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Autor Thema: Leit(d)faden

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Leit(d)faden
OP: 10.01.2022 17:40:31
Hallo,

...entstanden aus einem Gespräch mit einer Ehefrau eines pathologischen Spielers.

Ein path. Spieler ergibt sich nicht seiner Sucht durch Langeweile, alltägliche Sorgen oder mangelnde Disziplin,
Er mag es für sich gerne als Begründung erscheinen lassen, seine intuitive Handlung dabei nährt diese Gedanken.
Auf die Frage "Warum spielst du eigentlich?" kommt jeder zu einem Punkt wo er es als eine Flucht deklariert.
Ich selbst wende es ja auch immer an, um zu umschreiben  was doch der eigentliche grundlegende Faktor dafür war.
Ein unbändiges Verlangen tief verankert in meiner Spielsucht.   

Nehme dem Kind seine Spielsachen, dann kann es ja nicht mehr damit spielen.
Es dem süchtigen Partner nun zu verbieten oder ihn davon wegbringen zu wollen, ihm die Möglichkeiten zu nehmen um wieder spielen zu können.
Wäre ja durchaus eine präventive Maßnahme die zweifellos eines guten führsorglichen Willens entstand.
Doch würde dadurch ein Graben entstehen, dieser schier "lebenserhaltende" Drang in den Augen eines Spielers wäre bedroht.
Er würde es als einen Angriff wahrnehmen, der liebe Partner nur noch ein feindlicher Gegner.
Die Beziehung nur weiter gebeugt und intensiver das Suchtverlangen zukünftig verheimlicht.

So bleibt  einem Angehörigen, der sehr darin bestrebt diese Partnerschaft zukünftig auch aufrecht zu erhalten nur eine Akzeptanz zu vermitteln.
Wie wichtig es ist, dass der Spielsüchtige Partner dies auch verstehen würde, was maßgeblich ihn dazu bewegt.   
     

In einem intensiven Gespräch die eigenen Sorgen und diesen unglaublichen Sorgenalltag zu schildern, wie man selbst daran zerbricht
und wie sehr man als Angehörige mitgefangen ist. Mit eben dem erwähnten Verständnis auf beiden Seiten. wäre die einzige Möglichkeit
eine Motivation zu erreichen.
Die keineswegs das Suchtverlangen beeinflusst, aber die schwere des gemeinsamen Alltags greifbar machen könnte.

Wiederrum weitere Konsequenzen aufzuzeigen würde für den Spieler wieder als Provokation wahrgenommen.
"Wenn Du wieder spielst, werde ich Dich verlassen"....
Die Folge wäre ein weiterhin verlogenes Schauspiel, event. sogar "Alibi" - SHG Besuche oder sogar "Schein" - Therapien.
Nun aber ist es eh ein Verlust, für beide.
Dem Süchtigen droht der Verlust seiner "notwendigen" Suchtausübung oder der Partnerschaft.
Dem Angehörigen seine Zukunft und Träume mit dem momentanen Partner zu begraben.

Es bleibt ein Spiel für den Spieler, die Einsätze  werden halt höher.

Die Einsicht und der feste Wille um es zu begreifen, wird nicht entstehen durch angedrohte Veränderungen.
Sondern nur durch Verlust,
Angehörige und Spieler benötigen Selbstvertrauen, sie sollten es sich beide auch geben.
Und wenn der pathologische Spieler nicht loslassen "kann" , dann "muss" es der Angehörige leider lernen.
Sonst entsteht keine Motivation, sondern nur Hoffnung.
Dies wäre allemal viel zu wenig.

Und nicht vergessen dabei, dies hier entsprang aus mehreren Gedanken, aber ....
unter Voraussetzungen eines süchtigen Partners, der leider nur einen Weg kennt...zum Spiel.

Liebe Grüße

       

 
 
       
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Re: Leit(d)faden
#1: 10.01.2022 17:45:02
Nach 2 mal lesen immer noch nicht verstanden.
Ich lese es später erneut.
Man gibt ja nicht so schnell auf !
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Re: Leit(d)faden
#2: 10.01.2022 17:49:25
Nach 2 mal lesen immer noch nicht verstanden.
Ich lese es später erneut.
Man gibt ja nicht so schnell auf !

Ja eben..., und gerade Angehörige könnten es nach 100 mal lesen event. auch nicht.
Manche Dinge muss man erst erlernen.  :)
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JJ

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Re: Leit(d)faden
#3: 10.01.2022 18:29:45
Letztendlich kann man dem spielsüchtigen Partner Unterstützung anbieten, wenn er die möchte. Z.B. die Kontoführung übernehmen. Das geht aber eben nicht unter Zwang. Sondern nur, wenn der Spieler selbst darum bittet.
In der Theorie soweit alles klar.

Es schadet nicht, dem Spieler die Entscheidung zu überlassen, weiterspielen zu wollen. Wenn er das will, soll er das entscheiden können. Soweit auch klar.

