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Autor Thema: Bin ich süchtig?

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Bin ich süchtig?
OP: 06.05.2022 07:50:13
Hallo,
ich heiße Pascal, bin 44 Jahre alt, bin verheiratet und habe 3 Kinder,
gestern und vor ca einem Jahr und vor einem halben Jahr habe ich bei einer Sportwetten Internetseite je ca. 2000 Euro verloren.
Damals habe ich mir geschworen nicht mehr zu spielen.
Gestern aber, nach viel Wein habe ich wieder gewettet und erst 50 Euro gesetzt und verloren, verdoppelt usw. Bis ich 2300 Euro verspielt habe.
Meiner Familie sage ich immer, wir müssen sparen, vor allem jetzt bei der hohen Inflationsrate.
Ich fühle mich sehr elend und heuschlerich zumute. Wasser predigen und Wein trinken.
Ich habe sehr viel Angst, dass mir das wieder passiert und es außer Kontrolle geraten kann.
Ich möchte mich keinem anvertrauen, außer diesem Forum hier. Mein Selbstbewusstsein ist ganz unten und ich würde am liebsten meinen Kopf stundenlang gegen die Wand hämmern.
Bin ich spielsüchtig, bei 3x oder ist das ein Ausrutscher? Wie kann ich mir selber helfen?
Wie gesagt, meiner Familie kann ich es nicht sagen...
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Re: Bin ich süchtig?
#1: 06.05.2022 08:30:20
Moinsen Pascal,

herzlich Willkommen hier bei uns im Forum, ein wichtiger Schritt, dass du hier ein paar Zeilen geschrieben hast.

Du hast nicht viele Informationen preis gegeben, aber mal ganz ehrlich, lese diese Zeilen doch nochmal kurz durch und versuche dir selbst die Antwort darauf zu geben, ob du ein Spielproblem hast!?
Familien- und alterstechnisch bin gleich aufgestellt wie du, habe zu meiner aktiven Spielzeit auch gegenüber meiner Familie meine erheblichen Verluste verschwiegen, gespart wo es nur ging, damit ich mein "Hobby" finanzieren konnte. Als das sparen nicht mehr ausgereicht hat, habe ich meinen Bausparvertrag und Lebensversicherung gekündigt, danach folgten Kredite, immer alles schön vor der Familie verborgen.
Ich kann dir prophezeihen, dass der Weg, den du gerade bestreitest unweigerlich deine Familie und danach dein Leben zerstören wird.
Zitat
Wie kann ich mir selber helfen?
Das ist relativ einfach, du kannst dir helfen, indem du dir Hilfe holst! Den Weg der Abstinenz alleine zu bestreiten wird nicht funktionieren, ich habe in den letzten 10 Jahren viele Spieler kennengelernt, einige kenne ich heute noch und weiß, dass sie spielfrei geworden sind, andere spielen noch immer, leider die Mehrzahl. Die trockenen Spieler haben alle die Sucht nicht mit sich alleine ausgemacht, sondern haben sich Hilfe geholt und dies solltest du auch machen. Ein Termin in einer Suchtberatung wäre hier essentiell, am besten zusammen mit deiner Frau. Du musst dein Spielproblem in deiner Familie thematisieren, erzähle deiner Frau davon, sie hat die Wahrheit verdient. Auch der wöchentliche Besuch in einer SHG ist ein ausgezeichneter Begleiter, wenn es darum geht mit seiner Sucht zu leben, ohne sie auszuüben!
Pascal, es geht nur mit deiner Familie, auch wenn es Überwindung kosten wird...es wird Zeit, dass du ehrlich zu deinen Liebsten bist und auch zu dir selbst!
Eben war ich mit Medea im Chat und wir haben uns üner glücklich sein ausgetauscht - Pascal wenn du dein Problem angehst, wirst du es auch wieder werden, das verspreche ich dir!
Schnapp dir dein Leben und das deiner Familie zurück!
Grüße, aT
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Re: Bin ich süchtig?
#2: 06.05.2022 09:10:37
Moin Pascal,
herzlich willkommen.

