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When you`re gonna make up your mind...

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Jacky1:
Hallo Jules,


--- Zitat von: Jules am 21.05.2020 21:43:49 ---Ich habe einfach das Glück, dass meine Mechanismen, mich zu schützen, mein Innerstes zu bewahren, um so Vieles sozialverträglicher sind als seine Rückzugstendenzen.

--- Ende Zitat ---

Das Eine durch das Andere zu ersetzen, gibt dem Symptom nur eine andere Bezeichnung.

Ihr haltet zusammen und geht gemeinsam diesen Weg, finde ich gut.
Es steht mir nicht zu es zu rügen, auch nicht dass Du Dich auf die gleiche Stufe stellst.
Nun gut, wenn schon...dann aber auf Augenhöhe.
Wo kämen wir auch alle hin, würden wir immer die äußerste Konsequenz wählen.

Gebt nicht auf, beide nicht.

Liebe Grüße   

Jacky1:
Hallo Harald,


--- Zitat von: haraldjunki am 21.05.2020 22:19:16 ---@jacky: wie haste es ejentlich mit de Trinkgeld an de Croupiers gehalten?

--- Ende Zitat ---

Ich gab jeweils immer den angemessenen Betrag.  :)
Allerdings war die Erwartungshaltung der Croupiers schon immer etwas lästig.

Ich gebe Dir nun einmal ein Danke unter Deinen Beitrag, nicht dass es eine besondere Auszeichnung wäre.  :)
Doch hinter Deinem Dialekt und sonstigem steht ja ein pathologischer Spieler der einen Weg gefunden hat.
Auf seine Art sich Mitteilt und im Grunde auch in vielem recht hat.

Grüß Dich             

Taro:
Moin Jules,

der schöne Beitrag mit dem Spieltisch in der Wohnung war nicht von mir sondern von TAL, nur zur Richtigstellung.
Um es für mich und andere greifbarer und erklärbarer zu machen teile ich mich in zwei Personen. Einmal der der ich ohne das Spielen bin, und einmal den Spieler. Ich habe den Spieler in mir Eugen genannt. Nun Eugen hat nur ein Interesse, er will mich zum spielen bringen. Dabei ist ihm ausnahmslos jedes Mittel recht. Auch nach einigen Jahren Spielfreiheit ist Eugen noch immer da, er meldet sich selten, doch er meldet sich regelmäßig. Eugen ist ja ein Teil von mir, er Weiss genau wo meine Schwächen sind und er hat für mich offensichtlich Zugang zu meinem Unterbewusstsein, weil er Weiss immer wieder Schwachpunkte von mir die ich selbst noch nicht kannte.
Der einzige gangbare Weg im Umgang mit Eugen ist, mit Ihm nicht zu diskutieren, Eugen ist mir in der Diskussion überlegen. Am Ende finde ich mich am Spieltisch wieder. Eugens einziges Interesse ist eben mich zum spielen zu bringen. Mit der Planung füllt Eugen 100% seiner Aufmerksamkeit. Ich habe heute wieder ein tolles Leben, darum habe ich nur begrenzte Kapazitäten Eugen abzuwehren. Der einzige Weg für mich daher, keine Diskussionen mit Eugen. Meldet er sich, schicke ich Ihn kommentarlos zurück ins Körbchen. Das heißt, ich gehe mit Eugen Niemals auf Augenhöhe.

Bei einem Nassen Spieler ist es nun so, daß Eugen das sagen hat. Immer wenn sich der nicht Spieler meldet, wird der von Eugen zurück ins Körbchen geschickt. Ein aktiver Eugen hat nur ein Interesse. Partner Freunde und Bekannte werden nur dafür genutzt weiter spielen zu können. Auch und gerade im emotionalen Miteinander ist er in der Lage die feinsten Schwingungen aufzunehmen und in seinem Sinn zu manipulieren.

Was Jacky geschrieben hat gilt auch für mich, es steht mir nicht zu es zu rügen, aber doch möchte ich vor der Gefahr warnen sich mit einem Eugen auf Augenhöhe zu unterhalten oder schlimmer noch, sich von Eugen auffangen zu lassen.
Woran erkennst Du ob Du Deinen Partner oder Eugen vor Dir hast?

