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Autor Thema: Spielsucht, Rückfall, Lügen... wie damit umgehen?

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g
Hallo zusammen,

ich bin neu im Forum und hoffe auf Ratschläge von Betroffenen und Angehörigen, da ich nicht mehr weiter weiß. Vorweg, da das hier vielleicht wichtig ist: wir leben seit 5 Jahren zusammen, sind aber nicht verheiratet und haben getrennte Konten.

Anfang des Jahres habe ich herausfinden müssen, dass mein Partner spielsüchtig ist. Ich habe seit dem viel dazu gelesen und es scheint mir genauso ergangen zu sein, wie so vielen Angehörigen: ich hatte keine Ahnung. Ich habe gemerkt, dass etwas nicht stimmt, da es zwischen uns aber schon länger schwierig war, hatte ich eher eine "innere Umorientierung" seinerseits vermutet. Dementsprechend riss es mir den Boden unter den Füßen weg, als ich Auszüge mit 15.000€ Schulden fand. Sie dürften im Zeitraum von weniger als einem Jahr entstanden sein, so genau weiß ich das aber nicht. Auf Bitte um Erklärung hin tischte er zunächst ein paar Ausreden auf. Als er gemerkt hat, dass ich ihm nichts davon abkaufe, gab er dann zu, dass er öfters online Casino spielte und das ganze "etwas ausgeartet" sei.
Da es mir damit sehr sehr schlecht ging und ich maßlos überfordert war, habe ich mir recht schnell einen Termin bei den Caritas gemacht, die mir eindringlich geraten haben, ihn ebenfalls von einem Termin zu überzeugen. Er blockte das alles ab, wollte davon nichts hören, hatte angeblich damit abgeschlossen und es würde ihn nerven, dass ich ständig wieder damit anfange. Nach einem heftigen Streit machte er dann doch einen Termin. Im Nachhinein betrachtet war das wohl wenig sinnvoll, ihn dazu zu überreden, denn gebracht hat es wohl nichts...
Nach dem Beratungstermin bezeichnete er sich selbst als spielsüchtig, hatte wohl aber eine gute Prognose bekommen. Eine Ursache würde es nicht geben, das sei aus Corona-Langeweile heraus entstanden und wurde schlimmer, als ihn Streit mit mir und einer Freundin sehr belastete. Er sei halt einfach da rein gerutscht. (Hat das ganze nicht immer eine Ursache? Ich kann mir kaum vorstellen, dass ihm das so gesagt wurde). Er hat mir hoch und heilig geschworen nicht mehr zu spielen. Ich habe ihn gebeten, mir das nicht zu versprechen, weil man das nicht halten kann, aber mir zu versprechen, dass er mit mir spricht, wenn es nochmal passiert. Da stimmte er zu, das war also unsere Abmachung. Mit seinem Berater hatte er außerdem abgesprochen, dass er im Falle eines Rückfalls seine Kontoführung an mich abgibt.

Soweit ich weiß, hat mein Freund seit dem erst einmal tatsächlich nicht gespielt. Letzte Woche war er allerdings beruflich zwei Tage weg und meldete sich, anders als sonst üblich, abends wenig. Ich weiß nicht genau warum, aber ich merkte, dass irgendwas war und habe vermutet, dass er gespielt hat. Vermutlich auch, weil er mit einem Kollegen unterwegs war mit dem zusammen er damit überhaupt angefangen hat, der noch immer sehr oft spielt und meinen Freund regelmäßig fragt, ob er nicht auch mitmachen möchte.
Also habe ich ihn am nächsten Tag um Kontoeinsicht gebeten, was er nicht nachvollziehen konnte und wütend wurde. Ich müsste ihm ja wohl vertrauen. Letztendlich gab er mir aber Einsicht und ich konnte sehen, dass er Abends / nachts im Laufe von ein paar Stunden paysafe Karten für mehrere 100€ kaufte und ein Freund ihm am nächsten Morgen Geld überwies. Er begründete das mit einer wirren Geschichte, dass besagter Freund die Karten für Käufe im Ausland brauchte aber kein verifiziertes Konto hatte. Er hat sich allerdings schon mehrfach von diesem Freund Geld geliehen, wenn alles verspielt war, so wird es wohl auch dieses mal gewesen sein, daher die Überweisung. Den Freund zu fragen würde nichts bringen, er würde für meinen Freund lügen und ist vermutlich schon eingeweiht, auch wenn meinem Freund das natürlich letztendlich eher schadet als nützt. Im Endeffekt weiß ich, dass mein Freund mich anlügt, kann es aber ja nicht beweisen und möchte auch nicht Detektiv spielen und ihm nachspionieren. Im Endeffekt stehe ich durch das ganze als völliger Idiot da, da meine "unerwartete Kontrolle" zu nichts geführt hat.

