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Autor Thema: Autopilot

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Marcello

Autopilot
#15: 11.11.2021 21:14:35
Moin liebe JJ, ich freue mich über Deinen Gruß und Deine herzlichen Worte. Auch heute bin ich direkt nach Hause gelaufen. Ein Brot habe ich unterwegs gekauft. Schwester K. kenne ich schon länger und als sie bei unserem letzten Treffen sich verabschieden wollte, habe ich sie gefragt, ob sie noch Zeitt hat. Dann habe ich Ihr meine Geschichte erzählt. Danach war es leichter. Wir kennen und  von der Arbeit. Hier im Forum bekomme ich auch viel Last abgenommen. Du liest meine Geschichte und machst Dir Gedanken um mich, irgendwie hilft das schon.
Heute Abend mach ich mal kurz. Ich möchte mich noch mit meiner Frau treffen. Am Wochenende möchte ich auf deine Fra
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Marcello

Autopilot
#16: 11.11.2021 21:28:03
Liebe JJ, ja, auch heute bin ich gleich nach Hause. Ein Brot habe ich gekauft. Jetzt möchte ich nicht auf deine Fragen eingehen. Am Wochenende freue ich mich dir zu antworten. Schwester K. kenne ich schon länger. Manchmal treffen wir uns auf de Arbeit. Bei unserer gestrigen Verabschiedung hatte ich sie gefragt, ob sie noch Zeit hat und ob ich ihr etwas erzählen kann. Danach fühlte es sich leichter an Auch das Forum hilft. Keine Ahnung weshalb, aber es wirkt.
Danke für Deine Zuwendung.
Marcello
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Marcello

Re: Autopilot
#17: 13.11.2021 20:35:21
Moin,
gestern hattte ich eine heftige Attacke. Die Arbeitswoche war vorbei. Knülle und doch irgendwie froh allen Versuchen widerstanden zu haben. Als der Feierabend schon in Sicht war, kam es über mich. Die innere Stimme meldete sich so in etwa: "Fahr doch mal, warst eine Woche nicht, hast die Woche kein Geld ausgegeben, dann hast du eben einen Rückfall, fängst morgen wieder an, ist ja schon besser geworden, entspannst bissl ... " Abgehalten hat mich letztlich eine Verabredung mit meiner Tochter. Sie besuchte eine Feundin und ich wollte sie nach 19 Uhr abholen. Habe ich gemacht, war pünklich  und wir sind Heim und haben Abendbrot gegessen und noch ein Märchen angeschaut. War überhaupt  nicht spektakulär und mein Gemüt beruhigte sich wieder.
Wie schon gesagt, habe ich immer beim Datteln geraucht wie ein Schlot. Die letzte Woche habe ich zwar auch relativ viel geraucht und gut und reichlich gegessen, aber ich habe mein Päckchen Tabak aufgeraucht ohne es halbvoll in die Straßenbahn zu legen. Wieder was geschafft!
Heute möchte ich mir über zwei Themen Gedanken machen. Zunächst die Frage nach der Therapie. Allgemein habe ich den Eindruck, dass hier im Forum der Tenor lautet: Therapie oder es ist kein Wegkommen, von der Spielsucht. Nun wollte ich fragen, was passiert bei einer Therapie. Ich vermutete bereits, dass es um Verhaltensänderung und (Psycho)Analyse geht. Aber was heißt das konkret? Kann mir bitte jemand dazu paar Stichworte nennen? Wie kann ich mir eine Therapie vorstellen?
Das andere Thema, das mich schon länger beschäftigt und beim Querlesen im Forum deutlich wird, ist, dass den Menschen und Angehörigen die Spielsucht unerträglich wird, wenn ihr ganzes Geld futsch ist und sie im schlimmsten Fall vor dem Ruin stehen. Vieleicht kommt es mir nur so vor, doch genau diesen Eindruck habe ich. Beim Zocken war ich manchmal fast enttäuscht, wenn nach ein paar Umdrehungen ein Gewinn angezeigt war. Dann dachte ich so, jetzt solltest du das Geld nehmen und abhauen. Doch ich wollte noch bleiben, die Bilder sehen, die Erregung und auch diese Erschöpfung spüren nach dieser Zocksession. Also Haupfsache die Walzen drehen sich weiter. Dass da echtes Geld eingesetzt wird, war egal. Weshalb ich  mit Zocken aufhöre, ist nicht das Geld. Meine Verfassung nimmt Schaden, es zieht mich runter wie ein Stein um den Hals, die viele Zeit, die doch nur endlich zur Verfügung steht, von der LIebe abgehalten zu werden und mich zusammengefasst von Gott entferne, das sind für mich die eigentlichen Gründe. Weshalb möchtet ihr aufhören?
Herzlich Marcello
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Re: Autopilot
#18: 14.11.2021 00:46:02
Hallo,

