Spielsucht Soforthilfe Forum (SSF)

Spieler & Angehörige => Spieler => Thema gestartet von: Tobi am 12.12.2021 13:16:08

Titel: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 12.12.2021 13:16:08
Hallo zusammen,

mein Name ist Tobi, ich bin Ende dreißig, verheiratet und habe eine kleine Tochter.

Ich hatte die Tage ein wenig Kontakt mit Jacky und Medea im Chat. Das war ganz gut und daraufhin habe ich mich jetzt hier angemeldet.

Der Titel beschreibt gefühlt mein ganzen Leben. Ich bin seit 20 Jahren spielsüchtig. Krankhaft spielsüchtig.
Meine Karriere hat klassisch angefangen mit 2DM und 100 Multispielen. Als sportbegeisterter Mensch kann ich dann schnell zu Sportwetten.
5er auf ne 3er Kombi und ja auch da kamen die vereinzelte Gewinne dazu.
Es war einfach was anderes, ein Spiel anzuschauen und mit zu Fiebern. Ein Kick.
Relativ schnell habe ich die Kontrolle verloren. Sofort mussten die Gewinne wieder reingeholt werden.
Durch die ständigen Besuche im Wettbüro, kannte man sich und war auch schon befreundet mit den Inhaber. So dass ich auch schon aufschreiben konnte und telefonische Wetten abschließen konnte.
Und wenn dein Schein eigentlich kaputt war, hättest du 5min vor Spielende nur noch eine Chance: Die Nachspielzeit!
Und ich setzte doch wirklich mein halbes Ausbildungsgehalt auf 4min Nachspielzeit in einem Spiel. 3min wären eigentlich realistischer gewesen, aber mit der Quote auf 4min könnte ich mein ganzes verlorenes Geld (an diesem Tag) wieder rein holen. Tolle Chance dachte ich.
Naja waren dann 3 min und das Geld weg.

Als ich dann irgendwann die Deckel im Wettbüro nicht mehr auflösen konnte, entdecke ich die online Sportwetten. War super, denn ich konnte auf Pump einzahlen und alles wieder rein holen. Hat natürlich nicht geklappt und ich war am Ende und beichtete dann alles meiner damaligen Freundin. Sie war jung 18 oder 19 und ja machte einen Fehler. Sie gab mir Geld. Sie trifft auf bis heute keine Schuld. Das war alles nur ich. Ich wollte aufhören. Aber dieser Kick.
Ich hatte einen Neustart mit einem neuen Kredit. Aber dieser Kick. In den folgenden Jahren hatte ich nie aufgehört. Und nach drei weiteren Beichten und einem weiteren Kredit war dann Schluss mit der Beziehung.

Kurz danach habe ich meine jetzige Frau kennengelernt. Und ich sagte mir, die Beziehung mache ich nicht kaputt. Hatte dann auch gute Spielpausen. Doch es fehlte der Kick. Ich kam dann über die Wettseiten zum online Casino. Wow. Black Jack, was für ein Kick. Ein Dauerkick im Sekundentakt.

Und über die ganzen Jahre immer wieder das gleiche Thema. Wenn man dann irgendwann auf den Ausgang einen Spiels in der 3. pakistanische Volleyball Damenliga tippt, sollte man meinen, dass die ganze niemals einen Sinn macht.
Macht doch mehr Sinn an Automaten online zu zocken. Es ist einfach die Hölle. ;(

Mittlerweile ist es so, dass ich solche Kick Casino/Wettphasen habe die immer so 2-4 Tage gehen. 24h. Ich zocke bei der ersten Kippe morgens, auf der Fahrt zur Arbeit, bei der Arbeit, auf der Fahrt zurück, im Auto vor der Wohnung, auf dem Klo, hinter dem Rücken meiner Frau beim Fernsehen, bis ich Nachts vor Erschöpfung einschlafe oder besoffen umkippe.
Das geht dann solange bis ich wieder Panikattacken habe, meine Keditkarte am Limit ist und ich mir schwöre es nie wieder zu machen. Das geht dann wieder ein paar Wochen und dann geht es wieder los.

Das macht mich nicht nur seelisch kaputt, mittlerweile bin ich auch körperlich am Ende.

Diese ganze Schuld versuche ich dann in Alkohol zu ertränken. Das ist kein lebenswertes Leben.

Ich habe immer alles gehabt. Mir ist immer alles zugeflogen. Geld Beziehung, Jobs und Autos. Aber es reicht mir nie.

Immer wieder kämpfe ich mich aus einem Teil der Schulden und mir geht es dann wieder gut. Doch dann schaltet mein Hirn aus und ich denke wirklich beim 100x mach ich alles andersrum. Diesmal nehme ich den Gewinn und höre auf. Das ist an Naivität nicht mehr zu übertreffen. Es ist auch sehr erschreckend wenn man die Liste der Anbieter sieht, in denen man gesperrt ist. Aber nach 25 taucht doch wieder einer auf, wo man sich registrieren kann ;(

Mittlerweile geht es fast nicht mehr ums Geld. Nicht weil ich sowieso keines mehr habe, weil ich einfach diesen Kick brauche. Ich habe mir auch schon andere Bereiche gesucht, aber das ist nicht das Gleiche. Das ist wie wenn man nem Alkoholiker ein verdünntes saures Radler geben würde. Doch der zieht mich auch immer tiefer in die Schulden und alle Gedanken drehen sich dann doch wieder um das Geld. ;(

Durch die vielen Geschichten hier im Forum und die Schicksale, aber auch die Wendungen welche es bei vielen von Euch gab, habe ich mich entschlossen am Montag bei der Caritas anzurufen und einen Termin zu machen. Ich hab mich zwei Jahrzehnte selber belogen. Ich schaffe es nicht alleine. Ich brauche Hilfe, denn ich will endlich mein Leben genießen. Ich will ein toller Papa sein. Ich möchte der Held für meine kleine Tochter sein.

Ich will endlich ein lebenswertes Leben und nicht in ein paar Jahren tot sein.

Vielen Dank für die Möglichkeit ein Teil meiner Geschichte hier niederschreiben zu dürfen. Schon das alleine gibt mit ein wenig Kraft und Hoffung.

Tobi
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Jacky1 am 12.12.2021 14:12:13
Hallo Tobi und herzlich Willkommen auch hier,

gerade eben habe ich an anderer Stelle darüber geschrieben, wie manche es einfach nicht wirklich wollen oder besser gesagt,
es ihnen einfach nicht gelingt diesen furchtbaren Kreislauf der Sucht zu durchbrechen.
So kam mir Dein erster Beitrag hier gerade Recht.  :)

Denn weißt du was ?
Ich glaube an Dich!
Du hast es so wunderbar beschrieben, diesen Kreislauf Deines bisherigen Lebens.
Im Grunde warst Du doch schon tot in Deinen Gedanken, es fehlte lediglich noch eine amtliche Bestätigung.
Es lässt sich so unendlich viel Potential zu erkennen in Deinem Beitrag, obwohl er das Negative nur bestätigt.
Und eben daraus entsteht nun Deine Motivation, genau so ist es auch richtig. 
Es ist nicht wichtig ob ich nun an Dich glaube, doch Du wirst es schnell merken, wieder an Dich selbst zu glauben.
Wenn Du weiterhin an diesem interessanten Punkt festhaltest und Dein Verhalten spiegelst.
Du hast bei Gott ein besseres Leben verdient und Deine Familie eine ehrliche Umgebung.
Nichts ist wertvoller als Eure Gemeinschaft!

Nun gebe ich Dir eine Quote, sie ist nicht nur vierfach sondern 10 000 : 1.
Du spielst einfach weiter bis du alleine bist, dann wäre eine amtliche Bestätigung nur noch Formsache.
Oder Du erarbeitest Dir eure Freiheit für den Rest Deines Lebens, jeden Tag.
Und mit Deinem Suchtverhalten wird nun begonnen.

Also Kopf hoch lieber Tobi, schön dass Du da bist.
Und wie wir gemeinsam Seite an Seite etwas beenden was uns fast alles raubte.

Liebe Grüße 
 
 

 


Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 12.12.2021 16:19:05
Liebe Jacky, dass du an mich glaubst ist gerade ein überwältigendes Gefühl für mich. Und du hast schon recht, ich müsste es nur noch bestätigen lassen. Jeder würde mir, ohne zu zögern, seine Unterschrift geben: "Nicht mehr zu retten, bestätigt, Fall abgeschlossen und ab zu den Akten."
Und ich sehe die Leute auf meiner Beerdigung über mich reden.
"War klar, dass des passiert."
"Nimmt euch das als Beispiel, so will keiner enden"
"Die arme Famile"

Aber das soll nicht mein Schicksal sein! Ich will noch so viel erleben.
Ich mache morgen einen Termin und ich verspreche Euch, ich melde mich sofort danach. Denn du und Ihr alle habt es verdient, dass eure Zeit für mich, nicht umsonst war.
Auch wenn dieses vielleicht der falsche Ansatz ist, aber es hilft mir so den zweiten großen Schritt zu machen.

Tobi
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: medea888 am 12.12.2021 16:38:56
Hallo Tobi, auch von mir ein herzliches Willkommen, wow toll wie man merkt, dass der Kick gerade nicht vom spielen kommt, sondern von der Aussicht auf ein spielfreies, ausgefülltes Leben.
Und ich freue mich , dass du den Mut gefunden hast hier so offen zu schreiben und Deine Geschichte auch weiter mit uns zu teilen. Als ich vor 2 Jahren endlich auch den Mut dazu hatten, hat das nach wenigen Tagen schon ganz viel neue positive Energie freigesetzt. Diese wünsche ich Dir auch. Denn der Weg den Du jetzt gehen willst ist ein super spannender Weg zu Dir selbst.
Ich freu mich wirklich total
Einen wunderbaren dritten Advent.
LG Medea
ps. viel im Forum zu lesen ist total wichtig, ich mache das heute noch in alten Beiträgen denn ich finde mich doch immer auf Neue wieder
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: amTiefpunkt am 13.12.2021 08:17:56
Moin Tobi,

herzlich Willkommen hier bei uns im Forum, super, dass du dich mitteilst!  8)

Deine Geschichte hat tatsächlich eineige parallelen mit der Meinen. Gott, was ich schon Geld auf Nachspielzeiten oder Tore in der Nachspielzeit gesetzt habe - zumeist in irgenwelchen mir unbekannten Ligen in Abu Dhabi oder sonstwo, unklar ob dieses Spiel überhaupt jemals stattgefunden hat, bzw bereits aus war zum Zeitpunkt, als ich gesetzt habe.... ;)
Nunja, ist eigentlich auch egal, ich setze heute keine Geld mehr auf Sportwetten oder sonstige sonstigen Quatsch.
Du bist hier, weil du etwas verändern möchtest - ich kann deinen Willen dies zu tun ganz klar zwischen deinen Zeilen rauslesen - hervorragend! Und du hast es auch begiffen, alleine wird es nicht zum Erfolg führen, du benötigst Hilfe. Ein erster Anruf bei der Caritas wäre ein Anfang, ein komplettes "Geständnis" gegenüber deiner Familie ein weiterer Schritt und ein wöchentlicher Besuch in einer Selbsthilfegruppe könnte deinen Weg abrunden. Ich habe damals meine gesamten Finanzen abgegeben, zum einen der Gefahr zu widerstehen, wieder etwas zu setzen, zum anderen, um ein weng Abstand von Geld, Schulden etc zu bekommen, um mich ganz nüchtern auf mich und meine Genesung zu konzentrieren. Natürlich müssen die Finanzen, bzw Schulden geregelt sein, aber danach geht es darum, dich selbst zu finden, den Held für deine Tochter, den gibt es nämlich, er steckt in dir selbst, ich weiß es....
Pack es an Tobi, wir begleiten dich gerne auf diesem tollen, aber auch steinigen Weg....

aT
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 13.12.2021 16:50:23
Hi! Vielen vielen Dank für die netten und aufbauenden Worte.

Es ist wirklich nicht leicht gerade. Es ist kein schönes Gefühl. Ich habe jetzt fünf Beratungstellen angerufen.
Zwei haben heute zu. Die andere sagt, ich bin hier falsch, ich solle bei einer anderen anrufen. Die andere sagt, ich soll morgen nochmal anrufen.
Und bei einer habe ich jetzt auf das Band gesprochen, was wirklich echt nicht leicht war. Mein Stimme hat gezittert. Aber ich weiß selber, ich bin jahrelang den "leichten" Weg oder besser gesagt gar keinen Weg gegangen.

Ich hatte zwanzig Jahre lang Zeit und jetzt kann ich nicht erwarten, dass ich mit em Finger schnippe und alle rennen.
Doch es fühlt sich gerade wie ne große Enttäuschung an. Nachdem ich gestern noch so euphorisch war und mich wirklich gefreut habe,
fühlt es sich gerade wie ein Rückschlag oder Rückfall an.

Ich hoffe so sehr, dass ich noch heute einen Rückruf bekomme. Bitte drückt mir die Daumen.

Liebe Grüße
Tobi
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 13.12.2021 18:56:56
Ich habe einen Termin! Ich habe einen Rückruf bekommen ich bin überglücklich gerade.
Am Donnerstag Abend habe ich einen Termin bei der diakonischen Suchthilfe.
Das ist gerade ein Gefühl der Hoffnung, wie ich sie in meinem ganzen Leben nocht nicht gespürt habe. Und schon schon wieder muss ich heulen.
Aber ich heule vor Glück, Hoffnung und Zuversicht in ein neues Leben.

Ich weiß aber auch das dies nur ein kleiner Schritt ist und dass noch ganz viel vor mir liegt.

Über das Thema Geständnis und meine Beziehnung werde ich in den nächsten Tagen schreiben. Auch auf die Problemmatik mit den Finanzquellen werde ich eingehen.

Vielen vielen Dank an Euch alle!!!
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Jacky1 am 14.12.2021 00:19:04
Hallo Tobi,

das ist ein sehr guter Schritt und immer weiter daran festhalten.
Stelle Dir vor, so könntest Du Dich jeden Tag fühlen, für den Rest Deines Lebens.
Es ist ein wunderbares Gefühl nicht mehr am Tropf einer Sucht zu hängen.
Ich weiß dies nur zu gut und genau deshalb werde ich auch nie loslassen, an Ankern die mir einen Halt geben.

