Spielsucht Soforthilfe Forum (SSF)

Allgemeines => Allgemeine Diskussion => Thema gestartet von: Karo am 04.01.2017 22:45:09

Titel: Flucht vor sich selber
Beitrag von: Karo am 04.01.2017 22:45:09
Hallo

vor einiger Zeit schon, hatte ich mir mal herausgearbeitet..bzw zusammengefasst welche Arten der Flucht vor sich selber...außer dem Spielen, es noch gibt....

Das möchte ich nun mal hierlassen und mit euch teilen.

Die meisten Menschen sind auf der Flucht vor ihrem ICH. Sie sehr aktiv, nur um sich nicht mit sich selber zu beschäftigen.
Mit dem vor mir selber und vor meinen unaushaltbaren Emotionen oder innerlichen Konflivkten zu flüchten oder wenigstens aus dem Weg zu gehen...bin ich also nicht alleine...wie ich erfahren durfte.

Es hat , wie alles, immer Gründe...

Die einzelnen Fluchtarten werden wie folgt beschrieben:

1. Flucht in die Agression. Es wird (versucht) einem anderen das zu zufügen, worunter ich selber leide oder gelitten habe.

2. Flucht in die Arbeit. Die Arbeit lenkt vom eigenlichen ICH ab. Ich bin beschäftigt und fühle mich als nützliches Mitgleid der Gesellschaft. Durch Erfolge kann ich das nach außen dokumentierte Ego stärken.

3. Flucht in die Sexualität. Die Sexualität steht im Vordergrund und nicht die Liebe. Sexuelle Lust wird konsumiert, wie jeder andere oberflächliche Genuß. Eine verbindliche Beziehung und Nähe wird vermieden. Es geht nur darum, sich ein gutes Gefühl der Befriedigung zu verschaffen und sein *leeres* Ich damit zu füllen.

4. Flucht in den Egoismus. Der konurrierende Ellenbogen-Egoismus strebt nach Stärkung des nach außen gerichteten Egos. Es geht dabei um Macht und Status - nicht um Stärkung der Selbsterkenntnis und Individualität.

5. Flucht in den Utopismus. - Das wahre Glück wird in der Zukunft gesucht. Wenn sich die gesellschaftlichen Verhältnisse gewandelt haben oder , wenn ich den sozialen Aufstieg geschaft habe. - Auf diese Weise, lenke ich ab, vom eigenlichen Problem. Nämlich die Gegenwart- aktuelle Situation-aktuelle Gefühle angemessen aufzuarbeiten /mit umgehen zu lernen.

6. Flucht in den Progressionismus.- Es werden große Ziele angestrebt. Das Glück wird auch hier auf die Zukunft verlegt und gesucht.
Es werden Pläne geschmiedet, Hoffnungen erzeugt und Luftschlösser gebaut...aber es wird sich nicht mit dem Jetzt auseinandergesetzt. Oder eine Zufriedenheit im jetzt gesucht und gefunden.

7. Flucht in den Hedonismus. Es wird nach Genuß gesucht, um Leid und Trauer zu überspielen. Im Vordergrund stehen Essen, Trinken, Geselligkeit, Spass, Amüsement und Urlaub. Nach dem Motto : Solange ich genieße, kann es mir nicht schlecht gehen.

                 
                                                             Fluchtmechanismen, die sich nach Innen wenden

8. Flucht in die Anpassung. Durch Anpassung versuche ich Annerkennung zu gewinnen und möchte vermeiden als "Außenseiter" aufzufallen.

9. Flucht in die Gefühlspanzerung. - Gefühle werden als Sentimentalität abgewertet. Ich versuche meine Verletzbarkeit zu vermeiden, indem ich mich gegenüber meiner Gefühlswelt abkapsel.

10. Flucht in das Rollenspiel. Ich strebe danach eine Rolle zu spielen, um dadurch einen "sicheren Platz" in der Gemeinschaft zu finden.