Wie gehe ich mit dem Wissen um, dass er gespielt hat und mich weiter belügt? Was bedeutet so ein "Rückfall" bzw. ist es überhaupt einer? Teilweise denke ich, er sagt es mir aus Scham nicht, weil es eben nur einmal wieder passiert ist und er nicht wie vorher seit dem wieder fast täglich spielt. Andererseits sagt mir das Ganze doch auch, dass er vermutlich nicht aufhören oder mich irgendwie als Hilfe mit einbeziehen möchte, sonst würde er sich doch selber mehr Hürden und Kontrollen einbauen. Generell würde ich an seiner Stelle meinem Partner jederzeit Einsicht ermöglichen, um mir selber eine Hürde einzubauen und außerdem von mir aus das Vertrauen wieder aufzubauen. Leider erwartet mein Freund einfach, dass ich ihm trotz allem einfach so wieder vertraue.

Wir hatten eigentlich nächstes Jahr die Familienplanung angedacht.. da stehe ich jetzt mit meinem Kinderwunsch und bin einfach nur traurig.. in meinem Kopf dreht sich alles, ein Wechselbad der Gefühle von Mitleid, Verständnis, Wut, Trauer. Ich weiß das alles nicht einzuordnen. Er hat seit dem kein Wort mehr darüber verloren und tut so, als sei alles in Ordnung, diese Lüge steht aber zwischen uns. Ich war und bin wirklich bereit ihn bei allem zu unterstützen, aber da ist die Ehrlichkeit nun mal der erste Schritt. Wie kann ich nun weitermachen? Den Vorfall ignorieren? Nochmal ansprechen, was vermutlich nichts bringt? Wie sollte ich generell nun weitermachen? Das wird ja vermutlich nicht das letzte mal gewesen sein...


Bitte entschuldigt diesen ewig langen und wirren Text.. es musste aber einfach mal irgendwo raus :(

Liebe Grüße an alle
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Taro

Moinmoin Gatsi und Herzlich Willkommen!

Spielsucht ist eine Krankheit, da "rutscht niemand so rein" nicht aus Langeweile und auch nicht wegen Streitigkeiten. Es gibt Menschen die aus Langeweile zu viel spielen. Dann ärgern Sie sich über den Verlust und hören auf, für immer.

Bei einer Beratungsstelle bekommt niemand eine "Prognose". Ich kann Dir eine Statistik geben, lasse es aber besser weil Sie aussagt, daß er fast keine Chance hat. Wenn er die kleine Chance die er hat nutzen will, muss er seine ganze Energie einsetzen um die Spielfreiheit zu erreichen.
Der Berater hat sicher auch nicht mit Ihm abgesprochen, daß er im Falle eines Rückfall die Kontoführung an Dich abgibt. Das ist nämlich keine Maßnahme gegen die Spielsucht.
Wenn er bei einem Beratungsgespräch war, würde über Therapiemöglichkeiten, Selbsthilfegruppe eventuell über das weitere Vorgehen mit den Banken gesprochen.
Wunder-, oder Schnellheilung gibt es bei einer Sucht nicht, das ist ein langer Weg.

Du kannst Deinem Gefühl ruhig trauen, wenn da etwas nicht stimmt. Wenn er irgendwelche komischen Geschäfte machen möchte kann er gerne vorher mit Dir darüber sprechen, wenn er damit rausrückt wenn er aufgeflogen ist, ist es immer eine Lüge.
Wenn er wirklich alles dafür tut um spielfrei zu werden wirst Du dazu anfänglich auch nur ein Gefühl haben. Eindeutige Beweise braucht es nicht, er ist ja nicht vor Gericht. Wenn er die Partnerschaft möchte gehört es dazu, Dir keine schlechten Gefühle zu machen.

Normalerweise bieten Beratungsstellen auch gemeinsam Gespräche an, so wie Du es schreibst, vermute ich er war garnicht dort.

