sich der Schalter umgelegt und dieser Zwang ist aus dem Kopf. Ich kann es nicht anders erklären, als dass ihr es gewessen seid. Der Trick ist cool, ich schreibe paar Sätze in dieses Forum, lese bissel  und schon ist es vorbei. Wirkt!


Meine Gedanken sind davon so angefüllt, ich bin so angefixt, dass ich nicht mal mehr im Forum gelesen und geschrieben

also Du spielst nicht weil Du hier  ein paar mal gelesen und geschrieben hast …klingt das logisch für Dich !?

8 Jahre durchgängig gezockt und jetzt den „bahnbrechenden“ Ratschlag bekommen Dir ein Hobby zu suchen .. und nun ist alles gut oder was meinst ?

Übrigens wenn Dein Cruiser aufgebaut ist, was ist dann ?

Fülle Dein Leben dauerhaft, fülle es , was Du füllen musst , gilt es rauszufinden.

Viele andere würden dankbar Deinen Therapieplatz annehmen …. Die haben wohl kein „ Hobby“ gefunden !!!


Du hast am 8.11. das erste Mal geschrieben …. wolltest Deinen „ blinden Fleck“ aufarbeiten …. Hast Du das getan ?  Passt das zusammen mit Deinen  Beitrag von heute den 01.12. 21 mit den Begründungen warum Du nicht mehr spielst ?   

Deine Entscheidung, Dein Leben, Deine Verantwortung Dir selbst ggü und auch ggü Deinen Liebsten, wenn sie tragen kannst …


Lieben Gruß
André
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« Letzte Änderung: 01.12.2021 18:41:58 von Andre12 »
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Marcello

Re: Autopilot
#32: 01.12.2021 21:43:46
Danke für Eure Zeilen! Sie holen mich erstmal von meinem Überschwang zurück und erden mich. Wenn ich doch sage, ich fühle mich geheilt, dann ist das  vermessen. Mit dem Heilen, das traue ich doch nur einem zu, wenn ich unserer Pfarrerin glauben möchte. "... es gibt Gründe warum wir spielen und die zu erkennen ...", ist eine Aufgabe, der ich mich stelle. Damit habe ich begonnen und diese werde nicht gleich wieder loslassen. Klar ist das mit dem Fahrrad nur ein weiterer Versuch, die Sache zu überspielen. Sie scheint mit aber gelegen, mich aus der akuten Betroffenheit raus zu bringen. Es begeistert mich dieses Fahrrad neu aufzubauen. In den letzten drei Wochen habe ich auch schon richtig mehr Zeit mit meiner Familie gehabt und das fühlt sich gut und geborgen an. Nachdem ich meinen letzten Beitrag geschrieben hatte, habe ich mir in der ARD Audiothek eine Sendung angehört: "Das Dostojewski-Roulette - von Spiel, Sucht und Literatur" eine Doku. Darin gab es einen Verweis auf Siegmund Freuds: Dostojewski und die Vatertötung. Der Aufsatz ist sogar im Netz unter https://www.textlog.de/freud-psychoanalyse-dostojewski-karamasoff.html zu finden. Den werde ich als nächstes studieren und vieleicht finde ich da einen weiteren Schlüssel, der an meine Tür passt. Vor der Therapie habe ich Angst. Gar nicht so vor den Inhalten sondern mehr noch, dass ich lange Zeit weg von Zuhause bin und der Ausgang unbestimmt bleibt.
Ich grüße Euch herzlich und bin Euch verbunden.
Bleibt behütet.
Marcello
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A
Re: Autopilot
#33: 02.12.2021 08:32:58
Moin Marcello,
So richtig was anfangen mit Deinen Aussagen kann ich nicht. Du wirkst sehr reflektiert.
Du pirscht vor, dann kommen von uns Einwände , Du ruderst zurück und bringst neue Argumente… kann das nicht beurteilen , wirkt mir aber alles so einsichtig , Alles Tuttifrutti- mäßig , aber meiner Meinung  nach nicht zielführend.  Andere hätten zurückgebissen und  gesagt , Ihr kennt mich doch gar nicht ,  immer nach Schema F werden  Punkte aufgezählt , nur weil man von sich auf andere schließt usw. ( na , ja  wir geben ja auch nur unsere Erfahrung weiter ) Du machst das gleiche nur auf eine andere Art, aber deine Aussagen dienen den selben Zweck…. 
Also uns musst Du von nix überzeugen.