Marcello, Marcello.....da verbirgt sich hinter einem zu Anfangs etwas "schüchternen" Autoren, doch noch ein geschliffener Diamant.
 

Weshalb ich  mit Zocken aufhöre, ist nicht das Geld. Meine Verfassung nimmt Schaden, es zieht mich runter wie ein Stein um den Hals, die viele Zeit, die doch nur endlich zur Verfügung steht, von der LIebe abgehalten zu werden und mich zusammengefasst von Gott entferne, das sind für mich die eigentlichen Gründe. Weshalb möchtet ihr aufhören?

Meist berichte ich immer dass ich für Menschen die ich liebe alles tue nicht mehr zu spielen.
Ich setze sie vor mir , weil eben meine Liebe zu mir selbst...naja, zumindest wesentlich schwächer scheint.
Aber so einfach ist es nicht, weil zu meinem ganzen Umfeld ich ja dazu gehöre.
Es bildet alles eine Symbiose!

Ich spiele nicht mehr weil ich frei sein möchte von Dingen die mich zwingen uns allen zu schaden.
Es war sehr egoistisch wie ich mein halbes Leben damit verbrachte, weil ich eben heute weiß...
Dieses zu erkennen macht mich ein Stück weit frei, von meiner Spielsucht.
Und zwar jeden Tag meines kommenden Lebens.
Andere Worte die sich aber absolut hinter Deinen einreihen und es hat mich sehr gefreut das Zitat von Dir zu lesen!

Grüß Dich 


 
 
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Re: Autopilot
#19: 14.11.2021 11:29:21
Moin,
was passiert bei einer Therapie?,fragtest Du.
Es gibt ja verschiedene Arten von Therapien . Für mich ist alles was mir geholfen hat , vom Spiel loszulassen Therapie, also auch hier im Forum zu lesen , mitzuteilen. Und ja ich denke  der „allgemeine Tenor“ hier ist , einfach nicht spielen und nicht an sich arbeiten ist oft nicht genug. Ich würde also den Begriff  Therapie nicht  festlegen auf stationär, ambulant , SHG besuchen , Verhaltenstherapie oder what ever , sondern auf alles was mich selbst reflektieren lässt. Bei mir stellte sich dann langsam ein Umdenkungsprozess ein . Als nasser Spieler habe ich viele Dinge anders bewertet als heute .. z.B. 3 Euro für ne Cola von der Tanke, war für mich eine Katastrophe, innerlich hat mein Kopf wohl gedacht.. das könnten die 3 Euro für die nächste Serie sein . Also hier die Bewertung des Geldes. Die neue freie Zeit zu nutzen , die Menschen um mich herum kennenzulernen., mich selbst zuzulassen , usw , usw . Praktisch alles in meinen Leben neu einzustufen  zu können , bewirken die einzelnen Therapien . Ohne das wäre ich ja immer am kämpfen , mich zwingen  müssen nicht zu spielen , langfristig für mich ein unmögliche Aufgabe , die ich  ohne was zu tun , nicht bewältigt hätte .
Deine 2. Frage warum ich aufhören wollte ist damit auch beantwortet, weil ich so nicht mehr leben wollte , nicht wegen dem Geld , sondern weil ich mein vernebeltes, von  der Sucht bestimmendes  Leben nicht mehr leben wollte und seelisch, physisch, psychisch nicht mehr konnte und ich bereit war , oben genannte Punkte zu  lernen , zu leben .