Ich wünsche Dir viel Kraft!
Taro
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Hallo gatsi und auch hier ein herzliches Willkommen,

für pathologische  Spieler und deren Angehörige war Dein Text wirklich nicht verwirrend.
Warum jemand spielsüchtig wurde sollte nicht zu einer "Prognose" führen.
Und eine psychische Erkrankung als Folge der Pandemie ...und wenn schon...ist wie zufällig in ein Spielcasino zu gehen.

Prognosen entstehen aus der Gegenwart!
Ich stelle dazu meine eigene,  :) doch zuerst ein Hinweis in "eigener" Sache.

http://www.spielsucht-soforthilfe.de/index.php/topic,271.msg3182.html#msg3182

Wenn er spielsüchtig ist und weiterhin spielt....geht es den Bach runter.
Wenn er spielsüchtig ist und weiterhin spielt, Dir aber erzählt und schwört er macht es nicht....geht es erst recht den Bach runter.
Falls er aber wirklich etwas dagegen unternimmt und zwar, aus seiner Überzeugung...könnte es etwas werden.
Und wenn sogar noch alles offen und ehrlich gestaltet wird.....Willkommen im gelobten Land.

Nun ist es nicht so einfach für Dich, es bleibt ja kaum etwas anderes übrig als zu beobachten.
Ob er weiterhin lügt und mit gekreuzten Fingern schwört und Du entdeckst einmal wieder die Wahrheit.
Oder ob er es angeht und zwar nicht nur mit Worten, reden reden reden...das ist nix liebe gatsi.
Du wirst erkennen wie sehr er sich bemüht doch er sollte unbedingt wissen, dass Du auch sehr sehr wichtig bist.
Und auch auf Dich selbst und die Familie schauen musst, ohne Konsequenzen würde doch jeder machen was er wollte.
Mit einem aktiven Spieler keine gesegnete Zukunft, nur zunehmende Schulden und abnehmende Emotionen.

So dann, Kopf hoch und aufpassen, keine Gnade für Lügner und ewige Treue für aufrichtige Herzensmenschen.

Grüß Dich
 


 

 
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Moin gatsi,

auch von mir ein herzliches Hallo!

Ich schließe mich alledem an was Taro und Jacky gesagt haben. Ich selbst habe 30 Jahre gespielt und könnte schreien wenn ich Deinen Beitrag lese, so hälst Du mir doch einen Spiegel vors Gesicht. Die Aussage "gute Prognose" ist geradezu unglaublich, bei mir wäre es "Bin auf einem guten Weg" gewesen. So ähnlich hat es meine Beraterin aber tatsächlich ausgedrückt, keine Ahnung was sie damit bezwecken wollte.. Ich gebe  aber auch immer zu bedenken, das viele Berater eben nie selbst süchtig wären und eben das oft nur Schema F greift die eigne Arbeit muss von einem selbst kommen.           "Dubiose Geschäfte".... ach lassen wir das. Stell Dir vor eine gute Freundin erzählt Dir das von sich und Ihrem Freund und nennt im gleichen Atemzug Familienplanung.......
Verstehe mich bitte nicht falsch, auch ich kann Dir nicht sagen ob er davon los kommt oder nicht, geschweige das Du Dich trennen sollst. Ich kann auch leider nur sagen, Du wirst es merken wenn er sich damit beschäftigt, wenn er es ernsthaft in "Angriff" nimmt.
Und schreien beim Lesen habe ich auch gekonnt weil ich heute sehe was hinter meinen Aussagen: " alles im Griff, Bin aufm guten Weg laut Berater " so steckte: Ich wollte meine Partnerin damit beruhigen, mich selbst und das ich eben zu diesem Zeitpunkt noch gar nix begriffen habe, ich im Modus: ich mache ja was , ich gucke ja schon mal, alles wird gut, ist nicht so schlimm, verfallen war. Aber es war der Anfang meines Weges, nach 3 Jahren Arbeit an meinen Baustellen konnte ich loslassen vom Spiel. Bin jetzt 14 Monate abstinent, also es geht.... bin aber immer noch am tun, damit die  Sucht nicht wieder ausgelebt wird.
Alles Gute für Euch beide

André
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Wer etwas will, der findet Wege. Wer etwas nicht will, der findet Gründe….
 