Denke aber Du solltest mehr auf Dich schauen , auf Dein Inneres , Dich selbst zu zulassen  und zu Dir selbst zu stehen. ( meine Meinung  )

Beispiel :

[quote author=Marcello link=topic=781.msg9704#msg9704 . Vor der Therapie habe ich Angst. Gar nicht so vor den Inhalten sondern mehr noch, dass ich lange Zeit weg von Zuhause bin und der Ausgang unbestimmt bleibt.

[/quote]

Vor 2 Wochen schriebst Du , das Du schon mal alles aufgeschrieben hast .. dann schnell verbrannt , bloß nicht hingucken  ja und jetzt/ heute   ist das kein Problem mehr .. sondern
das Du von Zuhause weg  bist und Ausgang ungewiss ……
Also lieber gar nix machen , mit ebenfalls ungewissen Ausgang , in Kauf nehmend das man eventuell auch nicht Zuhause ist und das nicht nur weil Du arbeitest oder das Du nur physisch da bist .. oder wie war das die letzten   8 Jahre ?

Wie gesagt , ich  kann das nicht beurteilen , ich kann nur sagen was ich persönlich sehe .
Bleib weiter dran !

Lieben Gruß
André
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Re: Autopilot
#34: 02.12.2021 10:02:00
Hallo Marcello,

die Frage ist doch, läuft aktuell der Autopilot noch oder nicht!?  8)
Du hast aktuell ein Projekt, das dich begeistert, von Suchtdruck nichts zu spüren, das (spielfreie) Leben scheint leicht wie eine Wolke, die sich in der Sonne bräunt. Doch nunmal ist es auch so, dass sich stabile Wetterlagen ändern können. Wind kommt auf, die Wolke füllt sich mit Wasser und kommt aus dem Gleichgewicht. Dann kommt es zu dem entscheidenden Punkt, ob du das Steuer übernommen hast, oder der Autopilot übernimmt. Eines gleich vorweg, der Autopilot tut sich wesentlich leichter, er greift zu einem bewährten Mittel - bist du darauf vorbereitet?
Ich freue mich mit dir über deine ersten Wochen ohne Spielen, noch mehr würde ich mich mit dir freuen, wenn daraus Jahre werden...

aT
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Marcello

Re: Autopilot
#35: 05.12.2021 07:40:01
Guten Morgen,
ich bedanke mich für Eure Beiträge und wünsche Euch einen frohen 2. Advent.
Ja, der Spieldruck ist weg. (hoffentlich für immer) Dafür ist es mir gelungen einen Ersatz zu finden. (Fahrrad) Mir ist klar, der wird nicht ewig seine Wirkung behalten. Deshalb möchte ich nicht an dieser Stelle stehen bleiben und so tun als sei Alles im großen Einklang mit mir und dem Rest. Andre12, bitte entschuldige mir meine Chuzpe in meinem Beitrag "Geheilt". Mir ist deutlich, ich darf nicht stehen bleiben. Mein Hang zur Selbstversenkung ist nach wie vor gewaltig und macht mir weiterhin Angst. Angst eben aus dieser Versenkung nicht mehr raus zu finden. Mich kostet es übelst Kraft mich dieser Versuchung nach Versenkung zu erwehren.
Bisher dachte ich, ich kann mein Verhalten ändern und gehe nicht mehr zocken. - Das wird nicht reichen, wenn es überhaupt klappen sollte. Eine weitere Möglichkeit ist die Analyse. Warum gehe ich überhaupt in solche Dreckslöcher und und füttere die Scheißeautomaten und hoffe auf 3 Zitronen in Reihe? Ja und wenn wir über Analyse reden, dann sind wir beim Sigmund und da geht für mich gerade ein Fenster richtig weit auf. Kennt ihr noch andere Ansätze, mit dem Bedürfnis nach Sucht und Rausch fertig zu werden? Gibt es zwischen uns allen im Forum noch eine Gemeinsamkeit, außer nicht mehr zocken zu wollen?
Herzlich Marcello
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TAL

Re: Autopilot
#37: 05.12.2021 13:59:19
Sorry für das Off-Topic in deinem Thread, aber irgendwie stört mich das gerade...

