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Autor Thema: Mein Freund ist Automatenspielsüchtig, wie soll ich damit umgehen?

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Hallo, ich bin neu hier und ich hoffe ihr könnt mir helfen, auch aus der Sicht eines Spielsüchtigen.
Ich bin seit 3 Jahren mit meinem Freund zusammen und habe ihn auch als Süchtigen kennengelernt, er ist süchtig nach Spielautomaten.
Am Anfang war es auch nicht so schlimm, da ist er 1-3 mal im Monat gegangen aber seit Frühjar geht er fast jeden Tag, kommt manchmal auch nicht mehr nach Hause, da muss ich ihn aus dem Casino abholen. Er meint es hat nichts mit mir zu tun. er würde mich über alles Lieben aber bei ihm geht das spielen momentan vor, was soll ich machen? Ich verwalte eigentlich sein Geld und gestern wollte er alles haben, hab ihm aber nichts gegeben, war das falsch von mir? Wie kann er das spielen als wichter sehen als mich? Geht das, dass man jemanden liebt und trotzdem das spielen bevorzugt? Was geht da im Kopf vor? Wie kann ich ihm helfen? Ich kann nicht schlafen weil er machmal 48 h nicht heim kommt.. er vernachlässigt seine Arbeit, eigentlich alles, es gibt nur noch das Casino..wovor flüchtet er?
Ich bin über jeden Rat dankbar.
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« Letzte Änderung: 10.11.2017 11:48:18 von Lotte »
 

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Guten Morgen Lotte,

sei herzlich Willkommen hier bei uns im Forum und danke, dass du dich mitteilst!

Du willst die Sicht eines Spielsüchtigen, gut, dann werde ich dir mal die meine geben. Ich selbst habe über Jahre das Spielen meiner Frau und meinen Kindern vorgezogen, habe gelogen, betrogen, Schulden gemacht und jedwenes Vertrauen mit Füßen getreten. Jetzt, gut 5 Jahre nachdem ich mich entschlossen habe das Spielen an den Nagel zu hängen, sind noch einige Auswirkungen  aus dieser Zeit geblieben, aber ich arbeite geradlinig an mir, es besser zu machen.

So nun aber mal zu deiner Situation:
Zitat
Geht das, dass man jemanden liebt und trotzdem das spielen bevorzugt?
Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, ja, Lotte, das geht tatsächlich, nur leider findet im Laufe der Zeit eine Transformation statt, das Spielen wird übermächtig und irgendwann wirst du für deinen Freund nur noch Mittel zum Zweck sein. Soweit darf es nicht kommen. Es gibt hier nur eine Lösung: er muss sich für das reale Leben entscheiden und gegen das Spielen. Eine Beziehung zu führen und Spieler zu sein könnte für ihm möglich sein, aber dich wird es kaputt machen, deswegen musst du dich um dich kümmern. Du kannst für ihn nicht entscheiden, ob er das Spielen lassen soll. Er muss erkennen, dass das Spielen für ihm mittlerweile zum Problem geworden ist und er muss sich darum kümmern einen Weg hinaus zu finden. Dies kann über eine Therapie erfolgen, durch das Besuchen einer SHG oder durch die Unterstützung von Freunden, etc.
Du kannst dich um dich kümmern, halte ihm einen Spiegel vor, sage ihm was dich stört und wie du dir deine Zukunft vorstellst. Wenn er dennoch weiterspielt, musst du dir überlegen, was die Konsequenzen für dich sind!?
Versuche, dich nicht in seine Spielereien hinein ziehen zu lassen, versuche möglichst rational zu entscheiden und stelle dich darauf ein, dass er dich belügt, beklaut und hintergeht, um spielen zu können. Es geht mit euch beiden nur, wenn er das Spielen lässt, unterstütze ihn (Geldkontrolle, Gespräche, etc)
Zitat
Wie kann er das spielen als wichter sehen als mich?
Weil das Spielen für ihn zum Leben wird. Und je mehr er darin aufgeht, desto unwichtiger wirst du ihm werden.
Zitat
Ich verwalte eigentlich sein Geld und gestern wollte er alles haben, hab ihm aber nichts gegeben, war das falsch von mir?
Das war die absolut richtige Entscheidung, ohne wenn und aber!
Zitat
wovor flüchtet er?
Wahrscheinlich vor der Realität! Und das muss sich ändern, sonst endet es schlecht um ihn!
Ich wünsche euch das Beste und hoffe, dass er es bereits jetzt erkennen kann. Manche benötigen dafür 30 Jahre. Lohnen tut sich es immer, egal zu welchen Zeitpunkt!