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Hallo,

noch anzumerken:

Alle drei "Ex Hardcorezocker" die bis jetzt geantwortet haben sind nicht nur spielfrei und abstinent, sondern leben Ihr jeweiliges Leben in einem respektvollen Umgang.
Davon gibt es schon eine Menge und selten ist hier im Forum ein aktiver Spieler länger als einen Tag auch anwesend.
Natürlich kann man mit dieser Sucht brechen, je nach inneren Werten und event. angeborenen Charakter ( Charaktereigenschaften).
Aufgebrachter Mühe und Motivation, ein extrem erlebter Leidensweg ist sicherlich auch ein Beschleuniger dabei.

Es gibt aber Differenzen zwischen Spielsucht und problematischem Spielverhalten.
Wobei jeder "Gesunde"  :) der sein Geld einsetzt um es durch einen" kosmischen Zufall" vermehren möchte, handelt naiv und ist ein Träumer.
Es muss dabei jedem klar sein, wenn einer tausende gewinnt...wie viel dann andere erst verlieren müssen.

Angehörige finden sich ja selbst eines Tage in einem "kränklichen Verhalten" wieder.
Sie müssen neu vertrauen und können es eigentlich nicht mehr.
Vertrauen entsteht über die Zeit neu, es muss nur genährt werden.

Was bleibt uns auch anderes übrig, als Spielsüchtigen die Augen zu öffnen und Angehörigen unsere Erfahrungen mitzuteilen und beide zu begleiten. 
Dies ist ein wichtiger Teil unserer hier ausgeübten gelebten Spielfreiheit.   

Liebe Grüße
 
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A
Moin,
Jack das hätte ich nicht besser ausdrücken können.... genau so ist es !
Danke

Die Augen zu öffnen kann dauern und es klappt oder eben nicht .... alles ist eine Frage der Zeit ... gehe ich den Weg mit oder nicht ? ... ab wann ziehe ich selbst Konsequenzen ?
Achim  würde sagen : und der Spieler hebt den Kopf und sagt wie weit ? Wofür ? .....

Glg
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g
Hallo zusammen,

vielen Dank für die schnellen Antworten und die offenen Worte und die Einblicke in eure Erfahrungen!
Vieles was ihr sagt ging mir so schon durch den Kopf, man will es eben nur nicht akzeptieren. Ist ja auch schöner zu glauben dass alles halb so wild ist und schon wieder wird, als sich einzugestehen, dass der geliebte Mensch einem ins Gesicht lügt und weiterspielt.

Das mit der Beratungsstelle kam mir auch komisch vor. Dass dort keine Prognosen gestellt werden wusste ich nicht, danke für den Hinweis. Ich glaube ihm dass er da war, aber ich gehe nicht davon aus, dass er dort ehrlich war. Was man ihm dort gesagt hat, wird er sich wahrscheinlich in seine Welt zurecht interpretiert haben. Über die Schulden wurde gesprochen, eine Umschuldung hat mein Freund bereits vorgenommen. Bezüglich SHGs meinte der Berater wohl, dass das möglich sei, er aber momentan keine Notwendigkeit dafür sieht, da er auf einem guten Weg sei (ja, ich merke es selbst...). Er hat ihm wohl auch von einem Fall berichtet, der sehr sehr extrem war. Hatte das irgendwie so aufgefasst, dass meinem Freund das verdeutlichen sollte, wie weit das alles gehen kann.

Zitat
Wenn er spielsüchtig ist und weiterhin spielt, Dir aber erzählt und schwört er macht es nicht....geht es erst recht den Bach runter.
Falls er aber wirklich etwas dagegen unternimmt und zwar, aus seiner Überzeugung...könnte es etwas werden.
Und wenn sogar noch alles offen und ehrlich gestaltet wird.....Willkommen im gelobten Land.
gibt es denn nicht irgendetwas was ich tun kann, um das zu unterstützen? Ich möchte ihm ja helfen. Und ich möchte auch, dass er weiß dass er zu mir ehrlich sein muss und das auch sein kann. Vor allem möchte ich auch diese Lüge nicht zwischen uns stehenlassen, da mich das kaputt macht. Aber ich komme nicht an ihn ran. Immer wieder ansprechen? Dann fühlt er sich dauerhaft verurteilt.. weiter so tun als wäre nichts so wie jetzt? Das hilft weder ihm noch mir..
Was hättet ihr euch von euren Partnern gewünscht bzw. eher gefragt, was wäre aus heutiger Sicht damals das Beste gewesen, was eure Partner für euch und die Beziehung hätten tun können? Ich bin einfach noch nicht bereit "uns" aufzugeben.. er ist doch so viel mehr als nur der Spieler, aber momentan nimmt das alles ein und er merkt es noch nicht einmal.

