Nach unten Skip to main content

Autor Thema: Partner ist spielsüchtig - Angst vor Co-Abhängigkeit

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

L
Liebe Forummitglieder

Besten Dank, das ihr meinen Beitrag liest und ich die Möglichkeit habe, mich hier auszutauschen.

Vor einem halben Jahr habe ich meinen Freund kennengelernt. Was ich in der Weihnachtszeit vermutet habe, hat sich jetzt bewahrheitet. Zuerst habe ich ihn Online-Poker mit Geld die ganze Nacht spielen gesehen. Jetzt ist er vor einem Monat als er in den Ferien war ins Casino und hat 1200 Euro verloren. Er hat es mir gesagt. Er hat einen guten Job und verdient gut. Er hat Schulden und kommt mit der Rechnungszahlung nicht nach. Sein Vater hat schon mal seine Schulden beglichen, hat alles nichts gebracht. Diese Informationen habe ich von ihm.

Zwischen zwanzig und dreissig habe eine siebenjährige Beziehung mit einem Mann geführt, der in die Drogen abgerutscht ist. Während dem Studium war nur noch Party angesagt, er hat zwar den Abschluss geschafft, aber nie richtig Fuss in der Arbeitswelt geschafft. Aus diesem Grund ging die Beziehung auseinander. Ich ging anschliessend in die Therapie, da ich co-süchtig war und zulange in diese Beziehung ausgeharrt habe.

Ich bin hin und her gerissen, aus Angst wieder in die Co-Sucht zu verfallen. Blenden wir die Sucht aus, ist er ein sehr liebenswürdiger Mensch und wir verstehen uns sehr gut. Wie bei der Suchterkrankung der Fall ist, habe ich hier Dr. Jekyll und Mr. Hide vor mir. Vor Mr. Hide habe ich unglaublich Angst, Angst in die Co-Sucht abzurutschen.

 Ich würde ihm gerne helfen, aber nicht aus der Co-Sucht raus. Geht der Weg nur übers Fallenlassen? Ich die Konsequenzen aufzeigen, dass seine Erkrankung ihm die Partnerschaft zerstört. Ich fühle mich ohnmächtig und würde am liebsten sofort davon rennen. Ich weiss aber, es ist eine Krankheit und die Krankheitsuneinsichtigkeit ist ein Symptom der Sucht. Mit der Spielsucht habe ich ihn konfrontiert. Nach Geld hat er mich nie gefragt und ich achte mich, dass ich ihm nichts finanziere. Alles wird von mir penibel aufgeteilt.

 Wie kann ich ihm helfen, ohne dass ich ihm nicht die Türe vor der Nase zuknalle? Bei mir kommt auch Wut auf.
 Ich weiss aus Erfahrung, dass Suchtkranke lügen. Sie lügen vor allem sich selber was vor und auch ihren Mitmenschen.

 Um einen Austausch bin ich sehr dankbar.

 Liebe Grüsse
 Lily
  • IP logged
 
Folgende Mitglieder bedankten sich: amTiefpunkt

Grüß Dich, liebe Lily

Halten wir mal fest: die Karten liegen zumindest auf dem Tisch

1. Du weißt, dass er ein Problem mit Glücksspiel hat
2. Er weiß, dass es zumindest über ein "gesundes" Maß hinaus geht
3. Er weiß, dass du dies weißt
4. Du hast Erfahrung und bist Dir über die Risiken, was Dein Co-Verhalten aus der Vergangenheit mit deinem ehemaligen Partner resultiert, bewusst.

Und Punkt 4 ist Deine Absicherung: setze Dir selbst ganz klare Grenzen, was geht und was nicht geht. Du lässt Dich auf keine gemeinsamen Finanzierungen ein, vergibst keine Geldleihen und übernimmst keinerlei Schuldentilgungen für ihn.

Aus meiner Sicht ist es außerordentlich wichtig, dass du Dir selbst vertraust und immer auf deine erfahrene Intention setzst. Hast Du mit deinem Partner über Deine Erfahrungen mit einem Suchterkrankten gesprochen? Teile ihm Deine Ängste mit und v.a. Deine Grenzen. Versuche ihm die begründete Gefahr seines Spielverhaltens aufzuzeigen. Ich würde ihm ein paar Auszüge aus den Erfahrungsberichten aus diesem Forum ausdrucken und zur Durchsicht übergeben, so dass er sich ohne Druck ein Bild von der Problematik machen kann: ich bin mir sicher, dass er sich in dem ein oder anderem Bericht wiedererkennen kann...