aT
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Ich danke Dir von Herzen für die Antwort.
Soll ich ihn ziehen lassen bis er es alleine begreift oder hartnäckig weiterkämpfen?
Er will momentan keine Therapie, er will abtauchen ins Casino, nur habe ich Angst wenn ich ihm das Geld nicht gebe das er Mist macht.
Wir reden schon seit Jahren darüber und das hat eigentlich auch immer geholfen, deswegen verstehe ich nicht wie es so ausarten konnte.
Wie hat das deine Familie verkraftet? Gibt es Sie noch? Stand deine Frau hinter Dir? Ich habe Angst ihn zu verlieren, ich möchte für ihn da sein aber er muss es auch zulassen.. er hasst sich auch dafür und schämt sich und wird immer kälter zu mir.
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Hallo Lotte,

die Entstehung einer Sucht ist ein Prozess und durchläuft verschiedene Entwicklungstadien, das erklärt auch, warum sich sein Verhalten innerhalb dieser drei Jahre bis heute verändert. Aus meiner Sicht ist er bereits an einem tiefen Punkt angelangt. Er scheint absolut keine Kontrolle mehr zu haben und durch die Sucht betroffenen Hirnareale gewinnen die Oberhand. Das Belohnungssystem ist bei Süchtigen sehr ausgeprägt und verstärken die Sympotomatik, weshalb er Dich sicherlich lieben kann, jedoch die Suchtbefriedigung, die Du ihm natürlich nicht geben kannst, in den Fokus rückt. Unbewusst dreht sich ab diesem Zeitpunkt alles nur noch um die Ausübung. Somit ist er nur schwer in der Lage die äußeren Faktoren, wie Partnerschaft, Arbeit, Finanzen etc. realistisch wahrzunehmen - es kommt zu einer Verzerrung. Du kannst nicht kämpfen! Der erste Schritt ist,dass er die akute Problematik erkennt, erst dann kannst Du zur Unterstützung hinzugezogen werden. Viele Spieler berichten, dass es etliche Momente gibt, in welchen ihnen klar wird, dass etwas gehörig schief läuft. Das Ablehnen von notwendiger Unterstützung führt wiederum zum Gefühl der Scham, was demnach das Bedürfnis der Suchtausübung und der Verdrängung verstärkt - ein Teufelskreislauf! Die logische Konsequenz ist dann leider auch das Abflachen von Gefühlen bzw. der Wegfall eines adäquaten Umgang damit. Dies bekommst Du natürlich in vollen Zügen zu spüren.
Ich rate Dir, dass Du dein Befinden in den Vordergrund rückst! Stelle ganz klare Verhaltensregeln auf. Bei Verstoß solltest Du unbedingt Konsequenzen walten lassen. Dass er einfach nicht nach Hause kommt, geht ja mal überhaupt nicht! Suche Dir Hilfe und tausche Dich aus. Ich bezweifel auch stark, dass das Geldeinteilen an jenem Punkt sinnvoll ist - es kann sogar unter Umständen zu einem Fortführen der Suchtausübung beitragen, da dadurch immer wieder ein absoluter Tiefschlag (der leider häufig von Nöten ist) verhindert werden kann. Ich denke, dass das Finanzmanagement dann Sinn macht, wenn dies unterstützend zu einer Therapie oder anderer Hilfsmaßnahmen hinzukommt. Für einen aktiven Spieler ist das eigentlich nur Spielen auf Zeit. Außerdem wird es Dich immer weiter in den Strudel ziehen und er wird Dich lediglich instrumentalisieren und manipulieren. Nicht weil er ein schlechter Mensch ist, sondern ein erkrankter....

Schön,dass Du hier bist!

Liebe Grüße

MiLu
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.....continued.....
 
