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Autor Thema: Kapitulation

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Kapitulation
OP: 13.02.2022 11:52:58
Hallo zusammen,
Ich bin neu hier und hoffe, auf meinem Weg etwas Austausch zu finden.
Ich zocke seit 15 Jahren, erst Spielo dann zunehmend Online.
Ich habe 20.000 Eur Schulden gehabt deswegen vor 5 Jahren und eine private Sanierung eingeleitet.... Dann war es kurz etwas besser... Aber ihr wisst ja... Meine Familie weiß im Prinzip davon aber bin ein extrem stolzer und selbst bestimmter Mensch (haha, ich weiß) und obwohl ich immer wusste, dass der einzige Weg ist, meine Finanzen komplett aus der Hand zu geben, hab ich dies stets abgelehnt...
Irgendwie kam immer vor dem totalen bankrott doch ein Gewinn oder ich hab mir bei Hinz und Kunz Geld geliehen (Kredit geht nicht mehr wg blutroter Schufa)... Aber seit der Reform ging nichts mehr... Ich hab wie ein wahnsinnige vom ersten zwinkern nach dem Aufstehen bis beim Zähneputzen abends am Handy gehangen....
Ich habe mich dafür gehasst, die casinos gehasst weil einfach nichts zurück kam... Und besonders schlimm war es für mich als Mutter, da ich nur selten meine volle Aufmerksamkeit meinem Sohn widmen konnte... Das hat mich so fertig gemacht... Letztendlich war ich nun pleite. Richtig pleite und ich habe "blank gezogen" und meinen Mann um Hilfe angefleht...
Es ist sehr komisch, dass ich nun meine "finanzielle Autorität" total abgegeben habe und ich hatte nie gedacht, dass ich das tun würde. Aber es geht nicht anders...
Zum Selbstschutz hab ich ihm sogar von paysafe card erzählt (kannte er nicht, aber wäre ja eine Möglichkeit gewesen hinten rum....)... Jetzt sitze ich hier und bin zwar irgendwie befreit aber noch nicht so sicher, was ich nun mit meiner ganzen Freizeit mache 🤔
ich muss dazu sagen dass ich trotzdem täglich Sport getrieben habe und einen sehr strukturierten Tages Ablauf habe. Nur dass ich bei allem immer das Handy in der Hand hatte.... Aber ich will auch keinen zu texten...
Gibt es eine spezielle frauen gruppe hier!?
Wenn sich Leidens Genossinnen melden würde ich mich freuen!
LG
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Re: Kapitulation
#1: 13.02.2022 12:13:12
Hallo Rachel,

schön dass du Dich hier meldest und Dich austauschen willst, ja es gibt hier auch einige weibliche Spielerinnen ( wie mich) aber auch sehr nette männliche Leidensgenossen.
Toll, dass du Deine Finanzen erstmal abgeben hast, ein erster sehr guter Schritt.
Du schreibst du bist seit 15 Jahren am spielen? welche anderen Versuche hast du denn schon unternommen, um rauszufinden wie du dauerhaft vom spielen wegkommst? Therapie, SHG oder ähnliches?
Ja, am Anfang hab ich auch gedacht, es wird schwer die Zeit des spielens mit anderem zu füllen, gerad jetzt in den Coronatage. Aber wenn dein Hirn erstmal ein paar Tage vom spielen weg kommt, dann wirst du merken es kommen neue Energien zum Vorschein. Neue Interessen finden sich dann auch, hat bei mir ne weile gedauert aber jetzt hab ich schon fast wieder zuwenig Zeit für alles ;)
Berichte gerne mehr über Dich  und lies im Forum , du wirst Dich oft selbst wieder finden in anderen Beiträgen.
Herrlich Willkommen und ich wünsche Dir gute 24 spielfreie Stunden
LG Medea
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Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.

Aristoteles
 
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Re: Kapitulation
#2: 13.02.2022 13:48:27
Hallo Rachel und auch hier ein herzliches Willkommen,

Du hast Dich Deinem Partner gegenüber geöffnet, nun gut anscheinend hattest Du auch keine andere Wahl mehr.   
Die Schlinge um Deinen Hals wurde zu eng und nun bist Du nicht mehr alleine damit.
Kannst konzentriert anfangen an Dir zu arbeiten, nichts mehr verheimlichen "müssen".