Gruß André
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Wer etwas will, der findet Wege. Wer etwas nicht will, der findet Gründe….
 
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Marcello

Re: Autopilot
#20: 14.11.2021 21:54:59
.Moin, danke für eure Zeilen. Ich möchte mich dem Anderen/ der Anderen zuwenden, ganz ohne Falsch, ohne Trug und mit meiner aufrechten Persönlichkeit. Da hat Zocken kein Platz. Ja, das sind treffende Worte, die du gefunden hast, André. Diese vernebelt sein, jedes 2 € Stück wird zum Coin, wann kann ich endlich wieder an meinen Automaten oder wie komme ich an Kohle, dass es sich wieder dreht. Wenn diese Gedanken einmal verschwunden sind, dann kann ich zu mir sagen: "Marcello, Kurve nochmal gekriegt." Ansonsten bleibt mein Leben ein Lavieren. Es hört sich gut an, es einfach wieder zu verlernen. Oder besser noch, das was allgemein als gut anerkannt ist, wieder zu erlernen. Jetzt heißt es erst einmal für mich Land gewinnen. (Oh, "gewinnen" - welch gefährliches Wort.) Mir kommt gerade ein Liedtext von Degenhardt in den Sinn: " ... da ist nichts Großartiges, das soll es auch nicht sein, denn wo was großartig ist. ist meist was anderes klein." Vor ein paar Jahren habe ich mal zum Koch im damaligen Betrieb gesagt: "Ich habe heute 14 Tage nicht geraucht." Da erwiederte er: "Ich rauche seit 20 Jahre nicht mehr." Stimmt, dachte ich, hätte ich dir nicht erzählen brauchen, weil es ist dir egal und  nichts Großes dabei.
Heute habe ich 8 Tage nicht gezockt. Wir waren heute im November spazieren.  Feucht, kalt und den Kragen hoch. Voll der Blues. Trotzdem hatte ich ein wohliges Gefühl. Heute kann ich mich noch darüber freuen aber ist es nicht normal, nicht zu Zocken? So zu sagen,  nicht der Rede wert? Geauso wie es normal ist, zu lieben, mit dem Anvertrauten sorglich umzugehen und dem Nächsten beizustehn.
Bleibt behütet.
Marcello
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Re: Autopilot
#21: 14.11.2021 22:18:22
Also mir persönlich gefällt ja die Geschichte vom feucht-kalten November-Spaziergang mit hochgestelltem Kragen deutlich besser als die, in der Du neben den Automaten gekotzt hast, Marcello. Aber nach welchen Kriterie Du Dein Leben bewertest, kannst Du eh nur selbst definieren.  :)
Sehr schön, Dein Zitat von Degenhardt. Muß mir mal den ganzen Liedtext suchen. Letztendlich gibst Du Dir damit ja selbst die Antwort auf den letzten Abschnitt deines Beitrags.
Ich glaube, wir freuen uns alle, wenn wir weiter an Deiner Geschichte teilhaben dürfen!!!

Viele Grüße
JJ
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Marcello

Re: Autopilot
#22: 21.11.2021 08:15:48
Moin, danke für eure Grüße. Danke für die Möglichkeit, dass ich mich hier im Forum mit meiner Zockerei auseinandersetzen kann. Ja, eure Kommentare wirken und es ist eine Therapie, ganz ohne Rezept.

Eiserner Wille, heißt eine App, die ich mir schon vor längerer Zeit runtergeladen habe. Heute Morgen zeigt sie mir, dass ich 12 Tage und fast 15 Stunden nicht mehr am Automaten war. In diesem Zusammenhang beschäftigt mich die Frage, inwieweit hilft so eine App. Also, einerseits freue ich mich über die Zeit ohne. Das ist erstmal nicht schlecht. So lange habe ich es noch nie geschafft. Damals als die Buden zu waren, ging es auch, nur als es wieder los ging, war ich glaube der erste, der wieder drin war. Andererseits erinnert mich die App auch immer wieder und 12 Tage sind wirklich noch nicht lange. Vorallem im Angesicht der Ewigkeit nur ein Wimpernschlag. Soll ich die Zeit zählen oder die Scheiße so schnell wie möglich vergessen und so tun als wäre nie was gewesen?

