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Letzte Chance?

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Mina:
Hallo,

Ich habe schon öfter hier im Forum mitgelesen, und nun bin ich in einer Situation, wo ich nicht mehr weiter weiß.

Mein Verlobter ist spielsüchtig. Wir sind seit 5 Jahren zusammen und in dieser Zeit hatte er 4 Rückfälle. Leider hat er bei diesen Situationen immer sehr hohe Summen verspielt, wodurch er Schulden in Höhe von 50.000 Euro hat.
Bis jetzt hatte ich immer die Hoffnung, dass er es wirklich schaffen wird.

Bei seinem letzten Rückfall, vor 1 Woche, war bei mir alles anders. Ich konnte nicht einmal etwas dazu sagen. Ich war sprachlos und fassungslos. Mich hat das so getroffen. Ich weiß, viele sagen, ich hätte das kommen sehen müssen. Aber es war für mich so ein endgültiger Tiefpunkt erreicht. Ich weine seit Tagen ununterbrochen, weil ich mich so fühle als wäre ein Fremder neben mir. Mit ihm zu reden ist total ermüdend und enttäuschend.
Er will keine Therapie mehr machen, weil er meint das  ist unnötig und hilft ihm nicht. Und er hat sich auch geweigert, seine Kreditkarte zu kündigen, damit sowas nicht nochmal passiert. (wir waren im März in den USA und nur für diesen Anlass hat er eine beantragt.)
Davor lief es "gut". Er zahlt seinen Kredit und regelmäßig seine Anteile für Wohnung etc.

Ich habe ihn nun gebeten auszuziehen, weil ich nicht mehr weiter weiß. Natürlich versucht er mit aller Kraft mich umzustimmen. Er verspricht mir, das er diesmal alles anders macht. Ich bin so hin und her gerissen. Was wenn er es diesmal wirklich schafft?
Und gleichzeitig, weiß ich, dass es wahrscheinlich nicht so sein wird.

Kann ich es noch vertreten ihm eine letzte Chance zu geben? Ich habe Angst, dass er wenn er auszieht noch tiefer abrutscht, und ich habe große Angst um ihn.
Gleichzeitig habe ich aber auch Angst um mich, weil es mir mit der Situation so schlecht geht.
Ich fühle mich mit der Situation so überfordert, dass ich es nicht schaffe einen Entschluss zu fassen.

Soll ich mir nun überhaupt noch seine Entschlüsse und Pläne anhören? Gibt es irgendeine Art festzustellen, ob es ihm ernst ist oder nicht?
Oder einfach aufgeben...?

Danke im Voraus für Eure Antworten!
Liebe Grüße,
Mina

Jacky1:
Hallo Mina und herzlich Willkommen,

50 000 Euro fehlen Euch jetzt nicht nur in einer zukünftigen Ehe, sondern sind auch noch zurück zu bezahlen.
Dies kann man schon meistern und ist eine gute Erinnerung, bei jeder fälligen Rate.
Das Geld schon wichtig ist, für eine kommende Familie.

So etwas wie eine letzte Chance gibt es nicht, für einen spielsüchtigen Menschen.
Doch was es gibt, ist eine absolute Gewissheit etwas zu verlieren, eine zukünftige Ehefrau!
Reden, reden, reden......ja, Spieler können gut daher reden.
Liebe Mina, ein Schwätzer wird immer ein Schwätzer bleiben.
Wenn er nicht umgehend alles daran setzt, seinen Worten Taten folgen zu lassen.
Nicht nächstes Jahr, Monat oder Woche...sofort!

Und ja, Spielsucht ist eine ernste Krankheit, ich habe sie auch selbst.
Rückwirkend wäre ich froh gewesen, Menschen an meiner Seite wären weggelaufen so schnell sie nur könnten.
Anstatt sich mir anzutun.

Da lebt man mit einem Menschen zusammen, schmiedet Pläne und träumt von einer liebevollen Zukunft.
Man muss sich doch vertrauen können, ein Versprechen muss auch ein Versprechen bleiben.
Wer möchte schon einen süchtigen Lügner an seiner Seite?
Und nun?
Bist Du so unsicher geworden,so dass Du Dich hierher wendest.
Hervorragend und klasse von Dir, es ist Dir nämlich wichtig!
Und obwohl ich sein bisheriges Verhalten verstehen und sogar leicht nachvollziehen kann, würde ich ihm gerne in den Arsch treten.  :)
Weil seine event. zukünftige Frau es nicht möchte, dass er spielt!!!
Und zwar so sehr, dass Du ihn lieber verlassen würdest, als länger irgendwelche Lippenbekenntnisse zu hören.

Du bist ja nun hier und nicht er.
Daher bist Du mir gerade auch viel wichtiger als ein Spieler.
Es ist sehr einfach festzustellen ob er nun endlich etwas ändert, es liegt alleinig in Deinem Vertrauen.
Bist Du dazu noch bereit ?
Du musst gar nichts aufgeben, dies übernimmt er schon ganz alleine.
Liebe ist vergänglich sogar wenn man vor einem himmlischen Gericht darauf schwört.
Und zwar dann.....wenn ein ganzes eingesetztes Vertrauen eh umsonst war.

Seine Pläne kannst zu ruhig anhören, ein Versprechen ist wie ein Vertrag.
Spielsucht hin oder her, bei Vertragsbruch erfolgt die Kündigung!
Regeln werden nun nicht mehr gebrochen, auch nicht von Dir.
Er ist der Mann Deines Herzens ?
Wenn er es lieber weiterhin verspielt, gehörte er eh nie dort hin.