Deine Frage ob Du süchtig bist, bedarf doch keiner Antwort oder ?  Deine Situation ändert sich dadurch nicht. Es scheint mit eher Du suchst nach einer Verharmlosung Deines Spiels. Aus den wenigen Zeilen von Dir, entnehme ich die typische Reue nachdem Spiel. Wenn ich Deine 3 Kontrollverluste auf den Monat runterbreche, hast Du in den letzten 18 Monaten ca 400 € / monatlich verzockt....... Wenn Du Dir die Situationen klar vor Augen hälst, in denen Du Deine Familie angelogen hast (Inflationen etc ) was empfindest Du dabei  ?  Auch hast Du Dir bereits geschworen nie wieder zu spielen und was hat es genützt ? Nix. Du hast wieder gespielt und bist bereit Deine Familie auch weiterhin anzulügen. Bringst Du Dich dadurch nicht selbst wieder in die Situation zum Zocken ? Mein Suchthirn hätte mir damals gesagt : So heute gewinnst   Du und dann kaufe ich für die Familie das und das ( als Wiedergutmachung ) Es diente mir aber nur zur Rechtfertigung meiner Sucht vor mir selbst, denn meine Familie wusste ja gar nix davon. Es klappte auch nie. Eine never ending Story.
Du kannst jetzt akzeptieren, dass Du nicht in der Lage bist auch nur 1 Euro zu verwetten. Du kannst Dir einen Termin bei der Suchtberatung holen. Du kannst Dir den Zugriff auf Dein Suchtmittel nehmen. Du kannst schauen in welchen Situationen Du dann gespielt hast. Du kannst im Forum lesen. HInterfrage Dich selbst, sei ehrlich zu Dir selbst. Wenn Du immer wieder gegen Deine eignen Werte verstößt, wird es mit Deinem Selbstvertrauen nicht besser.
Versteife Dich nicht, auf die Dinge die "nicht" gehen. Lasse Dich darauf ein. Ändere was, hinterfrage Deine Ansichten. Wenn Du Dinge ändern willst ohne selbst was zu verändern, kannst Dich auch auf einem Bahnhof stellen und auf ein Schiff warten.

Schön das Du hier bist. Jetzt, heute gehst es an.

Lieben Gruß
André
 
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Re: Bin ich süchtig?
#3: 06.05.2022 13:03:44
Ja, dumme Frage eigentlich, stimmt. Ich denke, das geht schon in Richtung Sucht.
Aaaaber wenn ich mir Hilfe hole, lacht mich doch der Suchtberater aus, wenn ich sage, dass ich nur 3x gespielt habe. Da habe ich ehrlich gesagt, etwas Bammel vor. Kann ich mir richtig vorstellen, dass er sagen wird: Was wollen Sie denn hier, sie haben doch nur 3x gespielt, da habe ich ja mehr gespielt und bin auch nicht süchtig, oder so ähnlich wird er argumentieren.

Meiner Frau kann ich es aber nicht sagen, oder zumindest noch nicht. So weit bin ich einfach nicht,....

Das mit dem Hinterfragen ist eine sehr gute Idee Andre....das werde ich definitiv tun, das Problem sozusagen analysieren und mich auch fragen warum ich das tue, vielen Dank.

Ja, also das mit dem Selbstbewusstsein ist gerade sehr weit unten nach gestern. Ich schäme mich zutiefst und muss mich gerade bei der Arbeit richtig zusammenreißen...naja, selbst schuld. Ich bin auch kein Mensch, der die Schuld bei anderen sucht, das finde ich feige. Ich fange immer erst bei mir an zu suchen. Daher ist das Hinterfragen eine gute Sache denke ich.

Gibt es vielleicht auch gute Bücher, die euch geholfen haben?

Ich habe beim Rauchen zb. Endlich Nichtraucher gelesen und seitdem nicht mehr geraucht (über 10 Jahre jetzt)

Wenn ich mir im Kopf 100 Prozent verankerte nie wieder zu spielen, und mir da auch selbst vertrauen kann, wäre das gigantisch.

AT, was meinst du mit SHG und du schreibst ich habe nicht viel preisgegeben von mir. Ich wollte eigentlich nicht mit der Tür ins Haus fallen, bin eher der knappe Typ, wenn's um Schreiben bzw. Reden geht. Was möchtest du denn noch wissen?

Hattet ihr auch wieder Rückfälle oder schwache Momente?
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Re: Bin ich süchtig?
#4: 06.05.2022 13:26:37
Ja, dumme Frage eigentlich, stimmt. Ich denke, das geht schon in Richtung Sucht.
Aaaaber wenn ich mir Hilfe hole, lacht mich doch der Suchtberater aus, wenn ich sage, dass ich nur 3x gespielt habe.