Einmal gespannt wie Dein erster Termin dort für Dich werden wird.
Es geht ja um so einiges und eine gezielte therapeutische Vorgehendweise wäre wohl sinnvoll.
So ist es ja nicht nur die Spielsucht bei Dir.
Und erhalte Deine momentane Motivation , sie kann so vieles tragen.
Unbedingt möchte ich Dir noch die Möglichkeit einer Selbsthilfegruppe nahe legen.
Hoffe dass bei Deinem Termin Dir event. Anlaufstellen angeboten werden.
Ansonsten sind Kontakte dazu auch unter folgendem Link zu finden:

https://www.spielsucht-soforthilfe.de/index.php?board=33.0 (https://www.spielsucht-soforthilfe.de/index.php?board=33.0) 

Und einem kleinen Weihnachtswunder stände nichts mehr im Wege.  :)
Du solltest aber unbedingt alles versuchen und alles nutzen was Dir helfen könnte.
Es wäre doch auch so sehr wichtig, für Euch alle.

Liebe Grüße



 
 
 
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: medea888 am 14.12.2021 08:17:21
Moin Tobi,

ich freu mich, dass du so engagierst ran gehst und muss leider eine kleine Warunung dazu schreiben damit du nicht zu sehr enttäuscht wirst, eine Therapie kann oft mit Wartezeit verbunden sein.  ich hab auf meine mehrere Monate gewartet dennoch !!!, als ich wusste , ich will was unternehmen, begann auch meine eigene innere Therapie schon zu starten, jeden Tag war und bin ich hier und schreibe regelmäßig Tagebuch, das hat mich gut begleitet, zudem habe ich mein Leben auch selbst vorgenommen und Dinge geändert, die mich belastet haben oder die ich vernachlässigt habe.
Die Weihnachtszeit ist dafür eine gute Zeit, denn man ist ohnehin ruhender und kann sich die Muße geben zu reflektieren. Bei Dir zudem mit Familie mit Kindern immer eine schöne Zeit. Genieße Sie in vollen Zügen und berichte weiter hier, ich würde mich sehr darüber freuen.
Also Tschaka du gehst gerade einen richtig tollen Pfad der hoffentlich auf einen Weg in die Spielfreiheit führt und somit dann zu einer gefestigten Straße des Lebens, hui das war jetzt sehr poetisch entschuldige ;)
LG Medea
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Fred am 14.12.2021 10:37:06
In der Anfangszeit des "Nichtspielens" fühlt man sich oft sehr euphorisch.
Diese Tage zu überstehen ist meist "leicht". Der Wille und die eigene Gefühlslage helfen da mit.
Jeder Schritt der überhaupt getan wird, ist "Gold wert", weil die meisten von uns davor praktisch gar nichts "gemacht" haben.

Die Zeit nach dieser Euphorie gilt es zu planen, darum zu wissen, sich "Gegenmaßnahmen" anvertrauen.
Ein Sicherheitsnetz spannen. Sich die Frage stellen, "was ist wenn ich wieder spielen WILL ?"

Das könnte passieren. Wenn man dann gut vorbereitet ist und davon nicht überrascht wird, ist man schon einen Schritt weiter und kann dem leichter widerstehen.

Jeder kleine Schritt in die richtige RIchtung entfernt dich weiter vom Spielen. Und je größer die Distanz, desto mehr hat man wieder zu verlieren.
Irgendwann kippt es vom "spielen wollen" ins "das Erreichte nicht mehr hergeben wollen"

Vorwärts denken ist ein guter Anfang
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 14.12.2021 11:59:46
Hi zusammen,

ich habe mich gerade auf meinem letzten "noch aktiven" Account eingeloggt, denn ich wollte diesen noch sperren lassen. Sehe ich doch auf meinem Kontostand 200.-. War vermutlich ne Rückzahlung aus einer Wette, die dann doch noch unentschieden ausgegangen ist. Also klick ich mal die Live-Wetten durch und sehe ein Basketballspiel der 1. koreanischen Liga. Es ist im ersten Viertel und der Aussenseiter führt und hat dennoch eine Quote von 5,1. D.h. ich denke das Geld habe ich ja eigentlich schon verloren und abgehakt. So könnte ich einen Taui zurückgewinnen und einfach so weiter machen wie die letzen Tag. Als wäre nichts gewesen...

Und dann denke ich mir, was ist dann? Das ist doch nur eine Verlängerung der Sucht. Und auch wenn ich erst vier Tage spielfrei bin, mag ich nicht wieder bei 0 anfangen. Es würde ja doch nicht aufhören. Ich hätte auch da wieder ein schlechtes Gefühl und den Drang den Verlust trotzdem wieder reinholen zu wollen.

Wahscheinlich hätte ich mich dann hier zurückgezogen und mein Leben (innerlich) für beendet erklärt. Denn ich sehe diesen Versuch, mit dem Termin am Donnerstag und auch mit EUCH, als meine letze Chance.

Ich habe den Betrag ausgezahlt und nicht gesetzt.

Ich freue mich jetzt auch nicht unbedingt über das Geld. Ich freu mich, dass ich durchgehalten habe. :)

Aber ich weiß auch, dass ich nicht meine ganze Hoffnung in diesen Termin setzen darf. Es ist ein erster und kleiner Schritt.
Das ist auch oft in anderen Bereichen meines Lebens ein Problem, dass ich mich so auf was fokussiere und wenn es dann nicht den gewünschten Erfolg bringt, dann Fall ich wieder um so tiefer.

Ja, ich habe immer wieder spielfreie Wochen zwischen meine Exzessen gehabt. Es lief ja auch immer wieder gut. Und dafür muss ich einen Weg finden.
Denn diesmal soll es eben nicht nach zwei, drei oder sechs Wochen vorbei sein. Ich werde Euch noch weitere Einblicke geben, wie die ganzen Rückfälle hauptsächlich zu Stande gekommen sind.

Meine Therapie hat in der Tag schon stattgefunden. Hier in diesem Forum. Auch wenn ich nicht jeden von Euch direkt zitiere, lese ich Eure Kommentare sehr aufmerksam und sehr gerne. Sie sind so wahnsinnig hilfreich für mich. :)

Mittlerweile bekomme ich den Kick, wenn ich sehe, dass jemand von Euch was zu meinem Post geschrieben hat ;)

Kann ich vielleicht mit in die Liste mit den spielfreien Tagen? Das wäre irgendwie auch noch ne kleine zusätliche Motivation für mich :)

Vielen lieben Dank Euch allen!!

Liebe Grüße
Tobi

Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Fred am 14.12.2021 12:20:18
Kann ich vielleicht mit in die Liste mit den spielfreien Tagen? Das wäre irgendwie auch noch ne kleine zusätliche Motivation für mich :)

Sehr gern, wann war denn dein erster spielfreier Tag ?
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Andre12 am 14.12.2021 12:44:58
Moin Tobi,
auch von mir ein herzliches Willkommen.

Du bist ja bereits fleißig am Auseinandersetzen mit Deiner Sucht…. Das ist super. So ganz bei Null wärest also nicht wieder angefangen… 😉

Deine Einschätzung Deine ganze Hoffnung nicht in diesen einem Termin zu setzen, ist genau richtig . Ich tat es damals .. blind ins Gespräch und voller Enttäuschung wieder raus …  na ja stimmt nicht ganz , die Hoffnung mitgenommen , meinen  Leidensweg damit  verlängert, die Verantwortung weiter abgegeben , bis zur stationären Therapie, aber spätestens da war ich erstmal  enttäuscht worden , von meinen eignen Erwartungen ….  Um irgendwann zu erkennen ich selbst muss ins tun kommen.  Es steckt alles in einem selbst. Die Hoffnung ,der Glaube  , das Vertrauen in  und an uns selbst …. Könnte man als Phrase bezeichnen.. doch wenn ich mir selbst dies nicht geben kann … wer dann ? Der Automaten? Ein Wettschein ? Ich denke eher nicht . Dies für mich zu Erkennen und  zu verstehen .. ließen meine Phrasen doch erst authentische Aussagen werden .😉😊

Auch das Du weißt das Du ja mehrere Wochen ohne kannst .. und damit skeptisch umgehst und heute einschätzen kannst, das das nix mit Abstinenz zu tun hatte, kann Dich doch schon positiv stimmen.
Also immer weiter , Schritt für Schritt , raus aus seinem Sumpf., mit einem klaren Ziel vor Augen.

Lieben Gruß
André

Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 14.12.2021 14:29:37
Sehr gern, wann war denn dein erster spielfreier Tag ?
Mein erster spielfreier Tag war am 11.12.21
Und hoffentlich auch mein letzer erster Tag :)
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 14.12.2021 14:37:42
Auch das Du weißt das Du ja mehrere Wochen ohne kannst .. und damit skeptisch umgehst und heute einschätzen kannst, das das nix mit Abstinenz zu tun hatte, kann Dich doch schon positiv stimmen.

Hallo Andre, vielen Dank für deine Nachricht. Genau das hab ich immer gedacht. So oft "hatte" ich es geschafft. Aber ich hatte es nie geschaft. Nur weil mal vier Wochen oder sogar ein halbes Jahr dazwischen waren, war ich niemals Abstinent. Ich hab mich niemals so intensiv damit beschäftigt wie jetzt. Ich dachte nur cool, ich hab es geschafft. Aber das hatte ich nicht. Denn dann hätte ich nicht 100x gedacht, ja komm Füffi geht, läuft ja.

Das sehe ich jetzt auch für mich als ganz wichtigen Punkt. Mich täglich damit auseinander zu setzen. Meine Sucht ist ja immer noch da und wird immer da sein.

Davor hab ich auch Angst. Das ich wieder mal denke, ich hätte es geschafft und mir selber einrede, ich könnte diesmal kontrolliert spielen.
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Andre12 am 14.12.2021 14:54:00
Davor hab ich auch Angst. Das ich wieder mal denke, ich hätte es geschafft und mir selber einrede, ich könnte diesmal kontrolliert spielen.

Moin ,
diese Angst ist ja auch berechtigt , ein Wunder wenn sie nicht hättest , je länger Du Dich damit beschäftigst , je eher kommt die  Einsicht , je eher kommt Deine Akzeptanz der Sucht , das loslassen .. denn wir Spieler können vieles , aber eines können wie nie wieder in unserem Leben;

 kontrolliert spielen , Never ever !


Lieben Gruß

André
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 15.12.2021 14:48:52
Ich habe gestern meinen besten Freund eingeweiht. Er wusste, wie auch meine Frau, dass ich es ich hin und wieder zocke. Er selber zockt auch.
Wir hatten auch zusammen die Anfänge des Zockens. Aber er ist ja einer der wenigen kontrollierten Spieler, der mal deinen Schein macht und gut. Spielt auch niemals an Automaten oder OC. Er raucht auch nur mal Abends zwei, drei Kippen.
Es geht eher darum, dass wir auch schon hin und wieder drüber gesprochen haben und er meinte, alter lass den Scheiß, du musst es so wie ich machen; ich mache es so.... (Nur das Ihr den Hintergrund ein wenig versteht)
Auf jeden Fall hab ich ihn eingeweiht, in ALLES! Auch in meine tiefsten Gefühle, Ängste und Sorgen und auch über Dinge die ich gesagt oder gemacht habe durch meine Krankheit.
Er selber bekam Tränen in den Augen und hat nur gemeint: "Ich wusste das gar nicht. Warum hast du mir das nie so erzählt? Ich bin immer für dich da!"
Und auch nachdem ich Ihm von meinem Therapiegespräch erzählt habe, meinte er "Sei ehrlich zu denen und ehrlich zu dir. Du musst raus da. Respekt, dass du jetzt den Schritt machst"; Es tut ihm auch sehr leid, dass er von seinen Scheinen erzählt hat, aber er wusste nicht was in mir vor geht und ihn trifft keinerlei Schuld. Ich bin sehr froh Ihn zu haben. Er ist mein bester Freund.
War sehr befreiend und sehr positiv gerade ihm wirklich alles zu erzählen.
Mit Ihm habe ich jetzt auch ein weiteres Standbein im Kampf gegen die Sucht.

Liebe Grüße

Tobi


Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Jacky1 am 15.12.2021 19:14:57
Hallo Tobi,

so wächst nun immer mehr alles zusammen was auch zusammen gehört.
Es ist sehr gut dass Du begreifst diese Krankheit zu haben, vielerorts wird dies gerne etwas beschönigt.
Eigentlich mag ich das Wort "Kampf" in unserem Zusammenhang nicht so sehr.
Doch warum auch nicht...ankämpfen gegen sein Suchtverhalten.
Mit einer Strategie und klarem Bewusstsein alles zu unternehmen was geht.

Die Tränen Deines Freundes sind die besten Zeugen, für dass was hinter Deiner Spielsucht steht.
Ein wunderbarer Mensch, der sich nun endlich anderen anvertraut.

Immer weiter Tobi.
Grüß Dich     
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 15.12.2021 22:30:25
Vielen Dank, Jacky! Deine Worte berühren mein Herz und stärken mich erneut.
Doch für mich persönlich ist es "momentan" ein Kampf! Ein Kampf ständig bewusst und nicht eine Minute unbewusst zu sein. Denn das hatte ich so oft.

Aber dennoch stell ich mir seit Jahren immer wieder die gleiche Frage: Warum bin ich süchtig geworden, warum bin so sehr gefährdet auch mit anderen Mitteln so schnell süchtig und abhängig zu sein und andere nicht? Ich weiß ich bin erkrankt und ich denke ich habe es auch akzeptiert. Doch was ist passiert in meinem Leben, in dem mir doch immer alles zugeflogen ist?! Vorallem was fehlt mir? Was fehlt mir noch, wenn ich doch schon alles habe bzw. hatte?
Ist es nicht so, dass man die Ursache herrausfinden und nicht nur die Symptome bekämpfen sollte?

Liebe Grüße
Tobi
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 15.12.2021 23:18:09
Es ist so wahnsinnig viel Imput momentan. Ich bin seit fünf Tagen in diesem Forum und bin sehr glücklich Euch und das Forum gefunden zu haben.
Heute ist Tag 5 meines letzen Kampfes gegen die Sucht! Ich habe gerade überhaupt keinen Drang zu spielen und das ist gut so.