Am letzten Freitag nach meiner Arbeitswoche schoss es mir wie eine Kugel in den Kopf, jetzt wäre doch eine gute Gelegenheit wieder mal zu datteln. Sofort setzten die Überlegungen ein, wie ich die freundliche Mitarbeiterin davon überzeuge, dass meine Spielsperre nur eine Richtlinie ist und eher als Perspektive gesehen werden sollte. Allzu schwer würde ich es nicht haben, zumal ich freiwillig darum gebeten hatte. Jedenfalls ich bin nicht rein und stattdessen zum Fleischer und habe mir eine große runde Knackwurst gekauft, so schön mit Kümmel. Damit bin ich auch schon bei meiner nächsten Frage. Wie ist das mit der Suchtverlagerung? Also früher habe ich mal geki**ft wie eine Rabe. Dann hat es keinen Spaß mehr gemacht und ich habe aufgehört. Dann nach einer längeren abstinenten Zeit begann das mit der Zockerei. Nun frage ich mich, was schleicht sich als Nächstes ein?

Ich weine recht viel. Seit dem wir auf dem Land leben und an den Straßenrändern die Obstbäume ihre Früchte auf die Erde werfen, versuche ich soviel wie möglich davon einzusammeln.  Früher habe ich Apfelsaft gepresst und so vor fünf Jahren  habe ich angefangen Wein daraus zu machen. Spannend, nur habe ich  derzeit 120 l in Fässern und auch wenn ich alle einlade, soviel können wir alle zusammen nicht saufen. In den letzten Jahren habe ich den Wein in Flaschen gefüllt und verschenkt. Doch irgendwann geht das mir dem Verschenken auch nicht mehr. Da zieht Mißtrauen ein. Komischer Weise interssiert mich Alk nicht besonders und wir trinken wenig. Unser Keller ist rappelvoll. Vor Alk habe ich außerdem großen Respekt. Vater und Großvater haben sich damit um die Ecke gebracht.

Herzliche Grüße!
Marcello
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Re: Autopilot
#23: 22.11.2021 08:11:23
Guten morgen Marcello,

erstmal freue ich mich total, dass du hier weiter schreibst und man schon jetzt Bewegung in Dir lesen kann.
Zu deinen 12 Tagen Glückwunsch, es sind gewonnene 12 TAGE!!
 ich habe mich  vor fast 2 Jahren hier im Forum recht schnell damals auf die Erfolgstabelle von Fred setzen lassen, weil es mir tatsächlich am Anfang auch wichtig war zu sehen wie did Tage mehr werden... dennoch habe ich gerade in den ersten Wochen jeden Tag auch einzeln gesehen, also die 24h, das fiel mir leichter als darüber nachzudenken wie viele Tage noch kommen werden in denen es mir schwer fiel nicht zu spielen. 24 Stunden fielen mir irgendwann leicht, und heute sind es 700 Tage und dennoch freue ich mich immer noch auf 24 h.
Deine App "Eiserner Wille" ist mir etwas aufgestoßen. Es geht bei der Suchttherapie nicht so sehr darum dagegen anzukämpfen, sondern die Sucht auch anzunehmen, sich selbst als Suchtmenschen zu aktzeptieren, ohne sich zu verurteilen ( weil es ist eine Krankheit!!).
Ich habe mich auch damit beschäftigt, was könnte als nächstes kommen? ich bin in allem ein extrem Mensch und kann mich gut in Dingen verlieren, daher weiß ich ich wäre vermutlich auch ein super Alki oder Drogenmensch. Die Spielsucht ( und in meinem Fall noch die Arbeitssucht) passten nur einfach herrlich zusammen und ich konnte Sie eben gut in meinem Leben verstecken...
Heute weiß ich und lerne es immer noch, dass nicht die Gefahr ist eine neue Sucht zu finden, die Gefahr ist dass ich mich selbst wieder verstecken will und mir daher eine " neue" Sucht suche.
Marcello, du bist ja schon auf dem richtigen Weg mit Therapie im Januar und du teilst Dich mit. Schaue was Du noch für DICH tun kannst. Finde Dinge, die Dir vor der Sucht ohne Nebel was bedeutet habe und schaue da hin. Du wirst Dinge wieder entdecken, die Dich dann auch ganz automatisch von den Suchtgedanken abbringen. Zumindest ging es mir so. ( Sport, Lesen, Serien schauen und viel mit Freunden machen, waren meine Dinge)
Ich freue mich auf Deine weiteren Berichte und wünsche Dir gute 24h
LG Medea
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Aristoteles
 