Hast Du das Gefühl hier hat einer gelacht?
Ich selbst habe 30 Jahre gespielt. Etliche Rückfälle gehabt oder besser ausgedrückt, Pausen gehabt.
Also suche nicht nach Gründen warum dies und warum das nicht .  Mach einfach , hinterfrage nicht das unrelevante.
Lese hier die Threads durch , da bekommst Du viele Antworten und reflektierst gleichzeitig.
Wenn alles nicht so schlimm ist , kannst Du Dich ja auch im privaten anvertrauen und dem erzählen wieviel Du bei 3 x spielen verzockt hast . Du empfindest es doch bereits selbst als sehr bedenklich , dann doch lieber jetzt agieren als 100000 Euro später . Es wird nicht einfacher wenn Du tiefer in die Sucht rutscht.

Lieben Gruß
André
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Re: Bin ich süchtig?
#5: 06.05.2022 21:34:49
Hallo Pascal,

Hmm ich glaube nicht dass man durch öfters spielen süchtig wird. Ich glaube wenn man einen Hang dazu hat, dann reicht einmal. Klar mit häufiger spielen wird das Suchthirn sicher mehr trainiert und es ist schwerer davon weg zu kommen.
Dennoch dreimal die Kontrolle zu verlieren... Nicht aufhören zu können bis man nichts mehr hat woran man sofort kommt oder wie ich oft.. Zu erschöpft war weiter zu spielen....
Das nennt sich Sucht Mensch
Keiner wird dich dafür auslachen. Denn es ist eine riesen Chance jetzt zu schauen wie du lernen kannst mit der Krankheit zu leben bevor es richtig ist chtig schlimm wird.
Geh es an. Schreib gerne über deine Gedanken  zum spielen.
Ich habe oft in meiner nassen Zeit gedacht... Oh bei mir ist es doch gar nicht so schlimm... Ich verspiele ja nie was ich habe...oh heute weiß ich es war viel mehr. Es war sekbstachtung Zeit, leben....
Geh es an.
Jetzt!
Lg
Medea
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Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.

Aristoteles
 
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Re: Bin ich süchtig?
#6: 06.05.2022 22:41:17
Vielen Dank für die klaren Worte, at, Andre, Harald und medea.

Das sind interessante 4 unterschiedliche Meinungen und Gedanken zu dem gleichen Thema.
Diese unterschiedlichen Perspektiven haben mir gezeigt, dass ich ein Individuum bin, welches seinen eigenen Weg gehen muss. Ich muss handeln,
aktiv werden, das ist mir durch euch klar geworden. Passiv zu bleiben ist hier nicht die richtige Wahl.

Ich weiß jetzt, was ich tun muss...
Z.B habe ich hinterfragt, was an allen drei Tagen gemeinsam war. Das war vor allem, dass ich sehr viele Wein getrunken habe und mich nicht mehr kontrollieren konnte.

Also wird mein erster Schritt sein, dem Alkohol zu entsagen, das fällt mir nicht schwer, da ich sowieso nicht so gerne trinke und jetzt einen noch stärkeren Grund habe, es sein zu lassen.

Ob ich auch einen Suchtberater aufsuchte? Ja, aber ich spüre, dass es Jetzt dafür noch zu früh ist.
Ich bin jemand, der gerne viele alleine regelt. Und daher suche ich es erst Mal keine persönliche professionelle Hilfe auf, ich werde mir hierzu aber Lektüre suchen, und hier die Themen weiter durchlesen, das ist sehr hilfreich und macht mir einiges bewusst.
Ich hatte auch Mal eine starke Depression für einige Jahre, auch da wollte und kam ich alleine und gestärkt heraus. So wie aus der Nikotinsucht.

Ja, Andre, du denkst jetzt bestimmt, soll er doch machen, dann verliert er doch noch 100000E.
Und Heim und Job und Kind laut at.

Daher habe ich eine Schutz-Regel mit eingebaut.

Ich bin mir jetzt zu 99.99 Prozent sicher, dass wenn ich die Vorkehrungen, die ich jetzt hier reingeschrieben habe, umsetze, ich dann nicht mehr spielen werde.
Dazu gehört auch das Wettkonto zu löschen!

Aber, wenn ich nur noch 1x wetten sollte, werde ich definitiv am nächsten Tag eine Suchtberatung aufsuchen, den dann weiß ich zu 100 Prozent, dass ich es nicht alleine schaffen werde.