Aber ich frage mich gerade, unter Tränen, unter sehr viel Tränen, warum? Warum hab ich soviel leid ertragen müssen in meinem Leben?? ;(
Warum muss ich so soooooo wahninnig krank sein? Es ist so hart sein halbes Leben mit diesem ständigen Kampf und diesen ständigen Niederlagen und Selbstzweifel zu verbringen. Ich will einfach nur wissen warum? Warum können andere Menschen ihr Leben einfach so leben und alles cool?!
WARUM MUSS ICH MEIN GANZES LEBEN GEGEN DIESE SCHEISSE KÄMPEN??? ;( ;( ;(
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Andre12 am 15.12.2021 23:53:30
Moin Tobi,

erstmal gaaaaanz tief durchatmen …..
Du hast hier gefühlt ununterbrochen gelesen , geschrieben  …. Gib Deinem Gehirn auch die  Chance alles mal sacken zu lassen . Ganz ruhig bleiben. Sehe es wie beim Muskelaufbau , da sollte auch ein Tag dazwischen liegen ….
Warum ich , wieso anderen nicht usw .. sind doch jetzt keine zielführende Ansätze. Eine Sucht entwickelt sich.. und ja klar hat es Ursachen , die ich mir auch genauer anschauen musste . Stück für Stück , Tobi .
Fange an auf Dich selbst zu schauen , stelle Dir doch mal andere Fragen. Bist spielen gegangen , weil Verlust  in der Familie….. ist es Dir damit besser  ergangen , als wenn Du  nicht spielen gegangen wirst ??? Natürlich nicht . Also kann man schauen , ob man verlustängste hat , was man tun kann , ob Selbstbewusstsein sehr niedrig , daher schnell eifersüchtig.. wie steigere ich mein Selbstbewusstsein.. usw , usw .. Das dauert und ist alles sehr komplex und vieles hängt zusammen … aber Selbstmitleid ist jetzt nicht mehr angebracht . Eigenverantwortung übernehmen …. alles Geld vernichten ist das nicht , und daher können andere „cool“ essen kaufen . Das muss man erlernen und sich damit auseinandersetzen. Hier ist keiner der Dir die Arbeit abnehmen kann , wir können nur Richtungen/ Wege/ Möglichkeiten aufzeigen …

Und glaube mir , mir erging das auch nicht anders als Dir. Es ist nicht einfach , aber zu schaffen . Die Ungeduld in Person war ich damals , weil ich es nicht wahr haben wollte.


WARUM MUSS ICH MEIN GANZES LEBEN GEGEN DIESE SCHEISSE KÄMPEN??? ;( ;( ;(


Weil das ein Teil von Dir ist , den Du akzeptieren solltest . Es ist passiert und nun gilt es herauszukommen .

Und mal ehrlich jetzt , was gibt es zu jammern ?  5 Tage Spielfrei  stehen da schon mal . Es gibt doch heute nix negatives .. die Vergangenheit ist anzunehmen und nicht mehr veränderbar , aber heute und  morgen  nimmst Du in die Hand .

Bleib ruhig , so schwer es fällt . Schreibe Dir die  Seele aus dem Leib, wenn es hilft.

Lieben Gruß

André
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Fred am 16.12.2021 08:36:07
Aber ich frage mich gerade, unter Tränen, unter sehr viel Tränen, warum? Warum hab ich soviel leid ertragen müssen in meinem Leben?? ;(

Och Gott, da zerfließt aber jemand in Selbstmitleid  :D :D :D

Und zu kämpfen, gibt es nichts. Verstehen und Umsetzen dürften hier die Schlüsselworte sein.
Es ist nicht leicht sein gesamtes Leben neu zu sortieren, aber als "Kampf" sehe ich das nicht.

Diese "ich darf den Rest meines Lebens nicht mehr" etc. Gedanken gibt es bei ALLEN Süchten und versetzen jeden Süchtigen in Panik.
Also lassen wir doch solche Gedanken einfach, dann nerven sie uns auch nicht.

Ich hätte schwören könne, dass ich sterbe, wenn ich nicht mehr rauchen darf. Und nach ein paar Tagen war der ganze Spuk vorbei.

Du machst dir deine Zukunft. Mit deinen Gedanken und Vorstellungen. Also gestalte sie doch einfach "positiv"
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Allesaufanfang am 16.12.2021 12:56:02
Hallo Tobi, wie schön das du dich hier angemeldet hast und wie schön das du bereit bist dein Leben zu ändern. Wie fast jeder Spieler konnte ich mich in manchen Teilen deines ersten Textes eins zu eins wieder finden. Und viele von uns haben nicht nur einen Anlauf und dann mehrere gebraucht um aus der sucht raus zu kommen beziehungsweise spielfrei mit ihr zu leben. Ich selbst war fast drei Jahre spielfrei, mit Therapie und Gruppe und Forum und sehr viel Euphorie am Anfang. Es ist gut diese anfangs Euphorie mitzunehmen, ich glaube anders geht es gar nicht. Vielleicht schaffst du es, vielleicht gehörst du auch zu denen die zwei oder drei Anläufe brauchen. Aber egal was du jetzt tust du wirst nie wieder der alte sein. Du wirst nie wieder spielen und nicht wissen wo es endet. Mein Therapeut hat mal gesagt wenn sich ein Rädchen in der Uhr dreht müssen sich alle anderen mit drehen. Du wirst dich im Laufe der Therapie so verändern dass du deiner Familie nichts verheimlichen kannst du kannst diese Veränderung auch nicht gehen, ohne von deiner Familie getragen zu werden. Ich habe deinem Schweigen entnommen dass du deine Frau noch nicht eingeweiht hast und glaub mir ich kann das sehr gut verstehen!! Aber eine Therapie oder eine Gruppe oder alleine das regelmäßige schreiben hier im Forum wird dich massiv verändern. Und du musst dich ja auch verändern sonst ändert sich nichts. Ich finde du hast einen ganz tollen Start gemacht und ich wünsche dir jetzt viel Kraft und Energie weiter an dich zu glauben und die nötigen Schritte zu gehen.
Ich freu mich darauf mehr von dir hier zu lesen.
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 16.12.2021 14:04:41
Moin Tobi,

erstmal gaaaaanz tief durchatmen …..
Du hast hier gefühlt ununterbrochen gelesen , geschrieben  …. Gib Deinem Gehirn auch die  Chance alles mal sacken zu lassen . Ganz ruhig bleiben. Sehe es wie beim Muskelaufbau , da sollte auch ein Tag dazwischen liegen ….

Ich dachte lesen lesen lesen, schreiben schreiben schreiben...umso mehr umso besser. Und so habe ich fast die ganze Zeit, welche ich zum zocken genutzt habe in diesem Forum verbracht. Ansich ne gute Alternative. Jedoch muss ich auch mal durchatmen. Ich habe mich gerstern zu sehr reingesteigert, als hätte ich die Sucht verlagert. So sehr, dass ich gestern nur mit hochprozentigem runterfahren konnte.
Ich versuche es in den nächsten Tagen besser zu dosieren und mir auch Zeit zu geben Ruhephasen zu haben um wieder mit einem Plan an der Sucht zu arbeiten.
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 16.12.2021 14:14:06
Och Gott, da zerfließt aber jemand in Selbstmitleid  :D :D :D

Ja, solche Phasen des Selbstmitleids habe ich immer mal wieder. War auch nicht das letze Mal, dass ich in einem See aus Selbstmitleid ertrinke, versprochen ;)
Wird immer mal wieder kommen. Natürlich ist das absolut unproduktiv, aber die kommen immer mal wieder. Sind aber auch schnell wieder weg und der Fokus ist wieder da.  ;)
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 16.12.2021 14:24:04
@AllesaufAnfang

Danke auch dir! Ja ich hab mich schon verändert und ja man, ich spiele nicht mehr ;)

Wie auch schon erwähnt ist dies ein andere Versuch, der erste Versuch, den ich nicht alleine gehe. Daher fühlt "er" sich schon besser und stärker an.

Heute Abend habe ich mein erstes Therapiegespräch und ich freue mich drauf. Setze aber auch nicht alles auf eine Karte! Das habe ich schon gelernt.
Auch bin ich danach schon verabredet mit meinem besten Freund um da auch gleich nochmal drüber zu sprechen.

Meine Frau weiß noch nichts darüber. Ich weiß der Tag muss und der wird auch kommen. Ich werde in der nächsten Zeit darüber schreiben. Aber nicht heute. Heute ist ein guter Tag und ich möchte meine Muskeln nicht überanspruchen und mich auf heute Abend konzentieren.

Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Fred am 16.12.2021 16:19:28
War auch nicht das letze Mal, dass ich in einem See aus Selbstmitleid ertrinke, versprochen ;)
ist ja immer jemand da, der gerne zuhört.
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 17.12.2021 07:12:48
Ich kann nicht mehr schlafen. :( Ich hatte gestern das Gespräch mit dem Mitarbeiter der Diakonie. War doch ganz positiv. Ich denke das kann und wird auf jeden Fall ein weiteres Standbein sein. Er möchte beim nächsten Termin mein Spielverhalten analysieren. Wann ich wo, welches Spiel, mit welchem Einsatz gespielt habe, usw.
Ich weiß nicht so richtig was ich davon halten soll?

Sonst lief es halt auf die eine Sache wieder hinaus: Mich vor meiner Frau nackig zu machen. Früher hätte ich das sofort gemacht  ;D

Ich soll sie auch, in zwei Wochen, zum nächsten Termin mitbringen. Jetzt gehe ich gerade die ganze Zeit dieses Geständnis im Kopf durch....
Wie fange ich an? Vor Weihnachten? Nach Weihnachten im Urlaub? Ihr denkt bestimmt am besten jetzt! Doch ich will das auch nicht zwischen Tür und Angel machen. Ich möchte das wir Zeit haben, darüber auch ausführlich zu reden. Aber wahrscheinlich gibt es den richtigen Zeitpunkt sowieso nicht.

Ich hab mich gestern, nach dem Termin, noch mit meinem besten Freund getroffen und wir haben nochmal geredet. War richtig gut und wieder sehr befreiend. Ich hoffe so sehr, dass ich auch diesen positiven Halt und Hilfe von meiner Frau bekomme.
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Andre12 am 17.12.2021 08:18:44
Moin!
Klingt für mich auch etwas merkwürdig, über die einzelnen Spiele , Einsätze usw zu reden , und dann mit Deiner Frau zusammen .. denke wenn sie mitkommt , gibt es anderes zu besprechen . Vielleicht solltest Du Dir aber auch nur Gedanken dadrüber machen und dadurch selbst vielleicht Zusammenhänge erkennen …
Ich habe mich auch sehr schwer getan , meine Partnerin alles zu sagen .. es kam immer nur häppchenweise, oder als  wir während meiner Therapie telefonierten sagte ich ihr : wir reden über meine neuen Erkenntnisse wenn wir Zeit haben,   usw …. Auf jeden Fall bin ich mit dieser Strategie einwandfrei an ihr vorbei gefahren …
Klar solltest Du Dir Zeit nehmen  dafür , aber zuerst solltest Du Dir im Klaren sein , alles , aber auch alles auf dem Tisch zu packen.
Ich denke auch weiterhin , wenn Du erst in 4 Wochen mit ihr redest , sind ja die Einzelheiten verschoben, da denkst Du vielleicht anders als heute … ich würde auf jeden Fall vor einem gemeinsamen Termin  bei der Diakonie mit ihr sprechen , damit sie vorher voll im Bilde ist . Solltest ihr ja auch ne Möglichkeit geben es zu verarbeiten .Und wenn sie alles weiß und ihr dann gemeinsam dahin geht, seit ihr auf den gleichen Stand . Du selbst wirst dann auch mit einem besseren Gefühl hingehen, ohne Angst zu haben „aufzufliegen“ ..  alles zu erzählen ist doch auch befreiend , siehe Freund. Auch ist der Trigger , Dinge zu verheimlichen , verstecken  nicht mehr gegeben
ich war auf jeden Fall , je länger ich gewartet habe mit ihr zu reden , immer nur damit beschäftigt , wenn wir dann mal geredet haben , ihr zu zeigen was ich schon „getan“ habe ….  Ihr fehlten einfach viel zu viele  Details und empfand vieles weggelassene als Lüge, Vertrauensbruch , auch war sie enttäuscht über mein mangelndes Vertrauen an sie , denke ich …

Lieben Gruß
André


 
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Fred am 17.12.2021 10:05:32
Ich soll sie auch, in zwei Wochen, zum nächsten Termin mitbringen.

Wenn sie sich davon distanzieren möchte, akzeptiere das.
Meine Frau wollte sich an dieser Problematik nicht beteiligen. Und das ist auch ihr gutes Recht.

Diese Analyse des Spielverhaltens ist eigentlich  etwas "veraltet". Hier soll ermittelt werden, ob du "pathologischer" Spieler bist oder nicht.
Ob genau da die Partnerin dabei sein muss ... mhhh ... kann gut sein, weil sie dann wirklich alles weiß ... oder auch nicht.

Wie gesagt würde ich da meine Partnerin völlig frei entscheiden lassen, wie SIE mit der Sache umgehen möchte.
Völlig wertfrei unabhängig von deiner Person solltest du da alles akzeptieren und nichts persönlich auslegen.
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Allesaufanfang am 17.12.2021 18:05:45
Ich habe meine Frau erst nach einem Jahr mitgenommen. Sie hat mich zu meiner ersten Sitzung gefahren und ich hab oft mit ihr reflektiert, aber die Gruppe und die Therapie hab ich erstmal nur für mich gebraucht. Es hat bei der Suchthilfe allerdings fünf Stunden alleine für die Partner gegeben, meine Frau hat es damals nicht in Anspruch genommen. Ich bin sehr gespannt was du berichten wirst. Ich hoffe Sie kann damit Leben.
Sei lieb gegrüßt
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 18.12.2021 02:09:16
Es wird vermutlich darum gehen, zu sehen, ob ich ein pathologischer Spieler bin. Vielleicht gibt es auch nicht Unmengen an Therapieplätzen.

Aber will ich das? Ich will eine Therapie, auch wenn ich mich  gerade gut fühle. Weiß ich, dass dies keine einfache, weitere Pause sein soll. Natürlich muss ich mich damit auseinandersetzen setzen, ich muss arbeiten, täglich aufs neue bewusst werden, das ich jetzt einen anderen Weg gehe. Klar, aber will ich das? Will ich den Schmerz, die Verzweifllung und die nie sättigend Gier aufleben lassen? Wenn der Grund der ist, ob ich "qualifiziert" genug bin eine Therapie zu bekommen, dann mach ich das natürlich. Der Gedanke daran ist trotzdem irgendwie wired. Wenn der jetzt kommt und vielleicht noch Spieltische und Slots mit Spielgeld hat, dreh ich am Rad! Ich habe auf jeden Fall kein Bock auf so, wie soll ich sagen, gelernte Therapeuten die aus einem Buch vorlesen. Ich hoffe ihr wisst was ich meine. Ich bin natürlich auch jetzt schon leicht verwöhnt mit Menschen die so ähnlich sind wie ich. Euch kann ich mich öffnen.

Es war vor 15 Jahren, an einem der schwärzesten Tage meiner Zockerkarriere und damit meine ich nicht die Höhe des verlorenen Betrages, denn das waren fast schon Peanuts zu dem was ich in den letzten Jahren gesetzt und verloren habe, sondern das was ich an dem Abend schlimmes gemacht habe...