Die Problematik wird zwischendurch ganz gut geschildert, der Rest ist aber aus heutiger Sicht ziemlicher Müll. Das tut schon beim Lesen weh.
Was ein einziger Haufen Klischeedenken. Vor 30 Jahren war das auch nicht richtiger, aber zumindest vom Zeitgeist noch ein legitimer Denkansatz. Heute sollte man es aber eigentlich besser wissen.
Ich hasse Schubladendenken, und dieser Aufsatz trieft nur so von Vorurteilen, versteckt hinter pseudowissenschaftlichen Vergleichen.

Wer lange genug nach einem 'Beweis' sucht, findet ihn auch irgendwo - und sei es, indem er ihn, verpackt in wichtig klingenden, Worten an den Haaren herbeizieht.

Mein lieber Scholli.
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Re: Autopilot
#38: 05.12.2021 19:14:50
Ich persönlich finde den Artikel wirklich lesenwert!! Natürlich ist das Bild "des" Spielers und "der" Bulemie-Süchtigen überzogen. Und kein Mensch ist wie der andere. Jeder einzelne hat ganz individuelle Probleme bzw. Themen. Trotzdem werden doch durch die (klischeehafte) Darstellungen (häufige) Zusammenhänge verständlich, die man selbst so vielleicht gar nicht erkennen würde.
Mich würden dazu tatsächlich noch weitere Meinungen interessieren.
Ich bedanke mich auf jeden Fall für Deinen Artikel, Marcello.

JJ
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Marcello

Re: Autopilot
#39: 06.12.2021 20:06:22
Moin ihr Gutzten,
ich bedanke mich für eure Kritik. Der Beitrag von Rost ist schon paar Jährchen alt. Für mich aber die erste schlüssige Darstellung der Problematik. Ich freue mich, dass ich ihn gefunden habe und möchte ihn heute abermals lesen und mir Stichworte notieren, an denen ich weiterdran bleiben möchte. An einigen Stellen habe ich mich wiedergefunden. Der fehlende Vater, die überbordende Mutter und die Einstellung zum Geld. Das Geld Suchtmittel ist, war mir nicht klar. Ich dachte es sind die Automaten. TAl, was genau ist deine Kritik und hast du ein Gegenmodel? Mit der fast grotesken Darstellung des Automatenspielers werden seine Züge überdeutlich illustriert. Meine Kritik an dem Artikel beruht auf der Beobachtung,dass auch zunehmend Frauen in den Dreckscheißehornzschen hocken. Für mich bleibt noch die Frage nach dem Rauchen. Gefühlt rauchen 97% der Geld-in-die-Straßenbahn-leger.
Gruß Marcello
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T

TAL

Re: Autopilot
#40: 07.12.2021 23:54:48
Hallo Marcello,

eben, der Beitrag ist schon ein paar Jährchen alt - und das merkt man.
Ja, die 'innere' Problematik ist anhand der Darstellung des Automatenspielers recht gut beschrieben - das sagte ich ja schon. Das war es auch nicht, was mich daran störte. Im Gegenteil - die gehört zu den wenigen Teilen dieses Aufsatzes, die noch irgendeinen Mehrwert für den Leser haben. Eben weil sie das Einzige ist, das nicht vollständig auf über 100 Jahre alten Hypothesen beruht - und genau diese sind es, die für mich den problematischen Teil ausmachen. Bei vielen Absätzen habe ich deshalb den Rest auch nur noch 'überflogen', sobald es mir zu abstrus wurde, weil ich das irgendwie etwas... mhhh... 'rückwärtsgerichtet' fand.

Ganz sicher habe ich Gemeinsamkeiten mit Bulimiekranken - genau wie mit Alkoholikern oder Drogenabhängigen. Aber wir alle haben unsere ganz individuellen 'Gründe'. Sucht, egal in welcher Form, ist reine Kopfsache, und hat nichts mit dem Geschlecht zu tun - und auch nicht unbedingt immer mit den Lebensumständen, denn ich kenne Menschen, die es weit schlechter im Leben hatten, als ich - und die nicht suchtkrank sind.