Meiner Partnerin werde ich es aber nicht sagen, da gebe ich Harald Recht.
Ich verspiele nur mein Geld, ich sage zwar immer, wir müssen sparen, dennoch habe ich bisher alles gekauft, für Frau und Kinder, was sie sich gewünscht haben.
Das Sparen ist auch nicht gedacht, Geld zum Spielen auszugeben, sondern wirklich zu sparen.
Mein Plan ist es in den nächsten 10 Jahren je 10.000 Euro zu sparen. Also am Ende 100.000 gespart zu haben. Einiges habe ich schon gespart und auch (noch) nicht verspielt. Wenn ich wie oben geschrieben, auch nur noch einmal Wette und wieder etwas von Ersparten verzocke, gehe ich zur Suchtberatung, aber soweit wir es (hoffentlich) nicht mehr kommen!


Es tut mir gut, hier zu sein, daher würde ich gerne öfters hier rein schreiben, insbesondere wenn ich (gedankliche) Rückschläge haben sollte oder natürlich auch positive Erlebnisse.


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Re: Bin ich süchtig?
#7: 06.05.2022 23:43:00
Hallo Pascal und auch von mir ein herzliches Willkommen,

Das sind interessante 4 unterschiedliche Meinungen und Gedanken zu dem gleichen Thema.

Dazu nun noch eine Fünfte, wobei ich eigentlich durchgehend nur eine Meinung sehe.

Dreimal gespielt innerhalb von einem Jahr und dabei durchaus immer die Kontrolle verloren.
Dafür einmal "keine Gnade" für Pascal.  :)
Pathologisches Spielen oder problematisches Spieleverhalten ...was auch immer,  ich zähle da keine Erbsen.
Es ist nicht "normal" und waren halt drei unglückliche Ausrutscher und nun endlich was daraus gelernt ?
Viele "Nichtzocker" kenne ich nicht, die etwas ähnliches erlebt haben...eigentlich nur Einen.

Als ich angefangen habe zu spielen und ich war noch sehr jung, von dem allerersten Spiel an und absolut ohne Ausnahme konnte ich absolut keine Kontrolle bewahren und mich besinnen aufzuhören.
Und nur durch äußere Kräfte wurde ich vom spielen weggerissen.
Ich wurde nicht spielsüchtig, ich war es halt.
Abgesehen dass ich halt fast jeden Tag früher spielte und Du ""nur"" drei mal in einem Jahr und ich definitiv diese Erkrankung habe..
also....sehe ich zu Dir keinen großen Unterschied. 

Wenn ich wieder spiele gehe ich zu einer Suchtberatung...ja dann lachen die dort nicht ?
Weil es dann halt vier mal waren ?

Sucht lebt von Wiederholung, zeitliche Abstände sind für mich nicht relevant, war ja auch schon früher einige Zeit mal spielfrei.
Doch Pascal Du bist ja nun hier und hast berichtet und gefragt, dies freut mich doch schon sehr.
Es macht Dir Sorgen und Du denkst darüber intensiver nach, hast einen Plan..gut!
Motivation ist ja durchaus zu erkennen bei Dir und sogar auch glaubhaft.  :)
Glaube mir dies ist nicht immer so.

Halte unbedingt daran fest, wie wertvoll Euer aller Leben doch ist.
Bezahlen zu können ist eine Sache, Aufrichtig zu sich selbst und zu seinen Lieben zu sein eine Andere.
Berichte immer über Dich und versuche zu ergründen was Dich dazu treiben könnte zu wetten.
Ein möglicher Gewinn zählt da nicht, dies vermittelt nur die Wettindustrie und die ist mir wurscht.

Schön dass Du da bist.

Liebe Grüße 
 
   
 




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« Letzte Änderung: 07.05.2022 00:15:33 von Jacky1 »
 
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Re: Bin ich süchtig?
#8: 07.05.2022 07:56:42

Moin Pascal,

nein ich denke nicht Du verzockst 100000 Euro, ich denke gar nix in der Richtung. Ich schreibe ja von meinen Erfahrungen was passieren kann, wenn man nicht aufpasst. Wenn ich meinen Verlust  da hinschreiben würde,  wirst Du gar nicht drauf reagieren, weil der würde Dir im ersten Moment absurd vorkommen.
Was ich als Spieler aber lesen kann ist, dass da irgendwas in Dir nicht stimmt. Als ich sagte hinterfrage Dich wann Du spielst, wollte ich erst schreiben der Wein ist es nicht. Völlig überraschend kam also Deine  Antwort :


Ich weiß jetzt, was ich tun muss...
Z.B habe ich hinterfragt, was an allen drei Tagen gemeinsam war. Das war vor allem, dass ich sehr viele Wein getrunken habe und mich nicht mehr kontrollieren konnte.