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Zitat
Soll ich ihn ziehen lassen bis er es alleine begreift oder hartnäckig weiterkämpfen?
Du kannst versuchen, ihm einen Trigger/Anstoß zu geben für eure Zukunft das Spielen sein zu lassen. Aber den Weg aus der Sucht muss er alleine gehen und zwar mit professioneller Hilfe (es muss keine Therapie sein). Ich würde ihm nahelegen, mal zu einer Beratungsstelle zu gehen, aber ER muss dies auch wollen, sonst bringt dies überhaupt nichts, es wird sich nix ändern. Du liebst ihn, natürlich sollst du ihn nicht einfach ziehen lassen, aber ab einem gewissen Punkt musst du dich dann auch für dein eigenes Leben entscheiden. Wenn er für eure Zukunft nicht gewillt ist, etwas gegen sein Problem zu tun, dann ist er nicht der richtige Mensch mit dem du deine gesamte Zukunft verbringen solltest.
Zitat
Er will momentan keine Therapie, er will abtauchen ins Casino, nur habe ich Angst wenn ich ihm das Geld nicht gebe das er Mist macht.
Wenn du ihm das Geld nicht gibst, wird er sich woanders holen bzw bei dir klauen. Solange er Spielen möchte, wird niemand ihn davon abhalten. Lotte, es ist eine Entscheidung die er treffen muss, du kannst ihm sie nicht abnehmen! Manchmal gibt auch eine (temporäre) Trennung einen gewissen Ausschlag!?
Zitat
Wir reden schon seit Jahren darüber und das hat eigentlich auch immer geholfen, deswegen verstehe ich nicht wie es so ausarten konnte.
Ich möchte dir nicht ausmalen, was noch alles kommt, wenn er hartnäckig weiterspielt....
Zitat
Wie hat das deine Familie verkraftet? Gibt es Sie noch? Stand deine Frau hinter Dir?
Ich habe an dem Tag als meine Frau dahinter gekommen ist, aufgehört. Sie stand allezeit hinter mir und hat mich bei allem was ich wollte unterstützt. Es hatte sich Schulden im 6 Stelligen Bereich angehäuft, wir knabbern heute noch daran! Aber wir sind glücklich mit unseren 3 Kindern und dies ist nur möglich weil ich mein Spieltrieb unter Kontrolle gebracht habe. Ich lebe gut mit meiner Sucht, bin wachsam und versucht tagtäglich das zerstörte Vertrauen wieder komplett aufzubauen, ein mühsamer Weg, aber lohnend! :-)
Zitat
er hasst sich auch dafür und schämt sich und wird immer kälter zu mir.

Lotte, es ist ein Teufelskreis, aber es gibt Wege heraus, nicht einfach zu gehen, aber der Lohn ist das Leben! Suche das Gespräch mit ihm, vielleicht sieht er es! Ich hoffe, das er dies tut!

aT
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Jacky1

Hallo Lotte und herzlich Willkommen im Forum,

diese Antworten waren Dir doch schon vorher klar, so einfach lässt sich da nichts ändern.

Bevor Du Dir den folgenden Link betrachtest...
Ein Spieler zu sein bedeutet noch lange nicht auch ein Monster zu sein, wir sind da schon etwas verschieden.
Wenn auch im Suchtverhalten alle gleich.
Eine Liebe wird nicht einfach so weggeworfen, man ist füreinander da.
Aber, dieses zählt für Euch Beide.

Er muss sich besinnen, dies ist keine Lebensphase die von alleine vorbei zieht.

http://www.spielsucht-soforthilfe.de/index.php/topic,271.msg3182.html#msg3182   

Liebe Grüße von ganzem Herzen und danke fürs teilen.
Kopf hoch 
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Ich danke euch allen für die aufbauenden und doch recht harten Worte, aber ihr habt recht, so kann es nicht weitergehen.
Wir waren 3 Jhare so ein tolles Team, haben alles miteinander geteilt, so eine intensive Liebe habe ich noch gespürrt und um so schwere ist es für mich ihn los zulassen, wir haben nur uns, er war mein bester Freund und Partner. Wir wohnen auch zusammen, soll ich ihn vor die Tür setzen? Aber mit der Option, wenn er dann bereit ist Hilfe anzunehmen, dass ich ihn dann unterstütze? Ich ertrage es nicht wenn er mal da ist und dann Tagelang wieder nicht, dass macht es noch schwerer. Ich weiß das ihr keine Monster seit, im Gegenteil, ihr seit sensibel, ihr habt ja auch eure gute Seite, dass andere ICH, dass ICH was auch nach Liebe schreit aber das böse ICH nimmt eben überhand.
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Blume

Hallo Lotte,

auch von mir ein herzliches Willkommen, schön das du hier bist :)

Du hast ja bereits einige Antworten erhalten. Wenn du dich selbst mit dieser Situation quälst und diese wie sie ist nun mal eben verständlicher Weise nicht erträgt - ja dann schmeiß ihn raus. Hinter all der Sucht ist ein Mensch der sich Tag täglich entscheidet und momentan entscheidet er sich nun mal für die suchtbefriedigung und nicht für dich.

Mach ihm wie du vorhast klar, dass wenn er sich wieder für ein richtiges Leben entscheidet er willkommen ist. Allerdings sei auf der Hut vor großen Tönen, lass Taten sprechen.

Viel Kraft dir und bis bald

Liebe Grüße
Blume
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« Letzte Änderung: 10.11.2017 16:30:06 von Blume »
 
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