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Spielsucht zerstört Partnerschaft

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Penny:
Hallo, ich bin 39 Jahre alt und neu hier. Ich habe den Verdacht, dass mein Lebenspartner spielsüchtig ist. Da ich mich mit dem Thema jedoch nicht gut auskenne, würde ich mich über eure Meinung sehr freuen.

Daher einfach einmal die Situation:
Ich bin mit meinem Lebenspartner seit über 6 Jahren zusammen. In den ersten drei Jahren verlief die Beziehung soweit gut und normal. Dann verkaufte mein Partner sein Haus, wo er bis dato eine Pension betrieben hatte. Und damit gingen die Probleme los. Ursprünglich wollte er zu mir ziehen und mit mir mein Haus für unsere gemeinsame Zukunft renovieren. Er entschied sich dann allerdings für eine eigene kleine Wohnung in unmittelbarer Nähe zu mir - falls es einmal Streit gibt, dass wir uns aus dem Weg gehen können, war seine Begründung. Und er begann zu der Zeit mit Börsenspekulationen (Day-Trading). Er setzte dabei den kompletten Erlös aus seinem Hausverkauf. Er erzielte zwar in der ersten Zeit noch Gewinne bei diesen Geschäften, aber ich fand es sehr risikoreich, was ich ihm auch mehrmals sagte. Er war aber wie besessen und da es nicht mein Geld war, sagte ich dazu irgendwann nichts mehr.

Und dann kam es wie es kommen musste: Ein riesiger Geldverlust. Und seither ist es so richtig schlimm. Er sitzt nur noch an seinem Rechner in seiner Wohnung, kapselt sich immer mehr ab und ist überzeugt, dass er das Geld zurückgewinnen kann. Die Beziehung leidet seither massiv.

Da ich neben meinem Vollzeitjob gerade auch noch das Haus saniere (inzwischen allein, da er ja aufgrund seiner Spekulationsgeschäfte keine Zeit mehr hat), arbeite ich seit Monaten am Limit und fühle mich inzwischen fix und fertig. Die ganze Situation mit ihm belastet mich zusätzlich, da ein normaler Beziehungsalltag überhaupt nicht mehr stattfindet.

Er sitzt morgens gleich in seiner Wohnung am Rechner und lässt sich manchmal tagelang gar nicht mehr blicken. Ich habe ihn schon mehrmals gefragt, warum er sich keine normale Arbeit sucht, da sein Geld ja jetzt sowieso weg ist. Das möchte er aber nicht, weil wie er sagt "seine Arbeit jetzt die Börsengeschäfte sind". Er ist häufig sehr gereizt und verhält sich irgendwie immer rücksichtsloser.

Ich weiß irgendwie nicht, wie ich mit ihm umgehen soll und denke, dass es sich hier schon um eine Spielsucht handelt.
Ich bekomme ihn aber nicht davon weg und denke in letzter Zeit öfters über eine Trennung nach, da ich nicht weiß, wie ich die Situation ändern kann und ich eigentlich nur noch alleine bin, was sicher nicht Sinn einer Beziehung ist. Von den einstigen Zukunftsplänen einmal ganz abgesehen.

So, jetzt habe ich mir das Ganze schon einmal von der Seele geschrieben....






Jacky1:
Hallo Penny und herzlich Willkommen im Forum,

darüber zu reden / schreiben tut gut, daher schön dass Du da bist.
Es mag für einen Börsenspekulanten normal sein, seine Verluste wieder zurück holen zu wollen.
Gerade nachdem er einen großen Teil seiner finanziellen Existenz verloren hat.
Alles aber darüber hinaus und Du berichtest ja darüber gleicht einem Untergang.

Einzusehen nichts mehr reißen zu können ist das eine, seinen Herzensmenschen Dich "alleine" zu lassen etwas anderes.
Ersteres scheint momentan eh nicht möglich und daraus resultieren natürlich Deine Sorgen und Ängste.