Also wird mein erster Schritt sein, dem Alkohol zu entsagen, das fällt mir nicht schwer, da ich sowieso nicht so gerne trinke und jetzt einen noch stärkeren Grund habe, es sein zu lassen.

Pascal, mal im ernst wie lange hast Du Dich da "hinterfragt". 10 Sekunden ?  Du schriebst ja im ersten Beitrag, immer wenn ich  viel Wein getrunken habe, kam das zu den Kontrollverlusten beim Wetten. Hier ist doch interessant zu schauen, was passiert mit Dir im Rausch, woher kommt dann die Verantwortungslosigkeit Dir selbst und Deiner Familie ggü.

Ja jeder muss seinen eignen Weg finden, das stimmt völlig. Du hast Dir jetzt von jedem Beitrag das so raus gezogen, was  Dir am besten passt.  Das ist ja oberflächlich betrachtet richtig , für mich erscheint es aber der bequemsten Weg für Dich.  Der Weg wo Du nix veränderst, außer Alkohol nicht trinken.


Ob ich auch einen Suchtberater aufsuchte? Ja, aber ich spüre, dass es Jetzt dafür noch zu früh ist.
Ich bin jemand, der gerne viele alleine regelt. Und daher suche ich es erst Mal keine persönliche professionelle Hilfe auf, ich werde mir hierzu aber Lektüre suchen,


Aha, das spürst Du. Meine Rechnung von gestern stimmte ja auch nicht. Es waren mind. 6300 Euro innerhalb eines Jahres. Also über 500 Euro/Monat. Das ist schon ne Stange Geld für nen Familienvater, finde ich. Was hindert Dich, nenne es doch vorbeugend, einmal zur Suchtberatung zu gehen. Alleine.



Daher habe ich eine Schutz-Regel mit eingebaut.

Ich bin mir jetzt zu 99.99 Prozent sicher, dass wenn ich die Vorkehrungen, die ich jetzt hier reingeschrieben habe, umsetze, ich dann nicht mehr spielen werde.
Dazu gehört auch das Wettkonto zu löschen!

Aber, wenn ich nur noch 1x wetten sollte, werde ich definitiv am nächsten Tag eine Suchtberatung aufsuchen, den dann weiß ich zu 100 Prozent, dass ich es nicht alleine schaffen werde.


Pascal eine Schutzregel ist doch nicht, wenn der Schaden eingetreten ist, sich dann zu versichern !! Das ist doch schon ad absurdum. Dein Wettkonto hast Du gelöscht. Toll. Kann man kein neues eröffnen ?  Du kannst Dich auf die Sperrliste setzten. Das wäre dann zumindest mal konsequent.


Meiner Partnerin werde ich es aber nicht sagen, da gebe ich Harald Recht.
Ich verspiele nur mein Geld


Super, das sieht Deine Frau bestimmt genauso. Frage mich schon wieder, ja dann erzähl ihr das doch mal!



Mein Plan ist es in den nächsten 10 Jahren je 10.000 Euro zu sparen. Also am Ende 100.000 gespart zu haben. Einiges habe ich schon gespart und auch (noch) nicht verspielt.


Das ist auch so typisch. Hört sich zielstrebig und sinnvoll an. Ich als Spieler kenne diese Aussagen zu genüge. Sie bringen   Gefahren mit sich. Bei erneuten Kontrollverlust ist das Ziel nicht mehr erreichbar, die Enttäuschung an sich selbst wird größer, das Selbstwertgefühl kleiner, die Sucht wird genährt, weil man ja den Schaden wieder beheben will und sieht nur den Ausweg zu zocken, weil da gewinnt man ja... Genau!!!!  Und ich lese durch das "noch" nicht verspieltem Erspartem einen unbewusst geplanten erneuten Kontrollverlust. Denn Du bist Dir ja zu 99,99% sicher, nicht mehr zu spielen. Scheinst Dir da selber noch nicht zu trauen, da steckt noch was in Dir.

Also Pascal, wie gesagt meine Aussagen kommen von meiner Erfahrung. Du bist hier und das ist schon mal ein super Schritt. Du fängst an Dich damit auseinanderzusetzen, Du sensibilisierst Dich dafür. Es mag ja auch bei Dir anders sein und es reicht für Dich Deine Maßnahmen zu treffen. 

Lieben Gruß

André
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Re: Bin ich süchtig?
#9: 08.05.2022 23:31:27
Vielen Dank für deine Antwort Andre.

Du bist jemand, der aus sehr viel Erfahrung spricht und jedes Wort reiflich überlegt.

