Guten Tag,
vorab möchte ich sagen der Text wird wohl ein bisschen länger . Die Spielsucht wurde halt durch die Lebensgeschichte ausgelöst.
Ich bin aktuell 26 Jahre Jung, männlich und bin seit dem 10.05.2017 mit dem spielen durch.
Ich habe in meiner Kindheit sehr viel Gewalt erfahren, wurde geschlagen...habe erlebt wie meine Mutter geschlagen wurde. Auch Brandnarben an der Hand wurden mir willentlich von meinem Vater zugefügt. Er rief mich als ich etwa 3 Jahre alt war zu sich. Ich ging zu ihm, er nahm meine Hand und brannte mit einem Feuerzeug 3 Narben rein. Er drückte beim Baden ständig meinen Kopf unter Wasser bis ich keine Luft mehr bekam, zog mich hoch und drückte mich anschließend wieder unter Wasser. Das alles und folgendes geschah immer wieder und vor allem aus reiner Willkür. Er zwang mich in Windeln und sperrte mich ins Gitterbett. Oft wenn er meine Mutter schlug und durch die Wohnung jagte, lagen wir noch im Bett....Klamotten die dabei umher und Teils auf mich rauf flogen ließ ich auf mir liegen. Aus Angst wenn er mich hören/sehen/wahrnehmen würde, er seine Wut auf mich fokussieren würde.
Eines Tages schaffte meine Mutter es sich zu trennen. Sie hatte einen neuen Partner, gut 10 Jahre lang. Er war zunächst sehr freundlich. Aber mit der Zeit musste ich feststellen, dass er in der Erziehung in jedem Falle auch zur Gewalt neigte. Dieses Traf überwiegend meinen jüngeren Bruder. Oft wurde ihm der Hintern versohlt, geohrfeigt. An eine Situation erinnere ich mich ebenfalls sehr. Der Freund meiner Mutter ging in das Zimmer meines Bruders, ging ihn rech aggressiv Verbal an. Man hörte nur noch einen Aufschrei und einen Knall. Meine Mutter fragte was los sei, woraufhin der Partner sagte: es ist nichts, er habe sich nur den Kopf gestoßen. Dabei sah ich durch den Türspalt wie er meinen Bruder hoch nahm und gegen die Heizung warf.
Ohnehin waren wir Kinder viel mehr Arbeitssklaven, so mein Eindruck. Wir sollten 4 Touren Zeitung austragen, alles im Namen der Familie damit wir ja zu essen hätten. Es war nie Geld vorhanden, weder für Kleidung noch für normales Essen. Immer wenn wir gegessen hatten, sagte er wir würden nur aus Langeweile essen. Wir mussten das Haus putzen, die Gartenarbeit machen. Einkaufen war ebenfalls auf uns übertragen worden. Immer mit der Aussage, wir sollen ja lernen damit wir später Wissen wie all das ginge. Wenn der Freund meiner Mutter aufstand, so gegen 12 Uhr nachdem er wieder die ganze Nacht Playstation gespielt hatte rief er meist nach kurzer Zeit nach uns. Warum wären wir denn nicht einkaufen gewesen oder hätten mal geputzt. Auch wenn wir aus der Schule kamen standen wir meist Stundenlang vor der Tür bis er endlich vom klingeln aufwachte. Meist wurden wir dann noch angemeckert und bestraft dafür das wir Ihn geweckt hätten. Alles in allem ein Vollblut Assi der Typ. Immer wenn ich zuhause war schaute ich so schnell es nur ging entweder ins Zimmer zu verschwinden, mich unauffällig zu verhalten, damit er nichts zu meckern hatte. Oder ich fand einen Weg zu begründen warum ich nochmal raus wolle.