Auf jeden Fall fand ich mich, spät in der Nacht, auf der Rückbank eines Polizeiautos wieder, auf der Fahrt in die Klapse.
Am darauffolgenden Morgen hatte ich dann ein Gespräch mit einem Mitarbeiter von dort. Keine Ahnung wer das war oder was er war. Auf jeden Fall fragte er mich: "Wenn ich Ihnen jetzt 30€ gebe, was machen die dann damit? Ich sage es Ihnen: Sie gehen spielen!" - Super, sag mir was wo ich noch nicht weiß!
Drei Stunden später, alle manipuliert und wieder am zocken. Der Wahnsinn!

Ich werde meine Frau davor einweihen und ich werde auch mit Ihr dahin gehen. Es ist auch für mich ganz wichtig, dass dies meine Entscheidung war. Das ich mich entschieden habe ab jetzt in Abstinenz zu leben und nicht auf Drängen von Dritten eine Therapie anfange. Es ist vielleicht ganz gut, falls es jemand ist, der "nach den Büchern" seine Diagnose fällt, denn dann habe ich meine Frau auf meiner Seite, wenn sie hört das ich es nicht unter Kontrolle habe. Das ich ein pathologischer Spieler bin. Gleichzeitig will ich auch weiter kommen und weiß nicht ob ich das dann mit dem Therapeuten kann. Es wäre natürlich einfach, wenn meine Frau das zu hören bekommt was sie soll, so dass ich das bekomme was ich will. Doch ich will endlich mit dieser ständigen Manipulation aufhören. Denn das wäre wieder genau ich! Der es wieder geschafft hat sie zu manipulieren und aber gleichzeitig seine Spielsucht nur pausiert.

Gleichzeitig geb ich ihr natürlich das Gefühl, dass ich die S..... jetzt richtig angehe, wenn ich nicht gleich sage ich bräuchte einen anderen Therapeuten. Mit dem kann ich nicht. Aber manipulier ich dann mich oder manipulier wieder sie? Es ist so wired, dass ich manchmal denke ich manipulier die Manipulation.

Es tut mir leid, das ich nicht auf jeden einzelnen Kommentar von euch allen eingegangen bin, aber das werd ich noch. Vielen vielen Dank! Ihr seid so geil! DANKE!!!
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Fred am 18.12.2021 08:16:37
Aber will ich das? Ich will eine Therapie, auch wenn ich mich  gerade gut fühle. Weiß ich, dass dies keine einfache, weitere Pause sein soll. Natürlich muss ich mich damit auseinandersetzen setzen, ich muss arbeiten, täglich aufs neue bewusst werden, das ich jetzt einen anderen Weg gehe. Klar, aber will ich das? Will ich den Schmerz, die Verzweifllung und die nie sättigend Gier aufleben lassen? Wenn der Grund der ist, ob ich "qualifiziert" genug bin eine Therapie zu bekommen, dann mach ich das natürlich. Der Gedanke daran ist trotzdem irgendwie wired. Wenn der jetzt kommt und vielleicht noch Spieltische und Slots mit Spielgeld hat, dreh ich am Rad! Ich habe auf jeden Fall kein Bock auf so, wie soll ich sagen, gelernte Therapeuten die aus einem Buch vorlesen. Ich hoffe ihr wisst was ich meine. Ich bin natürlich auch jetzt schon leicht verwöhnt mit Menschen die so ähnlich sind wie ich. Euch kann ich mich öffnen.

Dein Suchthirn beginnt bereits die guten Dinge in Frage zu stellen ... das bist nicht du.
Da musst du dir selbst mal ein wenig Kontra geben, sonst gewinnt "es" wieder.

Wenn du dem Platz gewährst, wirst du irgendwann wieder spielen "wollen".

Streng dich an !

Wenn ich ehrlich bin ... und das bin ich (meist) ... ist dein Beitrag ein großer Haufen Müll entstanden aus einem kranken Hirn.
Gut, dass man hier nicht so leicht rausgworfen wird :-) dann kann man sagen was man denkt ...
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 19.12.2021 22:40:40
Wenn ich ehrlich bin ... und das bin ich (meist) ... ist dein Beitrag ein großer Haufen Müll entstanden aus einem kranken Hirn.
Gut, dass man hier nicht so leicht rausgworfen wird :-) dann kann man sagen was man denkt ...

Das ist gut und auch sehr wertvoll für mich. Jeder Kommentar! Ich bin jetzt über eine Woche spielfrei! Ich hab mich entschieden nicht mehr zu spielen. Nie wieder! Ich muss mir dennoch immer wieder klar werden, dass 20 Jahre exzessiven Spielens nicht einfach in zwei Wochen verschwinden. Es ist ein harter und steiniger Weg, doch diesen gehe ich jetzt!

Doch ich muss auch so schnell wie möglich, alle Karten auf den Tisch legen, denn der Tag X kommt sowieso und jeden Tag, indem ich nicht nichs sage, fühlt sich an wie die größeren Lügen überhaupt und zerreißt mich innerlich.
Doch ich arbeite sehr lange diese Woche und wir sehn uns kaum. Es wird leider erst mach Weihnachten dazu kommen, habe ich mir vorgenommen. Aber es ist schon Wahnsinn, wie ich diesem Tag fast entgegen fiebere. Denn ich will endlich richtig an meiner Sucht arbeiten, dass kann ich jedoch nur wenn endlich Schuss ist mit den ganzen Lügen.
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Jacky1 am 20.12.2021 01:11:00
Hallo Tobi,

.... wenn endlich Schuss ist mit den ganzen Lügen.

Das Gute, hier im Forum befinden sich einige ehemals "knallharte und abgefuckte" Spieler.
Falls sich jemand dadurch angegriffen fühlt, zählt es wenigstens für mich.
Der Umstand dahinter, ja auch ein eigentlich "liebenswerter und treuer" Ehemann, Freund, Vater, Partner, Sohn usw. gewesen zu sein,
verblasst zunehmend mit dem einst getriebenen Aufwand spielen zu können.
Dahinter, hinter dieser Krankheit. verbirgt sich Verrat, Untreue und Verlogenheit.
Dabei ist es doch nicht relevant, dass man süchtig ist, sondern inwiefern jeder es auch weiterhin zulässt.
Aufzählen brauche ich dabei nichts mehr, dies habe ich und so viele hier schon zu genüge.
Natürlich auch mit dem jeweiligen "Postum Verständnis" ja auch einmal selbst vergangenheitlich alle wichtigen Werte getreten zu haben.

Keiner würde erwarten sich danach einfach selbst zu kreuzigen, obwohl es doch den meisten aktiven Spielern bewusst war, was sie anderen antaten.
Aber eines Tages an einen Punkt zu kommen, ohne nun auch wirklich abzurechnen, wäre mehr halb als ganz.
Ich ( der Esel zuerst ) klinge schon fast wie ein besessener Pharisäer in diesen Worten.
Im Grunde ist es mir egal ob "Hinz oder Kunz" meine Glaubhaftigkeit in diesen Aussagen als unglaubwürdig ansehen,
Aufgrund meiner langjährigen aktiven Zeit als Spieler.

Und wenn aufgrund "ein Spieler bleibt immer ein Spieler" auch "ein Lügner bleibt immer ein Lügner" die Waage halten würde,
hätten "Hinz und Kunz" auch recht!
Heute bin ich an einer Spielo vorbei gefahren, durch die Fenster sah ich diese Automaten, sie leuchteten alle grün.
Früher habe ich mich immer darüber gefreut, weil sie dann nicht besetzt waren.
Eigentlich freute ich mich genau so wie heute darüber.
Weil eines sicher, damals wäre mehr als nur einer im roten Lichte und ich erzähle es jedem gerne den es etwas angeht.
Wie es war und wie oft ich dort verweilte...und vor allem warum ich es nicht mehr mache! 
Doch glaubt es mir ruhig, mit Schweigen und Lügen wäre ich kaum weiter als " Hinz und Kunz" auch denken könnten.

Tobi, Ehrlichkeit bedarf keiner taktischen Anweisung, Du sollst es auch selbst entscheiden wann und wie.
Du suchst weiter nach einem Kick ? Kaum könnte ich mir einen größeren vorstellen...
Als mich selbst geoutet zu haben , alle Lampen einst im roten Licht zu erleuchten.   
     

Liebe Grüße     









u
 
     
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 21.12.2021 13:00:08
Achtung Spoiler-Alarm! - Sie weiß Bescheid!

(Ich labere manchmal bisle viel Mist raus, aber das ist meine Art. Vielleicht haben die ganzen ständigen "Ich bin f..... King Kong muhaaaa" und 10 Minuten später "Ich bin nicht mal die Luft wert, welche ich gerade atme", mich dazu gemacht wie ich heute bin und die Leute teils echt vollschwalle. Es ist nicht böse gemeint und verachtend, aber so bin ich.)

Ich hab mich ein wenig gefühlt wie Denzel Washington im Film "Flight". Er hatte sein ganzes Leben über seine Sucht gelogen und wäre eigentlich am Ende aus allem raus. Er hatte nur noch ein einziges Mal lügen müssen, aber sein Repertoire an Lügen war aufgebraucht.

So fühlte ich mich also gestern, als ich vorgestern mal wieder lügen musste, warum wir kein Netflix mehr schauen können (ich habe die Kreditkarte bis auf den letzen Euro ausgeschöpft und das monatliche Abo konnte nicht abgebucht werden). Ich kann und möchte nicht mehr Lügen.
Meine Frau hat mir soviel Kraft, Liebe und Halt die ganzen Jahre gegeben. Ich hingegen habe Sie teilweise behandelt wie ein Stück S......! Dafür schmäme ich mich. Die Schuldgefühle waren nicht mehr ertragbar.

So habe ich es Ihr gebeichtet. Auch die Dinge, welche Sie niemals erfahren hätte. Alles, wirklich alles.
Ich dachte einmal in meinem Leben machst du etwas ganz oder gar nicht.
Sie war sehr geschockt und brauch auch Zeit das alles irgendwie zu verdauen. Zum anderen aber auch teilweise erleichtert, denn sie fragte sich ja auch wo die ganze Zeit das viele Geld hin ist. Das ich doch längst aus meinen Schulden sein müsste. Sie hat sich auch Vorwürfe gemacht, es nicht erkannt und nichts dagegen unternommen zu haben. Ich hoffe ich konnte Ihr diese Gefühl weitestgehend ausreden, denn wie Ihr alle selber zu genüge wisst, haben wir uns in den Jahren selbst zu Meistern in Manipulation und Ausreden ausgebildet.

Dennoch war Ihr erster Satz den Sie sagte: "Was kann ich tun, wie kann ich dir helfen?"; Das meinte ich in meinem ersten Post, wieviel Glück ich doch in allen Lebenslagen immer hatte. Gerade mit Ihr. Sie ist so ein wahnsinnig toller Mensch und dennoch hab ich Sie mit dreckigen Füßen getreten.
Ich weiß selbst nicht warum ich die Chance noch bekomme?! Ich weiß nicht warum es noch Menschen an meiner Seite gibt. Das ist keine Gejammer. Es gibt kein Gejammer mehr ;) Aber man stellt sich dennoch die Frage, weil man es manchmal einfach nicht versteht, so wie man die Liebsten behandelt hat,

Mein Frau kommt zu dem nächsten Termin mit und das freut mich sehr. Ich möchte, dass Sie mehr über meine Krankheit erfährt. Das alles was ich gemacht habe nicht aus böser Absicht oder Dummheit geschah, sondern weil ich krank bin! Zudem bekommt Sie heute Abend alle Zugänge zu meinen Konten und Karten und wird diese regelmäßig kontrollieren.

Ihr habt Recht, dass mein Suchthirn noch vorhanden ist. Aber darum geht es jetzt daran zu arbeiten. Ich baue mir gerade meine Säulen zusammen:  Meine Frau im täglichen Austausch, Mein bester Freund (mind. 1x wöchentlich), Tägliches Lesen/Schreiben im Forum, SHG (erste Sitzung am 13.01.) und Therapie/Zweitgespräch (30.12.) und danach geplant Therapiegespräch und SHG im wöchentlichen Wechsel.

Ich hoffe ich habe euch nicht zu sehr vollgeschwallt. Jacky, medea, aT, Fred, Andre, vielen Dank! Ihr habt Euch viel Zeit genommen und mir so sehr geholfen. Ohne Euch wäre ich jetzt nicht an diesem Neustart in meinem Leben! Ich werde keine Eintagsfliege sein ;)


Servus wa, und frohe Weihnachten! (wenn wir uns nicht wiederlesen  ;) )

Du, weste eigentlich, das menerener dir schon VOR Weihnachten irgendwo irgendwas zocken sieht?

Harald, auch dir muss i Danke sage und nadirlich frohs Fescht! Aber hasch Pech ket! Mich krigsch nimme so schnell los. I beib dohannä und vor und a noch weihnachte spielfrei! ;

In tiefster Dankbarkeit

Tobi
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: amTiefpunkt am 22.12.2021 10:52:12
Moin Tobi,

du hast die richtigen Schlüsse gezogen und dich auf den Weg gemacht, die richtige Richtung eingeschlagen!
Mit der Beichte gegenüber deiner Liebsten hast du einen großen Schritt gemacht meiner Meinung nach, es müssen viele weitere (auch kleinere) folgen. Du hast verstanden, worum es geht, beim Umgang mit der Sucht, ein elematarer Schritt.
Interessanter Weise geben sich die Angehörigen zumeist eine Mitschuld an der vertrackten Situation, wobei sie die ganze Zeit über getäuscht und manipuliert wurden durch die geschickte spielweise des Süchtigen und das Vertrauen, welches sie über Jahre in den Partner investiert hatten. Nunja, es wird viel Aufklärungsarbeit nötig sein in nächster Zeit (grandios, dass du sie beim nächsten Mal mitnehmen möchtest), es werden auch Tiefs folgen, mit denen du umgehen werden musst, aber wenn du weiterhin Problme offen aussprichst und auch deine Gefühlslagen kommunizierst, wirst du den ganzen Weg in die Abstinenz gehen, davon bin ich überzeugt!
Grüße,
aT
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Jacky1 am 22.12.2021 21:20:16
Hallo Tobi,

Mein Frau kommt zu dem nächsten Termin mit und das freut mich sehr. Ich möchte, dass Sie mehr über meine Krankheit erfährt. Das alles was ich gemacht habe nicht aus böser Absicht oder Dummheit geschah, sondern weil ich krank bin! Zudem bekommt Sie heute Abend alle Zugänge zu meinen Konten und Karten und wird diese regelmäßig kontrollieren.