Wer bei solchen Dingen keine Kontrolle mehr bewahren kann, es immer und immer wieder versucht obwohl alles immer mehr den Berg runter geht.
Seine Familie und sich selbst ignoriert und in dieser Isolationsflucht verweilt, unterliegt einem pathologischen Verhalten. 

Du bist wichtig Penny, bist am Limit und ohne seine Unterstützung.
Es wäre so doch eh nur eine zeitliche Frage der Trennung, wenn Vertrauen und Zuversicht verblüht wird auch Gewohnheit keine Liebe retten.
Er muss sich besinnen, erkennen was er da eigentlich macht und was es alles wirklich zu verlieren gäbe.
Diese Verantwortung liegt alleinig in seiner Hand und Spielsucht hin und her, das kann man schon bewältigen.
Ich weiß dies gut und war nicht an der Börse und verlor dennoch einige "Häuser".

Zeige ihm was Dir wichtig ist und zwar so dass es für ihn unmissverständlich ist.
Zwingen kannst Du ihn aber nicht zu irgendwas, in der Regel findet "unsereiner" dann eh immer einen "galanten" Weg.
Der meist nur etwas vorgibt, dass man sich ändert...Lippenbekenntnisse.

Wenn sich nichts ändert...ja dann, solltest doch Du dringend etwas verändern.
So trägst auch Du eine Verantwortung für Dich selbst.
Du bist ja nun hier und nicht er!
Es kommen viele Angehörige ins Forum und berichten über ihre Partner, wie sie ihr ganzes Geld in Spielos, Spielbanken oder sonst wo verlieren.
Wie alles immer weiter zerbricht und was es zu tun gäbe.
Ich sehe absolut keinen Unterschied bei ihnen zu Dir, ja er hat eine psychische Störung.     
Er verspielt sein und Dein Leben.

Wenn er sich nicht öffnet und intensiv versucht etwas zu ändern...dann renn so schnell als Du nur kannst.
Es sein denn er trifft ins Schwarze und holt sich Millionen zurück, dann verschiebt es sich wohl etwas.
Aber im Grunde wäre es nur weiteres Spekulationsgeld.

Kopf hoch liebe Penny, berichte gerne weiter von Dir und nehme Dein Leben wieder in die eigene Hand.

Liebe Grüße   



     

medea888:
Guten Morgen Penny,

Schön dass du hier bist, schade dass du es sein musst.
Um deine Eingangsfrage zu bearworten. Ja dein Partner ist spielsüchtig.  Daytraiding gehört offiziell zu den Spielsüchten.. Und sein Verhalten unterscheidet sich nicht zu denen anderer Zocker. Hier im Forum findest du einige Beiträge dazu und alle haben gemeinsam, dass du erstmal auf Dich schauen solltest.. Und defintiv überlegen musst, ob es für Dich nicht besser wäre zu gehen. Nach Beziehung klingt das ohnehin nicht wirklich.
Schreib gerne mehr über dein Empfinden und sein Verhalten bin sicher andere Angehörige werden dir auch noch antworten...
Hier noch ein link zum lesen für dich über Daytraiding und Sucht, hab ich schnell mal gefunden gibt sicher noch mehr Literatur dazu. https://www.apotheken-wissen.de/spielsucht-beim-trading/

Bis bald liebe Penny
Gruß Medea

amTiefpunkt:
Moin Penny,

herzlich Willkommen hier bei uns im Forum, gut, dass du dir Hilfe holst.