Zitat
Es gibt aber Differenzen zwischen Spielsucht und problematischem Spielverhalten.
Wo genau zieht ihr da die Grenze? Gibt es überhaupt eine?

Zitat
Natürlich kann man mit dieser Sucht brechen, je nach inneren Werten und event. angeborenen Charakter ( Charaktereigenschaften).
Gibt es Eigenschaften, die es deiner Meinung nach besonders erschweren / erleichtern? Ich nehme mal an, eine generelle Neigung zur Impulsivität und eine hohe Risikobereitschaft sind nicht unbedingt das, was einem den Weg daraus erleichtern.

Zitat
Achim  würde sagen : und der Spieler hebt den Kopf und sagt wie weit ? Wofür ?
ich weiß jetzt nicht wer Achim ist, aber die Fragen bringen es wohl auf den Punkt...

Danke für eure Mühe auch die Angehörigen hier zu unterstützen.
 



 
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Taro

Moin Gatsi,

als ich vor vielen Jahren in die SHG ging und meinen Eltern von der Spielsucht erzählte, meinte meine Mutter, na da lernst Du ja wohl dann die richtigen Ganoven kennen. Sie wußte nicht, daß ich schon lange selber ein richtiger Ganove nach Ihrer Vorstellung war. Die Vorstellungen und die Vorurteile solcher Gruppen für aussenstehende sind meist etwas schräg.
Ich selbst gehe seit 32 Jahren in die SHG und die meisten Freunde sind schon Jahrzehnte trocken. Warum also sollte ein nasser Spieler "soweit" sein um da hin zu gehen?
Es gibt einen Therapeuten  namens Walter Lechner, der hat mal gesagt, die "A" Gruppen sind soetwas tolles, da müßte eigentlich jeder die Möglichkeit haben hin zu gehen er war darauf hin Mitbegründer der "EA" Emotion Anonymous.

Das einmalige an den Gruppen ist, jeder kann sich zeigen wie er ist und keiner wird dafür verurteilt. Jeder einzelne hat einen hohen Wert. Walter Lechner hat übrigens mit einer ehemaligen Patientin ein Buch geschrieben "Von mir aus nennt es Wahnsinn" es handelt über die Therapie und ist sehr aussagekräftig über das Seelenleben von Süchtigen.

Als Angehörige kann man bei einem Partner der nicht aufhören will, wenig tun. Das einzige was wirklich hilft, am besten im Winter, einfach mal das Schloss austauschen und Ihn draußen übernachten lassen. (Den nächsten Satz meine ich nur bildlich gesprochen, es soll kein Aufruf zur Gewalt sein.) Siehst Du Ihn am nächsten Morgen am Boden liegen tritt noch mal kräftig rein. Geht er jetzt zur Beratungsstelle, wird er nicht mehr denken, er sei noch nicht soweit. Macht er eineTherapie und ist bemüht spielfrei zu werden, kannst Du Ihn natürlich, wenn immer nötig unterstützen.

Taro
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Hallo Gatsi,

ich zitiere einmal alle Deine Sätze mit einem Fragezeichen.

gibt es denn nicht irgendetwas was ich tun kann, um das zu unterstützen? Ich möchte ihm ja helfen. Und ich möchte auch, dass er weiß dass er zu mir ehrlich sein muss und das auch sein kann.  Aber ich komme nicht an ihn ran. Immer wieder ansprechen? Dann fühlt er sich dauerhaft verurteilt.. weiter so tun als wäre nichts so wie jetzt? Das hilft weder ihm noch mir..

Taro hat hier ja schon die passende Antwort gegeben, wenn jemand keine Hilfe möchte nimmt er sie auch nicht an.
Zudem hast Du ja selbst schon eine Antwort gefunden.
Du bist für ihn da und er muss nur eines dafür tun....ehrlich zu sein!

Was hättet ihr euch von euren Partnern gewünscht bzw. eher gefragt, was wäre aus heutiger Sicht damals das Beste gewesen, was eure Partner für euch und die Beziehung hätten tun können?

Wegzurennen, weniger für die Beziehung sondern nur für sie.
Ich war damals nicht so weit, ich hätte nicht aufgehört damit.
Andere Gedanken könnten dazu führen, sie ja ins gleiche Boot zu holen und dann wären sie auch mitverantwortlich gewesen.   
Heute bleibt mir keine andere Wahl als hier in einem Hilfeforum für Spielsucht zu schreiben....ich war alleinig schuld!
In anderen Foren mit anderen Schwerpunkten kämen sie aber schlechter weg.  :)

Wo genau zieht ihr da die Grenze? Gibt es überhaupt eine?