Ihr habt Recht, dass mein Suchthirn noch vorhanden ist. Aber darum geht es jetzt daran zu arbeiten. Ich baue mir gerade meine Säulen zusammen:  Meine Frau im täglichen Austausch, Mein bester Freund (mind. 1x wöchentlich), Tägliches Lesen/Schreiben im Forum, SHG (erste Sitzung am 13.01.) und Therapie/Zweitgespräch (30.12.) und danach geplant Therapiegespräch und SHG im wöchentlichen Wechsel.

Manch einer könnte sagen, dass alles reicht noch nicht, was nützt das alles wenn Du es nicht mit Dir selbst schaffst,
Du musst immer auf der Hut sein und eines Tages könnte alles wieder vergessen sein usw...
Und sicherlich es sind ja erst einige Tage.....

Du hast hier im Forum jede Kritik/Hilfestellung angenommen , auf jede geantwortet.
Unglaublich schnell so viel gleich umgesetzt, kaum bei etwas widersprochen oder rumgedrückt.
Ein so wichtiges Mitglied in unserer "Gemeinde" hier geworden, emphatisch und freundlich.
Hast Zuspruch und Hilfestellungen gesucht und gefragt. 
Da geht kaum mehr und es geht ja immer noch weiter und höher diese Treppe hinauf.
   
Unser lieber Autor "amTiefpunkt" schrieb von grandios und von seiner Überzeugung in Dich und Deinen Weg.
Nahtlos schließe ich mich daran an!

Was alles noch kommen mag steht nicht in Bewertung, selbst event. Rückschläge verlieren an Bedeutung.
Solange Du an Dich glaubst, niemals stehen bleibst und mit Deiner Familie in Eintracht lebst.
Und auch wir haben zu danken, Dich hier ein wenig begleiten zu dürfen.
In zwei Tagen ist Weihnachten, es soll das Schönste für Euch werden.

Liebe Grüße   
 


Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 23.12.2021 12:47:41

Du hast hier im Forum jede Kritik/Hilfestellung angenommen , auf jede geantwortet.
Unglaublich schnell so viel gleich umgesetzt, kaum bei etwas widersprochen oder rumgedrückt.
Ein so wichtiges Mitglied in unserer "Gemeinde" hier geworden, emphatisch und freundlich.
Hast Zuspruch und Hilfestellungen gesucht und gefragt.

Ich spüre eine andere Chance. Eine nie da gewesene Chance, mein Leben zurück zu bekommen. Erstmals nach 20 Jahren hab ich endlich Gehöhr gefunden.
Menschen die fühlen wie ich. Menschen die mich verstehen, nicht verurteilen, sondern unterstützen und an mich glauben ;) Das ist unbeschreiblich :)

... es werden auch Tiefs folgen, mit denen du umgehen werden musst...

Natürlich hatte ich eine starke Anfangseuphorie. Daran ist denke ich auch nichts Verwerfliches. Dennoch betrachte ich die meisten Dinge nach kurzester Zeit relativ realistisch. Auch wenn Ihr vielleicht jetzt schon mehr an mich glaubt, als ich selbst. :) Mein Glaube an mich wird zwar von Tag zu Tag stärker, doch vertraue ich mir noch nicht. Dafür hatte ich zu viele Rückfälle. Auch wenn diese "nur" innerhalb von Spielpausen waren.

Andere feierten hier im Forum jeden spielfreien Tag und sind einfach Ihren alten Hobbies nachgegangen und fühlten sich gut. Ich möchte das auch gar nicht schmälern ...wieder 24h geschafft...das ist super und ich bin auch froh über jeden weiteren spielfreien Tag. Wobei ich da auch meinen innerlichen Finger hebe und mich selbst sah.
Ich muss mich damit beschäftigen und auseinander setzen. Nur nicht spielen, heißt nicht, dass ich es geschafft habe. Ich muss Mittel und Wege finden dauerhaft spielfrei zu bleiben und irgendwann nicht mehr spielen zu wollen und müssen.

Mir ist bewusst, dass es bei mir innerhalb der nächsten Wochen "schlechte" Tage geben und mein Suchtdruck steigen wird. Es wird Stresssituationen innerhalb der Familie, Stress oder Langeweile am Arbeitsplatz geben und auch mal ein oder zwei Kolben zu viel. Ich hab ein breites Netz aufgespannt, indiesem ich versuche ständig zu kommunizieren, aber auch mit einer gewissen Gelassenheit um meinem Kopf wieder Zeit zu geben alles zu verarbeiten.

Ich will möchte für diese Situationen gewappnet sein. Ich hoffe, dass ich mir in den nächsten Wochen, gerade durch die Therapiegespräche und die SHG, Methoden zu entwicklen um diese Situationen zu bewältigen.

Jetzt packe ich es an und hole mir mein Leben zurück!

Falls wir uns nicht mehr lesen, wünsche ich Euch allen ein tolles und spielfreies Weihnachtsfest!

Tobi

Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 28.12.2021 19:08:09
Ich sitze gerade mit meinem besten Freund in der Kneipe und wir trinken ein Bier. Haben heute gar nicht drüber geredet, weil er gerade bisle Stress hat. Das haben wir gestern schon. Abgehackt für die Woche ;)

Es funkelt und blinkt hinter mir...
Freispiele...Auf jetzt muss er geben... Auf geht's Verlängerung...
 
Ich hab keine Freispiele...

...ich hab spielfrei ;)

Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Fred am 28.12.2021 20:15:57
Es funkelt und blinkt hinter mir...
Freispiele...Auf jetzt muss er geben... Auf geht's Verlängerung...

Blöde Frage .. warum tust du dir das an ?
Ich würde in der Anfangszeit solch Situationen auf Teufel komm raus vermeiden.
Unser Hirn reagiert da auf Licht/Sound und sonstige "Bekannte".

Und "abgehakt" für die Woche ... am Dienstag ? Oder verstehe ich was falsch ?

Dein letzter Satz ist der gruseligste:
"ich habe spielfrei"

Genau so ist es nämlich. Du spielst ein paar Tage nicht. Mit Abstinenz hat das nix zu tun.

Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: medea888 am 28.12.2021 22:47:05
Hallo Tobi,

Also sorry, das halte ich auch für ein riskantes spielchen was du da mit deinem Sucht Teufel versuchst. Es gibt genügend Kneipen in denen es keine Automaten gibt. Was willst du dir damit beweisen??? Das klingt wirklich nicht nach ernsthafterm Beschäftigen "abgehakt" ist hier gar nichts.
Pass auf dich auf!!!!  Aktuell bist du noch dein größtes Hinderniss.
Sei achtsamer.
LG Medea


Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 29.12.2021 01:41:33
Hallo zusammen,

erstmal bin ich sehr froh über Eure Nachrichten und jede Meinung. JEDE! DANKE! Ich versuch tiefer darauf einzugehen...

Dein letzter Satz ist der gruseligste:
"ich habe spielfrei"
Der war nicht so cool  ;D Ich dachte ist ein witziges Wortspiel - Freispiele - spielfrei. War nicht meine Sternstunde  :D

"abgehakt" ist hier gar nichts.

Und "abgehakt" für die Woche ... am Dienstag ? Oder verstehe ich was falsch ?

Ich hab des ein wenig, zu wenig ausgeführt. Entschuldigt bitte.
"Abgehackt", war damit das wöchentliche Gespräch mit meinem Freund, welches wir schon gestern geführt hatten. Dieses haben wir uns vorgenommen einmal die Woche zu führen, wobei es nur um meine Sucht und Krankheit geht. Das steht auf meiner Agenda und dadurch wir das gestern geführt hatten konnte ich das "abhacken" und einen Abend mich mit seinen Problemen beschäftigen und auch mal meinem Kopf ein wenig anderen Input geben.
Mein bester Freund hatte mich gebraucht, da es in der Ehe von Ihm ein wenig kriselt. "Du, kein Problem, ich bin für dich da!" Wie er auch für mich da ist und war. Klar, kein Frage... So sind wir in die Kneipe im Ort (die einzigste im Ort) und haben ein Bierchen getrunken und geredet. Ich habe da früher auch gezockt. Klar, ich hab ja überall gezockt. Und das ist der Grund für mich. Ich hab überall gezockt. Ich kenne fast keine Straße, keinen Ort, keine Spilo, kein Wettbüro, f*** keine Stadt, Herr Gott ich kenne fast keinen Menschen mit denen ich direkt oder indirekt gezockt habe.

Blöde Frage .. warum tust du dir das an ?
Ich würde in der Anfangszeit solch Situationen auf Teufel komm raus vermeiden.

...ein riskantes spielchen was du da mit deinem Sucht Teufel versuchst....
Was willst du dir damit beweisen???

Ich meine damit, ich möchte mir damit nichts beweisen. Einen Euro reinstecken um zu schauen ob ich "noch süchtig" bin. Darüber bin ich schon hinaus. Es ist auch nicht der Grund, der Drang (den momentan aktiven) Spielern zuzuschauen und zu denken: "Ha, du bist dumm! Du bist noch nicht so weit wie ich, bla bla bla" - Nein, das ist es nicht. Wenn das jedoch ein typisches Suchtverhalten ist, bitte klärt mich auf!!

Und bitte korrigiert mich, wenn ihr das sieht, was ich noch nicht sehe!

Ich laufe nicht nicht mehr weg. Doch ich kann nicht alle meine Freundschaften (ja, richtige Freundschaften, keine Spielokameraden) kündigen, mich vom aktiven Vereinssport zurückziehen, nur noch zum Italiener um die Ecke und nicht mehr in ne Kneipe oder Bar gehn, nie wieder Sport (Live oder im TV) verfolgen, nur weil damit mein Suchtverhalten konfrontiert werde. Im Tennisverein fängt einer an: "Hast du die Q von Djoko gesehen?" - Was soll ich tun? Soll ich mich daheim einsperren? - Es wird auch Situationen in meinem Leben geben, wo "Spielofreunde" mich ansprechen, auch welche wo ich monate nicht gesehen habe: "Steigst du ein? Jeder Zwanni." - Was soll ich tun? Soll ich mich daheim einsperren? Soll ich mit dunkler Sonnenbrille durch die Welt laufen, nur um keine blinkenden Lichter mehr zu sehn?
Auch wenn Ihr sagt, ich solle die Situationen vermeiden. Werden die Situationen wieder kommen. Ich werde damit konfrontiert werden. Das bringen zwanzig Jahre exzessiven Spielens leider mit sich. Ich habe eingesehen, ich bin krank. Ich möchte nicht mehr spielen. Und ich muss doch lernen mit diesen Situationen umzugehen?! - Sonst ist es doch wieder nur ein Weglaufen? - Ich möchte nicht mehr weglaufen!

Ich bin dankbar für jede Zeile, jeden Buchstaben von jedem von Euch!!

LG
Tobi







Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Fred am 29.12.2021 08:33:40
Moin Tobi,
du zockst doch voll weiter. Nicht am Automaten, aber mit deiner Zukunft.
Und weiß der Teufel womit noch alles.

Und bitte korrigiert mich, wenn ihr das sieht, was ich noch nicht sehe!

Ich laufe nicht nicht mehr weg. Doch ich kann nicht alle meine Freundschaften (ja, richtige Freundschaften, keine Spielokameraden) kündigen, mich vom aktiven Vereinssport zurückziehen, nur noch zum Italiener um die Ecke und nicht mehr in ne Kneipe oder Bar gehn, nie wieder Sport (Live oder im TV) verfolgen, nur weil damit mein Suchtverhalten konfrontiert werde. Im Tennisverein fängt einer an: "Hast du die Q von Djoko gesehen?" - Was soll ich tun? Soll ich mich daheim einsperren? - Es wird auch Situationen in meinem Leben geben, wo "Spielofreunde" mich ansprechen, auch welche wo ich monate nicht gesehen habe: "Steigst du ein? Jeder Zwanni." - Was soll ich tun? Soll ich mich daheim einsperren? Soll ich mit dunkler Sonnenbrille durch die Welt laufen, nur um keine blinkenden Lichter mehr zu sehn?
Auch wenn Ihr sagt, ich solle die Situationen vermeiden. Werden die Situationen wieder kommen. Ich werde damit konfrontiert werden. Das bringen zwanzig Jahre exzessiven Spielens leider mit sich. Ich habe eingesehen, ich bin krank. Ich möchte nicht mehr spielen. Und ich muss doch lernen mit diesen Situationen umzugehen?! - Sonst ist es doch wieder nur ein Weglaufen? - Ich möchte nicht mehr weglaufen!

Du gibst doch schon wieder 1000 Erklärungen warum du in deinem Leben absolut nichts ändern musst.
Ich gehe nicht einzeln auf diesen Schwachsinn ein, erzähle nur ein wenig was ich gemacht habe.

1) alle Personen gemieden, die noch aktive Spieler sind
2) alle Orte gemieden, wo Spielautomaten stehen. Wirklich ALLE. Selbst kein Essen beim Griechen abgeholt, weil dort ein Automat hing.
3) Freunden/Bekannten erklärt warum ich in eine bestimmte Location nicht gehen möchte, ja nicht gehen kann.
4) eigentlich alle Aktivitäten vermieden die mir als "riskant" erschienen, kein Ausgehen, keine Kneipe, kein "rumgammeln"

Nicht für immer, aber für die ersten Monate.
Diese Opfer sind noch verdammt klein im Verhältnis zu dem was du dafür bekommst.

Aber so meine ganz persönliche Meinung.
Im Moment spielst du nicht, weil dein "Verstand" dir sagt, dass es nicht gut ist.
Eigentlich möchtest du aber schon weiterzocken, nur kein Geld dabei verlieren.
Deine Bekundungen und "ah ich verstehe" hier, scheinen mir wie Lippenbekenntnisse.
Eine wirklich Abstinenzentscheidung sehe ich nicht einmal im Ansatz.
Es wäre schön, wenn ich Unrecht habe.
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Andre12 am 29.12.2021 09:56:04
Moin Tobi,

schön das Du hier immer schreibst, da gehört Mut zu. Es ist gerade Deine Welt, Deine Wahrnehmung, die  unserer Sucht geschuldet ist. Ich habe da natürlich einen anderen Blick drauf, der mich  innerlich aufschreien lässt, aber eben nur weil  ich seit ein paar Monaten spielfrei bin. Ich hoffe Du wirst Dir in 2 Jahren oder so Deine Beiträge durchlesen und denken was habe ich da bloß von mir gegeben...... Wenn dem dann so ist, hast Du alles richtig gemacht.

