Spielsucht Soforthilfe Forum (SSF)

Spieler & Angehörige => Ich bin hier ... NEU => Thema gestartet von: Erika.b am 22.02.2022 10:35:36

Titel: Angehörige eines Spielers
Beitrag von: Erika.b am 22.02.2022 10:35:36
Hallo Zusammen,

mein Sohn hat sich nach nunmehr 3 Jahren Spielsucht bei mir(Mutter) geoutet. Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll ihm gegenüber. Vorwürfe bringen Ihn nicht weiter, obwohl die mir echt auf der Zunge liegen. Nun ist er auch das erste Mal mit seinem Konto im Minus und ich weiß nicht, ob ich es ausgleichen soll. Und wie gehe ich am besten auf ihn zu. Er ist sehr aggressiv mir gegenüber geworden, was ich nicht von ihm kenne. Ist aggressives Verhalten normal ?

LG Erika
Titel: Re: Angehörige eines Spielers
Beitrag von: Andre12 am 22.02.2022 11:09:59
Moin Erika,
herzlich willkommen, auch wenn es ein trauriger Anlass ist.
Sehr viel hast nicht preis gegeben , denke aber Du musst Dich ja auch erstmal in dieser Situation zurechtfinden . Mit Vorwürfen wirst tatsächlich nicht weit kommen , zeige ihm das Du für ihn da bist. Zeige ihm aber auch seine Grenzen auf. Gebe ihm auf gar keinen Fall sein Suchtmittel ( Geld ) , damit hilfst Du ihm kurzfristig, bei seinen Schulden , aber nicht bei seinem Suchtproblem, sondern verlängerst sein Leid nur damit , er sollte die Konsequenzen seines Verhalten spüren und tragen. Viel kannst Du  auch nicht machen , den Willen , die Entscheidung nicht spielen zu dürfen, muss er treffen , Du kannst es leider nicht für ihn treffen , auch wenn Du es als liebende Mutter natürlich möchtest. Ein gewisses Maß an Aggressivität kann vorkommen , was mehrere Gründe haben kann . Lass Dir aber nicht dadurch ein schlechtes Gewissen einreden , oder nehme nicht den Strohhalm seine Konsequenzen zu tragen , damit er erstmal wieder vernünftig mit Dir umgeht . Das wäre eh nur kurzfristig.
Ich weiß nicht wie alt er ist , Beruf , Freundin ,soziales Umfeld etc……
Suchtberatung, SHG, Austausch hier im  Forum, lesen im Forum sind alles Wege die ihm aufzeigen kannst … ( Caritas )
Auch Du kannst lesen im Forum hier , um vielleicht unsere Krankheit zu verstehen .
Ich persönlich würde mit ihm reden , auch Deine Ängste , Sorgen aber eben auch Deine Unterstützung deutlich machen.

Lieben Gruß

André


Titel: Re: Angehörige eines Spielers
Beitrag von: Erika.b am 22.02.2022 12:15:34
Hallo Andre,
lieben Dank für Deine Antwort. Das stimmt, muss  mich hier erst einmal zurechtfinden.
Mein Sohn ist 22, Fitnesstrainer und seine Freundin nach 4 Jahren los. Ich denke der Grund war seine Spielsucht. Denn sie hat sich sehr verändert, wurde immer ruhiger, wenn Sie mit ihm bei mir war.  Nein, ich lass mir kein schlechtes Gewissen einreden, nun nicht mehr. Anfangs schon. Ich habe ihm ganz klar gesagt, dass ich für ihn da bin und er das nur schafft, mit Hilfe einer Therapie. Das will er auch. Nur kaum das er mir davon erzählt hat, finde ich wieder eine Abbuchung auf seinem Konto , was eindeutig ist...er hat gezockt. Das macht mich echt wütend. Aber ich muss halt lernen, dass das nicht so schnell aufhören wird. Trotz seiner Einsicht. Er sagt selbst , er sei spielsüchtig. Das ist ja schon mal ein Anfang.
Liebe Grüße
Erika
Titel: Re: Angehörige eines Spielers
Beitrag von: Joshi94 am 22.02.2022 12:46:33
Hallo Erika,

Erstmal herzlich willkommen hier,
Ich bin 27 Jahre alt und seit 7 Jahren selber spielsüchtig… was ich meinen Liebsten damit angetan habe ist kaum zu verzeihen.

Doch ich habe letztes Jahr endlich eingesehen das es so mit MIR und Vorallem was ich meinen Eltern, Freunden angetan habe nicht weitergehen kann.

Meine Mutter wollte mich auch immer aus der finanziellen scheiße durch mein Spielen holen.
Wodurch sie auch die ganzen Jahre sehr gelitten hat.