Hierbei ging es ja um den Unterschied zwischen pathologischem Spielen und problematischen Spielen.
Da wird schon unterschieden, ist wie bei Rauchern und Kettenrauchern.
Gewohnheitstrinker und Alkoholiker.
Meine persönliche Meinung hierzu ist nicht von Belang.

   
Gibt es Eigenschaften, die es deiner Meinung nach besonders erschweren / erleichtern?

Menschen sind nun einmal verschieden, manchen fällt es schwerer den "inneren Schweinehund" zu überwinden und manchen halt leichter.
Bei psychologischen Erkrankungen ist auch der Leidensweg, genau so wie eine mögliche Genesung unterschiedlich im Verlauf.
Ich bin da absolut prädestiniert, zum einen den Leidensweg bis zum Ende aller Tage zu begehen und dann aber auch in der Genesung.
Es muss halt einfach in meine Überzeugung eingehen und ich muss erfahren, spüren und sehen was ich anderen antue/antat.
Uneinsichtigkeit, mentale Schwächen und Makel, Narzissmus und Egoismus sind sicherlich negative Faktoren.
Willensstärke  und Motivationsbereitschaft, Treue, Humanität , Lebensfreude, Gerechtigkeitsempfinden und Hilfe annehmen zu können/wollen positive.

Von mir aus kann jemand sagen er hört nun auf mit dem Spielen und es funktioniert.
Vielleicht weil er Lourdes Wasser trank oder eine Eingebung hatte, doch darauf kann man nicht bauen.
Es ist eine Erkrankung, sie heilt sich nicht von selbst...sie zählt als nicht heilbar.
Doch man kann damit leben, genau so als hätte man sie nicht!
Ich weiß es und führe selbst den Beweis an.
Es gibt keinen Grund eine Beziehung aufzugeben aufgrund einer Krankheit!
Dies wäre nicht gerade "galant" und wäre der Beweis für eine fundamentlose Zweisamkeit.
Beziehungen scheitern oft an mangelnder Treue...dann aber auch zurecht, dazu würde auch mangelnde Ehrlichkeit gehören.
Diese Krankheit mag eine unbändige Kraft haben...scheiß darauf, der Weg aus diesem Kreislauf zu entkommen mag zuweilen schwierig sein.
Auch hier scheiß drauf, denn die Belohnung für alle ist enorm in einer kommenden Abstinenz.
Aktive Spieler und deren Angehörige sind nur Sklaven auf einer Galeere, der Spieler haut auf die Trommel und die Angehörigen rudern in dessen Takt.

Das muss aufhören liebe wertvolle Gatsi.
Du bist zu wertvoll, gebe Deinem Traum ruhig noch Chancen, warum auch nicht.
Aber erkenne rechtzeitig, wenn diese Galeere sinkt und mit ihr sowieso jede Emotion.

Dies sind doch gute Nachrichten und Aussichten, ganz sicher er kann damit aufhören.
Und Du...ganz sicher ein tolles Leben führen, so oder halt so.

Grüß Dich
 
           
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« Letzte Änderung: 30.05.2021 23:36:46 von Jacky1 »
 
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Das mit der Beratungsstelle kam mir auch komisch vor. Dass dort keine Prognosen gestellt werden wusste ich nicht, danke für den Hinweis. Ich glaube ihm dass er da war, aber ich gehe nicht davon aus, dass er dort ehrlich war. Was man ihm dort gesagt hat, wird er sich wahrscheinlich in seine Welt zurecht interpretiert haben. Über die Schulden wurde gesprochen, eine Umschuldung hat mein Freund bereits vorgenommen. Bezüglich SHGs meinte der Berater wohl, dass das möglich sei, er aber momentan keine Notwendigkeit dafür sieht, da er auf einem guten Weg sei (ja, ich merke es selbst...). Er hat ihm wohl auch von einem Fall berichtet, der sehr sehr extrem war. Hatte das irgendwie so aufgefasst, dass meinem Freund das verdeutlichen sollte, wie weit das alles gehen kann.

Das deckt sich ungefähr mit dem, was ich meiner ersten Frau vor nunmehr 25 Jahren vorgelogen habe.