Re: Autopilot
#24: 22.11.2021 08:53:06
Eiserner Wille, heißt eine App

Solange du dich dadurch mit deiner Sucht beschäftigst, finde ich alles ok.

Hier mal ein Link auf "meine "App  8)
https://www.spielsucht-soforthilfe.de/index.php?topic=141.msg1084#msg1084
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Re: Autopilot
#25: 22.11.2021 14:53:19
Hey Marcello,

Du müßtest uns nur noch kurz Deine Adresse durchgeben. Wir kommen gerne zur Verkostung vorbei und helfen Dir, das 120 L Fass leer zu kriegen. 
;D ;D ;D

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Marcello

Re: Autopilot
#26: 22.11.2021 22:23:07
Moin, bisher blitzt jeden Tag noch der Gedanke auf, jetzt spielen zu gehen. Es gelingt mir gut diesen Impuls gleich wieder zu verscheuchen. Das ist nicht mal mit Kraft oder besonderer Anstrengung verbunden. Ich kann auch nicht erkennen, was der Trigger ist. Kurz da und auch genauso schnell wieder weg. Gott sei Dank.

Medea, gut konnte ich mich in deine Zeilen reinversetzen. Ich denke von mir, dass ich ein suchtgefährdeter Mensch bin. Von vielen konnte ich , nachdem ich mir das eingestehen musste, gleich die Finger lassen. Ich könnte, mache es aber nicht, weil ich Angst habe die Kontrolle zu verlieren. Beim Spielen ist es mir nicht gelungen. Dabei scheint Datteln anders zu funktionieren. Wenn ich angenommen saufe, kann ich, wenn ich hart trainiere mir vielleicht zwei Flaschen Schnaps reinschütten, dann ist Schluss. Mehr geht nicht auf einmal. Zocken geht immer weiter. Mehr als einmal bin ich vor den Scheißkisten eingepennt. Wieder aufgewacht, gind es gleich weiter. Ich hatte rauschartige Zustände vor den Abzockkisten. Meist wenn der letzte Heller weg war, bin ich ins Auto gestiegen und nach Hause gefahren. Der Schädel brummte, völlig verkatert und meine Gedanken waren eben nicht auf der Straße. War eigentlich auch wie besoffen sein. Nur Autofahren ging noch.

Manchmal habe ich gedacht, die Zockerei ist eigentlich des Übels kleinstes. Also gut ich habe unzählbare Ressourcen meiner Familie abgezogen. Ja, das ist nicht  wieder gut zu machen und eben nur zu stoppen. Doch ich hatte richtig Schiss, was noch Blöderes zu machen, als Spielen. Also Zocken ist Kotzscheiß. Aber ich hatte glaube richtig Angst vor mir selber, was sonst kommen könnte. Spielen ist noch nicht das Schlimmste. Aber wahrscheinlich ist Sucht immer das Gleiche Übel.

Jetzt, wenn ich darüber nachdenke, überlege ich so, dass neben den gesundheitlichen Schäden mit Sucht Beziehungen kaputt gehen. Das ist glaube das Schlimmst und alle Süchte führen an diesen Punkt, Sie zerstören das schöne Leben.