Du weißt noch nicht was Du nun in der neu gewonnenen Freizeit machen solltest...
Ganz sicher da wird sich schon etwas finden lassen.  :)
Jetzt bist Du ja auch hier im Forum und einmal gespannt wie Du weiter von Dir berichtest.
Bleibe nicht stehen wo Du Dich jetzt befindest, jetzt geht es doch erst los.

Schön dass Du da bist.     

Gibt es eine spezielle frauen gruppe hier!?
Wenn sich Leidens Genossinnen melden würde ich mich freuen!

Sicherlich sind auch Machos hier anwesend, doch die eigentliche Thematik hier ist sozusagen geschlechtslos.  :)
 

Liebe Grüße
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Re: Kapitulation
#3: 13.02.2022 16:12:24
Hallo Medea,

Vielen lieben Dank für deine Antwort und auch die von Jacky!
Ich weiß noch nicht so genau wie das mit dem schreiben und antworten funktioniert, hoffe das klappt jetzt 😂🙄
Ja, 15 Jahre... Aber ich habe eine etwas komplexe Sucht Geschichte, hatte drei Langzeit Theras und zig ambulante...
Aber nicht wegen des Spielens... Letztendlich war das meine letzte Verlagerung kann man sagen. Eine eher unauffällige und "gesunde" Alternative... Tatsächlich war ich das erste Mal in einer Spielo als ich im xten Entzug ein paar Mit Patienten hatte, die mich mitgeschleift haben. Ich fand es total bescheuert, mein Geld in so einen schlechte Musik spielenden Obst Automaten zu werfen...😂😂😂🤔🤔
Aber von daher sind mir Funktionen und Mechanismen der Sucht an und für sich wohl bekannt und ich habe auch etliche Werkzeug Koffer und ähnliche Strategien durchkauen müssen immer und immer wieder... Aber das ist alles nichts für mich.
Naja...
Freizeit habe ich eigentlich gute Strategien, bin zwei mal die Woche bei unseren Ponys (keine eigenen, Reit Beteiligungen) und habe einen sehr guten Freundeskreis...
Ich denke, dass ich diese allein Zeit einfach nun besser angehen muss... Wenn Sohne Mann nicht da ist usw...
Zum Thema Geschlecht... Ja, eigentlich ist es Geschlechts unabhängig, das stimmt... Aber wenn man als Frau diese Art sucht "betreibt ", ist es noch mal was anderes irgendwie.... Habe ich zumindest im Gefühl... Allein schon als Frau in der Spielo...
Wie hast du es geschafft, wie lange hast du gespielt, hast du Kinder?
GLG Rachel
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J
Re: Kapitulation
#4: 13.02.2022 19:16:52
Hallo Rachel,

Ich bin Joshi, 27 Jahre alt und seit 7 Jahren spielsüchtig.

Das du deine Finanzen abgegeben hast und dich deinem Mann anvertraut hast, sind gute erste Schritte.

Den Bezug zum Geld wieder zu lernen, es für sinnvolle Dinge auszugeben.

Da ich selber noch keine Kinder habe, und aktuell selber in einer 8-12 wöchigen stationären Therapie bin. Kann ich dir aber ein paar Ratschläge Bzw Tipps fürs Leben doch schon mitgeben.

Das was ich hier lerne, ist der pure Wahnsinn. Allein durch meinen Bezugstherapeuten/Psychologen. Oder die mitpatienten.

Jede sucht, hat bei jedem einen bestimmten Grund Bzw Auslöser. Bei mir sind es verlustängste, oder das ich früher nie Nein sagen konnte.

Was jedoch mein Psychologe sagt, eine Sucht kann jedes Mal zu Rückfällen führen.
Es gilt deshalb, diese Rückfälle zu vermeiden bzw. in sich zu gehen und rauszufinden was die Auslöser dafür waren, wir Spieler haben uns Verhaltensweisen angewöhnt/antrainiert warum wir spielen gehen.