Es gibt keinen "Berater" der dir sagt, du brauchst keine SHG oder dass man auf einem "guten Weg" sei.
Das ist zu 100,0% frei erfunden. Das mit dem "guten Weg" vielleicht nach einigen Monaten oder Jahren.

Der Vergleich mit viel schlimmeren Fällen soll den eigenen Fall verharmlosen. Das ist so fürchterlich typisch.
 
Für mich ist dein "Partner" noch in der Verdrängungs- und Verniedlichungsphase.
Ein echtes Umdenken wird da noch lange Zeit in Anspruch nehmen.

Bei einer Suchterkrankung bzw. deren Genesung reden wird von Jahren mit kleinen Schritten.
Das ist keine Kranheit die man mit Medikamenten oder einer OP überwindet.

Du musst für dich entscheiden, ob du das für dich willst.
Beschäftigen wird es dich/euch zumindest lebenslang.




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Hallo Gatsi,

konntest Du nun etwas damit anfangen, aus unseren Berichten ?
Dinge die Du eigentlich ja schon eh gewusst hast.

Und ich bleibe hier dran, da bin ich wie ein Terrier.  :)

Grüß Dich
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g
Hallo Jacky,

huch, ich habe schon eine ganze Weile nicht vorbeigeschaut und gar nicht damit gerechnet dass hier eine Nachfrage kommt.
Toll, dass du dich nochmal erkundigst!

Ja und nein. Ja insofern, als dass ich mich nicht mehr wie ein paranoider Idiot fühle. Denn eure geteilte Erfahrung zeigt mir, dass meine Zweifel an seinen Geschichten berechtigt und scheinbar bei Spielern gängig sind. Nein insofern, als dass ich das praktisch nicht wirklich umgesetzt bekomme.
Wir haben seit diesem "Vorfall" den er abstreitet nicht mehr darüber gesprochen. Es scheint für ihn auch einfach vergessen zu sein, für mich aber nicht. Seine Lügen nagen an mir und ich vertraue ihm nicht. Ich merke, dass ich immer mehr das Bedürfnis bekomme, eben doch mal die Finanzen zu kontrollieren, die Mails zu checken, ob da nicht doch eine Zahlung an irgendwelche Anbieter ging. Das widerspricht aber meinen eigenen Prinzipien, ich will das nicht.

Ich wünschte, er würde von sich aus etwas dafür tun, dass das Vertrauen wieder wachsen kann. Eine Zukunft kann ich mir auch eigentlich nur unter der Bedingung vorstellen, dass ich jederzeit Kontoeinsicht bei ihm habe, finde es aber dreist das zu verlangen. Schön wäre natürlich, wenn er sowas von sich aus anbietet, denn dass das Vertrauen nicht mehr da ist und ich sehr darunter leide, weiß er. Aber er sitzt alles aus.
Tja, was soll ich sagen. Selbst schuld, wenn man dieses Spiel so mitspielt, aber ich bin noch nicht so weit da auszusteigen.

Liebe Grüße
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Schön wäre natürlich, wenn er sowas von sich aus anbietet, denn dass das Vertrauen nicht mehr da ist und ich sehr darunter leide, weiß er.

Für mich wäre das auch eher der Normalfall um wieder Vertrauen aufzubauen.
Warum er es nicht tut ... kann man nicht mit Sicherheit sagen.
Will ja niemanden vorverurteilen ohne die Hintergründe zu kennen.

Ich als Spieler hatte bis ins kleinste Detail alles offengelegt um es meiner Liebsten einfacher zu machen.
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Hallo gatsi,

nun ist es halt jene Krux, es hätte ja auch eine andere sein können....
Sie bleibt oder geht, dies sättigt ja auch ein grundlegendes Vertrauen in einen Herzensmenschen.
Bei der greifbaren Aussicht in eine wundervolle Gemeinsamkeit, sollte niemand sofort designieren. 

 
Tja, was soll ich sagen. Selbst schuld, wenn man dieses Spiel so mitspielt, aber ich bin noch nicht so weit da auszusteigen.
In jeder emotionalen Situation ist dies doch genau der Weg!
Und Du gehst diesen nun und wenn er stehen bleibt raste mit ihm, wenn er rennen will...renne mit ihm...
Doch gebe ihm niemals jene Genugtuung....Deinen Weg zu verlassen .
Denn er sollte nun mit Dir gehen und Du nicht mehr mit ihm!