Eine gute Kombination und Hilfe für Menschen, die sozusagen NEU sind. Oder vielleicht nicht neu, sondern BEWUSST NEU, reingeschlittert sind. Vorher war es ihnen also noch NICHT bewusst.

Denn erst jetzt nach meinen dritten Kontrollverlust ist mir zum ersten Mal der Gedanke gekommen, spielsüchtig zu sein. Es ist mir auch Gott sei Dank ins Bewusstsein gerutscht.

Jetzt aber zu deinem Gedankengang.

Ich sehe den Wein nicht als Schuldigen oder Ausweg, zu dem was ich 3x getan habe. Das wäre wirklich zu einfach.
Der Wein oder überhaupt der Alkohol ist ein Verstärker,so wie fast jede andere Droge auch, nicht mehr und nicht weniger. 

Ich habe auch nicht 10 Sekunden nachgedacht und meine Handlungen hinterfragt. Ich denke permanent darüber nach, seitdem es das dritte Mal passiert ist, also ein Dauerzustand seit 5 Tagen ist (...und er wird auch permanent anhalten).

Ich habe auch seitdem diverse Beiträge zusätzlich gelesen und das Suchtverhalten anderer mit meinen parallel gesetzt. Ich denke, dass es den EINEN spielsüchtigen Spieler nicht gibt.
Es gibt kein schwarz und kein weiß bei Spielsüchtigen. Dazwischen sind viele Grautöne.
Der eine bekommt z.B. feuchte Finger, wenn er schon 1 Tag nicht an einem Automaten spielen konnte. Der andere spielt 1x Jahr und dazwischen passiert gar nichts. Der eine ist nüchtern genauso ein Zocker wie betrunken, der andere nur wenn er extrem besoffen ist.
Der eine kennt keine Gnade und belügt Gott und die Welt, um an Geld zu kommen, um weiter zocken zu können, der andere verzockt (nur) das Geld, auf das er nicht angewiesen ist.
Und diese beiden Extreme in den gleichen Topf zu werfen, finde ich sehr gewagt und fraglich. Und alles was dazwischen liegt, sollte in meinen Augen auch individuell betrachtet werden.


Vielleicht sind aber auch alle Typen gleich und differenzieren sich nur im Zeitraum der Betrachtung?
Der eine ist also erst am Anfang seiner Abwärtskarriere, der andere mittendrin, und der letzte schon fast an seinem Ende.

Du schreibst, woher kommt im Rausch meine Verantwortungslosigkeit meiner Familie gegenüber.
Ich schäme mich, was ich getan habe und daran wird sich nichts ändern. Das ist eingebrannt wie das Mal auf einem Pferd eine Pferdezüchters.
Aber ist es verantwortungslos? In meinen Augen nicht. Meine Frau kann auch mit ihrem erarbeiteten Geld machen, was sie will. Und das tut sie auch.
Verantwortungslos wäre jetzt, wenn ich Geld verwette, welches ich und vor allem MEINE FAMILIE zum Überleben braucht. Dann würde ich dir 100 Prozent zustimmen. Ich habe einen Teil MEINES Ersparten verspielt. Das ist verdammt dumm und sehr töricht, aber wie gesagt, in meinen Augen nicht verantwortungslos.

Warum soll die Schutzregel nicht funktionieren? Warum ad absurdum?

Ich konsultiere einen Suchtberater, wenn ich nochmal Mist baue. Und das dann aus völliger Überzeugung.
Aber jetzt konsultiere ich noch keinen, und das auch aus völliger Überzeugung.
Ich bin mir zu 99.99 Prozent (100 Prozent sicher kann man sicher keiner Sache sein) sicher, dass es mir nicht mehr passieren wird. Und wenn ich mir einer Sache so sicher bin, dann habe ich mich selber bisher nie enttäuscht.

(Du denkst jetzt bestimmt, was war mit den zwei malen davor? Warum war es dir da noch nicht klar?
Da war es mir noch nicht bewusst:
Mir wäre nie in den Sinn gekommen, dass ich auch nur annähernd spielsüchtig sein könnte. Im Gegenteil, ich kann mich erinnern wie es war.
Ich wollte eigentlich immer nur meine Verluste wieder reinholen, die ich natürlich nur durch ein einziges dummes Tor, was sogar unfair fiel, oder beim Basketball der letzte würde zum Sieg daneben ging, verloren habe. Eigentlich habe ich ja richtig getippt, nur der dumme Zufall hat mir den Sieg genommen, beim nächsten Tipp werde ich natürlich wieder, da ich total bescheid weiß, gewinnen. Und mit dem Gewinn lade ich meine Familie zum Essen sein, wie toll ist das denn....So war eigentlich nach jeder verlorenen Wette mein Gedankengang.