11. Flucht in die Charkatermaske. Ich halte mich an Grundsätze und lege mehr Wert auf einen sogenannten "guten Charakter", als auf individuelle Persönlichkeits-entflatung.

12. Flucht in die Beschuldigung. - Die Menschen werden ständig na den verscheidensten Wertmaßstäben bewertet und benotet. Indem ich andere kritisiere...oder den Splitter im anderen Auge sehe...das Haar in der Suppe....werte ich mein eigenes Ego auf.

13. Flucht in die Nekroptile. - Ich orientiere mich an Institutionen, Gesetzen, Eigentum, Tradition und Besitz. Die Dinge beherrschen den Menschen; das Haben behrrscht das Sein, das Tote behrrscht das Lebendige.

14. Flucht in die Enge vor der Offenheit. - Offenheit, Freiheit und Unbestimmtheit werden vermieden und ich ziehe mich (aus Sicherheitsgründen) in die Enge und Starrheit zurück. Die Sicherheit eines Käfigs wird aus Angst vor der Unsicherheit der schöpferischen Lebendigkeit vorgezogen.


das war Teil 1 ..es geht weiter.....
Titel: Re: Flucht vor sich selber
Beitrag von: Karo am 04.01.2017 23:17:17
Neben den Fluchtwegen ergänzen sich Abwehrmechnaismen. Die dazu dienen den Kontakt mit der Wirklichkeit abzuwehren.

Identifizierung,    Vermeidung,
Verdrängung,       Rationalisierung,
Projektion,          Betäubung,
Symtombildung,   Abschirmung,
Verschiebung,      Ohnmachtserklärung,
Sublimierung,       Rollenspiel,
Reaktionsbildung, Gefühlspanzerung

Abwehrmechanismen und Fluchtwege verdichten sich zu Lebenslügen.
Sie dienen dazu, nach außen hin - vor sich selbst und anderen gut dazustehen.
Ich belüge mich selber und die Anderen, um jeder weiteren Diskussion aus dem Weg zu gehen. Um meine Ruhe zu haben und mich einigermßen sicher zu fühlen.

                                                                        Lebenslügen

1. "Charakter ist wichtiger als Gefühl" mit Charakterfestigkeit wird eine Bastion gegen den Unsicherheitsfaktor -Gefühl- errichtet.
Die Persönlichkeit soll sich im Charakter verfestigen, anstatt sich flexibel der Verletzlichkeit der Lebendigkeit auszusetzen.

2. " Der Mensch braucht Vorbilder und Ideale"  Vorbilder und Ideale als Leitideen , sollen die vorgefundenen Ordnung bestätigen.
Sie geben Halt und Sicherheit.

3. " Sicherheit geht vor ! Freiheit führt ins Chaos " Die Sehnsucht nach Freiheit wird mit dem Sicherheitsdenken abgewehrt. Sicherheit, Sicherheit..über ALLES

4. " Jeder ist sich selbst der Nächste" - Eins an sich richtige Aussage wird zur Rechtfertigung eines Egoismusses, des Leistungs - und Konkurenzstreben benutzt.

5. " Die Menschen sind nicht gleich, es gibt Rang und Wertunterschiede " Die vorgefundenen Verhältnisse werden kurzschlüssig als
Naturgesetze interpretiert und es wird verdrängt, dass der Mensch selbst der Schöpfer dieser Ungleichheiten ist.

6. "Intelligenz ist wichtiger als Gefühl " Eine typische Lebenslüge der technischen Industriegesellschaft. Es sit eine Rechtfertigung des bestehenden Intelligenzkultes und eine Abwehr der Angst vor Emotionalität.

7. " Wer liebt, möchte besitzen" Die Liebe wird an einen Partner gebunden, es wird exclusives Besitzrecht geltend gemacht., weil die Liebesbeziehung zu einer Lebens - und Wirtschaftsgemeinschaft geworden ist.