Setze Dich selbst nicht unter Druck: so sachlich und rational wie Du die Situation beschreibst und auch Dich dabei nicht vergisst, schätze ich das Risiko als eher gering ein, dass du nochmal in die kräftezehrende Co-Abhängigenrolle verfällst. Denn wie Du ja leider auch schmerzlich erfahren musstest, bringt diese eigenständige Problematik weder ihm noch Dir etwas!

Gib auf Dich Acht .... verliere den Überblick nicht: vieles kannst Du entscheiden! Du kannst deinen Partner informieren und auch deine Unterstützung anbieten, aber nur wenn auch er dies erkennt und für sich selbst weitere Maßnahmen und Hilfestellungen in Anspruch nimmt!

Schön, dass Du dich hier mitteilst!

Liebe Grüße

MiLu
  • IP logged
.....continued.....
 

B

Blume

Hallo liebe Lisa,

schön das du dich hier austauschen möchtest :)

Ich kann mich Milu's Beitrag nur anschließen. Du erkennst aus der Sucht deines Partners die Gefahr dich selbst zu verlieren. Dein Beitrag gleicht meinem ersten Beitrag. Ich dachte und jetzt kommt das paradoxe, ich kann ihm helfen ohne dabei die aktive Hand zu sein. Doof für mich nur das ich wollte das er aufhört, nur er nicht.

Du wirst sehen ob er wirklich was ändern möchte in seinem Leben oder ob er sein Weg so weitergeht. Wie deins nicht mehr aussehen soll weißt du ja bereits.

Liebe Grüße

  • IP logged
 

J

Jacky1

Hallo Lily und herzlich Willkommen im Forum auch von mir,

damit einer aus meiner "Fraktion" auch etwas dazu schreibt.  :)
 
Bei Deinem R.Jekyll und Mr. Hide Vergleich wurde ich doch gleich hellhörig.
So mag ja Mr. Hide all die furchtbaren Dinge erst geschehen machen,doch doch sein "Träger" Dr. Jekyll ließ in ja erst gewähren,wenn auch experimentell und ungeahnt der dramatischen Folgen.
Vor wem man sich nun wirklich fürchten sollte,bliebe aber jedem selbst überlassen. 
Lassen wir das,sind nur Spitzfindigkeiten.

Klasse dass du etwas unternimmst,expl. Dir erstmal weitere Erfahrungswerte zur Hilfe holst.

Auch ich kann mich den zwei Damen vor mir absolut anschließen und möchte es noch etwas hervor heben.

Partnerschaft hätte keinen wirklichen Sinn,würde man sie unehrlich betreiben.
Der eine würde dem anderen nur Illusionen vorsetzen,wenn auch unter einem psychischen Druck.
Erzähle im alles was Dich bedrückt,Deine vergangenen Erfahrungen,Deine Ängste.
Es ist natürlich nicht sicher ob er dies auch annehmen kann,ich konnte es 30 Jahre lang nicht.
Und bin keiner der hier mit dem Finger zeigt,es sei denn auf mich selbst.

Grenzen aufzuzeigen wenn nötig gehört sicherlich dazu,Krankheit hin oder her.
Unterstützt euch gegenseitig und passe gut auf,schaue hin.
Nur durch gut Zureden hat noch kein pathologischer Spieler etwas verändert.

"Fallenlassen" ist manchmal die einzigste Lösung,um beiden eine Chance zu geben.
Doch bei weitem nicht das anzustrebende Ziel.
Sondern eher die Konsequenz,wenn man daran droht zu zerbrechen.

Früher hätte niemand überhaupt nur eine kleinste Chance gehabt mich vor meiner Sucht zu "beugen".
Ich fand immer einen Weg,immer eine unehrliche Lösung.
Dabei hatte ich nur "Glück" (Pech),dass niemand mich vor eine Konsequenz gestellt hatte.
Denn "Halbherzigkeiten" hielten mich noch nie von etwas ab.