In dem Alter von 12-14 Jahren war ich häufiger bei meinen Großeltern, weil es dort eig. immer schöner war. Die hatten Zeit, Sie hatten gut Geld, ich durfte essen so viel ich wollte und nur konnte. Bis eines Tages anfing, dass mein Großvater nach einem Mittagsschlaf in mein Zimmer kam. Er legte sich zu mir, fing an zu kuscheln....mich anzufassen und auszuziehen. Auch küsste er mich. Er versicherte mir immer wieder dass sei völlig normal. Es sei aber was zwischen uns, wenn ich es sagen würde wäre es Vertrauens missbrauch. In der folgenden Zeit kam es immer häufiger dazu. Auch wenn er meiner Oma sagte wir gingen spazieren, ließ er die Wohnungstür und Haustür in´s Schloss fallen und ging mit mir in den Keller. Legte dort Matten aus, woraufhin ich mich ausziehen sollte um mit Ihm zu kuscheln. Auch die Frage ob ich Ihn berühren wolle kam dann immer öfter. Als ich das Kuscheln ablehnte, fing er an mit: "Ja, du brauchst doch sicher ein Notebook für deine Weiterführende Schule". Oder wir wahren Geschenke für mein Geburtstag kaufen, als eines über sein Limit ging welches er setzte ...sagte er nur: " Wenn du mir ein gefallen tust, tue ich Dir auch einen". Er begründete all das auch mit der fehlenden Vaterfigur, dessen Aufgaben er nun übernehmen müsse. Dazu gehöre eben auch Sexuelle Aufklärung usw. Ich war verwirrt, da meine Sozialkontakte nicht so gegeben wahren. Ich wusste nicht wirklich was normal oder nicht normal ist. Fortan musste ich jeden Abend im Bett heulen. Ich ertrug das alles nicht, wusste nicht wem ich mich anvertrauen sollte. Bis schlussendlich eine beichte von mir und meinen Geschwistern zu meiner Mutter kam. Diese erstattete Anzeige. Im Gerichtsverfahren jedoch wurde alles runtergespielt. Er sei ja ein Ehrbarer Bürger, wir hätten das Missverstanden. Er war Oberstleutnant und Diplomat bei der Bundeswehr gewesen. Eine Zeitlang hatte er auch als Dänischer Botschafter gearbeitet. Ergebnis: Er musste 2.000? an eine Stiftung zahlen.
Das ist ein Auszug von alle dem. Ich habe versucht nur punktuell zu beschreiben.
Dann begann ich mit 17 Jahren meine Ausbildung zum Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk. Ich machte das einfach um ausziehen zu können.Ich zog dann auch in eine eigene Wohnung. Schnell merkte ich, es ist nicht meins. Ich zog es aber durch. Bedauerlicherweise bekam ich danach einen Unbefristeten Arbeitsvertrag. Ich nahm an weil ich ja nichts anderes hatte. Doch nach kurzer Zeit entwickelte ich Panikattacken, immer mehr depressive Phasen. Die Vergangenheit holte mich immer wieder ein. Ich fühlte mich Sozial isoliert. Ich hatte zwar Schulfreunde aber das ging in die Brüche, bzw diese verabschiedeten sich von mir als die Gesundheitlichen folgen der Vergangenheit mich einholten. Ich zog mich zurück, konnte nur noch in meiner Wohnung sein. War immer öfter und länger krank geschrieben gewesen. Ich versuche es mit einer Psychosomatischen Reha...die mir nicht dauerhaft half. Die Probleme wahren nach wie vor vorhanden. Ich machte in Folge noch mehr Rehas über die Rentenkasse, welche auch ohne Erfolg blieben. Ich begann Therapien welche ich wieder abbrach weil ich das Gefühl hatte es half mir nicht.
Im weiteren Verlauf entwickelte ich zunächst einen übertrieben Alkoholgenuss welcher mir helfen sollte all das erlebte zu verdrängen. Ich trank zum Schluss jeden Tag eine Flasche Korn nach der Arbeit. Nebenher hatte ich schon längst begonnen über Konsum in Form von Einkauf in Versandhäusern Probleme auszublenden. Als ich merkte, dass der Alkohol mir nicht half, konnte ich recht schnell aufhören. Aber einige Zeit später begann ich dann zu kiffen, 3 Joints am Tag..keine Seltenheit. Auf dem Wege zur Arbeit, in der Pause...zum Feierabend. Das ging dann auch mehrere Monate so, bis ich sah was ich tat und sah dass es mir nichts brachte und konnte damit auch sofort aufhören. Ich ließ mich dann wieder weiter krank schreiben. Irgendwann kündigte die Firma mir, weil ich Berufsunfähig krank geschrieben wurde.