8. " Der Körper ist Mittel zum Zweck" Der Körper wird als ein Werkzeug angesehen, über das der Geist triumphiert. Der Geist und die Intelligenz gelten als Krone der Schöpfung. Diese Wertung erlaubt erst die Unterbewertung des Körpers. Es wird verleugnet, dass der Körper die Basis für den Geist und die Seele ist.


Die Abwehrmechanismen, Fluchtweisen und Lebenslügen lassen sich nicht schematisch exakt voneinander trennen. Sie hängen eng miteinander zusammen, sie sind ineinander verflochten und ergeben zusammen ein in sich geschlossenes Abwertungssystem.
Betrachtet man dieses System, wird sichtbar, um zu sich selbst vorzudringen. Sich in Freiheit, Gelöstheit und Lebendigkeit dem Leben als schöpferischer Mensch zu öffen.

Das alles kommt nicht aus meinem bescheidenen Gehirn..ich hab es irgendwann, mal irgendwo gefunden und mir so festgehalten.
Ich fand es damals höchst interessant und hilfreich und auch heute noch..deshalb dacht ich heute...ich teile es mal mit euch. ...
Vielleicht gibt es dem Ein oder Anderen ja auch etwas...oder hilft dabei die eigenen noch unbewussten Mechanismen und Muster zu erkennen.

lg Karo

Ps Rechtschreibfehler...dürft ihr behalten :-)


Titel: Re: Flucht vor sich selber
Beitrag von: Crazy Chris am 19.01.2017 19:04:52
Hallo,

es stellt sich natürlich dann die Frage, was wäre keine Flucht?

Wenn ich mal anstatt Flucht das Wort Verdrängung verwende, so findet das gerade in unserer westlichen Kultur permanent statt, somit wäre alles Verdrängung und Flucht.

Autos, Karneval, Fußball, Vereine, usw. usf.

Schlussendlich die Verdrängung vor dem eigenen Sein, bzw. dessen Endlichkeit.

Die Entwicklung nach innen findet tatsächlich kaum statt, dem entsprechend oberflächlich und leistungsbezogen ist dann auch die Gesellschaft.

Dies ist solange kein Problem, solange ich nicht tiefgründig denken kann/möchte.

Sobald dies einsetzt, wird es schwierig.

Nur soviel dazu von mir.

Guter Beitrag.

Lg

Chris

Titel: Re: Flucht vor sich selber
Beitrag von: Karo am 20.01.2017 21:12:17
Hallo Chris,

ich denke, dass muss man erstmal für sich genauer differenzieren lernen....was Verdrängung ist oder nur eine Möglichkeit seine Zeit hier im Leben so zu nutzen, dass es einem gut tut.

Verdrängung muss ja nicht zwangsläufig nur schlecht behaftet sein. Wird auch nützlich sein können...denke ich. Es kommt eben immer drauf an.

Spielen an sich ist ja auch nicht nur schlecht..erst wenn es zur Sucht..dem Kontrollverlust kommt...und ist der Punkt erstmal erreicht..ist er nicht mehr umkehrbar. Aber auch das musste ich erst am eigenen Handeln und Leib erfahren..um es einsehen zu können.

Auch flüchten...ist ja nicht nur negativ...auch da kommt es immer drauf an.....

destruktive Flucht ist für mich..wenn ich vor mir und meinen Gefühlen /Emotionen /Gedanken usw flüchte....und mich selber dabei ganz und gar verliere....und /oder es durch die Flucht, mir nicht wirklich besser geht...sondern sogar noch schlechter..auf lange Sicht.
Das kann und soll nicht der Sinn meines Lebens sein.

lg Karo

ich denke..es ist immer eine eigene subjektive Entscheidung...und auch ein innerer Wunsch /Drang...ob ich mich mit mir und tieferen Themen beschäftigen will und dann auch kann. Man darf die Verantwortung dafür , nicht auf die Gesellschaft abschieben. Das wäre ein Fehler und auch wieder ein Fluchtversuch...sich vor der eigenen Verantwortung zu drücken...meiner Meinung nach.