So und nun zu dem Rest.
Klar solltest Du langfristig wieder überall "frei" bewegen können. Kurzfristig ist das so eine Sache.... Ich denke Du warst stolz, das Du in der Kneipe warst, mit Automaten und so weiter und hast selbst nicht gespielt. Wolltest vielleicht nen Lob haben ....  Aber a) war er besetzt und b) war Dein bester Freund mit und c)  Dein Suchthirn gaukelt Dir Abstinenz/Sicherheit vor, macht Dir aber nicht klar, beim nächsten Mal bist Du vielleicht alleine da, der Automaten ist frei und dann ??
Dein Freund hat vielleicht ernsthafte Probleme und Du hast nur den Automaten im Kopf........
Ich weiss ebenfalls nicht ob es sinnig ist in der einzigen Kneipe im Dorf über Eheprobleme zu reden..... Ich komme auch vom Dorf. Hätte nen Vorschlag : Hängt das doch gleich ans schwarze Brett... ;)
Tobi eine zeitlang wirst Du bewußt durchs Leben gehen müssen, vorher Dir zu überlegen was Sinn macht und was nicht, in hinsicht Deiner Sucht. Es ist ein Prozeß und den gehst Du hoffentlich gerade... Stück für Stück.

Was macht Dein Geldmanagement ?
Wie läuft es in Deiner Partnerschaft ?
Führst Du noch andere Gespräche außer die mit Deinem Freund , was ja einmal die Woche schnell   "abgehakt" ist?
Shg ?
Suchtberatung ?
LIest Du hier im Forum ??
Schaust Du in welchen Situationen spielen warst. ?
Hast Du / Ihr private Ziele ? Arbeitest Du daran ?
Wie nutzt Du die neu gewonnene Zeit, in der Du eben nicht mehr spielst ?
Was machst Du bei Suchtdruck ? Wartest Du bis Dienstag ist? und Du mit Deinem Freund reden kannst ??? 

Brauchst nicht beantworten, sollen nur Denkanstöße sein. Handeln musst Du eh selber.

Habe weiter den Mut hier zu schreiben, je offener und ehrlicher Du über Dich und Deine Gedanken schreibst, ist der Gegenwind vielleicht groß, doch langfristig bringt Dich das schneller und eher weiter... hier sitzen 1000 Jahre Zocker-erfahrungen  vor den Bildschirmen, die es auch geschafft haben abstinent zu leben, nutze das.

Eins noch : Mich brauchst Du nicht überzeugen das Du spielfrei bist/wirst. Du machst es für Dich!

Lieben Gruß
André


Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 30.12.2021 18:01:35
Vielleicht rede ich Schwachsinn, vielleicht redet mein Suchthirn.
Vielleicht war es aber auch einfacher für den einen oder anderen von Euch, welcher "nur" Automatenspieler war. Mein Suchtmittel war (in den letzten Jahren) zu 90% entweder mein PC auf der Arbeit oder mein Handy und mit diesen werde ich täglich konfrontiert.
Für einige von Euch war es vielleicht leichter, einfach direkt nach Hause fahren und nirgends rumgammeln.
Die Automaten haben durch die angepasste Verordnung schon länger den Reiz für mich verloren.
Ich muss für mich Wege finden und Methoden entwickeln absitend zu werden, während die Suchtmittel für mich zur Verfügung stehen. Sonst müsste ich mein Beruf wechseln und das kann nicht die Lösung sein. Daher muss ich auch lernen, ein Bier in der Kneipe zu trinken ohne zocken zu wollen, auch wenn ich früher sehr viel gedrückt habe. Die größte, meine größere Gefahr, liegt an anderen Orten. Denn wenn daran die Definition von Abstinenz geknüpft ist, dann hab ich noch größere Probleme als jetzt schon.

Ich bin dennoch äußerst gespannt auf das heutige Gespräch, mit meiner Frau und der Suchtberatung, meine Spielanalyse und welche weitere Vorgehensweise mir da vorgeschlagen wird.

Tobi
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: JJ am 30.12.2021 18:12:14
Hey Tobi,

ich finde es gut, wie Du das alles für Dich analysierst. Und auch, dass Du Dich nicht gleich umwehen lässt von der Kritik hier im Forum. Letztendlich bringt einen jeder kritische Hinweis und die Auseinandersetzung damit ja ein Stückchen weiter!!

Für Dein Gespräch bei der Beratung mit Deiner Frau wünsche ich Dir alles Gute!! Es ist gut, dass Ihr das noch in diesem Jahr habt. Je mehr ihr Eure Gefühle noch sortiert vor dem Jahreswechsel, desto leichter ist es an Silvester gemeinsam ins neue Jahr zu starten.

Sei Du jeden Tag stolz auf die Tage, die Du schon in der Erfolgstabelle stehen hast. Du hast Dich doch bisher gut geschlagen. :-)

JJ
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Fred am 30.12.2021 18:33:42
Du solltest die Konfrontation mit dem Spielen jedoch nicht gleich am Anfang "gewinnen" wollen.
Das alte Sprichwort "Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um" bewahrheitet sich bei Suchtkranken leider ganz besonders oft.

Deine steten Begründungen etwas nicht zu ändern, beunruhigen mich ein wenig.
Begründet doch eine grundlegende Verhaltensänderung erst die Abstinenz.

Aber die ersten Schritt sind schon mal absolut gut und richtig.
Bleib dabei
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 03.01.2022 19:22:11
Hi zusammen,

das Zweitgespräch bei der Diakonie hat leider nicht stattgefunden. Ich bin innerlich sehr gestresst, angespannt und nervös mit meiner Frau dorthin gegangen.
An der Eingangstür sahen wir einen Zettel mit der Aufschrift: "Leider müssen wir die Sprechstunde für Glücksspiel unter Internet bei Herrn XXXXX heute kurzfristig absagen. Weiß gar nicht was ich dazu sagen soll. Sehr schade und enttäuschend.
Ich habe mir dann das positive herausgezogen, dass meine Frau mit mir den Weg dort hin gegangen ist und auch wieder gehen wird.
Zudem habe ich Sie ein Thema hier im Forum lesen lassen um sich noch mehr mit dieser Krankheit vertraut zu machen. War ganz gut für uns beide als Alternative zum ausgefallenen Gespräch.
Heute habe ich einen neuen Termin bekommen, der allerdings erst in 2 1/2 Wochen stattfindet.
Um die Zeit bis dahin intensiver an mir arbeiten zu können, werde ich mich morgen um eine weitere/andere SHG bemühen, da diese dort, aufgrund der Pandemie, momentan jetzt nicht mehr stattfindet.

Jetzt ruft mich gestern ein Freund an, ob ich abends zum Pokern komme. Ich sagte, ich überlege es mir und melde mich. Meine Frau hingegen meinte, klar mach doch Ihr schaut ja auch Football zusammen. Das tut dir bestimmt gut mal wieder rauszukommen. Sie weiß noch nicht richtig, wie Sie mit mir umgehen soll. Das erhoffe ich mir von dem gemeinsamen Therapiegespräch.

Diese Pokerrunden waren in meiner Vergangenheit nie ein weiterer Auslöser für einen Rückfall. Oder ein leichter Kick der mich wieder angefixt hatte. Denn es ging ja eh um Peanuts. Obwohl ich mit mir haderte, denn ich hatte eigentlich gar keine Lust. Ich hatte direkt nach dem Anruf nicht das Gefühl, wow nice klar voll Bock, sowie noch vor ein paar Wochen. Nein. Ich wollte eigentlich gar nicht. Ich wünschte er hätte mich nicht angerufen, so dass ich jetzt in dieser Lage bin. Dennoch sagte ich eine Stunde später zu...

...und eine weitere später wieder ab. Denn da war sie wieder diese Machtlosigkeit. Ich will eigentlich nicht, aber ich mache es trotzdem? - Nein Junge, das muss ein Ende haben. Das muss aufhören! Es war so schwierig und immer weder redete ich mir ein, du gehst ja nicht wegen dem Spiel, sondern der Geselligkeit dort hin. Dann ich es ja ok. F*** nein ist es nicht!

So habe ich mich an Eure vorherigen Posts erinnert. Ich muss was ändern. Ich darf nicht wöchentlich in diese Situationen kommen. Mit der einen komme ich vielleicht klar und ich denke sie macht mich stärker, mit der anderen vielleicht nicht. Schon gar nicht jetzt wo ich noch soweit am Anfang stehe. Ich bin noch zu tief drin und wenn ich mich weiter ständig auf diesem dünnen Eis bewege, breche ich irgendwann ein.

Vielen Dank für die Denkanstöße und klaren Worte. Auch mit Verzögerung sind wieder ein paar durchgekommen. Danke!

Und natürlich Euch allen einen tollen Start in das neue Jahr!

Tobi
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 12.01.2022 11:37:28
Wenn dein halbes Leben, wie in meinem Fall, aus Zocken bestand ist es natürlich das Hauptthema in meinem Leben. Deshalb bin ich hier. Es soll aber auch ein großes Thema in meinem Leben bleiben. Nicht das zocken, sondern die Abstinenz.

Natürlich sollte die Zeit, die Gesundheit und meine Familie eigentlich genug Grund sein damit aufzuhören, aber das reicht mir leider nicht. Ich denke aber auch, dass dies ein großes Merkmal eines pathologischen Spielers ist.

Gestern hatte ich ein großes Problem auf der Arbeit, welches ich nicht einfach lösen konnte. Ich wurde nervös und unruhig. Und es kam natürlich wieder der Gedanke ans Zocken. Nur ein wenig zum Entspannen. Und nach einem Monat, seitdem ich nicht mehr gezockt habe, kam ich genau wieder an den Punkt, an die Situation, wo es eigentlich wieder los ging. Daraufhin habe ich sofort eine SHG kontaktiert und mich übermorgen zu dem Termin angemeldet.

Ich habe auch seit 1 1/2 Wochen meinen Alkoholkonsum drastisch reduziert und fühle mich gut, als weitere Säule gegen meine Sucht. Da ich natürlich auch stark alkoholisiert viele Rückfälle hatte. Aber auch um mein Leben wieder in den Griff zu bekommen, denn es bringt herzlich wenig, wenn ich nicht mehr spiele, aber mich dafür gleichzeitig totsaufe. Es erfordert doch aber auch viel Kraft und Energie. Dadurch geriet meine Spielsucht in den letzten Tagen in den Hintergrund und schon kam des Teufele wieder raus. Das ist wirklich der blanke Wahnsinn, dass ich mich nicht mal eine Woche auf meine Fitness, auf den Alkoholverzicht, auf meine Gesundheit fokussieren kann, ohne dass mein Suchthirn das sofort erkennt und wieder rauskriecht.

Ich muss mich täglich damit auseinander setzen.

Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Taro am 12.01.2022 13:12:00
Moin Tobi,

als ich nach 6 Jahren nach meinem ersten SHG Besuch mit meinem Studium anfangen brauchte ich einen PC und einen Programierbaren Taschenrechner. Für beide Geräte gab es Spiele ohne Ende. Für mich als Spieler ziemlich viel auf einmal. Ich sprach viel in der SHG darüber. Hätte ich das nicht kurzfristig für mich in geordnete Bahnen lenken können, hätte ich mein Studium beendet. Thema war das durchaus für mich.

Ich war bereit, jeden Preis den das Spielen fordert zu zahlen. Ich wollte um jeden Preis nicht zurück zum Spielen. Ich war bereit dafür alles zu tun, was immer erforderlich ist.

Pokern ist für mich das Spiel der Spiele für einen Süchtigen. Das Du ernsthaft überlegst zu einem Pokerabend mit Freunden zu gehen, läßt mich an Deiner Ernsthaftigkeit zweifeln.

Taro
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 12.01.2022 15:49:22
Pokern ist für mich das Spiel der Spiele für einen Süchtigen. Das Du ernsthaft überlegst zu einem Pokerabend mit Freunden zu gehen, läßt mich an Deiner Ernsthaftigkeit zweifeln.

Für mich nicht. Beim Pokern unter Freunden ging es nie um den Kick oder das große Geld. Da hatte ich für mich andere Spiele und Quellen. Daher kam mir die Überlegung. Ich denke auch, dass ein reiner Automatenspieler nach so kurzer Zeit einen Moment überlegt, ob eine Teilnahme an einer 4aus49-Spielgemeinschaft teilnimmt oder ein Los bei der Weihnachtsfeiertombola der Jugend kauft.

Meine Ernsthaftigkeit hat mir für mich gezeigt, dass ich diese Einladung sofort hinterfragt habe, dass ich meiner Frau meine Gefühle mitgeteilt und meine Bedenken geäußert habe und schlussendlich nicht hingegangen bin und froh war mit meiner Entscheidung.

Danke, vielen Dank für deinen Kommentar, Taro. Aber was soll ich von mir Verlangen? Das ich nach einem Monat Spielfreiheit keine Gedanken mehr haben soll? Ich soll mich doch damit beschäftigen?! Dann muss ich doch meine Gedanken analysieren und hinterfragen?!
Meine ich es nur Ernst, wenn ich mir die Ohren zuhalte, Scheuklappen aufziehe und durchs Leben renne. Ich will doch mein Verhalten, Gründe und Situationen erkennen um diese dann bewusst zu vermeiden.
Nur weil ich kurz überlege, eine Runde Bierpong mitzuspielen, oder wer den Ball am kürzesten schlägt holt Bier. Ich muss doch erstmal herausfinden, was zu meiner Sucht gehört und/oder diese triggert, oder verstehen wir uns da falsch?

Tobi
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Fred am 12.01.2022 16:18:36
Für mich nicht. Beim Pokern unter Freunden ging es nie um den Kick oder das große Geld. Da hatte ich für mich andere Spiele und Quellen. Daher kam mir die Überlegung.
Bin hier auf der Arbeit echt fast aus meinem neuen Bürostuhl gefallen.

Du unterliegst hier einem RIESIGEN Irrtum.
Du bist nicht von einem Spieltyp abhängig, du bist generell spielsüchtig von allem was irgendwie Gewinne/Siege ( nicht nur Geld ) verspricht.

Jedes Spiel, selbst in weitestem Sinne gesehen, ist ein potenzielles Risiko für einen Spieler.
Und mit Geld hat unsere Krankheit sowieso nur sekundär zu tun.

Ich dreh das mal ein bisschen in ein Bespiel was du vielleicht besser "annehmen" kannst.