Nach dem dritten Mal, ist aber sogar mir aufgefallen, dass es sich hierbei um eine Falle handelt, in die ich jedes Mal wieder reintappe.
Ich kann dieses Spiel nicht auf Dauer gewinnen, am Ende gewinnt immer die Bank, und das verletzte Ego möchte aber die Verluste immer wieder zurück haben, denn sonst fühlt man sich wie ein Loser. So war es zumindest bei mir. Und ich werde, da ich die Falle jetzt erkannt habe, nicht mehr reintappen. Den leckeren goldenglänzende Käse, sehe ich nicht mehr, ich sehe nur noch die schmerzende Falle dahinter, die zuklappt, wenn ich den Käse fressen will, und die Falle ist das ganze Konstrukt aus vielen Jahren Sportwettenerfahrung der Sportwettenseiten und ihrer hunderten von Buchmachern und Algorithmen, die mich kleinen Zwerg locker finanziell in die Knie zwingen. Der einzige Weg, diesen Bestien das Geld nicht in den Rachen zu werfen, ist aufzuhören mit Spielen.  Und dieses Bild oder diese Technik habe ich, wie auch seit über 10 Jahren als Nichtraucher, so tief in mein Gehirn gebrannt, dass es nicht mehr entfernt werden kann. ) Eine Art Gegengehirnwäsche. Wie dumm muss ich also jetzt noch sein, nach den ganzen neuen Erkenntnissen und  neuen Wahrheiten, diesen Menschen, die davon leben mir das Geld auf diese traurige Art und Weise aus der Tasche zu ziehen, weiter zu wetten.)

Falls es trotz meiner Überzeugung dennoch passieren sollte, wovon ich nicht mehr ausgehe, werde ich, wie bereits gesagt, professionelle Hilfe holen.

Da du mich aber in deiner Antwort sehr energisch, schon fast aggressiv warnst, und aus vielen Jahren Erfahrung sprichst, lese ich eigentlich in jeder Zeile nur raus:

Junge, mach einfach keine Dummheiten, sei klüger als die anderen, denen es am Anfang genauso erging wie dir und trotz Warnung trotzdem in den Sog der Zocksucht reingeschlittert sind. Hol dir also schleunigst Hilfe bevor du noch mehr Scheiße baust.

Dafür danke ich dir sehr, denn das sagt mir mit noch mehr Vorsicht und Wachsamkeit diesem ganzen Konstrukt der klugen Spielanbieter, Werbungen usw. entgegenzuwirken.
Und mir auch auf jeden Fall prof. Hilfe suchen werde, wenn ich es alleine nicht schaffe.

Mich würde sehr stark interessieren, wie du und oder alle, die dies lesen daraus gekommen bist (sind) und ob du hin und wieder geistige Rückschläge hast und wie du dagegen vorgehst, bevor du wirklich wieder spielen solltest.

PS: danke für den Tipp mit der Sperre, ich habe mich gerade sperren lassen.
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« Letzte Änderung: 08.05.2022 23:55:51 von Pascal »
 

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Taro

Re: Bin ich süchtig?
#10: 08.05.2022 23:44:08
Moin Pascal,

dann spiel noch ein bißchen, wir sind hier.

Taro
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Re: Bin ich süchtig?
#11: 09.05.2022 10:13:47

Mich würde sehr stark interessieren, wie du und oder alle, die dies lesen daraus gekommen bist (sind) und ob du hin und wieder geistige Rückschläge hast und wie du dagegen vorgehst, bevor du wirklich wieder spielen solltest.


Moin Pascal,
mein erster Besuch einer Beratungsstelle war 2017. Dann habe ich alles Mögliche unternommen, wie stationäre Therapie, SHG, usw und sofort. Konnte dann im März 2020 mit dem Spiel aufhören. Ich habe mich auf allen Ebenen hinterfragt und habe ewig gebraucht um meine Gedankengänge zu verstehen. Zu erkennen wann mein Suchthirn denkt, redet und handelt. Ich habe weder Gedanken, noch irgendwelches Verlangen mein Geld auf irgendeine Art zu verspielen. Ich besuche aber weiterhin eine SHG und schreibe hier im Forum, bleibe so sensibel und demütig ggü. meiner Sucht.