Hilfe ist doch da, er soll sie nun endlich auch wirklich nutzen.
Und nicht mehr nur davon reden.
Egal ob er nun seinen Kredit bezahlt und sich an den Kosten der Wohnung beteiligt, dies ist doch eh Selbstverständlich.
Du bist viel zu wertvoll...unendlich, für einen verlogenen Spieler...aber nicht für einen ehrlichen Ehemann.
Ohne Euch zu kennen wünsche ich mir, dass Ihr beide es schaffen werdet.
Hätte ich doch nur eine alte Öllampe, an der ich reiben könnte und ein Gin käme heraus um mir diesen Wunsch zu erfüllen.
Habe ich aber nicht....so vertraue auch ich nur in Dich. 

Geheiratet wird erst wenn man sich blind vertrauen kann, nicht bis ein Spiel Euch wieder scheidet.

Schön dass Du da bist.

Liebe Grüße
                 

         

Mina:
Lieber Jacky,

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Es tut so unendlich gut offen und ehrlich über das Thema schreiben zu können!

Die Hochzeit wäre zum Glück erst nächstes Jahr gewesen, und es ist auch noch nichts gebucht oder fixiert. Für mich ist das auf jeden Fall in weite Ferne gerückt.

Ich liebe diesen Mann wirklich sehr. Pro Jahr hat er einen Rückfall und die restliche Zeit bereichert er mein Leben.
Unsere Finanzen sind komplett getrennt, und ich könnte die Wohnung auch alleine weiter finanzieren, sollte er ausziehen. Daher fällt mir dieser endgültige Entschluss so furchtbar schwer.

Er möchte heute nach der Arbeit nochmal in Ruhe mit mir sprechen. Er hat mir auch seinen Login für sein Bankkonto gegeben, damit ich mich vergewissern kann, dass es außer diesem einen Mal keine weiteren Geheimnisse gibt.

Ich habe mir für das Gespräch überlegt einfach nur ihn sprechen zu lassen, und alle seine Vorschläge auch aufzuschreiben. Damit wir im Anschluss nochmal ein Fazit aus dem ziehen können was er nun verspricht.

Und anschließend muss ich entscheiden, ob mir diese Maßnahmen als ernsthaft genug erscheinen.

Diese Ungewissheit, ob er es ernst meint oder nicht - ich fühle mich fast als wäre ich selbst Spielerin, die jedes Mal alles auf ihn setzt - und verliert. :(

Eine Frage habe ich noch, sind Maßnahmen die ich ihm vorgebe, überhaupt zielführend?
Also wenn ich z.B. sage er muss seine Bankkarten abgeben, anstatt das er es selbst vorschlägt?

Vielen Dank und sonnige Grüße!
Mina



Jacky1:
Liebe Mina,

Du liebst ihn sehr, dann tust Du natürlich noch alles für Ihn.
Dies ist ja auch gut so, und ja, ein kräftiger Schupps kann ihm sicherlich nicht schaden.
Macht es zusammen, solange es Du noch kannst.

Ich bin ein gefallener König, ein König der Zocker gewesen.
30 Jahre lang habe ich mir diesen Titel erarbeitet, es wäre kaum möglich gewesen noch nachhaltiger zu spielen und zu lügen.
Auch hier im Forum gibt es noch weitere, allerdings nur Prinzen.  :)
Wir haben es auch geschafft damit zu brechen.

Doch wir beide kennen uns ja nicht,sind ja sozusagen Fremde.
Dennoch ich sitze nun hier im Motorradanzug und verschiebe meine fahrt durch den Schwarzwald etwas.
Dies ist es mir allemal wert, meine Prioritäten.
Und sollte Dein Verlobter nur einen Tag weniger für Dich da sein, als ein völlig Fremder.....
Dann ......Du weißt ja selbst.

Druck auszuüben und auch daraus Konsequenzen zu ziehen sind sicherlich nicht verkehrt.
Um Deinen Wunsch nachhaltig zu unterstreichen.   

Grüß Dich ...nochmal.  :)   
 

Taro:
Moin und Herzlich Willkommen Mina,

was mich lange Zeit abgehalten hat mit dem Spielen aufzuhören ist eine "wärmende Hand" unter dem Hintern. Auch in meinem Fall eine mich liebende Partnerin die immer wieder meinen Lippenbekentnissen geglaubt und mir immer und immer wieder eine Chance gegeben hat, selbst nachdem ich Ihren Schmuck versetzt hatte. Als Sie mich dann endlich verließ, da ging es mir wirklich schnell schlechter (zum Glück), weil nur so kam ich zu meinem "persönlichen Tiefpunkt". Der Punkt wo ich mich entscheiden musste, Tod mit Spielen bis zum Schluss, oder Leben ohne Spielen. Aufgrund allerlei glücklichste Umstände bekam ich die Möglichkeit mich für das Leben entscheiden zu können.

Der Weg in die Spielfreiheit bedeutete für mich, ich war Spieler durch und durch, ich musste 100 % geben. Alles, wirklich alles wurde der Abstinenz untergeordnet. Kontrollieren von anderen habe ich mich nie lassen, weil das schon der Anfang einer Unehrlichkeit gewesen wäre. Ob ich Rückfällig werden würde oder nicht könnte niemand vorhersagen, und ich hätte zwei Rückfälle nach 2 und nach 4 Jahren. Und doch war meinem Umfeld klar, daß sich etwas grundsätzliches geändert hatte. Die ersten 2 Jahre ging ich täglich in eine SHG. Ehrlichkeit hat eine für andere oft schon grotesk wirkende Priorität in meinem Leben erhalten. Ich bin zum Beispiel nach einem Eiskauf einen Kilometer zurück gegangen, weil ich jetzt erst bemerkte das ich zuviel Wechselgeld bekommen hatte.
Achte mehr auf die Taten als auf die Worte.

Ich wünsche Dir viel Kraft und Weisheit.

Taro

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