Ein Alkoholiker sagt: Eine Fläschchen Wein mit Kumpels geht ok, denn ich bin ja nur vom Bier alkoholabhängig.
Ich glaub ich muss das nicht weiter erläutern, oder ?
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Taro am 12.01.2022 16:28:06
Moin Tobi,

Meine Kommentare kommen oft sehr hart rüber, so war es nicht gemeint. Was für Spiele Dich triggern oder nicht, damit kannst Du Dich doch in ein paar Jahren beschäftigen. Bis dahin gilt, spiele um garnichts. Das alleine führt schon wieder zu anderen Erfahrungen. Nämlich immer dann, wenn es etwas zu verschenken gibt, oder Du Dir durch ein Spiel eine bessere Position verschaffen kannst und Du verzichtet. Ich habe davon schon ab und an berichtet.
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 17.01.2022 16:51:30
Letzen Freitag war ich bei einer SHG. Ich kann nicht viel drüber berichten, da ich eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben habe und an die möchte ich mich auch halten. Was mir die Gruppe bringt, denke ich wird sich erst nach ein paar Meetings zeigen und dann kann ich es auch besser einschätzen. Im Großen und Ganzen war es doch recht gut und ich freue mich auf das nächste Treffen. Ist wirklich was anderes beim Erzählen der eigenen Geschichte in verständnisvolle Gesichter zu blicken. Das Wichtigste ist denke ich momentan für mich einen festen wöchentlichen Termin zur Selbsthilfe / Suchtbekämpfung zu haben. Da ich gerade zusätzlich an meinem Alkoholproblem und an meiner Fitness arbeite und ich schnell Gefahr laufe, meine Krankheit kurzzeitig nach hinten zu schieben.

Tobi
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Andre12 am 17.01.2022 18:31:16
Moin Tobi,
schön das Du berichtest. Ja , die Shg ist doch eine gute Sache. Dort ist man unter Gleichgesinnten. Das Verständnis ist wie hier im Forum groß, doch live in einer Runde zu sitzen, ist nochmal was anderes. Nutze dies. Mache Dir Gedanken über Deine Themen, spreche sie da offen an. Oft gibt es bei einem selbst Themen die man nicht unbedingt mit seiner Sucht in Verbindung bringt. Viele Faktoren haben mich selbst ja süchtig werden lassen, bzw kamen zusammen, die ich dann nur in einer Form von Flucht aushalten konnte. Ich wollte schon letzte Woche bei Deinem Beitrag mal drauf hinweisen : Du schreibst von großen Alkoholkonsum, den Du jetzt drastisch verringert hast. Es waren 4 Wochen spielfrei und 2,5 haben Wochen "erhöhten" Alkoholkonsum...... Richtig erkannt hast Du , das es ja nix nützt , Dich tot zu saufen. Dennoch konntest Du Dein NIchtspielen ja anscheinend nur mit Alkohol kompensieren.Heute schreibst Du zusätzlich Alkoholproblem. Ich denke, nach meiner Meinung, das Du da nicht zwingend Unterschiede machen solltest. Behalte das beides mal als Sucht im Auge.... Verstehe mich bitte nicht falsch, ich will Dir nix unterstellen, aber aushalten ist betäubt einfacher und nächsten Tag kommt alles doppelt zurück.Viele Spieler, die ich kenne habe gerade in der Anfangszeit auf Alkohol verzichtet, um sich Ihre Gefühle, Emotionen bei vollem Verstand stellen zu können. Auch das Risiko einer Suchtverlagerung ist nicht zu unterschätzen. Wenn Du  Deine Spielsucht aufarbeitest und Du für Dich im klaren bist, wirst Du ja feststellen das alles irgendwie zusammenhängt. Ich gehe da jetzt nur näher drauf ein, weil Du eben oft von Alkohol schreibst. So wie Du schreibst musst Du Dich auf das nichtzocken konzentrieren, wenn Du dann stattdessen Alkohol trinkst, ist es "mogeln" :), dann hast Du Dich weder mit dem  Nichtzocken noch mit dem Nichttrinken beschäftigt.
Meine Meinung jedenfalls. Bleib am Ball, lieber Tobi 

André
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 18.01.2022 13:10:31
Hi Andre,

"Erhöhten" Alkoholkonsum habe ich schon seit Jahren. Dieser hat sich jetzt nicht zwingend mit meiner spielfreien Zeit erhöht oder verlagert. Die beiden gehen schon eine ganze Weile Hand in Hand. Dennoch habe ich natürlich auch nachgeschenkt, nach einem zwischenzeitlich kurzfristigen Gewinn, aber auch nach einem großen Verlust. Suchtverlagerung ist mir ein sehr großes Thema. Da muss ich sehr aufpassen. Das hast du absolut recht. Es gab auch schon Zeiten in denen ich weniger getrunken habe, dafür aber zu anderen Betäubungsmitteln griff um meine Leber zu schonen.  ::)
Es war immer die Flucht und das Betäuben. Wovor und weshalb hoffe ich bald herauszubekommen.

Auch gehe ich den Schritt vom Alkohol weg, da es auch da Situationen gab, wo ich wieder angefangen habe zu spielen. Klar, haste 10 Kolben im Gesicht, geht alles natürlich lockerer zu. Lockerer auch seine Vorhaben wieder über Bord zu werfen. Ich möchte bewusst sein. Den kommenden Suchdruck verstehen, analysieren und aufarbeiten. Ich kann mich auch nicht konzentrieren und mein Suchtverhalten analysieren, wenn ich nicht bewusst und klar in der Birne bin.

Daher geht es mir momentan auch relativ gut und ich fühl mich wacher, konzentrierter und gewappneter.
Fit im Körper und Geist 😉  Jetzt kann ich an mir arbeiten!
Andre, du triffst es auf den Punkt. Ich wünsche mir nicht nur ein spielfreies Leben.
Ich wünsche mir ein suchtfreies Leben!
Und daran arbeite ich. Vielen Dank für deine Worte. Einfach klasse! Ich bleib dran  ;)

LG Tobi!
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 21.02.2022 16:03:57
Hallo zusammen,

auch wenn ich fast täglich hier bin, melde ich mich doch dann auch mal wieder zu Wort.

Ich besuche momentan regelmäßig mein SHG, welche mir sehr viel Kraft, Halt und auch weitere Motivation und Input gibt.
Bin sehr glücklich damit und dankbar dafür.

Suchtdruck direkt verspüre ich jetzt nicht unbedingt. Es ist eher ein zunehmender Entspannungsdruck. Ich weiß nicht so ganz wie ich damit umgehen soll. Dennoch bin sehr dabei mein Leben momentan fern von Extremen zu halten. Auch wenn die Gruppe mir wahnsinnig gut tut und auch sehr hilft, weiß ich, dass für mich ein Therapie unabkömmlich ist.

Momentan habe ich jetzt nach dem vierten Beratungsgespräch endlich die Dokumentenvorlagen bekommen, welche ich dann beim fünften Beratungsgespräch (in 5 1/2 Wochen) ;( endlich einreichen kann. Daher wird die "Therapiefreigabe" vermutlich erst gegen Mitte/Ende April da sein. Sind halt auch mal gute 4 Monate nach "ich möchte und brauche eine Therapie", bis es dann wirklich losgeht.
Klar, kann ich nicht schreien und jeder rennt. Doch finde ich es schon eine sehr lange Zeit.

Momentan weiß ich nicht mehr, ob diese Therapieeinrichtung die Richtige für mich ist.
Der erste Termin war ok. Der eigentliche Zweite hat nicht stattgefunden, weil einfach mal niemand da war. Ich stand vor verschlossener Tür.
Der dritte Termin wurde doppelt vergeben, so dass wir 15 Minuten warten mussten. Bei diesem wurde ich dann auch noch verwechselt, ich sei doch der Herr XXXX.
Der vierte Termin wurde auch wieder doppelt vergeben, so dass wir 20 Minuten warten mussten.
Bei dem ich dann zwar die Vorlage für die Rentenversicherung bekam, jedoch die Therapietage und Zeiten muss ich telefonisch erfragen, da keine Flyer mehr im Haus waren. Dann bekomme ich einen Termin in sechs Wochen, nur um die Dokumente einzureichen.
Dazu kommt noch, dass die Zeiten die ich dann erfragt habe, doch relativ schwer händelbar sind, wenn ich nicht wieder ein Lügengerüst bei meinem Arbeitgeber aufbauen will.
Dies sehe ich genauso kontraproduktiv, wie wenn ich die ganze Woche Berge versetzen muss, um die Termine wahrnehmen zu können.
Ich bin so motiviert und des zieht mich doch immer wieder leicht runter, dass es so langsam vorwärts geht.
So bin ich jetzt dran eine Einrichtung zu finden, welche sich mit meiner Arbeitszeit besser vereinbaren lässt. Denn wenn ich 2-3 Termine die Woche habe und dies über 6 Monate muss ich auch sicherstellen können, diese regelmäßig wahrnehmen zu können.

So weit erstmal. Viele liebe Grüße

Tobi
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 15.03.2022 17:17:42
Nächste Woche werden endlich die Dokumente fertig gemacht und der Antrag auf meine ambulante Rehabilitation gestellt. Ich habe eine Einrichtung gefunden, deren Zeiten ich ohne sehr großen Stress besuchen kann. :) Wahnsinn wie lange sich das dann doch gezogen hat oder noch zieht.
Umso länger es sich jedoch gedauert hat, umso mehr habe ich mich mit mir beschäftigt. Auch wenn es manche gibt, für die es keine Relevanz hat, warum sie süchtig geworden sind, ist es für mich doch essentiell zu erfahren warum ich so bin wie ich bin. Auch da ich doch sehr zur Suchtverlagerung neige.
Ich habe so viel Schmerz, Einsamkeit, Enttäuschung und Wut in mir, welche ich immer wieder verdrängen und betäuben musste.

Ich muss mir dennoch weiterhin, aber achtsam, einige Pausen geben (Danke nochmal Andre ), denn das was da so langsam alles zum Vorschein kommt, ist schon verdammt heavy.

So bin ich in freudiger Erwartung, mit der Therapie, den nächsten großen Schritt in ein abstinentes und glückliches Leben zu gehen.
Alles Liebe an euch Alle!

Tobi
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Jacky1 am 15.03.2022 21:06:03
Hallo Tobi,

zu Beginn dieses Threads schrieb ich Dir: "Ich glaube an Dich".

- Am 12.12.2021 hast Du Dich hier registriert.

- Am 13.12.2021 bei 5 Beratungsstellen angerufen und einen Termin bei der Diakonie bekommen.

- Am 17.12.2021 erstes Gespräch dort und zum nächsten Termin in 2 Wochen Deine Frau mitbringen.

- Am 18.12.2021 hast Du Dir vorgenommen es Deiner Frau zu sagen/gestehen und sie zur Diakonie mitzunehmen.

- Am 21.12.2021 hast Du es Deiner Frau erzählt und sie sagte zu, mit Dir zum nächsten Temin zu gehen.

- Am 03.01.2022 sogar mitgeteilt Dass der Termin leider verschoben wurde , nächster Termin in 2 1/2 Wochen.

- Am 17.01.2022 berichtest Du von Deinem ersten SHG Besuch.

- Am 21.02.2022 mittlerweile regelmäßige Besuche bei der SHG und schon Dein viertes Beratungsgespräch und nicht das Erste mal... mit Deiner Frau
   zusammen.
 
Heute!
Nächste Woche werden endlich die Dokumente fertig gemacht und der Antrag auf meine ambulante Rehabilitation gestellt.

Ganz abgesehen Deiner wunderbaren Aufarbeitung hier im Forum, dass ist schon alles der Hammer.
Einer von 50, glaube es mir...es waren schon einige da.
Herzlich Willkommen in diesem Club.
Und auch einmal bemerkt: Mit solcher Sym-/Empathie und eine Akzeptanz hier an den Tag gelegt, erarbeitet und Dich selbst gespiegelt.
Dazu immer unmittelbar auch gehandelt und mit Freude davon geschrieben, im Forum, Chat und sogar per PN....
Das ist schon bewundernswert wie zielstrebig es immer weiter ging und noch weiter geht.
Eine unglaubliche Stütze für dieses Forum, den Mitgliedern und allen Lesern.

Das alles kannst Du gerne beibehalten...und daran glaube ich eh.

Liebe Grüße   
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Andre12 am 16.03.2022 06:12:20
Moin  Tobi,

ich finde klasse wie Du alles umsetzt, ohne eine Anfangseuphorie an den Tag zu legen, sondern eher aufs "tun" konzentriert bist, Du nimmst unsere Erfahrungen an und schaust in wieweit Du sie nutzen kannst, schiebst sie nicht von Dir, sondern  durchdenkst es. Sehr gut machst Du das.
Du erkennst wie wichtig es ist : alle Sucht - Präventionen durchzuführen, aber auch auf Dich selbst zu schauen: Wie tickst Du und warum tickst Du so. Dieses Verständnis Deiner eignen Person entgegen zu bringen, führt gleichzeitig zur Akzeptanz Deiner selbst und eben auch Deiner Krankheit. Für mich selbst war diese Erkenntnis eben genau davon loslassen zu können. Ohne Druck, ohne Kampf, einfach so.
Entscheidend ist, wenn Du aus dem "Vakuum der stationären Therapie" kommst, gewappnet für den Alltag zu sein, mit seinen ganzen Facetten. Immer beide Aspekte Tag für  Tag im Auge zu behalten, nicht wartend auf den  Termin einer Shg oder Psychologen, sondern von innen heraus  es in Deinen Alltag zu binden.
Gerade in der Anfangszeit ist das wichtig, denn Du hast Dich vielleicht als solches verändert, aber Dein Umfeld / Dein Leben erstmal nicht. Schütze Dein neues Leben, bereite Dich darauf vor. Du wirst merken was ich meine, wenn es zum ersten  Streit, Ärger Arbeit, Unzufriedenheit oder what ever kommt. Du bleibst bei Dir und hälst es bei klarem Verstand aus, das ist das Ziel.  Heute hast Du 95 spielfreie Tage und mit jedem weiteren Tag wird alles einfacher.

Mach weiter so.

Lieben Gruß     
André
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Andre12 am 21.03.2022 09:55:18
Moin Tobi …

wie geil ist das denn … heute hast Du 100 Tage Spielfrei. Es ist nur ne Zahl , doch steht sie stellvertretend für einiges mehr !!

Mal Hand aufs Herz, hattest ernsthaft dran geglaubt , als Du Dich hier angemeldet hattest ?  Faszinierend was geht , wenn man aktiv mitmacht ,sich seiner selbst stellt und
sich drauf einlässt.

Also weiter so, gehe Deinen Weg .