Und dort gilt es diese Dinge zu hinterfragen und Alternativen zu finden.

Ich könnte hier nun vieles mehr schreiben, aber das wollte ich nur als kleinen Denkanstoß geben.


Eine Klinik wäre auch eine Möglichkeit wie bei mir. Ich bereue es absolut nicht das ich hier bin.
Hier wird mir geholfen und unterstützend ein Weg in die suchtfreie Zukunft gezeigt.

Denk an dein Kind, sei ein gutes Vorbild.
Das Leben ist leider oft viel zu kurz.
Und durch unsere Sucht kann es schneller enden als man denkt.

Oder du sperrst dich bundesweit für online Casinos, wetten, Spielhallen usw.

Bleib standhaft und ich freue mich mehr über euch zu hören.

Lg Joshi
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R
Re: Kapitulation
#5: 13.02.2022 19:48:58
Hallo Joshi,
Es freut mich sehr, dass Du dort lernst und viele Dinge umsetzten kannst.
Ich selbst bin 44 und habe eine sehr komplexe Suchtgeschichte, über Esstörungen, Polytoxomanie etc und schließlich das Zocken.
Daher habe ich bereits drei Langzeit Therapien und zahlreiche ambulante Geschichten nebst unzähligen Entzugen hinter mir.
Ich hab da nie drauf angesprochen um ehrlich zu sein. Ich weiß, dass all diese Strategien sehr hilfreich sein können... Aber wie gesagt...
Aber das muss glaube ich jeder für sich selbst entscheiden und herausfinden.
Mir hat zum Beispiel die späte und unerwartete schwangerschaft von Koks alk, benzos und massiver Bulimie weg geholfen.
Kein Therapeut der Welt hätte das geschafft.
Aber dieses neue Leben hat es.
Seither zocke Ich "nur noch".... Habe speiseröhrenkrebs durch die Bulimie, lag 2018 drei Monate im Koma wegen einer Influenza....
Aber ich will einfach leben jetzt und meine Zeit nicht mehr damit verbringen auf drei Bücher zu warten....
Aber ich finde es richtig gut, was du tust und das dir dieses Weg hilft!!!
Schreib gerne mehr von dir!
Du bist so jung und hast rechtzeitig das richtige getan!!!! Grossen Respekt dafür!!!!
Ganz liebe Grüße
Rachel
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Re: Kapitulation
#6: 13.02.2022 20:37:40
Hallo,

erstmal kurz zu Joshi, klasse wie Du Dich hier einbringst und selbst erfahrene Dinge weiter gibst.

Auch Rachel, Du öffnest diese "Büchse" und lässt schnell erkennen, dass Deine Spielsucht "nur" ein weiteres Medium des ganzen Konstruktes Deiner Person ist.
Du hast schon einiges mitgemacht und Du kennst doch die ganzen Abläufe eigentlich.
Nun steckt ja auch schon sehr viel Energie in Deiner Vergangenheit, das pathologische Spielen ist ja nicht der letzte Strohhalm einer langen Suchthistorie.
Auch wenn es vermuten könnte, ja ohne einzunehmende Substanzen dann einen leichteren Verlauf hätte.
Pustekuchen...am Ende aller Tage spielt der Name der Sucht keine Rolle mehr.

Es soll Dir doch endlich gut gehen, Du wertvoller Mensch.
Es wird kein Wunder geschehen und Du bist von allen Leiden befreit.
Manchmal müssen manche leider mehr ertragen und dadurch auch mehr wieder erarbeiten.
Viele negativen Dinge könnte man auch nicht einfach ausschalten, Du kannst ihnen nur gegenübertreten.
Du hast nie auf Deine Therapien und der dort ganzen eingebrachten Mühe "drauf angesprochen".
Aber auf jede kommende psychische Erkrankung.. sogar mehrfach.
Du nennst Deinen Thread ja auch selbst Kapitulation, versuche Dich auf etwas zu konzentrieren dass Du auch ändern könntest.
Logo, mein privater Lebenslauft gleicht auch einer einzigen Anamnese.  :)

Du/wir wollen einfach nur leben....jetzt!
Und zwar egal was schon alles geschah.
Von daher erstens ...na dann mal los und zweitens.. gute Besserung für Dich. 