Ja, Geld ist das Suchtmittel. 'Einfach nur so' hätte ich nicht gespielt - egal, was. Selbst Poker nicht, wobei man ja sogar gegen andere Personen spielt, aber die Menschen spielen auch ganz anders, wenn es um nichts geht. Das fand ich langweilig, selbst wenn ein Spiel auch ohne Einsatz ja genaugenommen dasselbe ist. Ich würde auch behaupten, jede Sucht ist per se destruktiv, und das 'Laster' ist bei einer suchtaffinen Person zur Not auch beliebig austauschbar. Zumindest für mich gilt das auf jeden Fall. Ich denke eben, daß jeder seine persönliche Problematik hat, ob er sie nun kennt, oder nicht. Und auch ich finde mich in einigen Teilen wieder - allerdings nicht unbedingt da, wo mich dieser Autor (und sein weltberühmtes Vorbild) 'hinsortieren' würde. Im Grunde genommen hast du ja auch selbst schon gesagt, was meine Kritik an dem Text ist: Man hätte sich hier sparen können, irgendwelche veralteten Klischees einzubauen, solche Schubladen sind da eben nicht hilfreich. Man kann die Hintergründe auch anhand der beiden genannten Süchte erklären, ohne sie dabei unter Einbezug wilder Thesen irgendwie 'kategorisieren' zu müssen. Dieser Teil war also nicht nur überflüssig, sondern ganz einfach pauschalisierend, und ist damit aus heutiger Sicht unwissenschaftlich.
Du fragst nach Gemeinsamkeiten, und postest dann diesen Link, der voll ist mit 'Schubladisierung'. Das hatte mich halt irgendwie gestört.

Rauchen tue ich übrigens nach wie vor. So ganz ohne 'Laster' geht es wohl bei mir nicht.

So rein interessehalber: Was machst du jetzt anschließend mit der Liste von Stichworten?
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Marcello

Re: Autopilot
#41: 09.12.2021 06:37:08
Liebe/r TAL,
ich bin noch nicht dazu gekommen den Artikel auszuarbeiten. Das nehme ich mir aber weiterhin vor und werde es in den nächsten Tagen bestimmt angehen. Es ist, denke ich, auch nicht verkehrt, das Gelesene ruhen zu lassen und dann nochmals mit kritischem Geist darüber nachzudenken. Hinzu kommt, dass die Problematik mit meinen vier Wochen ohne verblasst. Aber genau das soll nicht passieren und ich möchte mich meiner Suchtgefährdung stellen. Ich muss es, sonst wird es Murks. Die Gefahr ist real, dass ich in eine andere Sucht abgleiten könnte, wenn mir diese Scheißekisten egal geworden sind. Wie das geht, diesen Weg suche ich und schon die Suche oder der bloße Gedanke daran, ohne dafür überhaupt schon den kleinen Finger zu krümmen, wirkt befreiend und es entsteht wieder Hoffnung. Außerdem werde ich es nur prozesshaft vollziehen können. Das Thema Sucht wird mich wohl den Rest meiner Stunden beschäftigen müssen. Am Artikel von Rost bleibe ich noch eine Weile dran. Über die Erkenntnisse möchte ich mich mit Dir und Euch austauschen.
Jetzt muss ich diesen Tag beginnen und freue mich bald wieder schreiben zu können.
Herzlich Marcello
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Marcello