Deshalb kann ich nur aus meiner Sicht sagen, gib ihm auf keinen Fall Geld um seine Schulden oder Ähnliches auszugleichen.
So unterstüzt du nur deine Sucht weiterhin.
Und wir als Spieler, Bzw dein Sohn wird sich denken…. Wenn mama mir jetzt finanziell aushilft wird sie es immer wieder machen. Bis sie es vllt auch nicht mehr kann…

Und dann ist alles nur noch schlimmer.


Als persönlichen Tipp würde ich dir noch vorschlagen bei einer Suchtstellenberatung einen Termin zu holen.
Die leisten auch sehr gute Angehörigenarbeit.
Wo du deine Fragen alle beantwortet kriegst. Und dir auch geholfen wird.

Für deinen Sohn, ist professionelle Hilfe nun der richtige Weg.

Ich gehe diesen Weg inzwischen auch, bin aktuell in stationärer Therapie. Was mir sehr hilft!

Liebe Grüße Joshi

Bei weiteren Fragen gerne schreiben
Titel: Re: Angehörige eines Spielers
Beitrag von: Jacky1 am 22.02.2022 13:26:52
Hallo Erika.b und auch von mir ein herzliches Willkommen,

es ist sehr gut dass Du hier bist, es belastet Dich ja sehr und Dich darüber auszutauschen wird Dich sicherlich etwas entlasten. 


....Nun ist er auch das erste Mal mit seinem Konto im Minus und ich weiß nicht, ob ich es ausgleichen soll. Und wie gehe ich am besten auf ihn zu. Er ist sehr aggressiv mir gegenüber geworden, was ich nicht von ihm kenne. Ist aggressives Verhalten normal ?

Denkst Du er erzählte es Dir weil er halt nun finanzielle Probleme hat, expl. sein Konto Überzogen ?
Und sicherlich kann es schon zu Aggressivität führen bei ihm, es belastet ja auch ihn.
Sein Geld zu verspielen und auf keinen grünen Zweig mehr zu kommen.
Dennoch, bösartig sollte er keinesfalls mit Dir umgehen, er schuf seine Sorgen ja selbst und sollte niemanden deswegen in irgendeiner Weise verletzen.

Dies ist nicht einfach für Dich gerade als Mutter, Du wirst ja eh für ihn da sein, fast egal was auch passieren sollte.
Ihm ist das natürlich auch bewusst, aber manchmal muss man etwas loslassen, was eh niemanden weiter bringt.
Sei für ihn weiterhin da, aber vergesse Dich nicht dabei.
Sage ihm ruhig alles was Dich belastet, Dich kränkt und was Du gerne möchtest.
Wo kämen wir denn sonst auch hin, würden wir Rücksicht nehmen auf jemanden der krankhaft sein Geld verspielt.
Ganz anders als wenn er es aber nicht mehr wollte und auch bereit wäre, gegen sein Suchtverhalten anzugehen.   

Aber auch ganz klar, er kam ja zu Dir und beichtete, warum auch immer.
Dies kann schon ein Hilferuf sein, außerhalb finanzieller Interessen.
Und dann auch ein gutes Zeichen, endlich es gesagt zu haben.
Du bekamst hier ja auch schon einige Antworten mit möglichen Hilfestellungen.

Denn wenn er noch nichts ändern möchte/kann an sich , Du kannst es allemal bei Dir.
Es geht im Leben nicht immer alles glatt und verloren ist noch gar nichts...noch lange nicht.
Konsequenzen zu tragen ist eine gute Schule für Deinen Sohn, aber Du solltest sie nicht mittragen müssen.



Liebe Grüße 
Titel: Re: Angehörige eines Spielers
Beitrag von: amTiefpunkt am 23.02.2022 07:48:50
Moin Erika,

herzlich Willkommen hier bei uns im Forum, eine gute Entscheidung, hier zu schreiben!

Am schwersten für die Angehörigen ist oft zu akzeptieren, dass sie das Problem der Spielsucht ihrer Liebsten nicht lösen können. Allein dem Spieler selbst obliegt es, den Weg der Abstinenz zu gehen. Oft vergehen bis dahin Jahre, manchmal finden sie den Weg niemals.
Erika, niemand kann die Zukunft vorhersehen, du wirst diesen Weg nicht für ihn gehen können, wenngleich du ihm ggf die Richtung zeigen kannst. Was allerdings voll in deiner Macht steht, sind Entscheidungen, die deinen weiteren Lebensweg beeinflussen.
Nur weil begriffen hat, spielsüchtig zu sein, ist dies noch kein Indiz, dass er bereit dafür ist, den Weg der Abstinenz zu gehen, dieser ist nämlich mit einer Menge Arbeit und unangenehmen Entscheidungen verbunden.
Ich denke, du solltest ihm gegenüber klar deinen Standpunkt darlegen, wie du deine Zukunft siehst - nämlich dass du für ihn da bist, allerdings nur, wenn er auch gewillt ist, sein Problem angeht.
Grüße und Kopf hoch,

aT