(Überarbeitet 23.11.21)


Jetzt aber erst mal gute Nacht:
Marcello
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« Letzte Änderung: 23.11.2021 22:35:42 von Marcello »
 
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Re: Autopilot
#27: 26.11.2021 09:07:04
Guten morgen Marcello,

ja am Anfang denkt man noch oft ans  spielen, ich habe mir damals einen kleine Zettel gemacht mit all den schlimmen Gefühlen die ich NACH dem spielen hatte und den letzten großen Verlusten und den hatte ich in meinem Geldbeutel, wenn ich wirklich mal kurz davor war zu spielen, dann hätte ich den rausgeholt.
Im Nachhinein habe ich ihn nie gebraucht, aber das er da war hat mir schon geholfen ;)
Hoffe du hast gute 24 Stunden.
Und zum Thema wie schlimm ist die Spielsucht, ich denke Sie ist sehr schlimm, denn Sie raubt uns Lebenszeit, Mut und Liebe zu uns selbst.
Gruß Medea
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Marcello

Re: Autopilot
#28: 01.12.2021 16:59:42
Heho Rabauken,
ich grüße Euch von Herzen und freue mich über 3 Wochen ohne Datteln, die nun hinter mir liegen. Danke, dass ihr mich zurückgehalten habt. Danke für Euren Zuspruch. Ich kann nicht mal sagen, dass ich besonders gekämpft habe. Irgendwie hat sich der Schalter umgelegt und dieser Zwang ist aus dem Kopf. Ich kann es nicht anders erklären, als dass ihr es gewessen seid. Der Trick ist cool, ich schreibe paar Sätze in dieses Forum, lese bissel  und schon ist es vorbei. Wirkt!
Einige Ratschläge von Euch waren richtig gut. So z.B. ein Hobby suchen. Ein Projekt, das ich seit Jahren angehen wollte, ist meinen alten Cruiser neu aufzubauen. Letzte Woche zog ich ihn endlich aus der Garage, habe ihn mit in die Wohnung genommen und angefangen auseinander zu bauen. Fahrrad in der Wohnung schrauben ist prima. Es ist warm, es gibt Kaffee und auch mal einen Kuss von meiner lieben Frau. Nun ist der Rahmen schon in er Lackiererei. Meine Gedanken sind davon so angefüllt, ich bin so angefixt, dass ich nicht mal mehr im Forum gelesen und geschrieben habe. Für das Geld, was ich sonst in die Höllenautomaten gesteckt habe, habe ich mir neue Teile bestellt und den Rahmen in die Lackiererei gebracht. Es fühlt sich gut an.
Darüber hadere ich, ob ich im Januar noch in die Terapie muss. Wie denkt ihr darüber? Sollte ich trotzdem noch in die Terapie gehen? Ich fühle mich geheilt.
Gruß, euer Marcello
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Re: Autopilot
#29: 01.12.2021 17:34:19
Hallo Marcello

du wirst sicher von einigen hier eine Breitseitenantwort erhalten ;)
Meine Meingung dazu ist auch ziemlich klar. Wenn man spielsüchtig ist, gibt es kein Heilung. Es gibt nur einen Weg zu lernen damit zu leben. Ich habe selbst vor 12 Jahren den Fehler gemacht, meine Sucht zu schnell ad akta zu legen und es hat mich nach 10 Jahren dann schlimmer als zuvor erwischt. Denn ich war nicht an den Quellen meiner Sucht und das war fatal.
Von daher, ja mach die Therapie, nicht wegen der Sucht, wegen Dir, es gibt Gründe warum wir spielen und die zu erkennen, bringt einen nicht nur auf einen dauerhaft spielfreien Weg, sondern eröffnet einem auch einen besseren Blick auf da eigene Ich.
Und Du kannst dabei wirklich nur gewinnen.
Dennoch toll, dass es Dir so gut geht, freue mich sehr für Dich, aber jetzt nicht nachlassen !!!

LG Medea
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