Du hast es völlig richtig erkannt, sein Verhalten ist eindeutig pathologisch. Leider steht es nicht in deiner Macht, sein Verhalten zu ändern, dies obliegt alleine ihm selbst. Du solltest fortan mehr dein Leben in den Vordergund stellen und nicht das Seine. Hier hast du die Macht aktiv zu steuern und das solltest du auch tun. Stelle ihn nochmal zur Rede, suche das Gespräch und erkläre deine Sicht der Dinge. Erkläre ihm, dass es eine Zukunft für euch nur geben kann ohne seine Suchtausübung. Wenn er Hilfe annimmt und an sich arbeitet, besteht Hoffnung für euch beide.
Ansonsten rate ich dir, dein Leben nicht für einen pathologischen Spieler zu opfern, so hart es auch klingt...
Gute Nerven liebe Penny,

aT

Penny:
Hallo ihr Lieben,

erst einmal ganz herzlichen Dank für eure mitfühlenden Worte. Es tut wirklich gut, mich hier etwas austauschen zu können und auch einmal von außenstehenden Menschen eine Einschätzung zu bekommen.

Ich habe in den vergangenen Monaten oft auch an mir gezweifelt, ob ich etwas anders machen könnte oder ob es evtl. an mir liegt. Aber egal, was ich versucht habe, es hat leider nichts geändert. Dazu kamen auch immer wieder Schuldzuweisungen von meinem Partner. Zum Beispiel, dass sein großer Verlust nicht passiert wäre, wenn er an dem Tag nicht bei mir gewesen wäre, sondern in seiner Wohnung vor dem PC gesessen hätte. Das ist teilweise schon sehr verletzend. Ich habe ihm damals gesagt, dass er seine Wohnung dann ja theoretisch gar nicht mehr verlassen dürfte, weil Aktienkurse ja immer einbrechen können. Sein einziger Kommentar dazu war, dass er sowieso nur noch einen Deal machen wollte und dann aufgehört hätte. Genauso seine Begründung, warum er überhaupt mit diesen Börsenspekulationen angefangen hat. Das hätte er nur gemacht, weil er die Sanierung der Zimmertüren im Haus bezahlen wollte....

Wahrscheinlich kommen euch solche Sätze bekannt vor. Und inzwischen ist mir auch klar, dass das nur blöde Ausreden sind, um die Schuld jemand anderem zuschieben zu können.

Ich werde in den kommenden Tagen ein ernstes Gespräch mit ihm führen, so wie ihr mir das geraten habt. Im Moment ist er gerade untergetaucht. Das macht er irgendwie immer, wenn bei seinen "Geschäften" etwas schief läuft. Dann meldet er sich tagelang nicht. Nach ein paar Tagen steht er dann wieder auf der Matte, so, als sei das alles völlig normal.

Gerade scheint es ihm wohl richtig mies zu gehen, weil ihm jetzt das Finanzamt hinterher ist, weil er die Steuern aus seinem Betriebsverkauf nach wie vor nicht bezahlt hat. Angeblich, weil er dieses Geld braucht, um damit Geschäfte machen zu können, um seine Verluste wieder wett zu machen. Inzwischen weiß ich auch gar nicht mehr, ob er das Geld für das Finanzamt überhaupt noch hat oder ob es auch schon weg ist. Ich habe ihm geraten, mit den Leuten beim Finanzamt zu sprechen, sich einen Job zu suchen und es im Notfall halt in Raten abzubezahlen. Aber genauso gut hätte ich mit einer Wand sprechen können.

Aus meiner Sicht ist das eine endlose Spirale nach unten. Und es klingt vielleicht gemein, aber manchmal denke ich, dass es für ihn das Beste wäre, wenn er das letzte Geld auch noch verliert. Vielleicht würde er dann endlich aufwachen. Derzeit scheint er jeden Bezug zur Realität verloren zu haben.

Von daher werde ich versuchen, meinen eigenen Weg zu gehen. Mich zieht dieses Hin und Her immer wieder runter. Mal schauen, was bei einem ernsten Gespräch herauskommt ... aber ich mache mir da ehrlich gesagt wenig Hoffnung auf Einsicht. Wahrscheinlich muss er noch weiter unten ankommen, damit er anfängt etwas zu ändern.

Na ja, ich werde mich Mal etwas mit Heimwerken ablenken und sende euch
liebe Grüße,
Penny

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