Lieben Gruß
André
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 24.03.2022 13:05:55
Hey Leute,

vielen Dank für die lieben und herzlichen Worte. Ihr habt mir schon die eine Träne zusätzlich ins Auge gedrückt. Vielen Dank von ganzem Herzen!
Es war eben zusätzliche Tränen. Die letzten drei Wochen waren sehr schwer für mich. Durch die langen Wartezeiten zwischen den einzelnen Therapieberatungen und die daraus resultierende Ungewissheit, hatte ich sehr viel Zeit mich mit mir zu beschäftigen. Vielleicht zu viel. Ich denke ich habe die Büchse der Pandora geöffnet.

Drei Wochen habe ich nur daran gearbeitet das alles erstmal teilweise zu ordnen und neu zu verpacken. In kleinere Häppchen. Daher konnte ich mich auch noch nicht wirklich über meine Fortschritte freuen. Verarbeitet habe ich da noch gar nichts. Musste ich aber auch noch nicht. Das wird gestückelt in der nächsten Zeit aufgearbeitet.

Gestern habe ich mit der neuen Einrichtung, welche mir sehr kompetent scheint, die Anträge auf die ambulante Therapie fertig gestellt. Damit ist auch endlich die Ungewissheit verflogen, welche mich doch sehr beschäftigt hatte. Dies lässt mich richtig durchatmen, frisch sortieren und mit voller Kraft neu zu fokussieren.

Ja, ich habe mein Umfeld nicht besonders verändert, das stimmt. Ein wenig vielleicht. Ich habe auch meine Finanzverwaltung nicht abgegeben. Es hat bisher funktioniert, dass soll aber auch nicht heißen, dass man das so machen sollte. Ich würde auch jedem eher davon abraten.

Ihr habt mir so viele wertvolle Tipps und Anregungen gegeben. Ich habe jetzt drei Monate gebaucht um meinen eigentlichen Weg zu finden. Auch wenn ich erst noch am Anfang stehe, kann ich jedem da draußen nur jedem empfehlen diesen Schritt zu machen. Leute war fast tot. Ein seelisches und körperliche Wrack. Es war bis hierher schon ein verdammt harter Weg. Vielleicht der härteste meines Lebens und jetzt habe ich die Sicherheit, dass ich ein besseres Leben haben werde.  :)

Voller Freude und Hoffnung beginnt nun meine Therapie. Doch das Forum, Euch zu finden, war der bisher größte Kick meines Lebens ;) Dieses Forum wird Teil meines Wegs bleiben. Eine weitere meiner vielen Säulen.
Die Kraft und Energie, welche ich früher zum Erhalt meines Lügengerüstes verwendet habe, dieses Engagement werde ich verdoppeln und in mich investieren.

In tiefster Dankbarkeit und mit einer weiteren Träne.

Tobi

Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Andre12 am 24.03.2022 14:34:12
Ach Tobi,
Ich bekam fast ein Kloß im Hals beim Lesen Deines Beitrages , wie gesagt fast  :), kann ich das doch gut nachvollziehen was in Dir vorgeht.
Sehe Deine Tränen nicht als Bedauern , sondern als Befreiung Deiner Last, als Akzeptanz Deiner Krankheit, als Demut für den Weg den Du eingeschlagen hast, mit allen Konsequenzen Deines Handeln, für den weiteren Weg. Es war und wird nicht einfach , doch Du hast ein Ziel vor Augen und ahnst wie schön es wird. Du empfindest vielleicht noch heute nicht so, doch Du wirst verstehen wovon ich spreche .

Vielen Dank fürs teilen Deiner Gedanken und Deinen Empfindungen, das macht ein Forum aus.  Du darfst auch stolz auf Dich sein , das ist erlaubt. Ich bin es auf Dich!!

Lieben Gruß
André
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Jacky1 am 24.03.2022 22:22:57
Hallo Tobi,

heute ist es für mich viel leichter, ich empfinde keinen Druck mehr im Vergleich zu früher.
Zu spüren dass ich nicht mehr spielen möchte/ brauche ist eine enorme Entlastung und so unendlich vieles geht nun wesentlich leichter von der Hand.
Was früher in katastrophalen Zuständen und in Selbstaufgabe endete.
Viele Dinge über die ich mich freue, nun abstinent zu sein ...darüber freue ich mich schon sehr und zwar jeden Moment meines Lebens.

Deine Finanzverwaltung abzugeben wäre ja eigentlich nur für eine gewisse Zeit gedacht.
Um eben Dich und auch Deine Familie zu schützen, dass diese Gelder nicht verspielt werden.
Wenn es ja nun funktioniert bei Dir ist es ok, ansonsten wäre es halt doch nötig gewesen.
Du trägst damit auch eine Verantwortung, wenn Du Dir sicher bist sie zu tragen.
Du schreibst, jedem anderen davon abzuraten  :)..machst es aber ja selbst.
Es muss kein Stolperstein sein, obwohl er ja da läge.
Es darf keiner sein!
Achte da etwas genauer drauf....weil Du auch selbst denkst am Anfang zu stehen.

Grüß Dich
 
 
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Andre12 am 01.07.2022 14:53:11
Moin Tobi,

Ich lese ja gar nix mehr von Dir  :)
Wie läuft Deine ambulante Therapie? Oder musst Du noch auf einen Platz warten ?

Ein schönes Wochenende

Lieben Gruß

André
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 09.08.2022 15:46:55
Ich lese ja gar nix mehr von Dir  :)
Wie läuft Deine ambulante Therapie? Oder musst Du noch auf einen Platz warten ?

Hi Andre, hi zusammen,

die ambulante Therapie ist immer noch nicht genehmigt. ;( Durch meine Suchtverlagerung in Richtung Alkohol, brauchen die noch den Wert, dann den, dann muss ich wieder zu dem Arzt, danach wieder zu dem. Ist echt nervig, dass sich das alles so lange zieht.

Aber mittlerweile gehts mir seit zwei Wochen wieder besser. Hatte einen Monat gut Depri. Fuß verletzt, Handgelenk verletzt, Therapie geht nicht voran, wieder mehr Alkohol und daraus resultierend einfach schlechte Laune, eine hohe Reizbarkeit und Dauergenervtheit. Aber ich hab mich wieder gefangen. Bin noch trocken, gehe regelmäßig zu SHG und kann wieder langsam mit dem Sport anfangen, was auch mittlerweile eine Art Ventil für mich geworden ist.

Ich hoffe natürlich, dass es bald losgeht. Ich wünsche mir dadurch meine Gedanken besser lenken und auch mal pausieren zu können, um noch mehr vom Leben zu bekommen ;)

Liebe Grüße

Tobi
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Andre12 am 09.08.2022 19:00:43
Moin Tobi,

ich freue mich wieder was von Dir zu hören. Große Klasse das Du so offen bist.Das mit dem Alkohol hattest Du ja erwähnt.Es ist echt ärgerlich, das es sich solange hinzieht, aber auch verständlich  wenn die Werte nicht passen. Drücke Dir mal die Daumen das es jetzt kurzfristig klappt.

Ich hab da bestimmt schon drauf hingewiesen, aber ich sage es noch mal, da ich selbst ewig  gebraucht habe es zu verstehen. Die Therapien helfen, wenn man sich darauf einlässt und wenn man sich selbst reflektiert. Ist oft auch schon eine Einstellungssache. Ich hatte immer im Kopf, ich gehe dahin und dann machen die das schon. Das war schon ein falscher Gedanke, denn danach ist es in meinem Kopf noch genauso wie vorher. Ich weiß noch genau, den ersten Besuch bei der Beratungsstelle oder Aufnahme zur stationären Therapie, ich Lackschuh, Jeans , vernünftiges Hemd, also das was ich den ganzen Tag eh darstellte und erzählte von meinen Problemen, zu zeigen wie es innerlich aussah, konnte ich gar nicht.So wie ich mich anzog, gab ich mich auch noch außen. Gefühle oder Emotionen zeigen war überhaupt nicht drin. Ich versuchte meine Weltbild zu spiegeln. Hätte ich mal zeigen können wie ich mich fühle oder wenigstens mal im Beisein irgendeines Menschen auf dieser Welt weinen können, hätte ich das mal gekonnt, ich hätte vielleicht eher zu mir gefunden.Ich möchte Dir nur sagen, vieles kommt von innen heraus, die Schwierigkeit ist selbst dahin zu kommen.
Eine Situation möchte ich Dir noch schildern. Am letzten Tag bevor ich die stationäre Therapie verließ habe ich in der Gruppe ein Thema aufgemacht  ( Ich hatte mit dem Bezugstherapeuten besprochen, dass ich es hab und bereit bin nach 4 Wochen zu gehen, er meinte ja Sie sind der Patient, wenn Sie meinen)
Gaben alle 8 Teilnehmer Ihre Meinung dazu. Die Therapeutin fragte mich immer: wie fühlen Sie sich ?  Genervt, unruhig.  Der eine meint, er mag gar nix sagen zu mir, er hat schiss das ich gleich ausflippe, aufgrund meiner Körpersprache, vielleicht auch meiner Arroganz hinter der ich immer alles versteckte. Ich fragte ob er spinnt. Das ging 1,5 Std. so. Ich war fix und fertig und sie fragte immer wie ich mich fühle. und was dahinter steckt.
Ich kam da aber überhaupt nicht ran. Bis ich alles ausgeblendet habe und sagte " ich habe angst das ich noch nicht soweit bin"  Unfassbar, diese Lektion oder dieses Aha - Erlebnis.Ich konnte es trotzdem erst 2,5 Jahre später richtig begreifen.Es half, aber nicht greifbar für mich, bin immer wieder geflüchtet.
Ich habe alles von vornherein unterdrückt, nicht zugelassen, warum und wieso, wusste ich gar nicht , Hauptsache keiner sieht mich,versteckt hinter ner heilen Welt-Fassade, unfähig eigne Gefühle zu haben, geschweige zu erkennen oder auch noch zu zeigen. Mich selbst nicht zu verstehen und nie wissen warum, lieber Emotionen von anderen als meine genommen, dann enttäuscht wenn Ihre Reaktionen anders waren als ich wohl wollte, ließ mich immer wieder flüchten.

Es ist alles ein Prozess, wenn Du Deinen Weg weiter gehst, fällt der Druck, der Zwang ab. Heute entscheide ich bewusst alles. Heute weiß ich als süchtiger Spieler, dass ich nicht mehr spielen darf und es stellt kein Problem mehr für mich dar, dass es so ist. Ich darf ein abstinenter Spieler sein.

Bleib dran, Du schaffst das Tobi.

Lieben Gruß
André
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Falschspieler am 10.08.2022 02:22:34
Hi Andre, hi zusammen,

die ambulante Therapie ist immer noch nicht genehmigt. ;( Durch meine Suchtverlagerung in Richtung Alkohol, brauchen die noch den Wert, dann den, dann muss ich wieder zu dem Arzt, danach wieder zu dem. Ist echt nervig, dass sich das alles so lange zieht.

Aber mittlerweile gehts mir seit zwei Wochen wieder besser. Hatte einen Monat gut Depri. Fuß verletzt, Handgelenk verletzt, Therapie geht nicht voran, wieder mehr Alkohol und daraus resultierend einfach schlechte Laune, eine hohe Reizbarkeit und Dauergenervtheit. Aber ich hab mich wieder gefangen. Bin noch trocken, gehe regelmäßig zu SHG und kann wieder langsam mit dem Sport anfangen, was auch mittlerweile eine Art Ventil für mich geworden ist.

Ich hoffe natürlich, dass es bald losgeht. Ich wünsche mir dadurch meine Gedanken besser lenken und auch mal pausieren zu können, um noch mehr vom Leben zu bekommen ;)

Liebe Grüße

Tobi

Laß dir lieber was vom Arzt verschreiben bei Depressiven Phasen. Dann  trinkt man auch weniger. 

Lg
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Tobi am 11.10.2022 14:35:29
Hey Zusammen,

neun Monate, neun Monate hat es gedauert und es lag nicht an mir. Diesmal nicht. Aber gestern konnte ich dann endlich nach genehmigter Rehabilitation die Gruppe der ambulanten Therapie besuchen.

Wie geht es mir? - Mir geht es richtig gut. Ich bin immer noch abstinent. Verspüre absolut keinen Spieldruck. Auch mein Alkoholkonsumverhalten hat sich richtig gebessert. Natürlich nehme ich noch den einen oder anderen Drink zu mir und genieße auch die entspannte Wirkung eines Glases zum Feierabend. Das ist aber auch ok für mich. Ich nutze den Alkohol hingegen nicht mehr um mich zu betäuben, mich zu benebeln oder vor der Realität zu fliehen. Denn die Realität sieht super aus 😉

Ich erwarte jetzt von dieser Therapie auch nicht geheilt zu werden. Ich weiß, dass ich die Krankheit nicht heilen kann, aber das muss ich auch nicht. Ich erhoffe mir mehr über die Gründe zu erfahren warum ich so suchanfällig bin. Momentan nutze ich meine Energie für meine Gesundheit, Sport, Training und Ernährung. Doch auch da zeichnet sich teilweise schon pathologisches Verhalten ab. Und das ist ein sehr spannender und interessanter Punkt für mich.
Sonst gibt es eigentlich nicht viel. Ich genieße das Leben, gerade auch mit meiner Frau und meiner Tochter. Uns geht es richtig gut 😊

Viele Grüße

Tobi
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Jacky1 am 11.10.2022 19:57:49
Hallo Tobi,

ich habe es Dir ja schon einmal geschrieben, wie intensiv Du auf Ziele hinarbeitest.
Ausführlich berichtest wie sich alles ineinanderfügt und Du auch dann schreibst " endlich die Gruppe besuchen zu können ......"   
Dieser Elan ist in jedem Beitrag spürbar...in jedem, der ganze Thread ist eh positiv unglaublich !
Sicherlich kommen einmal schwierigere Situationen oder irgendetwas verlagert sich usw....
Man könnte auch auf einiges hinweisen, auch da wirst Du wachsen.
Alkohol zu trinken um auf die gleichen Symptome zu kommen wie beim Spielen wäre fatal....Du weißt das.   
Und Du gehst nicht nur diesen Weg...Du durchlebst ihn auch!

Es ist nicht ungewöhnlich aber durchaus selten.
Dies macht es zu etwas besonderem, diesen ganzen Weg in ein Leben ohne Sucht.
Großen Respekt von ganzem Herzen für Dich und Deine ganze Familie.

Grüß Dich   

 
 
Titel: Re: Die ewige Suche nach dem Kick
Beitrag von: Andre12 am 12.10.2022 23:34:43
Moin,

schön von Dir zu hören. Du klingst befreit, aber auch demütig oder respektvoll ggü. unserer  Sucht.
Vielen Dank für Dein Feedback und dem Mitteilen Deiner aktuellen Gedanken/Situation.

Super, weiter so.

Lieben Gruß

André