Grüß Dich 

   
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g
Vielen Dank für eure ganzen Rückmeldungen und Erfahrungen..
ich bin dankbar um dieses Forum. Man ist einfach nur noch verzweifelt und kann gefühlt trotzdem mit niemandem wirklich darüber sprechen, weil das Thema Spielsucht für viele überhaupt nicht greifbar ist.

Zitat
Ich als Spieler hatte bis ins kleinste Detail alles offengelegt um es meiner Liebsten einfacher zu machen.
Ich bin froh zu lesen, dass das scheinbar auch für andere Betroffene normal ist. Darf ich fragen, ob ihr das so beibehalten habt oder ob das zeitweise so war? Ich habe mich einfach immer wieder gefragt, ob es nicht zu weit geht um Kontoeinsicht zu bitten.. Wohlgemerkt, mir geht es nicht darum nachzuvollziehen ob er sich jetzt für 3 oder 5€ bei Lidl oder Aldi Frühstück kauft.. ich möchte einfach im Groben den Überblick haben, dass das Geld nicht verspielt wird..

Zitat
Doch gebe ihm niemals jene Genugtuung....Deinen Weg zu verlassen .
Denn er sollte nun mit Dir gehen und Du nicht mehr mit ihm!
Jacky, diese Worte haben mich enorm ins Grübeln gebracht (du hast mich damit volle zwei Urlaubstage beschäftigt :D). Ich glaube, beim ersten Mal konnte ich sie nicht wirklich verstehen. Ich weiß nicht, ob ich es mittlerweile so interpretiert habe wie es von dir gemeint war. Aber ich habe mich gefragt wie mein Weg in der Hinsicht aussehen soll.
Mein Fazit: ohne anfängliche "Hilfe" seinerseits in Form von z.B. Kontoeinsicht werde ich null Vertrauen aufbauen können. Ich brauche einfach diese Gewissheit, dass nicht wieder tausende Euro am Tag in irgendwelche OCs fließen.. ich möchte nicht irgendwann völlig ungeahnt den Gerichtsvollzieher hier stehen haben. Ob das dann auf Dauer so bleiben muss, ist was anderes, aber es wäre eine Hilfe das Vertrauen wieder aufzubauen..
Also habe ich ihn nochmal angesprochen und gesagt, dass ich mir gewünscht hätte dass er aktiver wird und mir das von sich aus anbietet, dass es mir enorm helfen würde. Wie gedacht, war er da nicht begeistert. Er würde es komisch finden, wenn ich immer sehe wann und wo er sein Geld ausgibt. Hat aber vorgeschlagen dass wir statt getrennter Konten ein gemeinsames machen, damit ich alles sehe. Finde ich widersprüchlich und gemeinsame Konten halte ich für gefährlich für mich. Er wollte wohl einfach vermeiden, dass ich die Möglichkeit zur Einsicht in vergangene Abbuchungen erhalte, vermutlich, weil sich dann meine Vermutung bestätigt, die er ja bestreitet. Er meinte, er wäre ja bei der Beratung gewesen, das hätte er ja auch mir zuliebe gemacht. Damit ist er mir wohl seiner Meinung nach genug entgegen gekommen.

Abgesehen davon habe ich ihm auch von OASIS erzählt, wovon er angeblich noch nie was gehört hatte. Er wollte sich damit auseinandersetzen und registrieren. Das Gespräch ist 2 Wochen her und soweit ich weiß hat er (trotz Urlaub und massig Zeit) keinen Finger in der Hinsicht gerührt.. man kann Oasis ja durchaus kritisch sehen und ich verstehe dass das nicht reicht, aber es wäre doch mal ein Anfang und vor allem würde es auch zeigen dass er es ernst meint und sich damit auseinandersetzt.

Ich denke, er will sich einfach Türen offen halten.. da kann ich wohl nicht auf Einsicht hoffen, zumindest jetzt nicht :(
Je länger das ganze andauert und sich einfach nichts ändert habe ich das Gefühl, dass auch Angehörige einen gewissen Tiefpunkt brauchen und ich da so langsam drauf zulaufe..

Danke fürs Lesen (falls das hier noch gelesen wird)
Es hilft einfach das mal runterzuschreiben, wenn man das sonst nicht los wird.

Liebe Grüße und bleibt gesund!
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Folgende Mitglieder bedankten sich: Jacky1, Spitalshexe

 
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