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Autor Thema: Hallo, ich bin Florian, 21 Jahre alt und komme aus Österreich.

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F
Seit meinem 18. Lebensjahr bin ich spielsüchtig – und in den letzten zwei Jahren ist es extrem geworden. Insgesamt habe ich bereits rund 20.000 € verspielt. Ich habe mich vor einiger Zeit im Casino sperren lassen, war auch bei einer Suchtberatung, aber beim dritten Gespräch bin ich nicht mehr erschienen.

Danach hatte ich immerhin sechs Monate lang keinen Rückfall. Leider kamen dann kleinere, schleichende Rückfälle – erst 200 €, dann 500 €. Vor Kurzem hatte ich es endlich geschafft, wieder 3.000 € anzusparen. Und dann habe ich diese Woche wieder alles verspielt – diesmal auf unseriösen (vermutlich Scam-)Seiten, weil es in Österreich nur eine lizenzierte Plattform gibt und man bei den illegalen Seiten oft leichter “reinrutscht”.

Was es schlimmer macht: Ich trinke sehr viel Alkohol – besonders, wenn ich verloren habe. Dann sind es schnell 8–12 Bier, manchmal bis 10 Uhr vormittags, danach schlafe ich bis abends. Arbeiten fällt mir schwer, ich bin öfter im Krankenstand. Ich rauche 1–2 Schachteln Zigaretten am Tag, besonders nach Verlusten.

Psychisch bin ich am Ende. Ich habe früher viel gespart, in Aktien investiert, war eigentlich sehr diszipliniert – und dann so was: Neue AirPods für 250 €? Undenkbar. Aber 2.000 € in 2 Tagen verzocken – kein Problem.
Ich hasse mich teilweise für diese Dummheit.

Diese Woche habe ich sogar meinen zweiten Bildschirm kaputtgeschlagen – das ist nicht normal. Ich merke, wie meine Wut und Selbstverachtung überhandnehmen.

Ich wohne allein, habe Verantwortung, aber schaffe es oft nicht mal, aufzustehen. Meine Mutter hilft mir regelmäßig, zahlt oft meine Miete mit – aktuell habe ich ca. 1.500 € Schulden.
Was mir noch irgendwie Halt gibt, sind meine zwei Katzen – ich weiß nicht, was ich ohne sie machen würde.

Durch die Sucht habe ich auch meine Abschlussarbeit nicht fertigbekommen, weil ich keine Kraft hatte. Ich schäme mich dafür, in meinem Alter noch immer so festzustecken.
Langsam komme ich mir selbst einfach nur noch blöd vor – und ehrlich gesagt: Ich weiß nicht mehr weiter.



Warum ich das schreibe:
Ich weiß nicht, was ich mir erhoffe – vielleicht einfach jemanden, der mich versteht. Vielleicht Tipps. Vielleicht nur das Gefühl, nicht ganz allein zu sein.

Danke, wenn du das bis hierher gelesen hast.

– Florian
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TAL

Hallo Florian,

Willkommen bei uns.

Wenn du jemanden suchst, der dich versteht - ja, das tue ich. Etwas nicht erklären zu müssen, macht es auch einfacher, darüber zu reden... oder zu schreiben.
So hast du zumindest einen Anfang gemacht.
Doch damit ist es noch lange nicht 'getan' - aber ich denke, das weißt du selbst. Darum erspare ich mir jetzt auch die üblichen 'Begrüßungsfloskeln'.

Ich habe auch mal ein Studium geschmissen, weil ich 'Besseres' zu tun hatte. Ich habe dann auch noch einige Jahre so weitergemacht. Das ist jetzt nicht mehr 'die Welt', wie man so sagt, mir geht es auch so recht gut heute. Es war aber ein unnötiger, sehr anstrengender 'Umweg'. Du bist noch jung, laß es also am besten gar nicht erst soweit kommen.

Da hilft es, in kleinen Dimensionen zu denken. Keine Horrorszenarien, kein Was-Wäre-Wenn. Sag dir nicht, was nicht geht... sondern schaue für dich, was machbar ist, Hier und Jetzt. Und bleibe dabei. Jeden Tag.
Wie kannst du dir das Spielen so schwer wie möglich machen? (Unmöglich geht nicht, das weiß ich selbst nur zu gut)
Was tust du bei Suchtdruck? (Sei darauf vorbereitet, denn der kommt, und das mit Sicherheit)
Wie füllst du deine Freizeit? Was machst du bei / gegen 'Langeweile'?
Wie gehst du mit deinen finanziellen Verpflichtungen um? (Auch bei nahestehenden Personen sollte man das so schnell wie möglich lösen, ob die nun darauf 'bestehen', oder nicht.)