Dein Partner wird alles, aber auch wirklich alles tun um aus dem Körbchen raus und Eugen rein zu bekommen. Nicht morgen sondern sofort. Kein Preis für die Freiheit wird dafür zu gross sein.

Taro

Jules:
Lieber Jacky, lieber Taro!

Eure Beiträge bringen mich zum Nachdenken, danke.

Jacky, heute Früh habe ich dich gelesen und die Runde mit meinem Hund durch den Wald genutzt, um darüber zu reflektieren. Mein erster Impuls war: Jetzt muss ich schnell erklären, wie ich das gemeint habe, sonst werde ich noch missverstanden und alle glauben, ich schlittere gerade in die Co-Abhängigkeit rein. Mein zweiter Impuls war: Ja, aber tust du das nicht tatsächlich?

Ich habe ein paar Alarmglocken bimmeln gehört, deinerseits. Ja, wir kennen uns nicht, aber du kennst die Sucht und die Mechanismen und, so nehme ich an, die Versuche der Angehörigen, damit zu Rande zu kommen.

Was ich sehr schön finde, ist dein Ausdruck "auf Augenhöhe". Ich denke, es ist essentiell für uns gewesen, uns emotional wieder auf Augenhöhe zu bringen - meinen Mann und mich, nicht die Sucht, die ich als dritte Person in unserer Ehe empfinde. Die Schieflage, die durch diese dritte Person da ist, die können wir durch diese Augenhöhe wohl überhaupt erst wahrnehmen.

Nachdem ich wieder daheim war, hatten wir jetzt noch ein Gespräch, wieder sehr anstrengend, aber eben auf Augenhöhe - emotional. Für mich heißt das: Wir beide haben unsere Defizite und Verletzungen, aber wir sind noch die Menschen, in die wir uns verliebt haben und die den Wunsch haben, ihr Leben miteinander zu verbringen. Von dieser Basis aus kann ich meinen Mann mit meinen Sorgen und Ängsten konfrontieren, und auch - wertfrei, ohne ihn als Mensch in Frage zu stellen - mit meinem Gefühl, dass es noch viel mehr Konfrontation und Arbeit und Erkenntnis brauchen wird, um die Sucht überhaupt einmal wahrzunehmen.

Taro, vorab einmal: Entschuldige, dass ich dich verwechselt habe!
Zu dem, was du sonst schreibst, kann ich mich nur fragen, ob du vielleicht eine Kristallkugel hast... nachdem ich Jackys Beitrag gelesen habe und während ich mit meinem Mann gesprochen habe, hast du wohl deinen Beitrag verfasst, der so ziemlich das wiedergibt, um was es sich in unserem Gespräch (auch) gedreht hat, und vor allem hast du es geschafft, das, worüber wir teilweise um Worte ringen, auf den Punkt zu bringen.
Nein, mit Eugen wird nicht diskutiert. Und genau darum ging es gerade... woran erkenne ich, ob ich mit Eugen spreche oder mit meinem Mann? Aktuell ging es darum, dass ich ihn darauf ansprechen und konfrontieren soll, wenn mir auffällt, es läuft wieder aus dem Ruder (egal, ob es um Spielen geht - was derzeit sehr eingeschränkt, da kein Zugriff auf Geld da ist, bzw. nur mit Hürden). Klingt ganz nett, im Optimalfall, in der Ponyhof-Welt wird mein Mann dann ganz reflektiert sagen: Oh, danke für den Hinweis, das ist nett von dir, gut dass du es erwähnst, grade drifte ich wieder in Verhaltensweisen ab, die mir nicht gut tun.
In der Realität ist damit zu rechnen, dass er auf meine Konfrontation pfeift, weil eben grad Eugen am Steuer sitzt.