Lieben Gruß
André   
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Re: Bin ich süchtig?
#12: 09.05.2022 21:05:04
Hallo,

da schließe ich mich Andrè einmal an.
Irgendwie  Neugier , allerdings war da schon einiges viel tiefer, kam ich in ein Forum wie diesem.
Ich habe sofort angefangen zu schreiben und es war das allererste mal dass ich mich über meine Sucht öffnete.
Ich habe viel gelesen und bekam viele Antworten, sogar im Chat schrieb ich mit manchen Stundenlang bis in den frühen Morgen.
Habe angefangen eine SHG zu besuchen, bis heute. Meiner Familie und engsten Freunden erzählte ich zudem davon.
Dies war alles unglaublich hilfreich und half mir enorm mich endlich weiter zu entwickeln.
Es war alles in meinem Kopf und dort ist es für immer, kann es sehen und spüren.
Verstecke nichts mehr davon, ich bin ein pathologischer Spieler.
Es stört mich nicht, es quält mich nicht ..weil meine wirklichen Werte haben sich neu geordnet.
Und alles wird ihnen untergeordnet, meine Regeln, mein Empfinden und mein spielfreies Leben.
Dabei reagiere ich permanent auf Situationen die mir nicht gut tun, reflektiere / berichte darüber und immer weiter.

Liebe Grüße   


 
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Re: Bin ich süchtig?
#13: 10.05.2022 15:53:44
Vielen Dank Jacky und Andre für die ganz offenen Worte.

Echt wahnsinn, was da oft für ein Rattenschwanz mit hinten dran hängt. Welch große Kraft ihr da aufgebracht habt, um jetzt da zu sein, wo ihr seid. Hut ab!

Ich habe jetzt komplett alle Weichen so gestellt, dass der Zug in die richtige Richtung fährt.

Ich werde regelmäßig hier reinschreiben, auch für mich, um den Geist immer wach zu halten, was, wie ich bei euch rausgelesen habe, wohl einer der wichtigsten Punkte ist.

Ist glaube das ist ähnlich wie mit der #einen Zigarette#. Wenn man die wieder raucht, dann wirds erst Mal wieder richtig schwer, da rauszukommen.

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Re: Bin ich süchtig?
#14: 10.05.2022 23:21:59
Hallo Pascal,

unsere oder meine Spielsucht war schon irgendwo eigenständig, immer das gleiche Verhalten wie nach einem vorgegebenen Muster.
Es entwickelte sich zu einem Selbstläufer, egal was man sich auch vornahm, es drehte sich einfach nur im Kreis.
Natürlich jagten wir nach einem Gewinn, aber eigentlich nur um damit die Finanzierung der folgenden Spiele zu gewährleisten.

Andere Dinge schienen nur noch im Hintergrund zu sein oder wurden halt durch das Spielen verdrängt.
Sorgen und Ängste einfach damit betäubt.
Welche - oder ab wann negative Eigenschaften und Emotionen dazu beitrugen, einfach so zu flüchten mag nun leichter erkennbar sein.
Dies hat dann jeder Spielfreie selbst irgendwo reflektiert und durfte es so erfahren.
Eines aber ist sicher! Es entstanden Makel oder waren halt schon immer da gewesen. 
Die immer verhinderten sich von dieser Sucht lösen zu können.
Es ist wie Ursache und Wirkung, die Ursachen zu lösen wäre ein riesiger Schritt und würde der Sucht einiges an Kraft nehmen.
Wir waren doch noch nie Gefangene dieser Krankheit, es blieb uns frei ob wir spielten oder halt nicht.
Wir konnten nur nicht mehr frei darüber entscheiden, weil wir aufgaben an uns zu glauben.
Und uns lieber belogen, statt einzugestehen machtlos dem Spielen gegenüber zu sein!
Dies dann endlich einmal erkannt zu haben, in so vielen Momenten "schwach" geworden zu sein und warum....ist ein Segen.
Wenn etwas nicht von alleine weg geht, ändert man entweder die ganze Welt oder sich halt selbst.
Ersteres habe ich über 30 Jahre lang versucht und es brachte mich fast um....
...dann fand ich mich wieder.

Pascal, zu finden warum es Dich nicht bremst beim Spielen, denn dies macht diese Sucht aus.
Was also sollte es auch sein ? Wenn Du spielst kannst Du nicht so einfach aufhören!
Versuche es zu vermeiden und schaffe Dir starke Brücken, schütze Dich vor Dir selbst.
Keine Wette mehr, ja genau wie Dein Vergleich mit der einen Zigarette.

Liebe Grüße 

 
 
       
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