Aber am Allerwichtigsten ist: Was mußt du in Zukunft anders machen? Was genau ist es, das du nicht aushältst, ohne das Verlangen zu bekommen, es 'wegdrücken' zu wollen? Kannst du das (für dich) in Worte fassen?
Diese Fragen mußt du auch nicht mir oder 'uns' beantworten, sondern allein dir selbst. Das wirst du auch nicht 'über Nacht' schaffen, und sehr wahrscheinlich auch nicht ohne Hilfe 'von Außen'. Ich habe sehr lange gebraucht, das für mich zumindest ansatzweise zu verstehen.
Doch wenn man weiß, wie man selber 'tickt', ist es einfacher, potenziell gefährliche Situationen zu 'umschiffen'. Denn ganz 'weggehen' wird das nie.
Ich habe lernen müssen, mit der Sucht zu leben, und nicht gegen sie. Das wird nämlich nichts, sie kennt mich zu gut. Dazu mußte ich mich aber erstmal selbst 'kennenlernen'. Das war sehr unangenehm, aber notwendig.

Also. Aufgegeben ist nicht, das sagst du ja selber. Aussitzen aber auch nicht - denn da hat jemand den 'längeren Atem'. Was kannst du also tun, um aktiv zu werden?
Nicht übermorgen, nicht nächste Woche, sondern jetzt?
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Guten Morgen Florian,

Tal hat die schon sehr schön geantwortet.
Ich will dich aber auch gerne hier in der Runde willkommen heißen. Und ja alle hier, bis auf die Angehörigen vielleicht, verstehen dich sehr gut. Wir saßen alle Mal im dunklen und wussten nicht wo es wieder heller werden könnte. Aber ich kann dir versprechen kann es gibt ein Licht und man kann das schaffen. Nicht alleine aber man kommt da raus.
Warum bist du nicht mehr zur Beratung gegangen?
Weiss deine Mutter von deinen Süchten, denn es klingt als hättest du mehrere... Im Grunde ist es nicht gut, dass sie die hilft...
Es ist heute deine Entscheidung, ob du spielen willst. Entscheide dich heute es nicht zu wollen...
Und morgen ist ein neuer Tag... Und wenn dein Geist sich etwas Abstand verschafft hat, wirst du klarer sehen.
LG Medea
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Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.

Aristoteles
 
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Hallo Florian und herzlich Willkommen im Forum,

du hast "wilde" Jahre hinter dir oder eigentlich genau das Gegenteil.
Verständlich bei jedem Suchtkranken, aufzugeben wenn alles immer und immer wieder zerbricht durch eigenes Verhalten.
Auch bequem eine Mutter zu haben die dich dann finanziell unterstützt, wenn du dein Geld verspielst.
Du stehst am Anfang eines hoffentlich langen Lebens, und zumindest im Außen scheint alles noch überschaubar zu sein.
Dein emotionales Befinden hingegen gleicht einem endlosen Werdegang eines zerrütteten Menschen. 


Warum ich das schreibe:
Ich weiß nicht, was ich mir erhoffe – vielleicht einfach jemanden, der mich versteht. Vielleicht Tipps. Vielleicht nur das Gefühl, nicht ganz allein zu sein.

Florian, dies ist zumindest mir viel lieber als hier Schwüre auf wehenden Fahnen zu schreiben.
Was du alles machen könntest und mit einer aufgesetzten motivierenden Kraft dich eh nur wieder selbst belügen würdest.

Ein "gutes" Leben in Zukunft, event. mit einer eigenen Familie, Freude zu empfinden und dabei frei zu sein,
gesund und ohne Scham, in deiner eigenen emphatischen Welt ohne Sucht als Begleiter.
Wäre deine Alternative und da lieber Florian sollte es nun hingehen.
Ich bin da schon angekommen, nach 30 Jahren die deinen letzten sicherlich kaum hinterher stehen.

So kenne ich dein Empfinden und Handeln ganz gut.
Und es freut mich wirklich dass du nun hier bei uns bist.
Du magst hilflos deinen Süchten gegenüber sein, mehr aber auch nicht!
Gehe es an Florian, sehr gerne begleiten wir dich dabei.
Einen Schritt nach dem anderen, suche dir unbedingt auch Weggefährten die dich vor Ort unterstützen.
Die dir z.B helfen deine Gelder zu verwalten, an die du dich direkt wenden kannst und mit jedem der es dann auch weiß.....
fällt jemand aus, den du weiterhin belügen müsstest. 

Bleibe nicht mehr stehen Florian, viel zu wertvoll ist deine Lebenszeit dafür.
Schön dass du endlich hier bist.

Liebe Grüße     
 
 
         
     
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Moin Florian,
auch von mir ein herzliches Willkommen.

Hoffe mal, dass du auch wiederkommst :-)
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