Als das war fing ich auch an zu spielen. Es steigerte sich immer mehr, das erste mal als ich verzockte war 2013...ich verzockte 2.000? in einer Nacht online. Dias bezahlte ich mit einer Kreditkarte. Ich sah aber nicht dass ich süchtig war. Es war viel mehr wieder eine Flucht vor den negativen Erlebnissen. Es lenkte mich ab. Die Fälle wo ich viel verzockte häuften sich dann gegen 2014. Ich hatte alles in allem mit den Versandhaus Bestellungen ca 20.000? Schulden. Glücklicherweise hatte ich eine Berufsunfähigkeitsversicherung die wurde verurteilt mir 22.000? Euro zu zahlen. Ich beglich alle Schulden. Es wäre perfekt gewesen. Zudem bekam ich die Zusage für eine Umschulung in meinen Traumberuf, Fachinformatiker. Diese wurde nach kurzer Zeit beendet von der Rentenkasse mit der Begründung: Gesundheitlich nicht belastbar genug.
Im folgenden ging ich immer öfters zocken. Ich verspielte höhere Beträge. Bis ich am Anfang diesen Monats in einen richtige rausch kam. Ich zockte quasi Drei Tage lang am Stück. Ich zog dafür 24 Lastschriften von Einkäufen zurück die mein Bruder über mein Konto tätigte. Insgesamt 1.000?. Ich kam die drei Tage nicht mehr aus dem rausch raus. Ich aß nicht ich trank nur Softdrinks und rauchte ohne Ende. Getrieben von der Sucht und irgendwann getrieben von dem Gedanken ich müsse ja gewinnen und ich würde das alles wieder rausholen. Über die Taten ansich habe ich 0 nachgedacht in dem Moment. Mein Gehirn war ausgeschaltet, komplett...wie ferngesteuert....es war einfach nur krank. Ich bereue das zutiefst. Muss aber auch sagen, dass war der Auslöser der mich Wach gerüttelt hat. Ich war seither nicht mehr spielen und will all das begleichen. Dafür muss ich noch warten bis die Inkasso schreiben kommen wurde mir gesagt.
Zurzeit habe ich 8.000? Schulden, beziehe Hartz 4 bis mein Erwerbsminderungsrenten Antrag durch ist. Ich versuche schon jetzt Pläne aufzustellen wie ich nebenher etwas an Schulden abtragen kann. Ab dem 01.07. geht es los mit dem Abtragen. Ein paar Vereinbahrungen habe ich geschlossen. Einige stehen noch aus.
Mir ist erst jetzt klar geworden was für tolle neue Freunde ich seit dem letzten Jahr gefunden hatte. Wundervolle Menschen und ich baue so eine Scheiße. Ich schäme mich so sehr und behalte das für mich. Ich hatte bereits ein Beratungsgespräch zur Spielsucht und gehe wohl ab nächster Woche mal zur Selbshilfegruppe. Auch wenn ich eh nicht mehr spielen werde ist das begleitend glaube ich sehr hilfreich. Meiner Therapeutin habe ich alles gebeichtet.
Ich habe alles sehr extrem gekürzt, sonst wäre all das noch viel größer geworden an Text.
Es geht mir dadurch glaube ich besser, mal alles zu erzählen. Einfach weil es mega Umfangreich ist. Vorallem aber tut es mir gut endlich mal Schonungslos ehrlich sein zu könne. Wie oft ich mich schon selbst diesbezüglich belogen habe. Abartig. Ich verachte mich dafür sehr.