Re: Autopilot
#42: 14.12.2021 06:42:59
Moin,
ich freue mich über mehr einen Monat ohne. Letzten Samstag war ich auf der Autobahn unterwegs und hielt an einer Raststätte. Da hingen zwei Automaten und ich kam kurz in Versuchung. Der Gedanke blitzte auf, nur eine viertel Stunde zu zocken, wie wenn ein alte Liebe plötzlich in der Türe steht und eine Umarmung folgen müsste. Dann habe ich mir bloß einen Kaffee gekauft und bin im weiten Bogen raus. Hallelulja.
Ich wollte ja nochmal Wolf-Detlef Rosts Artikel "Die hilflose Verweigerung: Männer und Glücksspielgerate" lesen. Das habe ich auch gemacht. Der Vergleich zwischen Dattelsucht und Bulimarexie (kann niemand aussprechen) ist auf jeden Fall ein spannender Zugang. Die Differenzierung in weibliche und männliche Sucht scheint überholt und hier merkt man das Alter des Aufsatzes. Jedenfalls wurde aus der Lektüre des Artikels ein größeres Vorhaben, da zwischen den enthaltenen Sterotypen eine Menge Verweise stecken, denen es sich lohnt nachzugehen.
Bei meinen Notizen kam mir ein Gedanke, den ich hier in den Raum werfen und worüber ich gern mit euch diskutierenen möchte: Wenn ich mich mit meiner Sucht auseinandersetze und dafür vielleicht sogar eine Therapie mit dem Ziel mich von dieser Sucht zu befreien, aufsuche, dann komme ich an meine moralischen Grenzen. Also, wenn ich meinen süchtigen Charakter überwinden möchte, folgt eine Konfrontation mit meinen verkappten  Phantasien. Z.B. ich kann meine sexuellen Phantasien nicht ausleben und kapsel sie deshalb ab. Die verschwinden aber nicht,  sondern kommen eben als Zocksucht wieder an die Oberfläche. Zocken ist dann vielleicht noch das kleinere Übel, weil ich mir z.B. meine homoerotischen Gedanken nicht eingestehen will. Wie denkt ihr darüber ?
Grüße Marcello
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Re: Autopilot
#43: 14.12.2021 11:00:14
Moin Marcello,

diese Konfrontationen mit den Automaten , lassen sich manchmal nicht vermeiden. Jetzt hast Deiner Sucht nicht nachgegeben , aber das Suchthirn hat Dir  schon deutlich suggeriert, wie dünn das Eis ist… , auch da würde ich mir schon Strategien vor ab zu recht legen … ( muss es diese Raststätte sein ? oder muss ich überhaupt anhalten ) wenn man sich vorher Gedanken über sein Tun und Handeln macht, kann man schon viele Situationen oder Trigger , gerade in der Anfangszeit,  aus dem Weg gehen .

Dein Leidensdruck war oder ist doch schon recht groß gewesen als Du Dich hier angemeldet hast. Du scheinst ja schon Verknüpfungen / Ansätze für Deine Spielsucht gefunden zu haben , jetzt scheinst Du aber Respekt vor dem zu haben , was da kommt , auch das ist doch verständlich.  Ich glaube aber nicht das es Sinn macht , den Ansatz : ich lebe mit dem „ kleineren“ Übel zu verfolgen , kann dieses dann nicht doch zu einem größerem werden ?
Phantasien sind ja auch erstmal als das was sie sind zu betrachten , nämlich „ Phantasien“

Entscheiden musst Du , ob Du hinter der Sucht gucken willst oder nicht….
Du bist seit 4 Wochen Spielfrei , ist das nix ? Bist am reflektieren , denke Du siehst und empfindest auch schon anders als wie vor 4 Wochen .. oder nicht ?

Ich drücke Dir die Daumen einen Weg für Dich ohne auslebende Sucht zu finden .

Lieben Gruß

André
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Re: Autopilot
#44: 14.12.2021 12:29:45
Hallo Marcello,

ich kann das was Du schreibst gut nachvollziehen, in meiner Therapie geht es ja gerade auch darum, meine  dunklen Flecken auf meiner Lebenskarte anzugehen und ich habe davor viel Respekt. Ich habe mein Therapeutin auch gefragt, ob es denn sinnvoll ist das anzugehen und ob nicht das Risiko zu groß ist was rauszuholen, was ich lange nicht sehen wollte?, Sie meinte, wenn es für mich zu gruselig wird dann können wir immer noch schauen, aber sie meinte auch, dass es oft so ist, wenn man sich seinen Ängsten stellt, diese dann doch gar nicht so schlimm sind, wie man dachte.
Ich kann nicht beurteilen, wie schlimm es ist wenn man sexuelle Phantasien hat, die man offenbar als tabu empfindet und ob das dazu führt das man sich in eine Sucht flüchtet, aber ich kann sagen, dass es gut tut sich auch mit den eigenen nicht so schönen Seiten zu beschäftigen und zu versuchen diese für sich anzunehmen, anstatt Sie wegzusperren....
und glückwunsch zu einem Monat, und ich gebe  André recht, versuche solchen Situationen aus dem Weg zu gehen, denn der Suchtteufel ist nun mal sehr raffiniert.
lg Medea
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« Letzte Änderung: 14.12.2021 13:44:25 von medea888 »
Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.

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