Eine meiner größten Fragen im Umgang mit der jetzigen Situation ist: Wie kann ich es schaffen, meine Bedürfnisse, Ängste und Wünsche in der Balance zu halten? Dass ich berufliches Vorwissen habe, ist Fluch und Segen zugleich. Wäre mein Mann, oder wir beide, mein(e) Klient(en), wüsste ich, was ich zu tun hätte; ich würde begleiten und konfrontieren. In meiner Rolle als Ehefrau kann ich Beides nur bedingt, und noch dazu stellt sich die Frage: Wer begleitet und konfrontiert mich?

Hilfreich für mich wäre eine Beratung, sei es eine SHG, eine Therapie, was auch immer. Ich wünsche mir Draufschau und Input von außen, für beide. Und zwar vor allem, weil mein Mann - und damit habe ich ihn sehr wohl konfrontiert, dass das meine Meinung ist - noch immer denkt, er käme allein aus dem Schlammassel, welches im Übrigen nicht nur aus seiner Spielsucht besteht. Aus meiner Sicht ist der Versuch, es allein, und vor allem mit den altbekannten Strategien (und Eugen im Nacken!) zu versuchen, ein Spiel mit dem Feuer. Und zudem unfair mir gegenüber, weil es mich potentiell immer wieder in Gefahr bringt, die Nerven zu schmeißen, selbst durch sein Verhalten angetriggert zu werden und damit in Hilflosigkeit, Wut und Beschämung gestürzt zu werden.

Ich allein bin nicht stark genug, um Eugen konsequent zu ignorieren, mit mir spricht er zudem ja nicht einmal. Abgesehen davon gibt es nicht nur Eugen, sondern auch noch vier oder fünf andere Einflüsterer, die nichts anderes zu tun haben, als zu flüstern: Bleib noch eine Stunde länger vorm Computer. Spiel doch noch eine Runde mit den Jungs an deinem Onlinegame. Was macht denn schon noch ein Stück Schokolade. Bleib doch einfach länger wach. Ach, du musst nicht aufstehen und mit dem Hund rausgehen, deine Frau macht das alleine. Geh einfach schlafen am Nachmittag, gestern war`s wieder spät, nur eine Stunde - du kannst dann ja auch in der Nacht arbeiten. Oder gamen. Oder zocken.

Diesen Eugens mit den eigenen Mitteln zu widerstehen stelle ich mir, beim besten Willen, unmöglich vor. Denn die eigenen Mittel und Strategien haben es den Eugens ja überhaupt erst ermöglicht, so stark zu werden.

Und im Übrigen habe ich auch meine Eugens zwischengeparkt bei mir, so ist es ja nicht... Taro, du hast völlig recht, anders, als diesen Schweinehund konsequent ins Körbchen zu schicken geht es nicht.

Harald, zu deinen Fragen: Nein, das Haus gehört uns (bzw. der Bank) zu gleichen Teilen. Und ja, er ist bereit auszuziehen und seinen Anteil am Kredit und den Erhaltungskosten weiter zu bezahlen. Aktuell ist das jedoch kein Thema.

Ich lese mir jetzt gar nicht mehr durch, was ich geschrieben habe - in Wahrheit, weil ich Angst habe, dann noch tausend Sätze hinzuzufügen, die erklären, erklären, erklären sollen, wie ich mich fühle, weil das eine meiner größten Ängste ist - dass ich nicht verstanden werde, egal, wie sehr ich es versuche...

...ich denke aber, ihr versteht, nur zu gut -

So long,

Jules

Jules:
Eines noch, zum Thema Geld: Ich denke nicht, dass schneller Zugriff auf Geld, andere Konten etc. derzeit nicht* möglich sind. Es wäre aber ein Leichtes für meinen Mann, mit seinem Ausweis zu Bank zu marschieren und wieder Zugriff zu beantragen. Und selbst mir, als Nicht-Spielerin, fallen ad hoc drei Möglichkeiten ein, wie er zu Geld von unserem gemeinsamen Konto kommt, ohne auch nur vom Sofa aufstehen zu müssen.

Anyway. Das zu verhindern (oder es auch nur zu versuchen) liegt wahrlich nicht in meiner Verantwortung!

Jules

* ich habe das "nicht" hinzugefügt, weil es war, was ich schreiben wollte - vielleicht hat sich da aber ein Freud`scher Verschreiber eingeschlichen...

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