Kopf hoch Lily,niemand wird schreiben,dass ein erfülltes Leben mit euch beiden nicht möglich wäre.
Alles andere als dies.

Danke  dass wir von Dir lesen dürfen.

Liebe Grüße,von ganzem Herzen             
                                 


 
  • IP logged
« Letzte Änderung: 15.05.2017 23:22:28 von Jacky1 »
 

a
  • ****
  • Senior-Mitglied
  • Beiträge: 698
  • Dankeschön: 506 mal
  • Sternchen: 30
  • Spielfrei seit Oktober 2012
  • Spender
Guten Morgen Lily,

herzlich Willkommen hier bei uns im Forum!

Gerne möchte auch ich dir ein paar Worte zu deinem Beitrag mit auf den Weg geben, da ich selbst vor Jahren durch meine Spielsucht schon mal fast meine Familie verloren hätte.
Erstaunlich rational liest sich dein Beitrag und lässt erkennen, dass du bereits Erfahrungen mit suchterkrankten Menschen gemacht hast. Wie MiLu es bereits geschildert hat, liegen die Karten in eurem Fall bereits weitestgehend offen auf dem Tisch. Man könnte auch sagen, seine Spielsucht hängt wie eine Gewitterwolke über eure Beziehung. Es hat bereits zu regnen angefangen und man hört den Donner schon beträchtlich nahe, wenngleich bisher der Blitz noch nicht eingeschlagen hat!
Zitat
Blenden wir die Sucht aus, ist er ein sehr liebenswürdiger Mensch und wir verstehen uns sehr gut.
Das ist bei den meisten von uns Spielern so, doch das reicht dann im Endeffekt trotzdem nicht für eine erfüllende Beziehung. Je länger er dem Glücksspiel frönt, desto weniger werdet ihr in Zukunft seine Sucht ausblenden können. Spielsucht und Partnerschaft passen nicht zusammen und sind im Grunde unvereinbar ohne dass der Partner extremst darunter leidet. Deine Angst, wieder in eine Co-Abhängigkeit hineinzurutschen sind weislich begründet, jedoch kannst du aus deinen bisherigen Erfahrungen heraus, die Situation recht gut einschätzen - das hilft!
Zitat
Wie kann ich ihm helfen, ohne dass ich ihm nicht die Türe vor der Nase zuknalle?
Das wichtigste ist, dass du dich zunächst um dich selbst sorgst. Lege dir einen Plan zurecht, eine Vorstellung, wie eure Zukunft aussehen könnte. Teile dich ihm mit, sprich über deine Ängste und Sorgen. Zeige ihm auf, was dich bedrückt und mache ihm unmissverständlich klar, dass du sein Zocken nicht weiter tolerieren kannst und auch nicht wirst. Stecke Grenzen und ziehe dann auch Konsequenzen, wenn diese zukünftig überschritten werden. Lege ihm nahe, sich Hilfe zu holen, um sein Problem anzugehen. (d.h. nicht, dass du ihm Termine bei der Suchtberatung ausmachst) du kannst ihn antriggern, etwas gegen die Sucht zu tun, MACHEN muss er es alleine. Wenn er selbst es nicht für nötig erachtet, sein Problem (sofern er es als Problem wahrnimmt) anzugehen, wird er sein Verhalten nicht ändern, egal zu wievielen Therapien er geht!
Zitat
Ich weiss aus Erfahrung, dass Suchtkranke lügen. Sie lügen vor allem sich selber was vor und auch ihren Mitmenschen.
Genau Lily, sei wachsam und halte deinen Augen stets offen. Es steht viel auf dem Spiel, es geht um deine Zukunft, um eure!
Wenn er bei seinen Spielgewohnheiten bleibt, hast du als letzten Schritt (den du dann auch machen musst) die Trennung, das sogenannte Fallenlassen, was manchmal auch zu einem Umdenken führt, jedoch auch nicht immer.
Versuche, ihn die Richtung zu zeigen, helfen kann allerdings nur er sich selbst!
Lily, verliere nicht die Hoffnung, es haben schon andere vor euch geschafft!
Danke, dass du dich hier mitgeteilt hast und hoffentlich weiter mitteilst.
aT
  • IP logged
Sag "JA" zum Leben!
 

 
Nach oben