Problem in der Praxis: Ich als Angehörige bin ziemlich tief involviert. Emotional und finanziell. Koche über vor Wut. Sterbe vor Angst. Bin tief verletzt. Zu versuchen, diese Gefühle wegzuschieben, würde mich krank machen, da bin ich mir sicher!!

Bin auch leider kein Therapeut, der immer das tut, was für den "Patienten" gerade das beste ist.

Und so muss er halt damit klarkommen, dass ich ihm meine Emotionen um die Ohren haue.
Vielleicht für ihn ungesund.
Für mich gesund.

So ist das Leben.

Am nächsten Tag (oder noch am gleichen) sitzt man dann wieder friedlich beinander und sortiert die Gefühle. Hilft doch alles!!! Auch das Gewitter darf sein. Finde ich.

JJ
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Re: Leit(d)faden
#4: 10.01.2022 19:47:45
Hallo JJ,

Du hast es wunderbar beschrieben in Deinem Beitrag.
Was nun für mich oder dem jeweiligen Leser greifbar und wo man gerne ansetzen mag...... 

Ich als Angehörige bin ziemlich tief involviert. Emotional und finanziell. Koche über vor Wut. Sterbe vor Angst. Bin tief verletzt. Zu versuchen, diese Gefühle wegzuschieben, würde mich krank machen, da bin ich mir sicher!!

Spürbar was dahinter steckt, "man" möchte anraten ...befreie Dich von diesen Dingen.
Dies ist alles nicht leicht für Dich, aber es ist eine Stütze.
Davon hier für Angehörige zu berichten und ich kann nur erahnen, es stützt Dich hier dann auch etwas dabei.

Liebe Grüße

   

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A
Re: Leit(d)faden
#5: 10.01.2022 20:36:41
Moin,
ja  Jacky nach meinem Verständnis spiegelt Dein Beitrag genau das was  die Angehörigen bei einem Geständnis eines nassen Spielers empfinden, der eben im ersten Schritt seine Spielsucht  erstmal mitteilt, aus welchen Gründen auch immer:  Eine Ratlosigkeit in der Hilfestellung. Konsequent sein, oder nicht ? Wenn worin ,konsequent sein ? Dabei sollten sie noch aufpassen, das sie selbst nicht mit untergehen. Für sich klären, wie weit sie mitgehen können. Alles abwägen. Die ganzen  leeren Versprechungen, die ganzen Enttäuschungen, Verletzungen aushalten und nicht persönlich nehmen. Sie sitzen in einer unverschuldeten Situation, womöglich mit Kind, Haus und den ganzen zusätzlichen Schulden. Dürfen kein Druck aufbauen, weil dann fühlt sich der Spieler bevormundet, dürfen nicht drohen, weil das streut Misstrauen und nährt die Sucht. Es geht soviel kaputt, ist das noch zu kitten ?  Wie für mich als Spieler die Einsicht dem Spiel ggü machtlos zu sein, gilt für die oder dem Angehörigen die Einsicht über die Machtlosigkeit der eignen Beeinflussung zur  Abstinenzentscheidung des Spielers. No Chance, no way. Mehr als Hilfestellungen können Angehörige nicht geben, sie sollten dann aber eben auch für sie selbst tragbar sein.
Zudem tickt ja jeder Mensch noch anders, der eine hört nachdem Geständnis auf..... arbeitet es auf und kann langfristig ohne Zwang  zu spielen, leben. Der andere hört auf, macht aber nix,  oder zu wenig ,sucht  sich eine andere Sucht oder rutscht nach Jahren wieder in die Spielsucht.  Der andere spielt und lügt bei nächster Gelegenheit weiter. Wer aber kann das alles vorraussagen ? Welcher Angehörige will denn beurteilen, ob der Spieler genug aufgearbeitet hat, könnte ich als Spieler ja nicht einmal selbst beurteilen.....

Ich selbst habe es meiner Ex 2016 auf Druck und Erklärungsnöten und( der wichtigste Punkt) ich konnte nicht mehr, es zugegeben. Hätte ich mich dann hier schon angemeldet, hätte ich hier, so wie ich damals tickte, ständig gelogen, weil mein Selbstverständnis es nicht hergab hier zuzugeben das ich süchtig bin und trotzdem spielen gehe. NEE, wie peinlich. Es reichte doch das ich meine Ex-Partnerin ständig belog, in dem ich ihr nicht von meinen "Rückfällen" oder besser von meinem Spiel  erzählte und es in aller Regelmäßigkeit wieder aufflog. Bekloppt. In meiner größten  emotionalen Not ( es war die Zeit, wo sie sich nur noch ambivalent zeigte ) konnte ich mich endgültig vom Spiel lösen. Fing an alles Erlernte anzuwenden, weiter und tiefer  schauen.Es ging dann alles einfach ( klar die Angst nachdem ersten Lockdown wieder rückfällig zu werden war riesengroß)  Schrieb hier zum ersten Mal im Forum.     
 Heute bin ich spielfrei.... aus damaliger Sicht hätte aber auch alles anders ausgehen können.