Liebe Grüße
   
       
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Re: Kapitulation
#7: 15.02.2022 08:31:21
Hallo Rachel,

sorry,für die späte Antwort, momentan ist bei mir viel los. Aber heute habe ich frei, da ich Therapie habe.
Ich bin auch ähnlich alt wie du und komme aus einer multiplen Suchtfamilie. Kinder habe ich nicht.
Wie ich es geschafft habe jetzt 785 Tage spielfrei zu bleiben? Ich denke da gibt es viel, ich versuche es mal zu erklären ( falls du mehr wissen willst habe ich auch ein Tagebuch im Forum)
Ich denke als erstes, der wirklich feste Entschluss nicht mehr die zockende, jämmerliche Frau zu sein die ich damals war, mich nieee wieder so schwach und willenlos zu fühlen, wie wenn ich mal wieder tausende von Euros in ein OC gegeben habe. Und anzuerkennen, dass ich wenn ich spiele absolut machtlos gegenüber der Sucht bin.  Ich wollte, wie du, unbedingt mein Leben wieder haben. Es war dann einfach klar, spielen ist keine Option mehr.
Im Nachhinein weiß ich, wie sicher ich mir dann doch war, aber es hat lange gedauert bis ich mir selbst wieder anfing zu vertrauen ( und das tue ich heute noch nur bedingt)
Dann habe ich mich in dieses Forum hier reingefressen, ich habe alles gelesen was es hier zu lesen gab und auch in anderen Foren, ich war und bin jeden Tag hier um mich selbst immer wieder zu finden und mich mit meiner Sucht zu beschäftigen.
Dann habe ich in meinem privaten Verhalten ein paar Dinge geändert, mir neue Interessen gesucht, geschaut was mir gut tut, mehr auf mich als auf andere geschaut.
Und ich habe eine Verhaltenstherapie gemacht, da hatte ich ähnlich wie Joshi mega Glück, in meiner Therapeutin genau die Richtige gefunden zu haben.
Erst jetzt nach zwei Jahren merke ich ,wie wichtig die Dinge waren auf die sich mich gedanklich geführt hat und wieviel das schon bei mir verändert hat und noch mehr wird.
Ich glaube ich bin heute ein authentischer Mensch, als ich es vorher war, ich verstecke mich nicht mehr vor mir selbst, setze mich wenige unter Druck, und das merkt auch mein Umfeld.
Dennoch bin ich weiter an mir dran und das wird sicher noch eine Weile, wenn nicht für immer so sein, und das ist auch schön .
Sei noch gesagt,  es waren auch echt miese Zeiten dabei, und es hat viel Kraft gekostet nicht einfach wieder in alte Verhaltensmuster zu fallen, die dann zum erneuten Spielen geführt hätten.
Also Rachel, es lohnt sich den Mut zu finden sich selbst anzuschauen.
Hoffe du berichtest weiter wie du gedenkst Dir zu helfen oder helfen zu lassen.

LG Medea
ps. in SPielos war ich nie aber ich glaube schon auch, dass Frauen mit Süchten nochmal anders umgehen als Männer, bin aber kein Freund von deutlicher Klassifizierung
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Re: Kapitulation
#8: 07.04.2022 22:02:09
Hallo Rachel,

ja -ein männlicher Zeitgenosse. Sorry.

Ich finde es wirklich gut, dass du dahingehend nun abgesichert bist. Wer weiß vil hilft dir das- die Kontrolle wieder zurück zu erlangen. Das wäre ein Ziel. Denn das abgeben ist ja auch keine Dauerlösung. Aber eine gute Zwischenlösung.

Hast du Freunde oder so? Die du vil in der Zeit vernachlässigt hast? Hole das nach. Kümmere dich um deine Umgebung, Menschen die dir wichtig sind ect.

Wenn du gar nicht weißt wohinm schreib einfach eine Message ich habe wirklich viel Zeit :D
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