Das schlimmste ist eben auch das für alle ,nach einem Geständnis, klar ist das aufgehört wird, nur für den Spieler selbst eben oft noch nicht.

Lieben Gruß

André   

P.S. Muss ich aus gegebenen Anlass wieder Andre12 schreiben ?  :)
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Re: Leit(d)faden
#6: 10.01.2022 21:11:56
Hallo,

"Du sollst nicht mehr spielen, sonst schimpft Deine Frau mit dem Nudelholz." 
oder:
"Drohe ihm mit dem Nudelholz, dann hört er vielleicht auf damit." 


Darin würde sich auch alles spiegeln , das ganze Leid und die vielen Sorgen und Ängste.
Doch dieser Weg wäre viel zu schmal für alle Seiten, jeder könnte ihn nur alleine gehen.
Viele Angehörige  möchten es aber gemeinsam...richtig Andrè - wir sind alle verschieden in unseren Möglichkeiten.
Der Weg aber für alle gleich...und egal wie breit er auch ist, wenn er zu eng wird passt nur noch einer durch.

Tolle Beiträge JJ und Andrè, weit mehr als das.

Liebe Grüße   
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Re: Leit(d)faden
#7: 11.01.2022 07:57:32
Problem in der Praxis: Ich als Angehörige bin ziemlich tief involviert. Emotional und finanziell. Koche über vor Wut. Sterbe vor Angst. Bin tief verletzt. Zu versuchen, diese Gefühle wegzuschieben, würde mich krank machen, da bin ich mir sicher!!

Bin auch leider kein Therapeut, der immer das tut, was für den "Patienten" gerade das beste ist.

Angehörige haben die "Pflicht", sich an erster Stelle um ihr eigenes Wohlergehen zu kümmern.
Klingt irgendwie "hart" - soll es aber nicht. Es soll nur verdeutlichen, dass der Spieler absolut für sich selbst verantwortlich ist
und diese Verantwortung auch übernehmen muss.
Damit ist natürlich verbunden, dass auch der/die Angehörige verstehen muss, dass er dem Verhalten seines Partners gegenüber "machtlos" ist.
Bestenfalls kann man beratend tätig sein. Helfen als Außenstehender ist nicht möglich.

Leider ist es sogar oftmal kontraproduktiv, einen "sich kümmernden" Partner zu haben.

Von einer Sucht sind leider immer mehr als nur die Süchtigen betroffen.
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T

Taro

Re: Leit(d)faden
#8: 11.01.2022 22:41:56
Moin JJ,

als ich den Entschluss faste, mit dem Spielen aufzuhören, dürfte jeder der unter meiner Sucht leiden musste mir alles an den Kopf werfen. Für mich war das soetwas wie "Zahltag". Ich stand bei vielen Menschen in der Schuld. Egal was mir dafür als Rechnung präsentiert wurde, ich war bereit zu zahlen. Mein höchster Preis, der Verlust einer Partnerin die ich spielfrei kennen lernte. Mein Rückfall hatte einen hohen Preis.

Ein Partner braucht mich und soll mich nicht kontrollieren. Ein Recht auf eine verlässliche Trockenheit hat Sie schon. Besonders wenn Kinder dabei oder geplant sind.
100% tige Sicherheit gibt es nie. Ein Risiko das allen Beteiligten bekannt ist, ist gefühlt immer größerer als die vielen noch unbekannten Risiken, die noch vor uns liegen. Mit der Realität hat das oft nichts zu tun.
Will ein Süchtige weiter Spielen, sollte er seinen Weg allein weiter gehen dürfen.
Taro
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Re: Leit(d)faden
#9: 12.01.2022 21:02:34
Hallo,

Will ein Süchtige weiter Spielen, sollte er seinen Weg allein weiter gehen dürfen.

Weil er es auch machen würde wenn er bei den Angehörigen bleiben sollte.
Er macht dies sozusagen nicht aus Spaß, auch macht er es nicht um jemanden damit schaden zu wollen.
Kein Geld wird genommen um sich einen Vorteil zu erschaffen, keine Lüge nur des Lügens Willen. 
Es geschieht dann einfach zum Ziele der Suchtausübung.

Was sollte man auch dauernd hinterfragen: " Warum lügt er mich nur an?" "Warum zerstört er damit nur alles?"
Er ist nicht ehrlich und verspielt alles an Geld, er verändert sich ...Launen, Frust und in der Not erneute Geldbeschaffung.
Sicherlich braucht er aber auch Fürsorge, Nähe und etwas Gefühl an Geborgenheit, eine Rück - Versicherung wenn mal wieder alles Geld weg ist usw. 
Und wenn er genau dies auch immer bekommt, ja dann Ihr Lieben......
Dann muss er ja auch nicht gehen!  oder wie Taro es oben treffend geschrieben hat...
und ich drehe es einfach um ..."er darf ja bleiben!

Liebe Grüße
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